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Die deutſchen Bergarbeiter 1926

Im Kampf um ihre Existenz.

Die Knappschaftsberufsgenossenschaft hat ihren Rechenschafts: bericht für das Jahr 1926 herausgegeben. Nach dem Bericht waren im Jahre 1926 insgesamt 1397 Betriebe gegen 1605 im Borjahre versichert. Die Zahl der versicherten Betriebe hat sich also um 208 Derringert.

Die Berminderung der Betriebe wird mit den vielen Stillegungen erflärt. Die höchste Zahl des Rückganges der Betriebe weist der Brauntohlenbergbau mit 60 auf; dann folgt der Erzgrubenbergbau und Metallhütten mit 56; bann folgten andere Mineralgewinnungen mit 40 und der Steinfohlenbergbau mit 37. In den 1397 Betrieben waren im Jahre 1926 insgesamt 748 590 Personen versichert. Die Zahl der versicherten Berfonen ist gegen 1925 um 63 936 3 urüdgegangen. Die Lohnſumme betrug im Berichtsjahr bei der Knappschaftsberufs­genoffenschaft 1566 811 707 M. oder durchschnittlich für eine Person

2093,02 m. gleich rund gerechnet

pro Arbeitsschicht 6,97 m.

Die Knappschaftsberufsgenossenschaft ist über das Reich in acht Seftionen gegliedert. Der durchschnittliche Jahresverdienst eines Bergmannes betrug im Berichtsjahr bei der Settion I( Bonn ): 2101,85 m. gleich pro Arbeitsschicht rund 7 M.; bei der Settion II ( Bochum ): 2294,76 m. gleich pro Arbeitsschicht 7,64; nel der Seftion III( Klausta): 1843,20 m. gleich pro Arbeitsschicht 6,14 M.; bei der Geftion IV( 5) alle a. b. G.): 1877,15 M. gleich pro Arbeitsschicht 6,25 M.; bei der Sektion V( Magdeburg ): 1642,16 m. gleich pro Arbeitsschicht 5,44 M.; bei der Seftion VI ( Beuthen D.- Schl.): 1647,07 m. gleich pro Arbeitsschicht 5,49 M.; bei der Seftion VII( 3 midaui. S.): 1985,81 m. gleich pro Ar­beitsschicht 6,61 M.; bei der Seftion VIII( München ): 1706,25 M. gleich pro Arbeitsschicht 5,68 M.

Das Kapitel Unfälle

"

bietet ein trauriges Bild. An größeren linglücken"( bisher namme man es Massenunfälle) fanden in Berichtsjahr drei durch lebertreiben der Förderförbe bei der Seil fahrt statt. 1. Am 27. Januar auf Zeche Königin Elisabeth", Schacht Hubert mit 26 Berlegten; 2. am 25. März auf Zeche ,, Oberhausen", Schacht I/ II mit 13 Toten und 30 Berlegten; 3. am 14. Juni auf Beche Langenbrahm", Schacht II mit 33 Ber legtc. Am 27. November fand auf Beche de Bendel" eine Schlagwettererplofion statt mit 9 Zoten und 11 Berlegten. Im Berichtsjahr ereigneten sich

10 371 entschädigungspflichtige Unfälle,

has find solche, die nach Ablauf der Wartezeit( 8 Bochen) bzw. nach Abschluß des Heilverfahrens, mindestens eine Erwerbsbehinderung von 10 Pro 3. hinterlassen, gegen 10 562 un Jahre 1925. lInfälle mit tötlichem Ausgang waren im Berichtsjahr 1470 gegen 1681 im Jahre 1925 zu verzeichnen. Die inneren Ursachen der ent hädigungspflichtigen Unfälle waren in 6971 Fällen 67,22 P103 die Gefährlichkeit des Betriebes; in 102 Fällen 0,98 Proz. die Mängel des Betriebes; in 329 Fällen 3,17 Proz. die Schuld der Mitarbeiter; in 2899 Fällen: 27,95 Broz. die Schuld der Berlegten und in 70 Fällen 0,68 Proz. durch Sonstiges. Auffällig muß es berühren, daß sich der Bericht über die Zahl der gemeldeten Unfälle ausschweigt! Abfolut hat sich die Zahl der entschädigten Unfälle um 201. die der tödlichen Unfälle um 211 perringert, indes in Brozenten gerechnet tommen auf 1000 perficherte Personen 13,85 ent­fchädigungspflichtige gegen 13,00 im Jahre 1925; das ist cine Steigerung un 0,85. in an

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An Unfallentschädigungen wurden im Berichtsjahre insgesamt 15 089 401,33 m. gegen 26 700 855,22 m. im Vorjahre gezahlt. Die Mehrausgabe im Berichtsjahre ist in wesentlichen durch die Aus­mirtung des 2. Gesetzes über Aenderungen in der Unfallversiche­rung vom 14. Juli 1925 bedingt. Recht erheblich sind die Verwal= tungstosten der acht Sektionen; sie betrugen ausschließlich der des Genossenschaftsvorstandes 1973 192,02 m. Dagegen wurden von den acht Seffionen für die Unfallverhütung nur 320 519,02 m. ausgegeben, das find pro Kopf und Jahr der Versicherten rund 43 Pf.

Bezüglich der

Unfallverhütung.

heißt es im Bericht:" Der Genossenschaftsvorstand ist erneut in eine eingehende Brüfung der Frage eingetreten, was feitens der Berufs­genoffenschaft über ihre bisherigen Maßnahmen hinaus in bezug auf die Unfallperhütung geschehen tönne, um auf eine Ber ringerung der Unfälle im Bergbau hinzumirten." Das Ergebnis dieser Prüfung soll allen Mitgliedern zugegangen sein, im Bericht ist indes nichts darüber enthalten. Es wird nur angedeutet, daß in dem Ergebnis hauptsächlich die Nowendigkeit einer Selbst. überwachung der Betriebe durch die Betriebsunternehmer erfolgen müsse, dies würde auch zur Hebung des Selbst verant. wortlichfeitsgefühls der Arbeiter beitragen." Wir befürchten, daß auch durch diese Maßnahme die Unfälle im Berg­bau nicht vermindert werden, denn auch fie foll doch nur ,, weiße Galbe" sein.

Ungeheure Opfer an Leben und Gesundheit haben die deutschen Bergarbeiter im Jahre 1926 im Kampfe um ihre Eristenz, im Ringen um das tägliche Brot, den Grubenfönigen als Tribut bringen müssen. 1057 Witwen, 1938 Kinder und 70 Ber­wandte aufsteigender Linie beklagen den Verlust ihres Ernährers. des Gatten und Baters. Gigantisch groß ist die Bergeudung von menschlicher Arbeitstraft und Menschenleben. Welche Bernichtung von Familienglück, welch furcht­bares Elend birgt sich hinter den falten Ziffern über die Ber­legten und Getöteten! Von 1886 bis 1926 zählt die Knappschafts­berufsgenossenschaft

357 579 Berlegte,

die entschädigungspflichtige Unfälle erlitten haben. Bon diesen waren 60 309 Todesfälle. Das sind wahre Sefatomben von Toten und Krüppeln!

Soll die Unfallverhütung nicht nur weiße Salbe" fein, sollen die Unfälle im Bergbau vermindert werden, und das fann geschehen, dann ist Borausseßung Bertürzung der Arbeits: zeit und menfchenwürdige Löhne. Es ist nachgerade ein Stan. dal, wenn die deutschen Bergarbeiter bei ihrer schweren Arbeit täglich 8 bis 12 Stunden fronen müssen und mit einem Schicht­Iohn von 5,44 m. bis 7,64 m. abgefpeift werden.

Schiedsspruch für die Silberwarenindustrie. Heute Urabstimmung.

In der überfüllten Bersammlung der Silberschmiede am Mitt­wochnachmittag im Dresdener Garten berichtete Genosse Hentschel Dom Metallarbeiternetband über das Ergebnis der Berhandlungen mit den Berliner Silberwarenfabrikanten vor dem Schlichtungsaus­Schuß. Da die Unternehmer mit allerlei faden Ausreden den direkten Berhandlungen mit der Organisation über den Abschluß sowohl eines Lohntarifs wie auch eines Mantelvertrags aus dem Wege gegangen waren, mußte der Schlichtungsausschuß zur Entscheidung angerufen werden. Nach längeren ergebnislosen Berhandlungen wurde schließlich ein Schiedsspruch gefällt, der die Schaffung eines Lohn- und Manteltarifvertrags auf folgender Grundlage vor­ficht: n und ma Die Arbeitszeit beträgt 46% Stunden in der Woche. Für Ueberarbeit, bie nur in ganz bringenden Fällen verlangt mer­

ben fann, soll ein 3uflag gezahlt mérben, und zwar für die erste Ueberstunde von 15 Broz. und für die zweite Ueberstunde von 25 Broz. Alle anderen Bestimmungen des Manteltarifvertrags sind im wesentlichen den Bestimmungen des Vertrags angepaßt, der bis zum 1. Januar 1925 bestanden hat. Der Manteltarif soll ab 1. Of­tober bis zum 31. September 1928 gelten.

wetteren Einnahmequellen verhelfen. Den Herren scheint ble unge. heure Arbeitslosigkeit weiter Bevölkerungsfreise und auch die Not der erwerbslosen Musiker noch gar nicht zum Bewußtsein gekommen zu sein, trotzdem es sich in dem vorliegenden Falle um Bäckermeister handelt, die in der dichtbevölkertsten Arbeitergegend Berlins wohnen und die ausschließlich von den Groschen der Ar­beiterklasse, zum großen Teil sogar von den Groschen der Arbeits­Lesen existieren.

Im Saalbau Friedrichshain ist eine Kapelle von organisierten Berufsmusikern von Fall zu Fall beschäftigt, deren Mitglieder ohne Erwerb waren, weil die Bäckermeister aus Lichtenberg für ihre Fest­lichkeit ausgerechnet eine Militärkapelle haben mußten. Bemerkt werden muß noch, daß sich der Kapellmeister des Orchesters bei dem Verein vergeblich um die Musikausführung beworben hat.

Das Lohnabfommen sieht für sämtliche männlichen Ar­beiter eine Lohnzulage von 6 Pf. pro Stunde und für die jugendlichen Arbeiter und Arbeiterinnen sowie für die Frauen Don 4 Pf. vor. Die bestehenden Akkorde sollen um 5 Proz. aufge­bessert werden. Das wichtigste an diesem Schiedsspruch ist, daß die Bulage auf alle bestehenden Löhne gezahlt werden soll und daß für alle Arbeiter und Arbeiterinnen feste Einstellungslöhne vorgesehen sind. Nach dem Schiedsspruch müßten alle Löhne min­destens bis auf die Höhe der Einstellungslöhne aufgebeffert werden, Sonnabend Konferenz der Bergarbeiterdelegierten. auch wenn in diesen Fällen eine höhere Bulage gezahlt werden betragen laut Schiedsspruch für gelernte Facharbeiter 1,03 M., für müßte als 6 bzw. 4 Pf. Die Mindesteinstellungslöhne angelernte Arbeiter 90 Pf., für Hilfsarbeiter 75 Pf., für Hand­poliererinnen 65 Pf., für gelernte Arbeiterinnen 60 Pf., für son stige Arbeiterinnen 55 Pf. und für jugendliche Arbeiter und Ar­beiterinnen von 14 bis 18 Jahren 30 bis 40 Pf. Ausgelernte follen bis zu einem halben Jahre nach beendeter Lehrzeit 30 Broz. und bis zu einem Jahre 25 Broz., bis zu Jahren 20 Proz. und bis zu zwei Jahren 10 Proz. weniger als der Bollarbeiter er­halten. Angelernte und Hilfsarbeiter von 18 bis 20 Jahren sollen 70 Broz. des tariflichen Mindestlohnes der betreffenden Gruppe erhalten.

Die Afford preise müssen so festgesezt sein, daß ein Ar­beiter mit durchschnittlicher Leistungsfähigkeit mindestens 15 Proz über dem Tariflohn verdienen kann. Das Lohnabkommen soll von der laufenden Lohnwoche ab bis zum 31. März 1928 gelten. Die Erklärungsfrist ist auf den 26. Oftober festgesetzt worden.

Die Versammlung erflärte sich nach furzer Zeit damit einver standen, daß über diesen Schiedsspruch heute alle in der Silber­warenbranche Beschäftigten in einer Ur abstimmung entscheiden sollen.

Die Lichtenberger Bäckermeister lieben Militärmusik. Uns wird geschrieben:

Halle, 19. Oktober. ( TU.) konferenz der Bergarbeiter nach Halle einberufen, die zu dem Ergeb­Die Zentralstreitleitung hat für Sonnabend eine Delegierten­nis der heutigen Verhandlungen im Reichsarbeitsministerium Stellung nehmen wird.

Lohnbewegung in der Köln- Beueler Textilindustrie. Köln , 20. Ottober.( WTB.)

In der rechtsrheinischen Köln - Beueler Textilindustrie ist von den Gewerkschaften dem Arbeitgeberverband die Kündigung des Lohnvertrages ab 1. November mit neuen Forderungen zu­gegangen. Neben einer Reihe grundsätzlicher Forderungen der weib­lichen Arbeiter wird eine wesentliche Steigerung der Löhne gefordert. Es tommen etwa 70 000 Arbeiter in Frage.

Beilegung des Kopenhagener Hafenarbeiterftreiks. Kopenhagen , 20. Oftober.( Mtb.)

Der Hafenarbeiterstreit in Kopenhagen ist gestern durch einen Bergleich vor dem Schiedsgericht beendet worden, nachdem die Streifenden die Gesezwidrigkeit ihrer Handlung eingeräumt haben. Die Arbeit wird morgen wieder aufgenommen. Entlassungen wer­den nicht vorgenommen.

Berantwortlich für Bolitik: Dr. Curt Geyer ; Wirtschaft: 6. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: Fr. Eglorn; Feuilleton Dr. John Schilowsti; Lolales: und Sonstiges: Friz Karstäbt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b S., Berlin . Drud: Borwärts.Buchbruceret und Berlagsanstalt Baul Ginger u Co, Berlin SW 68, Lindenstraße 8. Frische, junge, zarte]

Gänse 1.20 Schaufenster- Tapete!

Am Sonntag veranstaltete der Gesangverein der Lichtenberger Bädermeister eine Festlichkeit in den Räumen des Saalbau Friedrichshain, bei der die Musik von der Kapelle des III. Batl. Reichswehr Inf. Regts. 9 aus­geführt wurde. Die Herren Bädermeister aus Lichtenberg scheinen ihre Sym- Wegner. Berlin So Sächsische Tapeten- Industrie,

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