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wurden. Es handelte sich dabei um erste Versuche, durch die| pensionierte Beamte die deutsche Wirtschaft jährlich bis aber trotzdem weit über 1000 Jugendliche in die Partei famen. Es gibt neben der Jugendorganisation noch eine zweite wichtige Jugend- Werbeinftanz" für die Partei, das ist die Elternschaft. Wie die Partei im Laufe der Jahre mit Nachdruck dafür gestrebt hat, daß auch die Ehefrau des Parteigenossen sich politisch organisierte, so muß sie jetzt darauf hinwirken, daß die sozialistischen Eltern ihre politisch mündigen Söhne und Töchter für die Partei gewinnen. Auch hier darf wiederum auf Grund der Erfahrungen in der Jugendorganisation wohl gefagt werden, daß es auf diese Weise mancherlei zu gewinnen gibt. In der Jugendorgani­sation besteht die Mitgliedschaft in sehr vielen, ja in den meisten Ortsgruppen durchschnittlich über 60 Proz. aus Kin­dern politisch und meistens auch gewerkschaftlich unorgani­sierter Eltern. Bei jeder Diskussion in den Jugendgruppen über die Zusammenarbeit mit der Partei taucht die Klage auf, die und die Parteigen offen schiden ihre schulentlaffenen Söhne und Töchter nicht in

die SAI. Es sollen hier nicht etwa die eventuellen Gründe für das Verhalten der Eltern erörtert, sondern es soll nur diese Tatsache festgestellt werden; denn sie gibt Anlaß zu der Vermutung, daß derselbe Tatbestand auch in der Frage der politischen Organisierung zu verzeichnen ist. Die Partei muß darum die sozialdemokratischen Eltern auch an ihre politische Erziehungspflicht ihren Söhnen und Töchtern gegenüber er­innern. Wie die Sozialdemokratische Partei das ganze Volk zur Demokratie, zur politischen Selbstbestimmung geführt hat, so muß jeder einzelne Sozialdemokrat seine Kinder in die richtige Bahn zur Ausübung ihres politischen Mitbestim mungsrechtes führen.

Die Jugendwerbung für die Partei ist aber nicht nur eine Frage der Werbemöglichkeiten, des Werbeverfahrens, sie ist auch eine Frage des inneren Parteilebens. Als solche ist sie jedoch nicht von den Erwachsenen in der Partei allein zu lösen, sondern nur unter tatkräftigster Mitarbeit der Jugend. Man könnte sogar sagen, daß die jugendlichen Partei mitglieder den größeren Teil der Aufgabe zu lösen haben, denn von ihrer Regsamkeit, von ihrer energischen Mitarbeit hängt es im wesentlichen ab, welche Position sie in der Partei einnehmen. Je stärker ihre, durch unermüdliche und treue Pflichterfüllung bei der Kleinarbeit und bei der Lösung größerer Aufgaben errungene Position ist, desio mehr werden sie das Leben der Parteigruppen beeinflussen, es lebendiger und interessanter gestalten fönnen. Die älteren Genossen sollten immer jungen, tüchtigen und schon erprobten Kräften gern Raum gewähren, sollten sie systematisch in den Kreis der Funktionäre hineinziehen, sollten auch die geistigen Interessen der Jugend bei der Gestaltung der Gruppenabende berück­sichtigen.

Es ist nun einmal so, ist in der geistigen und seelischen Eigenart der Jugend begründet, daß ihr gegenüber ein be­sonderes und ihren Eigenarten gerecht werdendes Verhalten notwendig ist. Die Gewinnung der Jugend für die Partei, die Aktivierung der Jugend in der Partei ist in erster Linie eine Erziehungsaufgabe. Je besser wir sie als solche erfassen und bewältigen, desto größer wird unser Erfolg sein.

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Der Arbeiter als paria. Stegerwald gegen den Geist des Bürgerblocks. Herr Stegerwald hat in Paderborn über inner politische Kernfragen gesprochen. Im Zusammenhang mit der Neuregelung der Beamtenbesoldung führte er aus:

Die Arbeiter sagen mit einem gewissen Recht: wenn Ange­hörige der freien Berufe und sonstige in leitenden Stellen tätige Menschen eine hohe Lebensversicherung abschließen, so findet man das ganz in der Ordnung; wenn für 500 000 bis 700 000

Jema Gramatica.

Gaftspiel im Renaissance- Theater.

Irma und Emma Gramatica entstammen einer Familie von Wanderfomödianten, d. h. das Theaterzigeunerfind wird schon als Säugling durch die Lande geschleppt. Auch noch in heutigen Tagen. Bevor die Mutter auf die Bühne tänzelt, hebt sie unter der Ber­panzerung des Mieders noch einmal die schwellende Brust heraus, um das Kleine trinken zu lassen. Schmiere und Schmelz werden zu einer einzigen Einigkeit. Man hungert und fastet. Man hat gar feine Zeit zum Verschnaufen, auch nicht, um sich zu erziehen oder gar zu verfeinern. Man spielt eine grobe, eine Stegreiffomödie. Man lauert, men man nicht aus der Phantasie allerhand Unsinn herunterraft, gierig auf den Souffleur. Der Souffleur unten vor der Bühne ist unter Umständen die Hauptperson. Man hört die Souffleuse, die ungefähr ebenso gefährlich zischelt, wie die Schlange im Paradies, auch heute noch im Renaissance- Theater ebenso deut lich, wie etwa im Theater 3ur Ruhe des Soldaten", das Muffolinis Gnaden in italienischen Kasernenhöfen aufschlug, um seine Milizen vor dem Sozialismus und dem Alkohol zu bewahren. Auch heute noch gilt in Italien am meisten dieses Schmierentheater. Werden die italienischen Komödianten jeßhaft, dann werden sie zu stolz. Das bedeutet: zu gestellt, sie werden wie gelähmt, sie werden Deklamier maschinen. Wie entseßlich waren Birandellos Schauspieler, denen dr Direktor eine Gesinnungsdressur zugemutet hatte. Das italienische Komödiantenherz, das von Natur ein kleiner Besuo ist, mußte zum Dudelsack oder zum Eisbeutel degrabiert werden. Nach der Duse, die die süßeste und schmerzensvollste Wander­komödiantin war, sind es die beiden Schwestern Gramatica, die wiederum für eine Weile die Zigeunernatur veredeln und alle 3m­provisationskunststücke ihrer männlichen und weiblichen Kumpane vervollkommnen. Aller Ehrgeiz dieser beiden Frauen zielt auf die raffinierte Handhabung des technischen Komödiantenmittels, das durch den romantischen Zigeunermißbrauch in Italien start herunter­gefommen ist. Die beiden Schwestern tultivieren die wundervollste Akrobatik der Stimme, der Hände, der Augen, des Mundes, aller übrigen Gliedarten. In die Diszipliniosigkeit der Schmieren bringen fie Disziplin. Sie überwinden, mas eine französische Schauspielerin niemals vermocht hätte, sogar die weibliche Kobetterie, und machen fich, wenn fie etwa eine Bettel zu spielen haben, häßlicher als häß lich. Irma Gramatica ist absolut eine fomödiantische Zwillings Schwester Emmas, die wir in den letzten Tagen sahen und bewunder ten. Irma weicht auch nicht um einen Zoll von dem fabelhaft trainierten Talent ihrer Schwester ab. Es ist das Ziel der beiden Zwillinge, niemals vor der Rolle zu desertieren, sie wollen jede Rolle fnod out machen wie ein Boger. Bundervolle Handgriffe, un­übertrefflide Gefühlsarien mit dem Munde, den Händen, mit den Ellenbogen jogar. Sie erreichen die höchste Virtuosität im Nach chmen der Wirklichkeit, indem sie auf jede Zufallsromantit verzich.

1% Milliarden Mark an Pensionen aufbringen muß, so findet man das ebenfalls in der Ordnung, wenn aber für 20 millionen Arbeiter und Angestellte jährlich 3 milliarden soziale aften" aufgebracht werden sollen, wovon sich die Arbeiter die Hälfte von ihrem Lohn abhalten laffen müffen, dann wird damit der Wille zur Arbeit getötet" und der Bille zur Gesundheit gelähmt". hat man denn keinen Sinn dafür, wie empörend es in Arbeiterfreisen wirten muß, daß man für einige hunderttausende Beamte 1% bis 1% Milliarden Mart Ben­fionen aufzubringen für selbstverständlich hält, während, wenn für 20 Millionen Arbeiter und Angestellte ein gleicher Betrag aufgestellt werden soll, dieser Betrag ständig als demoralisierend und die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft übersteigend hingestellt wird?" aber das, was Herr Stegerwald em pörend findet, ist die Politik des Bürgerblocks. Diese Politit ist nur möglich durch die Unterstützung des Zentrums. Wollte Herr Stegerwald fonsequent sein, so müßte er an der Seite von Wirth dem Bürgerblock eine entschiedene Absage er­teilen.

Gehr richtig

Neuer Landbund- Korruptionsprozeß. Hackbarth klagt gegen den Redakteur des Deutschen Bauernbundes.

Das Weltbild des Strafrichters.

Bor einer äußerst zahlreichen Zuhörerschaft, Richtern, Staats anwälten und Rechtsanwälten sprach in der Juristischen Gesellschaft Dr. Alsberg über Das Weltbild des Strafrichters". Sein ge­dankenreicher und im höchsten Maße zeitgemäßer Vortrag, der in dem einen oder anderen Punkte vielleicht Widerspruch herausforderte, fann hier nur in ganz großen Zügen stizziert werden. Er führte i als Ga ungefähr aus: Das Weltbild des Strafrichters findet sich als Ganzes nicht in der Psyche des Einzelrichters; wir treffen es an in der sozialen Struktur der Gemeinschaft des Richter­tum s. Rechtsprechung ist ein praktischer Beruf. Als solche hat auch sie ihre Berufspsychologie. Diese wird zum Teil durch die besondere Idealität bestimmt, die auf der Tendenz beruht, die Idee der Ge­rechtigkeit zu verwirklichen. Im großen und ganzen wird aber die Weltanschauung des Richters von prattischen Erfahrungs erlebnissen beherrscht, nicht von den logischen Schlußketten ab­trakter Theorien. All das, was in die Erfahrungswelt des Richters nicht hineinpaßt, stößt er ab. Hierdurch ist es zu erklären, daß ein

großer Teil der Richter die Besserungstheorie als alleiniges Straf­prinzip neben der Sicherungsverwahrung nicht gelten lassen will. Wie weit mancher Richter in dieser Hinsicht geht, beweist ein Artikel aus der Feder eines Richters in einer Berliner Zeitung . Der Ver­fasser widersprach hier mit aller Entschiedenheit einer milderen Beur­teilung von Verbrechen geistig Minderwertiger, obgleich sowohl die moderne Theorie, als auch der Entwurf zum neuen Strafgesetzbuch dies als Selbstverständlichkeit betrachtet. Ist somit die Summe der Herr Hackbarth, das ehemalige Präsidialmitglied des Lebenserfahrung maßgebend für die Weltanschauung des Richters Deutschen Bauernbundes, dürfte die Richter wohl noch lange be- wie für seine Ausübung der Rechtspflege, so wird in vielen Fällen the schäftigen. Vor dem Amtsgericht Berlin- Mitte spielte er nicht die Art, wie sich seine Weltanschauung nach außen auswirkt, durch mie neulich im Prozesse der Vorstandsmitglieder des Reichsland - zwei Momente fompliziert: durch sein Streben zur Macht einerseits, bundes v. Kaldreuth und Kriegsheim gegen den Geschäftsführer durch den Enthusiasmus, mit dem er seine richterliche Tätigkeit aus­des Bauernbundes Jerks den Beugen; er war als Privat übt andererseits. Sofern sich diese Machtgelüfte ungehemmt durch läger erschienen. Betlagter war wieder Herr Jerks. Heute gab Kontrolinstanzen oder durch Normen des Prozeßrechts auswirken es aber feinen Vergleich wie damals. Rechtsanwalt Dr. Ham dürfen, fönnen sie eine Gefahr bedeuten. Der Richter setzt sich z. B. burger, deffen Anwalt, erklärt im Auftrage feines Klienten, daß in seinem Streben, die Wahrheit zu erforschen, über prozessuale Bor­diese Angelegenheit in aller Deffentlichkeit ausgetragen werden müsse. schriften hinweg; im Interesse der Sache sieht er eine Berdunkelungs­Nach dem, was über Herrn Hackbarth bekanntgeworden war, habe gefahr dort, wo sie in Wirklichkeit nicht vorhanden ist und verhängt Herr Jerks die Ueberzeugung gehabt, daß es nicht allein sein Recht, deshalb Untersuchungshaft; er macht sich die verfehlte Gerichts­fondern auch seine Pflicht sei, ihn des Berrats zu zeihen. organisation zunuze und bemüht sich in der Gerichtsverhandlung Es muß als gerichtsnotorisch bekannt angesehen werden, daß Herr urteilsgetrübt durch die Kenntnis der Atten die Ueberführung des Hackbarth noch in seiner Eigenschaft als Präsidialmitglied des Angeklagten zu Berfe zu bringen, was in Wirklichkeit Aufgabe des Bauernbundes in das gegnerische Lager übergetreten und eine Staatsanwalt sein müßte. leberleitungsstelle zweds 3uführung der Mitglieder des Bauernbundes an den Reichslandbund geschaffen habe. Nach deut­den Volksbegriffen sei das Verrat. Herr Jerfs habe in Wahr nehmung berechtigter Interessen gehandelt. Es tönne fich nur darum handeln, den Umfang der Beweisaufnahmen festzulegen.

Da auch die Gegenfeite von einem Bergleich nights Da auch die Gegenseite von einem Bergleich nichts hören will, verliest der Richter den Eröffnungsbeschluß: der Privatfläger wirft dem Beklagten vor, daß er in der Zeitschrift Der deutsche Bauern bund" in den Nummern 7 bis 12 ihm fortgesetzt Berrat, Be trug, Diebstahl, Unehrlichkeit und dergleichen mehr vor geworfen habe. Auch wird da behauptet, daß er irrigerweise an gegeben habe, er sei schon vor dem Kriege Landwirt gewesen.

Rechtsanwalt Dr. Hamburger beantragt die Ladung einer Reihe von Zeugen, die u. a. befunden würden, Herr Hadbarth habe sich gerühmt, daß ihm vom Reichslandbund ein Gehalt von 15 000 bis 18 000 Mart versprochen sei, daß er Präsidialmitglied werden mürde und daß ihm für seine Ueberleitungsstelle 45 000 Mart zur Verfügung gestellt worden seien. Auch die Gegenpartei bean­tragt die Ladung einer Reihe von Zeugen zweds Führung eines Gegenbeweises. Allerdings wird die Beweisführung von beiden Parteien fallengelassen, nachdem Herr Hackbarth zugibt, erst nach dem Kriege Landwirt geworden zu sein. Ob er Inhaber einer Kutscherfneipe gewesen war oder nicht- er hatte darin eine Beleidigung erblickt- darüber soll kein Beweis erhoben werden.

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Der nächste Termin wird für den 21. Oktober festgesetzt. Vorher wird aber noch eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Herrn Hackbarth und dem Vorwärts" stattfinden.

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ten. Das ist unendlich viel, das ist das Geheimnis der vollendeten Schauspielertechnik. Die Technik fann dann auch ein minderwertiges Stück retten und sogar adeln. So geschah es auch dem Schauspiel Nikodemis von der gelähmten Frau, die ihrem Gatten ver­zeiht, daß er sich ein gesünderes Weibchen heimholt, meil seine frante Gemahlin ihm nur noch Seelenzärtlichkeit schenken fonnte. franke Gemahlin ihm nur noch Seelenzärtlichkeit schenken fonnte. Irma Gramatica hat diese gelähmte Frau, die sich selber einen Schatten nennt, zu spielen. Schatten der Wirklichkeit, Schönheit das ist auch die zweite Frau Gramatica, die wir der Birtuofin Max Hochdorf. begrüßen.

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Musiker, Musiklehrer und Besoldungsreform. Im Beisein von Vertretern des Deutschen Beamtenbundes und des Verbandes der Kommunalbeamten und angestellten Preußens tagte der Hauptvorstand des Reichsverbandes Deutscher Orchester und Orchestermusiter E. 2. zweds Stellung nahme zu dem Entwurf des Beamtenbesoldungsgesetzes. Nach mehr. stündiger Beratung wurde folgende Resolution gefaßt: Der Reichsverband Deutscher Orchester und Orchestermusiker E. B.( RDD) stellt fest, daß die in dem Entwurf des preußischen Besoldungsgesetzes für die preußischen staatlichen Kammermufiter vorgesehene Besol dungsregelung der Bedeutung dieser Beamtentategorie nicht ent­spricht. Ihr fachliche fünstlerische Vorbildung und die Steilung der Staatsorchester im kulturelen Leben des Volkes rechtfertigen die Gleichstellung der Mitglieder dieser Orchester mit anderen staatlichen Beamtenkategorien, die eine gleiche Borbildung und ähnliche fünft­lerische Tätigkeit aufzuweisen haben, z. B. Obermusiklehrer und sonstige Mufitfachlehrer an den höheren Lehranstalten. Es wird von den maßgebenden Stellen erwartet, daß die Mitglieder der preu­Bischen Staatsorchester in ihrer Besoldung gegenüber dem bisherigen Besoldungsniveau wesentlich gehoben werden. Entsprechendes wird für die Mitglieder der sonstigen Kulturorchester gefordert."

Ferner wird uns geschrieben: Die Musiklehrer in Alt­Berlin waren vor 1920 mit 2700 m. bei wöchentlich 16 Bflichtstunden angestellt; d. h. bei den jetzt verlangten 25 Stunden 4000 M. An­fangsgehalt. Dasselbe bezogen die Philologen. Nur das Endgehalt war bei letzteren höher. 1920 brachte die Besoldungsordnung( mit späteren Aenderungen) den Musiklehrern ein Anfangsgehalt von Wohnungsgeld. Die neue Besoldungsordnung sieht für die Musik­3012 M. nebst Wohnungsgeld, den Philologen von 3960 m. nebst lehrer an den höheren Lehranstalten 3000 m. und für die Philologen 4800 m. Anfangsgehalt vor( erflusive Wohnungsgeld). Die Ein. schiebung der Obermusiklehrerstellen ist unmoralisch und ungesetzlich, da mit diesen Stellen feine besondere Funktion verbunden ist. Die Organisation der Musiklehrer hatte seinerzeit diese Stellen auch ab­gelehnt. Gleiche Pflichten, gleiche Rechte. Die Art der Auswahl hat viel böses Blut gemacht.

Ein neues Herzhormon. Profeffor 3uelzer, der schon seit zwei Jahrzehnten durch seine Leber- und Herzforschungen bekannt geworden ist, veröffentlichte foeben eine Mitteilung, derzufolge es ihm gelungen fei, ein neues Herzhormon aus der Leber zu gewinnen, ihm gelungen sei, ein neues Herzhormon aus der Leber zu gewinnen, das er Eutonon nennt. Dieses Herzhormon, in dem Substanzen der Nebenniere und Bauchspeicheldrüfe enthalten sind, ist bereits mehr­

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Andererseits würde aber eine zu große Herabminderung der Macht des Richters ihm seine Arbeitsfreudigkeit nehmen. Diese Arbeitsfreudigkeit artet aber bei manchen Richtern in einen Enthusias mus aus, der ihnen ihr Tun fast als etwas Religiöses erscheinen läßt. An ihren Urteilen darf nicht gerüttet werden, fie find heilig. Daher der große Widerstand, der dem Wieder­aufnahmverfahren entgegengesetzt wird; daher auch die scharfen Urteile gegen meineidige Beugen. Der Beuge ist für den Richter Eideshelfer. Seine beeidete Aussage macht er zur Grund­tage feines Urteils. Ist es falsch, so trifft ihn, den meineidigen Beugen die Schuld, daß auch das Urteil der Richter, das ein unbedingt richtiges sein soll, falsch ist.

Die Ausführungen des Boriragenden über das Weltbild des Strafrichters" waren geeignet, den sozialistischen Zuhörer in seiner Auffaffung zu stärken, daß dem heutigen Richtertum eine Zufuhr neuen Blutes von sozial anders eingestellten Kreisen unbedingt not tut. Die Forderung, durch eine abgeänderte Gerichtsorganisation und eine Umgestaltung der Strafprozeßordmung die Machtvoli tommenheit des Richters einzuschränken, wie auch die andere Forde rung, das Maß seines freien Ermessens nicht noch zu erweitern, erhielten durch die Ausführungen des Referenten neue Nahrung.

Zum Fall Tresdow wird ertlärt, daß Reichskanzler Dr. Marg augenblicklich nicht in Berlin sei und deshalb zu dem Urteil im Tresdom- Prozeß noch nicht habe Stellung nehmen fönnen; es fei zu erwarten, daß diese Stellungnahme des Reichstanzlers erst erfolgen werde, wenn ein rechtsträftiges Urteil vorliege.

fach durch Experimente mit Froschherzen erprobt worden und hat hierbei erstaunliche Wirkungen gezeigt. Außerdem aber ist es auch an herzfranten Menschen versucht worden, bei denen gleichfalls sehr günstige Ergebnisse festgestellt wurden. Erstaunlich aber waren be­fonders die Versuche, die an toten Froschherzen gemacht sind. Es ist bekannt, daß man die Herzen von toten Fröschen, auch wenn sie aus dem Körper des Frosches herausgeschnitten find, furze Zeit nach­her wieder zum Schlagen bringen fann, wenn man sie mit der Ringerschen Lösung anfüllt. Wenn man das Froschherz vergiftet, dann bleibt das Herz natürlich stehen und eine Wiederbelebung durch die Ringersche Lösung ist nicht mehr möglich. Hier hat das neue Herzhormon Eutonon seine hervorragende Fähigkeit bewiesen, denn auch diese Herzen, die bereits vergiftet waren und stillstanden, find wieder zum Schlagen gebracht worden. Es fam fogar vor, daß Herzen bereits mehr als eine halbe Stunde nicht mehr schlugen und trotzdem wieder belebt worden sind.

Nun fragt es fich, welche Bedeutung diese erstaunliche Wirkung des Herzhormons auf das Herz des lebenden Menschen haben wird. Die bisherigen Versuche ergaben, daß bei herzkranken Menschen durch Anwendung des Eutonons Verbesserungen ihres Zustandes erzielt worden find, soweit fie fich auf die Beränderung des Pulses, entweder auf Beschleunigung oder Berlangsamung, sowie auf not­wendige Steigerungen und Senkungen des Blutdruckes bezogen. Die Auswirkungen des neuen Herzhormons laffen sich heute natürlich noch nicht übersehen, da die Versuche sich erst im Anfangsstadium befinden. Schon jetzt ist die eine Tatsache sicher, daß es sich um ein wichtiges Mittel zur Beeinflussung des Herzens handelt.

Ein deutscher Theatererfolg in Paris . Montag abend fand im Montmartretheater Atelier" vor geladenem Bublifum die Generalprobe von Tolstois Lebendem Leichnam" in vollkommen deutscher Besetzung mit Alexander Moiffi, Eduard von Winterstein , Rosa Bertens , Leontine Sagan statt. Moissi stellte sich damit zum erstenmal dem Pariser Bublifum vor und erzielte ebenso wie die übrigen Darsteller einen beispiellosen Erfolg. Die Aufführung fand in deutscher Sprache statt. Darauf folgte noch das Milieuſtück Tolstois Alles Gute tommt von ihr" in zwei Bildern in französischer Eprache mit Alexander Moissi als Vagabund und Rosa Bertens als Akulina. Auch dieses Stück fand lebhaften Beifall.

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Die Bibliothet von Georg Brandes . In einem besonderen ihren Plaz fand, iſt jehl in der Königlichen Bibliothek von Kopen­Georg- Brandes- Zimmer, in dem auch seine Büste von Mar Klinger hagen der Hauptteil seines Bücherbefizes aufgestellt worden. Das Simmer enthält außer der Bücherfammlung, die ihren besonderen Bert in den vielen Widmungseremplaren hat, die vollständige Brief­sammlung von Brandes, u. a. feinen Briefwechsel mit Nießsche, Strindberg, Clemenceau , Anatole France , Romain Rolland .

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Ein Gastspiel der Kammeroper findet Sonntag, vormittags 11.45 Uhr im Renaissance- Theater statt. Zur Aufführung gelangen die Kammeroper Der gefangene Bogel", Musit von dans Chemin- Petit, sowie Der verliebte Gesangsmeister", Musit nach Bergolesi.

Bei der Böcklin - Ausstellung, die die Nationalgalerie zum 100. Seburts­tag des Meisters veranstaltet, wird am 15. Oftober Heinrich Wölfflin die Festrede halten. Die Ausstellung wird das erste Stockwerk des alten Haufes der Galerie füllen.