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Nr. 500 44.Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Aufstieg der Kinderfreundebewegung.

Ueber 1000 Arbeitsgruppen.

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Kinderrepublik.- Die Roten Falken.

Die Kinderfreundebewegung ist der jüngste Teil der Arbeiter-| bewegung in Deutschland . Sie besteht vier Jahre und hat sich in dieser Zeit erfreulich gut entwickelt. Am Sonntag, dem 16. Oftober 1927, fand die vierte Reichstonferenz der Kinderfreunde in Dresden statt, der am Vorabend eine Begrüßungsfeier voran­ging. Ueber hundert Delegierte und mehrere Gäste waren anwesend. Der Sprechchor der Dresdner Arbeiterjugend und der Arbeiter­fängerbund gaben diefer Feier mit ihren Gesang- und Sprech­darbietungen einen würdigen und ernsten Charakter. Begrüßungs­reden wurden vom Vorsitzenden der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde Deutschlands , Genossen Kurt Löwenstein , dem Bertreter der proletarischen Erziehungsinternationale und der öster­reichischen Kinderfreundeorganisation, Genossen Winter Wien , dem Bertreter der tschechoslowakischen Kinderfreundeorganisation, Genossen Schweizer Brünn, dem Landesvorsitzenden der sächsi­schen Kinderfreunde, Genossen Wedel , und vielen anderen Ver­tretern von Organisationen der sozialistischen Bewegung und Ver­tretern von Körperschaften gehalten. Dieser Begrüßungsfeier schloß fich ein Fadelzug an, den die Kinderfreunde zu Ehren der Gäste aus dem Reich veranstalteten. Am frühen Vormittag des Sonntags begann im Plenarsaal des Sächsischen Landtages die Reichskonferenz. Nach kurzen Begrüßungsworten des Vorsitzenden der Reichsarbeits­gemeinschaft der Kinderfreunde Deutschlands , Genossen Löwen stein Berlin, und des Vorsitzenden der Proletarischen Erziehungs­internationale, Genossen Winter Wien, wurde die Konferenz er­öffnet. Vertreter waren u. a. anwesend vom Parteivorstand der SPD. , vom ADGB. , vom Hauptvorstand der Arbeiterjugend, die Arbeiterwohlfahrt und der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen. Als erster Redner erstattet Genosse Wei­mann Berlin den Geschäftsbericht. Aus ihm geht hervor, daß im legten Geschäftsjahr die Bewegung einen starten Aufstieg genommen hat. Die Zahl der Ortsgruppen ist von 220 am Ende des letzten Geschäftsjahres auf 350 gestiegen. Diese 350 Ortsgruppen umfassen aber weit über 1000 Arbeitsgruppen. In den größeren Städten besteht eine Ortsgruppe aus 20 und mehr Arbeitsgruppen. Im vorigen Winterhalbjahr berichteten 52 Gruppen

über 5345 Beranstaltungen, die von insgesamt 220 459 Kindern besucht

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maren. Eine stattliche Zahl, wenn man bedenkt, daß es sich nur um einen Bruchteil der Gruppen handelt, die verläßlich berichtet haben. Die Zahl der Bezirksleitungen ist auf 14 gestiegen. Es ist zu erwarten, daß im kommenden Geschäftsjahr in allen Bezirken Deutschlands Bezirksleitungen gebildet werden, da bereits auch dort, wo noch keine Bezirksleitungen bestehen, Ortsgruppen vorhanden find. Der Kinderfreund" erscheint in einer Auflage von 300 000. Giner Reihe sozialdemokratischer Parteizeitungen liegt der Kinder freund als Kinderbeilage bei. Täglich nehmen Tausende von Kindern an den Veranstaltungen der Kinderfreunde teil. In drei Bezirken werden Mitteilungsblätter herausgegeben. Der Material­verkauf hat im letzten Jahr ebenfalls an Umfang zugenommen. Die finanziellen Schwierigkeiten sind in der Bewegung noch immer die größten. Die Eltern müssen mehr zur Beitragsleistung für die Rinder herangezogen werden, ebenso sollten Staat und Gemeinde mehr für die Kinderfreunde tun. Schwierig sind auch die Lokal verhältnisse. Es gibt kindergruppen, die fich fogar in Kellerräumen aufhalten müssen. Vielfach werden uns immer noch Schulräume verweigert. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Erziehung der Helfer gewidmet. Im letzten dreiviertel Jahr wurden 18 Helferkurse durchgeführt. Den Höhepunkt der Kinderfreundearbeit aber bildete die Kinderrepublik Seekamp

bei Kiel , in der über 2300 Kinder vier Wochen lang untergebracht maren.( Der Vorwärts" hatte seinerzeit über Seekamp wiederholt ausführlich berichtet. D. Red.) Diese Kinder haben ihre Berwaltungs­arbeit selbst durchgeführt. So wurde das Gemeinschafts- und Ber­antwortungsgefühl bei den Kindern ungeheuer gestärkt. Lichtbilder­ferien wurden hergestellt. Von der Kinderrepublik wurde auch ein

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3ement.

Roman von Fjodor Gladkow .

Schidkij schnitt mit den Falten seines Lächelns die Wangen entzwei, schrieb nicht, sondern zeichnete schiefe und frumme Striche auf das Papier. Und weil sein Gesicht ruhig und alltäglich wurde, erschien er plötzlich gealtert und ver­fallen.

,, Du wolltest, glaube ich, darüber sprechen, Luchawa." Luchawa sprang elastisch vom Fenster, ging an Gljeb vorbei und ging wieder zum Fenster.

Ich hatte eine ähnliche Idee wie Genoffe Tschumalow. Er hat sie besser formuliert als ich. Sein Vorschlag ist ohne Diskussion anzunehmen, und er muß zur Sigung der Wirt­schaftskonferenz eingeladen werden, um dort zu berichten." Schidkij warf den Bleistift auf den Tisch, er prallte vom Papier ab, sprang zu Gljeb und fiel vor seine Füße.

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,, Eine Utopie, Genosse Tschumalow. hör auf über das Werk zu schwazen: das Werk ist ein steinernes Grab. Nicht das Werk brauchen wir, wir brauchen Holz. Es gibt fein Wert mehr es ist nur mehr ein leerer Steinbruch. Für uns ist das Vergangenheit oder Zuufnft. Wollen wir nur über die Holzzustellung sprechen."

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Film angefertigt, der den Konferenzteilnehmern am Nachmittag das erftemal vorgeführt wurde. einzelnen Zentralen in Berlin ist eine recht gute. Seit dem Partei­tag in Köln ist das Interesse der Partei für die Kinderfreunde viel stärker geworden, so daß damit gerechnet werden kann, daß im tommenden Jahr die Bewegung weitere Fortschritte macht. Diesem Bericht folgte der Bericht des Genossen Kurt Löwen­ stein . Der Redner führte aus, daß die

Kinderfreundebewegung die erste pädagogische Bewegung der Arbeiterschaft

sei. Unsere Erziehungsarbeit ist eine grundsätzlich andere als die des Bürgertums. Wir müssen unsere Kinder fähig machen, die jetzige Gesellschaft umzugestalten. Die Differenzierung unserer Arbeit muß in den Kindergruppen durchgeführt werden. Diese Aufgaben müssen die Falfen- Gruppen erfüllen. Wer etwas fann, muß seine Leistungen in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Wir wollen auch keine früh­reifen Menschen. Die Falten- Gruppen müssen in Altersstufen ge= teilt werden. Die Zusammenarbeit der Roten Falken in der Kinder­freundebewegung und der zu gründenden Roten- Falken- Gruppen der Arbeiterjugendbewegung muß erzielt werden. Der Hauptvor­stand der Arbeiterjugend hat bereits in diesem Sinne seine Zusage gegeben. Die große Tat im letzten Jahre war das Zeltlager See­kamp. Der Zeltgedanke und die Kinderrepublik find Aufbauarbeit und Sozialismus. Die Kinderrepublik hat mehr an staatsbürger­licher Erziehung geleistet, als es je staatsbürgerlicher Unterricht ver­mag. Die differenzierte Arbeit in unserer Bewegung ist Aufbau­arbeit für die zukünftige Gesellschaft. Es folgt dann der Bericht der Singefommission, den Gen. Margen- Nürnberg erstattet. Es wird beschlossen, eine Anzahl ausgewählter Lieder für die Kinder­freunde in Form von Liederblättern herauszugeben.

republik Seetamp vorgeführt und mit großem Beifall aufgenommen. In der Mittagspause wurde dann der Film von der Kinder­Der Film ist über 1200 Meter lang und gibt ein anschauliches Bild von dem Leben in der Kinderrepublit. Er eignet sich vortrefflich als Agitationsmittel für die Kinderfreunde und steht allen Organisationen zur Verfügung. Den Verleih hat der Reichsausschuß für sozialistische Bildungsarbeit, Berlin SW. 68, Lindenstr. 3, übernommen. Danach sprach Genosse Weinberger Nürnberg über das Thema: ,, Eltern und Kinderfreunde". Der Referent führte aus, daß heute noch große Teile der Elternschaft, auch solche der Partei, der Kinderfreundebewegung ab= lehnend gegenüberstehen. Die Eltern müssen mit unseren Er­ziehungsidealen vertraut gemacht werden.

aus

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Der junge Helfer ist jetzt der Träger der Bewegung. Das ist ein erfreuliches Zeichen. Das Ziel unserer Erziehungsarbeit ist der aktive Mensch.

Sodann wurden eine Reihe von Anträgen angenommen, die fordern, daß Führeraussprachen veranstaltet werden sollen, eine Arbeitszeitung für die Helfer und eine Kinderzeitung herausgegeben werden soll usw. Ferner wurde eine Entschließung angenommen, die eine Erklärung des Genossen Schulze vom ADGB. begrüßt. In dieser Erklärung stellt Genosse Schulze mit Genugtuung fest, daß die Gewerkschaften schon bisher die Kinderfreunde­bewegung in manchen Orten finanziell unterstüt haben und spricht den Wunsch aus, daß dies noch mehr als bisher geschehen möge. Bei der Neuwahl des Vorstandes wird der bisherige Vorstand einstimmig wiedergewählt.

Unter Verschiedenes wurde eine Entschließung einstimmig an­genommen, wonach die Reichstonferenz der Kinder­freunde den tämpfenden Bergarbeitern in Mittel­ deutschland bei ihrem Kampfe tatkräftige Unterstützung verspricht. Nach einem kurzen Schlußwort des Genossen Löwen­stein, in dem dieser nochmals alle Anwesenden zum Kampfe gegen den reaktionären Reichsschulgesetentwurf auffordert, wurde die Konferenz mit dem Gesang der Internationale geschlossen.

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er das Werk bestiehlt und alles Mögliche zu sich verschleppt, es wird ja sowieso dem Teufel in den Rachen fallen. Ihr predigt ihm da alle möglichen schönen Dinge vor, aber was habt Ihr eigentlich getan, um es ihm einzuhämmern, daß er kein Hautschinder, sondern ein klassenbewußter Prole­tarier ist? So muß man die Frage stellen, liebe Genossen." Der Schmerz, der Gljeb mürgte, zu Hause und im Werke denselben Schmerz empfand er auch hier. Und er konnte nicht schweigen, und dieser Schmerz vergiftete sein gesundes Blut. Schidkij fuhr zusammen und riß seine Augen auf. ,, Du machst das Wert zu deinem Gözen, Genosse Tichu­malow. Wozu, zum Teufel, brauchen wir das Werf, wenn rundherum Banditentum und Hunger herrschen, und die Sowjetbehörden von Verrätern und Berschwörern wimmeln? Wer brauch jetzt euren 3ement, wozu alle eure Werkstätten? Zum Ausheben von Massengräbern? Ihr agitiert für die Befizergreifung der Produktion, und der Bauer drängt wie eine Tatarenhorde gegen die Stadt...."

Ich verstehe die Sache nicht schlechter als Sie, Genosse Schidkij, man kann nicht an die Arbeit unvorbereitet treten und sie auf nackten Menschen aufbauen. Zum Teufel mit euren Flohknackereien! Unsere Waffe ist der Aufbau und der Kampf für die Erneuerung der Wirtschaft. So muß man die Frage stellen. Sonst müßte man alles stehen und liegen lassen und sich der Wut der Bauern auf Gnade Ich weiß nicht, was Sie Utopie nennen, Genoffe Schidkij, und Ungnade ergeben.. wenn Sie nicht das erste Wort sagen werden, dann werden Tschibis erhob sich und ging zur Tür. Man fonnte seine es eben die Arbeiter tun. Was erzählen Sie da: das Werf Gedanken durch das staubige Netz auf seinem Gesichte nicht ist Bergangenheit und Zukunft. Wenn die Arbeiter erkennen. Vor der Tür blieb er stehen und sagte eintönig, immer wieder mit ihren Schädeln an das Werk stoßen jeden Satz betonend: ,, Unsere Abteilung zur besonderen Ber­dann ist eben das Werk da, und dann wartet es auf Arbeiter- wendung ist schlecht. Wenn man über das Werk spricht, hände. Was ist denn das eigentlich, Genoffen, macht Ihr warum nicht auch über den Alarmzustand, über die Nieder­Spaß? Wart Ihr im Werk? Habt Ihr die Dieselmotore haltung der Bourgeoisie? Schöne Worte, aber ich habe keine und Arbeiter gesehen? Das Wert ist eine ganze Stadt, und 3eit, mich bei ihnen aufzuhalten. Später vielleicht." Sie Maschinen stehen bereit, um losgelassen zu werden. Barum rauben denn die Arbeiter das Wert aus? Warum nagen denn Wind und Wetter am Beton und Eisen? Barum geht die Zerstörung weiter? Warum ist der Arbeiter gezwungen, sich mit Dummheiten zu befassen und auf all dem Reichtum zwed- und ziellos herumzusien? Er ist teine Glucke, der Arbeiter: soll er etwa auf Eiern siten und Rüchlein ausbrüten? Und hier fafelt Ihr, daß das Wert fein Wert sei, sondern ein verlassener Steinbruch. Er spudt auf euch und schreit dagegen mit allen Leibesträften. Was joll er denn sonst mit euch anfangen? Und er tut gut, wenn

Er öffnete die Tür und ging ohne sich umzuwenden fort. Schidkij schaute auf die Tür und lächelte mit verstehenden Augen.

"

Wollen wir uns nicht streiten, Genosse Tschumalom. Die Hauptsache ist nicht, das Wert in Gang zu bringen, sondern die Massen zu organisieren, so ist es!" Schidkij lachte mit den Nasenflügeln und drückte fest Gljebs Hand.

,, Dreffiere auch Schuf ein wenig, Genosse Tschumalom, sonst sieht er einer hungrigen Ratte ähnlich..

Gljeb nahm Schuf unter den Arm und ging mit ihm zur

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dasimps

Sonnabend, 22. Oktober 1927

Verhängnisvoller Autounfall.

Ein zweiter Räuber vom Ueberfall im ,, Klausner".

Einen doppelt verhängnisvollen Autounfall erlebten gestern drei Personen, ein Mann und zwei Frauen, in Schöne= bed a. Elbe. In den Vormittagsstunden kam dort ein Kraft­wurde, daß man ihn sofort in das Krankenhaus bringen und wagen zu Schaden, wobei der Mann so erheblich verletzt operieren mußte. Er hatte eine von der Schulter bis zur Brust herunterreichende Wunde davongetragen.

Die

Landjägerbeamte erkannten auf Grund der Ausschreibungen bes Berliner Polizeipräsidiums alsbald in dem Verunglückten den flüchtigen Maurer Peter Schlaeger, der vor einigen Tagen den verwegenen Raubüberfall im Restaurant Zum Klausner" verübte und dabei 1770 m. erbeutete. Der Bruder Peters, der frühere Koch Wilhelm Schlaeger, wurde, wie schon berichtet, in der Berliner Wohnung in der Wilhelmstraße festgenommen. Ermittlungen des Raubdezernats hatten ergeben, daß Beter Schlaeger am Belle- Alliance- Plaß eine Autodroschke bestiegen hatte und in der Richtung nach Potsdam davongefahren war. Da nicht anzunehmen war, daß der Flüchtige die Reise nach seiner Heimatstadt Köln a. Rhein ohne Unterbrechungen unternehmen würde, so wurden durch umfangreiche Fahndungsausschreibungen sämtliche Zwischenstationen und Landjägerposten benachrichtigt. Es ist nunmehr festgestellt, daß Schlaeger die Autofahrt zunächst bis nach Potsdam fortgesetzt hat und dort zwei Mädchen zum Mit­fahren einlud. Während der Weiterreise erlitt der Kraftwagen bei Schönebeck den erwähnten Unfall. Die beiden Begleiterinnen, die nicht verlegt waren, machten sich alsbald aus dem Staube. Da an einen Transport des verlegten Schlaeger in absehbarer Zeit nicht zu denken ist, so wird Kriminalkommissar Werneburg fich heute nach Schönebeck begeben, um den Mann, der als Polizei­gefangener im Krankenhause liegt, dort zu vernehmen. Fortgesetzt wird die Fahndung auf den dritten Mann Alfred". Wie schon mitgeteilt, sollte auch er festgenommen werden, doch hatte seine Mutter ihn kurz zuvor aus Berlin abgeholt, angeblich, um ihn nach der Heimat, Plauen , zurückzubringen. Auch seine Festnahme ist wohl nur noch eine Frage von wenigen Tagen.

Belohnung für Aufklärung von Ueberfällen.

Die Häufung von räuberischen Ueberfällen hat den Polizei­präsidenten veranlaßt, für die Aufklärung der beiden letzten Anschläge eine Belohnung von 1000 Mart auszusetzen. Sie ist be= stimmt für Angaben aus dem Publikum, die zur Er­mittlung der Urheber und Täter der beiden Ueberfälle führen. In der legten Zeit sind schon wiederholt für Unterstügungen bei der Aufklärung von Raubüberfällen namhafte Summen an Privatper­sonen ausgezahlt worden. Sie können demnach auch in anderen Fällen, sei es, daß es sich um tatsächlich ausgeführte Ueberfälle oder um fingierte, die leider häufig vorkommen, handelt, auf eine gute Be­lohmung rechnen. Der Ueberfall im Theater des Westens wurde verübt, während die Nachmittagsvorstellung noch im Gange die Kartenverfäuferin. Außer dieser war rein zufällig ein Herr an­war. Eine Kasse war geschlossen, an der anderen befand sich noch wesend, der in der Telephonzelle ein Gespräch mit einer auswärtigen Stelle führte. Dieser wurde durch den Ruf der Kassiererin ,, Was denn los sei!" aufmerksam und rief seinerseits in der Zelle, was es

gäbe. Da merkte der Räuber, daß die Berkäuferin doch nicht, wie

er erwartet hatte, allein war und ergriff sofort die Flucht. In beiden

Fällen ist bisher trok umfangreicher Nachforschungen noch keine Spur gefunden. Mitteilungen an das Raubdezernat im Zimmer 80 des Polizeipräsidiums. Der Ueberfall auf die drei alten Damen im Gertraudenstift in der Wartburgstraße, bei dem dem Räuber 15 Mark in die Hände fielen, konnte bis zur Stunde auch noch nicht geklärt werden. Der Räuber ist etwa 25-30 Jahre alt, 1,70 Meter groß und fräftig gebaut, hat einen dunklen, gestuzten Schnurrbart und trug einen Schlapphut und einen schwarzen Winterpaletot.

Ein Dachstuhlbrand kam gestern nachmittag im Vorderhaus des Grundstückes Blumenstraße 31 zum Ausbruch. Mehrere Löschzüge der Feuerwehr waren längere Zeit mit der Bekämpfung des Feuers, das auf seinen Herd beschränkt werden konnte, be= schäftigt. Der gesamte Verkehr mußte umgeleitet werden. Die Ent­stehungsursache des Feuers fonnte noch nicht ermittelt werden.

Tür, und Schul versuchte, Gljebs Rücken zu umfassen, und es gelang ihm nicht.

,, Lieber Genosse!... Gljeb... Ja, wir werden doch mit dir alle Berge in Bewegung bringen... alle Löcher stopfen....

"

Bon rückwärts ertönte Schidkijs Stimme: Genosse Tschumalow, es würde nicht schaden, wenn du Badjin, den Borsigenden des Erefutivfomitees, sprechen würdest. Und mit Luchawa zank dich nur fest. Ihr müßt hart aneinander­geraten, um Freunde zu werden." Vor der Tür preßte Luchawa Gljebs Ellbogen. In seinen Augen und Worten war Fieber.

Ich habe von Dascha über Sie gehört. Ihren Plan werden wir gemeinsam beraten und werden ihn zur Grund­aufgabe unserer Arbeit machen. Man muß handeln und nicht Worte machen. Die Zukunft ist im Hirn in den Muskeln wird sie zur Gegenwart." Sie sahen einander scharf, Aug in Aug, an, und Gljeb fühlte wieder, daß die Augen und Worte Luchawas ihn ans Herz gepackt hatten. Dascha... Luchawa.... Warum sollte Luchawa nicht ein Knötchen in dieser verwickelten Schlinge sein?

3. Die Frau mit den Locken. Gljeb trat zu Mjechowa. Unabsichtlich stieß er an den Tisch, der Tisch heulte wie eine Messingtrompete auf. Die Miechowa sah ihn streng, erstaunt, ihr Lachen zurückhaltend, an.

,, Mäßigen Sie Ihren Angriff, Genosse Tschumalow, das ist keine Kanone. Wir arbeiten hier in friedlicher Umgebung." ,, Berzeihung! Ich bin an einen Anlauf gewöhnt und hier ist ein Hühnerfäfig." ,, Gewöhnen Sie sich einen anderen Schritt an. Hier wird man Sie bald in ein Loch einsperren, Ihnen Sowjet­arbeit zuteilen, und Sie werden, wie alle, die langweilig schwere Arbeit eines Administrators verrichten. Sie werden rasch den Pulvergeruch und die Romantik der Kriegsaben­teuer und Heldentaten, vergessen. Sie werden verwelten und vertrocknen, Genosse. Ich glaube, Sie sind zum Sekretär der Wertzelle ernannt? Nun, wir werden sehen, wie Sie mit Ihrer Horde fertig werden. Euren Weibern kann man sich gar nicht nähern, sie sind alle von Schweine-, Ziegen­und Düngergeruch durchtränkt. In jedem Hause ist ein Lager und ein Laden von gestohlenen Sachen. In einem halben Jahr ist das Wert bis auf die Scherben ausgeraubt. Und so ein Wert!..." ( Fortsetzung folgt.)