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heute selbst derart schlecht, daß sie zu dem legten Mittel| greifen, durch Mißbrauch der Polizei den Streit zu erdrosseln. Die Die Berantwortung für dieses Vorgehen tragen die Unternehmer. Die Regierungsstellen dürfen nicht ohne Prüfung der wirklichen Lage auf die Wünsche der Unternehmer eingehen.

Wer hat die Handgranaten geliefert?

Senftenberg , 18. Oftober.( WTB.)

Wie die Ilse Bergwert A.-G. mitteilt, ist heute nach­mittag ein Sabotageaft vermittels Sandgranaten auf ihre Grubenanschlußbahn nach Groß- Räschen versucht worden, Da der Anschlag rechtzeitig entdeckt wurde, ist teinerlei Schaden angerichtet worden.

Die Ilse Bergwerk A.-G. hat heute nachmittag dem Reichs­ministerium des Innern, dem Regierungspräsidenten und dem Land­rat den Anschlag zur Kenntnis gebracht. Wie die Verwaltung der Ilse weiter mitteilt, häufen sich die Terroratte Streifender gegen Arbeitswillige.

Stahlhelmer überfallen Streikposten.

Forst, 18. Ottober.( Eigenbericht.)

Auf der Grube Plessa in der Niederlaufiz wurden zwei Streitposten von Stahlhelmern überfallen, die mit Revolvern und mit Stahlruten bewaffnet waren. Die Streitposten ergriffen vor den Stahlhelmern die Flucht. Darauf zog einer der Stahlhelmer, ein Steiger der bestreiften Grube Blessa, den Revolver und feuerte nach einem Streifposten. Die Kugel pfiff dem Mann am Kopf vorbei. Es ist nur dem Zufall zu verdanken, daß diese abscheuliche Tat ohne blutiges Opfer blieb.

Regelung der Notstandsarbeiten.

Halle, 18. Oktober. ( Eigenbericht.)

Die zentrale Streifleitung ist am Dienstag um 12 Uhr zusammengetreten. In der Sigung wurde die Natur der zu leiſbenden Notstandsarbeiten näher festgelegt. Als Notstandsarbeiten gelten Arbeiten, um die Gruben vor dem Ersaufen zu sichern. Weiter müssen die notwendigen Arbeiten in den Kessel- und Maschinenhäusern und Schwelereien geleistet werden. Eicherzustellen ist auch die Ber­forgung von Krantenhäusern mit Licht und Kraft. Jede Produktion, die nicht den Zwecken der Notstandsarbeiten dient, muß unterbunden werden. Die Ausführung von Notstandsarbeiten liegt in der Hand der am Streif beteiligten Organisationen. Die dafür erforderlichen Arbeiter werden von den örtlichen Streifleitungen bestimmt.

Ueber die Regelung der Motstandsarbeiten hat bie Zentralftreifleitung am Dienstagabend folgenden Beschluß ver­öffentlicht:

Die Zentralstreifleitung hat zu Beginn des Kampfes Richt­linien für die örtlichen Streifleitungen herausgegeben über die Regelung von Notstandsarbeiten. Troß allem ist bereits in einem Fall die Technische Nothilfe eingesetzt worden. Die Bentralftreilleitung erflärt nochmals, daß dringende Notstands arbeiten von den Streifenden verrichtet werden. Die Entscheidung über die Notwendigkeit und den Umfang der Notstandsarbeiten obliegt zunächst den örtlichen Streitleitungen mit den örtlichen Organisationen. In Streitfällen ist die Sentralstreilleitung schnellstens zur Vermittlung anzurufen. Sollte dennoch ohne Vor­aufgehen solcher Berhandlungen die Technische Nothilfe in einem Betriebe eingefeßt werden, so wird die Zentralstreitleitung als Gegenmaßnahme die 3urüdnahme sämtlicher Rot­standsarbeiter sofort anordnen."

Der Aufruf ist unterzeichnet von dem Deutschen Bergarbeiterver­band, von dem Gewerkverein christlicher Bergarbeiter, den Hirsch­Dunderfchen Gewerkschaften, von dem Deutschen Metallarbeiter verband, dem Berband der Maschinisten und Heizer und dem Fabrif­

arbeiterverband.

Das Leipziger Rathaus als Streikbrecherquartier.

Leipzig , 18. Oftober.( Eigenbericht.)

Eine ungeheuerliche Anmaßung und eine offensichtliche Partei nahme für die Bergbarone erlaubt sich der Rat der Stadt Leipzig . Er hat nicht nur im Rathaus die Technische Nota hilfe untergebracht, um den streitenden Bergarbeitern im Braun­fohlenwert in Böhlen in den Rücken zu fallen, sondern er stationiert auch noch Bolizei im Rathaus zum Schutz der Technischen Nothilfe. Auch wurden am Dienstag zwei staatliche

Die Musterfamilie.

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Einst hing ihr Bilb in der Guten Stube" des Normalbürgers vielleicht hängt es noch da): das edle Familienoberhaupt als Zentralgestirn der Gruppe in den Gessel gelehnt, mit selbst zufriedenem Blick die Seinen überschauend, bescheiden mütterlich die Gattin neben ihm, sechs Söhne die Verheirateten ihre Frauen am Arm- etwas nichtssagend im Halbtreis gruppiert, das halb­wüchsige Töchterlein Bapas Lieblingdiesem einen Blumen strauß überreichend. Irgendwo noch ein lässig hingestrecktes Bind spiel furz und gut: vornehmste wie anheimelndste Familien­atmosphäre. ll nser Kaiserhaus" stand darunter zu lesen. Es war ja damals so leicht, eine Musterfamilie, die Ideal familie aller Schulzens und Krausens zu sein. Brachte doch die geringste Anzweiflung des Idealzustandes unweigerlich langdauernde Bekanntschaft mit dem Gefängnis ein. Das ist just zwanzig Jahre her. Da hatte ein sozialdemokratisches Blatt es follte einmal wieder die Zivilliste erhöht werden diskret angedeutet, daß doch auch die erwachsenen Prinzen, wie das von jedem anderen verlangt merde, durch Arbeit Geld verdienen könnten. Dafür setzte es prompt fechs Monate Gefängnis wegen Prinzenbeleidi­gung, wobei die Urteilsbegründung patriotisch entrüstet aussprach, daß in den Prinzen der Stolz und die Freude der Nation" ge­troffen sei.( Solche kleinen Aufmerksamkeiten pflegten einen Kronen­orden vierter einzubringen.)

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Ach, wie sieht es um Stolz und Freude der Nation" aus, seitdem tein Majestätsbeleidigungsparagraph mehr die Familie Hohenzollern schützt! Wie ist der Familiennimbus zerstoben! Höchst unbürgerlich hat der eine sich scheiden lassen, der andere durch Selbstmord geendet, und was man über die erotischen Taten eines gewissen Dritten in Charleville erfahren hat, paßt auch nicht gerade in ein Töchteralbum. Und Wilhelm selbst? Er, der öffentlich redend seine Gattin in gewohnter Bescheidenheit als Musterbild der deutschen Frau" verherrlicht hatte, er tonnte nach dem Tode der angeblich Unvergeßlichen faum abwarten, mit einer bedeutend Jüngeren in das frischgemachte Ghebett zu schlüpfen.

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Aber seine Sehnsucht nach Jugend sieht sich übertrumpft. Die 62jährige Schwester stellt den Bruder in den Schatten. Schien ihm bei seinen Fähigkeiten ein Altersunterschied von 25 Jahren nicht unüberbrückbar, so tut sie es nicht unter 40 Jahren Altersunter­schied. Ein 23jähriger Fant, ein jugendlicher Eintänzer muß es sein, der ihrem Greisenherzen legte Liebesfreuden verschafft. Wo ist der Operettenkomponist, der diesen Stoff bewältigt?! Aber leugne noch einer, daß die Demokratie des Zeitalters nicht auf unsere Allerhöchsten abgefärbt hat! Mit Standesunterschieben hält sich feiner mehr auf. Ein Anhaltiner heiratet mitten ins Theater hin­ein, eine Hohenzollernsche in die Tanzdiele Eigentlich sollten die Herrschaften der Revolution dankbar sein. Sie gestattet ihnen was vordem unmöglich gewesen wäre

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Verhandlungen mit der Zeno".

Kraftwagen mit Leuten der Technischen Nothilfe, begleitet von| ministerium und die Zentralstreifleitung werden am Mittwoch morgen zwei Ueberfallkommandos der Polizei, die mit Rarabinern aus- über die Lage in Sachsen beratschlagen. Ort der Zusammenkunft gerüstet sind, nach Böhlen geschickt. Die streifenden Bergarbeiter ist Dresden . werden sich durch diese Maßnahmen nicht provozieren lassen, sondern den ihnen aufgezwungenen Streik trog aller Schikanen zu führen wissen. Es sind sofort Schritte unternommen worden, um den Rat der Stadt Leipzig zu bestimmen, daß das Rathaus als Hauptquartier der Streitbrecher nicht mehr zur Verfügung gestellt wird.

Streitwurst und Streikbrecher.

Halle, 18. Oktober. ( Eigenbericht.) Der Streit tut feine Wirkung. Vielfach haben Unternehmer sich bereit erklärt, die geforderte Lohnzahlung zu bewilligen. So lief bei der zentralen Streifleitung folgendes Schreiben der Grube Dito in Reußen bei Theißen ein:

Hierdurch verpflichten wir uns, für die Dauer des Streits die geforderten 80 Pf. Zulage pro Schicht unserer Gewerkschaft zu zahlen, jedoch unter der Bedingung, daß nach Beendigung des Streits die tariflichen Löhne auch von uns bezahlt werden. Grube Otto."

Weniger vernünftig als die Verwaltung der Grube Otto find andere Werke. Mit den unmöglichsten Mitteln versucht man, Streitbrecher zu bekommen. Ganz genial geht die Grube Julius im Revier Forst vor. Jeder Streitbrecher bekommt dort zum Mittagessen und zum Frühstück ein halbes Pfund Wurst. Der Direktor der Zeche Julius scheint ein großzügig veranlagter Mensch zu sein. Er hat erklärt, mit der Streitwurst halte er es durch, mag es foften, was es will.

Mit solchen und ähnlichen Bauernfängereien haben die Werke aber nur in vereinzelten Fällen Glück. Es versteht sich von selbst, daß unter 70 000 Menschen hier und da auf der Grube irgendein geistig hoffnungslos zurückgebliebener Heuer steckt, der den Sinn des Kampfes nicht begreift und auf die Streitwurst reinfällt. Der örtlichen Streilleitung in Halle liegt z. B. ein Schreiben vor, in dem ein Streitbrecher ben Berrat an feinen Riaffengenossen begründet. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: Werte Kollegen! Ich will höher steigen und der Streif bringt mich runter. Deshalb fann ich den Streit nicht mitmachen." Dieser Brief ist von dem tommunistischen Vertrauensmann Rieh in Nietleben geschrieben.

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Noch eine andere Episode soll hier erwähnt werden, die unter den Streifenden sehr viel belacht wird. Ein Streitbrecher hat nicht den Mut, sich vor seinen Kollegen auf der Straße zu zeigen. Er bleibt deshalb Tag und Nacht auf der Grube. Seiner Frau, die feineswegs mit dem Verhalten ihres Mannes einverstanden ist, schrieb er einen Brief, in dem er sein Ausbleiben entschuldigt. Der Brief schließt mit den folgenden, geradezu klassischen Worten: Du mußi mein Ausbleiben in den nächsten Tagen begreifen. Bleibe mir während des treu. Dein Emil.

Die Rolle der kommunistischen Presse.

Bochum , 18. Oftober.( Eigenbericht.)

Die Rote Fahne ", der Klassenkampf" in Halle, die Rheinisch­Westfälische Zeitung" in Essen und andere den genannten Zeitungen geistig nahestehende Organe teilen mit, daß die mit den Berhand­lungen Beauftragten von der ursprünglichen orde rung, die Löhne der Braunkohlenbergarleiter um 80 Bf. pro Schicht zu erhöhen, abgewichen sind. Das ist, wie der Berband der Bergarbeiter Deutschlands mitteilt, nicht mahr. Die Meldung wird lediglich verbreitet, um Berwirrung zu stiften und das Vertrauen zu den Gewerkschaften zu erschüttern.

Auch das Braunschweiger Revier im Streik. Braunschweig , 18. Oftober.( TU.) In den Bergarbeiterversammlungen in Helmstedt , Sommers­ dorf , Harble und Barneberg ist jetzt ebenfalls im Anschluß an den mitteldeutschen Bergarbeiterstreit der Ausstand beschlossen worden. Einstimmig wurde die vom Schlichter des Reichsarbeitsministeriums vorgeschlagene Lohnerhöhung von vier bis fechs Prozent abgelehnt Damit ist der Ausstand auch in Braunschweig zur Tatsache ge worden. Der Betrieb der braunschweigischen Kohlenbergmerte ruht vollkommen.

Streitfolgen für den Freistaat Sachsen . Energieversorgung infolge Kohlenmangels völlig zum Im Freistaat Sachsen besteht die Gefahr, baß die Erliegen tommt. Vor allem hat die wichtige Sächsische Werke 2.-G. nur ganz geringe Kohlenvorräte. Das sächsische Wirtschafts­

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als die Menschen zu leben, die sie sind. Sie büßen freilich dieses Recht mit dem Verlust des besonderen Nimbus, der sie einst umgab. als fo fleine und lächerliche Menschlein entpuppen, Sie dürfen wohl Menschen sein, find's auch, aber daß sie sich das liegt an ihrer eigenen Qualität. Nicht etwa, daß wir in dem späten Liebesrausch der alten Hohenzollernschachtel abgrund­tiefe Verworfenheit sehen. Es ist mur Durchschnittliches, allzu Durch­schnittliches! In jedem Animierlokal, das Bergnügungsstätte nichts tuerischer Lurusmenschen ist, fann man ähnliches beobachten; wie Greifinnen Knaben umschwärmen und kahitöpfige Lufttnaben just die jüngsten Nutten auf den Knien wiegen. Aber niemand wird diese Spezies als Mustereremplare der menschlichen Gattung oder gar als Erhabenheiten betrachten, sondern eher als dankbare Bor­würfe für Lustspiele und ähende Zeitfatire.

Ganz ähnlich steht's mit der Musterfamilie" Hohenzollern . Sie fieht, ganz erklärlich, in natura anders aus als im bengalischen Scheinwerferlicht des Byzantinismus. Sieht sehr mäßig, sehr un­föniglich, sieht im Grunde so aus, wie etwa die reich gewordene Familie Raffte im Sittenroman geschildert wird. Aus den Muster­tnaben sind Muster ohne Wert geworden, aus den steinernen Er habenheiten entseßlich menschliche Menschlein.

Als Verlobte empfehlen sich: Ihre Kgl. Hoheit Prinzessin Bittoria von Hohenzollern - Eintänzer Zoubtoff... Das Ende einer Musterfamilie!

Kleists Antwort.

Jonathan.

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Die Vorstandsmitglieder des Deutschen Bergarbeiterverbandes und die Leitung der Technischen Nothilfe werden am Mitt­woch morgen in Berlin über die Lage im Streifrenier verhandeln. Im Streifrepier ist ohne alle Ursache hier und da die Technische Not­hilfe eingelegt worden. Dieses unnötige Borgehen der Technischen Nothilfe hat die Erregung der Bevölkerung start gesteigert. Achtzig Pfennige Lohnerhöhung pro Schicht! Sonderberichterstatter des christlichen Deutschen " am Mittwoch aus Zur Lohnforderung der streifenden Bergarbeiter melbet ber Halle, aus vielen Gesprächen mit den Streifenden gehe hervor, daß fie nicht gemillt sind, von ihrer Forderung von 80 Pf. Bohnerhöhung pro Schicht abzugehen. Diese Forderung müsse in Anbetracht des niedrigen Lohnes als sehr bescheiden an­gesehen werden. Die Gewerkschaften könnten die Leute nicht wieder in die Betriebe bringen, wenn die ursprüngliche Forderung nicht erfüllt wird. Wenn die Gewerkschaften jetzt zurückgehen wollten, so würde die Bewegung bestimmt ins fommunistische Fahrwaffer geraten. Bei etwaigen Einigungsverhandlungen müsse dieser Umstand unbedingt berücksichtigt werden. Nur kein Kompromiß, das sei der Wille der Bergarbeiter.

Eine verdiente Antwort.

Auf kommunistische Einheitsfrontmanöver. Die Kommunisten haben der sozialdemokranjajen Reichstagsfraktion den Vorschlag gemacht, gemeinsame Maßnahmen gegen die Politik der Bürgerblockregierung durchzuführen. Insbesondere wird vorgeschlagen ein gemein­sames Vorgehen für die Sicherung der Streiffreiheit, für die Erhöhung der Bezüge der Rentner, gegen den Reichsschul­gefeßentwurf und für die sofortige Auflösung des Reichstags. Die sozialbemotratische Reichstagsfrat­tion hat auf dieses Anerbieten folgende Antwort erteilt:

Auf Ihr Schreiben vom 18. Oftober 1927 teilen mir Ihnen mit: Solange die Kommunistische Partei und die kommunistische Reichs­tagsfraktion ihre Hauptaufgabe in der verleumderischen und gehässigen Bekämpfung der Sozialdemokratie erblicken und damit den Zwiespalt in der Arbeiterklasse unausgesetzt verschärfen, halten wir die Aufforderung zu gemeinsamem Vor­gehen nicht für ehrlich gemeint."

Die Kommunisten werden feine andere Antwort erwartet haben. Die Sozialdemokratie weiß, was sie zur Wahrung der Arbeiterinteressen zu tun hat. Würden die Kommunisten mittun, statt zu schimpfen und Ränke zu spinnen, wäre die Einheitsfront" schon da!

Wer wird Botschafter in Washington ? Neuester Kandidat: Stauß, in Firma Deutsche Bank.

Noch immer ist die Stelle des deutschen Botschafters in den Vereinigten Staaten unbefeßt. Seit dem tragischen Tode des Frei­herrn v. Malyan hat der Rechtsblock teine Persönlichkeit aus­findig machen können, die zur Uebernahme dieses außerordentlich wichtigen Amtes geeignet und gemillt wäre. Als neuester Kandidat wird uns jegt von zuverlässiger Seite der Direktor der Deutschen Bant, v. Staub, genannt.

Emil v. Stauß bringt außer den bekannten privatwirtschaft­lichen Interessen seines jezigen Arbeitgebers teine irgendwie her. vorstechende Eignung für das Amt mit, das die Pflege der Be­siehungen zwischen Deutschland und seinem mächtigsten Gläubiger zu betreuen hat. Weder seine vielfach fritisierte Tätigkeit als Bank­letter noch die Petroleuminteressen der Deutschen Bank in den Ber einigten Staaten find eine ausreichende Legitimation für eine der artige Kandidatur. Man kann also hoffen, daß auch seine Be­nennung durch ein amtliches Dementi widerlegt werden wird wie schon viele vorher. Oder sollte der Besißbürgerblock die Auf­frischung seines Beamtenstabes mit Führern der Hochfinanz jo dringend nötig haben?

Zeit eingreifen, deren Wipfel, Tugend und Sittlichkeit überschattend an den jilbernen Saum der Wolfen rührt, deren Dasein durch das Drittel eines Erdalters geheiligt worden ist; eine Gemeinschaft, die unbekannt mit dem Geist der Herrschsucht und Eroberung, bes Da­seins und der Duldung so würdig ist, wie irgendeines; die ihren und das Heil aller übrigen denken, die den Erdkreis bewohnen... Ruhm nicht einmal denken kann, sie müßte denn den Ruhm zugleich

die in engstirnigem Nationalismus, Partei- und Standesegoismus Das ist die Antwort Kleists auf die Bemühungen aller derer, ihn als ein willfähriges Werkzeug dazu mißbrauchen möchten, bem Spießer ein 3dol zu schaffen, auf daß er weiterhin Spießer bleibe.

gelungen war, wurde einem Berufsschriftsteller ein Buch über Lindberghs Bericht. Als Lindbergh der Flug über den Ozean Werden und Taten des Fliegers in Auftrag gegeben, denn dieser scheute fich davor, selbst über sich zu schreiben. Als ihm aber die Korrekturen vorgelegt wurden, empörte sich sein bescheidener Sinn gegen die marktschreierische Schreibweise des Literaten und er ver­Telegrammen und Briefen gingen täglich ein und flehten ihn an, sagte die Druckerlaubnis. Amerita mar bestürzt; Taufende pon seinen Entschluß umzustoßen. Da fezte Lindbergh sich hin und schrieb das Buch Wir zwei. Im Flugzeug über den Atlantik ", das demnächst bei F. A. Brodhaus in Leipzig erscheint und ein getreuer Spiegel feines sympathischen Wesens ist. Es beweist auch, daß Lindbergh durchaus nicht der unüberlegte Wagehals ist, für den man thn oft hält. Er begann schon im Herbst 1926 den Flug zu erwägen; alle Möglichkeiten des Unternehmens wurden in Be­tracht gezogen. Einen Begriff von seinen umfassenden Borbereitun gen gibt z. B. die interessante Aufstellung der Gegenstände, die er bei seinem Flug mit sich führte. Es befinden sich darunter u. a. neben zwei Behältern mit zusammen 4 Litern Trintmaffer ein Armbrustbecher", eine Einrichtung, um die Feuchtigkeit des mensch­

Das freundliche Städtchen an der Oder, das beinahe wie ein vorgeschobener Posten der Reichshauptstadt anmutet, Frankfurt , bot den äußeren Schauplatz für einen Fall Kleist", während die eigentlichen Atems als Trinkwasser niederzuschlagen. liche Kampfstätte die feierliche Versammlung war, die am 16. Of Stampfstätte sprechen. Denn hier stießen aufeinander: der Spießer" tober seinen Erinnerungstag gefeiert hat. Man muß schon von einer auf den Menschen ohne seelische Bertrüppelungen, der aufgefchloffene, die Wirklichkeit nicht umlügende Mensch auf den Menschenschlag, für den die Zeit stehen geblieben zu sein scheint.

Wilhelm von Scholz , der Präsident der Dichterakademie, rühmte die Vaterlandsidee bei Kleist , feierte das Gefühl Kleifts von dem größeren Vaterlande und Kleifts Gemeinschaftswillen, der auch wollte. Darob große Erschütterung bei einem Teil der Feiernden. mit Selbstverständlichkeit das Menschheitsvaterland" nicht miffen was, Kleist und Menschheitsgefühl, Kleist, der ein Preuße war, ja, von einigen sogar als ausgesprochener Brandenburger deklariert wird? Und das jetzt gesagt, wo alles darauf ankommt, verstaubte Embleme wieder aufzufrischen und den Kampf gegen die beffere Er­fenntnis einer neuen Zeit mit größter Anspannung zu führen? Das war zuviel, die Spießerseele tochte.

Fragen wir Kleist selbst, was er von einer deutschen Gemein­schaft dachte und ob sein Ideal das derer ist, die ihn heute nur für ein Land oder gar für eine Provinz als geistigen Heros reservieren möchten. Im Jahre 1809 schrieb er einen Auffab, Was gilts in diesem Kriege" und darin fagt er folgendes: Eine Gemeinschaft gilt es, deren Wurzeln tausendäftig, einer Eiche gleich, in den Boden der

Sanatorium bei Serajewo einen Besuch ab, zum panischen Schrecken Bären als Frühstücksgäste. Fünf Bären statteten fürzlich einem der Batienten, die gerade im Garten ihr Frühstück einnahmen. Plök lich trat aus dem an den Garten grenzenden Wäldchen eine große Bärin mit ihren vier Sprößlingen heraus und furz entschloffen in den Garten hinein, unbefümmert um das Geschrei der Patienten und Krankenschwestern. Die Bären beschnüffelten und kosteten von den guten Dingen auf der Frühstückstafel und trotteten denn gemüt die Bären nicht erschießen, da diese in Anbetracht ihrer Seltenheit lich wieder davon, Die herbeigerufenen Bolizisten durften jedoch unter dem Schutz der Gesetze stehen. Man entsandte daher eine Patrouille in den Wald, die die Bären in die benachbarten Jerge zurücktrieb.

Aber Ferdinand! Die Piscator- Bühne wollte in ihrer nächsten Premiere Rasputin " auch Wilhelm II. auftreten und diese Rolle durch Ferdinand Bonn besehen lassen. Ferdinand will aber nicht, da er schon einmal als Film- Wilhelm Mißdeutungen hervorgerufen habe. Schade, F. B. hätte einen prachtvollen Wilhelm auf die Beine gestellt. In seinen Ansprachen an das deutsche Volt bewies er els Direktor des Berliner Theaters einen durchaus ebenbürtigen Geist. Er war das auf der Bühne, was Wilhelm auf dem Throne war.