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Das Weimarer   Schulkompromis.

Eine Erklärung des Genoffen Heinrich Schulz.

In der gestrigen Sigung des Bildungsausschusses des Reichs­tags erklärte Abg. Heinrich Schulz( Soz), er fühle sich zu einer Darlegung von Tatsachen verpflichtet, weil er als Verhandlungs­führer der einzige gewesen sei, der an allen Beratungen bei der Schaffung des Weimarer Schultompromisses teil­genommen habe; die hauptbeteiligten Führer des Zentrums jeten inzwischen gestorben. Die Kernfrage sei: Ist die Simultan chule mit einer Vorzugsstellung bedacht worden? Soll sie nach dem Wortlaut der Verfassung und dem Billen ihrer Ur­heber die Regelschule sein? Die Deutschnationalen und die Deutsche Volkspartei   haben hier freie Auslegungsmöglichkeit, da sie am Bau der Verfassung positiv nicht mitgewirkt haben. Unver­ständlich ist aber die Haltung des Zentrums. Die Taffache der Vorzugsstellung der Simultanichule steht fest. Für die Haltung des Zentrums gibt es nur eine Erklärung: Das Weimarer Kom­promiß ist dem Zentrum unbequem. Es will herunter von der Weimarer Vereinbarung. Dazu müsse es fich aber die notwendige 3 weidrittelmehrheit verschaffen. Es ist zu bedauern, daß von den an den Beimarer Kompromißberatungen beteiligten Zentrumsabgeordneten fast alle gestorben sind. Die abfälligen Be­merfungen Dr. Schreibers über die mangelhafte Reduktion der Verfassungsbestimmungen muß ich zurüdweisen unter Berufung auf die Mitarbeit der Abgeordneten Gröber, Burlage und Size."

Die falsche Geheimdruckerei.

Zollinspektor Plaumann und seine Spitzel.

Der Fall des 3ollinspektors Plaumann beschäftigte heute das Erweiterte Schöffengericht Mitte. Mit Blaumann find angeklagt seine mehrfach vorbestraften Agenten, der Bankbeamte Johann Gilberstein aus Hamburg   und der Artist Aron Cohn aus Berlin  , die von den Rechtsanwälten Dr. Puppe, Dr. Beerwald und Dr. Rotter verteidigt werden. Blaumann wird des Betrugs in mehreren Fällen, vorwiegend zum Nachteil des Fistus, beschuldigt und außerdem in mehreren Fällen der Bestechung, da er mit seinen Agenten, jowohl den beiden Mitangeklagten als auch mit einem anderen Spizel bei der Auszahlung von Belohnungen gemeinsame Sache gemacht haben soll.

In einem Haufe der Linienstraße wurde die Geheimdruderei" eingerichtet. Cohn und Silberstein beschafften die Einrichtungen mit Hilfe eines schwarzen illi" und eifernen Harry". Es wurde der Stein und das Klischee in die Druckerei hingeschafft. In der Nacht vom 2. zum 3. Juli 1925 sollte die Aushebung" der Geheimdruckerei" erfolgen. Inzwischen hatten aber die Lieferan­ten der Maschinen Verdacht geschöpft und die Kriminalpolizei be­nachrichtigt. Als Plaumann mit seinen Zollbeamten zur Aus­hebung der Geheimdruckerei auf der Bildfläche erschien, fand er bereits die Kriminalpolizei an Ort und Stelle, die die beiden Spizel Blaumanns, Cohn und Silberstein, als die vermeintlichen Banderolenfälscher verhaftet hatte. Plaumann hat dann in seinen Berichten an die Behörde es so dar­gestellt, als ob seine Spizel die Geheimdruckerei, von der er der­fünstlich in Szene gesezt worden

war, entdeckt hätten. Er eine Belohnung von 12000 M. an. Die auffälligen Borgänge waren jedoch inzwischen nicht unbemerkt geblieben, so daß es zu der Um daher die entstandenen Auszahlung des Geldes nicht fam. Fehlbeträge auf andere Weise zu decken, soll Blaumann mit seinen Agenten nach der Anklage noch weitere recht zweifelhafte Mansper ähnlicher Art unternommen haben.

Den Hauptanklagepunkt bildet die Geschichte einer entbed­ten" Geheimdruckerei, die aber nach der vom Staatsanwalt­schaftsrat Berliner vertretenen Anklage und dem Geständnis der died, ben feton Gr forberte für sie vom Landesfinanzamt Mitangeklagten bestellte Arbeit gewesen sein soll. Dieser Anklage­fall hatte schon vor einem Jahre zur Verhandlung angestanden. 3wed's weiterer Ermittlungen erfolgte jedoch eine Bertagung, und inzwischen ist gegen Blaumann eine Nachtragsanflage wegen mehre rer weiterer Bestechungen erhoben worden. Zollinspektor Blau­mann gehörte der Zollfahndungsstelle des Grenzzollfommissariats an und hatte in der Hauptsache Banderolenfälschungen zu ermitteln. Er hatte seinen Agenten bereits Borschüsse auf die ihnen zustehenden Belohnungen und reichlich Bewegungsgelder aus­gezahlt. Auch hatte er entgegen den Vorschriften die ihm zur Ver­verwendet, sondern zu wirklichen Ankäufen verwenden laffen. Wahr­fcheinlich hatten seine Agenten sich dabei einen fleinen Neben­verdienst verschafft. Um nun die Fehlbeträge zu decken, soll Blau­mann mit Cohn und Silberstein zusammen den Plan ausgehedt haben, eine Schmarzdruderei einzurichten, und diese auszuheben.

Schulz schildert dann in allen Einzelheiten die Entstehung des Weimarer Kompromisses. Nach dem ersten Kompromiß zwischen Sozialdemokraten und Zentrum waren alle drei Schularten( evangelisch, fatholisch und weltlich) gleich berechtigt. Aber dieses Kompromiß wurde nicht rechts fräftig. Bei der Hinzuziehung der Demokraten wurde das erste Kompromiß geändert. Die Demokraten verlangten die Vorfügung gestellten Gelder nicht nur zum Borzeigen für Scheinankäufe zugsstellung für die Simultanſchute. Dieses Zugeständnis zu machen, fiel dem Zentrum außerordentlich schwer. Aber die Einigung erfolgte und es fann fein Zweifel darüber bestehen, daß die Wei­marer Berfassung bewußt und gewollt nach Wortlaut und Sinn die Simultanfchule als Regelschule erklärt. Ein Berschleiern dieser Selbstverständlichkeit ist nicht möglich. Im ersten Entwurf des Reichsschulgesetzes von 1921 steht an der Spike: Alle Bolfsschulen find Gemeinschaftsschulen." Dieser Fassung haben alle Länder, auch Bayern  , zugestimmt, obwohl in Bayern   damals schon der Umschwung eingetreten und ein Katholik Kultusminister war, während in der Reichsregierung feine Sozialdemokraten jaßen. In bezug auf die Kostenfrage stellte Schulz fest, daß bei der Beratung des Entwurfs von 1921 im Reichstagsausschuß Reichsfinanzminister Luther erklärte, er decke die Kosten nicht. An der unbefriedigen Beanwortung der Frage, was die Sache koste und wer sie bezahle, sei die Schulpolitik bisher gescheitert. Um die Behandlung der Kosten tomme der Aus= schuß deshalb nicht herum. Auch der Hinweis auf die Auswirkung der Kosten erst in zwei bis drei Jahren verfange nicht.

Der Handelsvertrags- Handel.

Die Reichsregierung bestreitet Verschleppungsabfichten. Zu unserer Besprechung der antlichen Mitteilung über die gestrige Kabinettssitzung beeilt sich die Reichsregierung zu versichern, daß es nur an der vorgerüdten Zeit gelegen habe, menn der Tages. ordnungspunkt der Handelsbeziehungen mit Bolen in der gestrigen Kabinettsfizung nicht erledigt worden sei; eine Verschleppung sei nicht beabsichtigt. Der Reichstanzler reise heute für meh­rere Tage ins Rheinland  , aber nach seiner Rückkehr in der tommenden Woche werde das Kabinett bestimmt zu einem Be­schluß in der deutsch  - polnischen Angelegenheit tommen.

Das Volk darf also weiter in Geduld warten, ob die Reichs=

regierung sich endlich froh drohender Haltung des Herrn Schiele da zu aufraffen wird, mit zweimonatiger Verspätung dem deutschen Gesandten in Warschau   den Auftrag zu tenden Vorverhandlungen zu erteilen!

vorberei

Der albanische Konsul in Wien  , Saratschi, erklärt, daß er

den Mörder Zena Begs nie gesehen habe. Ebenso unwahr sei, daß er mit der Absicht, in die Taschen Zena Begs Dokumente einzu schmuggeln, nach Brag gefahren wäre.

sehen. Phantastisch, graufig, trosilos und nachdenklich. Auch der Schiffsuntergang ist bei Holl von dramatischer Kraft. In der ge spenstischen Trollzene entsteht vor unseren Augen ein lebendiges und gespenstisches Märchen. Echte Märchenstimmung weht auch über den zarten Solveigbildern. Bei Holl wird der" Peer Gynt" zu einem hohen Lied der Liebe.

Als Peer Gynt war fein geringerer als Heinrich George  gewählt. Er bleibt im zweiten Teil des Spiels seiner Rolle nichts schuldig. Er mildert die Brutalität seines Egoismus mit der Sonne feines natürlichen Humors. Man glaubt ihm, daß die Fehlschläge des Lebens seinem phantastischen Temperament nichts anhaben fönnen. Er versöhnt in seiner Menschlichkeit mit den Schlacken des bösen Charakters. Beer Gynt ist kein Schauspieler, er ist ein Mensch. Und doch ist er fein Ibsenscher Peer Gynt. Ihm fehlt die Jugend, die Leichtigkeit, das Behende. der natürliche Uebermut für die ersten Afte des Spiels. Heinrich George   ist zu robust, ein teuchender. mit der Springlebendigkeit des Jugendstarten mühsam kämpfender Beer. Agnes Straub   steht hier einmal am richtigen Plan. Sie feift überzeugend über die Streiche ihres Jungen und ergreift, wenn sie fich nach ihrem fernen Sohne sehnt. Liselotte Denera ift eine Solveig von unendlicher Innigfeit. Sie bringt die zarte Märchen­stimmung in die Tragödie und läßt die verworrene Lebensphilosophie des Stücks vergessen. Ernst Degner.

Raubüberfall auf eine Rentnerin.

Der Täter verhaftet.

Ein frecher Raubüberfall wurde heute mittag gegen 12 Uhr auf die 66jährige Witwe und Rentnerin K., die in dem Hause Wolliner Straße 56 wohnt, verübt. Frau K. hatte sich von der Fürsorge ihre Rente abgeholt, die sie in einen Beutel steckte, den sie am Arm trug. als die alte Frau die Treppen des Hinterhauses zu ihrer Wohnung betreten hatte, trat ihr plöglich ein Mann entgegen und fragte nach einem Namen. Im nächsten Augenblick packte er die Ahnungslose am Halse und würgte fie. Dann entriß er ihr den Beutel und suchte zu entkommen. Die Frau konnte aber noch um Hilfe rufen, so daß Hausbewohner aufmerksam wurden, die im Verein mit Straßen: passanten die Berfolgung des Flüchtigen aufnahmen. Es entspann sich eine wilde Jagd durch die Straßen. Schließlich gelang es, den Täter zu stellen. Er wurde der Kriminalpolizei vorgeführt, die bei Schluß des Blattes noch mit seiner Bernehmung beschäftigt ist. Ueberfall auf einen Polizeibeamten.

An der Ede der Prinzen und Ritterstraße wurde in der vergangenen Nacht 2 Uhr anläßlich einer Zwangsgestellung ein Polizeibeamter von dem Schymied Karl Wt. aus der Hagelberger: Straße und noch anderen Personen angegriffen und wiederholt mishandelt. Einer der Angreifer, Karl B. aus der Waffertor straße, versuchte dem Beamten das Seitengewehr zu entreißen, während M. ihn am Halfe würgte. Hinzuto men­den anderen Beamten gelang es, den Bedrängten aus seiner gefähr lichen Lage zu befreien. Während sich M. feiner Festnahme zunächst durch die Flucht entzog, später aber in einem Lokal in der Stall: jchreiberstraße festgenommen werden konnte, gelang es, drei der An­greifer sofort dem Polizeirepier zuzuführen. Der angegriffene Be­amte hat mehrere Berlegungen am Kopf davongetragen und mußte fich in ärztliche Behandlung begeben. Auf der Hochzeitsreise bestohlen.

Eine arge Enttäuschung erlebte ein junges Boar auf der Hoch­zeitsreise mit einem netten Reisegenossen. Das Baar fuhr von Frankfurt   a. M. über Halle und Berlin   nach Ratiomiz. In Halle stieg zu ihm ein Mann zu, der sich als ein fehr unterhalt= amer Gesellschafter erwies. Kurz vor Berlin   befannte er, daß es ihm schlecht gehe, und daß er nicht einmal soviel besize, um etwas essent zu fönnen. Von tiefem Mitleid ergriffen, lud ihn das junge car ein, im Wartefaal auf dem Anhalter Bahnhofe gemein­sam mit ihm etwas zu genießert. Der Reisegefährte nahm dankbar an und ließ es sich gut schmeden. Das Baar, das von der Reise schon etwas ermüdet war und bis zur Weiterfahrt noch viel Zeit hatte, machte es sich möglichst bequem und nickte bald ein. Als es nach etwa 20 Minuten wieder erwachte, war der Gast verschwunden und mit ihm die Brieftasche des jungen Ehemannes, die 800 Mark enthielt, und ein Handkoffer mit Kleidungsstücken und Wäsche der Reisenden. Die Bestohlenen wandten sich alsbald an die Polizei, aber die Dieb war nicht mehr zu finden. Das Wohlfahrtsamt mußte die Mittel vor­strecken zur Beendigung der Reise nach Kattomiz. Leider haben sich die Bestohlenen den Mann trot längeren Beisammenseins gar nicht genauer angesehen; sie meinen nur, daß er etwa 30 bis 35 Jahre alt und 1,80 Meter groß sei.

Ein D- Zug- Dieb erwischt.

Ein D- Bug- Dieb, der auf ben hiejigen großen Bahnhöfen jein Unwesen trieb und schon lange vergeblich gesucht wurde, wurde end­lich gefaßt. Den Beamten der Eisenbahnüberwachungsabteilung fiel ein junger Mann auf, der sich bald hier, bald da auf einem Bahnhof umheririeb. Gestern sahen sie ihn, wieder auf dem Bahnhof Friedrichstraße  , auf dem wieder einmal ein wertvoller andtoffer aus dem D- 3ug gestohlen worden war. Als er den Bahnhof verließ, folgten fie ihm heimlich, nachdem sie

" Frische Milch." Der letzte Bericht des Londoner Nahrungs­mittelamtes enthält erbauliche Mitteilungen über die Milchproben, die das Amt durchgeführt hat. Der Retord ist einer Firma zuzu sprechen, in deren Erzeugnis überhaupt nicht das geringste enthalten war, was mit einer Stub zu tun hätte, es bestand vielmehr als pulverisierten Soyabohnen, Rohrzucker, chemisch gewonnenem Milch- früher schon seine Wohnung in der Bernburger Straße festgestellt zucker und einem pflanzlichen Del. Gegenüber solcher Kunst verjagt naturgemäß auch die vereinfachte Prüfungsmethode, die ein Spaß vogel dem Amt vorgeschlagen hat: in jede Milchprobe eine Forelle zu setzen, stirbt das Tier, so ist die Milch gut.

Nobelpreise für Mediziner. Das Lehrerkollegium des Caro­linsta- Instituts befchloß, dem Professor Johannes Fibiger   an der Universität Kopenhagen   als dem Entdecker des Spiroptera karcinoms den Nobelpreis in Physiologie und Medizin für das Jahr 1926 und dem Professor Julius Wagner von Jauregg   an der Universität Bien als dem Entdecker der Bedeutung der Malariaimpfung bei dementia paralytica den Nobelpreis in Physiologie und Medizin für das Jahr 1927 zu erteilen.

Worlefung. Balter Frand und Maria von Faber du faur leien auf der Zweiten Morgenfeier der Jugend des Verbandes deutscher Erzähler Sonntag, 12 Uhr, im Herrenhause aus neuen Dichtungen von Frit Walter Bischoff und Friedrich Griefe.

Verband Deutscher Erzähler. Jakob Schaffner   spricht auf der Morgen feier am 30., 12 Uhr, im Serrenbaufe einfübrende Worte über Fris Walter Bifchoff und Friedrich Briefe. Balter Frand und Maria von Faber du Faur leſen aus ihren Dichtungen. Georg Engel   spricht über: Die Not der Jugend innerhalb des gegenwärtigen Schrijitums.

Das Große Schauspielhaus veranstaltet in dieser Spielzeit eine Reihe von Schauspiel- und Klaſſiker- Vorstellungen an Wochentags und Sonn­tag- Nachmittagen. Buerit wird Wolfgang Goet Neidhardt von Gneisenau   mit Berner Krauß in der Titelrolle Sonnabend, 3 Uhr, aufgeführt.

hatten. Die Wohnung wurde durchsucht, und man fand den Inhaber gerade dcbei, den gestohlenen Koffer auf seinen Inhalt zu unter­suchen. Der Ertappte, ein 21 Jahre alter Baul Ludwig, besaß auch noch eine Brieftasche mit Papieren, die er bei einem Taschen­diebstahl auf dem Potsdamer Platz   erbeutet hatte. Das proletarische Lied.

Unter diesen Titel veranstaltete der Bildungsausschuß Groß­Berlin in Köpenick   in der Aula der Körnerschule, Lindenstraße, einen Bieberabend des ungarischen Koponisten Béla Reinig.

Béla Reinik ist Revolutionär aus innerster Ueberzeugung. Seine Kompofitionen der chinesischen Dichtungen von Li- tai- pe   und aus der uralten Gedichtjammlung, dem Schi- king"( nach den Ueber­feßungen von Klabund  ), sowie der revolutionären Dichtungen eines Clemens, Pottier, Dehmel, Luitpold, Mühsam, Klabund und Tiger tragen gerade wegen der teilweise leichten musikalischen Unterstrei chung außerordentlich zur Bolkstümlichkeit feiner Gefänge bei. Die Sängerin des Abends, Genoffin Olga Sajegg( Sopran), erreichte den Höhepunkt der Beranstaltung nit der Wiedergabe des von Béla Reinig vertonten erweghichen Gebidytes Die frante 2iele", fomie in bem Lied Mein Mann" Don Clement, einer Erinnerung aus den Meitagen der Pariser Kommune von 1871.

Genosse Friz Luhzer( Bariton) gewann in der prachtvollen Wiedergabe des Dehmelschen Wiegenlied für meinen Jungen" die Herzen aller Zuhörer. Alles in allem war der erste Béla­Reinig Abend in Berlin   eine großartig gelungene Veranstaltung. Es

Zu der Hauptverhandlung find etwa 30 3 eugen geladen, darunter der Präsident Patt von der Zollfahndungsstelle, der Abteilungspräsident bei dem Landesfinanzamt, Bochhammer, und der aus den Spritprozessen als Gutachter bekannte Zoll­inspektor Rahier. Als Sachverständiger ist von dem Vorsitzenden, Landgerichtsdirektor Keßner, der frühere Direktor der Zolifahndungs­stelle, Zollrat Siffer, zugezogen worden. Die schwierigen Ber­handlungen werden das Gericht voraussichtlich mehrere Tage in An­fprudy nehmen.

ist dringend zu wünschen, daß die Berliner   Bildungsorganisationen eine derartige fünstlerisch hochwertige Mufitkunft öfter zu Gehör bringen.

Das Opfer eines Straßenunfalles ist der Geheime Regierungsrat Otto Römer nann vom Reichspatentamt geworden. Römermann geriet am vergangenen Dienstag, als er eben das Ge­bäude des Amtes verlassen hatte, beim Ueberschreiten des Fahr= dam nes in der Gitschiner Straße unter die Räder eines Privatautos und wurde so schwer verletzt, daß er im Urban­Krantenhaus gestorben ist. Der Chauffeur des Wagens wurde er­mittelt und bestreitet jede Schuld. Zur vollständigen Klärung wäre es erwünscht, daß sich Zeugen des Borganges, der sich um 15 Uhr 20 Minuten nachmittags abspielte, besonders aber der Kutscher des Planwagens, der von dem Auto überholt wurde, unverzüglich beim 3. Kriminalbezirf des Polizeiamts Kreuzberg melden.

Wieviel Opfer der Mafalda"-Katastrophe.

68 oder 348 Ertrunkene?

Die Meldungen über die Zahl der Opfer bei dem Untergang der. Mafalda" gehen immer noch bedeutend auseinander und schwan­tent 3 wischen 68 und 348. Die südamerikanischen Nieder­laffungen der italienischen Dampfschiffahrtsgesellschaft beziffern die Jahl der Toten übereinstimmend mit 68, während die italienische Bot­schaft in Rio de Janeiro   in ihrem le fich wie folgt verteilen: an letzten Kommuniqué an die Presse

von 900 Geretteten spridit,

Bord des Dampfers Formoja" 353, an Bord des Dampfers Athena" 530, und an Bord des Dampfers Mojella" 22. Nach dieser Berechnung und der allgemeinen Annahme, daß sich an Bord der Majalda" 1256 Köpfe befanden, würde die Zahl der Opfer 348 be­fragen. Dabei ist jedoch unberücksichtigt, daß sich neben den für Rio de Janeiro   bestimmten drei Schiffen noch verschic­dene andere Dampfer an dem Rettungsmerk be­teiligten. Neben den bereits in Bahia gelandeten 22 Schiff­brüchigen hat der britische Dampfer Roseifi" einem Clondielegramm zufolge noch 27 Personen an Bord.

Der Bericht eines Ueberiebenden.

New Borf, 28. Ditaber.

Die Associated Preß  " berichtet weiter aus Bahia über die Ers zählungen von lleberlebenden der Mafalda". In dieser Darstellung heißt es: Es war am Abend des 25. Oktober. Wir hatten gute Fahrt. Die Deds waren van den Passagieren gefüllt, bie den tropischen Sonnenuntergang und die fühlen Brisen genießen wollten. Als die Dinerzeit herannahte, vernahm man plöglich aus dem Schiffsinnern ein rachen und das Rauschen einströmenden Waffers. Gleich darauf folgte eine furchtbare Explosion, welche die Salons and die Kabinen der 1. Klaffe zertrümmerte. Schmerzens­schreie echollen. Das Stöhnen der Verletzten und Sterbenden war furchtbar. Frauen beteten weinend vor einem Madonnenbild, andere rissen ihre einen Kinder an sich. Es brach eine Banif aus, und einige Baffagiere sprangen über Bord. Schließlich gelang es dem Kapitän Gugli, dessen heroische Haltung von allen gepriesen wird, die Passagiere zu beruhigen. Die Mafalda" schwann dann noch zweieinhalb Stunden und ging um 8,40 Uhr unter. Das elektrische Licht verfagte sofort nach der Explosion. Die Dunkelheit erhöhte den Schrecken der Passagiere. Als die Rettungsdampfer angekommen waren, richteten sie die Scheinwerfer auf das Wasser, so daß die Besatzung der Rettungsboote die um Hilfe rufenden Ertrinkenden fehen und bergen konnten. Ein Rettungsschiff machte unmittelbar neben der Mafalda" fest, um die llebernahme der Passagiere zu beschleunigen. Die Neigung der sinkenden Majalda" war aber um zu verhindern, daß das Rettungsschiff mit in die Tiefe gezogen bald so, daß die Haltetaue schnell durchschnitten werden mußten, würde. Der Kapitän wurde zuletzt auf der Kommandobrücke gesehen. Als die Mafalda" umschlug, rief er: Es lebe Italien  !

Nach einer anderen Meldung der Associated Preß  " aus Bahia neigen einige Baffagiere der Moselle  " dazu, die Führung der Mafalda" zu tritisieren. Sie behaupten, daß die den seien, und zwar erst, als die Mafalda" bereits in raschem Sinten Rettungsboote mit einer zweistündigen Berzögerung ausgesetzt wor begriffen war.

( Schluß des redaktionellen Teils.)

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