Julid dopw!& enmo osed on muudelfin du mig d0 006/ Tamotsm
Abendausgabe
Nr. 493 44. Jahrgang Ausgabe B Nr. 244
Bezugsbedingungen und Anzeigenpreife find in der Morgenausgabe angegeben Redaftion: SW. 68, Lindenstraße& Serafprecher: Dönhoff 292-29% Tel- Adreffe: Sozialdemokrat Berlin
10 Pfennig
Dienstag
Vorwärts=
Berliner Volksblaff
18. Oktober 1927
Berlag und Anzeigenabteilung: Sefchäftszett 8% bis 5 Uhr Berleger: Borwärts- Berlag GmbH. Berlin Sm. 68, Lindenstraße 3 Fernsprecher: Dönhoff 292-297
Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
Arbeiternot vor Schulgesetz!
1907 19
かり
Die Sozialdemokratie fordert die sofortige Beratung ihrer Interpellationen.
Neben der Sozialdemokratie hat auch das 3entrum im Reichstage eine Interpellation über den mitteldeutschen Streit eingebracht.
Die sozialdemokratische Reichstagsfrat tion- die heute vormittag getagt hat vertritt mit Entschiedenheit den Standpunkt, daß den Interpellationen über den mitteldeutschen Streit der Vorrang vor allen anderen Beratungsgegenständen gebührt. Sie verlangt, daß die Streifinterpellationen wie auch die sozialdemo fratische Wirtschaftsinterpellation sofort beraten werden, noch vor dem Schulgeset.
Das Zentrum jedoch will seine eigene Streifinterpellation hinter Schulgesetz und Besoldungsvorlage zurückstellen.
Die Zentrumsinterpellation.up
Die Abgeordneten Imbusch und Stegerwald haben mit der gesamten Fraktion des 3entrums im Reichstag folgende der gesamten Fraktion des 3entrums im Reichstag folgende Interpellation eingebracht:
Im mitteldeutschen Braunkohlenbergbau brach ein großer Streit aus, weil in der Lohnfrage feine Einigung zu erzielen war. Der Streif muß bei längerer Dauer außerordentlich ungünstig auf die deutsche Wirtschaft und die Lage vieler Boltstreife wirken. Ist die Reichsregierung bereit, auf eine Beendigung des Kampies hinzumirfen, und eine befriedigende Regelung der Lohnfrage herbeizuführen?
Streillage in Mitteldeutschland . Uneinigkeit der Unternehmer.- Oppofition gegen die Oppofition gegen die Scharfmacher.
Halle, 18. Oftober.( Eigenbericht.) Der in feltener Einmütigkeit durchgeführte Streif hat auf die Unternehmer großen Eindrud gemacht. Bon unterrichteter Seite erfahren wir, daß zahlreiche Unternehmer die Haltung ihrer Berfreter gelegentlich der Schiedsspruchverhandlungen am Freitag voriger Woche in Berlin nicht billigen. In den Unternehmerverbänden der mitteldeutschen Braunkohlenindustrie gibt es heute eine jehr starke Opposition, die mit der Politit der Leitung der Unternehmerverbände nicht einverstanden ist. Sie betont, daß auch fie der Auffaffung sind, daß der Streit durch rechtzeitiges Einlenten der Leitung der Unternehmerverbände zu verhindern gewesen wäre. Dem entspricht, daß bereits am Sonnabend zahlreiche Unternehmer von sich aus eine Lohnerhöhung von 40 bis 50 Pf. durchgeführt haben. 2. a. ift das auf der Grube 3. G. Farbeninduftrie( Farbentrust) der Fall.
Das Märchen vom Streikterror. Landjäger verbieten das Streitpostenftehen.
Halle, 18. Oktober. ( Eigenbericht.) Die Unternehmer lancieren in die bürgerliche Preffe fortgefeht Nachrichten von angeblichen Terrorakten der Streifenden.
Demgegenüber erklären fämtliche Behörden, sowohl der Regierungspräsident von Merseburg wie sämtliche Landratsämter, übereinftimmend, daß die Ruhe und Ordnung nirgends gestort worden ist. Die angeblichen Terroratte linksradikaler Elemente" bestehen nur in der Phantasie der Unternehmer oder der Berichterstatter der bürgerlichen Presse. Die Kommuniffen haben
Linksruck in Norwegen . Sehr starke Zunahme der Sozialdemokratie.
Kopenhagen , 18. Oftober.( Eigenbericht.) Die Neuwahlen in Norwegen haben der Rechten eine Karte Niederlage gebracht. Das tonservative Kabinett hat feine Mehrheit verloren. Die Bereinigte Arbeiterpartei und die Bauernpartei haben schon bei den einstweilen vorliegenden Ergebnissen vom flachen Lande mehr Stimmen erhalten als bei der vorigen Wahl im ganzen. Die Kommunisten bleiben bisher hinter ihrer vorigen Stimmenzahl zurüd. Es fehlen noch die Wahlergebnisse aus den größeren Städten, namentlich steht auch noch das Ergebnis der Hauptstadt Oslo aus. Die Stimmenzahl der Arbeiterpartei wird sich daher noch wesentlich vermehren. Die bisherigen Zahlen, die ungefähr zwei Drittel des Gesamtergebniffes umfajfen, find die folgenden: Rechts 20 434( bei der legten Wahl 34 575). Bauernpartei 54 530( 48 689), Liberale 42 739( 49 678), Sozialdemokratische Arbeiterpartei 49 644( 32 192), Kommunisten 2790( 4668).
Deutsch - polnische Annäherung. Ein Versuch des Verständigungkomitees.- Bereit. willigkeit für den Handelsvertrag.
überhaupt nichts zu sagen. Der Streit wird von den Gewerkschaften geführt, die die Arbeiterschaft völlig in den Händen haben. Dagegen ist ein bedauerlicher Mißgriff der Gendarmerie festzustellen. Während die Schnpo im allgemeinen sich musterhaft verhält, haben die Candjäger den Streifenden das Streifpoffenftehen bei der Zeche Alwine verboten. Trotz dieser unzulässigen Parteinahme ist es nirgends zu Unruhen gekommen.
Kommunisten!
Halle, 18. Oftober.( Eigenbericht.) macht die Grube 21 wine in der Nähe von Halle. Es kommt Eine un rühmliche Ausnahme im Streifgebiet eine Belegschaft von etwa 200 Mann in Frage. Die Belegschaft war schon vor Jahren äußerst radikal und gebärdete sich immer tom munistisch. Auch gehören noch heute viele von ihnen dem Roten Fronttämpferbund an. Sie haben es aber nicht für notwendig gehalten, sich mit ihren Kameraden solidarisch zu erklären und die Arbeit niederzulegen. Selbstverständlich gehören diese famosen„ Klassenfämpfer" auch nicht den Gewert
schaften an
Die Notstandsarbeiten auf Grube Golpa.
Bitterfeld , 18. Ottober.( Eigenbericht.) Die zentrale Streifleitung ist am Dienstag um 11 Uhr zufammengetreten. Erörtert wird vor allen Dingen der Umfang der zu leiftenden of arbeiten. Auf der Tagesordnung steht auch die Notstandsarbeit der Grube Golpa, von der aus
- Grenzland!
Sie
Der Gemeindeausschuß, der Siedlungsausschuß für Wohnund Heimstättenwesen, der Oftausschuß u. a. waren in den legten Jahren in den Gegenden größter Bevölkerungsdichte Schlesiens, in den großen Städten, im Oberschlesischen , im Langenbielauer und Waldenburger Industriebezirk. haben von der Uebervölkerung dieser Bezirke, von ihrer Raumnot, ihrem Wohnungselend, den sozialen MizStänden, die sich nach der Weltfriegstatastrophe ins Ungeheure verschärft haben, ein lebendiges Bild erhalten. Eine weniger lebendige Anschauung haben die Parlamentarier dieser Ausschüsse sicherlich von anderen weiten Gebieten Schlesiens, die man als Raum ohne Volt" charakterisieren fann und Preußischen Landtagsausschusses für ländliches Liedlungs die am 9. und 10. September von den Mitgliedern des wesen und vom 12. bis 17. September vom Siedlungsausschuß des Reichstages in Augenschein genommen wurden. Schlesien mit seinen 600 Kilometern Auslandsgrenzen zeigt ein Bild des Deutschen Reiches im Kleinen. Im Reiche Uebervölkerung im Westen und in den Industriegebieten und ungeheure menschenarme Flächen in Ostelbien. In Schlesien weit über 250 Einwohner auf einen Quadratkilometer in den Industriegebieten und anderseits weite menschenarme Flächen, besonders rechts der Oder , in Grenznähe Polens , wo der deutsche. Reichsdurchschnitt( 132 Einwohner auf einen Quadratkilometer) lange nicht erreicht wird, ja, wo die Bevölkerung seit mehr als fünfzig Jahren start zurüd gegangen ist, teilweise bis auf 51 Menschen auf den Quadratfilometer gesunken ist. Unter Berücksichtigung des Einwohner- und Flächenverlustes an Polen ist nach amtlichen auch Berlin mit Licht und Kraft beliefert wird. Es ist damit zu rechnen, daß der Umfang der von der örtlichen Streiffeifung be- Bahlen der Reichsstatistit die Bevölkerungszahl allein in rechnen, daß der Umfang der von der örtlichen Streitleitung befieben Landkreisen des Regierungsbezirtes Breslau rechts der willigten Nolffandsarbeiten auf der Grube Golpa durch die zentrale Oder von 348 078 im Jahre 1871 auf 314 155 im Jahre 1925 Streifleitung wesentlich eingeschränkt wird. zurückgegangen( Berlust an Polen 26 248 Einwohner, 511.5 Quadratkilometer), 1871 wohnten auf 1 Quadratkilometer im Durchschnitt 63, im Jahre 1925 nur noch 62 Einwohner, während im gleichen Zeitraum in Gesamtschlesien die Bevölkerungsdichte von 92 auf 124 und im Deutschen Reich von 76 auf 132 auf ein Quadratkilometer anstieg. Ein ähn= licher Rückgang, vor allem der Landbevölkerung, ist in den Grenzkreisen des Regierungsbezirks Liegnig rechts der Oder zu verzeichnen. Katastrophal wirkt sich diese Abwanderung vom Lande auch für die Entwidlung der Städte aus. In den sieben Grenzkreisen des Regierungsbezirkes Breslau betrug die Bevölkerungs dichte in den Städten 1871 auf den Quadratkilometer noch 419,5 Einwohner, 1925 nur noch 364 Einwohner, in den Landgemeinden dieser Kreise sant die Bevölkerungsdichte von 111,6 auf 87,9 Einwohner pro Quadratkilometer, nur in den immer fast menschenleeren Gutsbezirken stieg sie von 16,1 auf 21,9 Einwohner auf einen QuadratPilometer. Die Ursachen Neu- und Anliegersiedlungsmaßnahmen zu verzeichnenden อน dieser, trog aller Berminderung der Bevölkerung im schlesischen Grenzland liegen in der Borherrschaft der selbständigen Gutsbezirke und in dem auch in Schlesien außerordentlich zahlreichen Latifundienbesig.
Keine technische Nothilfe!
Die in einem Teil der heutigen Morgenpreffe bekanntgegebene Melbung, wonach die Technische Nothilfe im Kraftwerk Fintenheerd bereits eingefeßt sei, entspricht nach Mitteilung der Breffeftelle der Technischen Nothilfe nicht den Tatsachen.
97150
Die Unternehmer fuchen Streikbrecher.
Halle, 18. Oftober.( Eigenbericht.) Die Zahl der Streifenden hat am Dienstag weiter zugenommen. Arbeiter, die am Montag der Streifparole noch nicht gefolgt waren, fchloffen fich am Dienstagmorgen der Bewegung an. Die Werke, die heute noch arbeiten, halten den Betrieb faft ausschließlich mit Hilfe der von den Gewertschaften gestellten Rotflandsarbeiten aufrecht. Streifbrecher find nur in einzelnen und fleineren Betrieben tätig. Die mit Streifbrechern geleistete Arbeit ist für die Gesamtproduktion ohne jede Bedeutung. Hier und da versuchen die Unternehmer nochmals, durch Codungen finanzieller Art die Front der ftreifenden deutschen Bergarbeiterschaft zu durchbrechen. Verschiedene Werke haben durch Anschläge verkündet, pro Mann und pro Schicht Treuprämien" ( Streifbruchprämien) in Höhe von 5 2. zu zahlen. Gerade das hat die Arbeiterschaft weiter erbittert und das Gegenteil des beabsichtigten Erfolges ausgelöft. Die Arbeiter fagen fich: in Berlin erklärten die Unternehmer sich außerftande, den färglichen Cohn pro Schicht und pro kopf um 80 Pf. zu erhöhen, heute bietet man das Sechsfache an.
-
Die obigen sieben Grenzfreise des Regierungsbezirks Breslau rechts der Oder zählen allein 33 Privatbesizer von je weit über tausend Hektar Land und Forst in einer Privathand, im Kreise Militsch z. B. 8 Privatbesitzer mit 46 454 Heftar Gesamtfläche= 49,9 Proz. der gesamten Kreisfläche. Im Kreise Frenstadt( Bez. Liegniß) besigen rechts und links der Oder 43 Befizer von 74 Rittergütern rund 120000 Morgen des deutsch - polnischen Verständigungskomitees Berlin die Stimmung Ader und Wiesen, auf die übrigen 56 000 Menschen des über den Handelsvertrag zu fondieren. Beide Herren erklärten nach Kreises tommen zusammen nur 80 000 Morgen landwirtAussprache mit polnischen Bolitikern und Wirtschaftsführern aller schaftlich genugter Besiz. Der Regierungsbezirk Liegniz Richtungen, daß sie über die polnische Bereitwilligteit allein zählt 40 Latifundien, die zumeist wie die Tausende der zum Bertrage die besten Eindrücke mitnähmen. Während am letzten einzelnen Rittergüter in Schlesien und ganz Ostelbien den Besuch das entsprechende polnische Komitee nur zwei Linkspolitiker, jeßigen Umfang als„ Familienbesig" am Anfang des neunder Genoffe Abgeordnete Bragier und der Kleinbauernabgeordnete zehnten Jahrhunderts erreichten und durch damalige BeLypacewicz, teilnahmen, begrüßte heute auch der auf der äußerschlagnahme von Bauernland zu dem jetzigen riesigen ften Rechten stehende chriftlich- nationale Abgeordnete Professor Herreneigentum" erwachsen sind. Stronfti den deutschen Besuch in Warschau mit einem sehr freundlichen Artikel. Der Handelsvertrag sei für beide Länder nötig und darüber hinaus geistige Annäherung. An Bewunderung für deutsche Leistungen habe es in Polen neben anderen hifterisch erklärlichen Gefühlen gegen Deutschland nie gefehlt. Die Brenzen müßten bestehen bleiben, fönnten aber in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung abgebaut werden.
Das außerordentliche Gericht zum Schutze des Staates hat gegen die zehn römischen Kommunisten das Urteil gefällt. Der flüchtige Erabgeordnete Grieco wurde zu 17% Jahren Gefängnis und 112 000 Lire Geldstrafe, sowie drei Jahre Spezialüberwachung verurteilt. Der frühere Abgeordnete Rollinella Der volksparteiliche Reichstagsabgeordnete Generaldirektor und der Parteisekretär Innamorati zu je 14 Jahren 4 Monaten Schmidt Hirschberg und der Berliner Nationalöfonom Professor Gefängnis und die übrigen Angeklagten zu 2½ bis 8 Jahren GeJulius Wolff find in Barschau eingetroffen, um hier im Auftragefängnis und hohen Geldstrafen.
i
Jenseits der Grenzen Schlesiens wohnt sowohl in der Tschechoslowakei wie in Polen ein fruchtbareres Geschlecht, das heute schon die gleiche Dichte in feinen Grenzbezirken erreicht, wie sie der deutsche Reichsdurchschnitt( auf 1 Quadratkilometer 132 Einwohner) aufweist. Diese Länder gewinnen aber durch ihre weitausschauenden Agrarreform gefeße, durch eine viel intensivere Bodenbesitzverteilung zugunsten der Landhungrigen täglich neuen Raum für neue Bauerngeschlechter. Fast alle Oststaaten und Südoststaaten haben jetzt höchst besig grenzen, die den Großgrundbefiz auf wenige hundert Hektar beschränken zugunsten des Kleinbauerntums und einer in den nächsten Jahrzehnten noch zu erwartenden größeren Bevölkerungsvermehrung. Das Deutsche Reich allein weist von Oberschlesien bis zur Oftsee noch den im Durchschnitt gleichgebliebenen riesigen Latifundienbefiz auf, dessen menschenleere Räume alle wachsenden Ost- und Grenzvölker zur Ueberflutung reizen müssen, wenn das Reich nicht selbst diese Gebiete mit seinem Menschenüberfluß aus eigenen übervölferten Gegenden füllt. Bis 1923 hat Polen 363 000 ettar früheren Großgrundbesizes aufgeteilt. Das Agrargesez vom 28. Dezember