Nr. 46$ ♦ 44. Jahrgang 1 �5 dienstog, 4.<dktobrr 1427
feine firmen. Immer wieder Tchwindelgriindungen.
Eine groß« Zahl von Leidtragenden versammelte sich in Moabit , um als Zeugen in einem mehrtägigen Betrugsprozeh auf« zutreten. Es Handelt sich um Geschäftsleute, die von einer Schmin- delsirma gründlich hineingelegt worden waren.. Auch dieser Warenschwindelprozeh zeigte wieder dasselbe Bild, wie schon viele ähnliche Prozesse: Den unglaublichen Leichtsinn bei der Gewährung von Krediten an zweiselhast« Persönlichkeiten. Statt sich zuverlässige Auskünfte einzuholen, hatte sich die Mehr- zahl b*r Kreditgeber mit den fingierten Referenzen begnügt. Der yauptongetlagte, ein Kaufmann Otto K l o h, hatte seine Skat- freunde benutzt, um günstige Auskünfte über sich zu erteilen. Kloß batte früher in Homburg unter der Firma.Hartier u. Klotz" ein Import- und Exportgeschäft betrieben, das aber 1324 zusammen- gebrochen war. Nach Leistung des Ofsenbarungseides war Klotz nach Berlin gekommen und batte zusammen mit seinem früheren Angestellten Wilhelm Witkowski in einem möblierten Zimmer in der Maucrstratze unter der Firma.Witkowski" ein neues„Export- geschäft" gegründet. Auf den pompösen Briefbogen war eine Zweignied« rlag« in BuenosAires angegeben. Es wurden nun Waren der verschiedensten Art bestem. Als Siehe- rungsbürgschaft oerpfändete Kloß seinen„Grundbesitz ", der in Wirklichkeit in einer baufälligen Baracke in einer p o m» merschen Klein st adt bestand. Ein Teil der Waren wurde in Mittelomerika verschoben, ein Teil konnte noch in Hamburg für die Gläubiger gerettet werden. Als das Schwindelgebäude zu- lammenzubrechen drohte, schrieb Witkowski einen Brief an Klotz, dah er hinter desien Rücken unredlich gehandelt habe und nun sein Bergehen durch Selbstmord sühnen wolle. Der Brief war fingiert, und Witkowskl wurde, ehe er über die Grenze kommen tonnte,
festgenommen. Der angerichtete Schaden b«lief sich auf übei 30 300 M. Immerhin kamen die Angeklagten ziemlich milde davon. Das Schöffengericht Berlin-Mitt« verurteilde Witkowski zu 7 Monaten und Klotz zu 10 Monaten Gefängnis. Leichtgläubige Geschäftsleute. Unter der wohlklingenden Firma„Berliner Derlriebs- stelle für Kommunal- und Beamtenbedarf" gründeten im Februar 1926 drei unternehmend« Männer namens Hans S e ck e l s o H n. Max Koh n und Johann G n e u tz in der Friedrich- stratze S8 ein Geschäft, das alles kaufte und verkaufte, was nurzu haben war. Es bestand ganze vier Wochen, dann lösten die Inhaber den Betneb aus und verschwanden. Die kurze Zeit hatte aber genügt. 15 Firmen um 36000 bi» 40000 Mark zu schädigen. Die ausgegebenen Wechsel tonnten nicht eingelöst werden, weil kein Aussteller mehr zu finden war. Zur Deckung der Schecks war kein Pfennig vochanden. Erst jetzt nach Jahr und Tag wurde Seckelsohn festgenommen. Er hatte sich bisher in Belgien aufgehalten, verschajte sich dort einen Patz auf den Namen eines Simon Blecher, der russischer Staat»- angehöviger fein sollte, kehrt« mit ihm vor vier Wochen nach Berlin zurück, nahm in der Pestalozzistraße 60 Wohnung und ließ sich auf den Namen Blecher auch polizeilich melden. Seine Hoffnung aber, dah er hiermit auch weiter durchkommen werde, trog thn. Beamte der Dienststelle V 1, die die alte Firma und ihre Inhaber nicht ver- gessen hatten, entlarvten den angeblichen Russen als Herrn Seckel- söhn und nahmen ihn fest. Seine beiden Helfershelfer sind noch flüchtig.
das ängstliche ßmanzamt. ES vermutete einen zweiten Fall Hackbusch. Wegen der Bedrohung eines Finanzamtes hott« sich unter der Anklage der Beamtennötigung nach§ 114 de» StGB, der Vermittler B. vor dem Schöffengericht Mitte zu verantworten. Gegen die Anklage verteidigte sich der Angeklagte damit, daß er durch die ungewöhnliche Härte und Ungerechti gleit feine» Finanzamtes in große Erbitterung und Erregung versetzt worden sei. Er sei 42 Jahr« alt und Kriegs- beschädigter. Durch«in« beginnende Tuberkulose habe er im Jahre 1326 sein Geschäst kaum noch wahrnehmen können und nichts ver- dient. Trotzdem habe«r einen Steuerbescheid bekommen, daß er für 1326 noch 500 Mark nochzuzahlen und für das lausend« Jahr 700 Mark Steuern zahlen müsse. Hiergegen habe er Beschwerde eingelegt und bis zur Erledigung der erbetenen Noch- Prüfung um Stundung gebeten. Cr habe aber kurzwig den Bescheid bekommen, daß er zahlen müsse, und dem Mahnzettel seien auch die erheblichen Zuschläge zugefügt worden. Zufällig habe er an demselben Tag« eine Zeitungsnotiz zu Gesicht bekommen, daß die nachträglich« Buchprüfung des Falles Hackbusch ergeben habe, daß der Kaufmann Hackbusch zu unrecht von der Steuerbehörde drangsaliert worden sei, und daß die Steuerbescheid« gegen ihn aufgehoben worden feien (BetannUick, hatte Hackbusch seinen Sohn vor den Augen der Finanz- beamten auf dem Finanzamt in Neukölln erschosien.) Der Angeklagte hatte diesen Zeitungsausschnitt einem Schreiben beigefügt, in dem er bei seinem Finanzamt anfragt«, ob e»„durch die angedrohte Psän- dung ein Interesse Hab«, einen ähnlichen Fall Hockbusch zu erleben". Der Angeklagt« bestritt vor Gericht, wie es dos Finanzamt in seiner Strafanzeige angenommen hatte, ein Revolver- ottentat geplant zu haben. Das Schöffengericht sprach den Angeklagten auf Kosten der Staatskasie frei. Aus dem Brief gehe nicht hervor, daß er durch eine Bloßstellung oder«inen Gewalt- akt das Finanzami in eine unangenehme Lage bringen wollte. Wenn er beispielsweise stillschweigend au» Verzweiflung aus dem Leben
geschieden wäre, würde niemand dem Finanzamt die Schuld an dem Selbstmord beigemessen hoben. Eine Drohung, Beamt« de» Finanzamtes zu erschießen, sei aus dem Brief nicht ohne weitercs zu entnehmen. Der neue Droschkentarif. Beschlüsse der städtischen Deputation für Verkehrs- Wesen. Die Deputation für Verkehrswesen behandelte gestern unter anderem die neue Stratzenvertehrsordnung und setzte einen besonderen Unterausschutz hierfür ein. Ferner wurde die vorgeschlagene Aenderung des Drofchtentarif, er- örtert. Grundsätzlich wurde den Lorschlägen der vom Polizei- Präsidium einberufenen Fachkommission zugestimmt, jedoch mit der Maßgabe, dotz die Gewichtsgrenze für Kleindroschken von 1150 Kilogramm in Fortfall kommt. Danach soll nunmehr der bestehende Großtarif aufgehoben werden. Der Mitteltarif bleibt bei der Neuregelung für all« Droschkenfahrten mit mehr als zwei Fahrgästen unverändert. Der K l e i n t a r i f wird bi Zukunft nur für Droschken mit höchsten» zwei Personen Geltung haben. Für eine Person besteht der bisherige Klein. tarif weiter, während er für zwei Personen«in« Verteuerung von etwa 25 Prozent mit sich bringt. Endlich stimmte die Verkehrsdeputotion dem Vorschlage der Verkehrsgesellschaften auf Einführung ein«, Uebergangsfahr» schein es von 30 Pf. zum Netze der Stadt» und Ring- b a h n am 1. Januar 1328 zu. Hierüber berichtet« Stadtrat Reuter. Di« Reichsbahn wird damit zum ersten Male an das Berliner Verkehrsnetz angeschlossen werden. Es ist zu wünschen, daß ein solcher Uebergangsoertehr später noch weitere Ausdehnung erfährt. Angestrebt werden mutz«in Uebergang der Zeitkarten.
Eine paraöe der Vergangenheit. Sonntag sah der Reichspräsident die Zukunft Deutschlands : die Schuljugend grüßte ihn mit den Liedern verfolgter, aus allen deutschen Fürstentümern verjagter Demokraten und Kämpfer für Schworzrotgold, mit den Weisen, die uns ein Uhland, ein Matz- mann, ein Hoffmann von Fallersleben beschert haben Was zu Kaiser, Königen und Großherzögen hält, das zeigte sich g e st e r n im Stadion: Der Kysfhäuserbund paradierte vor Herrn von Hindenburg . Die Buntheit der Uniformen war so grotz, dah man an den Ausverkauf von Maskenoerleihanstalten glauben mutzt«. Ganze Mottenkisten schienen entleert zu sein. Was du vorgeführt wurde, war ein Theaterzug, hatte mit Tradition nichts mehr zu tun und stand dem Wesen des wahren Frontkämpfers, der fünfzig Monate lang im Graben gelegen hat, vollkommen fern. Wenn der Reichspräsident der deutschen Republik an dieser Deran- staltung teilnahm, dann darf man ihm das persönlich aus Grund seiner Vergangenheit vielleicht nicht übel nehmen, mutz aber gleichwohl sagen, daß es besser gewesen wäre, wenn er dem Kyfs- Häuserbunde allenfalls Dank und Grutz schriftlich übermittelt hätte. der Veranstaltung selbst ober, noch dazu in der Uniform eines königlich preußischen Generalseldmarschalls, der er gewesen ist, nicht beigewohnt hätte. Doch ein deutscher Gzeanflug. Norderney — Azoren . Norderney , Z. Oktober. Das dreimoiorige Zunker». Flugzeug O 1ZZ0 ist um 18.15 Uhr bei 14 Sekundeumcier Windstärke glatt im Secflnghafen Norderuey gelandet. Es verlautet, daß das Flugzeug am Dienstag bei Morgengrauen den Flug nach den Azoren antreten soll. Gegen das Reichsschulgesetz! Der Bezirk Wilmersdorf gab im Restaurant„Bikiorio- garten" einen„Republikanischen Abend". Diese Abende sollen vor allen Dingen der politischen Verständigung der republi- tonischen Volksmassen über die wichtigsten Fragen der Gegenwart»- Politik dienen, und so bildet« als gegenwärtig wohl aktuellste Frage das Reichsschulgesetz das Thema des Abends. Genosse Heinrich Schulz zeigte deutlich das eng« Verhältnis auf, das schon zwischen Schule. Kirche und Staatssvrm bestand. Waren zu Luthers Zeiten die Schulen die Waffenschmieden der Reformation und noch ganz in den Händen der streitenden Kirchen, so übernahm sinngemäß im aufstrebenden Militärstaat der Korporal die Stelle des Erziehers. Di« Kriegs, wie die monarchistische Propaganda hatte ihren besten Wurzelboden Im Unterricht der Volksschule, und erst mit dem Herauf- kommen des Liberalismus und der Sozialdemokratie gelang es, diese Fesieln der Schule etwas zu lösen. Welchen Wert der Einfluß auf die Schüfe noch heute für das Zentrum repräsentiert, ersieht man daran, daß ohne die Zustimmung der beiden Koalitionsparteien zu dem sogenannten Weimarer Schulkompromiß, dos die Bekenninis- schul« der Gemeinschaftsschule gleichwertig machte, die Unterschrift des Zentrums zum Verfailler Frieden kaum erreicht werden konnte. Der Keudellsche Entwurf geht aber viel weiter. Er macht die Be- kenntnisschule zur Regel und die religionsfrei« Schule zur Aus- nahm«. Aber nicht nur, daß an der allgemeinen Volksschule der konfessionelle Religionsunterricht obligatorisch wird: Auch der übrige Unterricht soll„vom Geist des Bekenntnisses" getragen fein, auch in allen anderen Lehrfächern werden gesonderte Lehrbücher erfordert, und als„Aufsichtspersonen", die über diesen Geist zu wachen haben, werden die Geistlichen der Bekenntnisse in den Schulvorstand beordert. So soll unter dem Regime Keudell die Schule wieder der Kirche ausgeliefert werden, und so soll eines der wichtigsten Errungenschaften der Berfasiung sabotiert werden: Die frei« Schule. Die gutbesuchte Versammlung folgte den Worten des Refe- renten mit größter Aufmerksamkeit: Gegner meldeten sich nicht zum Wort und dieser erste„Republikanische Abend" war ein schöner Erfolg der SPD . Wilmersdorfs.
Leruent.' ZRoman von Fjodor Gladtow. Warum diese bleierne Stille? Warum zwitschert die. Luft, warum kriecht Hühnergeschrei durch die„Gemütliche Kolonie"? Kein Werk— sondern schmelzende Eisschollen, und die Schlote sind blau wie Glaszylinder. Auf ihren Soitzen ist kein Ruß: die Gebirgswinde haben thn herunteraefegt und ' auf einem ist der Blitzableiter abgerissen.— Durch den Sturm ... durch den Rost... durch Menschenhände? Niemals hat es hier nach Mist gerochen, und nun blühte zusammen mit dem Gras, das den Berg herunterkroch. in Fäulnis scharfer Mist.» In diesem Gebäudekomplex, der knapp unter dem Berge steht, ist die Schlosserei. Riesengroße Fenster glühten sonst in dieser Stunde unter den Sonnenstrahlen, mit ihren un- zähligen Fensterscheiben, und jetzt versinkt schwarze Leere in den zerschlagenen Scheiben. Und die Stadt, hinter der Bucht, auf dem Hügel— ist auch eine andere: grau ist sie geworden, rnit Staub und Schimmel bedeckt, fast dem Bergabhange gleich. Keine Stadt mehr, ein verlassener Steinbruch. ... Genosse Gljeb... die Türe zum leeren Zimmer, die Dascha offen gelassen hatte... das erloschene, vergessene Wert. Er war Arbeiter des Wertes. Wurde Kriegskom- missar eines Regiments. Held der roten Fahne.... Der Hahn kam zum Zaun gelaufen, warf seinen Kopf in die Höhe, schaute ihn mit einem Auge bös und menschen- scheu an:„Wer ist denn dies?..." Und die Ziegen zwinkerten neugierig mit ihren Schlangenaugen und flüsterten mit ihren Mädchenlippen unhörbaren Unsinn. «Sch— sch— niederträchtiges Biest! Ich knall' dich über den Haufen, du verfluchtes.. 2. Sorgen. Don der Gasse, aus dem offenen Fenster der Kaserne gegenüber, tönt erstickt betrunkenes Schreien. Der Böttcher Sawtschuk donnert mit seinem Baß, und seine Frau Motja kreischt hysterisch wie eine Henne. Gljeb warf seine Siebensachen an den Zaun und ging in Sawtschuts Wohnung. Die Wände des Zimmers waren
verrußt. Auf dem Boden durcheinander geworfen Stühle und Kleider. Eine blecherne Teekanne lag traurig auf der Seste. Und überall, wie weiße Flammen, verstreutes Mehl. Mit der Sonne in den Augen tonnte er die Menschen nicht gleich erkennen, sah nur schmutzige, im Krampf verzerrte Körper sich herumwälzen. Er schaute schärfer hin,... ja. sie sind es, die Saw» tschuks, sein Hemd ist in Fetzen, und sein Rücken von den Unterhosen bis zum Hals wie ein Rad verbogen, und die Rippen unter der Haut treten wie Reifen hervor. Motjas Rock war bis zum Bauch heraufgerutscht und die Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg. Gljeb packte Sawtschuk unter den Armen und preßte seine Rippen fest zusammen. Die Knochen im Rücken, an den Schulterblättern, krachten. „Menjch, bist du ganz verrückt geworden? Du Kerl! Ruh dich doch aus! Stell dich doch auf deine Beine!.. Sawtschuts Muskeln zitterten. Mit den Fingern kratzte er die Luft, daß die Gelenke krachten. Motja hatte vergessen, daß ihre Beine bis zu den Hüsten nackt waren. Sie stützte sich auf eine Hand, und mit der anderen wehrte sie sich und wollte mit weitaufgerissenem Munde laut aufschrein— und konnte nicht. „Sawtschuk. halt dich doch gerade. Verfluchter!... Sei nicht wie ein Vieh!.,." Gljeb preßte Sawtschuk wieder zusammen, daß seine Knochen krachten, und nagelte ihn auf den Boden, so daß er wankend auf seinen schwieligen Fersen stand. „Gleich bekommst du ein Kopfstück, Teufel! Bist oerrückt geworden, du Klotz? Steh auf. Motja!... Hat er dir die Knochen durchgeknetet? Sei jetzt lustiger. Schäm dich nicht ... kannst so bleiben." Und Gljeb lachte ihnen zu, wie es nur alte Freunde tun. Motja kreischte wie ein schamhaftes Mädchen auf. zupfte am Rock, versteckte ihre Beine unter ihrem Kleid und rollte sich wie ein Jgelchen zusammen— wurde klein, erschrocken, tot. Verkroch sich in die Ecke und weinte. Mit blutunterlaufenen Augen sah Sawtschuk Gljeb an. Erkannte ihn nicht. Drehte sich weg. Sagte dann dumpf und gequält mit einem Rülpsen:„Der Teufel hat dich in dieser Stunde hergeschickt, Kerl... Mach, daß du weiter- kommst, bevor ich dir den Schädel einhau«... marsch!" Gljeb lachte sie wieder wie ein alter Freunh an.„Saw- tschuks Freund! Ich komme als Gast zu dir, wirst mich doch nicht rausschmeißen, Genosse. Wieviele Jahre haben wir
> zusammen unsere Buckel hier in dieser Hölle krumm gebogen! ... Was für ein toller Hund hat dich gebissen, Böttcher?.. Sawtschuk glotzte Gljeb wieder mit Stieraugen an, stampfte mit seinem schmutzigen Fuß auf den Boden und hob oie Arme. Die Fetzen schlotterten um ihn, wie um eine Vogelscheuche. Das war kein Hemd, das waren Lumpen, und die Muskeln zitterten unter der Haut wie straffgespannte Seile. «Ha. du Teufelsseele... Gljeb... Du mein Bruder Tschumalow!... Was für ein Satan hat dich aus der Hölle gerissen?... Kerl... Gljeb!... Schau mich nur an, meine gemeine Fratze!... Ja, schau und hau mich über meinen unflätigen Bauch...." Und er umarmte Gljeb, schweißtriefend und schmierig, wie er war. „Motjka, steh auf! Schüttele dich zurecht, ich bin jetzt in dieser Stunde schwach und friedlich. Laß das für ein andermal. Ich will mich zu ihm setzen, zu dieser Teufelsseele, zu Gljeb. Werde mich ausweinen, mich aufrsitteln in meinen Cingeweiden... steh auf, Motjka, komm her... Friede! Umarm Gljeb, unseren Freund— Genossen.... Alles andere nächstes Mal!..." Und Haar und Bart des Böttchers, wie Eichenholzspäne anzuschauen, standen in Büscheln zu Berge. Motja, zusammengekauert wie ein Igelchen, weinte, zupfte an ihrem Kleid und zog es verschämt über die Füße. Und auch ihr lachte Gljeb wie ein alter lustiger Freund zu.«Motja, Sawtschuk hat dich nicht besiegt. Schluß! Du bist eine freie Frau und kämpfst wie ein Tier für dein Weiberrecht. Schluß, und fang wieder von vorn an." Und es war, als ob er mit diesen Worten Motjas nacktes Herz getroffen hätte. Wie ein Eidechschen glitt sie auf den Knien zu Gljeb hin und ihre Augen bohrten sich wie Feuer- spirale in ihn. „Pack dich weg und misch dich nicht hinein. Aus dem Hals wachst ihr einem heraus, ihr verfluchten Mannsbilder, ihr Schinder!" Sie kroch bis zu den Sonnenflecken auf dem Boden und erglühte wie Feuer in den blauen Streifen des Lichtes, in dem regenbogenfarbenen Staube. Ihre Haare ringelten sich in Büscheln und fielen auf ihre nackten Schultern, die durch die zerrissene Jacke hcryorlugten. „Ich werde nicht weggehen, Motja: ich will euer Gast sein. Bewirte mich doch mit Kuchen. Braten, mit Tee und Zucker... hast doch alles, hamsterst doch." (Fortsetzung folgt.)