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Nr. 472 44. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

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Die landwirtschaftliche Verschuldung.

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Gegen die Gegen die Pump- und Subventionswirtschaft der Großagrarier.

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Prediger in der Wüste.

Die von uns bereits furz angezeigte jüngste Veröffentlichung werden die gesamte deutsche   Volkswirtschaft soll also den Groß­des Instituts für Konjunturforschung über den Umfang und die Zu- agrariern die Mittel dafür aufbringen, um ihre unrentable Pump­fammensetzung der landwirtschaftlichen Verschuldung in Deutschland   wirtschaft immer weiter fortzuführen. ist für die Beurteilung der Lage in der Landwirtschaft wichtig. Sie läßt mit aller Deutlichkeit erkennen, daß während der letzten Jahre, in denen noch dauernd über Mangel an Krediten von der Landwirt­Eine solche Politit ist ein volkswirtschaftlicher Unsinn. Glüd­schaft geklagt wurde, eine sehr erhebliche Vermehrung des dort licherweise wird das auch in den einsichtigen Kreisen der Land­arbeitenden Kapitals eingetreten ist. Insgesamt beziffert das In- wirtschaft seit langem flar erkannt, seit einiger Zeit auch flar stitut die Zunahme der Berschuldung im Laufe des Jahres 1926 auf ausgesprochen. Beispielsweise hat der Landwirtschafts­846 Millionen Mark, die Zunahme im ersten Kalenderhalbjahr 1927 professor Beckmann- Bonn soeben erst auf der Magde­fogar auf 917 Millionen Mark  . Die gesamte erfaßbare Schuldenlast burger Tagung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft mit aller wird zur Jahresmitte 1927 mit faft 5 Milliarden Mart angegeben ist, wenn sich die Landwirte wieder auf das Prinzip der Entschiedenheit erklärt, daß die Lösung der Kreditkrise nur möglich ohne die 3 bis 4 Milliarden Mark Aufwertungsschulden. Rentabilität besinnen, und daß die Kreditgewährung an Außerdem sollen noch schäßungsweise 1800 Millionen Mark unrentable Betriebe volkswirtschaftlich eine Ber­Schulden an sogenannten schwarzen" oder schwimmenden" Kre- schwendung des ohnedies tnappen Kapitals, eine Ablentung diten, deren Höhe nicht genau anzugeben ist( hauptsächlich Waren­n beren pon wirklich produktiver Betätigung darstellt. Nicht minder ent­schulden und Lieferantenschulden, rückständige Kaufgelder und schieden hat sich vor einiger Zeit schon eines der erfolgreichsten Bachten usw.), vorhanden sein. Seit dem Ende der Inflationszeit landwirtschaftlichen Kreditinstitute, die Deutsche   Domänen= ist danach eine Neuverschuldung der gesamten deutschen   Landwirtschaft bant( jekt Deutsche   Bächterkreditbank) in ihrem Jahresbericht um 6 bis 7 Milliarden Mark eingetreten. Das ist eine recht hohe ausgesprochen. Es wird dort gesagt, daß die Landwirtschaft Summe auch dann, wenn man die besonderen Umstände der Nachschulen Barolen" gefolgt fet, als sie sich überſtark ver­als sie dann, um die Zinsen aufzubringen, eine allgemeine Produktionssteigerung und eine allgemeine Intensivierung versuchte mit dem( vom Landbund und den Landbundministern Kanik und Schiele) propagierten Ziel, die ein­heimische Ernährung sicherzustellen" und das Bolt von der eigenen Die planlose Intensivierung Scholle zu ernähren". unter dem Autarfieprogramm habe dann zu einer immer weiteren Verschuldung geführt. Demgegenüber wird von der Domänen­bant folgendes Programm aufgestellt: 3urück­haltung in der Kredithingabe und aufnahme, Konsolidierung und Systematisierung der Kredite, Rationalisierung und Rentabilisierung der Betriebe.

inflationszeit berücksichtigt.

Die Zinsenlaft.

Leider hat es das Institut gar nicht erst versucht, Feststellungen darüber zu machen, wie groß die 3insbelastung ist, die sich aus dieser Neuverschuldung ergibt. Es wird anzunehmen sein, daß die jährliche Verzinjung der genannten Kredite der Vorkriegs­belastung nahekommt. Einen ungefähren Anhaltspunkt bilden aber Die interessanten Aufstellungen der Statistischen Abteilung der Land­wirtschaftskammer für die Provinz Pommern. Es heißt dort, daß auf Grund von stichprobenartigen Erhebungen die Verschuldung an Realkredit je Hettar mit rund 200 m., an Personalkredit je Hektar mit rund 100 m. zu beziffern ist. Die Verzinsung der Personal­tredite erfolgt dabei zu rund 15% Proz. jährlich, natürlich heute ein zu hoher Satz, während für die Realkredite lediglich der Anhalt gegeben wird, daß zwischen 7% und 12 Proz. Zinsen jährlich zu zahlen sind. Ein durchschnittlicher Zinssatz von 9 Proz. ist deshalb für die Realverschuldung wohl nicht zu niedrig angenommen. Wenn Die letteren Zahlen als charakteristisch für das ganze Reichsgebiet angesehen werden, so ergibt sich, daß an Zinsen jährlich etwa 850 bis 900 Millionen Mark von der Landwirtschaft aufzubringen wären. Nun ist zu berücksichtigen, daß die größeren Güter stärker ver­schuldet sind. Dies ergibt sich u. a. auch aus einer Uebersicht, die für die Provinz Ostpreußen   bei Bauern betrieben( bis 100 Hektar) einer Gesamtzinsbelastung von 17 M. je Hektar, für kleinere Guts betriebe( bis 250 Hektar) eine Belastung von 26,20 m., und für große Gutsbezirke über 250 Hektar eine solche von 34,20 M. feststellt. Wir stehen also folgenden Tatsachen gegenüber:

1. In den letzten Jahren, seit der Währungsstabilisierung, ist eine starke Neuverschuldung der Landwirtschaft erfolgt.

2. Die Neuverschuldung ist besonders hoch bei den größeren Be­trieben, die aber vorzugsweise die niedriger verzinslichen Hypo­thefartredite erhalten haben, sie ist relativ niedriger bei den Klein­und Mittelbetrieben, die dafür aber mit den höheren Zinsen für Personalkredite belastet sind.

3. Der Prozeß der Verschuldung ist noch nicht abgeschlossen, benn außer den 1,8 Milliarden Schwimmschulden", die noch kon­folidiert werden müssen, ist ständig ein großer Bedarf an Personal wie an Realkrediten vorhanden.

Staat und Bolt follen für großagrarische Pumpwirtschaft geradeftehen?

Diesen Tatsachen steht nun die Feststellung gegenüber, daß, wie das im Reichslandbund zusammengefchloffene Großagrarier. tum immer wieder betont und statistisch nachweiſt", die landwirt­schaftlichen Betriebe in Deutschland   im großen Durchschnitt ohne Rentabilität seien, d. h. mit jährlichen Verlusten arbeiten( mährend Berhältnissen sehr wohl rentabel arbeiten!) Und damit erhebt sich zahlreiche Betriebe, dank tüchtiger Leitung, unter den gegenwärtigen die Frage, ob es mit der bisherigen Verschuldungs wirtschaft weitergehen fann. Ist es vom Standpunkt einer vernünftigen Wirtschafts- und Kreditpolitit überhaupt ver tretbar, daß wahllos immer mehr Kredile an Betriebe gegeben werden, die nach der Behauptung des Reichslandbunds dauernd mit Verlust arbeiten, und die ihre Schuldzinsen nur aus der Substanz" deden, d. h. nur durch weitere Verschuldung aufbringen fönnen?

Die Landbündler draußen im Lande und ihr Minister in Berlin  , Herr Schiele, machen sich die Beantwortung dieser Frage sehr leicht. Sie fordern" weitere Kredite und sie fordern" gleichzeitig, wie es eben noch der deutschnationale Abgeordnete Schlange Schöningen mit größter Naivität ausgesprochen hat, vom Staat, daß er eingreift, um durch Zins­verbilligungen, durch Steuerermäßigungen und nachläffe, durch Hilfsaktionen und vor allem durch höhere Schutzölle dazu zu helfen, daß die Berzinsung der Schuldenlast erleichtert wird. Durch die Schutzölle follen die Preise für alle Lebensmittel erhöht

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Backin

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Schluß mit der fyftemlosen Kapitalvergeudung.

Diese Forderungen, die aus der Praxis einer( als Pächterkredit­Institut) besonders um ihre Liquidität besorgten Landwirtschafts­bank heraus entstanden sind, sind auch volkswirtschaftlich in hohem Maße vernünftig. Es muß Schluß gemacht werden mit der system­lojen Kreditgewährung an unrentable Betriebe, die das volkswirt­fchaftlich so dringend nötige Kapital doch nur zwedlos verpulvern, um dann um so lauter nach 3ollerhöhungen und Sub= ventionen zu rufen! Die bisherige Praris der land­wirtschaftlichen Kreditinstitute ist wegen ihrer wirtschaftspolitischen Konsequenzen und wegen der hier betriebenen Kapitalverschwendung nachgerade zu einer wirtschaftlichen Gefahr geworden. Dabei haben die Bauern an der systemlosen Verschuldung am aller­wenigsten ein Interesse.

Ausreichende Versorgung der bisher benachteiligten Klein- und Mittelbetriebe, soweit sie rentabel arbeiten, mit Hypothefar­kredit! Und dem Großgrundbesitz nur dort Kredite, wo es modern und nach kaufmännischen Prinzipien arbeitet, seine ohnehin geringen Steuern bezahlt und die erforderliche Rentabilität nachweist!

Gefährliche Methoden der Konjunkturforschung.

Donnerstag, 6. Oktober 1927

3insspanne vergrößern werden. Die zu vergütenden Zinsen sollen durchweg nur um ein halbes Prozent erhöht werden. Die Preußische Staatsbank   hat eine Erhöhung vorgenommen zwischen ½ und 1 Proz. Sie ist also wenigstens etwas anständiger als die privaten Banten. Von den deutschen   Sparkassen und den anderen öffentlichen Banken hoffen wir, daß sie dem schlechten Beispiel der Privatbanken nicht folgen werden.

Die Bergrößerung der Zinsspanne ist ein Raubzug der Banken. Nichts anderes. Wenn sie 50 milliarden im Jahre umsehen würden, so bedeutet das halbe Prozent, um das sie die Zinsspanne erweitern, eine Mehreinnahme von 250 Millionen Mark. Um so viel werden die deutschen   Kredite künstlich verteuert. Während alles trampfhaft in Deutschland   an der Niedrighaltung des Preisniveaus arbeitet, was sich irgendwie für die Gesamtwirt­schaft verantwortlich fühlt, erhöhen die Banken den Preis für das Kapital. Die absolute Verteuerung der Kredite, die die Reichsbank durchgeführt hat, muß noch nicht sehr gefährlich sein. Die ganze Bolkswirtschaft zahlt deshalb noch nicht Vorgehen der Banten aber im gegenwärtigen Augenblick ist un­mehr, wenn zugleich die 3insspanne die gleiche bleibt. Das vergleichlich viel schlimmer als die Diskonterhöhung der Reichsbank und muß öffentlich gebrandmarkt werden.

Schacht und die Preußenanleihe. Reichstag   und Reichsregierung müssen eingreifen. In den letzten Tagen wurde gemeldet, daß die Auflegung der Breußenanleihe nun gesichert sei. Das ist leider nicht der Fall. Aber es flären sich etwas die Umstände, unter denen das amerikanische   Staatsdepartement zu seinem Einspruch gefom­men ist. Sie flären sich auf sensationeller Weise. Es geht dabei und das kann nicht überraschen um Dr. Schacht, den deutschen  Reichsbankpräsidenten.

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Nicht mehr und nicht weniger als folgende Zusammenhänge werden vom Journal of Commerce" als wahr be=

hauptet. Das amerikanische   Staatsdepartement sei durch den Präsidenten Strong der amerikanischen   Bundesbanken zu seiner Stellungnahme gekommen. Schacht habe den Gouverneur Strong auf die Zweckmäßigkeit hingewiesen, den Verkauf weiterer Dollar­bonds für deutsche Anleihen in Amerika   hintanzuhalten, weil auf diese Weise die Ausführbarkeit des Dames= Plans sofort festgestellt werden könne. Der Zeitpunkt brauche dann nicht verschoben zu werden, an dem Deutschlands  Leistungen ein für allemal bestimmt würden. Die Emission von deutschen   Anleihen in Amerika   diene lediglich der Zahlung von Re­parationen; die deutschen   Auslandsverpflichtungen würden vermehrt ohne gleichzeitigen Nugen für Deutschland  . Schacht habe weiter den Vorschlag gemacht, die Erträge aus den New Yorker Verkäufen von Dollarbonds für deutsche Anleihen besonders zu kennzeichnen, damit sie für den Rücktransfer an die Alliierten durch den Re­parationsagenten unbenußbar würden. Damit würde verhindert, daß die Anleiheerlöse nicht durch Deutschland   wie durch ein Sieb einfach hindurchglitten und erreicht, daß Deutschland   wirklich Be­So= triebskapital für den Wiederaufbau seiner Industrie erhalte. weit die amerikanische   Zeitung, die bisher als zuverlässige Infor mationsquelle galt.

Die Reichsbank teilt dazu mit, daß die Meldung des ,, Journal of Commerce" völlig unzutreffend sei. Es sei bei der Konferenz der Notenbankleiter zwar ganz allgemein das Problem der Auslandsanleihen erörtert worden, doch habe sich Schacht dazu nur mit größter Reserve geäußert und keinerlei Stel­lung in dem Sinne genommen, wie es die Meldung des Journal

of Commerce", will.

Angefiechts dieser Erklärung ist es natürlich ausgeschlos sen, die Reichsbank und den Reichsbankpräsidenten Lügen zu strafen. Die bestimmte Art aber, in der das ,, Journal of Commerce" gesprochen hat, macht es den deutschen   Reichsbehörden zur Pflicht, den Reichsbqntpräsidenten amtlich über die Zusammenhänge zu pernehmen und der

deutschen   Deffentlichkeit endlich jene Aufklärung zu geben, für die

Im übrigen hat sich das Institut für Konjunktur. forschung auch bei seiner Publikation über die Agrarkredite wieder Extratänze geleistet. Die Summen, die bei der Vertei­lung der Rentenbank- und Golddiskontbankkredite auf die einzelnen Größentlassen der Betriebe tamen, find bekannt. Ihre Mitteilung ist absolut unentbehrlich zur Urteilsbildung über die landwirtschaftliche Berschuldung. Sie ist selbstverständlich für eine objektive Darstellung. Aber das Institut verschweigt die Zahlen. Es verschweigt sie nicht nur, sondern es macht direkt Zahlen. Es verschweigt sie nicht nur, sondern es macht direkt falsche Angaben, die die Tatsachen ins Gegenteil verkehren, jo 3. B. daß 34,1 Prez: der Rentenbankkredite( der Summen, nicht der Zahl!) Kleinkredite waren. Wir haben allen Grund zu der fein wollte. Schon mehrfach mußten solche Seitensprünge, die be Annahme, daß man den Kreisen um Herrn Schiele damit gefällig nach der Behauptung der Reichsbank und ihres Präsidenten die fonderen Interessententreifen nüglich sind, festgestellt werden. Man muß sich wirklich fragen, wie lange das noch so weitergehen soll bei einem Institut, das auch von der organisierten Arbeiterschaft finanziell unterstüßt wird, zugleich aber die Politik gegen die Arbeiterinteressen fördert.

Neuer Wucher der Banken.

Nach der Diskonterhöhung der Reichsbank mußte allgemein erwartet werden, daß die deutschen   Banken nicht nur die Zinssätze für die Kredit gewährung entsprechend erhöhen, sondern auch die Sätze für die vergüteten Zinsen. Jetzt aber ist schon klar, daß die privaten Banken das nicht tun werden.

Die Berliner   Großbanten haben zwar sofort die Kreditzinsen um ein volles Prozent erhöht. Aber schon jetzt steht fest, daß sie die

es schon seit dem ersten Tage der Gefährdung der Preußenanleihe an der Zeit war. Es fenn fein Zweifel darüber sein, daß, wenn

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Tassen auS 1/2 Pfund

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tägliche Brot!

Die ersten Backversuche

sbreines angehenden Hausmütterchens können durch keinen besseren Rat unterstützt werden, als den die Mutter gibt. Sie sagt stets: ,, Nimm Dr. Oetker's Nim Oetker's

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Im Berliner   Hausfrauen- Verein kommt nur,

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Dr. August Oetker  , Bielefeld  .