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Donnerstag 20. Gktober 1927
Unterhaltung unö ÄAissen
Seijage Ses vorwärts
Gesihwinöigkeit ist keine Hexerei. von TL Karpow(Moskau  ). Gin barfüßiges semmelblondes Bürfchlcin kam atemlos zur �iütte des Potap Logutkin gestürzt und blickte geschäftig ins Fenster. Unter der Hängelampe an einem Tisch voll Flaschen und' Imbis- schusseln saßen ein Aller mit spärlichem Grauhaar, in gelbem Hemde der Wirt des Hauses und ein Mann mit rotem Schnauz- bart, er trug ein grünes Samtwams, und sein Kopf war glatt- rasiert. Der Knabe preßte seine Stupsnase gegen die Glasscheibe, klopft« ans Fenster und rief: Onkel Potap, die Leute sind schon alle im Klub versammelt? Der Vorsteher läßt den Zauberkünstler rufen!" Der rote Schnauzbart warf einen Blick aufs Fenster und fragte seine Stimme war erkältet und heiser: Was ist los. Wirt?" Oa, man schickt wohl aus dem Klub herüber," erläuterte Potap dienstwillig, indem er seinem Gast ein mit Schnaps gefülltes Teeglas hinschob.Sie sind wohl ungeduldig geworden. Der Klubvorsteher bittet dich, mit der Vorstellung zu beginnen." Der Rothaarige goß sich sein Glas Schnaps hinter die Binde. strich sich mit der Zunge über den Schnurrbart, rülpste laut und knirschte: Der Klubvorsteher? Man denk« bloß welch ein großes Tier! Hab' genug von der Sorte gesehen. Weißt du, Bruder, ich habe vor dem Vorsteher der Ischuwaschcnrepublik Vorstellungen gegeben, besitze ein Belobigungsschreiben vom Bildungskommissar der kaukasischen Bergrepublit! Und hier Spaßl irgend so ein Dorf-Vor- sitzender! ,�Hast recht! Spuck* aus ihn. Genosse Mogierl" murmelte der Wirt unterwürfig.Acht' nicht auf ihn! Die verstehen ja doch nichts von der Sache! Sie mögen warten tut nichts!" Selbst der Vorsitzende der Bergrepublik hat auf mich warten müssen!" brüllt« der Gast los und schlug mit der Faust schmetternd aus den Tisch.Sämtliche Dolkekommissare der Tschuwaschenrepublik haben gewortet! Ich habe in ganz Europa   internationale Kultur. aufklärungs-vorstellungen de.- schwarzen und weißen Magie veran- staltet!" Der Mte rückt« näher an den Sprecher heran und forschte mit listigem Augenzwinkern: Sag' mir mal, lieber Freund, ehrlich und aufrichtig: Diese Maggi, in welcher Weis« kommt das nun eigentlich zustande?" Du glaubst wohl, es sei Teufelssput?" lächelte der Gast über. legen.Aber ich sage dir: die Sache vollzieht sich ganz ohne Opium. allein durch Geschwindigkeit und Geschicklichkeit der Hände.. Was du sagst I" wandte Potap mit leisem Mißtrauen ein.Du kennst gewiß ein Zauberwort, Genosle Magier. Ohne da? geht's auf keinsn Fall!" Der Magier streckte die Hand noch dem Trinkglas« aus und brummt« nachdenklich: .Rrrrrichtig... natürlich tenne ich auchaewisse Zauberslstche.. Hast du Lust? Ich mach« dir gleich irgendeine Hypnose vor!" Nein, laß ab! Lieber nicht! Sei schon so gut... wart' noch ein bißchen," bot der Wirt und rückte ängstlich von ihm ob. ,Lol' dich der Kuckuck! Wirst mich noch in wer weiß was verwandeln! Führ' das schon lieber im Klub vor!" Im Klub?" grinst« der Magier verschmitzt.Aber vielleicht zieh« ich«» vor, auf euren Klub zu spucken? Was habt ihr über- Haupt für ein Publikum blöd und ohne das geringste Verständnis für uns Künstler! Do bin ich nun in eurem gottverlassenen Dorf gestrandet, um eine Kulturoufklänings-Dorstellung der schwarzen und weißen Magie zu geben, Hab' ein Plakat ausgehängt, selber die Ein- trittstarten verkauft alles, wie sich's gehört... aber was meinst du wohl, wie groß ist der Erlös? R Rubel! Für diesen Dreck rühre ich keinen Finger von Glasschlucken schon gar nicht zu reden! Vielleicht ist meine Seele heute überhaupt nicht in Stimmung. Glas und Feuer zu fressen! Fiix 25 Rubel Bin ich nicht zu hoben!" Der alte Potap musterte seinen Gast ausmerksam und flüsterte ihm kichernd zu: ., Genosse Magier, ich verstehe dich! Wir haben zusammen ge- soffen.. Aber wenn man uns ertappt?" Dann rücke ich aus, quer durch die Gemüsegärten... auf die große Landstraße... Ich kenne hier die Wege gut... Und die Nacht ist stockfinster." entgegnete der Magier gleichfalls im Flüsterton. Na, dann mach ober schnell! Trödle nicht länger! Sonst schickt man wieder vom Klub herüber. Das Sotansoolk hat ja keine Geduld..." Der Magier sprang auf, warf seinen zerschlissenen Mantel über die Schultern, grisf nach einem schmalen Leineniöfserchen, drückte seinem Gastgeber slugs die Hand und flitzte in die Nacht hinaus. Nach fünf Minuten kam der Borsitzende de« Dorssowjets, ein rotbärtiger Bauer in neuem Sonntagsrock, verstört in die Hütte gelaufen und blickte verblüsft um sich: Onkel Potap, wo steckt denn der Magier? Die Leute sind längst versammelt und verlangen sein Auftreten." Na endlich kommt ihr!" sagt« Potap lächelnd.Dieser Magier ist längst auf und davon." Worum hast du ihn nicht am Schlafittchen gepackt?" Am Schlafittchen? Versuch', mal selber! Du host gut reden. Er hätte dic'l in einen Höllendreck verwandelt! Da wärst du deines Leben, nicht mehr froh. Oder unser Dorf in Brand gesteckt, oder sonst was! Kamist noch von Glück sagen, daß der Satan Ihn geholt hat. Kurz und gut, man sieht',«in richtiger Magier, Geschwin- bigkeit der 5?änd« und Füße und dergleichen. So einer kriegt alles fertig.. Der Borsitzend« stand long« schweigend mit offenem Munde da: dann spuckte er grimmig au» und sprang mit einem Satz aus der Hütte. Entwicklung und Vererbung. von Dr. v. vorchardl. Nach vor IkD Jahren sah man die Formen aller Lebewesen, Pflanzen und Tiere, als feste unverändert« Akten an. di« so, wie sie einmal geschossen worden sind, dauernd weiter bestehen, ihren Kin- dorn und weiteren Nachkommen ihre Formen und sonstigen cho- rakteristlschen Eigenschaften unverändert vererben, entsprechend dem biblischen Wort, daß Gott   sie olle geschoisen hat,ein jegliche« nach seiner Art". Zwar gab es auch zu End« de« ltz. und Anfang des 19. Jahrhundert» Forscher, die von einer Entwicklung sprachen, aber sie tonnte» sich gegenüber den, allgemeinen Glauben von der Un- Veränderlichkeit der Arten keine Geltung verschaffen. Erst seitdem
das Liebespaar.
Viktoria, die StjShrig« Schwell« de» ExlaM«, heiratet den ZZjSH- rigen russischen Einlänz« Zovbtoss.
Starr vorSchrcckenfind Verwandle wenn die scchzigsährlge Tonte. Ob fie zwar schon angegreift. Sich al» liebcstoll«rweist. Einen sastig.jungen Knaben will die alte Schachtel hoben. Er ist Tänzer, sie Prinzeß. Einfach fürchterlich! Zndeß
Bruder Wilhelm hoheozollern Kann hier nicht dazwischenkollrr«, weil auch sein Zohanniilrieb Keineswegs piolonisch blieb. Vorurleile alter Zelten weichen lchllchlenMeuichlichkeltea. hier Viktoria dort Zoubtoff: Menschen siudvongleichemStoff.
Rur   um dlese» zu kapieren. Mußt' ein Amsturz eist paisierea. Leider scheint: für Majestät Kam die Sache etwas spät! M. v. c.
Charles Darwin   mit einer Fülle wisienschastlich gesammelten Materials die Entwicklung der verschiedenen Arten aus einander dartat und die Lehre von der Abstammung aller verwickelten pflanz- lichen und tierischen Lebensformen aus einfachen aufstellte, ist dies« als rcligions- und glaubensseindlich verketzerte Auffassung allmählich zum Gemeingut der wisienschastlichen Welt geworden. An der Tat- lache der Deszendenz oder Abstammung in Darwinschem Sinne zweifelt heute wohl kein wisienschaftlich ernst zu nehmender Forscher. Darwin   versuchte auch, in die Mechanik der Entwicklung einzu- dringen; er meinte, daß im Kampf ums Dasein nur diejenigen In- dioiduen bestehen, die am besten den Lebensbedingungen angepaßt sind und auch oeränderten Lebensbedingungen sich anzupassen ver- mögen. Diese vererben ihre Eigenschaften an ihre Nachkommen, und so kommen durch ein Ausleseprinzip der Nawr, sog. natürliche Zucht- wohl, im Lause von Jahrtausenden und Iahrmillioncn gänzNch veränderte vererbbore Eigenschasteii und neue Arten zustande. Dieser erste großartige Versuch, in den Mechanismus der Nawr bei der Bildung neuer Arten einzudringen, die sog.Selektionslehre" oder der Darwinismus im engeren Sinne, hat später anderen An- schauungen weichen müssen, er Ist als nicht auereichend zur Er- tläning ober zum Begreifen der Tatsachen erkannt worden. Zu Anfang unseres Jahrhunderts entdeckte der heute noch im Alter von 77 Jahren lebende holländische Forscher Hugo de V r i e s bei ge­wissen Pflanzen sehr aufsallende Abweichungen, durch welche sich die Nachkommen von den Eltern unterscheiden, und diese Acnderungen oderMutationen", wie man sie mit einem Fremdwort nannte, vererbten sich weiter, so daß in ganz kurzen Zeiträumen unter un- leren Auge» ganz neu« Formen entstehen, zu deren Erklärung die Selektionslehre schier upgemessene Zelträume voraussetzen mußte. Gleichzeitig entdeckte de Arie» von neuem die schon vor sechzig Jahren von dem Augustinermönch Gregor Mendel   zuerst aufge- fvndenen, aber unbeachtet gebliebenen Regeln der Vererbung bei Kreuzungen verschiedener Arten. Diese Mendelschen Regeln, wie sie seitdem heißen, die übrigens zur selben Zeit auch von dem beut- schen Forscher Karl E o r r e n s und dem österreichischen Botaniker Erich v. T s ch e r in a k wieder gesunden wurden, bilden seitdem die Grundlage der Wisienschost von der Vererbung, die sich in den seit- her oerslossenen 25 Jahren sehr kräftig en�oickelt und die verschie­denen Zweige der Biologie(Wissenschost vom Leben) ganz außer- ordentlich befruchtet l>at. Freilich hat. wie der Wiener Biologe Richard v. W e t t st e i n In einem bedeutungsvollen Vortrag auf dem kürzlich abgehaltenen internationalen Kongreß für Vererbung»- «isfenschast hervorhob, gerade die Deszendenztheorie oder Entwick- lungslehre die erhofft« Befruchtung von der Bererbungssorschung trotz deren großer Erfolge nicht erfahren. Dieses auf den ersten An- blick überraschende Ergebnis wird oder verständlich, wenn man be- denkt, daß zwar die Vererbung eine Voraussetzung der Entwicklung ist. ebenso aber auch die Durchbrechung der Vererbung, ohne welche e» sa überhaupt keine Veränderung, also auch kein« Entwicklung geben kann. Die Bererbungsforscher haben aber naturgemäß Haupt- sächlich die Erscheinungen der Vererbung und nicht die ihrer Durch- brechung zum Gegenstand ihrer Untersuchungen gemacht. Für di» Vererbung wurden als In erster Reihe inaßgebend ge­wiss« Bestandteil« der Keim- oder Geschlechtszellen erkannt, die sog. Chromosomen oder fadensönnigen KernWeifen. Ein« Zelle, die Grundeinheit, aus der seder Organismus aufgebaut ist, besteht stets aus einem Kern und dem eigentlich«« Zellkörpe? oder Pla»«
m a. Di« fadenförmigen Chromosomen sind durchaus an den Zell- kern gebunden und sie wurden als Träger der Erbeinhelten erkannt, von denen jedes einzeln« Chromosom sehr viel« enthalten tonn. Freilich ist die Frage auszuwerfen, ab wirklich die sog. Genc, wie man die an den Zellkern gebundenen Erbeinheiten nennt, die einzigen Träger der Vererbung sind, oder ob nicht neben ihnen der eigentliche Zellkörper, das Plasma, der Sitz von Vererbuiigsslemcn- ten ist, wofür nach Wettsteins Zlusführungen manche Ergebnisse neuerer Untersuchungen zu sprechen scheinen. Dies« und eine Reihe anderer Fragen harren noch der Aufklärung. Darwin   nahm an. daß auch solche Veränderungen, die ein Or- ganismus im Lauf seines Lebens erwirbt, vererbbar sind. Doch ist dies« Ansicht heute wohl allgemein solle» gelassen. Erhaltene Ver­letzungen, die ein Körper erhält, scheinen mit Sicherheit nicht erblich zu sein: aber auch bei vielen anderen Deränderungeii ist es nicht dec Fall. Organe kräftigen sich durch Gebrauch und verkümmern bei Nichtgebrauch, ein Schmied z. B. bekommt insolg« seiner Täligkeit ganz ander» ausgebildete Muskeln als ein vornehmlich mit Schreib- orheit in der stillen Stube beschäftigter Gelehrter. Aber vererbt werden diese Eigenschaften nicht, der Sohn des Schmiedes ist von oornherein keineswegs mit kräftigerer Muskulatur ausgerüstet als der Sohn des schwächlichen Gelehrten. Rur   wenn die Gene, die Erbeinheiten, beeinflußt und verändert sind, tritt di« Veränderung, die an irgendwelchen Stellen des Körpers erkennbar werden tonn, auch bei den Nachkommen hervor. Die Einsicht in die Faktoren, welche eine Veränderung der Gene oder Erbeinheiten hervorrufen, ist freilich noch sehr gering, aber vielversprechende Anfänge sind doch gemacht. Namentlich in Amerika  , wo für derartige Forschungen weit reicher« Mittel zur Versügung stehen als bei uns in Deutschland  , herrscht auf diesem Gebiete eine rege Forschertätigkeit. Aus dem schon erwähnten internationalen Kongreß berichtete Prof. H. I. M u l l e r von der Universität Texas in den Vereinigten Staaten   über solche Versuche, die an mehreren Tausenden von Exemplaren einer winzigen Fliegenart, der sag. Essig- oder Taufliege angestellt wurden. Eine gering« Ahnung von der Schwierigkeit und Feinheit derartiger Versuche bekommt man, wenn man hört, daß in einem einzigen Chromosom dieser Fliege gegen 100 Gene vorhanden sind und daß es trotz ihrer Winzigkeit gelungen ist, sie auf die photographische Platte zu bannen. Muller konnte den Einfluß verschiedener äußerer Umstände, der Temperatur, der Röntgenstrahlen, des ultravioletten Lichtes, auf die Veränderung der Gene studieren, und auf Grund seiner Ergebnisse kam er zu dem bedeutsamen Ausspruch:Mutationen können willkürlich ausgelöst werden." Freilich mußte er die Einschränkung machen, daß der Ort und die Richtung der Mutation in keinem einzelnen Falle vorher bestimmt und vorausgesagt werden kann, wenigstens vorläufig noch nicht. Aber es ist doch ein Ansang mit der Einsicht in den Mecha­nismus und die Bedingungen der Mutationen gemacht, und es ist zu hoffen, daß diese Arbeiten in ihrem weiteren Verfolg auch dazu führen werden, bestimmt« Mutationen für praktische Zuchtzwecke her- vorzubringen. Dann steht auch mit Sicherheit zu erwarten, daß die Abstammungs- Und Entwicklungslehre von der vererbungsforschung starke Befruchtungen erfahren wird.
Rheumatismus   eine Volksseuche. Während man schon seit vielen Jahren erkannt hatte, daß dia Tuberkukoie und die Gcschlechtskronkheiien um ihrer Häufigkeit und um ihrer Folg« willen mit Recht di« BezeichnungVvlkzstuche" zu führe» haben, ist man erst in der letzten Zeit zu der Erkenntnis gelangt, daß auch der Rhrumatismus zu den verbreitetsten und gc- sährlichste'i Volkskronkheiten, also zu denVolksseuchen" gehört. Wie Professor W> n ck l e r, Bad Nenndorf  , jüngst>n einer medi- zinischen Fachzeitschrist mitteiU«, hat soeben eine internationale Ge- fellschaft zum Studium und zur Bekämpfung des Rheumatismus eine Flugschrift erscheinen lassen, die ungemein lehrreiche, aber auch erschreckend« Zahlen enthält. So werden in Schweden   mehr als 9 Prozent der Beoölte- rung durch rheumatische Leiden dauernd invalide. Zum Vergleich wird angeführt, daß die Lungentuberkulose nur 3,8 Prozent bleibende Invalid'tät hinterläßt. Es werden in Schweden   alljährlich an etwa 1509 Personen lebenslänglich« Renten wegen Rheumatismus  bewilligt. Während bei der Tuberkulose gewöhnlich die Rent« nur sür einige Jahre gezahlt werden muß, da innerhalb dieser Zeit diese Krankheit ausheilt oder zum Tod« führt, können die rheu- mat'schen Invaliden noch 2 bis 3 Jahrzehnte mit ihrer Krankheit am Leben bleiben demgemäß bedeutet die Vernachlässigung rheumatischer Leiden für den Staat einen außerordentlichen großen Schaden. In Dänemark   wurde festgestellt, daß 12 Prozent oller Krankheitsfälle der Männer auf Rheumatismus zurückzuführen sind. Die Krankenhäuser dieses kleinen Landes haben im Jahre 1923 über 3909 Rheumatiker ausgenommen, selbstverständlich ist das Nur ein Bruchteil der dänischen Rheumatismuskranken gewesen. In Oe st erreich hat Prosessor Wenckebach   nachgewiesen, daß über die Hälfte der Kriegsinvalidität im Gefolg« chronischer Rheumatis- mueerkrankungen entstand«» war. In Deutschland   hat Dr. Zimmer aus den Listen der tyü* gemeinen Oristrankenkasse der Stadt Berlin   berechnet, daß auf einen Tag Arbeitsverlust infolg« Tuberkulose   3,41 Tage Arbeits- Verlust durch Erkrankungen an Muskel- und Gelenkrheumatismus, Gicht  " usw. kamen, also das Dreieinhalbfache. Auf 24 099 Inoa- liditätsfälle durch rheumatische Erkrankungen der Bewegungsorgane entfielen noch Berichten der Landesversicherimgsanstalten 23 376 durch Tuberkulose aller Organe bedingt« JnvaliditSten- In England, dem klassischen Land des Rheumatismus  , stirbt jeder achte Mensch an Herzleiden, und davon ist ungesähr die Hälfte rheumatischen Ursprung». Das Bedauernswürdigste an dieser Krank- heit ist die Tatsache, daß zwei Drittel dieser Erkrankungen innerhalb der Zeit voin 5. bis 15. Lebensjahre austreten. England verliert demgemäß sährlich 12999 bis 15 999 Kinder in de» Schuljahren durch Herzleiden noch Gelenkrheiimotismu». Ein Sechstel der in- valid gewordenen englischen Arbeiter wsnen Opscr des Rheumatis­ mus  . Die Unkosten für Behandlung der rheumatisch erkrankten englischen Arbeiter belaufen sich auf zirka 49 Millionen Mark, ynd 3 Millionen Arbeitswochen gehen verloren. Fast die Hälfte der an akutem Gelenkrheumatismus Erkrankten wies ein Herzleiden «Nif. Nach Ansicht einer vom englischen Minister für Bolksgesund- heit eingelösten Kommission waren schadhast« Zähne und feuchte Wohnungen di« häusigste Ursach« der Erkrankungen. Zusammenfasiend kann man sogen, daß der Rheumatismus   in unseren Bre'ten häusiger und der Volkswohlsahrt weit gefährlicher ist als di« Tuberkulose  . Während für di« Tuberkulösen in Höhqn- turortcn und Lungenheilstätten gesorqj wird, geschiebt für die Rheu­matiker verhältnicmäßig wenig. Es wird die Aufgab« d«r maß- gebenden Sozialhygieniker sein, den Kampf gegen die Bolksseuche Rheumatismus   sobald als möglich mit allen Kräften aufzunehmen. Blausäure gegen de« hausschwamm. Dem Hausschwamm, diesem gefährlichsten Holzzerstörer, der sährlich Millionenwert« v«r- nicht, t, ist sehr schwer«izukomm«». Man muß entweder große Hitze von 69 Grad Celsius anwenden oder sämtliche befallenen Holz- teil« entsernen. Das ist schwierig und kostspielig und manchmal nicht durchführbar. Prof. Besson ist es nun. wie er in derUmschau" mitteilt, gelungen, den Hausschwomm samt Sporen durch Anwendung von Blausäure abzutöten, und damit ist endlich«in leicht venqend- bare» Mittel gegen dlese schlimme Hausplage gefunden.