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schaftstonferenz und die Entschließungen der letzten Arbeitskonferenz. Besonders die letzteren geben in der Regel die Anregung zur Behandlung neuer Aufgaben. Unter diesen Entschließungen erscheinen besonders beachtenswert der Antrag des belgischen Genossen Mertens über die I n v a l i d i t ä t s-, Alters- und Hinterbliebenen- Versicherung und der Antrag des schweizerischen Ge- Nossen S ch ü r ch über die Arbeitszeit der Ange- st e l l t e n. Beide Anträge werden sicherlich nach sorgfäl- tiger wissenschaftlicher Vorbereitung durch das Internatio- nale Arbeitsamt auf einer der künftigen Arbeitskonferenzen zur Verhandlung gelangen. Schließlich hat der Verwaltungsrat noch Berichte über die Arbeitsverhältnisse in den Kohlenberg- werken, über den F l ü ch t l i n g s d i e n st, über den Ausschuß für geistige Arbeiter, über Arbeits- l o f i g k e i t und über den Haushalt entgegenzunehmen. Die Fülle des Beratungsstoffes zeigt, daß die Tagung, wie immer, eine arbeitsreiche sein wird. Wir wünschen diesen Beratungen den besten Erfolg. Schließlich noch ein Wort zur Einladung der Reichs- regierung. Die Reichsregierung hat den Berwaltungsrat wohl nicht nur eingeladen, um einer Höflichkeit zu ge- nügen, sondern hoffentlich auch um ihr besonderes Interesse für die sozialpolitische Arbeit des Internatio- nalen Arbeitsamtes zu bekunden. Diese Initiative be- grüßen wir und hoffen, daß dieser freundlichen Geste die Erklärung zu künftiger aktiver Mitarbeit an den Aufgaben des Internationalen Arbeitsamtes folgen möge. Daran hat es früher oft gefehlt. Genosse Grote- wohl weist gerade jetzt in einem bemerkenswerten Aufsatz in der Monatsschrift des ADGB. auf diesen Mangel hin. Deutschland schneidet in bezug auf die Ratifizierung der Uebereinkommen der Arbeitskonferenz im Ver- gleich mit den anderen großen Industriestaaten sehr schlecht ab. Es wäre also um so mehr, am Platze, daß nach der Verwaltungsratssitzung die aktive Mitarbeit Deutschlands an den Aufgaben des Internationalen Arbeits- amtes besonders durch eine tatkräftige Ratifizie- rungspolitik zum Ausdruck gelangt.

Was ist Notwehr? Ttrafgeset?ausschuß und die Frage der Interessen- abwägung. Der Strafgesetzausschuß des Reichstages beendigte gestern die Besprechung über den Notwehrparagraphen. Es handelt sich hauptsächlich darum, ob, wie es im Regierungs­entwurf heißt, nur derjenige wegen einer in der Notwehr begangenen Handlung ftrafirei sein soll, der sich gegen einen Angriff verteidigt, wenn der von der Verteidiwing zu erwartende Schaden nicht außer Verhältnis zu den durch den Angriff drohenden Schaden steht. Der Kritik des Genossen S a e n g e r schloß sich Abgeordneter K o e n e n an, dessen Ausführungen in dem Vers gipfelten:Es kann der Frömmste nicht auf Freispruch rechnen, wenn es den Klassenrechtlern nicht gefällt." Die A b st i m m u n g e n über die von der sozialdemo- kratischen Fraktion gestellten Abänderungsanträge wurden bis nach Beendigung des Notstandsparagraphen zurückgestellt. Nach§ 25 soll als im Notstand handelnd straffrei sein, wer eine an sich strafbare Handlung begeht, um eine Gefahr abzuwenden, wenn ihm oder dem Gefährdeten unter pflichtmäßiger Berücksichti- gung der sich gegenüberstehenden Interessen nicht zuzumuten ist, den drohenden Schadenzu dulden. Genosse S a e n g?r wendete sich gegen die Jnteresfenabwagung, die man einem im Not- stand Befindlichen nicht zumuten, könne. Wenn ein Schiffbrüchiger sich zu retten sucht und einen anderen von der rettenden Planke ins Wasser stoße, könne man unmöglich von ihm oerlangen, daß er vor- her die sich gegenüberstehenden Interessen gegeneinander abwäge. Alsdann wurde die Beratung auf morgen vertagt. Vorher schlug der Vorsitzende Abgcordnter Kahl nur noch vor, als Sachverständige darüber, ob das Strafmündigkeits- alter von 14 auf IS Jahre heraufgesetzt und eine weitere Zwischenstufe auf das 20. Lebensjahr etwa eingeführt werden solle, den Oberarzt Dr. Krämer von der Charit« und

Eine Messe des Lebens. Konzerlumschau von Kurt Singer . Unter vielen Schrullen, die man jenseits des Kanals und des Ozeans liebt, dürfte nicht die schlechteste sein, Geld in Kunst umzu- sctzem Bei uns in Deutschland gibt es Möglichkeiten, für ein gutes Musikstück, das einem Forum von Sachverständigen vorgelegt wird, Stipendien zu erhalten. Also ein Honorar für eine abgelieferte Ware, für eine perfekte Leistung. Vorbedingung: sie muß gefallen. Frau Elisabeth Sprague C o o l i d g e macht es un, gekehrt. Sie überreicht einem Zluserwählten einen Dollarscheck und der also Preisgekrönte schreibt ein Werk für Kammermusik. Die Verantwortung zwingt den Komponisten gewiß, sein Bestes herzugeben. Aber ein Zurück gibt es nicht mehr. Respighi , Bloch, Bliß und andere haben auf diese Weise Musik dem guten Mäzenatentum geopfert. Auch Arnold Schönberg ist unter den Auserwöhlten. Er war es immer, aber fein Name bedeutet ja ein Programm, und deshalb gehört dieses dritte Streichquartett, op. 30, wieder zu denen, die von Kampf und .Vollendung, Krampf und Besinnung, Leben und Tod erzählen. Schön- borg kennt anscheinend keine Kompromisse mit Welt und Publikum oder gar mit dem Musikantenwm. Aufhebung der Tonleiter, Ver- ichwinden der Tonarten, der Sequenzen, der üblichen Harmonik, Zer- hämmern jedes gemütlichen, geniüthaften, bequemen Melos das ist schon festverankert, selbstverständliche Boraussetzung seiner Arbeit. So kommt es, daß auch iin op. 30 die Partitur schöner aussieht, als llingt. Der einzige lebende Musiker, der nicht davon abzubringen ist, gegen die Gesetze aller bisherigen Klang- und Musik-Aesthetik zu rebellieren. Er bestätigt den Lebenswert dieser seiner höchsteigenen Musikidce durch immer stärkere Vertiefung des thematischen Geistes. Denn Themen und Motive hat auch er, und es ist ein Vergnügen, die kontrapunktischen Schönheiten, die Logik der Durchführung, die Leidenschaft der Verzahnung von Motiv und Rhythmus zu erleben. Die Haltefähigkeit, die Gedächtniskraft dieses Gehirns ist außerordent- lich, das Gefühl für Bewegung und Stimmenselbständigkeit geradezu nnheimlich. Im Adagio gibt sich die beseelte Musikernatur Schön- bcrgz am sreiesten aus, frei von jeder Rücksicht aus die eigene Rück- sichtslosigkeit. Hier scheint ohne Bruch ein Wandel des Krampfs zur Besinnung, des Kampfs zur inneren Vollendung erreicht. Hart im Räume stoßen sich die Sachen. Ist Schönberg der musi- kalische Philosoph eine� Idee, die ihm heilig wurde, so ist Frederick D c l i u s nur besessen, von dem Wunsch, laut, jubelnd, edel und frei singen zu können, bis der Weltgesang die Menschen umsängt mit Liebe, Wonne, Preis. EineMesse des Lebens" ini Tanz und Jubel nicht ohne die Schatte» der mitternächtigen Sorge, des grübeln- den Leids. Wo er aber die Herzen erobert, da ist Hymnus, da ist lautere Lust geboren. Nicht jene Lust, die tiefe Ewigkeit will, nicht jenes Rauschen in höheren Gefilden, zu dem die Wenigen streben, die Wenigsten Hinsinden. Alle können teilhoben an diesem Mohnruf an den großen Willen, an die'Wende aller Not, an die Notwendigkeit, die vor kleinen Siegen bewahren soll, um den großen Sieg des be- freiten Lachens zu erleben Ein Jubilieren, ein Emporpeitsche» der Herzen zur Brüderlichkeit, religiöses Verweilen beim Blick in das Auge des Lebens, ein toller Tanz über Stock und Stein in chorisri'cr Leidenschast. ein mystisches Euchen nach dem Eiland zwischen Gut und Boje:«in Resignieren vor der Einsamkeit, ein zauberhaftes Her

Londgerichtsdirektor Franke vom Berliner Jugendgericht zu hören. Genosse R o s e n f e l d wünschte außerdem die Zuziehung des Pro- fesiors o. D ü h r i n g in Frankfurt a. M., und der Ausschuß beschloß alsdann, alle drei Herren am nächst«» Donnerstag zu hören.

Kirchenfreizeit statt �chtstunöentag. Fromme Wünsche des Kirchlich-Sozialen Kongresses. Dieser Tage fand in Düsseldorf der 25. Kongreß des«vange- lisch«» Kirchlich-Sozialen Bundes statt. Er endete wie üblich mit der Annahme von Entschließungen, deren eine sich für Keud«lls Schulgesetz erklärt. Der reaktionäre G- i st, der aus dieser Kundgebung spricht, präsentiert sich in geradezu kindlicher Form in einer anderen Resolution, die hier wiedergegeben sei: Der Kirchlich-Soziale Kongreß begrüßt jede kirchlich» soziale Annäherung zwischen Arbeitgeber- und Arbeit- nehmerschast, insbesondere die Abhaltung von evangelischen K i r ch e n f r« i z e i t e n, sei es jür Arbeitgeber und Arbeitnehmer im besonderen, sei es für beide Seiten gemeinsam. Es wird dadurch die Atmosphäre geschaffen, aus der die Ä r b e i t s g e» meinschaft zwischen Arbeitgebcrtum und Arbeitnehmerschast auf kirchlich-nationalem Boden neu erstehen kann." Kein Wort von den sozialen Forderung en der Ar- beiterschast, die sich bereits freuen soll, wenn in einem besonderen Raum Erbauungsstunden abgehalten werden, die sogar das hohe Glück genießen darf, mit den Unternehmern zusammen kirchliche Feierstunden zu halten. Predigt und Gebet statt aus- kömmlicher Entlohnung und Achtstundentag eine herrliche Lösung für die reaktionären Sozialpolitiker! Die deutschen Arbeitgeberoerbände werden über diesen Ausweg geradezu begeistert sein müssen, wenn sie nicht auch hier wieder entdecken sollten, daß die Verkürzung der' Arbeitszeit für Betstunden eineunerträgliche Belastung der Produktion" und ein freventlicher Anschtag auf die Oeiswngsfählgkeit der deutschen Wirt- schaft" ist. Sonst jedenfalls pflegen die Arbeitgeber In dieser Art auf Forderungen nach mehr Freizeit zu antworten. Die denkende Arbeiterschaft wird sich jedenfalls dafür bedanken, ihre Interessen von Leuten vertreten zu lassen, die ihren gerecht- fertigten sozialen Wünschen einBete und arbeite" entgegen- stellen._

Sowjetgas. Rote Fahne" vom S. Oktober: Diese Nachricht ist geeignet, der deutschen Arbeikerschaft den Ernst der Kriegsvorbereitung zu zeigen. In den Werken der deutschen chemischen Industrie wird der kommend« Gas- krieg vorbereitet. Deutschland in der Giftgas- Produktion aller Welt voran! Jetzt ist kein Ableugnen mehr möglich! Der wahnwitzige Gaskrieg, ein un- be schreiblich grauenhaftes Morden, wird in der deutschen Rüstungsindustrie vorbereitet." Stalin am 2. Oktober lautPrawda": Wir haben 37 Fabriken für Giftgase und Brandbomben ein- gerichtet. Wir rüsten. Der Krieg, den uns die Westmächt« aus- zwingen werden, ist unvermeidlich. Ich fürchte, daß er schon 1928 da sein wird." Prawda" am 2. Oktober: Sowjetrußland kann keine Glückwünsche nach Berlin richten. Der deutsche Reichspräsident wird aber noch den Tag erleben, da der zweite Weltkrieg Europa durchtoben wird. Von der Klugheit Deutschlands wird«s abhängen, ob es nicht zum Kriegs- schemplatz zwischen den Sowset» und Westeuropa wird." Siebcnunddreißig Eiftgassabriken in Rußland aber Deutsch - land in der Giftgasproduktion oller Welt voran? Das ist die Methode: galtet den Dieb!"

Abzug der französischen Besahung aus Diez . Wie der Vertreter der Telegraphen-Union aus zuverläsiiger Quelle erfährt, werden die noch hier liegenden Truppenteile der französischen Besatzung am 28. Oktober endgültig die Stadt verlassen. Eine neu« Belegung er- folgt nicht, so daß die Stadt endlich nach annähernd neunjähriger Besatzungszeit frei wird.

aufbeschwören des hellen Mittags, Jagd nach dem Glück, bange» Fragen nach Zweck, Ursprung, Sinn, Ziel, Gang des Leben«. Ist es nicht Torheit, zu leben? Aber Wein und Lochen und Glück be- zwingen die Welt, Lust ist tiefer noch als Herzeleid. Zu all diesen weisen und rauschenden Zarathustra -Jdeen formt D e l i u s eine Musik, die den rhapsodischen Schwung mit jenseitiger Kühle mischt. Hier und da an der Oberfläche der Wirkung, im Chorsatz aber fast durchweg die Seelenfarbe des dichterischen Vorwurfs beschwingend, festhaltend, reifmachend zur Empfänglichkeit. Ein vornehmes, edles, musikgeladenes Werk. Gewiß, 20 Jahre alt, und in der melodischen Linie von Wagner»Tristan" beeinflußt. Stlmmungseklektiker auf der ganzen Linie zwischen Spannung des Leidens und Entspannung der Freude. Aber auch diese Geister höherer Lebensart tun uns not, wenn die Genies aufhören zu sprechen, oder wenn sie fehlen. Hätte Delius heute noch die Kraft zur Feder zu greifen: er schenkte uns ein« Messe des heutigen Lebens. Sie wäre konziser, geschlossener, einheitlicher: aber sie wäre nicht mehr so quellend schön. Vergessen wir nicht, daß er sie dem uns unvergessenen Musikphilosophen Fritz C a s s i r e r gewidmet hat, dem hier ein herrliches Denkmal errichtet wurde. Carl S ch u r i ch t leitete das Werk. Er hat es aus dem Schlaf der Versunkenheit erlöst, hat es orchestral und chorisch aewandelt, bat ihm in unerhörter, heiliger Arbeit die Schlagkraft verliehen, die ihm innewohnt. Kein Wort des Dankes wäre zu gering, um diese geniale Nacharbeit zu kennzeichnen. Chor und Orchester auf seltener Höhe, die Leonard und van der Beer, Meader und S ch« y(der geradezu bravourös einsprang!). Dem Geistigen des Werks fast, dem Gesanglichen ganz gewachsen... Eine Musteraufführung, der eine Wiederholung guttäte. Und die Konsuln mögen es sich überlegen, wie sie einen Mann von den künstlerischen Kapazität eines Schuricht an Berlin fesieln! War die Woche auch durch Klemperer und Schuricht als hochwertig stigmatisiert, so sei doch auch der solistischen Abende ge- dacht: Slezak erwarb sich neue Freunde. Er singt freier, frischer, mit besser geschultem Ate»,, wenn auch noch nicht ohne schnelle Er- niüdung. Schlusmis ist im lyrischen Gesang vollendet, der Ballade gegenüber matt. Hanns Wolf verspricht als Pianist mancherlei, kann aber die Formlosigkeit einer Sonate op. 21 von Szymanowski nicht zu einer persönlichen Leistung wandeln.

Boheme" in der Staaksover. Gerade die gangbarsten Opern brauchen Auffrischung. Die Staotsoper setzt die Arbeit der Neuinszenierungen an der..Boheme" Puccinis fort. Das erste Bild, musikalisch die Krone aller Puccinischen Szenen, war selten noch so frisch, so idyllisch und sroh bei aller Gedrücktheit des Milieus. Das zwei!« Bild des Weihnachtstrubels im yuartier Urin hatte etwas volkstümlich Ausgelassenes, Sasliges, Polles, sieh aber immer wieder für intime Augenblicke Platz und Sllem frei. Das sei Karl Holz gedankt, der sich allerding« in der echten Pariser Straße, die ihm Aravantinos hingebaut hatte, besonders wohl fühlen durfte. Die Führung behielt Meister Blech, der scharf ins Zeug ging, wen» die Leidenschast der Partitur ihn packt«, der zart blieb, wenn Liebe das Hauptwan im Text der Musik mar. Mimi: das ist Maria Muller . Ich kenne keine Sängerin, die einer so liebens- werten Figur menschlich näher käme, die auch gesanglich die Weichheit der Noblesse so unterstreichen darf, ohne aus sich herauszugehen. Fast

Deutjchwnö und der Zranktireurkrieg. Eine belgische Entgegnung. Brüssel . 6. Oktober. Die belgische Telegrophenagentur veröffentlicht eine Erklärung. in der die Behauptung deutscher Blätter zurückgewiesen wird, der belgischen Regierung seien die Schuldbeweise für den Frank- t i r e u r t r i e g, die sich aus Artikeln belgischer Blätter vom August und September 1914 ergeben, so unangenehm, daß sie die Entfernung der Zeitungssammlungen aus den beiden ersten Kriegsmonaten aus den öffentlichen Bibliotheken angeordnet habe. Die belgische Tele- graphenagentur betont, sie sei ermächtigt, aufs entschiedenste zu er- klären, daß eine derartige Anordnung niemals erteilt worden sei. « Die deutschen Blätter, die diese und ähnliche Behauptungen aus- gestellt haben, sind durchweg rechtsstehend, also regierung?- freundlich. Die Reichsregicrung wäre in der Lage, ihren Einfluß auf diese Blätter geltend zu machen, damit sie nicht immer wieder durch solche Behauptungen den Eindruck erwecken, als fühle sich das amtliche Deutschland verpflichtet, die Vorgänge bei den Kämpfen in Belgien im Sommer 1914 zu decken. Wir lehnen eine solche Solidarisierung entschieden ab und wir glauben, daß auch im Aus- wärtigen Amt keine Neigung verspürt wird, sich in dieser Frage auf» hohe Roß zu setzen. Das von den deutjchnationalen Blättern seit einigen Wochen ausgegebene Schlagwort vom..schlechten Ge- wissen" Belgiens muß nicht nur auf die belgisch« Bevölkerung- wie eine Herausforderung wirken. Estlands Außenpolitik. Erklärungen des Außenministers. Reval . 6. Oktober. Außenminister Dr. Atel erklärte bei einem Presseempiemg. daß die baltischen Außenminister in Genf nicht über das Verhältnis zu Rußland und eine Neutralisierung der ballischen Staaten ver- handelt haben. Dagegen habe er mit Dr. Strcsemann Verhandlungen über den Abschluß eines deutsch-e st nischen Handelsver­trages angebahnt. Deutschland verbinde gemäß dem Reichstags- beschluh von 1924 diese Frage mit der Frage der Regelung der B e- Zahlung für die enteigneten Güter deutscher Reichs- angehöriger. Demgegenüber weise Estland darauf hin, daß man die Entschädigungsfrage notwendigenfalls durch ein Schiedsgericht der Lösung zuführen müsie. Bezüglich der Zusammenarbeit der ballischen Staaten betonte der Minister, daß nach seiner festen lieber- zeugung die Zukunft der ballischen Staaten Estland , Lettland und Litauen nur unter der Bedingung gesichert sei, daß diese Staaten in politischer und wirtschaftlicher Beziehung sich so eng als nur möglich zusammenschlössen. Dieser Bund werde stark genug sein, die Unabhängigkeit der Staaten gegen irgend welche Angriffe von außen zu verteidigen. Sozialisten verteidigen die preststeiheit. Warschau , 6. Oktober. Wie der sozialistischeRobotnik" mitteill, hat das polnische Pressesynditat an den Abg. Dr. Liebermann(PPS.), der im Sejm gegen die Pressedetret« Pilsudskis gesprochen hat, ein Dank- schreiben gerichtet._ Säumige Gnade. Da Thüringen , trotz der Anmeldung der Regierung, noch keine Gnadenerweise zum Geburtstage de» Reichspräsidenten Hmdenburg erlassen hat, richtete die sozial- demokratische Fraktion des thüringischen Landtages eine Anfrage an die Regierung, in der es heißt, ob das Kabinett bereit sei, dem Land- tag« Mitteilung über die Begnadigungen, die Zahl der Fälle. ihre strafrechtlichen Merkmale und die amnestierten Strafzumessungen zu machen. In Toulon ereignete sich wieder ein Zwischenfall: Mairosen und Krtegsmarineingenieure gerieten in einem Rummetyark in Streit. Einer der Matrosen stürzte sich auf einen der Ingenieure, als dieser seinen Ofsiziersausweis zeigte, warf ihn zu Boden, traktierte ihn mit Fußtritten und entkam unerkannt.

schien es allerdings, als schonte sie sich, als wollte sie Krankheit durch Vorsicht im Ansetzen der Töne cho>rakterisi«ren. Dennoch: unvergleich- lich persönlich liebenswert. Helge Roswaengl ist wiederum eine Tenorentdeckung. Frisch, klar, schlank, rein und ausladend, un- gequält dieser lyrische Tenor, der auch nichts Starres in der Be- wegung hat. Mit Habit, Scheidl, Helgers ein prachtvoll diszivli- niertes Ouwrttuor. Gitta A l p a r als Musette wir haben schon bessere gehört, und auch die Alpor hat Partien, denen sich sich inner- lich näher fühll. Aber sie gefiel in ihrer heiteren Unbekümrnertheit. K. S. Die Astrologle Im Spiegel des modernen Welkblldes" lautet« das Thema, über welches Robert Henseling in einer vom Bunde der Sternsreunde veranstalteten öffentlichen Ver­sammlung sprach. Er untersuchte, ob das astrologische Lehrgebäude denn wirklich für die vielen, die der Astrologie gläubig anhängen und denen sie Herzenssache ist, heute noch irgendeinen Lebenswerk haben kann. In unserer Zeit können viele Menschen weder in der modernen Astronomie und Naturwissenschaft noch in den so sehr differenzierten und spezialisierten Geisteswissenschaften Erfüllung ihrer Sehnsucht finden, wohl aber, wie sie glauben, in der Astrologie. die ihnen den Zusammenyang des Lebensschicksals jedes einzelnen Menschen mit den Gestirnen und dem gesamten Kosmos darzulegen versprecht. Daraus erklärt sich die Berbreitung der astrologischen Seuche, denn um eine solche handell es sich. Der Vortragende zeigte, wie aus der Noturbeobachtung der primetiven Menschen die Fehl­schlüsse gezogen wurden, auf denen da» astrologisch« Lehrgebäude ruht. So gall, um nur ein Beispiel zu nennen, den primitiven Menschen der Mond, der nach seinem Zusammentreffen mit der Sonne sich von selbst wieder füllt, als das von selbst wachsende, und wurde zum Symbol der fruchtbaren Mütterlichkeit. Zugleich wurde ihm Feuchtigkell zugeschrieben, weil nach mondhellen Nächten der Reis und Tau besonders stark zu sein pflegt. In der Astrologie verleiht er deshalb den unter seinem Einfluß Geborenen in ihren: späteren Leben Beschäftigung mit dem Wasser in irgendeiner Form, als Seeleute, Fischer und dergleichen. Auf solchen bandgreiflichen Fehlschlüssen beruht das gesamte astrologische Lehrgebäude. Dem- gegenüber betonte Henseling. wie gerade die moderne Wissenschast die Einheitlichkeit des gesamten Kosmos nachweist. Denn sie zeigt, daß dasselbe Gesetz in einem Atom und Molikül waltet wie in Weltsystemen von Milliarden und Millionen von Sonnen, in Stern- hausen und Nebelflecken der allerverschiedensten Größe und Gestalt. Die Bewegung jedes einzelnen Körpers und Sternsystcms erfolgt so, daß sie sich der Harmonie des Ganzen einfügt. lind auch das araanische und geistige Leben wird von den polaren Gegensätzen beherrscht, wie zum Beispiel die höchste Glücksähigkelt an die höchste Leldfähigkeit gebunden ist. So zeigt gerode die wissenschaftlickc Betrachtung der Dinge die unlösliche Verbundenheit jede» einzelnen Menschen mit dem All in ganz anderer und tröstlicherer Weise als der astrologische Wahn. Bt. Die Kroll Oper beginnt zu früh. Man schreibt uns: Einige Opernausführungen der Kroll-Oper, in den letzten Togen war e; der..Rosenkavalier" und derSchatzgräber", beginnen schon um 7 Ubr. Jjt sich die Venvaliung der Kroll-Oper nickst darüber klar, daß diese Zeit für das Heer der W-rltätigen zu früh angesetzt ist? Gewiß dauern die Bovftellungen recht lange, aber man wird lieber