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Verhungern lassen!

Ein gewiffenloser Junker und seltsame Schiedsrichter.

Aus Harburg   a. Elbe   wird uns geschrieben:

Dieser Tage hat vor dem Arbeitsgericht in Stade   ein Prozeß stattgefunden, der verdient, auch einer weiteren Deffentlichkeit be­fannt zu werden. Der Privatförster Gustav Borghardt aus Horneburg   bei Stade   hatte gegen den Rittmeister a. D. Otto von Düring Klage erhoben, dessen Hintergrund eine häßliche Familiengeschichte im Hause des Herrn von Düring bildete.

Förster B. war bei von D. als Förster auf Lebenszeit angestellt worden. Der§ 2 des Anstellungsvertrages sieht im Falle einer Pflichtverletzung die sofortige Entlassung vor. Förster B. wohnte in einem Forsthaus im Walde bei Horneburg  . Neben dem Forsthaus steht ein sogenanntes Jagdhaus, das von einer Tante des Rittmeisters, Frau von Mandelsloh, bewohnt war. Der Förster war gehalten, diese Dame zu beköstigen, wofür er von Düring entschädigt wurde.

Im Borjahre beabsichtigte nun von D., in dem Jagdhaus einen neu angestellten Verwalter unterzubringen und strengte, weil Frau von M. fich weigerte auszuziehen oder mit weniger Wohnraum fich zufriedenzugeben, die Räumungsflage an, der auch später stattgegeben wurde. Um nun die alte Dame mürbe zu machen, aus dem Hause zu ziehen, erteilte von D. feinem Förfier den Befehl, die Berpflegung für feine Tante einzustellen. Aus Menschlichkeits­gründen glaubte sich aber Borghardt für berechtigt zu halten, bie völlig mittellose Frau, die sich zudem selbst nicht gut behelfen konnte, weiter zu beföstigen, allerdings nicht auf Kosten von D., fondern auf seine eigenen Kosten.

Diese menschliche Selbstverständlichkeit sollte aber nach dem Willen von D. dem Förster den als foften. Denn das Verhalten des Försters paßte durchaus nicht in von D. seinen Feldzugsplan. Er kündigte furzerhand seinem Förster mit der Begründung, daß er in der nichtausführung feines gegebenen Befehls, der alten Frau nichts mehr zu effen zu geben, eine grobe Pflichtverletzung erblicken müsse. Der Förster rief den im Anstellungsvertrag außergerichtlich vorgesehenen Schiedsmann an, und zwar den Landrat des Kreises Stade  , der aber dahin entschied, daß ein wichtiger Grund zur Entlassung des Klägers vorliege. Gegen diesen Entscheid bestritt der Kläger   den Klageweg mit der Behauptung, daß der Schiedsspruch des Landrats Cornelsen unter Berlegung der gefeßlichen Borschriften gefällt worden jei. Es sei ihm nicht einmal Gelegenheit gegeben worden, sich münd lich zu äußern. In der Tat hatte sich der Landrat zwei Monate Zeit genommen, um den Schiedsspruch zu fällen.

Das Landgericht Stade   hob den ersten Schiedsspruch auf. Inzwischen war auch noch ein zweiter Schiedsspruch auf Grund des§ 8 des Anstellungsvertrages ergangen, und zwar durch einen von der Landwitschaftskammer Hannover   bestellten Schieds­mann, Herrn von Clausbruch  . Ohne daß auch hier Borg­hardt persönlich gehört worden war, lautete dieser Schiedsspruch wiederum, daß Kläger   sich einer Pflichtverlegung dadurch schuldig gemacht hatte, indem er Frau von Mandelsloh entgegen den Anordnungen seines Arbeitgebers weiter beföftigte.

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Infolge Inkrafttretens der Arbeitsgerichte standen dem Förster B. nunmehr aber andere Mittel und Wege zur Verfügung um zu

feinem Rechte zu gelangen. Die Klage beim Arbeitsgericht

Stade lautete in erster Linie auf Aufhebung des Schiedsspruches, rocil, er, mit dem Vorwurf der Pflichtverletzung belastet, nur schwer wieder eine Anstellung als Privatförster erhalten hätte. Weiter forderte er, daß ihm der Differenzbetrag des seit 1924 zu wenig ge­zahlten Gehaltes sowie das volle Gehalt vom Tage der Kündigung an ausgezahlt wird. Obgleich sich der Borsigende des Arbeits­gerichtes große Mühe gab, eine Einigung herbeizuführen, erklärte die Gegenseite, daß das Arbeitsgericht in dieser Angelegenheit überhaupt nicht zuständig wäre, sondern nach dem§ 8 des Ver­trages nur das hier vorgesehene Schiedsgericht. Nach Auf­faffung von D.s liege grobe Pflichtverletzung vor, da der Kläger   einen ihm gegebenen Befehl nicht ausgeführt habe. Ueber die Folgen, die sich eventuell durch die Ausführung seiner Anordnung hätten ergeben Fönnen, brauchte der Kläger   nicht nachzudenten. Damit meinte also Herr von D., daß B. die alte Frau dort draußen in ihrem ein­jamen Jagdhause ruhig hätte verhungern lassen soilen.

Nach fast vierstündiger Verhandlung wurde das Urteil ver­fündet, daß der Beklagte an den Kläger   4336 m. für zu wenig gezahltes und rüdständiges Gehalt zu entrichten hat. Laut§ 91 des Arbeitsgerichtsgesches ist ein Schiedsvertrag für Einzelfireitigkeiten nicht aufäffig. Nicht eine Einzelperson darf als Schiedsrichter fungieren, sondern es müssen Beisiger von beiden Seiten zugegen sein. Außerdem ist der Kläger   nicht schriftlich, son­dern mündlich zu hören. Dem Antrag auf Aufhebung des gefällten Schiedsspruches wurde stattgegeben und damit der Vorwurf der groben Pflichtverletzung von Förster B. genommen. Die Frage, ob die Kündigung zu Recht erfolgt fei und ob eine grobe Pflichtverletzung vorgelegen hat, wurde vom Gericht verneint.

In der weiteren Begründung ging das Arbeitsgericht mit Herrn von D. ziemlich hart um. Es wird gejagt, das Berhalten des Herrn von D. verstoße in hohem Maße gegen die guten Sitten. Dem Rittmeister von D. war genau bekannt, daß Frau von M. feine Mittel mehr besaß, womit sie ihren Lebensunterhalt fristen konnte. Bon D. suchte durch das Mittel des Aushungerns die alte Dame für feine privaten Pläne gefügig zu machen. Die Ausführung des Befehls des von D. würde gegen die guten Siffen verstoßen haben. Die Anordnungen aus dem Anstellungsvertrag durften sich auch nur sinngemäß auf das Arbeitsgebiet des Klägers erstrecken.

Weil die Frage, ob eine grobe Pflichtverletzung vorgelegen hat, glatt verneint werden mußte, so fonnte auch eine rechtmäßige Kündigung überhaupt nicht erfolgen. Der Kläger  befindet sich demnach noch heute im Dienst des Beklagten. Ihm ist demnach sein Gehalt auszuzahlen.

Durch diesen Gerichtsspruch ist dem Förster Borghardt sein Recht geschehen und dem Rittmeister a. D. von Düring, für dessen unglaub­liches Verhalten seiner alten 68jährigen Tante gegenüber eine Ent­schuldigung faum gefunden werden fann, ist nunmehr auch von Gerichtsstelle bescheinigt worden, wie die nähere und breitere Deffent lichkeit von Horneburg   und Stade   über diese Angelegenheit denkt. Den beiden Schiedsrichtern, dem Landrat Cornelsen, Stade  , und Clausbruch, Hannover  , fann aber der Vorwurf nicht er­spart werden, daß fie in der Sache Borghardt gegen von Düring zum mindesten oberflächlich verfahren sind. Aus der Karen Sachlage hätten sie ersehen müssen, daß von Düring von vornherein im Un­recht war.

Ho

Die Hindenburgspende in Württemberg, dem Land großer Fabriken von Weltruf, und der Domäne des deutschnationalen Herrn Bazille brachte insgesamt 110 000 Mart, pro Kopf des Einwohners nicht einmal zwanzig Pfennig! Weit ist der Weg von nationaler Begeisterung bis zum Geldschrank.

Tschangtfolins Nordtruppen melden Erfolge über ihre Gegner und fündigen einen allgemeinen Gegenangriff an.

Bolgiano heißt Bozen   jekt; Bolzano   war noch zu beutsch.

Berlin   ohne H- und U- Bahn.

Abwanderung auf Straßenbahn, Autobus und Stadtbahn.

Seit drei Jahren erlebt Berlin   wieder einmal einen Streit bei der Hochbahn. Es war am Dienstag, dem 11. November 1924, als die Berliner   Hoch- und Untergrundbahn durch den in einer Nacht­wie heute geht der Kampf der Hochbahner um eine Verbesserung versammlung gefaßten Streitbeschluß stillgelegt wurde. Damals ihrer gewiß nicht leichten Lohn- und Arbeitsbedingungen; damals wie heute sind die Sympathien der werftätigen Bevölkerung bei den Kämpfenden.

Die Einstellung des Hochbahnbetriebes

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arbeiteten, war das hauptsächlichste Verkehrsmittel die Hochbahn. Die Benutzung der Straßenbahn, zu Fahrten bis nach dem Norden, be­deutete für viele Arbeiter eine Berspätung bis zu einer Stunde. durfte meist erst einer kleinen Ansprache des Gewerkschafts­Häufig sah man an den Untergrundbahnhaltestellen, die verschlossen waren, Ansammlungen von mehreren hundert Personen. Es be­funktionärs, um allen den wahren Grund der Stillegung zu ver­raten. An den Untergrundbahnhöfen Neukölln, Rathaus und am Hermann plaz überall das gleiche Bild. Auch die Ringbahn, die nach der Eröffnung der Neuköllner   Untergrundbahnstrecke einige Kunden" verloren hatte, mußte hier wieder Massen befördern.

Der Verkehr in den frühen Morgenstunden aus dem äußer= lich diejenigen Fahrgäste, die auf die Wilmersdorfer Strede ber U- Bahn angewieſen ſind, hatten zu leiden, um to mehr, ais vom Beginn des Streits vorher nichts bekannt war. Die Anwohner der Bahnhöfe Thielplay, Podbielskiallee, Breitenbachplatz haben in Blatz ist gleichzeitig Endhaltestelle der Straßenbahn 69 und des der Nähe keine andere Berkehrsmöglichkeit. Am Rüdesheimer Autobus 25. Der Autobus war schon bei Beginn der Fahrt stets überfüllt, trotzdem auf der Strede Doppelbedwagen verkehren. Auch die 69, die meistens schon mit Veripätung aus der Stadt fam, war vollbesetzt, so daß Wartende an den folgenden Haltestellen gezwungen waren, bis zur Kaiferallee zu gehen, wo eine größere Anzahl Linien verkehrt. Die Autohaltestellen, an denen sonst um diese Zeit eine ganze Reihe von Wagen wartet, waren leer.

ist den allermeisten überraschend gekommen. Selbst das modernste und schnellste Nachrichtenmittel, der Rundfunk, konnte gestern abendsten West en gestaltete sich besonders schwierig. Nament­nichts mehr mitteilen. Die Hochbahnbenutzer standen heute morgen por perichtollenen Eingängen, an denen ble betanden Betriebsstörungsplafate die lapidare Mitteilung enthielten, daß wegen Streits gefchloffen" sei. Jetzt begann die Abwanderung zu den anderen Verkehrsmitteln. Straßenbahn und Omnibus nahmen einen Teil der früheren Hochbahnfahrgäste auf, doch war der An­brang nicht überwältigend groß. Biele Berufstätige, die sonst be­quemlid teitshalber zu ihrer Arbeitsstätte mit der Hoch- und Unter grundbahn fahren, haben den Weg zu Fuß zurückgelegt und nur, wer es besonders weit und eilig hatte, ging zu den anderen Berkehrsmitteln über. Auch im Laufe des Vormittags ist feine sehr große Steigerung des Verkehrs auf den anderen städtischen Verkehrsmitteln zu bemerken gewefen. Wer sichs leisten konnte, hat die Autodroschten etwas verdienen lassen, aber auch sie standen immer noch in genügender Anzahl zur Verfügung. Das Aussehen der Hochbahn wird sich erst im Laufe des Tages voll auswirken. In Neukölln hat der Streit der Hochbahnangestellten zur Folge gehabt, daß die Straßenbahn fast gestürmt wurde. Für piele Arbeiter, die im Norden und Westen Berlins  , in Spandau  ,

Um die Berliner   Wochenmärkte.

Der Kampf der Marktgegner.

Es unterliegt feinem Zweifel, daß die Berliner   Wochen märtte sich bei der Bevölkerung einer großen Beliebtheit erfreuen. Die Preise für sehr viele Gegenstände find dort niedriger als anderswo, und gerade daraus erklärt sich der starte Besuch. Spricht ja schon die Vermehrung der Wochenmärkte von Jahr zu Jahr für die Bedeutung dieser Einrichtung! Zudem wirken die etwa 100 Wochenmärkte auf das Wirtschaftsleben in startem Maße preis­

regulierend.

Wie nun aus einer Zuschrift des Reichsverbandes am= bulanter Gewerbetreibender Deutschlands  " her­vorgeht, seht ein immer intensiverer Kampf von gewisser Seite aus gegen die Wochenmärkte ein. Die Gegner arbeiten schon seit langen Jahren an der Untergrabung der Wochenmärkte, die Bevölkerung ihrerseits aber hat ein großes Interesse an einem weiteren Aus= bau. Seit Jahrzehnten werden auf den Wochenmärkten, in der legten Zeit auch in den Markthallen, Teriilmaren und Be= barfsgegenstände aller Art verkauft. In neuerer Zeit wird nun von gegnerischer Seite eine Beschränkung der Marttartikel an­gestrebt: Lertil waren follen von den Märkten ver­schwinden. Dieser Kampf, der gegenwärtig von den verschiedenen Organisationen ausgetragen wird, beschäftigt die behördlichen In­stanzen, wie Magistrat und Bezirksausschuß, in starter Weise. Es muß festgestellt werden, daß die Mittel, die von den Marktgegnern zur Bekämpfung ihrer Konkurrenten, des Markthandels, benut werden, nicht ganz einwandfrei erscheinen. So wurde zum Beispiel in einer Versammlung des Kaufmännischen Ber­eins für Steglit behauptet, daß der Markthandel infolge des ganz unbedeutenden Marktstandgeldes und der unzureichenden Steuerkontrolle rechtlohnend sei." Hierzu muß bemerkt werden, daß es gerade wegen des häufig fehr hohen Standgeldes den kleinen Markthändlern oft fehr schwer fällt, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Auch ist die Steuerkontrolle bei den Markt­händlern durch das vorschriftsmäßige Umjaft e uerbuch, bzw. die Buchführung äußerst scharf. In einer Eingabe, die von den Textildetaillisten Groß- Berlins an die Industrie- und Handelskammer gerichtet wurde, heißt es sogar, daß die Stand inhaber der Wochenmärkte nicht nur schmer kontrollierbar, sondern auch ich lechte Steuerzahler find. Bei diesen Redewendungen weise gründet sich denn der schwere Borwurf, der in dieser Eingabe find die Grenzen des Anstandes überschritten. Auf welche Be­erhoben wird?

In den legten zwanzig Jahren haben sich durch den Verkauf von Textilwaren und Wirtschaftsgegenständen mehrere tausend fleine Existenzen gegründet. Sie fämpfen um Sein oder Nichtsein. Es ist aber erfreulich, daß sie darauf verzichten, die gleichen Mittel wie die Marktgegner anzuwenden.

Mord- und Selbstmordversuch in Schöneberg  .

In der vergangenen Nacht versuchte eine 40 Jahre alte Frau B. aus der Gustav- Müller- Straße in Schöneberg  , ihre 14jährige Tochter und sich selbst mit Gas zu vergiften. Die Frau war des Lebens überdrüssig, weil sie mit ihrem Mann fortgesetzt 3wist hatte. In der vergangenen Nacht furz nach 3 Uhr erwachte die Tochter cus dem Schlafe und fand die Räume mit Gas angefüllt. Der Vater war nicht zu Hause. In der Küche bot sich dem Mädchen ein schredlicher Anblid. Die Mutter lag, aus einer Wunde an der linken Hand start blutend, regungslos auf dem Fußboden. Sie hatte die Gashähne geöffnet, sich mit dem Rasiermesser ihres Mannes drei Schnitte am linken Handgelenk beigebracht und war unter dem starken Blutverlust zusammengebrochen. Die Frau gefangene nach dem Auguste- Bittoria- Krankenhaus gebracht, der wurde unter dem Verdacht des versuchten Mordes als Polizei­Tochter nahm sich einstweilen die Polizei annenibis Aussterbender Adel.

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Durch das Ausfallen dieses wichtigen Berkehrsmittels werden die Fahrgäste natürlich am Geldbeutel geschädigt, besonders jene, Gewohnheit seine Tour, um mit der Hochbahn weiterzufahren, so die ein Abonnement befizen. Unterbricht 3. B. jemand in alter ist er sofort bestraft, denn er muß zum Weiterkommen nunmehr einen neuen Fahrscheinlösen, wenn er das Ziel seiner Fahrt erreichen will. Schon dieser Umstand zeigt, daß die Berkehrsmittel heute unlöslich miteinander verbunden sind.

bestrebt war, den feudalen Gegner möglichst lebendig in die Hände zu bekommen zur Erpressung eines Lösegeldes. Er führte das große Sterben auf fonftante innere Gründe zurück. Auch Bitanterie, wenn die Herren Geneologen beweisen, der landfäffige Der Zufall hätte eine große Rolle gespielt. Es entbehrt nicht der Aldel habe sich durchweg erhalten und sei sogar dabei, seine Kopfzahl

vermehren, während der gemachte" Adel aus der und der Beamtenabel auf Grund unbeständiger wirtschaftlicher Günstlingswirtschaft der galanten schwedischen Christine Fundierung taum die dritte Generation überbauert. Die Menschen mit blauem Blut" scheinen also denselben biogenetischen Gesetzen unterworfen zu sein wie die gewöhnlichen Sterblichen, nur daß man ihnen wissenschaftlich attestiert: Mangel an Familienfinn, ein über­aus häufiges Zölibat der männlichen Mitglieder( Homosexualität), unfruchtbare Ehen usw. Es sind ja recht niedliche Dinge, in die ein babei nicht offenbar. Das Volk nennt als Hauptursache des Adels­folcher genealogischer Verein hineinleuchtet, nur die Wahrheit wird sterbens Inzucht.

Aushebung eines großen Hehlernestes.

Ein großer und dreister Einbruch wurde vor einiger Zeit in einem Belzwarengeschäft in der Krausenstraße derübt. Den Verbrechern, die noch nicht ermittelt wurden, fielen für 20 000 Mart Waren in die Hände. Wohl aber ist es der Kriminalpolizei gelungen, einen Teil der Beute in einem angeblich herrenlosen Raum zu entdecken und zu beschlag­nahmen. Die Spuren führten nach der Straßburger Straße in ein Fabrikgebäude, in dem unter anderem eine große Schneiderwerkstatt von Finkelstein betrieben wird. Die Be obachtungen ergaben, daß aus dieser Werkstatt Sachen heraustamen, bei denen gestohlene Stoffe und Seide verarbeitet worden waren. Finkelsteins Wohnung und Arbeitsräume wurden durchsucht und man entdeckte endlich einen von der Wohnung und der Werkstatt abgelegenen Raum, der verschlossen gehalten wurde und Belze, Seide, Gabardine und andere Stoffe barg. Niemand wollte Mieter dieses Raumes fein. Finkelstein bestritt, daß er ihm gehöre. Die weiteren Ermittlungen ergaben jedoch, daß tat­sächlich Finkelstein den Raum gemietet und ihn Einbrechern zur vorläufigen Unterbringung ihrer Beute zur Verfügung gestellt hatte. Ein Teil der entdeckten Sachen konnte den Eigentümern bereits zurüdgegeben werden.

Der nackte Mensch im Film.

Körpertulturtretjes zeigte die Hamburger   Lichtbildgemein Anläßlich der abgeschlossenen Reichstagung des Freien schaft im großen Sigungssaal des Bezirksamtes Kreuzberg   geladenen Gästen den Film Freie Menschen in Licht und Sonne". Adolf Koch  , der die Gäste begrüßte, hob in einem einleitenden Vortrag hervor, daß es mit der Bewegung für freie Körperkultur im ganzen Reich vorwärts gehe. Offene, zielbenn: ßte und praktische niederzufämpfen. Es ist darum im besonderen Erziehungs­und Auflärungsarbeit zu leisten, die die Erweckung des Bewußtseins vom Wert der sozialen Gemeinschaft in sich schließt. Die Achtung vor dem Körper muß schon in der Schule und im Elternhaus, durch den Verzicht auf die Prügelstrafe ihren Ausdruck finden. Anschließend an diese Ausführungen berichtete Dr. Hans Graaz über die Ergebnisse der ärztlichen Heilbehand lung, von der alle Mitglieder des Freien Körperkulturkreises" erfaßt werden. Gesunde Ernährung, gute Wohnungsverhältnisse und hygienische Kleibung stehen im Vordergrund der ärztlichen Gorge. Enthaltsamkeit von Nikotin und Alkohol find weitere Be­dingungen einer gründlichen Lebensreform Neben systematischer Gymnastik darf die Pflege der Haut, als ein wichtiges Organ des Menschen, in der Heilbehandlung feine untergeordnete Rolle spielen.

Arbeit ist das beste Mittel, um Berständnislosigkeit und Mudertum

Der französische   Südamerikaflug. OBUST paris, 11. Oftober.( Eigenbericht.)

Diesem Vortrag folgte die Filmvorführung. Der Film, der in Hamburg   und am Ostseestrand aufgenommen ist. überzeugt, teilweise in sehr schönen Bildern, von der Reinheit und Unbefangen­heit der Menschen, die Nacktkultur treiben. Aus dem Film geht Das war ein bitteres Thema, mit dem sich der Verein für auch hervor, daß die Hamburger   Oberschulbehörde den Nacktkultur­Personen- und Familiengeschichte in seiner letzten Sigung beschäf- organisationen für die Uebungsabende bedingungslos Turnhallen figte. Es handelt sich um nichts weniger als um die Feststellung, daß zur Verfügung stellt, während in den Schulräumen der Stadt der schwedische und der finnische bel auf dem Aussterbe Berlin   nicht einmal Vorträge über die Nadtkultur gehalten werden dürfen! Technisch hat der Film viele Mängel, die aber mit dem et at stehen, was der finnländische Baron Dr. Eric von Born in einem sehr wissenschaftlich fundierten Vortrag zum besten gab. Man Hinweis darauf, daß er ausschließlich von Laien hergestellt ist, zu höre und staune: von allen schwedischen Adelsgeschlech entschuldigen find. fern sind bereits über 85 Prozent im männlichen hundert 40 Prozent aller dortigen Adelsgeschlechter ausgestorben! Stamm erloschen, und in Finnland   sind im legten Jahr: und trotzdem florieren die Länder noch. Es scheint ihnen sogar jeit der Verminderung des Adels beffer zu gehen, was man, auf unsere Verhältnisse übertragen, nicht feststellen kann. Welche Sorgen müssen diese Leute haben, die sich mit solchen welterschütternden Fragen beschäftigen, während sie auf der anderen Seite nicht zu sehen ver mögen, daß ganze Familienstämme und Gründungen im Bürger und Arbeiterstande durch den Würgeengel Hunger, Krieg und wirtschaftliche Konjunkturverschiebungen hinweg gefegt werden. Und daß dieser soziale Familienmord unzweifelhaft grausamer ist als der beralitische Bürgeengel", wie ihn der Bor­auf Grund des breiten Beweismaterials auszuführen, daß der fragende so schön benamste. Er war aber immerhin objektin genug, nordeuropäische Adel seine Dezimierung weniger auf Schlachtfeldern gefunden hat, wo das Fußvolt die Ritter schüßte, und wo der Feind

Aus Casablanca wird gemeldet, daß das Flugzeug ber beiden französischen   Ozeanflieger Coste und Ce Brig über der Stadt um 21.45 Uhr gesichtet worden ist. Die Flieger gaben einen Funt fpruch ab, demzufolge an Bord alles wohl ift. Bahnarbeiters Tod.

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Der beschleunigte Personenzug 7.55 Uhr ab Eilenburg   in Rich­tung Falfenberg fuhr bei der Station Doberschüß in eine Rotte pon Bahnarbeitern hinein, wobei zwei Arbeiter tötet und einige verlegt wurden. Der Unglücksfall iſt, ſo wird amtlich mitgeteilt, auf den dichten Nebel, der heute mor gen herrschte, zurückzuführen.