Ein recht interessantes Licht auf die bayerischen Zustande wirft auch ein anderes Ergebnis des Untersuchungsausschusses. Aus Gründen der Staatssicherheit und aus außenpolitischen Rücksichten sollte angeblich der Prozeß gegen chitler auf einen fnät"-!"! Zeitpunkt nerschoben roeröcn. Eitler hatte nämlich gedroht, eine Denkschrift zu veröfsentlichen, worin die X ii i a mm e n h ä n g e mit der R e i ci> s w e h r und Landespolizei aufgedeckt würden! So etwas nennt man. wenn es auf der politischen Linken passiert,„Landes- verrat". Außerdem glaubte man begründete Ursache zu haben, daß im Falle der Durchführung des Prozesses mit einem neuen Putsch zu rechnen sei. Aus Angst vor dem angedrohten Landesverrat Hitlers und aus Angst vor einem neuen Putsch hielt man den Gang des Strafverfahrens auf, beugte sich also nationalsozialistischer E r v e s s u n g! Das ist bayerische Staatsraison. Das ist das wahre, unoerhüllte Gesicht der bäuerischen Justiz Als die Erhebun- gen gegen Hitler und Genolsen abgeschlosien waren, kam vom Justizministerium die Weisung, keinen Sitzungs- antrag zu stellen, sondern abzuwarten bis vom Justiz- Ministerium entsprechende Weisung komme. Diese Weisung kam aber nicht. Das Verfahren wurde verschleppt. Der Fustizminister hatte also in den Gang eines'Strafprozesses eingegriffen und auch die Mitwirkung des Iustizministers bei der späteren endgültigen Einstellung des Verfahrens auf Grund der Emminger-Verordnung ist durch Aussage des Staatsanwalts Dresse erwiesen. Für die Durchführung des Verfahrens war das V o l t s- a eri cht zuständig. Artikel 3 des Bolksgerichtsgefetzes be- stimmt: „Oos Verfahren vor den Dolksgerichten bezweckt die rascheste Aburteilung der Beschuldigten." Deshalb sah das Volksgericht auch keine Voruntersuchung vor. sondern der Staatsanwalt hatte sofort Sitzungsantrag zu stellen und in der ersten Sitzung die öffentliche Anklage zu erheben. Aber gerade die Durchführung dieser Bestim- mung des Volksqerichtsgefetzes wurde vom Justizminister durch sein Eingreifen verhindert. Am 2Z. Juli 1324 teilte der Iustizminister dem bayeri- scheu Landtag mit: „Das Verfahren selbst war kurz vor den November» Vorgängen(Hitler-Putsch 192ß) zum Abschluß gereift. Es wurde durch die Novembervvrgäng« überholt." Das war eine glatte Unrichtigkeit. Das Verfahren war, wie die Ergebnisis des Untersuchungsausschusses zeigen, bereits am 1. August 1323. also schon drei Monate vor dem bekannten B ü r g e rb rä u k elle r- Putsch Hitlers abschluß- und verandlungsreif. Das wurde dem Landtiag damals verschwiegen! Das bisherige Ergebnis des Münchener Unter- suchungsausschuffes ist zunächst der volle Beweis dafür, daß das bayerische Justizministerium durch sein unerhörtes Ver- halten die Verfassung verletzt hat. Es hat sich weiter gezeigt, in wie kaum vorstsllbarem Maße Partei- j u st i z geübt wird, wie in München die Staatsautorität vor nationalsozialistischen, erpresserischen Drohungen mit Landes- verrat kapituliert. Nicht aufgeklärt ist bis jetzt, was maßgebende amtliche Persönlichkeiten zur Verhinderung strafbarer Handlungen unternommen haben, als sie von Hitlers Plänen unterrichtet wurden. Nicht geklärt ist. welche Neichswehroffiziere für Hitlers Waffenentnahme aus dem Reichswehrdepot verantwortlich sind und was gegen sie unternommen worden ist. Klar ist nur. daß es kaum ein Land gibt, in dem der Gegensatz zwischen Justiz und Gerechtigkeit größer ist, als in der„Ordnungszelle Bayern!
Irland« Mlnisterprössdenk ist wieder Cosgrcwe. Es wurde gegen die Arbeiterpartei und die Völkischen mit 76 gegen 70 Stimmen wiedergewählt.
vier fehlende Minister. Fseine Werbemethoden. Schon einmal berichteten wir allerhand Spaßiges über die Werbewoche derCharlottenburgerDeutschnationalen. Heute haben wir folgendes mitzuteilen: Es waren als Redner an- gekündigt für den 3. Oktober Herr Reichsverkehrsminister Dr. K. c. Koch, für den 5. Oktober Herr Reichsinnenminister vonKeudell, für den 7. Oktober Herr Reichswirtfchaftsminifter Schiele, für den 10. Oktober Herr Reichsjustizminister H e r g t. In diesen vier Ver- sammlungen sah man von diesen vier Reichsministern insgesamt vier, die nicht da waren. Bezeichnen wir die Dinge, wie sie sind! Die vier Minister- namen sollten locken und werben, alle Welt aus Charlotten- bürg und Umgegend sollte herbeiströmen, um dann mit den Lawerrenzens, Fedlers, Koenneckes, Kimbels usw. getröstet zu werden. So etwas heißt gemeinhin: Bauernsang!
Wirkungen des baperifchen Konkordats. Wo bleibt die Reichsverfassung? Die„Bayerische Lehrerzeitung" teilt folgend« Fäll« mit: In Bamberg wurde ein katholischer Lehrer, der von seiner ersten Frau durch Verschulden derselben geschieden wurde und eine zweite bürgerliche Ehe«inging, von der Regierung seines Amtes enthoben. Diese Enthebung dauerte neunMonate. Drei Gesuche um Wiederverwendung blieben seitens der Regierung unbc- antwortet. Erst durch Eingreifen von Landtagsabgeordneten erfolgt« schließlich s«ine Versetzung an die Simultanschul« in Nürnberg . Aus den Akten wird folgendes festgestellt: „Die Stadtschulbehörde Bambers berichtete an die Regierung, daß sie den betressenden Lehrer darauf aufmerksam macht, daß er im Hinblick auf Z 5 Abs. 1 des Konkor- dats Konsequenzen im Falle seiner Wiederverheiratung zu er- warten habe. Es könne die Frage aufgeworfen werden, ob er noch weiter„geeignet fei, in verläfsigcr Weise in der katholischen Reli- gionslehre zu unterrichten und im Geiste des katholischen Glaubens zu erziehen"(Wortlaut des Textes des Konkordats). Die Regie. r u n g antwortete der Schulbehörde, daß sie die Bedenken derselben teile. Der betrejsende Stadtpfarrer teilte dem Lehrer schriftlich mit, daß er ihm dle Trennung feiner Ehe anemp- fehle, und daß „das Ordinariat an das Ministerium die Aufforderung gerichtet habe, daß der Lehrer von der katholischen Bekenntnisschul« zu entfernen sei. Auf Ersuchen des Ministeriums habe das Ordi- noriat gestattet, daß der Lehrer noch bis zum Ende des Schul- jahres an seiner Stelle bleiben könne." Am IS. April begann das neue Schuljahr, und am 14. April, 18 Uhr, erhielt der Lehrer von der Schulbehörd« die Mitteilung, daß er bis auf werteres beurlaubt(d. ks. seines Dienste» enthoben) sei." In einem niederbayerischen Fall berichtete ein Lehrer, der seit neun Jahren von seiner Frau geschieden war, an die Regierung, daß er sich wieder verheiraten wolle. Diese antwortete ihm, daß die n e u e E h e, eine Zivilehe, kirchlich unzulässig sei und daß auf Grund des Art. 8 des Kon- kordats Abhilfe beantragt werden wird. Boraussichtlich käme die Versetzung des Lehrers in den Ruhestand in Betracht. Der Lehrer schreckte trotzdem nicht vor einer Wiederverehelichung zurück im Vertrauen darauf, daß es kein Staatsgesetz gibt, das dies un- möglich macht. Der Pfarrer verkündete darauf auf der Kanzel die Exkommunikation des Lehrers und wandte sich neuerdings an die Regierung. Die Regierimg von Niederbayern verfügte hierauf die vorläufige Dienstenthebung des Lehrers. Im Jahre 1026 sandte ein Pfarramt und das Bischöflich« Ordi- nariat unter ausdrücklicher Berufung auf das Konkordat eine An- tlageschrist gegen einen Lehrer an einer katholischen Bekenntnisschule an die Regierung mit dem Betreff:„Entfernung des Lehrers H. von einer Konfessionsschuke". Als
Grund für dies« Gesuch wurde die ZugehSrigkeit de« Lehrers zur Freimaurerloge angegeben. Das Schul- dekanat richtet« an den Lehrer eine Anfrage, ob er Mitglied der Bundesloge„Zur Sonne" fei und forderte die Nipp und klare Beant- wortung dieser Frage. In dieser Anfrage wurde auf die Bestim- mungcn des Kanonischen Kodex hingewiesen und die E x- kommunikation und die Unmöglichkeit einer kirch- lichen Beerdigung angedroht. Der Lehrer erklärte dem Dekanat, daß er aus der Loge austreten, aber den Unter- stützungskassen derselben, um keine wirtschaftlichen Nachteile zu erleiden, weiter angehören wolle. Trotzdem forderte das Ordinariat beim Ministerium die Dienstenthebung des Lehrers, da er nach wie vor der Loge angehören wolle. Das Ministeriuni ließen den Lehrer den wahrhast salomonischen Entscheid ergehen, er(der Lehrer) habe den Nachweis zu erbringen,„daß es sich bei der Loge um eine Vereinigung Handell, die für einen K a t h o- l i k e n nach kirchlichen Grundsätzen nicht verboten ist". Es geht aus den bisher angesührlen Fällen von Maßrege- lungen von Lehrern hervor, daß es auf Grund des Kon- kordats für den bayerischen Lehrer keine staatsbürgerlichen Rechte mehr gibt, die in der Reichs- und Landesverfassung für alle Staatsbürger garantiert sind, und daß das Äirchenrecht das Staatsrecht in Bayern zerbricht.
Kapitalserhöhung in öie eigene Tasche. Die Berfehlunge» des steierischen Industriekapitäns. Wien . 12. Oktober.(Eigenbericht.) Die Veruntreuungen des früheren Präsidenten der Graz -Kös» lache? Eisenbahn, und Bergbau-Gesellschaft— eines treudeutfch- nationalen Mannes— betragen nach den vorläufigen Feststellungen mehr als 100 Millionen Schilling. Wutte hat wiederholt Millionen Schilling von Geschäftsgeldern auf fein Privatkonto gutschreiben lassen. Unter anderem wird ihm vorgeworfen, daß cr aus der dritten Kapiialsoermchrung für die von ihm gelettete Ge- sellfchaft von 144 Millionen Schilling seiner Firma nur 20 Millionen zukommen ließ und den Rest für sich verwendete.
Reinigung üer Reichswehr . In Mexiko . Mexiko . 12. Oktober. Das mexikanische Kriegsministerium gibt bekannt, daß vier Dlvisionsgeneräle und 20 Brigadegenerale von ihren Posten entfernt wurden, da st« mit den Rebellen in Ver- bindung standen. Seit Beginn der Rbellion sind 18 Generale und 6 4 Offiziere oiiderer Dienstgrade erschossen worden. Der Eisenbahnverkehr im Süden von Mexiko soll noch unter- brachen sein.
verbok gekarnker klommvnistenkundgebungen. Auf Grund des vorläusigen Verbots aller Versammlungen und Kundgebungen der KPD . und des Roten Frontkämpferbundes in Wtttenberge versuchicn die Kommunistin den beabsichtigten Zweck durch Veranstaltungen der Roten Hilfe und der Internalionalen Arbeiter- Hilfe zu erreichen. Jetzt sind auch diese Veranstaltungen ver- boten worden. Deutsch -englische» Lufioerkehrsabkommeu. Dem Reichstag ist jetzt der Gesetzentwurf über das Luftverkehrsabkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Großbritannien zugegangen. Ferner ist ein Gesetzentwurf über das Abkommen mit Polen über die Verwaltung der die Grenze bildenden Strecke der Warthe dem Reichstage vorgelegt worden. Amundfen fährt nach Amerika . Der Polarforscher Amundsen passierte London aui der Durchreise nach Southampton , wo er sich an Bord des„Leviaihan" nach Nordamerika begibt. Dort wird er etwa 100 Vorträge über die beiden Pole halten. Auf Befragen sagte er, daß die Möglichkeit zur Entsendung weiterer Polorerpeditionen bestände, da noch weite Gebiete unbekannt wären.
Großöeutsthe Theatergemeinstbast. ' Die hähre deutsche Kunst ist nicht mehr verwaist. Schund und Schmutz werden unftr Volk nicht mehr oergiften- Der„Iungdo" männlichen und weiblichen Geschlechts, Herr Kümmelberg vom Bund der kinderreichen Familien, der Deutsche Wehrverein , der Chef» redakteur des„Tag", der Hochmeister der Pankgrasschast, der Vor» sitzende des Kreisvereins nördlicher Vororte der Deutschnationalen Volkspartei und andere Führer unseres Volkes haben mtt Gottes Hilfe dafür gesorgt. Sie haben die.Großdeutsche Theatergemein- schast e. V." �gründet, die von nun ab für all« Ewigkeit ihren Sitz in Berlin O27 haben wird. Die Großdeutsche Dheatergemeinschast hat das Theater« des Kolumbus gefunden. Ewer Hochwohlgeboren, jawohl, Ewer Hochwohlgeboren wird jeder Deutsche tituliert, der auf Postscheckkonto Nr. 38 630 seinen Obulus einzahlt. Die Großdeutjch« Theatergemeinschaft, in der außer den genannten Herren und Damen noch der Leiter der Bezirksoerbände alter Korpsstudenten und der Vorsitzende der Vereinigung der alten Burschenschafter, Vorort Groß- Berlin, fungieren, oerlangt nicht einmal die Ludendorffsche Blut« probe. Es ist auch sonst die strengst« Diskretion in Fragen Weih» wedel und Beschneidung vorgesehen, wofern nur die Postscheck, mimmer richtig angegeben wird. Die Grvßdeutsche Theatergemein- schast weiß wohl, wo jeden gutgesinnten Landsmann der Theater- jchuh drückt. Sie drückt das in ihrem Werbebriefe, der an Toleranz, Geschmack, sprachlicher Reinheit und kerniger Gesinnung ein unüder- tressliches Muster darstellt, folgendermaßen aus: „Sie werden sich als deutscher Mensch schwer den sogenannten Berliner Kulturbühnen anichließen können. Die Volksbühne treibt in ihrem Theater zwischen sachlichen Inszenierungen eindeutige, sozialistische Propaganda und fördert darüber hinaus den Kulturboljche- wismus.— Toller und Genossen werden dann weiterhin in den Volksbühnenkreisen ein nicht mißzu verstehendes„Gesinnungstheater" beherrschen." Diesem Kulturbolschewismus schwört die Großdeutfche Theater- gemeinschaft die Fehde, indem sie die bürgerlich«„Volksbühne" gründet. Di« Großdeutsch« Theatergemelnfchaft fackelt nicht lange: sie verspricht außer der Bekämpfung aller„Berliner Geschäfts- theater" ihren Mitgliedern„Stunden heiligen Erlebens" und garan- tiert endlich«in„Gesinnungstheater im Dienste der r e i n e n Kunst". Parkett und Ränge des Wallner-Theaters sind frisch ausgepinselt. Osramlampen wurden erneuert. Der beratende Vorstand und die übrigen Beiräte wurden verpflichtet, zur Weihs des Hauses in Smoking und Ordensschmuck zu erscheinen. Sogar ein Stück wurde aufgeführt, von jenem Franz K r a n e w i t t e r. dem heute 67iShrigen Poeten, der aus den Tiroler Bergen nach Berlin O geholt wurde. Der Theaterzettel berichtet in seinem unvergleichlichen Deutsch: „E'n Innsbruck« Mädchen, mit der er später vor den Altar tritt, weck: und löst die dichterischen.Kräfte; Leopold W e i n d l,«in Innsbri-cker Zeitungsmann, weist ihn den Weg zum Drama, das dann seiner Persönlichkeit elementarster Ausdruck wird."
Wir sehen diesen so elementar erweckten Dramatiker und be- wundern seine deutsch « Treu « und Bescheidenheit. Aus Treue schrieb er sämttiche wirksamen Szenen aus Schiller , Kleist und ähnlichen Großmeistern ab. Aus Bescheidenheit verbarg er jedes eigene Talent. Der ehrwürdige Greis hat sich dank seiner Herkunst aus der „märchenhaften Zauberwelt eines Alpendorfes" ewig jung gehalten. Sein Schauspiel in 4 Aufzügen„Andre Hofer" steht an Frische, an Einfall und Reinhell keinem auch noch so jugendlichen Gymnasiasten- drama nach. Nehmt alles nur in allem: Franz Kranewitter konnte nirgends besser aufgehoben sein als in der Großdeuischen Theater- gemeinschaft. Nun darf endlich die neue Zeit des deutschen Theaters beginnen, die alles hinwegfegt, was an Schund und Schmutz und Ausländerei den echten deutschen Mann schädigte. Nur eines muß die Großdeutsche Theatergemeinschast schien- nigst ändern: sie muß den Schauspieler Heinz S alfner sofort ent- lassen. Denn«r hat Talent und hat mit innerer Kraft den Tirolerhelden ausgestattet. Das war eine Fälschung des Theater- stiles der Großdeutschen Theatergemeinschaft, Max.Hochdorf .
wie erkältet man sich nicht! Mit dem seuchten und kühlen Wetter hat auch sofort wieder eine Erkältungsepidemi« eingesetzt. Es ist ja begreiflich, daß nach einem so sonnenlosen Sommer wie dem diesjährigen die Menschen besonders anfällig sind, denn den meisten war es nicht möglich, die nötigen Mengen von Sonnensicht und Sauerstosf sich einzuverleiben, die uns gegen Erkältungen Im Winter feien. Die Erkältungstrank- heiten werden ja von den meisten Menschen als notwendige Uebel hingenommen, gegen die sich„nicht viel machen läßt". Da ein Schnupfen oder ein Husten nicht zum Tod« führt und man diese lästigen Gesellen auch wieder los wird, so kümmert man sich nicht viel darum. Aber nur allzu häufig find Erkältungen die Vorläufer schwerer Erkrankungen, und die Schädigungen, die dadurch der Be- vülkerung eines Landes zugefügt werden, sind ungeheuer groß, wenn man sie auch nur ungefähr abschätzen kann. Deshalb haben die Aerzte in neuester Zeit die Bekämpfung der Erkällungen mit viel größerem Ernst und Eifer aufgenommen, und wem: alle Maß- »ahmen richtig durchgeführt würden, dann könnte man diese Geißel der Menschhell oertreiben. Diese Ansicht vertritt Dr. Frederick Graves in einem englischen Fachblatt.„Die meisten Erkältungen ließen sich vermeiden", schreibt er,„wenn die Menschen sich mehr in acht nähmen, nicht ins Kalte gingen, wenn sie erhitzt sind, keine nassen Kleider und besonders kein« nassen Füße duldeten, ihre Ernährung und Körperpflege besser einrichteten und in der Oesfentlichkeit nicht husten oder niesen würden. Alles, was unfern regelmäßigen Blutkreislauf unterbricht, wie z. B. ein plötzliches Kallwerden, macht uns zur Beute der war- tendcn Bazillen. Nur ein solcher kleiner Vorfall ist notwendig, um den Krankheitserreger in Tätigkeit zu setzen. Wir müssen der Natur ebenso äußerlich durch Kleidung wie innerlich durch Nahrung Helsen , um sie gegen diesen Feind zu schützen. Man trage warme, aber nickst zu luftdicht abgeschlossene Kleidung, die gerade genügt, um uns vor Frösteln zu bewahren. Man nehme ein« fettreichere Nahrung. Be-
sonders zu empfehlen ist Lebertran, der das im Winter so wichtige D-VUamin cnthöll. Körperliche Uebungen sind nicht weniger wichlig, da sie dazu beitragen, der Lunge die nötige Lust zuzuführen und dem Blut den so wichtigen Sauerstoff. Kaltes oder lauwarmes Baden ist ein gutes Abhärtungsmittel. Wenn aber doch der Tag kommt. an dem wir fühlen, daß wir„etwas abgekriegt haben", dann gehe man nach Hause, nehme ein heißes Bad, eine Aspirintoblette und einen heißen Trunk, und wenn man sich am nächsten Tag noch nicht wieder wohl fühlt, halle man sich weiter zu Hause und rufe den Arzt. Wenn man mit einer Erkältung ausgehl, dann bringt man die Ba- zillen nur unter die Leute und kann selbst den gefährlichen Erreger der Lungenentzündung einatmen, der während einer Erkällung besonders leicht sich entwickeln kann. Wer eine Erkältung nicht beachtet, kann gewiß in vielen Fällen auch so über diesen Angriff des Feindes hinwegkommen, aber manchmal wird er dadurch schweren Schaden erleiden." Ein Vühnenulk, der enkwaffnet.„Frau Präsident! n", französischer Schwank ältester Schablone von Maurice Hennequin und Pierre Veber im Trianontheater. Der Herr Justiz- minister hält streng auf die Tugend seiner Beamten. Auf einer Inspektionsreise besucht er spät abends den Gerichtspräsidenten Tricointe. Bei dem hat sich Gobctte einlogiert, eine Tingeltangel- foubrette mit äußerst sußfreiem Benehmen. Der Minister hält sie für die Frau des Präsidenten, und der arme Tricointe tut gewiß nichts, den Irrtum aufzuklären. Seine vierschrötige Frau ist ja Gott sei Dank auf Reisen. Gobette macht also die Honneurs des Hauses mit dezwingender Liebenswürdigkeit. Was im Hause ist, stellt sie dem Gast freundlichst zur Verfügung, sogar sich selbst. So freigebig ist sie. Der Minister seinerseits nimmt die Gastgeschenke gern an und zeigt sich dafür dankbar. Er befördert den Gerichtspräsidenten in rascher Folge zum Personalchef im Ministerium und dann sogar zum Präsidenten des Appellationsgerichtshofs. Diese Beförderungs- komödie spielt sich im Ministerium selbst(zweiter Akt) ab, wo auch die richtige Frau Tricointe inzwischen eingetroffen ist und für die Reinmachefrau gehalten wird. Die Biihnenumstände bringen es so mll sich, daß abwechselnd die echte und die salsche Prau Präsidentin im Unterkleid auf der Bühne stehen. Die echte in Barchent, die lockere Gobette in Reizwäsche. Im dritten Akt löst sich schließlich alles in Wohlgefallen auf, ohne daß der Zuschauer von der Wahr- scheinlichkell der Ereignisse überzeugt würde. Im Gegenteil, die handelnden Personen müßten minderbegabt bis zur Schwachsinnig- keit sein, wenn sie nicht bereits im zweiten Akt merkten, auf was für unsinnige Verwechselungen sie hineinfallen. Aber der Zuschauer kommt vor lauter Spaß nicht dazu, die Bühnenvorgänge kritisch zn betrachten. Der übermäßige Unsinn überkugelt sich so. daß er ent- waffnet, besonders da die falsche Frau Präsidentin von Erika G l ö ß n e r gespielt wird. Sic ist die personifizierte Koketterie. Sie kichert und gurrt und schnurrt. Sie ziert sich absichtlich in Sprache und Gebärde. Sie will um jeden Preis vornehm sein, und das paßt famos in ihre Rolle. Das Publikum quietscht vor Vergnügen. Zu übermütigem Spiel reißt sie auch die übrigen Darsteller mit, die Robcrt.Tirk in flotter Regie zusammenhält. Dgr. Eine Aüllfstädleoper wurde in Graz für Graz . Innsbruck . Klagensuit. Linz und Salzburg begründet. Line BundcSsubvcntion soll dafür geivummi werden. ES wurde eine Spielzeit von acht Monaten in Aussicht genommen