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Nr. 11.

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Vorwärts

8. Jahrg.

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Fernsprecher: Amt 6, Nr. 4106.

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Beuth- Straße 2.

Mittwoch, den 14. Januar 1891.

Expedition: Beuth- Straße 3.

Zur Frage der Neuregelung der Einzelstaaten, daran werden auch die Beschlüsse des Reichs- Da sie aber die ihnen als solchen obliegende Aufsicht nicht Gewerbe- Inspektion in Preußen. denn eine einheitliche Durchführung der Arbeiterschutz  - ergiebt sich die Nothwendigkeit, eine zweite In diesen Blättern mußten wir alljährlich, nachdem Leitung des Beamtenkörpers zur Voraussetzung. Die bestimmte Bezirke den Aufsichtsdienst unter ihnen wahr­die preußischen Gewerbe- Inspektorenberichte erschienen sind, heutige Stellung des Reichsamts des Innern zu den zunehmen haben. Diese Beamten würden als Gewerbe­über die Mangelhaftigkeit dieser Institution Klage führen, Fabrikinspektoren kann ihren Zweck nicht erfüllen. Inspektoren anzustellen sein; ihre amtliche Stellung oft hatten wir Gelegenheit, auf die besseren Leistungen Die reichsgesetzliche Regelung der Materie bei Durch- und ihre Dienstbezüge würden gleich denjenigen der Kreis­auswärtiger Fabrikinspektionen hinzuweisen. Was wir führung derselben durch zwei Dutzend Handelsminister Bau- Inspektoren zu regeln sein. Dem Bedürfnisse, solche auszusehen hatten, läßt sich kurz zusammenfassen. Es kann nur Ungleichheit zur Folge haben. Während heute Gewerbe- Inspektoren in ausreichender Bahl war die geringe Anzahl der Inspektoren, ihr mangelhaftes Preußen daran geht, etwas für die Fabrikinspektion zu und für nicht zu große Bezirke anzustellen, wird ohne Verständniß für die Aufgaben ihres Berufes, die einseitige, thun, halten dies andere Staaten nicht für nöthig. Werfen übermäßige finanzielle Opfer entsprochen zu unternehmerfreundliche Stellung zwischen den Arbeitern wir doch einen Blick in die Alpenrepublik, wo troy Mangels werden können, wenn die Revision der Dampf­und Unternehmern, die zu geringe Unterstützung der anderen Behörden, die mangelhafte Autorität der Beamten knöcherten Staatsmänner, die Fabrikinspektion sofort bei Bauverwaltung wahrgenommen ist, mit der Gewerbe­anderen Behörden, die mangelhafte Autorität der Beamten jeder bureaukratischen Tradition, des Stolzes der ver- tessel, soweit sie bisher von den Beamten der and anderes mehr. Einführung des Fabrikgesetzes zur Bundessache gemacht Inspektion verbunden wird. So sehr empfehlenswerth

tags nichts ändern. Und doch wäre dies unbedingt nöthig, in deren ganzem Umfange selbst wahrnehmen können, so

Bestimmungen hat als erste Voraussetzung eine einheitliche Klasse von Beamten zu schaffen, welche für

Obgleich man unsere Kritik nicht widerlegen konnte, wurde, was sich in mehr als 13jähriger Erfahrung wir das englischem Muster des Inspectors Juniors nach­obgleich die unabhängige Wissenschaft zu ganz gleichen ebensosehr bewährt hat, wie die deutsche Form sich nicht geahmte System halten, so sollte man aber dann ebenso Resultaten bei Besprechung der Fabrik- Inspektorenberichte bewährt hat. weitherzig und anständig sein, wie in England und so kam, so blieb doch alles beim Alten. Der bismarckischen Doch betrachten wir jetzt näher, was in Preußen in wie dort die Institution des Inspectors Juniors dazu Sozialpolitik und ihren Anhängern war der eigentliche Aussicht genommen wurde. In unserer letzten Nummer benutzen, Arbeitern den Weg in das Gewerbe- Inspektorat Arbeiterschutz   unsympathisch, daher konnte für eine Ein- haben wir schon darauf hingewiesen, daß dem geſtern ver- zu ebnen, wie das dort mit bestem Erfolge ge­richtung, wie es die Gewerbe- Inspektion ist, in den theilten Etatsentwurses eine Denkschrift angefügt ist, in schehen ist. Dieses Entgegenkommen der englischen Re­leitenden Kreisen kein Interesse vorhanden sein; eine gute welcher größere Geldmittel für die preußische Gewerbe- gierung hat das Vertrauen der Arbeiter zur Inspektion Gewerbe- Inspektion ist eben nicht nur eine Garantie für Inspektion gefordert werden. gewaltig erhöht und gleichzeitig einen vollauf berechtigten die Durchführung der bestehenden Arbeiterschutz- Bestim Die Dentschrift anerkennt das Bedürfniß zunächst nach Wunsch der Arbeiter erfüllt. Jedenfalls sind die Arbeiter mungen, sondern sie muß auch naturgemäß zu weiterem Vermehrung der Aufsichtsbeamten, hält aber gleichzeitig mindestens so geeignet, Fabrik Inspektoren zu werden, Eingreifen der Staatsgewalt im Interesse der Arbeiter eine Neuregelung des Dienstzweiges für erforderlich. Sie wie pensionirte Offiziere, ausrangirte Beamte anderer anregen, da eine richtig durchgeführte Fabrikinspektion zu fährt dann wörtlich fort: Die Anforderungen, welche an Ministerien und Juristen. Die Verbindung mit der einer fortdauernden sozialen Enquête der Verhältnisse der die Ausbildung dieser Beamten gestellt werden müssen, Dampffessel- Kontrole schränkt, wie wir schon gestern aus­arbeitenden Klasse werden muß und die Erkenntniß der und das amtliche Ansehen, dessen sie zu einer erfolg geführt haben, den Kreis der Anwärter auf Fabrik­Lage der Arbeiter und des Arbeitsverhältnisses leicht erreichen Thätigkeit bedürfen, machen es erforderlich, Inspektorenstellen gewaltig ein, macht diesen Beruf zum möglicht, die in unserer heutigen Gesellschaftsordnung durch- ihnen die gleiche amtliche Stellung zu geben, Monopol der Techniker, was wir nach allen Erfahrungen führbaren Verbesserungen anzuregen. wie den übrigen bei den Regierungen angestellten tech- für schädlich halten. Ein Kollegium von sich ergänzenden

Mit dem Falle des bismarckischen Regimes schienen nischen Räthen. Dies würde unseres Erachtens besser Männern scheint uns die beste Einrichtung zur Beaufsich­sich die Aussichten für cinen frischeren Zug in der Sozial- möglich sein, wenn man den Inspektoren größere Un- tigung der Gewerbebetriebe. Wollte man hier überhaupt sparen, politik zu bessern. Waren doch dem Abgange Bismarcks abhängigkeit und größere Selbstständigkeit garantiren würde. so hätte man den Berufsgenossenschaften, die doch an der die Erlasse des deutschen Kaisers vom 4. Februar, die Um ihrer Aufgabe entsprechen zu können, müssen, heißt es Unfallverhütung das höchste Interesse haben, die Dampf­Ernennung eines neuen Handelsministers, die Wahl eines in der Denkschrift weiter, diese Beamten aber nicht nur kessel- Inspektion ruhig überlassen können. anderen Parlaments vorangegangen. Aber die Zeichen durch längere Wahrnehmung des Aufsichtsdienstes aus- Ueber die Form der Regelung der Gewerbe- In­trügten, wenn auch nicht ganz, so doch fast ganz. Der gebildet sein, sondern diesen Dienst auch noch fortdauernd spektion führt die Denkschrift Folgendes aus: Arbeiterschutz- Gesetzentwurf der Regierung überraschte bei in möglichst weitem Umfange wahrnehmen. Nur hierdurch Danach soll der neue Dienstzweig so geregelt werden, den Unternehmern freudig und die Arbeiten der Arbeiter können sie sich die Vertrautheit mit den gewerblichen Ver- daß 1. in der Regel bei jeder Regierung schutz- Kommission störten wenig diese Freude, ja, sie erhältnissen des Bezirks und die Fühlung mit den ein Regierungs- Gewerberath angestellt erhöhte sich zum Theil sogar. Die Fabrikinspektion fand Arbeitgebern und Arbeitern erhalten, deren wird, 2. jeder Regierungsbezirk in In­nicht die Reform, die nöthig war. Mit Rücksicht auf die sie für eine erfolgreiche Mitwirkung bei den Geschäften spektionsbezirke eingetheilt und für partikularistischen Velleitäten der Bundesregierungen konnte der Gewerbeverwaltung bedürfen. jeden der letteren ein Gewerbe- In­

man sich nicht zu einer Inspektion der Gewerbebetriebe Demnach werden die bei den Regierungen anzu- i pettor angestellt wird. Dem verschiedenen durch Reichsbeamte entschließen, man beließ es bei der stellenden Räthe sogleich als Aufsichtsbeamte im Sinne Bedürfniß hoch und minder entwickelter Industriegegen den alten Form, die Gewerbe- Inspektion verblieb Aufgabe der des§ 139 b der Gewerbe- Ordnung angestellt werden müssen. soll dadurch genügt werden, daß in Regierungsbezirken

Feuilleton  .

Nachdruck verboten.]

Bei Mama.

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akkurat mein Branntwein!" Noch eine ganze Reihe anderer sie, nie mehr von ihr wegzufahren, phantafirte von dem sonderbarer Redensarten hatten sie mitgebracht. Fanny großen Schaukelstuhl, den Mama einmal bekommen sollte; konnte nicht auf den Zusammenhang kommen und am ärger- plößlich fragte sie: Soll ich denn heute Abend nicht das lichsten war, daß sie ein paar Mal, mitten im besten Ge- Vaterunser beten, Mama?" spräch, mit Aufträgen in die Stadt gesendet ward. Jedoch so viel glaubte sie zu verstehen, daß Mama und Onkel Solum eine Zeit lang auf dem Lande draußen beisammen gewesen sein mußten.

Nachdem Onkel Solum sich entfernt hatte, fragte sie: Du, Mama, hat Lehnsmann Berg eine Maschine, welche

Roman von Arne Garborg  . Jedoch Fanny wollte sich allein ankleiden. Sie ging und zögerte und zauderte bis spät am Vormittag herum, fragte nach Mama und suchte nach ihren Sachen; was Alt- Thaler legt?" Kari ihr davon brachte, war niemals das richtige; denn sie Was..... was schwätest Du da?" fragte Mama vermochte es nicht anzuziehen. Kari probirte es schließlich verwirrt. mit Gewalt; allein Fanny war so start, daß Alt- Kari nach Onkel Solum sagte, Ihr hättet eine Maschine gesehen, einer Reihe von Versuchen es aufgeben mußte. Fanny kam welche Thaler legte." an diesem Tage nicht in die Schule.

erkannte.

Mama faßte sich.

Ja, ja," fuhr Mama empor, vergiß es nicht, Kraus­köpfchen! Du muß selbst daran denken, wenn Mama Dich nicht erinnert; bete fleißig zum lieben Gott, Du, die Du so klein und unschuldig bist!"

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VII.

Frizz und Fanny waren noch immer ein Liebespaar. Sobald die Ferien kamen, nahmen sie ihre Landpartien und ihre Spiele wieder auf und besonders in der Zeit, während welcher Mama zu Besuch in Kristiania   weilte, waren sie be­ständig beisammen.

Allein dann brach der Herbst aut.

Fritz, welcher sich schon dem neunten Jahre näherte, be gann in die Bürgerschule zu gehen. Dort wurde er mit Gelächter und Hohn aufgenommen. Die langen Bursche in den Oberklassen schnitten ihm Grimassen und deuteten mit den Fingern nach ihm.

Mama blieb lange aus. Erst am vierten Tage ,, Ah", versetzte sie ,,, das, was er von seiner Kongsberger gegen die Mittagsstunde kehrte sie sonnverbrannt und Reise erzählte? Ja, dort giebt es eine Maschine, welche frisch wieder heim; sie trug einen neuen Sommerhut Thaler legt. Dort macht man nämlich das Geld, mußt Du und einen eleganten Sonnenschirm, so daß Fanny sie kaum wissen. Ich habe es nicht gesehen... nicht jetzt gesehen früher einmal... ich war mit Deinem Papa droben Ha! Ha! Ha! er treibt sich mit einem Mädchen herum, D, wie schön Du bist, Mama!" jubelte sie auf und... Du wirst auch einmal die Maschine sehen, Strauskopf, der da! ha! ha! ha!" lief ihr entgegen; Mama nahm sie in ihre Arme empor... sobald Du groß wirst .. sobald Du groß wirst... wenn Du ein artiges" Frizz Johannesen, Stockfisch- Geschau. und füßte sie: Ach, mein kleines Hühnchen, mein lieber Mädchen bist. So, und nun kleiden wir uns aus " Sie, die Fanny Holmsen, wird Deine Frau!" Engel, Du, wie ist es Dir ergangen?" " Ha! Ha! Ha!"" D. Wie war's zu Hause, kleines Närrchen? ist die alte Kari oh!" Frik äh!" Am nächsten Tag fam Solum. Es gab Freude und mit Dir gut gewesen? War Lundström da? Warst Du in Pantoffelheld!" Friß Schürzenband!"- Bähäh!" Herrlichkeit, gutes Essen und gute Laune; Mama und Onkel der Schule?" Frizz hörte all' dies mit finsterem Schweigen an. Solum waren ordentlich lustig. Sie redeten eine Menge Sie gingen zu Bett; Fanny fand ihr gewohntes Als er jedoch das nächste Mal Fanny traf, prügelte er Sachen, die Fanny nicht verstand; man sprach von einer Plätzchen in Mama's Arm und seufzte vor Glückseligkeit. sie durch. Eisenbahn, einem Wasserfall, entzweigeschlagenen Flaschen, Ach, wie gut ist's, bei Dir liegen, Mama!" Sie lag eine Fanny verstand nicht sogleich die Situation. Sie einem Hotel, von betrunkenen Handlungsreisenden, von einer Weile und plauderte, streichelte Mama die Wangen, lieb- glaubte, das müsse Spaß sein. Allein bald merkte sie, daß Maschine, welche Thaler legte; so oft sie tranten, sagten sie: foste Nacken und Brust, kroch dicht, dicht heran an sie, bat die Sache ernst genug sei und so riß sie sich los und rettete

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