Arbeiterpartei und Außenpolitik.
Beschluß des Blackpooler Kongresses. London , 6. Oktober. ( Eigenbericht.) Dem Arbeiterparteitag in Blackpool wurde von der Exekutive eine Entschließung zur Außenpolitit vorgelegt, die sich für das Genfer Protofoll erflärt und auf die Gefahr verweist, die sich aus Sonderabmachungen zwischen Einzelstraten ergeben können; gefordert wird, daß der Bölferbund fich in Zukunft weigere, Berträge einzutragen, die mit dem Böllerbundsstatut in Widerspruch stehen. Die Entschließung erklärt, daß die Weigerung der britischen Regierung, einen allgemeinen Schiedsgerichtsvertrag abzuschließen und die sogenannnte fakultative Haager Klausel zu unterzeichnen, einer Friedenspolitik widerspreche; die Entschließung mißbilligt die Haltung der britischen Regierung in der vorbereitenden Ent waffnungsfommission und weist darauf hin, daß das Mißlingen der Seeabrüftungskonferenz die Notwendigkeit des Abschluffes von vor hergehenden Abkommen für die Beilegung von Streitigkeiten bewiesen habe: Diese Secabrüstungstonferenz habe gezeigt, daß
Großbritannien und den Bereinigten Staaten mehr an der Beherrschung der See im Kriegsfalle als an der Abrüstung gelegen sei. Dieser Abschnitt der Resolution schließt mit der Forderung nach neuen Verhandlungen mit den Bereinigten Staaten.
Die Entschließung verurteilt meiterhin bas Berhalten der fonservativen Regierung gegenüber Rußland und gelobt, normale politische und wirtschaftliche Beziehungen auf der Basis der gegenwärtigen Einmischung wiederherzustellen. Bur Frage der englisch - chinesischen Beziehungen erflärt die Resolution, die fortdauernde Unsicherheit der chinesischen Verhältnisse dürfe England nicht daran hindern,
das Vertrauen der chinesischen Nationalbewegung durch Einhaltung ftrittester Neutralität im Bürgerkrieg zu gewinnen. Die Landung britischer Truppen wird als unnötige Aufreizung beflagt und die fofortige Rückgängigmachung gefordert.
In der Begründungsrede betonte Cramp, daß alle inneren und sozialpolitischen Maßnahmen unwirksam sein müssen, falls nicht eine im Sinne dieser Resolution gestaltete Außenpolitit betrieben werde. Im Gegensatz zur Arbeiterregierung, der es in ihrer furzen Regierungszeit gelungen sei, eine neue inter. nationale Atmosphäre zu schaffen, hätten die jetzt herr schenden Klassen einen sicheren Frieden nicht herbeiführen können. Cramp sprach gegen eine radikale Gegenresolution, eine neue Arbeiterbelegation nach Rußland zu entsenden. Cramp betonte, daß es bereits genug und übergenug solcher Delega. tionen gegeben habe.
Hierauf bekämpften drei fommunistische Gewerkschaftsdelegierte
aisu Neue Völkerwanderung. t
Die Hölle der Mandschureisiedler.
Mulden, im September.( Eigenbericht.) tüchen eingerichtet und die zahlreichen Landsmannschaf Eine der größten Wanderungsbewegungen vollten von ehemaligen Bewohnern der Provinzen Tschili und Schan. zieht sich in den letzten Jahren aus dem Nordosten Chinas nach tung Hilfsfomitees ins Leben gerufen. der nördlichen Mandschurei. Eine Million Siedler hat die übervölkerten und durch Kriege zerrüttelen Provinzen Schan tung und Tschili verlassen, um sich in dem fruchtbaren, aber menschenarmen, Bilden Westen Chinas " eine neue Eristen3 zu suchen.
Die Gelder für diese Auswanderung der mittellos gewordenen Kleinbauern werden durch ein ebenso einfaches wie graujames Mittet aufgebracht. Der Mehrzahl dieser Armen hat ihre Tochter in bie Bordelle der Rüften städte Chinas, der Strait Settlements und Koreas verfauft und ist mit diesem Blutgeld als Sehrpfennig auf die Wanderung gegangen! Karawanen von Zehn tausenden Menschen bewegen sich zu Fuß und auf Karren mit ihren letzten Habseligkeiten über die große durch die Chinesische Mauer führende Heerstraße. Gleichzeitig treffen Schiffslabungen Emigranten täglich in dem mandshurischen Hafen Dairen ein. Das Charakteristikum dieser Arme- Leute Karawanen ist das Fehlen der perkauften jungen Mädchen und aller jungen Männer, die in die preßt worden find. Männer und Frauen in mittleren Jahren haben mit ihren greisen Eltern und den jüngsten Kindern die müh felige Wanderung angetreten. Haben sie das Land ihrer Sehnsucht erreicht, dann beginnt ihre Not von neuem.
Armeen des Nordens und Südens als Soldaten ge=
Troß dieser mit großen Mitteln, Weitblid und Berständnis durchgeführten Hilfsaktion verjagt das Wohltätigkeitswert vor dem Riefenumfang der zu lösenden Aufgabe. Der Weg von der alten zur neuen Heimat ist für die Landflüchtigen
eine Keffe fürchterlicher Tragödien. Tausende von gebrechlichen und alten Leuten erliegen unter wegs der Witterung, dem Hunger und den anderen Strapazen der Reise. Eine endlose Reihe Gräber säumt die Wanderstraße als schreckliche Meilensteine für die später Kommen den. Nicht weniger grausam als das Schicksal der Alten ist das Schicksal der Kinder, denn die größten Strapazen beginnen erst, wenn das Bahngebiet verlassen ist und noch hunderte Meilen in unwirtlichem Lande zurückzulegen find. Dann werden die Kinder für die Hungrigen und die Müden zur unerträglichen 2a ft, die über Bord zu werfen Rettung des eigenen Lebens und der Zukunft bedeutet!
Säuglinge und Kinder bis zu zehn Jahren werden zu Hunderten in den großen Städten zurüdgelassen,
verzweifelte Mütter werfen ihre Kinder aus Eisenbahnwagen, wenn der Zug einen Fluß übersetzt. Das Aussehen von fleinen Kindern in Fezen von alten Kleidern oder in Zeitungspapier auf den Eisenbahnftationen gehört zu den Alltäglichkeiten.
Der Krieg mit dem Rivalen um die Heimstätte fängt an, und ist ein Stückchen Land mühselig erkämpft, dann be- Das Ganze ist ein Bild gewaltig und grausam wie aus den ginnt der Kampf mit dem Boden und dem ungewohnten Klima. Urtagen der Menschheit. Bielleicht wächst aus diefer Böltermande Die Emigranten erhalten Fahrpreisermäßigung auf den Eisen- rung menigstens für einen Teil dieser Armen und Schwachen neues bahnen, Männer und Frauen über 50 und Kinder unter zehn Jahren Heil und eine bessere Zukunft. Wichtiger aber noch als diese freie Fahrt. Die reichen chinesischen Kaufmannsgilden der großen Hoffnung ist die Erkenntnis von der Unzulänglichkeit einer Organis Städte, durch die die Auswanderer ziehen, haben Suppenfation, die solches Grauen möglich macht.
Hitlers Pläne zum 1. Mai 1923.
die Resolution der Erekutive, besonders das darin enthaltene Be- Der bayerische Untersuchungsausschuß beschließt unvereidete Vernehmung des
fenntnis zum Genfer Protokoll. Der Kommunist Pollit betonte, daß Frankreich und Polen für das Protokoll wären, weil sie an dem Protokoll profitierten, während Deutschland , das eine Revision des Bersailler Friedens wünsche, die Grundsätze des Protokolls ablehne.(?)
Macdonald antwortete, daß
das Genfer Protokoll und eine ähnliche Konvention die notwendige Boraussetzung für jegliche Revision des Versailler Bertrages
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bilben müßte. Unter gespanntester Aufmerksamkeit des Kongreffes erklärte Macdonald, feine Erfahrungen in Genf hätten ihn gelehrt, daß man in Genf sobald man nur das Wort Revision von Verfailles erwähne die Geister der Toten durch die Konferenzhalle gleiten zu sehen und das Donnern der Kanonen zu hören glaube.... Nachdem die Gegenresolution verworfen worden war, nahm die Konferenz die Resolution der Eretutive mit überwältigender Mehrheit an.
Justizministers.
München , 6. Oftober.( Eigenbericht.)
Der zweite Tag des Parlamentarischen Unter fuchungsausschusses des Bayerischen Landtags brachte ein pierstündiges Referat des Mitberichterstatters Gen. Dr. Hoegner, der an Hand der Atten eingehend über die Zusammenhänge des 1. Mai 1923 Aufschluß gab. Er ftüßte sich zunächst auf das Protokollbuch der Kampfverbände über die Sigungen der Arbeitsgemeinschaften der Kampfverbände vom 4. Februar bis 30. April 1923.
Als politischer Leiter in diefer Arbeitsgemeinschaft fungierte der frühere deutschnationale Justizminister Dr. Roth, als militärischer Zeiter riebet, als Führer des ausschlaggebenden Berbandes der Nationalsozialisten Hitler . Feiner waren eine Reihe Leute von den übrigen vaterländischen Berbänden sowie Reihe Leute von den übrigen vaterländischen Berbänden sowie aftive Reichswehroffiziere beteiligt, barunter der Festungskommandant von Ingolstadt , Oberstleutnant off.
mann.
Der 3med der Sizungen war, ein einheitliches Ziel der Kampf verbände für die innere Reinigung" festzulegen und die MacStaatsregierung durch ständigen Drud diesem Biel geneigt zu machen. machen. Von Anfang an wurde die Umgestaltung der Staatsregierung im Sinne der Kampfverbände betrieben. Es sollten insbesondere Innenminister Dr Schmeyer und der Bolizeipräsident Nor verschwinden.
weift weitgehende persönliche Veränderungen auf. Den Menderun gen fommt jedoch keinerlei politische Bedeutung zu. donald, der von nicht weniger als 62 Organisationen als Schatz meister der Partei vorgeschlagen worden war, wurde ohne Gegen fandidaten wiedergewählt.
einen Schluß um 12 Uhr gutheißen, wenn die betreffende Oper erft um 28 Uhr anfängt, als einen 7- Uhr- Beginn und einen dementsprechend früheren Schluß. Am härtesten werden natürlich die Mitglieder der Boltsbühne getroffen, die sich doch zu einem hohen Prozentsatz aus Angestellten zusammensetzen und die es nur durch ein Hezen vom Geschäft ins Theater möglich machen fönnen, um 7 Uhr zur Stelle zu sein, ganz abgesehen von dem Berkaufspersonal, das erst um 7 Uhr seine Arbeitszeit beendet. Jedes Boltsbühnenmitglied hat nur zwei Opernvorstellungen im Spieljahr und wenn es noch auf eine davon wegen des zu frühen Spielbeginns verzichten muß, so ist das sicher feine Förderung des Volksbühnengedankens, sondern eine Schädigung, verursacht durch eine cllzu bureaukratische Verwaltungsmaßnahme.
Um eine Reform des Musikunterrichts in England. Der Musit. referent im Erziehungsamt der englischen Regierung hielt dieser Tage auf einem Kongreß der Musiklehrer eine Rede, in der er eine durchgreifende Reform des englischen Mufifunterrichts, ausgehend Dom Gesangsunterricht in den Schulen, anfündigte, Im Mittelpunkt der musikalischen Erziehung sollen fünftig die alten Volks lieder und Boltstänge stehen. Gegen das Leberhandnehmen des Jazz auch in der Schul- und Hausmufit fielen scharfe Worte; der Jazzmufit wurde nichts geringeres vorgeworfen, als daß sie bem Kommunismus den Weg ebne. Die Russen sind bekanntlich entgegengesetter Meinung und verbieten ihrerseits die Jazzmufit, weil fie bürgerlich und korrupt sei.
Mendelssohn- Bartholdy - Preis. Das Kuratorium der FelirMendelssohn- Bartholdy- Stiftung hat unter Vorsitz des Direttors Schrefer den Mendelssohn- Bartholdy- Breis für ausübende Ton Pünstler den Herren A. Bernstein( Studierender der Hochschule für Musik in Berlin ) und H. Rennen( Studierender der Hochschule für Musit in Köln ) zugesprochen. Der Preis für Komponisten wurde für 1928 zurückgestellt.
Sphärenmufit des Nordlichts? In den Gebieten des nördlichen Ural sind in letzter Zeit wieder ausgedehnte Nordlichterscheinungen beobachtet worden. In ruffischen Zeitungen wird nunmehr allen Ernstes behauptet, daß nach mehrfachen Berichten diese Erscheinungen von einer seltsamen Musif in den Lüften begleitet gewesen seien. Da für die nächste Zeit Wiederholungen dieses Phänomers erwartet merben, hat sich eine Kommiffion von Physikern nach Berefow be geben, um dort diese Berichte nachzuprüfen und, falls fie sich bewahr heiten, Untersuchungen über den Zusammenhang mit photographischen und Schallplattenaufnahmen durchzuführen.
Die Studiengemeinfchaft für wissenschaftliche Heimatfunde bei der Staatlichen Stelle für Naturbentmalpflege in Breuken beginnt am 13. die erste Vorlesung diefes Vierteljahres. Teilnehmerfarten und nähere Auskunft bei der Geschäftsstelle der Staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege, Berlin- Schöneberg, Grunewaldstr. 6/7( Fernsprecher: Lukom 6600).
Aber die ehrgeizigen Pläne der nationalsozialistischen Führerclique beschränkten sich nicht auf Bayern . Die völkische Umwälzung sollte sich auf das ganze Reich erstreden. Einen anderen 3wed tonnte die dauernde Verbindung der Arbeitsgemeinschaft mit dem damaligen Reichskanzler Cuno nicht haben.
Für die Finanzierung der Arbeitsgemeinschaft sorgte neben Herrn Beller, dem Vorsitzenden der Baterländischen Verbände Münchens, vor allem auch Kommerzienrat 3eng. Bereits in der Sigung vom 11. April wurde die Auffaffung der Arbeitsgemeinschaft aus drüdlich dahin interpretiert, daß eine Gewähr für den Weiterbestand der bayerischen Regierung nicht übernommen wird. Hitler war auch für die Aufnahme des Kampfes gegen die Bayerische Bolts partei, denn auch fie pfeife aus dem letzten Loch. Als der Staatsgerichtshof in Leipzig gegen Hitler , Weger und Dietrich Edart Berhaftungsbefehle erließ, wollte die Arbeitsgemeinschaft damals
schon die bayerische Regierung zwingen, die Berhaftungsbefehle nicht durchzuführen und das Republiffchahgesetz für Bayern aufzuheben.
Der Druck auf die Regierung.
In der Sigung vom 26. April wurde beschlossen, die Maifeier der Gewerkschaften zu verhindern. Die Staatsregierung murde unter Drud gesezt und kam den Verbänden insoweit entgegen, als sie den geplanten Maifeierumzug verbot und nur Teilzüge zum Festplaẞ gestattete. In der Sigung vom 30. April wurde die Sachlage besprochen und beschlossen, nachdem Hitler für aggressioftes Vorgehen eingetreten war: die Affion wird bewaffnet gemacht.
Ausführungen der Bezirksführer der Baterländischen Berbände entnahm der Polizeipräsident, daß die Arbeiter in München am 1. Mai in den Straßen zusammengedrängt und wie tolle Hunde niedergeschossen werden sollten. Diese Feststellung machte der Polizeipräsident in seinem amtlichen Bericht an den Staatsanwalt.
Gleichzeitig, also am 30. April, hatte Dr. Roth im Auftrage der Kampfverbände wiederholt Versuche unternommen, den Innenminister zur Berhängung des Ausnahmezustandes zu veranlassen.
Bei einer Besprechung Roths mit Anilling und Schwener fam es zu einem scharfen Zusammenstoß zwischen den beiden Ministern. Anilling war geneigt, den Forderungen der Kampfverbände entgegenzutommen, während Schwener sich auf den Boden der Staatsautorität stellte.
Inzwischen hatten die Kampfverbände ihre militärischen Rüstungen für den 1. Mai in die Wege geleitet. Die Vaterländi Ueber die Aufgaben des Böiterbundrates" ift von der Genfer inter - schen Verbände wurden durch Befehl ihrer Bezirksführer für nationalen Studienfielle ein Preisausichreiben für Studenten ausgeschrieben. den Morgen des 1. Mai alarmiert. Auch Feuerwaffen Der Preis ist ein Stipendium an den nächsten Genfer Sommerschulfurfen. jollten mitgebracht werden. Einen ähnlichen Befehl erließ der Näheres bei der Riga für Böllerbund. Bund Oberland . Die Nationalsozialisten hatten ihre aus
wärtigen Stoßtruppführer am 28. April in München zusammengerufen und den Aufruhr durch Decktelegramme für den 1. Mai vereinbart. Diese Telegramme gingen am 30. April mit tags ins Land hinaus. Als Zweck der Alarmierung wurde der Schuß der Staatsregierung ausgegeben. Darauf fehten sich aus ganz Bayern nationalsozialistische Trupps, zum Teil in voller Bewaffnung, gegen München in Marsch. In München wurden die Nationalsozialisten für den 30. April, abends 7 Uhr, mit roten Alarmzetteln alarmiert.
Aussagen Beteiligter ergaben, daß Alarm mit rolen Jelteln Abrechnung mit dem inneren Feind bedeutete.
Striebel hate inzwischen einen militätischen Befeht für den 1. Mai ausgearbeitet, der an die Unterführer weitergegeben wurde. Die Hauptpunite dieses Befehls lauteten: Die Arbeitsgemeinschaft der Kampfverbände wird die Mitführung roter Fahnen bei der Maifeier verhindern und die Einzelumzüge zerstreuen. Die Schußwaffen Gebrauch, so ist der Widerstand mit den gleichen Aufgabe ist ohne Schußwaffen zu lösen. Macht der Gegner vont Waffen zu treffen. Jebe Gruppe nimmt auf Baftkraftwagen leichte und schwere Maschinengewehre sowie Gewehre mit ausreichender Munition mit. Jede Gruppe forgt für entsprechende Sanitätsausrüstung und Mitnahme von Aerzten
Gegenmaßnahmen der Regierung.
Diese Borgänge veranlaßten den Ministerrat, von auswärts Reichswehr und Landespolizei nach München herbeizuholen. Knil ling war derweilen nach Berlín gereist. Der Ministerrat lehnte nach wie vor die Berhängung des Ausnahmezustandes ab.
Jum Putsa bereit.
Die Truppen der Kampfverbände traten gegen 3 Uhr früh den Marsch nach Oberwiesenfeld an Im Morgengrauen drangen fie unter Mißbrauch von Ausweisen in die schwach geficherie Kaserne der Reichswehr und holten Waffen aller Art auf Laftkraftwagen heraus, fogar Geschüße der Reichs wehr versuchten sie, allerdings vergeblich, herauszuholen und wegzuschleppen.
Auf Grund dieser Sachlage gab Innenminister Dr. Schwener wiederholt den Befahl aus, die irregulären Kampfverbände zu entwaffnen und aufzulösen. General Danner, der den Oberbefehl über Reichswehr und Landespolizei übernommen hatte, führte auf Grund der Weisungen des Bolizeiministers die Einfreisung der Kampfverbände auf dem Oberwiesenfeld burch. Um einen Durchbruch der bewaffneten Berbände gegen die Theresienwiese, wo die Maifeier stattfand, zu verhindern, wurden die Abmarschstraßen vom Oberwiesenfeld abgeriegelt und Befehl gegeben, bewaffneten Widerstand mit der Schußwaffe zu brechen. Dieser Schießbefehl wurden den Nationalsozialisten durch einen Reichswehroffizier fofort wieder verraten. Jetzt entschloß sich Hiller, seine Aftion abzubrechen. Die Polizei gewährte, nachdem er sich verpflichtet hatte, die Waffen abzulegen, freien Abzug. In fleinen Trupps zogen die Natio nalsozialisten in die Stadt, wo es zu gelegentlichen fleineren Zufanmenstößen mit den Arbeitern fam. Am Abend des 1. Mai hielt Hitler dann eine Bersammlung seiner Anhänger im Zirkus Krone ab, und feine Unterführer fluchten auf die Staatsregierung, daß fie den Tag nicht zur Durchführung der inneren Reinigung benuẞt hatte.
Gürtner wird als Zeuge geladen.
nationale Mitglied des Untersuchungsausschusses eine Entlaftungs Nach der Berichterstattung Hoegners unternahm bas beuisdy offensive zugunsten des Justizministers Gürtner. Der deutschnationale Fraftonsführer verdächtigte die beiden Berichterstatter in der unglaublichsten Weise, indem er ihre Referate als oberflächlich und einseitig bezeichnete, obgleich er zugeffehen mußte, daß er die Aften jelbft gar nicht fannte. Es tam wiederholt zu scharfen 3ufammenstößen.
Das Ergebnis war schließlich der einstimmige Beschluß des Ausschusses, in der Freitagsfihung den Justizminifter Gurtner. den Landgerichtspräsidenten Sfenglein, den Landgerichtsrat Dreise und den Ministerlalrat Dürr als Zeugen zu vernehmen, um festzustellen, ob durch gelezwidriges Eingreifen des Juftizminifters Gürtner das Strafverfahren gegen Gitter und Genoffen gehemmt rnd fchlien cincefiet murde. Die Bereidigung dieser vier Zeugen wird nicht nor ihrer Bernehmung, sondern erst in einem späteren Zeitpunkt vorgenommen werden.