sein, die gerade mit modernen Auffassungen eher zu begrün-| den ist als die norddeutsche Einfügung dieses Unterrichtes in den staatlichen Betrieb. In Baden gibt die Kirche die Lehrpläne für den Religionsunterricht, sie beaufsichtigt ihn, sie läßt ihn durch Geistliche und Lehrer erteilen, wobei aber fein Lehrer zur Erteilung gezwungen werden kann. Tatsache ist, daß der Staat wie Kirche, Lehrer und Geistliche mit dieser Regelung zufrieden sind. Eine große Reihe von technischen Schwierigkeiten sind dadurch ausgeschaltet. Wenn also die badische Regierung auch in dieser Frage einstimmig
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heimer Rundgebung vom Februar 1927 den gleichen Willen befundet: man darf also sagen, daß in der Stellungnahme der Regierung auch mit zum Ausdruck kommt, daß nur durch den Einfluß der badischen Sozialdemokratie in Regierung, Landtag und im Bolt es überhaupt möglich ist, die einheitliche simultane Volksschule in Baden zu erhalten. Hoffen wir, daß auch der Reichstag , in dessen Hand legten Endes die Entscheidung liegt, den Willen des badischen Boltes achtet!
Die aufgelöste Olympia.
,, Die Form haben die Hunde zerschlagen.**
... den Geist tonnten sie aber nicht töten!" So schrieb ein Mitglied der verbotenen ,, Olympia " an seinen Gesinnungsgenoffen. Die Hunde" das waren die republikanischen Behörden; der Geift" war der des Putschismus, der monarchistischen Restauration...
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potiert, so hat sie hier nicht nur die Kirchen, sondern auch die Keine Gratulationen der Locarno- Mächte. äßlich eines Zuſammenstoßes zwischen Kommunisten und Rechts
Lehrerschaft hinter sich.
Und damit sind wir schon in die politisch fritische Betrachtung der Stellungnahme der Regierung eingetreten. Im Zentrum dürfte man erkannt haben, daß in Baden mit der Propagierung der Konfessionsschule feine großen Ernten einzuheimsen sind. Vor allem aber hat man erfreulicherweise diese Frage unter allgemeinpolitischen Gefichtspunkten betrachtet. Schon vor einigen Wochen konnte man in dem führenden Zentrumsblatt lesen, daß das grundsäglich Bessere nicht unter allen Umständen in der Praris des Lebens das Bessere ist". Und in seiner Nr. 270 vom Sonntag, dem 2. Oftober, schreibt nun der Badische Beob achter" dazu:
„ Auch die badische Regierung mußte den§ 174 der Reichsverfassung beachten, dessen Sinn der ist, daß in Simultanländern, wie Baden , Konfeffionsschulen nicht ausgeschlossen werden dürfen. Indem man in der badischen Regierung in dieser Beziehung sich streng an die Berfaffung hielt, und sich damit auf den Standpunkt stellt, daß Baden bezüglich der Einführung der Bekenntnisschule keine Ausnahme gegenüber dem übrigen Reich für fich fordern dürfe, hat man freilich für die Bragis zugleich von dem Recht Gebrauch gemacht, die Betenntnisschule nur unter den obengenannten Erschwerungen zuzufassen. Das mag von unserem Standpunkt aus unerfreulich sein; das Recht, folche Erschwerungen zu verlangen, läßt sich aber verfassungsrechtlich
nicht bestreiten."
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Und dann kommt noch ein drittes für das Zentrum: das ist die besondere parteipolitische Seite dieser Frage. Der Badische Beobachter" knüpft nämlich an seine Betrachtung folgende Säße an, die an sich nicht dazustehen brauchten, die aber im Zusammenhang mit der Heidelberger Konferenz Dr. Births und der anderen Borgänge im Zentrum besonders interessant flingen:
Es bedarf also zur Wahrung des Schulfriedens nicht der abwegigen Politit, wie sie der Altreichskanzler Dr. Wirth bezüglich des Reichschulgesetzes bisher empfehlen zu sollen glaubte. Politische Klugheit hat in Baden einen gangbaren Weg der Verständigung gefunden, ohne daß Grundsätze preisgegeben werden mußten. Wir haben von Anfang an empfohlen, den Reichsschulgefehentwurf nicht sowohl als undiskutierbar zu befämpfen, als ihn als brauchbare Grundlage für weitere Berhandlungen anzusehen. Auch Dr. Wirth hätte besser daran getan, sich von vornherein auf diesen Standpunkt zu stellen; aber es soll uns freuen, wenn er jetzt dahin zurückkehrt, von wo er einst ausgegangen ist. Wir hoffen, daß er unseren Standpunkt heute wieder teilt, insbesondere, nachdem er sieht, daß der Weg des Zentrums in Baden zu einer annehmbaren Verständigung auch nach links geführt hat."
Damit ist ein politischer Wink hinausgegeben, den man nicht übersehen sollte. har que
Daß wir Sozialdemokraten felbstverständlich ebenso wie das Zentrum in dieser Stellungnahme der badi schen Regierung nicht der Weisheit legten Schluß sehen, braucht gar nicht besonders betont zu werden. Aber die badische Sozialdemokratie hat ja schon auf dem Offen burger Parteitag 1922 sich in der Richtung eingestellt, daß die Simultanschule zu erhalten ist, sie hat um der Einheitlichkeit des Schulwesens willen im Landtag sich für die Erhaltung der Simultanschule eingefeßt, sie hat auf dem Kieler Parteitag 1927 in dieser Richtung sich bewegt, die sozialdemokratischen Lehrer haben in ihrer Mann
Das heldische Telephon.
Bon Hermann Schützinger.
Eine Folge der Tannenberg- Rede.
Mit Ausnahme des Präsidenten Coolidge haben nur die Staatsoberhaupter der mittleren und fleineren Mächte den Reichspräsidenten von Hindenburg zu seinem 80. Geburtstage persönlich beglückDie Locarno Staatsoberhäupter der wünscht.
Mächte, also Englands, Frankreichs , Italiens , Belgiens , Polens und der Tschechoslowakei , haben sich hingegen nicht gemeldet. Der einzige Glückwunsch, der von dieser Seite dargebracht wurde, bestand in dem gemeinsamen Glückwunsch des in Berlin akkreditierten diplomatischen Korps, den der päpstliche Nuntius Pacelli überbrachte. Die ,, Frankfurter Zeitung " teilt hierzu mit, daß die Regierungen der Locarno - Mächte bereits unter sich vereinbart hatten, ihre Staatsoberhäupter zu einer besonders herzlichen persönlichen Beglüdwünschung Hindenburgs zu veranlassen. Infolge der Tannenberg- Rede sei jedoch dieser Plan wieder aufgegeben und umgefehrt ein völliges Stillschweigen beschlossen worden. Die Darstellung der Frankfurter Zeitung " entspricht, wie wir beſtätigen können, durchaus den Tatsachen. Das demokratische Blatt kritisiert diese vereinbarte Haltung als einen Verstoß gegen die inter. nationalen Gepflogenheiten. Auch wir registrieren mit Bedauern diese Tatsache als einen weiteren Beweis jener Berichtech terung der außenpolitischen Atmosphäre, die feit dem Regierungsantritt des Bürgerblocks immer deutlicher in die Erscheinung getreten ist.
Zweierlei Maß bei der Amnestie. Rechtsradikale werden amnestiert Linksradikale auf Probezeit entlassen.
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Stuttgart , 4. Oktober. ( Eigenbericht.)
Die aus Anlaß von Hindenburgs 80. Geburtstag in Württem berg erlassene Amnestie ist sehr dürftig ausgefallen. Es wurden nach amtlicher Mitteilung 67 Strafgefangene entlaffen und 229 weitere Berurteilte mit Gnadenerweisen" bedacht. Wie sich jekt herausgestellt hat, sind zahlreiche wegen leichterer politischer Bergehen Berurteilte von der Amnestie unberührt geblieben. Bier Kommunisten, die seit Dezember 1923 bzw. März 1924 in Haft sind und von denen drei zu je 6 Jahren, einer zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt wurden, also den größten Teil ihrer Strafe schon hinter fich haben, wurden entlassen, jedoch im Gegensatz zu zahlreichen Rechts putschisten nicht amnestiert. Sie erhielten nur be. dingte Strafunterbrechung mit Probezeit bis zum 1. Ottober 1930". Es heißt in der ihnen mitgegebenen Belehrung für bedingt Begnadigte":
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,, Wer solchen Strafaufschub erhält, wird damit noch nicht von der Strafe befreit; vielmehr wird ihm durch Bewilligung einer Probezeit erst die Gelegenheit gegeben, sich einer fünftigen Begnadigung würdig zu zeigen."
Man hat es also auch bei dieser Amnestie nicht unterlaffen fönnen, zweierlei Maß anzuwenden, und den für die Republik viel gefährlicheren Rechtsradikalismus in unbegründeter Weise zu begünstigen.
Die Flimmerfifte der Reichswehr . Die Untersuchung des Spar. fommissars Dr. Sämisch über die Zusammenhänge amischen Reichswehrministerium und Phobus . Film- 2.- G. ist abgeschlossen. Das Ergebnis dürfte nach einer Berständigung mit dem Reichsfinanzminister in nächster Zeit der Deffentlichkeit unterbreitet werden. Es wird auch langsam 3eit!
,, Joffre ! Joffre! Sind Sie nicht mehr da? Das ist ja un erhört, einfach feine Antwort zu geben!" Seine Stimme zittert. Die Telephonistin ist starr vor Schreck.
Unterdessen hört man im Hauptquartier immer noch reden. Gallieni hört offenbar die Stimme des Stabes und schweigt. Plötz
Tannenbergfeiern zelebriert, um triegerische Heroen noch bei Leb- lich erscheint Soffre wieder am Apparat und sagt, wie wenn er
Nicht allein bei uns werden heldische Geburtstage gefestet und zeiten nach Walhall zu befördern und mit dem Weihrauch strategischer Gottähnlichkeit zu bemedeln. Auch in Frankreich versteht man dieses Geschäft sehr wohl und holt sich den Anlaß zu immer neuen Apotheosen meist aus Deutschland heran. So hat bekanntlich der deutsche Stabsarzt Rochs in einer tiefgründigen Broschüre den schlagenden Beweis erbracht, daß der deutsche Rückschlag an der Marne lediglich dem gesundheitlichen Klaps etlicher Militärs, der Arteriosikerose bzw. der Nerven- und Willensschwäche des Generals v. Moltke, des Generals v. Bülow, des Oberst Löwenstein und des Oberst Henzsch zu danken sei.
Prompt haft der General Nudant im„ Temps" hier ein und
fonstatiert:
Das stimmt! Eure Leute sind armselige Schwächlinge gegen unseren Joffre und unseren Gallieni gewesen! Das waren noch Kerle! Nerven wie Eisenstricke! Während Gallieni in Paris saß und Joffre an der oberen Seine im Hauptquartier, besprachen fie ganz gemütlich, wie wenn es sich um die banalste Geschichte gehandelt hätte, die große, sieghafte Operation der Marneschlacht!
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Und zum Beweis dafür zitiert er den Telephoninspektor des Pariser Fernamts Gutenberg; der hat das sieghafte Gespräch mit angehört und weiß heute nach 13 Jahren noch jede Silbe haargenau: Gallieni :„ Sind Sie's, Joffre?" Joffre: Jawohl, ich bin's!" Gallieni : Ich höre eben, daß die Deutschen auf Meaug marschieren!"
Gallieni: Was machen Sie? Schlagen Sie eine Schlacht? Geben Sie acht! Jetzt ist der Zeitpunkt zum schlagen da!" Joffre antwortet nicht. Gallieni sezt ihm weiter zu. Der Ton feiner Stimme wechselt. Er wird erregt, fast zornig.
Gallieni : Was zögern Sie noch? Was überlegen Sie noch? Jetzt ist der Augenblick da! Jetzt oder nie! Ich greife an!" Joffre scheint immer noch nachzudenken. Er antwortet zögernd: ,, Warten Sie!"
wüßte, daß sein Kontrahent noch am Telephon hängt: ,, Jawohl. Ich schlage die Schlacht!"
Gallieni wird ganz ruhig: Ganz bestimmt?" Joffre: Jawohl!"
Gallieni: Gut so. Ich greife an!" Aus!
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Das Gespräch, das natürlich gar nichts Neues oder Außer ordentliches befagt, sondern nur beweisen soll, welch vorzügliche Nerven der alte Marschall Joffre gehabt habe, läuft nun seit Wochen durch die ganze französische Tagespresse und wird mal von General Nudant, mal von General Gouraud mit einer Liebe wiedererzählt, die zeigt, wie sich ein ganzes Bolf in eine mehr oder minder historische Episode sei es nun der Marneschlacht oder von Tannenberg vergaffen kann! Früher hat man Federbüsche von berühmten Generalen, den Rock des alten Frizz oder den Degen Napoleons aufbewahrt, heut zutage werden sogar Trompeten und Eisenbahnwagen glorifiziert. Den Eisenbahnwagen, in dem Erzberger den Waffenstillstand unterzeichnen mußte, haben sie schon zweimal zwischen Paris und dem Wald von Compiègne hin und her geschoben, dem Hornisten Sellier, der den Frieden bei Arras ,, ausblies", haben sie fürzlich die Trom pete genommen, und so wird jetzt nichts anderes übrig bleiben, als daß man den Telephonkasten im Fernamt Gutenberg heilig spricht! Hoffentlich spricht sich das nicht in Deutschland herum. Sonst erleben wir noch was!
Goethes Ahnenbilder wieder in Frankfurt . Die berühmten Ahnenbilder der Frau Rat Goethe find nach langer Abwesenheit wieder nach Frankfurt am Main zurückgefehrt. Sie galten bisher für die deutsche Goethe- Forschung als verloren. Die Bilder ver erbten sich als Familienaut von Generation auf Generation, und famen vom Großvater Goethes, dem Schultheißen Lertor, in die Friedricht Tertor. Der Sohn dieses Textor nahm fie 1884 mit auf Hände des Bruders der Frau Rat, dem Schöffen Johann Wilhelm fein Landgut Ballanza am Lago Maggiore Dort verstarb er als legter Träger dieses berühmten Frankfurter Namens während des Weltkrieges. Die italienische Regierung beschlagnahmte das Befiztum Tertors und stellte die Bilder unter Sequester. Die Billa Tertors wurde von der Stadtgemeinde Ballanza angekauft, die fle dem in Ballanza geborenen General Cadorna zum Geschent machte. Nach langjährigen schwierigen Verhandlungen ist es dem Freten deutschen Hochstift in Frankfurt am Main gelungen, von der Reine Antwort. Er geht wieder weg. Fünf Minuten später reichen und die wertvolle Bilderreihe zur Ueberführung nach Frank italienischen Regierung die Aufhebung der Beschlagnahme zu eraufs neue: furt frei zu bekommen.
Eine Gesprächspause tritt ein. Aus dem Hauptquartier" hört man ein Stimmengewirr, das ununterbrochen weiterdröhnt. Zehn Minuten verstreichen( 2 Uhr 20 nachts). Plöglich erscheint Gallieni wieder am Apparat und rust:
Es handelt sich hierbei um einen Brief, der gestern in der Gerichtssigung der Großen Straffammer am Landgericht II in der Berufungsfache gegen die Olympia verlesen wurde. Angerichteten am Steinplay fand man bei einem verhafteten rechtsradifalen Jüngling ein Mitgliederverzeichnis. Die Polizeibehörde nahm an, daß hier die Fortsegung der aufgelösten Olympiagruppe Nr. 14 in Frage komme. Die im Verzeichnis aufgezählten Mitglieder der Gruppe Kameradschaftliche Bereinigung" so nannte fie fich wurden auf Grund des Republikschutzgesetzes zur Das Gericht erster Instanz sprach die Berantwortung gezogen. 13 Angeklagten frei. Der Staatsanwalt hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt. Die Große Straffammer aber verwarf gestern die Berufung des Staatsanwalts und sprach auch ihrerseits die Angeflagten frei.
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In der Urteilsbegründung hieß es unter anderem, es sei nicht erwiesen, daß die Kameradschaftliche Bereinigung“ eine Fortfegung der Olympia vorgestellt habe.
Als Beweis dafür, daß die neue Vereinigung die Republik nicht bekämpfe, führte der Vorsitzende, Landgerichtsrat Krüger, den 11mstand an, daß einer der früheren Olympiamitglieder an seinen Organisationskollegen einen Brief gerichtet habe, dem das Rundschreiben ihres Führers Meiding beigelegt war; es hieß da:„ Weitere Rommentare bedarf das Rundschreiben nicht." Aus diesem Brief könne man zwar den Eindruck gewinnen, daß die Kameradschaftliche Vereinigung" eine Fortsetzung der Olympia sei. Ein anderer Brief jedoch behaupte direkt, daß die„ Kameradschaftliche Vereinigung feine Fortsetzung der alten Olympia vorstelle. Dies ist der gleiche Brief, in dem der famose Satz zu lesen war:„ Die Form haben ja die Hunde zerschlagen fönnen, den Geist fonnten fie aber nicht töten." Ein befferer Beweis dafür, daß es sich nicht um eine vertappte Olympiaorganisation handie, ſt allerdings nicht denkbar.
Die Mitglieder der Kameradschaftlichen Vereinigung" durften gestern erhobenen Hauptes den Gerichtssaal verlassen. Ihr Geist lebt, ihre Form ist vom Gericht gesetzlich anerkannt worden.
Protest gegen Schacht.
Stadtparlament gegen Anleihebeschränkung.
Frankfurt a. M., 4. Oftober.( Eigenbericht.) sämtlichen Parteien mit Ausnahme der Kommunisten und der WirtDie Stadtverordnetenversammlung hat am Dienstag eine von schaftspartei eingebrachte Resolution angenommen, in der gegen die Behandlung der Frankfurter Auslandsanleihe durch die Berliner Beratungsstelle protestiert wird. Trotzdem das Reichsfinanzministerium die sechsprozentige 60- millionen- Anleihe der Stadt Frankfurt , die in Amerita unter außerordentlich günstigen Bedingungen aufgenommen werden kann, genehmigt hat, macht die Berliner Beratungsstelle auf Betreiben des Reichsbantpräsidenten Dr. Schacht Schwierigkeiten. Die Frankfurter Stadtverordneten protestieren deshalb gegen diese unverständliche Kreditbehinderung, die den Kredit der deutschen Großstädte auf das schwerste schädigen muß. Sie verlangen vom Reichsfabinett eine flore Stellungnahme, die den großen wirtschaftlichen Intereffen der Gemeinden Rechnung trägt.
In der gleichen Sigung wurde die Neuwahl von drei be. foldeten Stadträten vorgenommen. Es wurden gewählt: Stadtrat Dr. Michel, Frankfurt a. M., Sozialdemokrat; Oberschulrat Dr. Möller, Berlin , Demokrat, und Dr. Bollmar, Solingen , Zentrum.
Frau Pangalos hat sich der Athener Polizei gestellt und ist mit anderen Putschverdächtigen ins Gefängnis gebracht worden.
Helsinki , im Herbst. Finnland ist ein Bühnenparadies: Man findet auf den Brettern und im Zuschauerraum echte Theaterfreude. Das Gute wird, auch vom allereinfachsten Landpublikum, instinktiv gewählt. Die Gesell schaft ist nicht so gespalten, nicht so tapitalisiert und nicht fo
proletarisiert wie bei uns. Daher ist ihr der Weg zur Kunst auch wirtschaftlich erleichtert. Der Bühnenquerschnitt ist hervorragend. Finnland hat nur eine große Stadt, Helsinki( Helsingfors), aber allein zehn sehr ansehnliche finnische Stadttheater im Lande und drei Schwedenbühnen Außerdem befizzt es über 200 Arbeitertheater, beffen Spielgrundlage ein höchft literarisches Repertoire ist. das fich bühnen sind sämtlich Dilettantentheater; nur einige von ihnen haben in nichts von dem der Bürgerbühnen unterscheidet Diese Arbeiterein paar Berufsschauspieler in ihren begeisterten Reihen. Gespielt wird meistens in den Boltshäusern der einzelnen Orte. Eine Kartenvertriebsorganisation nach dem Muster des deutschen Volksbühnenverbandes ist hier fremd, aber finanziell leiht die in Finnland sehr mächtige Sozialdemokratische Partei ihre Unterstützung. Auf der anderen Seite ist auch kein Vergleich möglich mit den zahllosen deutschen lächerlich herumbilettierenden bürgerlichen Theater- ,, Klubs". Die Finnen sind von Natur aus begabt; der Ehrgeiz, aus dem Kunstals in unseren faltgrauen Städten. fönnen gleich einen Hauptberuf zu machen, ist in der Natur seltener
Es geht hier den Leuten wirtschaftlich besser als bei uns. Aber Verständnis für die Probleme der Zeit ist vorhanden: Toller, Keifer, die anderen alle würden zufrieden sein, wenn sie sähen, wie sie hier auf Arbeiter und Berufsbühnen gespielt werden. Im übrigen findet man hier alles, was sonst mit Erfolg über die europäischen Bühnen gegangen ist. Soeben hat das schwedische Theater Hasenclevers fich u. a. für den Winter Zweig- Ben Jonsons ,, Bolpone" und Werfels Bessere Herren"( mittelmäßig) herausgebracht, das Nationaltheater Baulus unter den Juden" gesichert.
Ob die finnischen Stücke gut sind, ist schwer zu sagen, da ja faum etwas davon ins Deutsche übersetzt wird( während Ada Norra in Berlin alles Wichtige aus dem Deutschen ins Finnische überträgt), und vom bloßen Sehen her man natürlich nicht urteilen fann. Immerhin scheint es als ob nur die etwas tragische Tatsache, in feiner Weltsprache verfaßt zu sein, die Stücke von Rivimas und Lauri Haarls hindert, so bekannt zu werden, wie sie es vielleicht verdienen. Gottgetreu.
Arvi
sich in schwierigen Verhältnissen befindlichen Witwe Dstar Sauers Das Deutsche Theater und seine Mitglieder veranstalten zugunsten der eine Schauspielervorstellung von Troilus und Cressida. Der Erlös wird vollständig Frau Dstar Sauer überwiesen, da sowohl das Deutsche Theater seine Räume, wie die Schauspieler ibre Sträfte unent geltlich zur Verfügung stellen. Die Vorstellung findet Sonnabend, Karten find an der Staffe des Deutschen Theaters und bei der Genossenben 8. Oftober, 4,12 Uhr nachts, im Deutschen Theater statt. fchaft erhältlich.
Berliner Bewegungschöre Laban. Unter persönlicher Mitarbeit Rudolf von Laban& wollen die von Martin Gleisner geleiteten neu schulung den Gedanken des Laientanzes im Bewegungschor in breitere gegründeten Berliner Bewegungshöre Laban" neben tänzerischer Körper Kreise tragen. Auskunft in der Uebungsstätte, Elsaffer Str. 26.