„ Ueberschreitung der Bannmeile."
Eine juristische Streitfrage.
Was gilt als Umzug innerhalb der Bannmeile? Zum Beispiel, ist es ein Umzug, wenn 25 Bismarcjünglinge mit ihrem Führer und ein bis zwei Trommlern im Militär. schritt und in Dreierreihen, bewaffnet mit Knüppeln und Schlagringen, fid) innerhalb der Bannmeile zu einer Rundgebung in den Clou" begeben? Die Polizei fagt, es ist ein Umzug, schafft die jungen Leute ins Revier, nimmt ihnen dort zwei Gummifnüppel und sechs Schlagringe ab und erläßt gegen alle fünfundzwanzig Strafbefehle. Eigentlich müßte damit die An gelegenheit erledigt scheinen. Könnte man sich z. B. ein Gericht denken, das von der Polizei erlassene Strafbefehle aufgehoben hätte, wenn es sich um 25 Mitglieder des Kommunistischen Jungst u rms gehandelt hätte, die selbst ohne Knüppel und Schlagringe fich auf dem Wege zu irgendeiner Veranstaltung, sagen wir im Luftgarten, innerhalb der Bannmeile gezeigt hätten? Das anzunehmen Anders aber im Falle der Bis mardjünglinge! Als einer aus der Bahl der fünfundzwanzig, der anscheinend einen gutén Riecher für die Justiz hat, das Gericht wegen Aufhebung des gegen ihn erlassenen Strafbefehls anging, fonnte er der Polizei ein Schnippchen Schlagen. Das Gericht hob wirklich den Strafbefehl auf und erklärte, daß hier von einem verbotenen Umzug teine Rede sein könne, da die jungen Leute von vornherein einen politischen ilmzug nicht geplant hätten, sondern sich nur zusammengefunden hätten, um sich gemeinsam im„ Clou" nach der Mauerstraße zu begeben, wo eine Rundgebung zum Gedenken der im Kriege Gefallenen stattfinden sollte.
würde wohl niemand naiv genug sein.
Gegen dieses Urteil legte die Staatsanwaltschaft Bejung ein, und das Landgericht II hob das Urteil auf mit der Begründung, daß es fich hier um eine Anzahl von Menschen gehandelt habe, die sich zu einem bestimmten 3wed vereinigt hätten, daß fie alle in Uniform gewesen wären und daß sie durch ihren Marsch die Aufmerksamkeit der Deffentlichkeit erregt hätten. Dies 11rteil wurde jedoch wieder auf dem Wege der Revision vom 3. Strafsenat des Kammergerichts aufgehoben. Der 3. Straffenat fand, daß das Landgericht vergessen habe, daß ein derartiger Umzug nur dann verboten werden könne, wenn er geeignet sei, die öffentliche Ordnung oder den Verkehr zu stören. Dies sei jedoch in diesem Falle nicht festgestellt worden. Aus diesem Grunde sei die ganze Angelegenheit an das Schöffengericht zurüdzuverweisen. Und so hatte dieses wieder zu entscheiden. Der Polizeibeamte behauptete mit aller Entschiedenheit, die 25 Bismarcjünglinge feien in geschlossener Gruppenkolonne, in Rotten, den Bürgersteig entlanggegangen, allerdings fei der Berkehr nicht behindert worden. Der Angeklagte und drei seiner Gesinnungsgenossen, von denen einer augenblicklich in einem Reiferregiment in Eberswalde Reichswehr dienste leistet, erklärten, daß das Publikum durch ihre Reihen bequem durchgekommen fei. Der Staatsanwalt beantragte selbstverständlich angesichts der Entscheidung des Kammergerichts die Verwerfung der Berufung der Staatsanwaltschaft auf Kosten der Staatskasse und das Gericht beschloß auch demgemäß: das Merkmal der Behinderung des Berkehrs oder der Störung der öffent lichen Ordnung habe diesem Umzug gefehlt.
Hätten sich aber Reichsbannerleute, die als harmlose Spaziergänger dahergekommen wären, getraut, durch die Reihen der Bismardjünglinge zu schreiten, wären sie für diese dann nicht doch eine Berkehrsstörung gewesen? Jedenfalls: gleiches Recht für alle! Das Bolizeipräsidium wird sich die Entscheidung des 3. Straffenats näher anschauen müssen und seine Polizeibeamten auch dementsprechend instruieren. Der Schupowachtmeister im Gerichtssaal schien jedenfalls trotz dieser Entscheidung noch der Ansicht zu sein, zu Recht gehandelt zu haben. Der junge Bismärdler triumphierte aber ob feines Sieges jungenhaft:„ Bin ich doch ein feiner Kerl: Umzug innerhalb der Bannmeile in Uniform und Gummiknüppel und trotz dem Freispruch. Die Polizei fann mir was!..."
Man schreibt uns: " Am vorigen Sonntag machte ein mit drei Personen, darunter zwei Frauen, besetztes Motorboot am rechten Havelufer im Schilf am Wege nach Satrom Station, als plöglich ein Schuß ertönte, dem im nächsten Augenblick eine Schrotladung folgte, die über die Köpfe der Bootsinsassen hinwegpfiff und einige Meter neben dem Boot ins Wasser flaschte. Ein paar Sekunden darauf erfolgte eine zweite Detonation, wieder saufte eine Schrotkugel daher, die einen fürzeren Weg nahm und dicht vor dem Boot ins Wasser fiel. Auf die heftigen Warnungsrufe der Gefährdeten hörten diese, wie sich ein hinter dem Schilf befindliches Motorboot eiligst aus dem Staube machte. Erst auf wiederholtes und sehr energisches Zurredestellen bequemten sich die kühnen Jäger näherzukommen und ihr mehr als eigenartiges Gebaren dahin zu erklären, daß sie ins Schilf geschossen und den Weg der Kugel vorher genauestens abgemessen hätten. Daß eine Kugel natürlich abirren fann, scheint in ihrer Jägergrammatik nicht enthalten zu sein. Schließlich hat aber der Effekt der Schießerei mit alldem überhaupt nichts zu tun, sondern es ist natürlich ein ebenso frevelhaftes wie unsinniges Tun, auf start vefahrenen Wasserstraßen, noch dazu am Sonntag, Schießübungen zu veranstalten und die Wassersportler nicht nur zu beunruhigen, sondern auch gefährlich zu belästigen. Befanntlich ist ja die Wasserstraße Allgemeingebiet und nicht Spezialparzelle für Jagdluftige.
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Bis jezt mußte man meist bei Ueberfüllung der Wagen der öffentlichen Verkehrsmittel unter der schlechten Luft leiden; augenblicklich werden bei allen Verkehrsgesellschaften Versuche an gestellt, um die Wagen gut zu ventilieren. Es werden auf den Dächern der Fahrzeuge überdeckte Schraubflügel nach Flettnerschem System eingebaut, die während der Fahrt durch den Luftzug bewegt werden und dadurch ständig frische Luft in das Innere des Wagens einführen. Die Straßen bahn hat seit einigen Monaten bereits Versuche mit diesen Flettnerschen Rotoren angestellt. Nunmehr sollen sämtliche neuen Wagen sowohl Borderwagen wie Anhänger mit diesen Bentilatoren ausgerüstet werden. Auch die Aboag hat seit einiger Zeit mit demselben System bei der Expreßlinie Versuche angestellt. Die Erfahrungen find günstig, so daß hier in Kürze sämtliche Wagen damit ausgerzitet werden. Ebenso macht die Hoch- und Unter grandbahn auf der Nordsüdlinie entsprechende Versuche. Im Falle der Bewährung werden in fürzester Zeit sämtliche Wagen mit Ventilatoren versehen werden. Motorboot
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Flugzeug.
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Nicht nur drunten am festen Erdboden wachsen ständig mit der Ausdehnung des Verkehrs die verschiedenen Möglichkeiten der Beförderung, auch zwischen Himmel und Wasser erprobt man neues, wenn auch nur zum Zweck sportlicher Betätigung. Am Templiner See bei Potsdam veranstaltete die Opel- Film G. m. m. 5. zur Bereicherung ihrer filmischen Wochenschau ein interessantes Experiment des Uebersteigens vom Motorboot ins Flugzeug und wieder zurück. Das Rennboot„ Opel II" des befannten Sportmanns Fritz von Opel jagte mit diesen und zwei Begleitpersonen mit 80 Kilometer Geschwindigkeit hinter einer RaabKazenstein- Flugzeugmaschine, Infaffen die beiden Firmeninhaber und der Borführer des Kunststücks, Pilot Schindler, einher. Nach einigen furzen Rundflügen ließ sich das Flugzeug, versehen mit einer acht Meter langen Stridleiter, ungefähr ein Meter über dem Motorboot nieder, der Pilot ergriff das Ende der Leiter und hantelte sich gewandt vom Dotorboot nach dem Flugzeug hinauf
Die Irrfahrten eines Taugenichts.
Das abenteuerreiche Schicksal eines Jugendlichen beschäftigte| bursche werden: sein Bater war gestorben, Mutter und Geschwister das Landgericht I. Ein Kriegsschicksal Irrfahrten eines vom heimatlichen Boden Losgelösten und in einer französisch- polnischen Mörder- und Räuberbande Gestrandeten. Der Tod des Opfers eines der Raubüberfälle steht am Ende dieser kurzen und unruhpollen Verbrecher" laufbahn und war gestern zusammen mit einigen Diebstählen in der Nähe von Paris und Lille Gegenstand der Anklage. Die Kumpane dieses Abgeirrten, denen in Paris etwa 90 Raubüberfälle und neun Menschenleben zur Last gelegt worden waren, sind bereits in Frankreich abgeurteilt; Broda machte sich aber beizeiten aus dem Staube und kehrte nach Deutschland zurück.
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Als Arbeitsloser lernte er in einer Pariser Wirtschaft die Polen Cafimir, Stanislaus, Wladislaus, Johann und andere mehr fennen und wurde Teilnehmer ihrer Diebes- und Raubzüge. Schließlich von Angst gejagtflüchtete Broda über die Grenze nach Köln , ging von hier nach Belgien , um sich in Ant werpen nach Uebersee einzufchiffen, wurde aber von Kriminalbeamten im Hotel, in dem er sich auf den Namen Chamoviac eingetragen hatte, zwangsgestellt und als läftiger Ausländer nach Deutschland abgeschoben. Als er sich in Berlin auf denselben Namen meldete, verhaftete man ihn auf Grund eines Steckbriefes der Pariser Polizei seine Kumpane hatten ihn bereits verraten. Am nächsten Tag gab er seinen richtigen Namen an und behauptete, Deutscher zu sein.
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er
War er Deutscher oder war er es nicht? War er Pole, so mußte er an Frankreich ausgeliefert werden; war Reichsdeutscher, so fonnte er auf Grund der deutschen Verfassung nur in Deutschland abgeurteilt werden. Am 29. Mai 1925 wurde er verhaftet. Ein Jahr brauchte man, um festzustellen, daß er Reichsdeutscher sei und nicht ausgeliefert werden dürfe. Am 7. Juni 1926 erging gegen ihn der Haftvefehl des deutschen Richters, und erst gestern, erst nach zweieinhalb Jahren nach seiner Verhaftung, konnte er abgeurteilt werden. War also Broda Deutscher oder war er es nicht? Die Entscheidung darüber liegt im Kriegsschicksal dieses deutsch - polnischen Jungen. Geboren in der Nähe von Posen, mußte er, fünfzehnjährig, die Maurerlehre verlassen und Arbeits
Nach einiger Zeit wurde das umgekehrte Verfahren, vom Flugzeug zurüd ins Motorboot, vorgeführt. Das Experiment gelang ohne jede Störung, begünstigt von blauem Himmel und völliger Windftille. Als man dem Piloten, gleich allen übrigen Teilnehmern, zum 3weck der Sicherheit die Schwimmweste anlegen wollte, erwiderte dieser mit stoischer Gelassenheit:„ Nee, die nehme ich nicht. Erstens stört sie mich in der Bewegungsfreiheit, und zweitens hat sie ja doch feinen 3wed, denn ich fann ja gar nicht schwimmen." Im nächsten Wochenbericht des Opel- Films wird die Beranstaltung auf der Leinewand gezeigt werden.
Rationelle Postbestellung.
Die Frage der Hausbriefkästen.
Troß der sozialen Einstellung unserer Zeit macht sich taum jemand Gedanken darüber, welche unglaublichen Klettereien einem Briefträger täglich zugemutet werden. Nach zuverlässiger Statistik hat ein Briefträger im werftäglichen Durchschnitt in Berlin oder Hamburg rund 1100 Meter zu erſteigen, in einzelnen Charlottenburger Wohnvierteln jogar täglich rund 1300 meter! Zum Vergleiche vergegenwärtige man sich, daß der Brocken dem gegenüber mur 1140 Meter über dem Meeresspiegel fiegt, aber um vieles geringer der Brodengipfel über seinem üblichen Anmarschorte, etwa Schierle. Dabei geschieht der Aufstieg zum Berggipfel in immer hin mäßiger Steigung und in herrlicher Luft, die Häufertreppen aber sind steil und liegen in direftem Großstadtdunst. Und zu dem Aufstieg fommt für den Briefträger täglich noch die gleiche Meterzahl für die Kniebeugen des Abstiegs hinzu! Wenn nun diese Ueberanstrengung wenigstens zu einer guten Briefbestellung führen würde. Der begreifliche Mißerfolg ist aber, daß die erste Post erst in die Wohnung gelangt, wenn der Bewohner morgens längst fortgegangen ist, und daß daher die arbeitende Bevölkerung erst abends erfährt, was fie morgens schon wissen sollte. Personalvermehrung fann diesen Uebelständen nicht abhelfen, weil eine Haupttätigkeit des Briefträgers im innren Postbetriebe liegt( Sortieren usw.). Und da für den Innenbetrieb das bisherige Personal genügt, so würden Neueingestellte den größten Teil des Tages unbeschäftigt bleiben. Die beste Abhilfe wären Hausbrieffästen, die, für jede Mietpartei gesondert und gesichert, auf Kosten der Post im Erdgeschoß anzubringen wären, und die in einigen Städten, wie Frank furt a. M., Stuttgart und neuerdings Nürnberg , mit beftem Erfolge eingeführt sind. In vielen Teilen des Auslandes fennt man die veraltete deutsche Postbestellung überhaupt gar nicht. Unsere Behörde muß ebenso, wie die Post anderer Staaten, endlich den Mut zu modernen Methoden finden, die ja bei dem fortgesetzten Höherwachsen unserer Häuser schließlich doch nicht umgangen werden können. Schon als die Häuser von durchschnittlich zwei Stockwerken auf vier Stodmerte wuchsen, wäre eine Reform notwendig gewesen. Längst zeigen sich die Schäden der Bersäumnis, denen feßt dringend abgeholfen werden muß.
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Kämmen im Gerichtssaal verboten.
Die Sitte, daß in neuerer Zeit Damen unbefümmert um den Ort, an dem sie sich befinden, auf der Straße ebenso wie in öffentlichen Lokalen Toilette zu machen pflegen, hat jetzt zu einem fleinen Zusammenstoß zwischen dem Vorsitzenden Amtsgerichtsrat Dr. Wesenberg und einer Zuhörerin geführt Die Dame hatte im Gerichtssaal den Hut abgenommen und begann, nachdem sie den Lippenstift ausgiebig benutzt hatte, sich sorgfältig zu fri sieren. Der Borsigende unterbrach sehr erregt die Berhandlung und wies die Dame aus dem Saal mit der Erklärung, daß es feineswegs der Würde des Gerichts entspreche, wenn an Gerichtsstatt die weiblichen Zuhörer ihre Toilette machten. Der Herr Vorsitzende hatte zweifellos recht, aber mit einer Bitte an die Dame, es zu unterlassen, hätte er gewiß denselben Erfolg gehabt. Gefahren während der Heizperiode.
wisse Gefahren hinzuweisen, die der Gesundheit durch unzulängliche Zu Beginn der kalten Jahreszeit erscheint es notwendig, auf geund unzweckmäßige Heizung drohen in Wohnräumen, die nicht durch Zentral, sondern durch Ofenheizung erwärmt werden: 1. Bor Beginn des Heizens ist jeder Ofen innen und außen einer gründlichen Reinigung zu unterziehen. Die innere Reinigung ( Entfernung von Asche, Schlacken usw.) ist notwendig, damit der Abzug frei wird und die der Gesundheit schädlichen Verbrennungsgase des Heizmaterials nicht ins Zimmer dringen fönnen. Die gleiche Reinigung muß in Abständen von wenigen Tagen stets wiederholt werden. Die Außenwände sollen täglich durch nasses Abwischen von anhaftendem Staub befreit werden. Berbrannte Staubteilchen tragen wesentlich zur Verschlechterung der Luft im Zimmer bei. 2. Der Ofen darf erst dann geschlossen werden, wenn das Heizmaterial völlig in Glut steht. Zu frühes Schließen kann zu schweren Gesundheitsschädigungen führen. 3. Da die erwärmte, leichte Luft an die Decke steigt und die fältere herabgedrückt wird, so wird sich in einem geheizten Raum, der über einem ungeheizten liegt, leicht Fußtälte bemerkbar machen und damit Gelegenheit zur Erkältung gegeben sein In diesem Falle empfiehlt sich das Legen von Teppichen und Fußmatten. 4. Die Zimmerwärme soll für ein Kinder.
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standen mittellos da. 1914 brach der Weltkrieg aus. Der fünfzehnjährige Ludwig meldete sich zum Hilfsdienst. Ein halbes Jahr wurde er bei einem Hauptmann beschäftigt, dann ging er in eine Geschoßfabrit nach Spandau , von dort zu Krupp nach Essen . Anfang Januar wurde er zum Militär eingezogen und kam nach Belgien Nach dem Umsturz fehrte er nach Poſen zurück, um dort seine Mutter zu besuchen. Ueber die Gestaltung der politischen Geschide seines Heimotortes machte er sich keine Gedanken. Die Bolen forderten ihn aber zum Militärdienst an. Er ließ fünf Gestellungsorders unbeantwortet, meldete sich jedoch freiwillig zur Deut ſchen Wach- und Sicherheitskompagnie. Hier stahl er vier Baar Schuhe um seiner Mutter zu helfen, sagt er und erhielt dafür sechs Monate Gefängnis. Dann wurde er in die polnische Kaserne gesteckt. 3wei Wochen später flüchtete er. Ende 1919 ereilte ihn die Berhaftung; er bekam zehn Monate Gefängnis wegen Fahnenflucht. Ende Juli 1920 schidte man ihn an die polnische Front gegen Rußland . Nach vier Wochen war er wieder fahnenflüchtig. Im April 1921 wurde er aufs neue bei seiner Mutter verhaftet; diesmal lautete die Strafe auf zwei Jahre Gefängnis. Im November 1921 gelang es ihm, aus dem Fort 1 bei Posen zu flüchten. Bei dem Versuch, die deutsche Grenze zu überschreiten, wurde er verraten. Bald darauf glückte ihm aber eine zweite Flucht. Diesmal überschritt er die Grenze und fam nach Berlin zu seinem Bruder. Dieser verschaffte ihm Anstellung in Döberig, wo er wohnte. Neun Monate später verließ er Döberiz und ging nach Köln . Von hier führte ihn der Weg nach Frankreich . In der Nähe von Fleury war er fast ein Jahr lang mit Drahtverhauabreißen beschäftigt. Dann verlor er die Arbeit, ging nach Paris , arbeitete hier unter dem Namea Urbanja in den Markthallen, wurde arbeitslos und geriet in die polnische Räuberbande.
Der Staatsanwalt beantragte gestern gegen Broda eine Zuchthausstrafe von 13 Jahren. Auch der Lotschlag an der Frau Courty sei ihm auf Rechnung zu stellen. Rechtsanwalt Dr. Landsberg, der vom Gericht als Offizialverteidiger bestellt war, widersprach der Auffassung des Staatsanwalts. Das Gericht verurteilte den Achtundzwanzigjährigen zu fünf Jahren Zuchthaus. Für den Totschlag wurde er nicht verantwortlich gemacht.
zimmer ungefähr 17 bis 20 Grad Celsius, für einen Wohnraum 17 bis 18 Grad Celsius und für den Schlafraum von gesunden erwachsenen Personen 10 bis 14 Grad Celsius betragen. Am geDie sündesten ist das Schlafen im gänzlich ungeheizten Raume. Wärme in Arbeitsräumen muß der jeweiligen Beschäftigung angepaßt werden. Wichtig ist ausreichende Lüftung jedes Raumes, wofür am besten morgens und abends durch Deffnen der Fenster für die Dauer von 5 bis 10 Minuten gesorgt werden kann.
Weihnachtslotterie der Arbeiterwohlfahrt.
Die diesjährige Arbeitermobffahrts Weihnachtslotterie wird in der Zeit von Anfang Oftober bis Ende Dezember durchgeführt. Sie soll der Arbeiterwohlfahrt die Mittel zur Durchführung ihrer Aufgaben, insbesondere zur Schaffung gemeinnügiger Anstalten bringen. Die im vorigen Jahr mit beispiellosem Erfolg durchgeführte erste Lotterie hat gezeigt, welche Anerkennung und Unterſtüßung die Arbeiterwohlfahrt. in Deutschland findet. Der Gewinnplan sieht folgende Gewinne
vor:
asdofon 1 Hauptgewinn im Werte von 1 Brämie.
30.000. 20 000
1 Hauptgewinn im Werte von
15 000
1
10 000
1
5 000
3.000
2 000
1000
5 Gewinne im Werte von je
5
10 10
500 ufw.
Insgesamt sind 145 984 Gewinne und eine Prämie im Gesamtwerte von 607 500 Mart ausgesetzt. Als Gewinne find andhäuser, Wochenendhäuser, Klaviere, Sprechapparate, fomplette Küchen, Fahrräder, Nähmaschinen jomie Gutcheine auf Waren und für die Gewinne von 3 und 2 Mart ausfchließlich Solinger Stahlwahlen vorgesehen. Durch eine größere Anzahl Gewinnausgabestellen in allen Teilen des Deutschen Reiches wird den Gewinnern die Einlösung der Gewinne erleichtert.
Die Lose find für 50 Pfennig durch alle Bezirks- und Ortsausschüsse für Arbeiterwohlfahrt, durch die durch Blafate fenntlich gemachten Warenhäuser und Geschäfte sowie den Loshandel zu haben.
Fehde zwischen Rot- Front und Sturmvogel.
Wochenlang schon herrscht in dem Stammlokal der Roten Frontfämpfer in Neukölln, Prinz- Handjery- Straße 67, heftige Fehde zwischen den Rot- Front- Genossen und dem abgesplitterten Teil, der fich jetzt Sturmvogel nennt. Dauernd gibt es in dem Lokal Krach, bis es nun endlich am Abend des vergangenen Donnestag zur vollen Explosion fam. Eine wüfte Schlägerei entstand. Titulierungen wie Strolche, Lumpen, Verräter, Spigbuben, Renegaten riefen fich die Roten Frontkämpfer, die in voller Uniform waren, zu. Dann erschien das Ueberfallkommando, um in Anwesenheit von hundert Neugierigen die sich heftig streitenden feindlichen Rot- Front- Brüder zur Ruhe zu bringen. Zum Schluß mußten 18 bis 20 Rot- Frontler in voller Uniform den Weg zum Polizeipräsidium Neuföun antreten. Diese Menschen, die fich hier zum Gaudium der Zuschauer unflätig beschimpfen, sind dieselben, die bei anderer Gelegenheit nicht genug über Einheitsfront reden können. Erst aber sollten sie lernen oder fich darüber belehren lassen, wie sich ein klaffenbewußter Proletarier in der Deffentlichkeit benimmt. Eine Autofalle.
Man schreibt uns: Eine gefährliche Ecke, an der sich fast jeden Tag mehr oder minder schwere Autounfälle ereignen, ist die Straßen= treuzung, die im Berliner Westen von der Cuim und Göbenstraße gebildet wird. Durch die Göbenstraße fahren die Straßenbahnen der Linien 3 und 89 in ziemlichem schnellen hat fich, als Berbindungsweg vom Stadtinnern zu den westlichen Tempo, weil sie ihre Haltestellen erst an den nächsten Querstraßen, der Potsdamer- und Mansteinstraße, haben. Die Culmstraße Bororten, zu einer erstklassigen Autofahrstraße entwickelt. Von den Unfällen, die sich in immer größerer Folge ereignen, werden zumeist die Automobile betroffen, die, durch die Culmstraße fahrend, die Göbenstraße überqueren. Es ist ihnen unmöglich, die von rechts oder links herannahenden Straßenbahnen oder andere Wagen zu bemerken. Die gegebenen Signale nügen nicht viel, weil niemand heraushören kann, von welcher Seite fie fommen. Dazu versperren zwei in der Culmstraße stehende Lit. faßfäulen den Blick nach der Göbenstraße. Abhilfe muß also dringend geschaffen werden. In der Culmstraße selbst befindet lieber mit der Registrierung der Unfälle als mit ihrer Vorbeugung. fich zwar ein Polizeirevier, doch beschäftigt man sich dort scheinbar und darum sollen an dieser Stelle vier Borschläge gemacht werden.
Das ideale