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veutfihnationaler �rbeiterfang. Hoffnung auf die Splitterarbeit der Kommunisten. DieT ö r l i tz e r V o l k s z e i t u n g" veröffentlicht einen vertraulichen Rundbrief des Deutschnationalen 2l r b e i t e r b u n d e s, der über die Taktik der Deutschnatio- nalen bei dem kommenden Reichstagswahlen Auf- fchluß gibt. Trotz aller fchwarzweihroten Fanfaren sieht man dem Wahltag mit mancherlei Beklemmungen entgegen. In der deutschnationalen Parteileitung ist man sich seiner Sünden bewußt. Man rechnet damit, daß ein Teil des Bürgertums abfallen und in das Lager der Aufwertler und der Mittelstandsparteien übergehen wird. Unter diesen Umständen wird der Deutschnationalen Partei, so folgert der Rundbrief, das Wettrennen mit dem gefährlichsten und aus- sichtsreichsten Gegner, der Sozialdemokratie, nur glücken, wenn es gelingt, an die Arbeitermassen heranzukommen: will die Dllvp. dennoch ihr Ziel erreichen, will sie gestärkt aus dem nächsten Wahlkamps hervorgehen, dann muß sie ihren Zuwachs da suchen, wo er allein noch zu finden ist. dann muh sie das Riesen- reservotr der deutschen Arbeiterschaft auszuschöpfen versuchen. Das bedeutet aber: Kampf mit der Sozialdemokratie auf der ganzen Linie, und zwar nicht Kampf um dieses oder jenes politische, kulturelle oder sonstige Ziel, sondern Kampf ausschließlich und allein um die Seele des Arbeiters, allein um die lebendige Masse der Hand- arbeitenden Bevölkerung. Dabei brauchen andere Arbeitsgebiete nicht vernachlässigt zu werden, aber alles andere ist nicht entscheidend, von entscheidender Bedeutimg ist allein dieser Kampf. Die letzte Berufszählung zeigt uns, daß in Deutschland etwa Ig Proz. Selbständige in Industrie, Gewerbe, Handel, Landwirt- schast und in den freien Berufen vorhanden sind, daß etwa 70 Proz. der Erwerbstätigen auf die Arbeitnehmerschaft entfallen. Diese eine Zahl zeigt: Gelingt es der Sozialdemokratie, die Arbeitnehmerschoft unter ihrer Fahne zu vereinigen, dann hat sie nicht nur wir leben in der Zeit des allgemeinen, gleichen Wahl- rechts! überall eine Mehrheit, nein, die anderen 30 Proz. wären nicht einmal in der Lag«, auch nur ein verfaffungs- änderndes Gesetz zu verhindern, selbst solche Gesetze würde eine einheitliche Arbeilnehmerpartel jederzeit durchsehen können. Wie hofft die Deutschnationale Partei nun ihr Ziel zu erreichen? Der Rundbrief spricht es aus. Die Deutsch - nationalen haben zwei heimliche Bundesgenossen. Der eine ist der reaktionäre Flügel im Zentrum: Das Zentrum hat noch verhällnismäßig große Masten Arbeiter- wähler. wacht das Zentrum entschlossen bis zur Reichstogswahl feine Politik mit der Rechten, dann wird ein heftiger Kampf mit der Sozialdemokratie nicht ausbleiben. Dieser allmählich entbrennende Kampf wird das Zentrum stärken, wird ihm die L o s l ö s u n g seiner Avbeiterwähler von der Sozialdemokratie gestatten, wird auch die christlichen Gewerkschaften in einen stärkeren Gegensatz zur Sozialdemokratie und zum ADGB. bringen und damit reinigend wirken. Die stärkste Hoffnung der Deutschnationalen sind aber die K o m m u n i st e n. Mit ihnen hofft man das Rennen zu machen: Insbesondere die bisherigen Kommunisten wissen vielfach nicht, wohin sie politisch sollen. Gegen die Sozialdemokratie sind sie mit berechtigtem Mißtrauen geladen, die eigen« Partei zer- bricht ihnen aber immer mehr. Gelingt es, in richtiger Weis« an diese Kreise heranzukommen, so kann das m«hr«re hundert» tausend Stimmen ausmachen. Hi«r heißt es aber Bor- s i ch t. Kommunisten von heute können wohl deutschnationale wit- glieder von morgen, ober keine deutschnationalen Führer oder auch nur Unterführer von morgen sein. Bei allem Betätigungsdrang, der diese Leute beseelt, sie müssen, bevor wir sie ganz einspannen können, eine gewisse Quarantäne durchmachen. Der Rundbrief zeigt die Verhältnisse wie sie sind. Eine einheitliche Arbeiterpartei wäre jederzeit in der Lage das Parlament zu beherrschen. Wenn das noch nicht der Fall ist, so hat man das der Zersplitterungsarbeit der Kommuni st en zu verdanken. Die Kommunisten haben weite Kreise der Arbeiterschaft der Arbeiterbewegung entfremdet. Die Folge: die Deutschnationalen, die erklärtesten Feinde einer selbständigen Arbeiterbewegung, spekulieren darauf, diese von den Kommunisten verhetzten Arbeiter in ihr Lager herüberzulocken, um einen entscheidenden Sieg der Arbeiterschaft zu verhindern! Der Rundbrief des deutschnationalen Arbciterbundes wird die ungewollte Wirkung haben, auch solchen Arbeitern die Augen zu öffnen, die bisher noch nicht wußten, worum der Kampf geht. Er ist ein wichtiges Dokument für die sozialdemokratische Werbewoche, die vom 6. 13. November stattfindet.

Vorbereitung auf üen ivahlkampf. Genosse Löbe spricht in Breslau . Breslau , S. Oktober.(Eigenbericht.) Reichstagsprösident Genoste Paul Löbe hielt am Dienstag in einer Parteiversammlung in Breslau «in großzügiges Referat über die gegenwärtige R«ichspolitik, womit die Bres- lauer Genossen bereits in die Vorarbeit zur bevorstehenden Wahl- abrechnung getreten sind. Genosse Löbe machte dabei sehr wichtige Ausführungen über unser B-rhältnis zu Rußland und sagte hierzu: Ruhland fühlt sich durch die imperialistischen Mächte, in erster Linie durch England, besonders bedroht. Es kann in der Welt aber im Augenblick keinen wirksameren Schutz finden als in einem Zusammenarbeiten mit den großen Arbeiterparteien West- europas. ohne sich in deren eigene Angelegenheiten einzumischen. Nicht die kleineren und zersplitterten kommunistischen Gruppen können die Träger de» Widerstandes gegen eine antirussische Kam- pagne sein, sondern nur die große englische Arbeiterpartei, die deutsche Sozialdemokratie und die Sozialisten Frankreichs , Skandi- naoiens und Oesterreichs . Auch zur Frag« des Reichsschulgesetzes äußerte sich Ge- nosse Löbe In beachtlicher Weise. Hierzu führte er folgendes aus: Die zahlreichen preußischen Abänderungsvorschläge bedeuten ja schon eine erhebliche Abschwächuug der Keudellschen Lorlage. Es ist falsch, wenn die Gegnerschajt der Sozialdemokratie gegen dieses Schulgesetz als Feindschast gegen die Religion ausgelegt wird. Da» Zentrum weiß aus jahrelangem Zusammenwirken mit der Sozialdemokratie, daß da» nicht stimmt. Wir lasten jedem seine Religion und verwehren auch den kirchlich Gesinnten den Unterricht ihrer Kinder in ihren Anschauungen so wenig, als wir uns den kon- fessionsfreien nehmen lassen wollen. Der Staat aber soll die Kinder nicht trennen, sondern zusammenführen und dazu dient die G e» m einschastss chule, die vm oerlangen müsseo.

Der Jreunö al Ein teuer bezahlter Herr Buttler ist Molkereibesitzer. Das Geschäft jedoch führt seine Frau; er dagegen liebt den Altohol. Richtig nüchtern ist er eigentlich nie. Eines schönen Tages zeigt er seinem Freunde, Herrn Kuschte, in dessen Gastwirtschaft er gewöhnlich verkehrt, seine Ladung als Schöffe. Buttler ist stolz auf die ihm zuteil gewordene Ehre. Als der Termin aber näherrückt, wird es ihm bange zumute: wird er seiner Pflicht genügen können? Ach, tröstet ihn Herr Kuschke. der auch selbst einige Male als Schöffe fungiert hat, das ist nicht so schlimm. Du brauchst ja nur Ja und Amen zu sagen. Einig« Tage später teilt Herr Butller seinem Freunde Kuschke mit geheim- nisooller Miene mit, daß er seinen Freund Herrn M i t t e l st ä d t an seiner Statt ins Gericht geschickt habe. Wer war aber Herr Mittel» städt, und wi« war es dazu gekommen, daß er an Stell« seines Freundes, Herrn Duttler. das Amt als Schöff« betleidet hatte? Herr Mittelstädt, von Beruf Kaufmann, war arbeitslos und betätigte sich als guter Freund der Familie Buttler in deren Haus- lichkeit. Als nun Herr Buttler die Ladung bekam so erzählte Herr Mittelstädt heute morgen vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte , wo er sich wegen Amtsanmaßung, Urkundenfälschung und Betrug zusammen mit dem Molkereibesitzer Buttler dieser wegen Anstiftung ZU diesen Verbrechen zu verantworten hotte da war guter Rat teuer. Herr B. schien für das Amt eines Schöffen völlig ungeeignet. Als dem Gericht die Mitteilung zugeschickt wurde, daß er aus beruflichen Gründen nicht erscheinen könne, lautete der Be- scheid, man möge für eine Dertrewng sorgen. Als am Vorabend der Gerichtssitzung Herr B. wie gewöhnlich sich in einem Zustande befand, der ihn für jede Tätigkeit, auch für die eines Schöffen, völlig ungeeignet erscheinen ließ, hott« Frau Buttler einen Arzt, um ein enssprechendes Attest zu erhallen. Herr Buttler ließ jedoch d«n Arzt nickst an sich heran. Run war guter Rat teu«r.Da soll nach der Bekundung des Herrn Mittelstädt sich zwischen ihm und Frau Buttler folgendes abgespielt haben:Herr Mittelstädt, wollen Sie nicht an Stelle meines Mannes morgen ins Gericht gehen?" Aber Frau Buttler, dos kann ich doch nicht."Doch, Herr Mittel- städt, es wird ja niemand wissen, es bleibt unter uns dreien. Sie wissen doch, wie gut ich Ihnen bin, und sie sind doch jetzt arbe'cts-

Ein Zollbeamter vor Gericht. Zuchthausstrafe. Vor dem Erweiterten Schöffengericht stand der 40 Jahre alte Zollassistent Otto L ü b k e, der beim Hauptzollamt Neukölln in der Weinsteuerabteilung tätig war und seinen Beruf von Anfang an zu schwersten Verbrechen benutzte und schließlich andere unschuldige Personen in das Verfahren hineinzuziehen oersuchte, unter der An- klage der fortgesetzten schweren A m t s u nt e rs ch l a» g u n g, der schweren Urkundenfälschung und Urkunden- beseitigung, des Betruges und der Begünstigung. Im Jahre 1923 kam Lübke aus Hannover als Zollassistent nach Neukölln. Schon an den Umzugskosten verstand er es, den Staat um 600 M. zu betrügen. Zu der Tätigkeit des Angeklagten als Be- amter gehörte, in Gastwirtschaften und Weinlokalen die Weinsteuer- bücher zu kontrollieren. In vielen, nicht seltenen Fällen stellten sich Unregelmäßigkeiten heraus, die er anzuzeigen verpflichtet war. Stall dessen zog er die Steuern ein und behielt sie für sich, obwohl er überhaupt keine Gelder einziehen durfte. Während er in einem Falle sich einem Gastwirt anbot, seine Weinsteuerbücher zu führen, den Auftrag erhielt, dann die Bücher falsch führte und die ihm über- gobcnen Steuerbeträge zum ganz kleinen Teil ablieferte, wobei schwere Urkundensälschuna an der Tagesordnung standen, ver- nichtete er auch verschiedentlich amtliche Urkunden. Daß Lübke von Anfang an die Absicht hatte, für sich Gelder«inzuziehen, wie der Dorsttzende sagte, bewies ein Besuch bei einem Weinhändler, der nicht einmal in seinen Bezirk gehörte. Bei ihmkontrollierte" er die völlig richtig geführten Bücher, stellte aber ein« angebliche Unrichtigkeit fest. Rur gegen Zahlung von 10 M. könne er von einer Anzeige Abstand nehmen. Er kassierte sie und ließ sich dann nicht mehr sehen. Erst nach langem Zureden konnte sich der Angeklagte zu einem Geständnis entschließen, nachdem er erst vergeblich oersucht hatte, andere Personen mit in das Verfahren gegen ihn zu ziehen. Wegen fortgesetzter schwerer Amtsunterschlagung, schwerer Ur- kundenfälschung, Urkundcnbeseitigung, Begünstigung und Betruges beantragt« der Staatsanwalt eine Strafe von einem Jahr sechs Monaten Zuchthaus und 500 M. Geldstrafe. Das Gericht erkannt« auf ein Jahr zwei Monate Zuchthaus und 100 M. Geld- strafe. Lübke wurde sofort verhaftet.

Gasvergiftung" Feuerwehr! Di« Feuerwehr mußte heute früh auf den AlarmG a s v e r- giftung" innerhalb einer knappen Stunde drei- mal ausrücken. Die Wiederbelebungsversuche mit Sauerstoff waren in allen drei Fällen von Erfolg gekrönt. Di« erste Meldung lief aus der A l« r o n d r i n e n st r. 87 ein. Hier wurde die 18jährige Hausangestellte Mariann« B. von ihrer Herr- schast in der mit Gas angefüllten Küche bewußtlos aufgefunden. Der Feuerwehr gelang es, das Mädchen in» Leben zurückzu- rufen. Ihr Zustand war jedoch so bedenklich, daß sie in das Urban-Krankenhaus übergeführt werden mußt«. Nach dem Befund liegt ein Selbstmordversuch vor, doch konnte der Grund zu dem Derzweiflungeschritt noch nicht ermittelt werden. In der Heilbronner Str. 10 wurde in der Küche ihrer Herr- schast die 18jährige Hausangestellte Hedwig Sch. ebenfalls durch Gas vergiftet bewußtlos aufgefunden. Wiederbele- bungsversuche der Feuerwehr waren erfolgreich. Das Mädchen fand Im Schöneberger Krankenhaus Aufnahme. Ob ein Selbstmordversuch oder ein Unglücksfall vorliegt, bedarf noch der Klärung durch die Kriminalvolizei. Gegen Mi Uhr früh wurde die S0jährige Z. von ihren� Mann« in der Küche ihrer Wohnung in dar Andreasberger Straß« zu Britz bewußtlos aufpefundsn. Auch hier war die Feuerwehr mit Erfolg tätig. Frau Z. wurde in das Britzer Krankenhaus gebracht. Nach den polizeilichen Ermittc- lungen liegt ein U n g l ü ck s s a l l vor. Fabrikbrand in Weißensee. Drei Löschzüge der Feuerwehr wurden heute früh um H5 Uhr noch der Wilhelm st raße 14 in Weißen see gerufen. In dem D a ch st n h l der Räucherei einer Wurstfabrik war aus noch unbekannter Ursache Feuer ausgebrochen, das sehr schnell um sich griff. Durch starkes Wasscrgeben aus drei Schlauchleitungen gelang es, den Brandherd einzudämmen. Die Aufräu- inungsarbeiten dauerten bis gegen 7 Uhr. Mit der Bekämpfung eines gefährlichen Ladenbrandes war die Schöneberger Feuer- wehr um 2 Uhr nachts in der F r a n k e n str o ß e 16 längere Zeit beichäftigt. Das Feuer fand an le'cht brennbaren Gegenständen reiche Nahrung und drohte größere Ausdehnung anzunehmen. Die Webr konnte jedoch das Feuer auf seinen Herd beschränken. Die Entstehungsursache ist unbekannt. » An der Schleuse in der Untsrwasserstraße fand heute vormittag um M9 Uhr ein« Feuerlöschprob« der Zug- wache Fiscberbrücke mit dem Feuerlöschboot III statt, die bis um 1�10 Uhr dauerte. Sämtliche Schlauchanschlüssc wurden in Tätigkeit gesetzt und die Wasserfontänen in hohem Bogen in die Spree geschleudert. Das selteneSchouspiel hatte eine große Zuschauermenge angelockt.

s Ersatzfthöffe. Freundschaftsdienst. los." Da habe sich Herr Mittelstädt, um gefällig zu sein, und um eine Bestrafung des Herrn Buttler wegen Nichterscheinens zu ver- hüten, bereit erklärt, an Stelle seines Freundes das Amt des Schöffen an den beiden Sitzungstagen, am 26. und 30. November, zu übernehmen. Er habe von Frau Buttler Geld zum Rasieren und Haarschneiden bekommen, auch 4 M. Spesen. Am 26. November erschien Herr Mittelstadt zur Gerichtssitzung der 3. Strafkammer, händigte hier dem Gerichtsschreiber seine Legi- timation als Buttler aus, wurde als Buttler vereidigt, er nahm als Buttler rege an den Beratungen teil und kneipte mit gutem Ge- wissen nach erfüllter Pflicht am Abend im Lokal des Herrn Kuschke mit seinem Freunde Buttler. Am 30. November wiederholte sich dasselbe Spiel. Weder erfüllte Herr Mittelstadt die Schösfenpflicht des Herrn Butller, erhielt an der Gerichtskasse 12 M. als Ber- gütung für die Bertretung. und kneipt« abends wieder guter Dinge im Lokal von Kuschke. Dann passierte aber das Malheur. Als Herr Buttler im Februar dieses Jahres zur Beerdigung seiner Muttor gefahren war, verkaufte seine Frau die Kühe und die ganze Malkereiwirtschaft. und als er zurückkehrte, war er ohne Wirtschaft und ohne Frau. Letzter« hotte wegen Trunk- und Verschwendungs- sucht ihres Mannes die Scheidungsklage eingereicht. Herr Buttter vcrkauste seinem Freund Kuschke noch sein Grundstück für 23 000 M., von denen er 23 000 M. in einem Bierteljahr vertrank. Herr Mittelstädt behauptete heute, daß es die Frau gewesen sei, die aus Rache gegen den Mann seinen Schöffenfreund- schaftsdienst zur Anzeige gebracht habe. Frau Buttler, die heute als Zeugin erschienen war, bestritt mit aller Entsckiedenheft, Herrn Mittelstädt zu seinem Freundschaftsdienst angestiftet zu haben. Sie habe nur gehört, wie Herr Mittelstädt zu ihrem Mann gesagt habe: Also, ich gehe morgen an deiner stelle hin." Da sie aber auf ihren Mann ärgerlich gewesen sei, habe sie sich weiter um die Sache nicht gekümmert. Der Staatsanwalt beantragte gegen den Angeklagten Mittel. städt drei Monate Gefängnis und gegen den Angeklagten Buttler zwei Wochen. Das Gericht ging über diesen Antrag hinaus und verurteilte Mittelstädt zu 8 Monaten und Buttler zu 2 M o n o- ten Gefängnis. Ein teuer bezahlterFreundschaftsdienst".

Die Gehaltsvorschüsse für üie öeamten. In der Berliner Stadtverordnetenversammlung hat die sozialdemokratische Fraktion folgenden A n- trag eingereicht: ,',Die Stadtverordnetenversammlung möge beschließen, den Magistrat zu ersuchen, die zuletzt gewährten Gehaltsvarschüsse an die Beamten bis zur endgültigen Neuregelung der Besoldungsordnung den Beamten der Gruppen 1 5 weiter zu zahlen._

Der deutsche Gzeanflug. Nach Lissabon gestartet. Amsterdam , 5. Oktober Das Iunkersflugzeug v 1230 ist heute morgen 5 Uhr 40 Minuten vom Marineflughafen aus zum Weiterflug gestartet. Das nächste Ziel ist voraussichtlich Lissabon . Die Wetterver. Hältnisse sind günstig, über dem Golf von Biscaya liegen niedrige Nebel.

Notlandung eines Verkehrsflugzeuges. Niemand verletzt, die Maschine schwer beschädigt. Hanau , 6. Oktober. Das Derkehrsfluazeug 597 der Deutschen Lusthansa mußte auf dem Flucj« Berlin Frankfurt a. M. infolge Motordefektes in der Nahe des Kinzingheimer Hofes eine Notlandung vornehmen. Die Landung schien zuerst auf einem Rübenfelde glatt vonstatten zu gehen, als im letzten Augenblick das Flugzeug in einen Graben rollte, wobei die Maschine schwer beschädigt wurde. Führer und Passagiere kamen mit dem Schrecken davon, die Maschine, deren Fahrgestell und Propeller zerbrochen wurden, mutzte abmontiert werden. Flugzeug aus Seenot gerettet. Don einer glücklichen Rettung können die Passagiere eines fran- zösischen Flugzeuges der Linie Marseille Algier sprechen. Das Flugzeug sah sich gezwungen, wegen eines Motordesekts mitten aus dem Meer niederzugehen. 24 Stunden waren bereits feit dem letzten Lzilferuf von Bord des Flugzeuges verstrichen, ohne daß man eine weitere Nachricht erhielt, so daß das schlimmste besürchtet wurde. Wi« jetzt mitgeteilt wird, wurde das Flugzeug jedoch von einem italienischen Segler aus- gefunden und ins Schlepptau genommen. Die Insassen des Flug- Zeuges wurden in stark erschöpftem Zustand« gerettet.

Tchlee und Brock in Detroit . New Port. 6. Oktober. Die Weltflieger S ch l e e und Brock sind gestern in Detroit eingetroffen und haben somit die Weltreise beendet, die sechs Wochen gedauert hat. Allerdinas haben sie die Strecke von Tokio nach San Franzisko mit einem Dampfer zurückgelegt.

Kongreß See �irbeiterkrankeneassen. Brüssel , 5. Oktober. (Eigenbericht.) Im Akademiepalast in Brüssel begann am Dienstag der erste internationale Kongreß der Arbeiterkrankenkassen. Vertreten sind zehn Länder, darunter Deutschland und Oesterreich. Namens der belgischen Regierung begrüßte Unterrichtsminister Genosse H u y s- maus den Kongreß in Vertretung des abwesenden Arbeitsministers Genossen W a u t e r s. Huysmans führte aus, daß Belgien mit der Echwetz nahezu das einzige Land ohne eine obligatarische Kranken- Versicherung sei. Seit dem Krieg« haben die belgischen freiwilligen Krankenkassen gewaltig« Fortschritte gemacht, teilweise dank einer vermehrten Staatshilfe. Es wachse aber die Ueberzeugung, daß die Krankenversicherung auch in Belgien zur Pflicht gemacht werden müsse. Di« Hauptaufgabe des Kongresses ist die Schaffung internationaler Zahlstellen der Krankenkassenverbände und Krankenhilfsoer- eine. Ein dahingehender Beschluß ist bereits am Dienstag gefaßt worden. Am Mittwoch folgt die Beratung der Statuten.

Das Schicksal Filchncrs. Di« deutsche Gesandtschaft i» Peking drahtet, daß nach einer Mitteilung, die der britischen Gesandtschaft in Peking zugegangen ist, die nördlich von Lhasa angehaltenen Europäer, darunter offen- bar F i l ch n e r, von den tibetanischen Behörden nach L a d t h a (Rardindien) geführt werden. Nach e*»er Meldung aus dem nordindischen Berg- und Grenz- lande Sikkim ist an seiner Grenze«ine europäische Reisegesellschaft aus Tibet mit einem Deutschen eingetroffen. Danach scheint Filchner gerettet zu sein.