Nr. 480 ♦ 44. Jahrgang
J. Seilage öes Vorwärts
dienstag» 11, Gktober 1027
Ein Sieölungsfkanöal. Wie Kriegsbeschädigte betrogen wurden.
Ein« Tochtergesellschaft des„Invalidendank", die„Gemein- nützige Siedlungsgesellschaft m. b. H.', hatte in Klein-Schönebeck bei Friedrichshagen «in früheres Gut erworben. Auf diesem Gut sollten etwa 100 Schwerkriegsbeschädigte angesiedelt werden. Die Finanzierung der Siedlungsbauten sollten die Kriegsbeschädigten dadurch unterstützen, dah sie ihre Rente kapitalisierten und dieser Gesellschaft zur Verfügung stellten. �iuch eine Suchführung! Nachdeyr ein Teil der Bauten begonnen war, stellte diese Siedlung sgesellschast ihre Zahlungen ein. Die Kriegsbeschädigten wählten aus ihrer Mitte eine Kommission, die mit dieser Siedlungsgesellschast Verhandlungen aufnahm. Das Er- gebnis dieser Verhandlungen war niederschmetternd. Wenn Staat und Reich nicht eingreisen, muh mit der Tatsache gerechnet werden, dah durch leichtsinnige Spekulation dieser Siedlungsgesell- schaft die Kriegsbeschädigten um ihr Geld gebracht worden sind. Die Kommission der Kriegsbeschädigten ist in der letzten Woche bei den sozialdemokratischen Abgeordneten im Landtag und Reichstag vor- stellig geworden und hat dort um Unterstützung ihrer Bestrebungen, die Siedlungshäuser für die Kriegsbeschädigten zu retten, noch- gesucht. Wie weit es dem Ein greisen der Abgeordneten gelingen wird, den.Kriegsbeschädigten ihr Siedlungshaus zu retten, muh abgewartet werden. Auf unsere Anfrage ist uns von unseren Genossen im Landtag mitgeteilt worden, dah sie, sobald sie weiteres Matertal in Händen haben, bei den Behörden vorstellig werden wollen, um zu veranlassen, dah die halbfertigen Siedlungsbauten zunächst einmal zu Ende gebaut werden. Wie wir weiter hören. haben die Kriegsbeschädigten Anzeige bei der Staatsanwaltschaft des Landgerichts I gegen de» Geschäftsführer der Siedlungsgefell- schaft erstattet. Dem Geschäftsführer wird vorgeworfen, dah er keine ordentliche Buchführung geführt habe. Seine Buchführung bestand aus einem Taschenbuch, in dem nicht einmal die notwendigsten Angaben enthalten waren. die Vorgeschichte des Skandals. liest« die Borgeschicht« dieses unerhörten Siedlungsskandals erfahren wir noch folgendes: Der Lnvalidendank' begann vor einigen Jahren mit der Ansiedlung von Kriegsbeschädigten in
der Umgebung Berlins . Um diese Ansiedlung in grohem Mahstabe durchzuführen, wurde eine Gesellschaft gegründet, die als Tochter- gesellschaft des„Jnvalidendank" dieses Siedlungswerk durchführen sollte. In der Nähe von Klein-Schönebeck, zwischen Kalkberge und Friedrichshagen , wurde ein Gut gekaust. Etwa 120 Kleinhäuscr mit einem Garten sollten aus diesem Gelände er- richtet werden Die 120 Schwerkriegsbeschädigten sollten durch Kapitalisiening ihrer Renten das Siedlungswerk finanziell unter- stützen. Die Gesellschaft hoffte dann noch 600 000 M. Hauszins- stcuerhypotheken und 120 000 M. Hypotheken der Köpenicker Bank aufzutreiben. Bevor die Entscheidung des Wohlfahrtsministers über die Bewilligung der Hauszinssteuerhypotheken gesollen war, begann die Gesellschaft mit dem Bau dieser Häuser. Während des Baues wurden dieser Gesellschaft für 20 Häuser Hauszinssteuerhypotheken zugesprochen. Da aber 64 Häuser schon im Bau waren, muhte die Siedlungsgesellschast Kredite aufnehmen, so dah das ganze Vorhaben in kurzer Zeit überschuldet war und die Gesellschaft ihre Zahlungen e i n st e l l t e. Die Kriegsbeschädigten hatten in- zwischen ihre Berliner Wohnungen ausgegeben und waren ge- zwungen, in die halbfertig gebauten Siedlungshäuser einzuziehen. Mit Mühe und Not gelang es dann den Kriegsbeschädigten, so viel Mittel auszutreiben, um die Häuser einigermaßen fertig zu bauen. Noch heute sind sämtliche Häuser ohne Wasseranlage und ohne elektrischen Lichtanschluh. Die Straßen sind überhaupt noch nicht reguliert, so daß die Zufahrt zur Siedlung erhebliche Schwierigkeiten bereitet. Die Kriegsbeschädigten haben ihre Rente aufgegeben, um ein Siedlungshaus ihr eigen zu nennen. Mn 32. Stelle... Dei Gesellschaft ist überschuldet. Die Kriegsbeschädigten muhten feststellen, dah ihre kapitalisierten Renten nicht ge- sichert sind. Erst an 32. Stelle sind in den letzten Tagen di« Rentengelder der Kriegsbeschädigten eingetragen. Nach den Be- stimmungen des Hauptoersorgungsamtes tonn eine Rente nur dann kapitalisiert werden, wenn sie bei dem Siedlungsvorhaben gesichert eingetrogen ist. Es muß erwartet werden, daß die Untersuchung dieses Siedlungsskandals auch darauf ausgedehnt wird, ob das Hauptoersorgungsamt nachlässig oder vertrauensselig ge- handelt hat.
tzastpspchose. Der tobende Angeklagte. Ein Tobsuchtsansall. d«n der Drogist Willi Thierlein«litt, als er gestern zusammen mit dem Kaufmann Erich Nitzschka der Berufungsstrafkamm« des Landgerichts II zur Aburteilung sorge- führt wurde, rief nn Gerichtssaal«inen aufregenden Austritt hervor. Sogleich beim Betreten der Anklagebank begann Thierlein zu brüllen und machte Miene, über die Anklagebank zu springen und sich aus einen der ihm Gegenübersitzenden ,zu stürzen. Der hinzu- eilende-Justizwachtmeister sah sich deshalb gezwungen, einzugreisen, wo? wieder be! den als Zeugen anwesenden Angehörigen großes Geschrei hervorrief. Deshalb mußte die Mutter des Zlngeklagten den Saal verlassen, der Angeklagte abgeführt und die Sitzung für einig« Zeit unterbrochen werden. Als sie dann sortgcsetz! werden sollte, und der Angeklagte wiederum in den Saal geführt wurde, war es mit ihm nicht besser geworden. Bon neuem brüllte er wie ein Wilder und schrie, ohne daß sein angeblicher Feind zu erkennm war. tn einem fort-„Dort sitzt er, der Hund, der an meinem ganzen Elend schuld ist, er will nur meine Mutter heiraten." Da er wie vorher versucht«, über die AnNagebank zu klettern und sich beim Festhalten noch ungebärdiger als vorher zeigte, kam es zwischen ihm-»nd dem Justizwachtmeister zu einen« sörmlichen Ringkampf auf der Anklagebank. Beruhigungsversuche des Verteidigers und seines
Mitangeklagten in der Dorführungszell« nützten nur soviel daß Thierlein nicht mehr tobte, sondern immer vor sich hinnrurmelte: „Dort sitzt er, der Elende", als er zum dritten Mal« in den Saal geführt wurde, um eine Fortsetzung der Derhandlung zu versuchen. Obermedizinalrat Dr. Bürger lvor der Ansicht, daß keine reine Simulation vorlag und es sich vielleicht um «ine H a f t p f y ch o s e handele. Jedenfalls wäre der AngeNagte im Augenblick nicht verhandlungsfähig. Thierlein und Nitzschke sind keine unbeschriebenen Blätter, denn Thierlein wurde im Jahre 1022 wegen versuchten Mordes und Nitzschke wegen versuchten Totschlages im Jahre 1021 ju 6 Jahren 2 Monaten bzw. 5 Jahren 4 Monaten Zuchthaus verurteill. Beide hatten sich im Görlitz « Zuchthaus kennengelernt und sollen dann nach ihrer Entlassung gemeinschaftlich einen schweren Einbruch verübt haben. Desivegen wurde Nitzschke zu Jahren und Thierlein zu 3 Jahre» Zuchthaus oerurteilt. Hiergegen hatten beide Berufung eingelegt, rveil sie einen Alibibeweis führen und dadurch ihre Unschuld bew-nsen wollen. Mit Rücksicht aus das ärztliche Gutachten blieb den« Gericht nichts weiter übrig, als die Sache zu vertagen. Gewerkschaftlicher Rundsunkoortrag. Heute spricht um 10.30 Uhr der Stadtverordnete Genosse Georg R o g a tz, Geschästssührer der Ortsverwaltung Berlin des Bundes der technischen Angestellten und Beamten, durch den Berliner Rundfunk über dos Thema„Die An- gestellten in der inodernen Wirtschaft".
Die gesunkene Koklenmahlanlage. Eine technische Meisterlcistnng. Im Großkraftwerk Klingenberg der Bewag vollzog sich am vergangenen Sonnabend in aller Still« ein b a u t e ch n i s ch e s E r. eignis ganz besonderer Art, das als eine Art Gipfelleistung beut- scher Ingenieurkunst bezeichnet werden darf, nämlich die Hebung des großen 40 Wie t er hohen Gebäudes der Kohlen- Mahlanlage. Die Fundamente dieser großen Mühlei«, die die Steinkohle zu Staub mahlen, hatte» sich aus dein Baugrund, bei dem allenthalben der einwandfreie Berliner Sand angetroffen wurde, infolge ganz eigenartiger, bisher noch nicht bekannter Schwingungen gewisser- maßen kortzieherartig in den Boden eingegraben. Diese Mühlen haben allerdings auch Abmessungen, die weit über alles bisher Dagervesen« hinausgehen. Hätte man da? ganze Ge- bäude von vornherin auf Pfählei, gründen wollen, so wäre dies bei dein vorzüglichen Baugrund als eine Berfchwendung erschienen. Nun mußt« nachträglich die Stützung dieser Mühlenfundamente durch Betonpreßpfähle ausgeführt werden, wodurch ihre Senkungen auch tatsächlich zur Ruhe gekommen sind. Da nun aber der ganze Bau- grund beständig durchrüttelt wurde, stellte sich ein N a ch s a ck e n der Fundamente für die eisernen Rohmenbinder dieses Mühlen- und Silogebäudes heraus. Hieraus ergab sick> die Notwendigkeit, die Setzungen der Rahmenfüß« wieder zu beseitige««, was nunmehr auch al'änzend geluirgen ist. Die Schwierigkeit der Aufgabe geht daraus hervor, daß bei einem tatsächlichen Stützenwiderstand van 1300 000 Kilogramm einig« Säulen bis zn etwa 15 Zentimeter zu heben maren, ohne daß der Zusammenholl des Gebäudes gestcht werden durste. Wäre diese Hebung in einem Ruck erfolgt, so wären zweiffellos die Fenster urid Steine der 50 Meter langen und 40 Meter hohen Gebäudervand herausgebrochen und hätten Menschen und Maschinen gefährlich werden können. Die Setzunzen, die sich in etlva zwölf Monaten vollzogen hatten uird genau gen, essen worden waren, wurden nun stufenweise in einem Togwerk von zwölf Stun- den wieder rückgängig gemacht, wobei man sich den monatlichen Senkungskurven genau anpaßte. Man rollte also gewissennaßen den Senkungsfilm umgekehrt, aber wesentlich schneller wieder ab. Dieser Grundgedanke hat sich durchaus bewährt. Di« Umfassungswand, die 10 Zentimeter nach außen überhing, steht infolge der Hebung wieder lotrecht. Die Arbeiten wurden unter der Leitung der Erbauerin des Kraftwerkes der AEG.(Bautechnisches Bureau» nach den Bor- schlagen und uiiter Mitwirkung von Pros. Dipl.-Ing. Gehler- Dresden und Zivilingenieur Dipl.-Ing. S ch o i m- Berlin von den, bouausführenden Eisenwerk I u ch o- Dortmund ohne jeden llnfoll durchgeführt. Trogwerke aus Eisenbeton wären durch derartig große Berschiebungen sicherlich zerstört worden. Di« eisernen Rahmeii dagegen, deren Dehnung dauernd von den Bertretern des Material- prüfungsomtes Dahlem genau gemesien wurde, haben dank der Zähigkeit des Eisens keinerlei Schaden erlitten. Demonstration der Kriegsbeschädigten. Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten seierd am Sonntag lein zehntes Stlstungsfest mit einer Demonstration durch Neukölln und Treptow und niit einer Saalveranstaltung in den Prachtsälen an« Treptower Park. Am Boddinplatz in Neukölln sammelten sich die Festteilnchmer. Unter Dorantritt des Neuköllner Tambourkorps marschierte der �»g noch Treptow . Außer den Kriegsbeschädigten hatten die Sozialdema kratische. Demokratische Partei und das Reichsbonner ihr« Miü glieder zur Teilnahme ausgenisen. Die Beteiligung war außerordentlich st a r k. In der Soolveranstaltung gelangte ein ausgezeichnetes Programm zur Borführung. Die Freie Turner- schalt zeigte rhythmische Uebungen. Besonder? gefielen hier die in« Takt von Schiffsn, oschinen vorgeführten Uebungen. Der Frei« Männerchor Berlin umrahmte das Programm init guten Gesangs - vortrügen. Der Bertifter des Bundesvorstandes des Reichsbuiide; für Kriegslreschädigte schilderte die Aufgaben der Kriegsbeschädigte««- arganisation, die einmal darin bestehen, den Kriegsbesch öb i g- t e n zu Helsen und zum anderen im Volke für den G e i st der Dolksversöhnung zu«verben. Die Stadtverordvktenversainmlung hat ihre nächste Sitzung am Donnerstag um 16% Uhr. Auf der Tagesordnung steht unter anderem wieder die Wohnungsbauvorloge.
�Zement. £stom<in von Fjodor Gladkorv. „Du. Genosse Tschumalow... du hast hier ein Ziel, schau... Wie das alles hier aussieht... haben alle Besitzer weggejagt... nun schau... der eine schleppt eine Vernietung fort, der andere reißt Kupfer von den Maschinen, schneiden Riemen weg... haben hier schön gewirtschaftet!..." Es war unmöglich, auseinanderzuhalten, wer sich be- klagte, alle klagten sie durcheinander, und jedem schien es, als ob er allein klagte. Und Gljeb schaute die Arbeiter an und nickte freudig mit dem Kopf. „Ach! Böttcher... Schmiede... Elektriker... Schlosser ... Brüder!" Gromada hatte sich durch die Arbeiter gezwängt, mit einem Stuhl in der Hand, klein, mager, nur aus Knochen bestehend, schleuderte er den Stuhl auf den Boden. „Tretet zurück, Genossen!... Macht dem Genossen Tschu- malow Platz!... Das ist unser Kämpfer der roten Armee... und da er ein Arbeiter unseres prächtigen Werkes ist, müssen wir mit ihm überall auftrumpfen. Wenn Genosse Tschumalow nicht faktisch gelitten hätte durch die Grünen in die Rote Armee ... und so und weiter... viele würden dann vielleicht nicht den Schritt getan haben von wegen Ein- tritt in die RKP..-- Nun, Genossen, das also ist für uns eben der Genosse Tschumalow." Und aus den Arbeiterreihen ertönten wieder Stimmen: „Lebst, Bruder... das ist gut, daß du lebst... spaziere also hier herum... wie wirst du hier spazieren, Brüderchen? Unsere Sache ist Dreck... mit dem Werk ist nichts... Scherben!... Und Gromada fuchtelte mit den knochigen Händen und schrie mit dumpfer Vogelstimme:„Genossen, wir Arbeiter- klaffe, wollen doch in den Besitz der Produktion kommen. Es ist eine Schande, eine Schmach, Genossen, daß wir einer De- magogie fähig sind..- Wir haben auf den Fronten gesiegt, alles liquidiert, werden wir also wirtlich keinen Magen für wirtsckiaftliche Arbeit haben?" Gljeb schwieg, er schaute auf die typhösen Gesichter der Arbeiter, auf den halbkrepierten Gromada(er ist selber klein. nur sein Name ist groß*) und er spricht große Worte), auf *) Gromada bedeutet im Russischen Koloß. Jfam. d. Uebersetzers.
Lofchak, der hinter dem Tisch unter der Schwere seines eckigen, steinernen Kopfes in dem Moment, als er sich auf den Stuhl schweigend und müde gesetzt hatte, versunken war, und fühlte wieder, wie auf dem Wege hierher ins Werk, fühlte schmerzhaft, daß sein Leben eine andere Richtung ge- nommen hat und daß er von diesem Tage an andere Wege gehen wird. Alles war klar und einfach: alle Ereignisse hatten ihren gewöhnlichen Gang genommen. Und irgendwo ganz tief und nah wirbelten trüb und schwer Sehnsucht und Trauer in ihm. ... Seine Frau Dascha, die über ihn hinweggegangen ist, fremd und fern, die ihn bis ins Herz verletzt hat... das leere Nest... das leere Werk, mit dem staubigen Spinn- gewebe... die Armee, die ihm so nahe war... „Ja, Freunde... euer Leben hier ist nicht süß... Wie konntet Ihr— in drei Teufels Namen— es zu so einem Ruin bringen?... Wir haben dort gekämpft, sind zugrunde gegangen... haben unser Blut vergossen... Was habt Ihr getan. Brüder?... Was für einen Kampf habt Ihr ge- kämpft?... Schön sieht unser Werk aus!... Was ist hier geschehen? Seid Ihr ganz verrückt geworden?... Was habt Ihr hier angestellt?..." Gromada wollte etwas sagen, wurde aber nicht Herr der großen Worte. Irgend etwas wollten die Arbeiter im Durcheinander schreien, aber die Schreie erstickten in Seufzern. Und nur ganz rückwärts verschluckte sich ein unsichtbarer, von Staub grauer Arbeiter in seinem Lachen. „Wenn wir uns alle in diesem Werke därnlich gemacht hätten, hol dich der Geier, wären wir alle wie die Fliegen krepiert... ist denn der Teufel drin los in diesem Werke?.. Gljeb knirschte mit den Zähnen, schlug mit der Faust auf sein Knie. „Nun, und wenn Ihr krepiert wäret!... Ihr hättet krepieren sollen, aber das Werk schützen... wäret Ihr tre- piert, aber das Werk wäre am Leben..." ,J)o ho, man hat uns schon viele Lieder vorgeschmettert ... verschiedene Sänger taten es schon außer dir!... Du sing lieber den Sängern vor, wie man uns vergessen hat... hol dich der Teufel.. Aus seinem Buckel heraus brüllte Lofchak mit tiefer Stimme. „Bist ins Wert gekommen, das ist gut. Gljeb. Wirft an die Arbeit gehen. Man muß die Sache beginnen. Das ist gut."
Gromada schaute Gljeb mit brennenden Augen an und versuchte große, seine Kräfte übersteigere Worte zu sagen. Gljeb nahm den Helm von seinem Kopfe, legte ihn auf den Tisch vor Loschak. „Bin nach Hause gekommen, meine Frau ist an mir vorbeigegangen. Jetzt erkennt man seine eigene Frau nicht beim ersten Wiedersehen. Im Haus ist Schimmel , und Brot ist keines da. Schreib mir eine Karte, Freund Loschak, damit ich die Ration bekomme."» Und kaum hatte Gljeb das gesagt, als die Stille durch das Gelächter der Arbeiter zerrissen wurde. „Sooo!... Singe nur, Sänger— aber dein Bauch>mU essen... ganz so wie wir... damit hättest du anfangen sollen... Hallo, Brüder!... Bist zu uns gekommen, Bruder, dann kriech unter unsere Decke, aber dein Bauch will essen..." „Genossen, Genosse Tschumalow ist unser Arbeiter, ist unser... Er hat doch in den Kämpfen gelitten... und so und weiter..." Gljeb stand auf, stülpte den Helm auf. „Brüder!..." Er schrie mit einer Stimme, die nicht für diesen Winkel berechnet war, schrie aus voller Brust, wie er es in der Armee getan hatte. Die Arbeiter blieben stehen, sammelten sich wieder in Haufen, blieben angenagelt an ihren Plätzen. „Brüder... mag es so sein... mag es wahr fein... der Bauch will essen... Hab dort gekämpft und werde auch hier täinpfen. Werde fürs Wert kämpfen, Brüder... Werde sterben, bersten, verrückt werden... aber das Wert werden wir instand setzen... ich werde mich verbrennen, aber das Wert wird doch wieder rauchen... die Maschinen werden surren. Meinen Kopf darauf... Die Arbeiter schauten verlegen und erstaunt, stampften auf einem Platz herum. „Setz das durch Gljeb! Das sag ich dir... das ist gut... Nur zu, Freund... Und mein Buckel wird's aus- halten. Gut ist es!... Gromada lachte, lief um den Tisch herum, brannte im Fieber. Gljeb zuckte zusammen, verschluckte sich durch einen Krampf im Hals. Hinter dem Fenster, auf dem Betonweg, sich schwer auf einen Stock stützend, ging ein zusammengebückter, Herr- schaftlich aussehender alter Mann. Nein, das ist kein alter Mann, das ist ein großer Mensch mit einem silbernen Bärtchen. Das ist— Ingenieur Kleist ... Wie damals trat er Gljeb wieder entgegen. (Fortsetzung folgt.) j