Einzelbild herunterladen
 

Dienstag

18. Oktober 1927

Unterhaltung und Wissen

Heinrich von Kleist.

( 3u seinem 150. Geburtstag, 18. Oktober.)

Bon Dr. Paul Landau.

Kleist steht heute an seinem 150. Geburtstage noch so einsam wie an jenem Novembertage, da er sich aus der Welt schoß wie einen überflüssigen Sperling". Freilich, Bewunderung, Würdigung, die ihm die Mitwelt versagte, hat er in vollem Maße gefunden; er ist ais unser größter Dramatiker anerkannt, und die Bücher, die sich mit ihm beschäftigen, umfassen das Tausendfache seines wenig umfang­reichen Lebenswertes. Aber Nachfolge ist ihm nicht geworden. Unter allen Späteren hat vielleicht nur einer in seinem Geiste fort­* geschaffen, und das war ein Maler und Zeichner, war Alfred Rethel , ein wahlverwandter Genius, dessen Wege auch zu fernen Hoch­gebirgen der Form führten, auf die unsere heutige Kunst nicht nach steigen tann. Keiner der Dichter hat bisher den Bogen des großen Dramatiters zu spannen vermocht, den Kleist ermüdet in die Ecke stellte, so viele sich auch, wie die Freier in der Odyssee, daran ab­mühten. Hebbel und Otto Ludwig mußten sich andere Pfade suchen, als er gegangen, und die begeistert sich ihm anschlossen, wie etwa Wildenbruch, blieben auf halber Höhe erschöpft stehen. Und doch mird das deutsche Drama der Zukunft, auf das wir harren, nirgends anknüpfen fönnen als an Kleist, denn er hat einen dramatischen Stil geschaffen aus der Tiefe germenischer Weltanschauung heraus, den rein menschlichen Konflikt des modernen Menschen in den Tiefen des Gefühls aufgespürt, den 3miespalt zwischen Kopf und Herz zum Angelpunkt der Handlung gemacht und alle Mächte des Ideals zum wilden Vernichtungskampf gegen die Wirklichkeit aufgerufen. Er hat dem Kunstwert der Bühne die psychologische Motivierung ver. liehen, die dem Drama Schillers noch fehlte, und alles Geschehen allein aus dem Charakter herauswachsen lassen.

Um kleift unter uns so heimisch zu machen, wie er es als die zu­funftsreichste, am stärksten vorwärtsweisende Macht unserer Dichtung verdient, mußte erst die Wissenschaft sein Leben und Schaffen von all dem Verwirrenden und Entstellenden befreien, das uns so lange dies teure Bild verdunkelt. Notwendigerweise ist der Mittelpunkt der modernen Meist- Forschung stets der Mensch Kleist gewesen, denn aus seiner Persönlichkeit allein fann man die Rätsel lösen, die fein Wert aufgibt, und wer das wundersame Individuum Kleist im Innersten verstanden hat, wird die Sonderbarkeiten und Schrullen, die ,, Hypochondrie" und Gewaltsamkeit, an denen Mitwelt und Nach­welt, Goethe voran, so argen Anstoß nahmen, als ein nicht fort­zudenkendes Grundelement seiner Kunst verstehen. Im altorphischen Mythos von Dionysos , das in Stücke zerrissen sein göttliches Wesen im eigenen Fleisch und Blut durch die Lande tragen läßt, tann man das Symbol dieses Dichterdaseins finden: Seine Werke riß Kleist gleichsam förperlich von sich los, und so stehen sie heute vor uns, starrend von machtvollem Leben, mit geschwollenen Adern", prall von finnlicher Anschauung, in ihrer stahlharten Muskulatur, der leidenschaftlichen Anspannung und der Wucht des stets bereiten Etoßes an die Statuen antiter Ringer und Fauftfämpfer gemahnend. Und diese Urbilder der Kraft sollten von einem Kranten herrühren, einem jener unglücklichen Geister aus dem 3wischenreich", die zwischen den Dämmerungen der Phantasie und des Wahnsinns hin­und herschwanken? Diese Frage umschloß das große Problem der Kleift Forschung. Nicht nur Kleists Familie, sondern auch fast alle Beitgenossen hatten in dem, Selbstmörder" eine gescheiterte Existenz gesehen, die den Keim des Untergangs in einer frankhaften Anlage in fich trug. Tied, der den Toten zum Leben in der Literatur er­meďte, erklärte so manches Rätselvolle aus anormalen Zügen, und Bilbrandt, der die erste und verständnisvoll nachlebende Biographie schrieb, wob um die Gestalt des Helden ein romantisch ungemisses Licht, das doch mehr poetisch als wahrheitsgetreu war. Die Patho Ingie fand dann in den Briefen ein weites Feld für gewagteste Ver­mutungen. Eingehendes Studium seiner Umgebung und seiner Zeit brachte endlich wichtige Aufschlüsse. Reinhold Steig wies nach, daß die Zeit der Berliner Kämpfe" in den von ihm begründeten ,, Abend­blättern" einen Höhepunkt seines Schaffens darstellt, auf dem er mit geradezu übermenschlicher Energie für seine Ideen gestritten und sich als ein lebenstüchtiger Mensch erwiesen habe. Morris untersuchte Kleists Psyche mit den Augen des Arztes und erklärte ihn für geistig ganz gesund. Am weitesten aber ging Rahmer, der kleift als einen vernünftig tüchtigen Durchschnittsmenschen charakterisierte.

Sucht man zwischen solchen Extremen den rechten Mittelweg, dann offenbart sich in des Dichters Leben und Schaffen eine Tragödie von erschütternder Geschlossenheit, wohl würdig des großen Dra­matifers, der er war. Wie ein harter Fels ist seine starre und große Natur; nur langsam und mit zäher Kraft vermag der Baum seines Genies Wurzeln zu schlagen; aber dann graben sie sich immer tiefer, umflammern den Stein und zersprengen ihn schließlich. Wie spät und dann wie maßlos heftig seßt seine Entwicklung ein! Der Neun­zehnjährige ist noch fast ein Kind. Mit 22 Jahren gibt er in dumpfem Drängen die militärische Laufbahn auf und stürzt sich mit über­triebenem Eifer auf die Wissenschaften. Seine Lerngier, sein dilettan­tischer Lebensplan, seine pädagogischen Prinzipien, die zu Zwangs­vorstellungen ausarten, die wilde Arbeit am Ideen- Magazin" all das sind Anzeichen des ersten Hervorbrechens eines ungeheuren Willens- und Schaffensdranges. Das zurückgedämmte Gefühl rächt sich an dem übersättigten Berstand; in einer gewaltsamen Krise, bei der das Studium Kants eine entscheidende Rolle spielt, bricht sich das Grundelement seines Wesens, die Phantasie, endlich Bahn, und in schmerzhaften Wehen seiner bis ins Mark erschütterten Natur wird so der Dichter in ihm geboren, wird er sich endlich klar darüber, was für eine Welt aus dem Chaos seines Innern entstehen soll. Nicht wie die Lieblinge Apolls wird er von der Muse sanft auf die Stirn gefüßt, sondern im gewaltigen Ringen mit seinem Dämon erzwingt er sich den Segen des Gottes, und nicht unverletzt schreitet er vorwärts, sondern wie einst Jakob nach dem Kampf mit dem Engel mit verrenkter Hüfte. Kleifts ganzes Leben vollzieht sich nun in einer fortgesetter Folge von Krisen und Ueberwindungen, von geistigen Elstasen, in denen er sich zu immer höheren Kunstwerken emporschwingt, und schweren Ermattungszuständen, in denen der Gedanke an Selbstmord immer zwingender an ihn herantritt. Je triumphierender der Wille siegt in diesem Kampf um den Trolden in Herz und Hirn", je reiner er das Schlachtfeld seiner Seele" zum Stunstwert gestaltet, desto unheimlicher und verderblicher wird der Einfluß dieser Krisen auf die unterwühlte Persönlichkeit, desto mehr wird sein Handeln zu einem Kampf auf Leben und Tod. Die Sehn­sucht nach Liebe und stillem Glück, der Ehrgeiz nach Ruhm, der Durst nach Rache, die Begeisterung fürs Baterland all diese Triebräder feines Dichtens treten zurüd hinter dem stillen Musageten Tod, dessen Schrecken der Prinz von Homburg überwindet, und so geht er nach

einem letzten vergeblichen Zusammenraffen aller Kräfte aus dieser Welt, wie ,, wir aus einem Zimmer ins andere gehen.

Kleists Werke zeigen wohl alle Wundenmale dieser helden mütigen Passion, doch zur unvergänglichen Schönheit erhoben. Sie alle, auch die von Handlung und Leben fast zersprengten Novellen, die ungeduldig hinstürmenden Gedichte, sind die Schöpfungen eines dramatischen Charakters, der sich in gewaltigen Ausbrüchen seines Temperaments entlädt. Die leidenschaftliche Aktivität, die Kleist immer von neuem zu übermäßiger Anspannung, zum stolzen Sich­emporbäumen gegen widrige Gewalten antreibt, reißt auch seine Dichtung zu einem unaufhaltsamen Rhythmus hin, und aus ihr ledert empor die ,, rote Flamme des Bluts", der leuchtende Enthusias=

Westarps Herausforderung.

Die Wahlen von 1928 werden ein Ringen um die Macht mit der Sozialdemokratie sein." Graf Westarp in Stuttgart .

Will der Herr Graf ein Tänzlein wagen?"

mus, der dionysische Rausch, der die schöpferischen Perioden im Leben des Dichters so völlig beherrscht. Und von diesem ungeheuren Willensmoment wird auch die Phantasie Kleists bestimmt. Sie ist ausgezeichnet durch eine ganz einzigartige Schärfe der Erinnerungs­bilder, vermag aus einer Fülle von Details stets die charakteristischen, die anschaulich klarsten Merkmale einer Borstellung auszuwählen. So erhalten seine Gestalten etwas Scharjes, Stählernes, wirken wie edle Medaillen oder erzene Reliefs. Mit der Plastif des Sehens aber ist ein tiefer Sinn für das Musikalische verschmolzen, ein akustisches Grundgefühl seiner Psyche, das in dem Linearen seines Stils das Melodische erflingen läßt. Es war Kleists höchstes Ziel, seine große Entdeckung im Gebiet der Kunst", die er als notwendiges Glied in der Reihe der menschlichen Geistestaten ansieht: aus der antiken und modernen Kunst eine Einheit zu schaffen, den Stil des Sophokles und Shakespeares in seiner Dichtung zu verbinden. Das herrliche Fragment des Robert Guiscard " gibt eine Ahnung dieses stolzen Jdeals, die Benthesilea stellt die Hellenenwelt ins scharfe Licht ewig menschlicher Leidenschaft, gibt antikes Wesen in einer modernen Form. Und noch vollkommener gelingt es feinen späteren Werken, im psychologischen Charakterdrama stets das Allgemeingültige, Ewige, Typische hervorzuheben, seine individuellen Gestalten aus dem rein menschlichen Urgrund des Gefühls herauswachsen zu lassen. So er­halten seine Werke die reale Monumentalität und die melodische Stimmungsfülle; so vollzieht sich in seiner gottbegnadeten Phantasie die Geburt des Kunstwerts aus den Geiste der Musik und der Plasti zugleich. In diesem Sinne ist Kleist ein Vollender, dessen Kunst auch heute noch erst im Beginn ihres fruchtbringenden Lebens steht.

Zeitgenossen über Kleist.

Von Alfred Hein .

Ruhm seiner unsterblichen Werke zu Lebzeiten zu erlangen. In Es ist ja allzu bekannt, daß es Kleist nicht vergönnt war, den feinem Abschiedsbrief an seinem Todestage, dem 21. November, den er an seine Schwester Uirite richtet, erkennt der große Tragödien­schreiber die Tragödie feines jämmerlichen Daseins: Die Wahrheit ist, daß mir auf Erden nicht zu helfen war. Berlassen, fast ver­lacht, stirbt der Sohn eines großen Adelsgeschlechts, der die Staats­wissenschaften studiert hat, der um die legte Leutnantsstelle in der Armee bettelt, ohne sie zu erhalten, der unzählige Gesuche an den Rönig und feine Minister einreicht, ihn durch Anstellung irgend welcher Art oder Bewilligung einer Entschädigungssumme für die durch die Schuld der Staatskanzlei eingegangenen Berliner Abend­blätter zu unterstützen. Nichts! Nichts! Nichts! ist immer wieder die Antwort. Um die Anerkennung seiner Dichtung ringt er längst nicht mehr. Alle gehen über ihn als einem Sonderling zur Tages= ordnung über.

SRAEL Beilage

des Vorwärts

So verurteilt Goethe den jungen Dichter: Sein Hypochonder ist gar zu arg... eine schwere Verirrung der Natur, die den Grund ihrer Entschuldigung allein in einer zu großen Reizbarkeit der Nerven oder in einer Krankheit finden fann. Ein andermal: ,, Mir erregt dieser Dichter immer Schaudern und Abscheu wie ein von Krankheit ergriffen ist." der Natur schön intentionierter Körper, der von einer unheilbaren

Arnim, der viel fleinere ,, Romantiker", wie herablassend schreibt er nach Kleists Tod über diese sehr eigentümliche, ein wenig ver­drehte Dichternatur":" Der arme Kerl, so wenig Freude mir seine störrische Eigentümlichkeit gemacht hat, er tut mir doch leid, e. meinte es mit seinen Arbeiten so ehrlich."

Brentano sieht auch in der geringen Anerkennung von Kleifts Dichtungen ein gerechtes Urteil des Schicksals über Kleists eben an­scheinend zu geringe Begabung: Der arme gute Kerl, seine poetische Decke war ihm zu furz.

Wenige Wochen vor seinem Tode mußte Kleist noch erleben, daß ihn nicht einmal feine Lieblingsschwester und Freundin Ulrike mehr verstand. Auch sie macht ihm schließlich Vorwürfe über sein nuzloses Leben, als er nach Frankfurt a. d. O. tommt, um bei ihr Mittag zu essen. Wie böse die Vorwürfe gewesen sein müssen, fenn­zeichnet sein Verzweiflungsausruf: Lieber zehnmal den Tod er= leiden, als noch einmal erleben, was ich das leztemal in Frankfurt an der Mittagstafel zwischen meinen beiden Schwestern empfunden habe."

Der grausamste und tälteste Ausdrud des Nichtverstehens von Kleists wilder eigenmächtiger Seele und seiner Größe dokumentiert aber Hardenbergs Randbemerkung an ein Gesuch um einen Vor­schuß von 20 Louisdor zur Equipierung( Kleist will wieder in den Heeresdienst eintreten). Der Staatskanzler ließ das Gesuch ohne Antwort so lange liegen, bis er eines Tages furzerhand schreiben fonnte: Zu den Akten, da der p. v. Kleist nicht mehr lebt."

Vielleicht sollte dies alles aber an Kleist geschehen wie Golgatha an Christus geschah, um uns zu zeigen, daß ein so reichbegabter Genius verkannt und zermartert an Leib und Seele mit einem trogigen Dennoch dem Tode die Seligkeit des ewigen Triumphes abringt, die ihn an seine geliebte Kusine Marie die Worte schreiben läßt:

,, Meine liebste Marie, wenn du wüßtest, wie der Tod und die Liebe sich abwechseln, um diese letzten Augenblicke meines Lebens mit Blumen, himmlischen und irdischen, zu bekränzen, gewiß, Du würdeft mich gern sterben lassen. Ach, ich versichere Dich, ich bin ganz felig. Morgens und abends kniee ich nieder, was ich nie ge­fonnt habe, und bete zu Gott : ich fann ihm mein Leben, das aller­qualvollste, das je ein Mensch geführt hat, jego danten, weil er es mir durch einen wollüstigsten aller Tode vergütigt."

Reifts Tod im Lichte dieses Briefes ist die übermenschlichste Tragödie, die je einfach und groß mit Herzblut geschrieben wor­den ist. Sie ist der würdige mit geradezu mathematischer Schluß folgerung gefekte Punkt an das Ende seines zeitigen Lebens und den Anfang feiner Unsterblichkeit.

Aus der Vorgeschichte der Mark.

In der Mart Brandenburg merden seit einigen Monaten Aus­grabungen vorgenommen, die geradezu sensationelle Ergebnisse zeitigten und ganz neues Licht auf die Urbevölkerung der Mart Brandenburg werfen. Sicher ist schon jezt, daß diese Urbevölkerung weder aus Germanen, noch aus Slapen beftand, sondern allem Anscheine nach aus dem uralten Stamm der Thrafer oder Jllyrer, von denen der Geschichtsschreiber Herodot viel zu berichten weiß. Die Ausgrabungen, die in der Nähe von Frankfurt a. d. Oder vor­genommen werden, haben eine Siedlung offenbart, die mehr als dreitausend Jahre alt ist und ungefähr aus der jüngeren Bronzezeit Europas stammt. Höchst bedeutsam sind die Ergebnisse der Aus­grabungen für die Kennzeichnung des Kulturzustandes jenes Bolkes, das hier festen Fuß gefaßt hatte. Insbesondere ist ein Burgwall höchst bemerkenswert, der offenbar eine der ältesten Festungen Deutschlands darstellt. Dieser Burgwall fällt durch die Bauweise auf, die ihm eine ungewöhnliche Festigkeit gab. Es handelt sich um den Burgwall von Lossow, der aus übereinandergetürmten Risten hergestellt wurde. Diese Kisten wurden von der Urbevölkerung mit Sand oder mit Steinen gefüllt, so daß sie als vorzügliches und undurchdringliches Baumaterial wirkten. Außerdem wurde der Wall noch durch Bretter gestützt, die an der Böschung angebracht waren. Außer von den Riften, die aus Holzbrettern angefertigt wurden, sind auch noch leberreste von geflochtenen Körben gefunden wor­den, die gleichfalls der Festigkeit des Baues galten. Das ganze Ge­biet, das hier besiedelt und vom Burgwall eingezäunt war, beträgt ungefähr 200 Quadratmeter.

Die Ueberraschungen bei der Ausgrabung wurden noch größer, als man mehrere Gruben entdeckte, in denen sich sehr viele Knochen von Rindern, aber auch von Menschen befanden. Diese Knochen deuten durch ihre ganze Art darauf hin, daß es sich nicht um Be­gräbnisstätten handelt, sondern um alte Opferstätten, denn die ein­zelnen Teile der menschlichen Stelette find völlig gesondert für sich bestattet. Wenn es sich um Begräbnisstätten handeln würde, dann wären die vollständigen Skelette in den Gruben gefunden worden. Nach dem Befunde aber muß festgestellt werden, daß diese Urbevöl ferung ihren Göttern Menschenopfer darbrachte. Es wurde unter gefunden, ein Zeichen dafür, daß tatsächlich hier Feste mit Menschen­anderem hier die vorzüglich abgelöste Echädeldecke eines Menschen opfern veranstaltet wurden. Die Ausgrabungen, die unter der Leitung des Abteilungsvorstehers des staatlichen Museums für Völ­ferfunde und prähistorische Forschung, Professors Göße, statt­finden, führen demgemäß zu ganz neuen Einblicken in die Bevölke rungsgestaltung Deutschlands . Durch die Gunst der Verhältnisse ist diefe uralte Siedlung so gut erhalten worden, daß man noch heute die Grundrisse der Häuser erkennen kann, in denen die Leute ge­wohnt haben.

Warum Frauen Verbrecher befreien. In Manchester hat dieser Tage eine Frau zwei Berbrechern geholfen, aus dem Stadtgefängnis zu entfliehen; fie fannte die beiden nicht, wußte nichts von ihnen, und doch unternahm sie die gefährliche Aufgabe, ihnen zur Freiheit zu verhelfen. In einem Londoner Blatt fragt ein Psychologe, was wohl Frauen öfters dazu veranlaßt, Berbrecher beim Ausbrechen zu unterſtügen. Ist es Abenteurerlust? Ist es der Wunsch, etwas Spannendes zu erleben? Nicht sensationslüfterne Mädchen unter­nehmen solche Dinge, sondern meift reifere Frauen, denen sonst jede Extravaganz fernliegt. Es sind die Mütter der Welt, deren ganzes Glück darin liegt, Unglücklichen zu helfen," sagt der Berfasser. In jeder Frau liegt die Sehnsucht, die Unterdrückten und Unglücklichen zu unterstützen, mag es sich nun um einen Bettler handeln, einen Verbrecher oder den eigenen Mann. Sie will helfen aus ver­schiedenen Gründen; dem Bettler, weil sie so mitleidig ist, dem Ver. brecher, weil sie damit etwas Heldenhaftes zu tun glaubt, und dem Gatten, weil alle Männer immer etwas vom Kinde behaiten und den Mutterinstinkt aufrufen. Die Frau jubelt dem Sieger im Lebenskampf zu und schwärmt für ihn, aber ihre Liebe. ihre Tat­fraft gehört dem Unterlegenen, denn er bedarf ihrer, und indem sie ihm hilft, erfüllt sie ihren Beruf. Mag man daher auch in der Be freiung von Gefangenen einen irregeleiteten Trieb dieser aroßen Liebe fehen, so ist doch auch er ein Zeichen der Macht der Mütter lichkeit, die Berge verseßen fann."

-