Nr. 491 44. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Fünf Tote bei einer Brandkatastrophe.
In dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Schloß Affing. das 30 kilometer von Augsburg entfernt liegt und dem Freiherrn von Gravenreuth gehört, brach am Sonntag nachmittag, wahrscheinlich infolge eines fchadhaften Kamins, ein Großfeuer aus, gerade als der Schloßherr mit seinen Jagd gästen bei Tisch fah. Innerhalb furzer Zeit ftand der ganze Dachstuhl in Flammen. Während der Ausräumungsarbeiten im Mansardenflod, an denen sich etwa 40 Personen beteiligten, stürzte plöglich der zentralgelegene Schloßturm, der zugleich als Haupttamin diente, ein. Um 6 Uhr abends wurde auch das erste Stocwerk von den Flammen ergriffen. Um 10 Uhr abends, als man die Rettungsarbeiten für mehrere noch in dem brennenden Schloß befindliche Personen fast vollendet hatte, stürzte die Dede des ersten Stod wertes ein, so daß man die Rettungsarbeiten aufgeben und die Unglücklichen ihrem Schidfal überlaffen mußte. Insgesamt fanden fünf Perfonen bei dem Brande den Tod, während zehn Perjonen schwer verlegt wurden. Eine Reihe Personen erlitt Nervenzusammenbrüche.
Gegen Mitternach wütete das Feuer mit unverminderter Kraft fort und hatte bereits das ganze Schloß in Flammen gehüllt. Es besteht die Gefahr, daß das Feuer auch auf die Wirtschaftsgebäude übergreift. Aus Augsburg und Umgebung sind die Feuerwehren zur Löscharbeit herbeigeeilt. Erschütternd sind die
Einzelheiten der Katastrophe.
So mußte ein Feuerwehrmann, der bis zur Brust zwischen den Trümmern des eingestürzten Turmes eingeflemmt war, bei lebendigem Leibe verbrennen. Bier Kameraden konnten den Bedauernswerten, der um Hilfe flehte und bis zum letzten Augenblid bei vollem Bewußtsein war, nicht aus seiner entsetzlichen Lage befreien. Ein anderer Feuerwehrmann, der einen an einem Mauervorsprung des Dachgeschosses hängenden Knaben retten wollte, stürzte drei Stocmert tief hinab und erlitt schwere innere Verletzungen.
Unter den fünf Todesopfern, die die Brandkatastrophe im Schloß Affing forderte, befinden sich zwei Feuerwehr teute. Auch unter den Verletzten sind mehrere Wehrmänner. Die übrigen Opfer sind 3ivilpersonen, die sich an den Rettungsarbeiten beteiligten. Die Feuerwehren von Augsburg und Affing sowie die Sanitätstolonne Augsburg haben bei dem Brande mit äußerster Hingabe und Opferwilligkeit gearbeitet. Eine Anzahl Schwerverletter ist in das Augsburger Krankenhaus eingeliefert worden
Augsburg , 17. Oftober.( Eigenbericht.)
Der Brand war auch heute, Montag früh, noch nicht ge löscht. Im Augsburger Krankenhaus ringen noch drei Berletzte mit dem Tode. Der Schloßzbefizer und seine Gattin legten während der Rettungsaktion ein sehr unschönes Verhalten an den Tag. Sie forderten die Feuerwehrleute immer wieder zum Hineinstürmen in das Gebäude auf, obwohl bei dieser Arbeit größte Lebensgefahr bestand.
Massenprotest gegen Reichsschulgesfehentwurf.
Die gestrige Rundgebung des Sozialistischen Kulturbundes im Bürgersaal des Rathauses gegen den Keudellschen Reichsschulgesetzentwurf erhielt ihre Bedeutung durch die Teilnahme zahlreicher Vertreter der freien Gewerkschaften und Angestelltenverbände, der Beamtenbünde und der verschiedenen Kultur- und Jugendorganisationen. Der bis auf den letzten Platz gefüllte Gaal und die von großem Ernst und tiefer Sachlichkeit getragenen Ausführungen der Referenten, die oft durch spontane Zu stimmungskundgebungen unterbrochen wurden, werden den Schulreaktionären aller Schattierungen gezeigt haben, daß der Kampf um die Scele des Kindes auf der ganzen Linie entbrannt ist und daß die Verfechter einer freien Volksschule gewillt sind, diesen Kampf bis zum äußersten zu führen,
Ein Gesangsvortrag des Mädchenchors der weltlichen Rütli
tragbare finanzielle Lasten. Für Berlin fäme die Errichtung von 37 neuen Schulen in Betracht, die einen Kostenaufwand von über 40 Millionen Mark verursachen. Der Schulgesetentwurf muß auch darum abgelehnt werden, weil er geeignet ist, den Willen der Wähler schaft zu verfälschen; ebenso verbaut er den Weg zur Ge
meinschaftsschule.
Auch diese Ausführungen fanden den stürmischen Beifall der Versammlung, die darauf mit großer Aufmerksamkeit dem Vortrage des Reichstagsabgeordneten Genosse AI win Saenger. München folgte, der den Entwurf vom verfassungsrechtlichen Stand punft aus einer vernichtenden Kritik unterzog. An zahlreichen Beispielen konnte der Redner den klaren Beweis dafür erbringen, daß der jebige Reichsschulgesehentwurf in wesentlichen Teilen dem Sinn der Reichsverfassung direkt ins Gesicht schlägt. Der Entwurf ist unbedingt verfaffungsändernd! Dem Kampfe der Linksparteien im Reichstag ist dadurch die Richtung gegeben.
Nachdem Rückert für das Ortskartell der freien Gewerkfchaften, Eschbach für die Angestelltenverbände, Rosin für den Deutschen Beamtenbund, 3 a cher für den Allgemeinen Deutschen Beamtenbund, Diederich für die Arbeiterjugend, Frau Katzenstein für die Kinderfreunde und Bertreter der weltlichen Schulen und des Bundes der entschiedenen Schulreformer die Erklärung abgegeben hatten, daß auch sie den Bürgerblodentwurf entschie. den ablehnen und mit allen Mitteln bekämpfen werden, nahm die Bersammlung einstimmig die folgende
Resolution
Schule eröffnete die Versammlung, die vom Genossen Arthur Crispien begrüßt und geleitet wurde. Darauf nahm Landtags: abgeordnete Genoffin Dr. Wegscheider das Wort zu ihrem Referat. Sie wies auf den Bersuch der Reaktion hin, die Einheit der arbeitenden Massen, deren attive Teilnahme an der Gestaltung des Staates heute Wirklichkeit geworden ist, durch konfessionelle Fragen zu zersplittern. Mit Genugtuung durfte man nach der Rea volution auf die Tatsache hinweisen, daß der Gedante der Einheits schule überall Wurzeln geschlagen hatte. Man betrachtete diese Schule, die die Freiheit der Entfaltung aller menschlichen Anlagen gewährt, als eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Aufbau des neuen Staates. Die Bestimmung des ersten Absages des an: Trotz ihrer Niederlage im Reichsrat hat die Reichsregierung Artikels 146 der Reichsverfassung, daß die Aufnahme eines Kindes ihren reaktionären, verfassungsfeindlichen Schulgesetzentwurf dem in die Grundschule nicht von der wirtschaftlichen Lage oder der Kon- Reichstag vorgelegt. Das ist eine doppelte erausforderung fession der Eltern abhängig zu machen ist, deckt sich auch mit den der arbeitenden Massen. Der Keudellsche Reichsschulgesetentwurf ist Gejezprinzipien der meisten Völker Europas . Der Keudelliche ein Attentat auf die Republik . Er will verfassungswidrig die EinEntwurf sabotiert aber den tiaren Wortlaut der heit und den staatlichen Charakter des Schulwesens vernichten und Verfassung. Gegen ihn haben auch die Lehrer selbst in ein- Schule und Lehrer der Kirche ausliefern. Er will durch Entfachung deutigfter Weise Stellung genommen. Es gibt etma 25 000 bis religiöser Gegenfäge die Werftätigen gegeneinanderheßen, um die 30 000 arbeitslose Junglehrer, von denen diejenigen, die feiner Kirche Herrschaft des Befizbürgerblocks aufrecht zu erhalten. Die Organi angehören, Schaden für ihre Anstellung befürchten müffen. Das erfationen der Arbeiter, Angestellten und Beamten find entschlossen, zeugt eine Gesinnungslumperei, die die Erziehungsarbeit alle Sträfte einzusetzen, um das Keudellsche Reichsschulgesetz zu Fall auf das ungünstigste beeinflußt. zu bringen. Der Kampf um die Schule ist ein Stück des großen fozialen Befreiungsfampfes der Arbeitertiasse. Die Arbeiter, Angestellten und Beamten werden nicht dulden, daß dieser Kampf durch jozialreaktionäre 3wede verfälscht wird. Sie sind zum entschiedensten Widerstand entschloffen gegen jedes Schul feß, das den Weg zur allgemeinen weltlichen Einheitschule versperrt. Sie fordern die Schaffung und Bemahrung leiftungsfähiger Schultörper unter unbedingter Aufrecht erhaltung der staatlichen Schulfreiheit und unter Aus. fchaltung aller trennenden religiös- weltanschaulichen Gegensätze."
Hierauf nahm Studiendirettor Kamerau das Wort. Er gab, unterstützt durch reiches Zahlenmaterial, ein anschauliches Bild von der Zersplitterung und Zerflüftung auf dem Gebiete der Schulorganisation, die der reaktionäre Entwurf, wenn er Annahme fände, nach sich ziehen muß. Weitere Folgen wären die Wiederein führung der geistigen Schulaufsicht und der Einzug der Bertreter der religiösen Gesellschaften in die Schuldeputationen. In den not wendigerweise zu errichtenden 3 weigschulen ist eine fruchtbare Erziehungsarbeit unmöglich. Den Kommunen erwachsen ferner un
Furchtbares Familiendrama in Werbig.
Untergang einer ganzen Familie. Ein grauenhaftes Berbrechen wurde am Sonnabend in dem Acerbürgerflädfchen Werbig a. Ostbahn entdeckt. 3n dem Häuschen des Arbeiters Ostar Wilde wurde seine Frau, deren Töchterchen Agnes aus erster Ehe und die Schwiegermutter Wildes mit entfehlichen Wunden erinordet aufgefunden. Wilde hatte die drei mit einer Art erschlagen. Darauf hat sich der Täter erhängt und schoß fich gleichzeitig eine Kugel in den Kopf. Ueber die Einzelheiten dieses graufigen Familiendramas wird folgendes bekannt:
Ruhesofa lag Frau Wilde, ber ebenfalls der Schädel eingeschlagen war. Der Mörder hatte die Tote sorglich ge bettet, ihre Hände auf der Brust gefaltet und einen Blumenstrauß. zwischen die erfalteten Finger geschoben. Das dritte Opfer war die leine Agnes, die erschlagen in ihrem Kinderbettchen in demselben Raum lag. Beim weiteren Absuchen des Gebäudes ent: deckte man schließlich die Leiche Wildes. Er hatte sich auf dem Boden an einem Dachsparren erhängt und sich gleichzeitig eine Kugel in den Kopf gejagt. Auf dem Tische im Wohnzimmer fand man drei Briefe Wildes, die trotz des ziemlich wirren Inhalts erkennen lassen, daß der Mann durch die stän digen häuslichen Reibereien zur Berzweiflung getrieben worden war und ohne Zweifel in einem Anfall von Geistesverwirrung seine Familie und sich umgebracht hat. Nach Aufnahme des Tatbestandes durch die Staatsanwaltschaft in Frankfurt a. d. Ober wurden die Leichen zur Beerdigung freigegeben.
Ein Einbrecher auf der Flucht erschossen.
Etwas abseits von den anderen Häusern des Ortes Werbig a. Ostbahn liegt an einem Bergabhang das Anwesen des 28 Jahre alten Arbeiters Dstar Wilde. Vor zwei Sahren heiratete Wilde in die kleine Wirtschaft hinein. Seine Frau, die zwei Jahre älter war, hatte aus erster Ehe ein jetzt 6 Jahre altes taubstummes Töchterchen Agnes, das den Namen des ersten Vaters Fleischer führte. Als Altfigerin wohnte außerdem die 74 Jahre alte Schwiegermutter, die Witwe Auguste Fleischer, auf Nach einem mißlungenen und einem vollendeten Einbruch wurde dem Gehöft. Die betagie Frau golt für sehr genau und hatte mit in der vergangenen Nacht ein 23 Jahre alter Otto Waßmund, dem Ehepaar des öfteren heftigen Streit. Am vergangenen Freitag der sich ohne Wohnung in Berim aufhielt, von einem Polizeiober waren beide Frauen mit dem Einkochen von Pflaumenmus bis gegen wachtmeister erschossen. Gegen 1½ Uhr wurde eine aus zwei Be 10 Uhr abends beschäftigt, wobei Nachbarsleute ihnen Gesellschaft amten bestehende Streife des Reviers 50 auf dem Wedding darauf leisteten. Nachdem diese sich entfernt hatten, muß es wieder zu aufmerksam gemacht, daß sich zwei unbekannte Männer einem erregten Streit gefommen sein. Am Sonnabend fiel es den an der Tür einer Fahrradhandlung in der Badstraße verdächtig zu Ortsbewohnern auf, daß sich niemand von der Familie fehen ließ. fchaffen machten. Die Beamten näherten sich vorsichtig und fahen Sie benachrichtigten von ihren Befürchtungen den Amtsvorsteher die beiden auch noch an der Tür. Als diese jedoch die Streife heranErdmann, der sofort auch die Landjägerei hinzuzog. Beim Betreten tommen fahen, ergriffen fie die Flucht und enttamen zu des Hauses bot sich den Beamten ein entfeßlicher Anblic. Aufnächst. Später faben die Beamten aus dem Hause Grünthaler dem Hausflur lag mit zertrümmertem Schädel Straße 9 zwei Männer herauskommen und erkannten in ihnen die Schwiegermutter Fleischer. Durch einen wuchtigen Arthieb die Verdächtigen aus der Badstraße wieder. Sie geboten ihnen Halt war ihr fast ber Kopf vom Rumpfe getrennt. Im und es gelang ihnen, den einen, einen 19 Jahre alten Arbeiter Wohnzimmer zeigten sich neue Bilder des Schreckens. Auf einem Franz T. aus der Boyenstraße sofort festzunehmen. Der zweite
Montag, 17. Oktober
ergriff die Flucht, wandte sich plöhlich um und gab aus einer Selbi labepistole einen Schuß auf die Beamten ab, um sie fi Dom Leibe zu halten. Diese ließen sich aber nicht abschrecken un segten die Verfolgung fort. Bald darauf fiel ein zmeite Schuß, der ebenfalls fehlging. Jetzt zoa auch der Polizeioberwacht meister B. feine Dienstpistole und erwiderte das Feuer mit einem Schuß. Der Berfolgte stürzte zu Boden und blieb liegen. Die Beamten brachten ihn nach der Rettungswache 10, wo der Arzi feststellte, daß er einen tödlichen Seraid uß erhalten hatte. Die Person wurde bald als die des Waßmund festgestellt. Er und T. hatten nach dem mißalückten Versuch in der Badstraße und nach der gelungenen ersten Flucht in der Grünthaler Straße 9 das Seifengeschäft von Rösler erbrochen und daraus die Ladenkasse, Barfüms und Seife gestohlen.
Der schwere Autobusunfall in Schöneberg . Wer ist der Schuldige? Chauffeur oder Radfahrer.
Wie erinnerlich, ereignete sich am Nachmittag des 16. Juni d. I. unfall, bei dem fieben Personen schwer und vierundin der Hauptstraße in Schöneberg ein schwerer Autobuszwanzig leicht verlegt wurden. Ein Wagen der Linie 5, und zwar war es bezeichnenderweise wiederum einer der alten Wagen, die schon mehrfach in der gleichen Weise verunglückt find, war zum Kippen gekommen.
Der Omnibus hatte sich glücklicherweise so langsam gesenkt, daß die Fahrgäste, die auf dem Berdeck saßen, wie auf einer Rutschbahn auf den Bürgersteig hinunterfamen. Von ihnen wurde niemand verletzt. Schwerer erging es den Fahrgästen im Innern des Wagens, von denen eine große Zahl durch Verstauchungen und Glassplitter teilmeise übel zugerichtet wurde. Der verhängnisvolle Vorgang hat heute fein gerichtliches Nachspiel vor dem Erweiterten Schöffengericht Schöneberg. Das Gericht wird zu prüfen Anflage richtete sich wegen fahrlässiger Körperverletzung in gleicher haben, wer der eigentliche Schuldige an dem Vorfall ist, denn die Weise gegen den Kraftwagenführer des Autobusses, Paul Otto und den Radfahrer Alfred Bostelmann, der vor dem Autobus fuhr und unvorschriftsmäßig diesem in den Weg gekommen sein soll.
Dem Kraftwagenführer mirb vorgeworfen, daß er durch zu schnelles Fahren in eine so gefährliche Situation gekommen ist, und daß er seinen Wagen, um ein Unglück zu verhüten, ganz scharf herumwerfen mußte. Otto ist bis zum Unfallstage zehn Monate im Dienst gewesen. Er bestritt ein Verschulden. Der Wagen fam von Steglitz in der Richtung Berlin . Hinter dem KaiserWilhelm- Blah sei das Gelände abschüssig. Deshalb sei er schon von der dortigen Haltestelle aus mit Bremse gefahren. Das geschehe auch schon deshalb, weil aus der in die Hauptstraße einmündenden HelmStraße häufig Autos fämen. Hinter der Helmstraße habe er ganz plötzlich vor sich rechts auf oder neben dem in der Mitte liegenden Straßenbahngleise einen Radfahrer vor sich gesehen. Er habe start gehupt und in demselben Augenblick sei der Fahrer dicht vor seinem Wagen gewesen. Offenbar habe der Radfahrer unvorschriftsmäßig mitien auf der Fahrstraße die Straße ohne Signal überqueren wollen. Um den Mann nicht zu überfahren, sei er gezwungen gewesen, das Steuer scharf linksherum zu werfen, denn bei dem Gefälle sei trop der abgebremsten Fahrt en halten nicht möglich gewesen. Wie er nachher gehört habe, sei der Autobus auf den rechten Rädern liegend über den ganzen Fahrdamm gerutscht und mit dem rechten Vorderrad auf die Bordschwelle geftoßen, wodurch das Umfippen verursacht worden sei. Auf die Frage des Vorsitzenden, Landgerichtsdirektor Lempfe, ob er nicht wieder versucht habe, das Steuer nach rechts zu reißen, fann der Angeflagie feine Auskunft geben. Er nehme aber an, daß er das mechanisch getan habe, daß der Wagen aber nicht mehr zu halten war.
Trauerfeier für Oberbürgermeister Dr. Wermuth.
In der alten Kirche der früheren Rabettenanstalt in GroßLichterfelbe fand gestern mittag die Trauerfeier für den ver storbenen Staatssekretär und Oberbürgermeister a. D. Dr. Adolf Wermuth statt. Als Vertreter der Reichsregierung war Reichsfinanzminister Dr. Köhler erschienen, vom Magistrat Berlin Oberbürgermeister Böß und Stadtverordnetenvorsteher a B. Nach dem Pfarrer ergriff Reichsfinanzminister Dr. Köhler das Wort und dankte dem Berblichenen im Namen des Vaterlandes für seine 25 Jahre hindurch geleisteten Dienste. Sein energisches und zielbewußtes Wirken und sein hohes Können, besonders als Staats= fefretär des Reichsschahzamtes in der Zeit des machtvollen wirtfchaftsaufstieges des deutschen Reiches, jeien grundlegend gewesen. Oberbürgermeister Dr. Boß schilderte in längerer Ansprache die in Berdienste des Verstorbenen um die Stadt Berlin . Im Laufe des Montags wird die Leiche Dr. Bermuths nach Buch übergeführt, we am Nachmittag die Beijegung im Schloßgarten zu Buch stattfindet.
Wieder Raubüberfall im Tiergarte.
Auf dem Heimwege wurde gestern um 19% Uhr der 18 Jahre afte Tischlerlehrling Walter Thomalla aus der ChauffeeStraße 105 überfallen. Als er ahnungslos durch den Tiergarten ging, fielen in der Nähe des Großen Sterns zwei unbekannte Männer, die sich im Gebüsch verstedt gehalten haben müssen, über ihn her, schlugen ihn zu Boden und mißhandelten ihn schwer. Sie zogen ihm dann den Mantel vom Leibe, raubten ihm seine Habseligkeiten, ergriffen mit der Beute die Flucht und ent. famen. Der Ueberfallene erlitt durch schwere Hiebe Verlegungen am Gesicht und an den Händen, auch scheint ihm ein Hüftgelent ausgefugelt zu sein. Ein Droschfenchauffeur, den er anrief, brachte ihn mit feinem Wagen nach seiner Wohnung, wo er in ärztlicher Behandlung dan ederliegt. Die Räuber fann er wegen der Dunkelheit heit nicht beschreiben.
Selbstmordversuch eines Schupowachtmeisters.
Auf dem Hof der Schloßfaserne spielte sich gestern nacht gegen 41 Uhr ein aufregender Vorfall ab. Ein Oberwachtmeister der Schußpolizei, der zusammen mit einem Kame raden den Kasernenhof betreten hatte, zog plötzlich aus dem Lederfutteral feine Dienstpistole hervor und richtete die Waffe gegen die Schläfe. In dem Augenblick, als er losdrücken wollte, schlug der Begleiter geistesgegenwärtig den Revolver zur Seite, so daß der Schuß fehlging. Der Selbstmordkandidat wurde vorläufig in Schuzhaft genommen. Schwermut soll das Motiv zu bem Gelbstmordversuch sein.
D 1220 in Portugal gelandet. Weiterflug der französischen Ozeanflieger.
Das Heinkel - Flugzeug D 1220, das am Sonntag gegen 9 Uhr 6 2hr abends in vormittags Amsterdam verließ, ist um Portugal gelandet. Die Landung erfolgte in der Küstenstadt Bigo.
Es ist vorläufig noch unbestimmt, wann das Junkers. Flugzeug D 1230 die Azoren zum Weiterflug nach Amerita perläßt.
Die franzöfifchen Südamerikaflieger Coste und Le Brie find am Sonntag vormittag um 7.40 Uhr von Port Natal na ch Rio de Janeiro gestartet. Sie mußten jedoch unterwegs aus bisher noch unbekannten Gründen eine Notlandung pr nehmen.