Einzelbild herunterladen
 
Sonntag 2. Gktober 1927
Äusöer
Die§ilme öer Woche. Junkzauber. lPhoebus-Palasl.) D«r Conferencier Paul Morgan   betont in e,ner witzigen Ein- lsihxng, daß dieser Film kein« übliche Liebesgefchichte mit Harry Liedtk« bringt, fondecn neu« Bahnen einschlägt. Man wartet also gespannt auf das Neue, Revolutionierende, Filmumstürzende, man wartet bis zum Ende des Films und nichts Besonderes geschieht. Das Manuskript, von Jane Baß und Dr. OttavI verfaßt, zeigt Alfred Braun   in Großaufnahme, zeigt die technischen Einrichtungen der Berliner   Funkstunde, zeigt die Sprecher aller großen deutschen  Sender und dazu noch die Funktürm« von Witzleben und Königs- Wusterhausen  . Dazwischen wird eine Liebesgeschichte zart ange- deutet. Und auch ein Hochstapler tritt auf. Die Verbindung zwischen
technischen Einrichtungen zeigen läßt, außerdem aber auch in die Liebesaffäre oerwickelt ist. Die Handlung bleibt also durchaus kon- vsntionell, das Neue stellen allein die Aufnahmen aus dem Betrieb der Funkstund« dar. Hier klafft ein Bruch. Die Handlung ist ohne Rundsunkphotographien möglicl brauchen keine Handlung. Der auch keinen Ausgleich. Es sind
geboten worden, doch warum die verlorene Liebesmüh, wenn der Regisseur nicht die einzelnen Leistungen zu steigern versteht. Ein« einzige witzige Situation ist vorhanden, der Fünkenthusiost erblickt
zum erstenmal bei irgendeiner Gelegenheit Alfred Braun   und stellt fest, daß Alfred nur ein Mensch und kein Gott ist. Hier hat Oswald Einfälle. Er gibt die Ohren, die Haare, den Mund in Großauf-
nähme. Die» streift beinahe das Groteske, und vielleicht wäre der Film als Groteske interessant geworden. In der vorliegenden Form weiß er kaum zu fesseln. Viele Mängel sind aber vergessen, da Werner Krauß   die Hauptrolle spielt. Er gibt diesen Rundfunkenthusiasten als abseitigen Menschen, der sich wenig um die Welt tümniert; er bemnunt sich wie ein Kind, wenn er alles neugierig betastet und kein Verbot be- achtet. Mit trippelnden Schritten geht er unangefochten durch das Leben. Und am Ende, nachdem er feine Liebe begraben hat, er- schüttert er durch seinen beherrschten, schmerzlichen Blick. Der Erfolg des Film» ist nur Krauß zu danken. F. S.
,ver Kampf öes voaalS Westhof. Üfapalaft am Zoo. Ein Film, der den Namen eine» Regisseurs, der sonst nur guten Durchschnitt bedeutete, in helles Ltcht rückt. Dr. FritzWend» hausen hat au» dem nicht sonderlich tilmgeeigneten Romanstoff Felix Holländers«inen ausgezeichneten Film gemacht, voll Lebendig- teil und Tempo. Der Ansang freUich bleibt schwer. Die psycho- logisch« Basis de» Roman  » tonnte dem Film keinen Halt geben. Donald Westhof wird hier nur gezeigt als Junge in den Pubertäts  -
jähren mit der Empfindlichkeit und Reizbarkeit des erblich belasteten Neurasthenikers. Vielleicht wäre doch manches lebendiger, auf spätere Zusammenhänge stärker hindeutend geworden» wenn.Jmre Raday als Darsteller des Donald weniger farblos gewesen wäre. Um die Entwicklung dieses Knaben verständlich zu machen, der au» Menschlichteitsgefühlen, aufgepeitscht von der Erotik eines ersten Liebeserlebnisses, zum(scheinbaren) Mörder wird, um diesen Donald Westhof zu zeichnen, hätte der Darsteller in tausend Nüancen der Seele schillern müssen. Aber die Besetzung dieser Rolle war der einzige Fehlgriff des Regisseur». Der Mutter des Donald lieh Lina Lossen   ihre ge- haltene trauliche Zärtlichkeit; rührend und schön, ohne schrillen Ton, zeichnete Erna M o r e n a ihre Schwester Leni. Drei glänzend« Typen waren Paul Henckels   als verknöcherter, starrer und doch seiner inneren Einsamkeit bemitleidenswerter Profesior Westhof, Oskar Homolta als lebensgieriger Justizrat Lessing  , Hermann Balle ntin als alkoholseliger Schankwirt. Der Schieber Kuß  - maul wurde von Nikola Malikofs in Maske und Spiel etwas überbetont. Elizza la Porta als Weibchen, gedanken- und herz. los. war bemerkenswert gut, und auch Karin Evans  , die noch wenig«igen« Nüancen finbei, füllte ihre Roll« als Gegenspielerin des Helden finnvoll aus. Noch lobend zu nennen: Daleska Stock und Emilie Kur
Doch das wesentliche an diesem Film war, wie der Regisseur in dieser nicht übermäßig packenden Handlung die Situationen sil- misch entwickelt«, die Darsteller gegeneinander stellte, so daß, wenn
auch nicht das Ganze sonderlich interessierte, stets die Spannung von einem Bild zum nächsten geweckt wurde. Kaum je entstand eine matte oder gar tot« Stelle.. Unterstützt wurde die Arbeit des Rs- gisseurs von den hervorragenden photographischen Leistungen Kurt C o u r a n t s und Günther R i t t a u s, deren Arbeit den besten amerikanischen Filmaufnahmen ebenbürtig an die Seite gestellt zu werden oerdient._ T e s. »Sigamie. (Lebapalafk.) Früher schwärmte man im Film für den Gattenmordprozeß in Fortsetzungen voller Rührungen und Sensationen. Jetzt möchte man auf die Folgen der Gesetze aufmerksam machen. Das ist unbestreit- bar ein Fortschritt. Aber Max Glaß  ' Manusript läßt alles zu wün- schen übrig. Bei solchem Film muß man für Anschauungen ein- treten und man kann sie propagieren, wie man will. Man halte da- für werben können, die Eheschließungen zu erschweren, die Schei- düngen zu erleichtern oder man hätte den Rat erteilen sollen, sich überhaupt nicht um gesetzlichen Formelkram zu kümmern, aber man hätte nie und nimmer wie es im vorliegenden Falle geschah ein
Tänzerin, die in einem Vorstadt-Varietä auftrat. In dieser Handlung liegt schon ein Zwiespall, der für das Thema Bigamie gar nicht nötig ist. Wäre man nur von der Tatsache einer zerrütteten Eh« ausgegangen, wäre der Klempnermeister eine klarere Figur ge- worden. Die Künstlerin ist als Hausfrau unordentlich, sie macht dem Mann die Ehe zur Hölle und schließlich geht die ehemalige Tänzerin mit einem früheren Kollegen auf und davon. Das brave Bürger- mädel schafft dann im Hause des Klempnermeisters Ordnung. Als es sich Mutter fühlt, drängt es zur Ehe. Jedoch, eine Scheidung in Ab- Wesenheit des einen Teiles ist praktisch so gut wie unmöglich. Durch Fälschung bekommt der Mann einen Totenschein seiner Frau. Nun kann er die gewünschte Ehe schließen und es folgt ein glückliches Familienleben. Das wird von der �verstorbenen" Frau gestört, die vom Liebhaber verlassen, krank zurückkommt und ihr Recht verlangt. Des Kindes willen, das der Mann von der anderen Frau hat, begeht sie in einer Aufwallung von Rührung Selbstmord. Der Mann aber wird so was kommt im Film vor freigesprochen. Bei der Uraufführung weinten viele der zuschauenden Damen herzzerbre- chend, folglich verspricht der Film ein gutes Geschäft. Jaap Speyer   führte die Regie. Er führte den Film zu keinen Höhepunkten und brachte so vor allen Dingen Heinrich George   um seine Leistung als Klempnermeister, denn er mußte, dem Regisseur folgend, von vornherein seine Rolle viel zu schwer und vielversprechend anlegen. Ernst Verebes   sab man als Tänzer und als Liebhaber, er war recht gut, doch war seine Rolle mehr als bescheiden. Anita Dorris  , eine Neuerscheinung, gefiel allgemein als braves Mädel. Maria Jacobini  , als Darstellerin längst bekannt, wurde von Speyer   tatsächlich neu entdeckt. So gut hat man diese Schauspielerin wirklich noch nie gesehen. Erschütternd ist sie als heimkehrend« Irau, die durch alle Qualen eines leidvollen Lebens gejagt ist._ g. ,vb' immer Treu unü Nrölichteit.* (Gloriapalast.) In diesem Film produziert sich R e i n h o l d Schänzel als Regisseur, Hauptdarsteller und Manuskriptverfasier, das läßt von vornherein Mangel an Selbstkritik befürchten. Und es wird auch des Guten etwas zu viel getan, man sieht Reinhold Schänzel gar zu oft, womit natürlich nicht gesagt sein soll, daß er eine einzige Szene schlecht spielt. Das Manuskript, Alfred Schirokauer   zeichnet mit ver- antwortlich, ist zuwellen ohne jeden Zusammenhang, es zeigt peinlich deutlich, daß es nur geschrieben wurde, um Reinhold Schünzel   Spiel- gelegenheiten zu schassen. So sehen wir ihn vororst als Mädchen- liebling auf dem Rummelplatz. Dort bekommt er ein Karussell zur Hälft« geschenkt, er verkauft seinen Anteil, doch wird ihm das Geld in einer Bar gestohlen. Dann wird er von Herrn Rabach, der sein Geschäft an Herrn Meindel verkaufen will, für Herrn Meindel gehalten, von Herrn Meindel für Herrn Rabach, von Frau Rabach für einen Masseur und zum Schluß bekommt Reinhold.Schänzel 10000 M. und sein Mädel aus der Schießbude vom Rummelplatz. Schünzel   liebt ehrliche, komisch tragische Menschen. Dementsprechend
spielt er auch seinen Orje Puff. Um sich gegen den Star zu be- haupten, mußten all« übrigen Darsteller ihre Episodenrollen viel zu wichtig nehmen und sie in einer durchaus nicht wünschenswerten Aufdringlichkeit spielen. Wunderbar war Rosa V a l e t t i als Karussellbesitzerin Fedora Bratfisch, in deren Gesicht die Geschichte einer großen Vergangenheit steht. Doch, warum schenkt sie dem Orje
öeklage öes vorwärts
Duff zur Hälfte das Karussell? Tut sie es aus Geschäftsinteresse? Liebt sie ihn? Im Film wird's nicht geklärt. Lydia P otechina muß als Frau Rabach nur durch massive, nackte Körperlichkeit wirken. Diese Massierszenen sind ziemlich gewagt: obwohl sie viel belacht werden, sind sie jedoch durchaus nicht nach jedermanns Geschmack. Vor allen Dingen ist Lydia Potechina   zu schade für solche Wirkungen, denn diese Darstellerin kann doch spielen. Prächtig sind der Rummel- platz, das Barleben   und die Lichtreklame der Großstadt geschildert, aber die filmische Entdeckung oll' dieser fabelhaft wirkungsvollen glitzernden Herrlichkeiten geschah schon ein bißchen reichlich lange vor diesem Film._ e. b. »Oer goldene Abgrund.' (primuspalast.) Der Film beginnt dekorativ mit einem großen Schifssbrand. Zwei kleine Mädchen, Zwillingsschwestern, geraten bei diesem Un- glück auseinander. Die erste wird von einem frommen Mönch auf einer welt«ntlegcnen Südseeinsel erzogen, die andere entwickelt sich in Berlin   zu einer der sagenhaften, mondänen Frauen, um derent- willen sich Männer ruinieren oder ähnlichen Unfug betreiben. Dies ungefähr der Auftakt, und dann setzt eine fabelhaft« Kientoppiad« ein. Auf d«r Insel hat sich eine Räuberbande hauslich niederge- lassen, die von einer Frau kommandiert wird. Diese Frau reagiert hin und wieder ihre sadistischen Neigungen mit Hilfe einer Peitsche an dem geretteten kleinen Mädchen ab. Und in Europa   entdeckt ein unwahrscheinlich finsterer Mann mit dem beliebten hypnotischen Blick, daß ausgerechnet die kleine Insel im Weltmeer den Rest des sagenhaften Atlantis vorstellt. Mit geretteten Selbstmördern unt«r- nimmt er dorthin eine Expedition, und unter diesen Herren befindet sich ein irgendjemand, der... nein, es geht nicht mehr. Sämtliche Finger machen Ueberstunden, um die Handlung auseinanderzuhalten. Aber es geht nicht. Das ganz« Reservoir« der Kinospannungen wird geöffnet. Selbstmorde, Vulkanausbrüche, verborgene Schätze, Ueber- fälle, Morde. Giftschlangen, glückliches Ende, Wettrennen mit dem Tod« gehören zur Tagesordnung. Schließlich siegt natürlich das Gute in strahlender Großaufnahm«. Wenn man von jeder Wirklich-' keitsdarstellung absieht, dann ist dieser Film prachtvoll, mit Span- nung geladen, wild phantastisch, im anderen Falle bleibt er er- barmungswürdiger Kitsch. Der Standpunkt allein entscheidet. Der Regisseur Mario B o n n a r d hall die Dinge gut auseinander, ver- steht sich auf Spannung, Steigerung und wäre der richiige Mann, Kolpoctageromene zu verfilmen. Liane Haid   gibt die Doppelrolle. Sie ist als Naturkind überzuckert und als Mondäne beschränkt sie sich auf das übliche Schema. Werner-Kahle   macht in finstere Filmdämoni«, die anderen haben kein Gesicht, nur Hans A l b e r s ist von einer schon beinahe grotesken Blasiertheit. t.
, Sturmflut. (Emelkapalast.) Die Uraufführung dieses Films fand als Wohltätigkeitsoor- stellung zum Besten der Wohlfahvtseinrichtungen des Reichsver. bandes der Deutschen Presse statt. Die Erwartungen waren durch den festlichen Rahmen besonders hochgeschraubt; die Enttäuschung über diesen Film war um so bitterer. Damit zum Schluß auf der Leinwand sich zwei Li«b«spaare präsentieren, wurden durch heil- lose» Nichtkönnen Meer und Schiffahrt veralbert. Der Regisseur Willy R« i b e r führte oen Film von Katastrophe zu Katastrophe. Die Darsteller wurden hauptsächlich als Briefschneiber und Brief­empfänger beschäftigt. Das geschah aber nicht um des Filmes willen, sondern um die Filmtexte unterzubringen. Die waren allesamt auf «in ziemlich begriffsstutziges Publikum zugeschnitten. Wenn z. B. des Sturmes Allgewalt alles vernichtet, erscheint auf der Leinwand der Text.Orkan". Mitunter waren die Erklärungen durch Worte freilich recht angebracht, denn so erfuhr man wenigstens, daß die rivalisierenden Bräute in der Kirche beteten, da die Photographien die Annahme erweckten, die Frauen übten sich in der Darstellung der siamesischen Zwillinge. Wenn der Regisseur nicht weiter konnte und das kam leider sehr oft vor griff er zur Großaufnahme. Um aber durch Großaufnahmen zu wirken, müssen unbedingt Beleuchtung und Schminkkunst verstanden sein. Hier z. B. hatten die Schau- spieler dick« Augen, als ob sie wenig glimpflich an«inem Boxkampf teilgenommen hätten, und durch unglückliche Schatten wurden ihnen die Nasen abgefressen. Von den Schauspielern waren Dr. Man- n i n g und Karl P l a t e n sehr gut, ihnen konnten weder Re> gisieur noch Photogroph etwas anhaben. Harry Hardt   ver- sagte, auch der sympathische Oskar Marion   kam nicht zur Gel- tung; Dorothea Wieck   wirkte diesmal wie eine blutige An- fängerin, und Helen von Münchhofen   war nicht diskutabel. fl-
Der Kampf des Donald W esthof Ufa-Palast am Zoo
Stacheldraht
W«-Th«ter Kunürstendanun 26
Die Frau Im Schrank Mozartsaal
l I
Chang Ufa  -Pavillon
in allen UFA   THEATERN anläSlich des 80. Geburtstages .Unser MckspriMmt auitien Fi« I lla-C*
Ein Ufa-Film
Der Meister von Nürnberg üfa-THeater Alexanderplatz
S v e n g a 1 i Ufa  - Tbealer Friedrichstraße
Der Meister von Nürnberg UCt-Palwt
Üb immer Treu und Redlichkeit Gloria-Palast
Svengali Ufa-Theater Friedrichshain  
Die selige Excellenz Ufa  -Theater W einbergsweg
Die heilige Lüge Ufa  -Theater Weißensee
Die Vorbestraften Ufa-Theater Turmstraße