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Nr. 47d» 44.Iahrgoag

I. Seilage des vorwärts

Mkttrssch, 5. Oktober 1427

Der Prozeß gegen v. �fllvensleben. Berechtigte Interessen bei»? Stahlhelmsiihrer!

Im Prozeß gegen den Rittergutsbesitzer v. Alvensleben wegen Beleidigung der Fürstenwalder Polizei legte der Angeklagte dem Nebenkläger Polizeikommissar H ö p f n e r«ine Reihe von Aeußerungen zur Last, die seine mangelnde Objektivität gegenüber den Rechtsparteien beweisen sollten. Der Polizeikommissar erwiderte, daß, wenn die Arensdorser damals nicht«n das kritische Fürstenwalde gekommen wären, auch nichts passiert wäre. R.-A. Bloch:Ist es richtig, daß Sie die schwarzweißrote Fahne als ontirepublikanisch bezeichnet haben?" ch ö p f n e r:Damals, am 18. Oktober 1923 möglicherweise." Ein damals durch Steinwürfe verletzter Zeuge bekundete, er habe Höpfner seine Wunde am Hinterkopf gezeigt, aber der Kommissar habe nur erwidert,das gehe ihn gar nichts an.er solle doch zu Hause bleiben, und wenn er nicht den Mund halle, werde er ihn festnehmen." Vors.:fjerr Höpfner. ist es möglich, daß Sie das gesagt haben?" Höpfner:Vielleicht habe ich in der Erregung gesagt, er solle ein andermal zu Hause bleiben, aber die anderen Aeußerungen habe ich nicht getan, so weit ich mich erinnere." Der Zeuge Stell- macher erklärte dann noch, daß der Regierungsvizepräsident Dr. Hermann, wie der Landrat und der Bürgermeister in Fürstenwalde die Entfernung der schwarzweißroten Fahne im Ok- tober 1923 als eine unzweckmäßige und überflüssige Maßnahme bc- zeichnet hatten. Der AusdruckPslichtwidrigkeit" sei allerdings nicht gefallen. Weiterhin habe Innenminister Grzesinsri in der Antwort auf die Beschwerde ausgeführt, daß der Polizeikommisiar in Fürsten - walde die Räumung des Lokals zwar in bester Absicht angeordnet habe, dabei aber über dos Ziel hinausgeschossen sei, weswegen ihm auf dem Dienstwege das Erforderliche eröffnet worden wäre. In den ersten Nachmittaasstunden waren dann die telephonisch als Zeugen geladenen Polizeibeamten in Seelow ein- getroffen. Kriminalsekretär B r ö f r o ck, der damals den Kom- missar dauernd begleitet hotte, erklärte, daß die Polizei ab- solut ordnungsmäßig und unparteiisch vorgegangen sei. Davon, daß dem Zahnarzt Dr. Falk mit der Verhaftung gedroht worden sei, könne keine Rede sein. Dem Stahlhelm sei beim verlassen des Lokals jeder Schutz zugesichert worden. und die Polizei habe auch durch Zurückdrängen der Kommunisten dafür gesorgt, daß sich die Abfahrt der Stahlhelmer ohne Zwischen- fälle vollzogen habe. Später hätten die Kommunisten neue Angriffe

versucht, seien aber von der Polizei jiofort zurückgedrängt worden. Aus der anderen Seite muß man berücksichtigen, daß die Stahl- helmer fortwähre nd mit dicken Stöcken in den Saal einmarschierten, während die Kommunisten keine bei sich trugen." Der Vertreter der Anklage kam auf Grund der Beweisaufnahme zu der Feststellung, es handele sich bei dem Vorwurf des Angeklagten gegen den Polizeikommissar um eine schwere Beleidigung, die um so mehr ins Gewicht falle, als gerade in der heutigen Zeit die Polizei eine außerordentlich schwere Aufgabe habe. Dem Angeklagten seien allerdings wegen der Erregung, in der er sich befand, mildernde Umstände zuzubilligen, aus der anderen Seite komme wegen seiner Vermögenslage als Besitzer des Lehnautes Arensdorf von 1800 Morgen nur eine empfindliche Geldstrafe in Frage. Er beantragte eine Geldstrafe von 800 M. Der Verteidiger des Angeklagten wandte sich gegen Hopf- ner, der die schwarzweißrote Fahne, die an Hindcnburgs Geburtstag in Berlin mit 70 Proz. weit in der Mehrheit gewesen sei(l). als anti» republikanisch bezeichnet habe. Der letzte Kommandeur des in Fürsten » walde liegenden Rsichswchr-Reiterregiments habe in mehreren Briefen an Herr» v. Alvensleben schwere Anklage gegen die Polizei, insbesondere gegen den Polizeikommisiar Höpfner gerichtet, aber schließlich sei höpfner eine Frucht des Parlamenlarismu». Er habe als Polizeikommisiar nicht anders handeln dürfen, denn schließlich könne auch sein Vorgesetzter, Innenmini st er Grzesinski, nur durch die Parteibrill« sehen. Nach kurzer Beratung erging dos Urteil dahin, daß der An- geklagte wegen Beleidigung zu einer Geld st rase von 1 0 0 M a r k und zu den Kosten des Verfahrens verurteilt wurde. In der Begründung führte der Vorsitzende aus, daß der Angeklagte alsKreisleiterdesStahlhelmsansichzu einer Kritik der Polizei berechtigt war, daß also aus diesem Grunde üble Nachrede nicht in Frage komme. Was die Frage betrifft, ob er bei der Wahrung berechtigter Interessen die Grenzeüberschrittenhabe.so sei dies hinsichtlich des Vor- wurfs, daß die PolizeiAusführungsorgan der Kommunisten" ge- wesen sei, zu verneinen, denn der Angeklagte Hab« an das parteiische Verhalten der Fürstenwaldcr Po- lizei geglaubt. Dagegen habe er diese Grenze überschritten mit dem Ausdruckrüpelhaftes Benehmen". Hier habe er sich der Be- leidigung schuldig gemacht.

Gattenmorö aus Eifersucht. Der Täter stellt sich selbst. Ein Gattenmord rief gestern nachmittag die Mordkommission nach Pankow . In der KolonieDaheim" bewohnt der 37 Jahr« alte Arbeiter Paul Rieger eine Laub« zusammen mit seiner sechs Jahre älteren Frau Helene geb. Müller. Frau Rieger, die schon einmal verheiratet war, halte aus erster Ehe drei Kinder, und aus der mit Rieger einen jetzt sechsjährigen Knaben. Rieger lernte seine Frau kennen, als er vor 11 Iahren in Gardel «gen als Soldat stand. Später ist das Paar nach Berlin übergesiedelt, und Rieger hatte lohnende Arbeit gefunden. Bald nach der Geburt des jüngsten Kindes trübte sich das Verhältnis der Ehegatten. Di« Frau äußerte wiederholt die Absicht, Mann und Kinder zu verlassen utch einem anderen zu folgen. E» gelang Rieger aber immer wieder, sie zum Bleiben zu bewegen. Nach einem gemeinsamen Kinobesuch am Montag abend war es zwischen den Eheleuten wieder zu einem heftigen Zank ge- kommen. Man übernachtete bei Bekannten in Berlin und fuhr erst am Dienstag früh nach der Laub« hinaus. Im Lauf« des Nach- mittags erklärte die Frau wiederum, daß ihre Neigung zu dem anderen so stark sei, daß nichts sie zum Bleiben bewegen könne. In einem W u t a n f a l l packte der Ehemann sie mit beiden Händen am Hälfe, würgte sie und warf sie zu Boden. Jetzt erkannt« er,

I daß sie tot war. Er trug die Leiche in das Bett und steckte in die über der Brust gesalleten'Händ« einen Zettel mit den Worten:I ch tat es aus Liebe zu dir! Tausend Grüße mit ins Grab! Hierauf rief er feine Kinder zusammen und bracht« sie zu einem befreundeten Gastwirt in der Nähe, dem er auch den Sachverhalt mitteilte. Ehe die Mordkommisiion noch am Tatort erscheinen konnte, hatte sich Rieger selbst auf dem 5. Polizeirevier in der Brunnen- stroße 28 zur Verfügung gestellt. Eine Besichtigung des Tatortes ergab, daß die Darstellung Rie- gers in den wichtigsten Punkten zutrisst. Im Polizeipräsidium wurden durch die Kommissare Johannes Müller und Rasiow Rieger und einige Zeugen einem Verhör unterzogen. Rieger wird morgen dem Untersuchungerichtsr vorgeführt werden. Opfer des Asahrdamines. Am Wismorplatz in Lichtenberg ereignete sich gestern ein folgenschwerer Unfall. Der S8jährigi Schuhmacher T. aus der Fifcherstroß« zu Lichtenberg befand sich mit seinem Rade, auf dem noch sein sechsjähriges Kind Erna saß, auf dem Nachhauseweg. Beim Ucberholen eines Mehlwagens kam T. zu Fall. Während er selbst init geringen Verletzungen davonkam, geriet das Kind unter die Räder des Wagens. In schwerverletztem Zu- stände wurde das Mädchen zur nächsten Rettungsstelle gebracht, wo der Arzt jedoch nur noch den inzwischen eingetretenen Tod fest-

stellen konnte. Der Vater konnte nach Anlegung von Notverbänden in seine Wohnung entlassen werden. Der zweite tödlich verlausene Unfall trug sich gegen 18 Uhr vor dem Hause Admiralstraße21 zu. Hier geriet der Löjährige Telcgraphenarbeiter Willi R e s ch k e aus der H e r m a n n st r. 4 8 zu Neukölln mit seinem Rade unter ein Geschäftsauto. Er trug so schwere innere Perletzungen davon, daß der T o d« i n t r o t. nach bevor der von der nächsten Rettungs- stelle alarmierte Arzt erschienen war. Die Leiche wurde polizeilich beschlagnahmt und in das Schauhans gebracht.

die Tragö'üie im Zrifeurlaöen. Kolb zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Das Schwurgericht III verurteilte den Friseur Joseph Kolb, der in der Nacht zum 7. Februar d. I. seine Braut, Frau Hosf- mann, mit einem Strick erdrosieit hatte, wegen Totschlags zu 5 Jahren Gefängnis unter Anrechnung von 7 Monaten Untersuchungshaft. Dem Angeklagten wurden zwar mildernde Um- stände zugebilligt, so daß cr nicht, wie der Staatsanwalt gefordert hatte, ins Zuchthaus kam, jedoch hielt das Schwurgericht der schweren Bluttat wegen eine hohe Gefängnisstrafe für notwendig. Das Gericht ist somit weder dem Staatsanwalt gefolgt, der unter Bersagung mildernder Umstände wegen Totschlages gegen den Angeklagten acht Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust be- antragt hatte, noch den Ausführungen des Rechtsanwalts Dr. Aron, der für einen Freispruch plädiert halte. Der Verteidiger fußte da- bei auf dem Gutachten de» Professors Strauch: der Angeklagte fei als nervöser Schwächling zu bezeichnen, sagte dieser, der in keiner Weise der herschsüchtigen und zänkischen Frau Hofsmann gewachsen war. Immer wieder von ihr gereizt, geriet er schließlich in einen Zustand, in dem sich der angehäuftf« Zorn explosivartig Luft schaffen mußte. Die Entscheidung darüber, ob der Affekt die Grenze des Normalen überschritten habe und schon als krankhaft zu bezeichnen ist, liege beim Gericht. Das Gericht konnte sich aber nicht dazu entschließen, den Angeklagten für unzurechnungsfähig zu erklären. Eine ge­wiss« Rolle mag dabei der Umstand gespielt haben, daß der An- geklagte e» für nötig gefunden hatte, die von seinem Würgen be- wuhtlos daliegende Frau noch mit einer Wäschelein« zu erdrosseln. Zwar waren die Sachverständigen der Meinung, daß er diese Mani- pulationen an einer bereits Toten vorgenommen habe, aber das Gericht war trotzdem der Ansicht, daß die Handlung des An- geklagten darauf hinweise, daß er nicht in einem pathologischen Affekt seine Tat begangen habe. Psychologisch ist der Fall in- sofern von Interesse, als es sich hier um einen Mann handelt, der in ein« Art sexueller Hörigkeit zu einer Frau geraten war, die ihm in jeder Beziehung überletzen war. In den Briefen, die er in seiner Erregung an die Hossmann gerichtet hatte, schrieb er immer wieder, daß sie ihn zur Verzweiflung bringe und daß es am besten wäre, wenn sie sich von«inander trennten. Wie er aber nicht den Mut hall«, diese Briefe abzuschicken, so fand er auch nicht den Mut, sich von der Hoffmann zu trennen und, nachdem er s i e getötet hatte, selbst aus dem Leben zu scheiden. Einefeine" Dienstherrschaft. Ueber die grob« Mißhandlung einer Haus- angestellten durch ihre Dienstherrschaft berichten uns Leser desP o r w ä r t s" aus Neukölln. In der Ncuterstraßs 07 wohnt der Besitzer einer Pfandleihe, der eine Hausangestellte be- schäftigt. Gestern mittag hörten Hausbewohner aus der Wohnung des L. laut« Hilferufe. Aus den Nachbarhäusern eilten Leute her- b«i, die bis in ihre Wohnungen die Hilferufe vernommen hatten. Di« Hausbewohner benachrichtigten die Polizei. Inzwischen wurde die Tür zur Wohnung des Pfandleihe- besttzers geöffnet und die Hausangestellte auf den Flur gestoßen. Unter großen Schmerzen erzählte das Mädchen den Hausbewohnern, daß es nach dem Auslande auswandern und daher feine Stellung kündigen wollt«. Bei dieser Kündigung kam es zu Streitigkeiten, in deren Verlauf die Frau auf das Mädchen ein- schlug. Später holte die Frau aus den über der Wohnung liegen- den Bureauräumen Ihren Mann. Das Mädchen wollte die Woh- nung ocrlasien, wurde aber in diesem Augenblick vondemMann

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�Zement. Sftoman von Fjodor Gladtoro.

Gljeb lachte, spielte mit Motja, fing ihre Hände und setzte sich neckend ihren Schlägen aus. Motja, denk doch daran, was für ein Prachtmädel du warft! Ich wollte dich heiraten, aber Sawtfchuk hat dich mir weggeschnappt, der verfluchte Böttcher/' Sawtschut brüllte und knirschte mit den Zähnen.Das lst keine Frau das ist eine Kröte. Wenn du mein Freund bist, dann erschieß sie mit deinem Maschinengewehr.... Warum habe ich kein Leben mehr, und sie. sie hat ihr Leben in den Hamstersack gesteckt! Warum quält sie mich mit dem Haus und mit allen möglichen lumpigen Sorgen, wenn ich kein Haus habe und meine Hände nicht einmal der Teufel braucht.... Kein Leben, Gljeb... ich leb nicht mehr. Genosse... und das Werk lebt auch nicht mehr, verfluchte Hunde!..." Motja stand auf und war plötzlich ganz verändert: eine andere Motja. eine gequälte, geschlagene, kranke.Ja. Sawtfchuk, schau nur her: eingetrocknet sind meine Kräfte ... ich bin so zerschunden... Hab ich denn nicht unser ganzes Nest ausgeraubt, bin ich denn nicht svlitternackt wie eine Bettlerin geblieben, um ein Säckchen Mehl zu ergattern. Ich werde bald mein ganzes Schamgefühl in der Sonne verbrennen, nackt dastehen... ich hatte doch Kinder, und ich war«ine reiche, gute Mutter... wo find sie, Gljeb?... Warum bin ich nicht mehr Mutter? Ich will ein Nest... will Küchlein, wie eine Henne.... Aber sie sind alle zu- grundeaegangen.... Warum bin ich eine?... Daß meine Augen mir verbrennen, Gljeb!" Motjas Wangen und Lippen zitterten, und sie schaute ihn mit vor Tränen trüben Augen an und zupfte ihren Rock über ihre Knie und zupfte an ihrer Jacke, daß sie krachte. Und Motja war nicht die alte, gequält war sie und bös --. und in ihren heruntergezogenen Mundwinkeln und in ihren von Schmerz verbrannten Augen loderte ein neues Fieber, eine noch unbekannte K Gljeb erinnerte sich noch ihrer in der Mitte der schreienden Brut ihrer kleinen Kinder. an der Brust, an den Rockschößen: erinnerte sich, wie sie mit ihnen Haschen spielte. Und sie war unter ihnen wie eine geschäftige, gackernde Bruthenne, und in ihren Augen war stille Lust und opferfreudiges Entsagen einer Mutter. Sawtfchuk hob voller Wut einen Stuhl vom Boden und schleuderte ihn weg. Setzte sich dann, wie ein dampfendes

Tier, und schlug mit der Faust auf den Tisch.Daß euch der Teufel.... Weit haben wir'» gebracht... Leute, Gljeb, Bruderherz!... Ich krepiere.... Leere und Grabesstille um mich... ich sterbe an meiner Kraft, Gljeb.... Ich berste vor Kraft... doch bange ist mir, Gljeb.... Sag, warum ist mir bange? Nicht vor dem Tode ist mir bange: ich bin blind gegen den Tod, für mich gibt es keinen Tod. Bor der Oede ist es mir bange und vor dem verwilderten Werk hier. Wohin soll ich mit meinen Kräften, wenn Fried- Hof um mich ist und Oede? Schau, dort ist es.... Kein Werk, sondern ein Schutthaufen, ein Ziegennest.... Es ist nicht mehr da... und was ist dann mit mir, Gljeb?" Motja schaute durch die düsteren Tränen ihrer gequälten Augen auf ihn, und in ihrem Gesicht sah Gljeb die qualvolle Liebe zu ihrem Mann. Nun. zieh dich doch an, du Büffel... schämst dich nicht, schaust wie ein Landstreicher aus. Und deine Fratze, deine verfluchte, verdrückte.... Meine ist geschlagen deine vom Teufel versaut... Und in diesem, aus der Seele kommenden Schrei Motjas war keine Bosheit mehr, sie wollte nur bös erscheinen, aber in ihrer Stimme zitterte ein Kosen. Gljeb lachte auf.Komisch seid ihr. Kinder!.. Motja, komm her... will dich umarmen, Frau!" Sawtfchuk hob Motja auf seine Arme wie ein kleines Mädchen und setzte sie neben sich nieder. Die rauchlosen Spitzen der Schlot« glitzerten in der Ferne wie durchsichtige, leere Gläser, und auf den von blauschwarzem Gesträuch zottigen Rippen der Berge hingen am rostigen Bremsberg wie tote Schildkröten die Urnen der kleinen Lauf- körbe. Das Werk.... Was war es, und wie schaut es jetzt aus, Freund Gljeb? Erinnere dich nur, wie in der Böttcherei die Sägen wie junge Mädchen im Frühling sangen... ach, lieber Genosse!... Ich bin doch hier aus dem Ei gekrochen ... Hab ja kein anderes Leben gekannt. Kein Leben gekannt ohne diese Hölle...." Nach dem Lärm des Werkes sehnte sich Sawtschuk, beweinte das Grab der vergangenen Arbeit, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Und in seinem Grämen um das Feuergeheul der Maschinen glich er einem Blinden, hatte dasselbe tränendurchtränkte Lächeln und denselben hoch- erhobenen Kopf. Neben ihm stand Motja, und sie war ebenso wie er blind und tränenüberströmt. Eine Mutter, in ihrer Liebe zu ihrem Neste, ihrer Böglein beraubt.

Sawtschuk, schlag mich doch.... Ich tu doch alles fürs Haus, Sawtschuk.... Nun sorge du aber auch für deine Höhle.... Nun, schlag doch, Sawtschuk!" Motja, du willst, daß ich dasselbe mache wie die anderen? Feuerzeuge? Oder daß ich heimlich Blechvlunder für die Bauern löte?... Warst du es nicht, die mit Lumpen und altem Plunder nach den Kosakensiedlungen und Dörfern gegangen ist, du strolchender, verprügelter 5)und?" Blut schoß in seine Fäuste und er knirschte mit den Zähnen. Und Motja stand und sprach wie aus dem Traum:Wir hatten ein so reiches Nest, Sawtschuk.... Und unsere Kinder waren so liebe, kleine Vögelchen.... Waren dein und mein Blut.... Wollen wir ein neues Nest bauen, Sawtschuk!... Ich kann nicht, kann nicht, Sawtschuk! Ich werde auf die Landstraße gehen und fremde, heimatlose Kinder auflesen...." Und so standen sie, von einer Seite Motja, von der anderen Gljeb. Gljeb war in Unruhe geraten, legte seine Hand auf Sawtschuks Schulter. Höre du, aller Genosse Sawtschuk, als Kinder schon sind wir hier zusammen zur Arbeit gegangen. Und war Motja denn nicht unsere Freundin? Du saßest hier wie eine Eule und hast nachts Elend und Jammer herbeigskrächzt, und ich habe mit den Feinden gekämpft und mein Blut vergossen. ... Und nun bin ich zurückgekommen.... Ich habe kein Nest mehr, und auch das Werk ist tot.... Motja ist ein gutes Weib.... Wollen wir unsere Kräfte sammeln, Saw- tschuk.... Wir sind geschlagen, aber wir haben auch gelernt. zurückzuschlagen.... Wir haben es gut erlernt, in drei Teufels Namen.... Gib deine Pfote, dummer Böttcher----" Sawtschuk schaute ihn mit irrem Blick an, drehte den Kopf, verstand nicht, was Gljeb zu ihm sagte: durch blutigen Dunst sah er ihn an. Motja lehnte sich an Gljeb, umfaßte seinen Hals, schämte sich nicht.... Gljeb. liebster... Sawtschuk ist gut.. er ist nur vor lauter Kraft toll geworden... Gljeb... aber Sawtschuk ist gut... ach, Gljeb, ich brauche nichts, wenn ich nur Mutter wäre.... Was für ein Los, Gljeb, was für ein Los!" Liebkos ihn nicht. Motja, als wärst du seine Braut! Er ist noch nicht dein Kavalier!.. Gljeb spielte fröhlich mit Motjas Hand und lachte. Komisch seid ihr, Kinder!..." T (Fortsetzung folgt.)