Unterhaltung unö Ä�issen
Jürft Schwarzenberg& Co.
3n Prag wurde der Aürs«». Schwarzeuberg wegen Betrüge,, verübt gegen dle National Tash Negisler Tomp, verhaltet. Er gestand, mit süns Komplicen auch einen Einbruch bei der Gesellschasl geplant za habe«.
Mensch, stellst üu üir üoof an bei's Rauftletternl' gestatten Sie mal, üafür weiß ich- äh- um so bester, wie man herunterkommt!�
Der Geburtstag. Von Salamon Dembiher. Wi« immer, fiel sein Geburtstag auf einen frostigen, fchne«. bedeckten Wintertag. Er blieb im Bett liegen, die Bettdecke über den Kopf gezogen, in Gedanken versunken. „Ein ZZfähriger Mann," sprach er zu sich selbst,„liegt um halb zwölf in einem kalten, elenden Zimmerchen." 35 Sommer und Winter haben so manche Gefühle abgestumpft. Mit geringerer Be- galmng und weniger Lebenstenntnis hätte er wahrscheinlich noch Hofsnungen gehegt. Aber so... Nur eine große Leere, die er nicht einmal mehr als solche empfindet, ist Selbstverständlichkeit in ihm ge- worden... Und das Groteske dabei ist, das gerade sein Berus , sein armseliges, vcrschwärztes Stückchen Brot, Seele erfordert, sehr viel Seele sogar... Kann ein ernster Schriftsteller, der leidenschast- lich vergeblich das Geheimnis der Welt gesucht hat, der sich immer wieder und wieder empören muhte gegen so viel Stumpfsinn, Klein- geist und Heuchelei, der die Gemeinheiten dieses sinnlosen Lebens nur noch belachen konnte, schließlich gar nichts mehr um sich herum begriff, kann ein Schriststeller mit so ausgetrockneter Seele weiter- leben und arbeiten? Gewöhnlich versiegt das bißchen Gehirn dann auch! Ohne Herz und ohne Hirn, mit kalter, energieloser Gleich- gültigkeit, mit einem Paar erloschener Augen, schwachen Kinder- Händen und zerbrochenem, vom Rheumarisinus gequälten Körper, wird er eines Tages inmitten dieser Welt stehen, stammelnd:„Ja- wohl, jawohl, alles ist richtig, und wenn nicht, so ist es auch egal, ich bin bereit zu tanzen, auf den Telegraphenstangen- oder oben auf der Kirchturmspitze... es ist mir gleich... wie ihr, meine Herr- fchaften, befehlt!... Ihr, die ihr die Gesellschaft bildet, die ösfent- liche Meinung, die Welt und das Leben, ihr, die Träger der Moral, die Richter über Recht und Unrecht, die ihr züchtigt diejenigen, die das Gesetz übertreten, Repräsentanten der Menschheit, bitte, bitte, sagt mir, wo ich tanzen soll, ich bin bereit, gebt nur ein Stück Brot dafür, sonst verrecke ich... Es wäre zwar gar nicht schade... aber ich möchte es doch nicht... Warum eigentlich nicht?... Ja, das weiß ich selbst nicht, ebenso wenig wie ihr euch dessen bewußt seid, daß gerade ihr die Gesellschaft, die Hüter von Recht und Moral geworden seid, ausgerechnet ihr... Das heißt, vielleicht bin ich etwas betrunken.... das pasjiert mir manchmal, auch aus nüchternen Magen, jawohl, bitte sehr..." Plötzlich unterbrach ein hastiges Klopfen sein« Gedanken. Die Wirtip rief durch die Tür, es fei schon zwölf, falls«r nicht endlich aufstehe und herauskomme, könne sie heute nicht m«hr das Zimmer machen. Aber er beschwichtigte die Wirtin,«rzählte etwas von Kr-pfschmerzen, die ihn zwangen, noch länger zu liegen. Noch tiefer hatte er seinen Kopf unter di« Bettdecke vergraben und weiter dacht« er nach. Er«rinnerte sich, daß ihm jedes Jahr an seinem Geburtstag ähnliche Gedanken kamen, natürlich nicht so kraß wi« dieses Mal... daß beim Bilanzziehen feiner Vergangen- heil es immer wieder in ihm geschrien hatte:„Wo ist die Zeit? Was ist von ihr geblieben und was hat sie mir gebracht?" Gewiß, er war kein Spießer, aber ein Mensch, der ein Heim brauchte! Wo war dieses Heim? Ein Mensch, der ein Herz zu verschenken hotte! An wen?... Noch immer war bis jetzt irgendein ver. stecktes Winkelchen,«in Rest von Hoffnung in ihm gewesen, außer- dem hatte er sich stets wieder damit beruhigt:„Ich bin erst neun- undzwanzig, es ist noch Zeit: ich bin erst dreißig, es ist noch Zeit; ich bin erst einunddreißig, usw.... Und jedes Jahr hatte er einig« hundert Mädchen genossen, ihre frischen Wangen und schönen Körper bewundert, ihre Banalität, Dummheit und Leer«, ihren Leichtsinn... Kein« fand er, die teilnehmen konnte an den so ernsten und komischen Erlebnissen des Alltags... Nun fiel es ihm auch ein, daß er auf 3 Uhr in ein« Redak- tion bestellt war. wo er bereits seit vierzehn Tagen«in Manu- skript zu liegen hatte. Endlich sollte er die 40 bis 50 Mark erhalten. Beim Anziehen versuchte er mit aller Kraft, Herr über sein« Mißstimmung zu werden, und er faßte den Entschluß, das Geld abzuholen. Aber was dann? Sollte er wieder ein karges Mittag- brot für 00 Pfennig essen, sich wieder in den Straßen herum- treiben und auf die Vorübergehenden schauen? Die Mädchen mustern, eine von ihnen ansprechen, um dann in irgendeinem Kaffee zu enden, von wo er sich, wie stets, angeekelt, gebrochen und zermürbt fortschleppen würde? Zurück nach dem kalten, leeren, nicht sehr sauberen Zimmerchen, das er seit Monaten bewohnte, hoffnungslos, ohne jede Erwartung? » Gegen halb drei trat er aus dem Haus, wie immer in die lange, eintönige, stumpfsinnige Gaste, in der auch ein große» rotes Haus stand. Hier gingen täglich Schulkinder ein und aus. mit großem Lärm und Geschrei, und so«in bißchen Leben in die ewig« Einförmigkeit bringend. Gleich nach der Schule kam«in Laden neben dem anderen, ein Kolonialwarengeschäst und dann«in Schneidergeschäft, in besten Auslage einige alt« ausgebesserte Mäntel hingen. Di« Lädchen schauten so mutlos und traurig drein, aber viel schwerer und mutloser die geradestehenden, bewegungslosen Häuser. Stücke letzten Schnees lagen noch auf ihren Dächern, ab und zu tropfte da» zergangene Wasser hinunter Sie sahen unsag- bar hilflos und gleichgültig aus, und doch schien es ihm, als wollten sie ihm heute gratulieren und sagen:„Siehst du, ruch unser Leben ist nicht bester. Dem Wind, dem Regen und dem Schnee ausgesetzt stehen wir jahrelang auf ein- und demfelbeh Fleck... Still und gleichmäßig ist es um uns; denn wir kennen das Leben und die, die unser« Bewohner sind... Alle sind sie gleich arm, verhärmt und gleich dumm... Auch um dos Geschrei der armen Schulkinder kümmern wir uns nicht... das stich verhungerte, verschüchterte und schlecht erzogene Würmer, denen es beschert ist, in unseren Wänden ihr junges Dasein zu oerbringen. Oder sollten uns etwa alte Weib- lein interestieren. di« sich mühsam zum Bäcker um vier Schrippen schleppen? Vielleicht ein Mädel, da» die Rase an«in« Fenster- scheide drückt?... Was erwartet uns denn? Dir werden noch zehn, zwanzig oder vierzig Jahre hier stehen, bis man uns nieder. reißt, um an unserer Stelle schöner«, neue Schwestern auszu- bauen... Ja, fa. auch uns geht es nicht bester... man hat uns zusannnengemouert, hergestellt, und darum stehen wir hier." * Im Fortgehen beschloß er. noch Empfang des Honorars es nicht wie sonst aufzuheben, zu sparen und nur ein kümmerliches Mittag zu essen, sondern einmal tatsächlich alles auszugeben. Was war denn los, warum? Niemand machte ihm heut« ein Geburt»- tagsgeschent, so würde er sich einmal selbst etwas schenken. Einige Stunden später war er in einem Kaste« am Potsdamer Platz gelandet. Er saß am Fenster und blickt« auf die gegenüber.
liegende Untergrundbahn mit den vielen treppauf, treppab laufenden Menschen. Ein paar halberfrorene Mädchen warteten, hin und wieder ihre Armbanduhr befragend, aus ein Rendezvous, das offenbar nicht«ingehalten worden war... Konnte man sich denn in Berlin auf dies« Straßenbekanntschaften verlassen? Es wurde versprochen, ja geschworen, daß man auf die Minute erscheinen würde... ganz bestimmt... Dann aber traf man vielleicht ein andere», schöneres Mädchen und verweilt« mit ihr. Ihr armen, wartenden, enttäuschten Mädchen! Aber ihr werdet euch rächen; denn morgen wird auch zu euch ein anderer kommen und dann werdet ihr sagen:„Mein Herr, ich gebe nichts auf diese Art von Kennenlernen, die Berliner Männer sind zu unzuverlässig."— Und sie warteten noch, während ihr« Mitmensch-m vorüberhasteten und eine Zeitungsfrau unablässig die Abendblätter ausrief.— Was wäre, fragte sich der Beobachter, dem plötzlich ein närrischer Gedanke kam, wenn ich setzt hinausträte, mich zwischen die Straßen- bahnen stellte, den Weg oersperrt« und schrie:„Halt, meine Herr- schaften. einen Augenblick Pause... halt! Ich habe euch etwas Wichtiges mitzuteilen. In fünfzig Jahren werden, ebenso wie ihr, überhastet und gehetzt. Menschen zu diesem Bahnhof lausen, ihr aber. meine verehrten Herrschaften, werdet dann längst schon unter der Erde liegen, von den Würmern zerfressen... von euren eilenden Füßen wird kaum noch ein verfaulter Knochen übrig sein. Das- selbe ober werdet ihr erreichen, wenn ihr ein wenig langsamer geht, euch gegenseitig mit euren erloschenen Augen anschaut und tröstet... Bitte, nur noch eine Minute stillgestanden, ich will euch bei dieser Gelegenheit«in« Geschichte erzählen, eine etwas selstame Geschichte von dem stillen Königssohn Buddlpi... der Potsdamer Platz ist gerade geeignet dazu." Da» Kaffeehaus wurde zusehends voller, an seinen Tisch hatten sich Fremde gesetzt. Sein« Gedanken gingen und kamen. Er dacht« an kleine, längst vergangen« Episoden, die allerdings von irgend- einem Erleben entfernt waren, mit henen aber doch seine Jahre, Tage und Stunden dahingegangen waren. Und doch lohnte es sich nicht, länger als ein« Minute bei irgendeiner zu oerweilen... Wäre wenigstens unter ihnen eine kleine Erschütterung gewesen, etwas, das ihn auf einige Tage herausgerissen hätte aus seiner Eintönigkeit... Aber war denn ein Mensch, der so viele Seelen unverhüllt und nackt gesehen halte, überhaupt noch einer tiefen Er- regung fähig? Es wäre interestant, einmal das Herz zu messen, um zu erproben, wieviel Bestandteile von Gefühl nunmehr vor- handen waren... Das laute Gespräch seiner Tischnachbarn klang ihm schmerzlich und grell in die Ohren. Er stand auf und ging hinaus. Das laute Gedränge hatte etwas abgenommen, und das heisere Schreien der Zeitungsfrau war deutlicher zu vernehmen. Er musterte alle vorübergehenden Gesichter. Das Honorar lag noch un- berührt in feiner Tasche, er hatte sich doch heute etwas ganz Extra- oagantes leisten wollen... E» w»rd« später und später. Plötzlich sah er ein paar hübsche Beinchen davoneilen. Die Treppen des Untsrgrundbahnhofes hinab lief er ihnen nach, löste ein« Fahrkart« und stieg in dasselbe Abteil. Er gewahrte ein hübsche» Durchschnittsgesicht, in den Augen log etwas wie ein Versprechen. Aber die Seele dieses Menschenkindes waren die wundervoll gewachsenen Beine. Eine Weile fixierte er da» Mädchen, und zuerst traf ihn ein strenger, zurechtweisender Blick: aber als das nichts half, neigte sie den Kopf zur Seite und lächelte. In der Friedrichstraße stiegen sie zusammen aus und nahmen Fahrkarten nach Friedrichs Hagen. Anfang» wandte sie zwar«in:„Mein Herr, warum wollen Sie mtt nach Friedrichshagen ? Ich habe keine Zeit, da ich um 11 Uhr zu Hause sein muß." Schließlich gewährt« sie ihm noch eine halb«
Stunde und willigte ein, die Fahrt In seiner Gesellschaft zü ver- bringen. Er erfuhr, daß sie Trudchen heiße und mit ihrer Mutter, der Bater lebe nicht mehr, zwei Stuben bewohne. Täglich käme sie nach Berlin ins Bureau... Ja, gewiß, auch verliebt sei sie schon gewesen... aber«inen Freund wolle sie nicht. All« Männer hätten sie nur gern zur Freundin, doch das habe keinen Zweck, hei- raten wolle sie, jawohl. Den Männern aber sei nicht zu trauen, nein, niemals... Wäre es denn nicht schrecklich mit den heutigen Männern? Sowie sie jemanden kennenlerne, wolle er gleich da» Bewußte...„Jawohl, doch bei mir gibt's das Theater nicht!" sagte sie stolz und sicher. Als er dies altbekannte, banal« Liebchen hätte, bekam er Lust, in Karlshorst auszusteigen; denn er brauchte nicht mehr, um zu wissen, wie dieses Geschöpf inwendig aussähe. Aber erwartete ihn denn etwas Besseres?(Schluß folgt.) - wie sie in Wirklichkeit heißen. Von Hanns Marschall . Es ist bekannt, daß Schttftsteller und Dichter, Komponisten und oll« ausübenden Künstler sich einen anderen Namen beilegten, wenn sie mit ihren Werken oder selbst an die Oefsentlichkeit traten. So hieß Voltaire mit richtigem Namen Franqois Mari« Arouet. Der bekannte italienische Dichter Gabriele d'Annunzio , der in der letzten Zeit viri von sich reden machte, trägt als ttchtigen Namen Rapagnetta(zu deutsch : Rübchen). Der bekannte Berliner Schauspieler Sommer sdorf hieß schlicht Müller, und die be- kannten Berliner Theaterdirektoren Gebrüder R o t t e r sind Polizei- lich als di« Gebrüder Schai« gemeldet. Haben Sie auch einmal von einem Abraham als bahnbrechenden Leiter im deutschen Theater- leben gehött?— Nein, gewiß nicht! Und doch gab es einen solchen, nur nannte er sich B r a h m. Einer der erfolgreichsten Darsteller unseres heutigen Bühnenlebens ist Max Adalbert , der ttchtig M. A. Krampf heißt und sich bei der Wahl seines Künstlernomens auf seine Vornamen beschränkt hqt. Paul Morgan , der bekannte Kabarettist, stammt aus Wien , und sein Paß lautet auf Morgen- stern. Maria O r s k a heißt Bindermann mit dem richtigen Mädchen- namen, und die bekannte Tänzerin Grit H e g e s a trägt den ur- deutschen Namen Grete Schmidt, der schon öfter vorgekommen sein soll. Den gleichen wirklich unpersönlichen Namen hat übrigen» die bekannte Filmdiva Erna M o r e n a. Kennen Sie Hermin« Pfleger?— Auch nicht I Nun, aber von Mia May werden Si« schon einmal etwas gehött haben. Auch hier handelt es sich um«in und dieselbe Frau. Pola Negri , die vielgefeierte Künstlerin, hieß lange vor ihrer ersten Verheiratung schlicht Apollonia Chalupez, und Lya de P u t t i, die nach Amerika gegangen ist, wurde in der Schule mit dem«cht Berliner Namen„Amalie Jaicke" gerufen. Einen sehr großen Namen hat sich in der Tanzkunst auch Olga Pierk gemacht. Sie kennen sie sicher als— Olga D e s m o n d. Der bekannte Komiker Otto R e u t t er hat ein« Kürzung seines ttchtigen Namens Pfützen. reutter vorgenommen, als er zur Bühne ging. Lil D a g o v e r. die Si« sicher schon in vielen Filmen gesehen haben, dürfen Sie getrost ol» Daghoser aussprechen, denn diese Schreibweis« ist der durchaus richtig« Name, den sie trögt und den sie seit ihrer Verheiratung an- genommen Hot. Wenn Sie den Namen Jean M o r e a ü lasen, haben Sie oftmals gedacht, daß bei dem bekannten und beliebten Kabarett,- ften sicher eine sranzösisch« Abstammung vorliegt?— Weit gefehlt! Jean Morea» heißt in Wirklichkeit nur Johannes Moskowitz. Daß Rudolf Nelson eigentlich Rudolf Levysohn heißt, ist bekannt. Zum Schluß sei noch der Gattin Fttedrich Zelnlks gedacht. We Sie bestimmt als Lya Maro kennen und schätzen. Auch dieser Name ist angenommen, denn Lya M a r a he'ßi in Wirklichkeit Lissy Gerdowitsch. Sollten Sie nun aber einmal Lust verspüre», mit ihren Lieb- lingen von. Film und von der Bühne in Korrespondenz zu treten, schreiben Sic ihnen nur unter ihren KunstlernaiiKN. Ersten» wird es ihnen lieber sein, und zweitens haben sie schon fast all« ihr« richtigen Namen oergesienl