Einzelbild herunterladen
 

Eine

Das Revolverattentat eines Betrogenen. Ein Polizeihauptmann unter Anklage.

Der Dreher Richard H., der sich vor dem Schwurgericht II wegen versuchten Mordes an seiner Ehefrau zu verantworten hatte, ist das Opfer einer höchst unglücklichen Ehe.

H. hatte seine Frau Lisa mit Hilfe einer Kriegstranung ge heiratet. Im Felde berichtete ihm bald eine Tante von den Liebesab nteuern seiner jungen Frau. Als er auf einem Transport durch Berlin   kam, war seine ganze Familie zur Be. grüßung auf dem Bahnhof, nur seine Ehefrau fehlte, denn sie hatte gerade eine Verabredung. H., der seine Frau liebte, söhnte sich mit ihr aber wieder aus. Als tüchtiger und fleißiger Mann gelang es ihm, ein eigenes Geschäft hochzubringen. Dann mußte er wegen eines Widerstandsvergehens zwei Monate ins Gefängnis wandern. Nach der Freilassung wurde ihm übermittelt, daß seine Frau in einem Herrn R. wieder einen Liebhaber habe, der sich die ganze Zeit über täglich Geld aus dem Geschäft geholt hätte. Zur Rede gestellt, gab R. die Beziehungen auch zu und entschuldigte sich damit, daß Frau H. ihm erzählt hätte, ihr Mann habe sie verlassen und lebe in Rußland  . Als H. den Neben­

100 Mark Geldstrafe wegen Körperverletzung im Amte.

Der

Vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte fand eine Gerichtsvers| mann wiederholte seine Aufforderung; er erhielt die gleiche Antwort handlung statt, die in mehr als einer Hinsicht bemerkenswert war. Einmal: Ein Bolizeihauptmann stand wegen Körperverlegung im Amte in zwei Fällen und wegen Beleidigung unter Anflage! Rein alltäglicher Fall. Neben ihm sein Untergebener, der Schupowacht­meister Riedling. Dann: die Ermahnung des Vorsitzenden an die handlung, nur ja vorsichtig die Aussagen zu machen. Nicht in dem zahlreichen Polizeibeamten Beugen vor Eintritt in die Gerichtsver­dem Eide gemacht haben; die Beamten mögen nicht etwa aus Sinne vorsichtig wie sie sie in der Boruntersuchung selbst unter kameradschaftlichen Gefühlen und falsch verstandener Bolizeibeamten ehre ein Verbrechen decken; Schädlinge müßten im Intereffe der Allgemeinheit ausgemerzt werden. Drittens die Beugenausfagen: Ein wirres Durcheinander von Bekundungen, in denen man sich nur mit Mühe zurechtzufinden vermochte, eidliche Aussagen, die fich diametral gegenüberstehen. Und schließlich das Urteil. 100 Mart Geldstrafe wegen Körperverlegung in einem Falle für den Bolizei hauptmann, Freispruch im übrigen, und Freispruch für den Schupo= hauptmann, Freispruch im übrigen, und Freispruch für den Schupo wachtmeister.

buhler fragte, ob er die Frau heiraten wolle, wenn er sich scheiden laffe, lehnte dieser den Vorschlag dankend ab. H. verabreichte darauf haus mußte. Er erfuhr dann in der Folgezeit, daß sie neben R. auch noch Verkehr mit einem 3igeuner aus einem Kaffee­haus habe und auch diesem Galan Geld aus dem Geschäft des Ehe Polizeireviers Brenzlauer Berg, Hauptmann Kempe, ist ein Mann, Die Sache selbst verhält sich folgendermaßen: Der Leiter des mannes zuſtecke. Zum Schutz gegen Ueberfälle durch den Anhang der sich vom einfachen Schuhmann zum Hauptmann emporgearbeitet seiner Frau legte sich H. einen Revolver zu. Den Vorwürfen ihres hat. In der Nacht vom 18. zum 19. Januar nun hatte der Haupt­Mannes begegnete Frau H. damit, daß sie erklärte, sie wolle nach mann bis 4 Uhr morgens durchgearbeitet. Er beschloß, noch eine Mecklenburg   fahren. In Wirklichkeit aber blieb sie heimlich in Nachtkontrolle vorzunehmen. An der Ede Bappel allee und Berlin   und war nachts mit ihrem Liebhaber wieder zusammen.hönhauser Allee ging es um den weiblichen Wurstmagen Als der Mann davon erfuhr, wartete er eine ganze Nacht vor der Wohnung des R. bis seine Frau morgens herunterfam. Zu einer Aussprache ging er mit ihr in die Wohnung seiner Schwester. Hier padte ihn plöglich die But, und er gab den ver­hängnisvollen Schuß ab, durch den die Frau ein Auge verlor.

Die Ehefrau machte vor Gericht einen höchst ungün­ftigen Eindrud. Es wurden ihr Bug um Bug unwahrheiten nachgewiesen. Nach Med. Rat Dr. Dyrenfurth hat der Angeklagte eine Affetthandlung in höchfter Erregung begangen. Das Schwur. gericht nahm nicht versuchten Mord, sondern Totschlagsversuch an, billigte dem Angeklagten mildernde Umstände zu und verurteilte ihn zu 1 Jahr 9 Monaten Gefängnis.

Der überfallene" Armenvorsteher.

Der Raubüberfall war doch erdichtet. Auf die Berufung der Staatsanwaltschaft beschäftigte sich gestern

herum ziemlich laut her. Der Hauptmann trat an die Leute heran ben gegenüberliegenden Bürgersteig zurück. Als die Aussprache und forderte sie auf, nach Hause zu gehen. Dann begab er fich auf den gegenüberliegenden Bürgerfteig zurüd. Als die Aussprache immer lauter murde, begab er sich erneut zu den Leuten und forderte diesmal eine Gruppe von drei Personen auf, nach Hause zu gehen. Weshalb?" lautete die Frage, wir machen ja feinen Auflauf". Es ander zu verabschieben, um den Heimgang anzutreten. Der Haupt.| waren dies drei Männer, die gerade im Begriff waren, sich vonein.

"

nagten auf Staatstoften frei. Außer dem Hühnervoll ist nach Magten auf Staatstoften frei. Außer dem Hühnervoll ist nach| diesem Vorfall noch aufgeflogen: der Administrator des Ritterguts, Brüdner, ein Bruder des Nebenflägers, der Nebenfläger selbst, ein Rutscher um. mit schlichtem Abschied vom Rittergut fort. Bis zum heutigen Tage hat der Berlegte außer der Krantenfostenbehandlung weber einen Pfennig für ein Kunstauge, noch Schadenersatz erhalten.

wie das erftemal. Der Bortwechsel wurde ziemlich laut, und im nächsten Augenblic lag einer der drei auf dem Boden; es war der schwerkriegsbeschädigte, einbeinige Invalide und Bahnschaffner B. Der Kriegsinvalide schimpfte auf Cen Hauptmann und verlangte, daß er seinen Namen nenne. der Masse wurde drohend. Die Situation schien gefährlich, als zwei Hauptmann mahnte mit lauter Stimme zur Ruhe. Die Stimmung Polizeibeamte herbeigeeilt tamen. Einer von den beiden versuchte, den Hauptmann zur Seite zu führen. In welcher Reihenfolge sich die Ereignisse weiter abspielten, war nicht mit Bestimmtheit festzu­stellen. Jedenfalls wurde dem Hauptmann das Gefichtzer­fragt und der Baletot zerrissen, dem Schupowachtmeister der Tichalo heruntergeschlagen. Der Kriegsinvalide B. erhielt vom an­getlagten Wachtmeister einen so heftigen Fauftschlag ins Auge, es anschwoll. Mit Hilfe weiterer Polizeibeamter gelang es, den B. ins Polizeirevier zu bringen. Was hier geschah, blieb in völliges Dunkel gehüllt. Soviel steht jedoch feft: B. lag plötzlich auf dem Boden, schrie und schlug wild um sich. Er behauptet, vom Hauptmann K. mißhandelt und beschimpft worden zu sein. Die Aussagen der Polizeibeamten lauteten anders. Er sei irgendwie ausgerutscht und vom Stuhl gefallen. Der Staatsanwalt erblickte allein die Tatsache als erwiesen, daß der Hauptmann den B. auf der Straße durch einen Stoß zum Sturz gebracht habe. Demgemäß be­antragte er eine Geldstrafe in Höhe von 100 Mark. Das Gericht entschied entsprechend diesem Antrage.

Zum Schluß drei Fragen. War es wirklich notwendig, daß der Hauptmann an die harmlosen Bürger mit einer derart schroffen Aufforderung, nach Hause zu gehen, herantreten mußte? Brauchte er in eigener Person in dieser Weise die Nachtkontrolle auszuüben? Und drittens: ist es wirklich so, daß die Beamten selbst der Wahrheit zum Troß die Bergehen und Verbrechen ihrer Kameraden deden? flingen. So wollte es faft aus der Ermahnung des Vorsitzenden heraus­

angefommen, sah sie gerade noch, wie er, der tatsächlich ihr Ehemann war, sich in das Buch eintrug, während feine Begleiterin inn mit Bliden musterte, die das Herz des betrogenen Eheweibes schneller und wütender schlagen ließ. Was nun tam, spielte fich im Berlauf weniger Minuten ab. Der erste, der die Lage überblickte, mar Dstar, der fofort die Flucht ergriff. Dem Mädchen erging es schlecht, so schlecht, wie es ihr im Leben vielleicht noch nicht ergangen war, denn sie erhielt pon der resoluten Frau eine Tracht Brügel

die 4. Große Straffammer des Landgerichts I   nochmals mit den Eine sechsköpfige Einbrecherbande verhaftet. mit dem Schirm, bie nicht von schlechten Eltern war. Nun

Beruntreuungen des Armenvorstehers Scheller, bei denen ein angeblicher Raubüberfall die Hauptrolle spielte.

Auch vier Hehler festgenommen.

Einen großen Erfolg hatte die Kriminalpolizei mit ber Auf flärung des Jumeleneinbrugs bei Lünser in der Friedrichstraße. Die Ermittlungen und Beobachtungen ließen erkennen, daß hier eine Bande an der Arbeit gewesen war, die sich sonst auf dem Gebiete des Konfektionseinbruchs betätigte und in der Friedrichstraße   einmal eine Ausnahme gemacht hatte.

Scheller hatte behauptet, daß ihm, als er morgens um 8 Uhr mit der Armentaffe in Höhe von 2000 Mart in sein Bureau gehen wollte, in der Haustür ein unbekannter Mann ihm von hinten einen Schlag auf den Kopf gegeben und die Aftentasche mit dem Gelde geraubt habe. Eine Bücherrevision ergab, daß Scheller mehrere Beruntreuungen an den ihm anvertrauten Geldern begangen hatte. Es wurde ihm daher auch der angebliche Raubüber. fall nicht geglaubt, und der Staatsanwalt hatte vor dem Schöffengericht megen Amtsunterschlagung in vier Fällen und geftätigte dann auch diese Annahme und führte bald zur Festnahme winnsüchtiger Urkundenbeseitigung eine mehrjährige Zuchthausstrafe beantragt. Das Schöffengericht mitte hatte jedoch den Beweis dafür nicht ausreichend erachtet, daß der Raubüberfall erdichtet fel. Die fleineren Unterschlagungen und die Fälschung wurden von dem erften Richter wesentlich milder beurteilt, und Schneller erhielt nur fünf Monate Gefängnis, auf welche Strafe ihm noch ein Monat Untersuchungshaft in Anrechnung fam. Der Angeklagte hatte sich mit dem Urteil beruhigt, nicht aber der Staatsanwalt. Es fand nun gestern eine sehr umfangreiche Bemeisaufnahme ftatt, und dabei ergab sich, daß vor dem Hause eine Frau mit einem Schäferhund gestanden hatte. Der sehr wachsame Hund wäre nicht ruhig geblieben, wenn vor seinen Augen der von Echeller geschilderte Ueberfall passiert wäre. Fernerhin ergab fich, daß Scheller nach der angeb lichen Beraubung erst leise um Hilfe gerufen hatte, als ein Haus bewohner die Treppe herunterfam. Die Straffammer gelangte auf Grund der Beweisaufnahme und nach Vernehmung eines medi­zinischen Sachverständigen zu der Ueberzeugung, daß Scheller den Raubüberfall erdichtet und auch die 2000 Mt. unter schlagen habe, zumal er sich damals in den schlechtesten Ver mögensverhältnissen befunden hat. Die beiden Strafen wurden zu einer Gesamtstrafe von einem Jahr Gefängnis zu sammengezogen. Scheller erhielt noch drei Jahre Ehrverlust.

Wenn feine Herren jagen.

J.

hatte dieser Borfall ein Nachspiel por dem Amtsgericht, das die Gastwirtin unter der Anklage der Beleidigung und Körper verlegung sah. Frau 3., bie Gattin Ostars, mußte ihren Zus fammenstoß mit insgesamt 60 mart Geldstrafe büßen. Such' Frauchen!"

Die Hundediebe find wieder aufgetaucht. Bor einent Jahre wurde ein berüchtigter Spezialist auf diesem Gebiete festgenommen. Er befindet sich auch heute noch in Gewahrsam. Seit feiner Berhaftung hörte man lange nichts mehr pon einem Hunde­bicbftahl. Der lohnte fich auch faum noch, weil man die schönsten Tiere vom Tierschutzverein schon billig taufen fann. Außerdem ist er mit einem erheblichen Rififo verbunden. Dennech wurde neuer dings die Spezialität wieder aufgenommen, und einer der Diebe ist bereits wieder unschädlich gemacht worden, ein 45 Jahre alter der ohne Zweifel, wie auch die anderen, mit einem alten Jägermittet arbeitet, war es, der vor etwa 14 Tagen zwei Tiere auf einmal crbeutete. Eine Dame, die den Wochenmarkt in Halensee   be­suchte, band ihren Airedale- Terrier und ihren Schäferhund vor dent Martte an einem Zaun an. Boschak, der gerade in der Gegend war, lodte die munderschönen Bierfüßler mit der fortgefeßten Aufforde rung Such' Frauchen!" hinter sich her bis in seine Wohnung in der Bantstraße. Nachdem er sie erst in eine vom Markt abgewandte verfehrte Richtung gebracht hatte, folgten sie ihm ohne weiteres. Er erhielt jedoch für den Schäferhund Bascha" nur 20 m. und für den Airedale Argus" gar nur 5 M. In der Bellevuestraße wurde ein fünfjähriger grauer Schäferhund im Werte von 800 m. gestohlen, in der Salzburger Straße eine hellgraue langhaarige Griffonhündin mit schwarzer Gesichtsmaste im Werte von 1500. und vor dem Schöneberger Rathause ein schwarzer Dober mann Bring", der 500 m. wert ist. Wahrscheinlich fommen auch diefe noch auf Boschats Rechnung. Er bestreitet es allerdings. Was wird mit den Schafsköpfen?

M.

Die gemeinsame Arbeit der Kriminalkommiffare Trettin und Braschwih mit ihren Beamten der beiden Sonderdienststellen be ber brei Verbrecher Fris Borries, Arthur Dirts und Baul puis, genannt Scheibe. Ihnen wurde alsbald auch noch ein Ein bruch in ein hutgeschäft in der neuen Ränigstraße nachgewiefen. Nach Aufklärung des Juweleneinbruchs und des Einbruchs in dieses utgeschäfts seßte nun Kriminalkommissar Braschwiß mit seinen Be- Pole Franz Boschat, der früher Hundehändler war. Bofchat, fort. Nach tagelangen Vernehmungen und Nachforschungen wurden amten die Ermittlungen in der Richtung der Konfektionseinbrüche jezt noch vier große Konfektionseinbrüche aufgeklärt, an denen außer den drei Genannten noch ein Felix Gederr, ein Heinz Wegner und festgenommen, zwei in ihren Wohnungen und einer in einem Lokal. ein Willy Reppen beteiligt waren. Auch diese wurden ermittelt und Die ganze Bande wurde dieser Einbrüche so bündig überführt, daß ichließlich alle ein Geständnis ablegten. Am 22. Juli b. 3. riffen die Verbrecher von der Tür eines Belzgefchäftes in der Großen Bräfibentenstraße das Scherengitter ab, fchloffen die Tür mit einem Dietrich auf und erbeuteten zwei große Säde voll Belze, die Scheibe als Fachmann" aus dem Borrat als die wert vollsten herausgesucht hatte. Die Beute wurde in einzelnen Stücken verkauft, zum Teil an Privatpersonen. In der Nacht zum 8. Auguft brach die Bande durch die Kellerdecke in ein Geschäft in der Kaisers Wilhelm Straße 30 ein und stahl 9% Ballen Tuch und mehrere hundert Meter Seide. In der Nacht zum 31. August hatte fie es auf ein Stoffgeschäft in der Sendelstraße 1 abgesehen. Weil fie es aber zu gut gesichert fand, so wandte sie sich gleich einem Hut geschäft zu, das fie bereits vorher ins Auge gefaßt hatte. Sie hatte hier vom Türschloß unbemerkt die Muttern abgefeilt, fonnte jegt bas Schloß einfach herausnehmen und erbeutete für 25 000 Mart Hüte und Seide. Der vierte große Einbruch fiel in die Nacht zum 11. September. Hier brangen die Verbrecher auf dem Grund­ftüd Friedrichstraße 118 an der Ede der Hannoverschen Straße, auf dem im Erdgeschoß ein Café mit regem Berkehr be trieben wird, burch eine Rabigwand im ersten Stod in eine Herren­tonfeftion ein, verbauten, um nicht bemerkt zu werden, die Fenster mit Riften und machten wieder große Beute. Das ist aber wahr scheinlich noch nicht alles, was diefe Bande auf dem Kerbholz hat. Die Ermittlungen werden noch fortgefegt. Unterdessen wurden auch vier Abnehmer der Bande, als Haupthehler ein Emil Beer und ein gemiffer Ludwig Jofeph, die beide in der Neuen Königstraße wohnen, ermittelt und festgenommen. Auch fie find geſtändig und wurden mit den Einbrechern dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Von dem Mann, der nichts zu sagen hat.

Begen fahrlässiger Körperverlegung mußte sich gestern der Berliner   Universitätsprofessor Dr. Heinrich von Barbeleben vor dem Potsdamer   Schöffengericht verantworten. Am 17. September vorigen Jahres befand sich der Profeffor auf dem Rittergut Marquard bei Potsdam   zum Besuch jeines Schwiegervaters, des Kommerzienrats Ravené. Gegen vier Uhr nachmittags nahm der Professor die Flinte über die Schulter, um an der Chaussee Marquard- Fahrland auf Rebhühner zu jagen. In seiner Begleitung befand sich ein 14jähriger Guts arbeiter, und unterwegs nahm der Profeffor noch den Kontinenwirt des Ritterguts, den Kaufmann Walter Brüdner, mit. Der kan tinenwirt ging die Böschung links herauf, von Bardeleben mit dem jungen Gutsarbeiter rechts die Böschung herauf. Dort stand er in Anschlagstellung, als der fleine Gutsarbeiter lachte und scherzte. Der Profeffor meinte zu dem Jungen: Jetzt lachst du, aber wenn ich dir ein Auge ausschießen würde, würdest du wohl nicht mehr lachen." Aus dem Scherz sollte bald bitterer Ernst werden. Im selben Moment ging vor den beiden ein Hühnervolt auf. Der Angeklagte ichoß, ein Huhn ging herunter, er schoß noch einmal, und da schrie es von der Böschung gegenüber:" Mein Auge, mein Auge" und ohnmächtig fant der Kantinenpächter zu Boden. Eine Schrotladung hatte sein Gesicht getroffen. Der Professor schaffte den Berletzten sofort in eine Berliner   Augentlinit, das rechte Auge war aber ver­loren. Aus dem Schadenersahprozeß strengte die Berufsgenossen­schaft Strafprozeß an. Im Poftauto begab sich heute das Gericht zum Tatort. Der Berlegte war als Nebentläger zugelassen. Es galt festzustellen, ob der Professor den Schuß, welchen er dem über die Chauffee fliegenden Hühnervolt nachgesandt hatte, fahrlässig ab­gegeben hat, so daß Brückner getroffen werden konnte, oder ob es fich hier um einen Brellschuß gehandelt hat. Augenarzt Dr. Müh. Iam- Berlin  , in dessen Klinik der Nebentläger gelegen hat, gab sein Gutachten dahin ab, daß hier ein Brellschuß vorliegen muß. Es trat eine Augeneiterung ein, die von direkten Körnern, die immer aseptisch mirten, nicht eintritt. Diese Körner müssen beim Fliegen etwas berührt haben, so daß eine Infektion der Bunde eintrat. Der Schieß­fachverständige Ing. Schmuberer- Berlin nimmt an, daß bie Schrot­förner von einem geflügelten, d. h. angeschoffenen Rebhuhn ab­geprallt sind und sich zu dem Nebenfläger verirrt haben. Brell schüsse sind unberechenbar. Eine Debatte entspann sich darüber, ob der Angeklagte als Jäger fahrlässig gehandelt hat, als er über die Chauffee hinweg auf das Hühnervolt schoß. Die Sachverstän­digen hielten eine Gefährdung der Begepassanten dadurch nicht für vorliegend, da die Schüffe von einer hohen Böschung abgegeben worden find. Die als Zeugen geladenen Freunde des Angeklagten darunter ein lettischer Baron, ein Botsdamer Landgerichtsrat ufm., bezeichnen den Angeklagten als äußerst porsichtigen und gewandten Schüßen, den man einen Kunstschüßen nennen fann. Der Staats­anmalt beantragte 300 Marf Geldstrafe. Das Gericht schloß fich dem Gutachten des Sachverständigen an und sprach den Ange- 1 als die Beiden in einem Hotel verschwanden. Sie hinterher; oben

Der Ehemann ist ein großer, fräftiger Mensch mit einem Gesicht, das nur Gutmütigkeit ausdrückt. Die kleinen, beweglichen Augen blicken liftig in die Welt. Seine Bewegungen find langsam, abgemessen, und er macht den Eindruck eines ruhigen und bescheide nen Mannes. Ostar ist der Befizer einer Gastwirtschaft. Seine Frau ist dagegen das, was man eine resolute Person nennt. Knochig, der Blüte der Jahre bereits entrüdt, ist ihr Auftreten ganz dazu angetan, Furcht zu erregen. Das Gesicht ist hager und perbissen. Das Wort führt sie, er ist nur derjenige, den man als das ausführende Organ bezeichnen fann. Eingeweihte wollen sogar wissen, daß Ostar oft genug die Schlagfertigkeit seines Weibes an feinem eigenen Körver hat erfahren müssen. Nun befigt Oskar ein recht liebebedürftiges Herz, das er nicht nur seiner holden Gattin fühlen läßt. Auch junge, wirklich reizende Mädchen find dann seine Auserwählten. Bis dahin merkte die Chegattin nichts von den Seitensprüngen ihres Eheherrn. Ostar gehört nämlich zu ben Männern, die Erlebnisse distreter Natur für sich behalten und in ihrem Busen verschließen. Selbst der beste Freund bekommt nichts zu erfahren. Aber das Verhängnis follte doch eines Tages seinen Lauf nehmen. Und das tam so. An einem wunderschönen Mai­tage fuhr Dstar nach Berlin  , fein geschniegelt und gebügelt, trat er die Fahrt an, angeblich, um geschäftliche Dinge zu erledigen. Seine Frau blieb ahnungslos zurüd. Aber, wie der Zufall nun einmal im Leben spielt, befam die Frau ein Telegramm, wonach ihre am leg anberplat wohnende Schwester plöglich schwer ertranft sei. Bertretung besorgte sie fofort, um jogleich loszufahren. Wer aber beschreibt ihr Erstaunen, als fie in einer benachbarten Straße ein Paar sah, von dem der Mann mit ihrem Chegemahl eine frappante Wehnlichteit hatte. Raum hatte sie Bergleiche angestellt,

Der anwachsende Großstadtverkehr und der Ausbau der Unters grundbahn am Alexanderplatz   erfordert die Verbreiterung der Straßen. Auch das historische Haus Goldener Hirsch", im Bolt bekannt als das Haus mit den 99 Schafs= töpfen, muß zum größten Leidwesen der Freunde des alten Berlin  verschwinden! Bald wird mit dem Abriß begonnen werden. Da wäre es nun interessant, zu erfahren, was mit den noch am Hause befindlichen Schafstöpfen, die bekanntlich der Alte Frig anbringen ließ, geschieht. Mit diesen 99 Schafstöpfen hat es nämlich folgende Bewandtnis: Ein Bürger, der des öfteren größere wohltätige Stif tungen gemacht und in einem Gesuch an Friedrich II.   alle Schen­fungen aufgezählt hatte, bat den König, ihm, wie feinem Nachbarn, ein mit Figuren reich geschmücktes Haus erbauen zu lassen. Das Haus wurde gebaut. Jedoch war der gute Bürger damit nicht zu­frieden. Es war nämlich nach seiner Meinung zu wenig Schmuck" an der Front. Der König erfüllte auch diesen Wunsch und ließ. 99 Schafslöpfe anbringen. Als der König das nächstemal das Haus besichtigte, meinte er, der Bürger fönne nun wohl gufrieden sein. Wenn er aber das Hundert vollmachen wolle, so brauche er nur den Kopf zum Fenster herauszustecken Heute befinden sich an dem Haus noch etwa 12 gut erhaltene Exemplare. Hoffentlich interessiert sich hierfür das Märkische Museum  , indem es einige der Köpfe und auch den am Giebel des Hauses befindlichen Hirsch, sowie die Tafel, die die Jahreszahl der Erbauung des Hauses mitteilt, ins Museum überführt!

-

Berliner   Fremdenverkehr im September. Die Zahl der in Berliner   Hotels, Gasthöfen, Fremdenheimen usw. polizeilich ge meldeten Fremben belief sich nach Mitteilungen des Statistischen Amts der Stadt Berlin   im Monat September auf 161 496, das find pro Tag 5383. Für den August lautete die Tapes­durchschnittsziffer 5106; es ist also eine Zunahme gegenüber dem Bormonat um 277 ober 5,4 Bro3. au verzeichnen. Bon den Gasthofsfremden überhaupt waren 85,2 Proz. Deutsche   und 11,7 Broz. europäische Ausländer, 3,1 Broz. waren in den fremden Erbteilen staatsangehörig, und zwar 2,5 Broz. in Amerita. Die Bahl der Gafthofsfremden aus Amerifa ist infolge der vielfach schon im Auguft angetretenen Rückreise der Amerikaner Deutschland   gegenüber dem Vormonat von 6499 auf 4110 gefunken.

aus

Dagegen haben von 34 europäischen Auslandsstaaten 16 eine Steigerung der Besuchsziffer erfahren, aus drei Ländern war ber fremdenverkehr der gleiche und für 15 Staaten waren geringfügige Abnahmen der Besucherzahlen zu verzeichnen.

Das ideale

Laxin Abführ  - Konfekt