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den Abschluß des Waffenstillstandes um Jeben Preis an geraten hatte, statt dessen die Klammerbemerkung( Erzberger ) mie ein Schuß aus dem Hinterhalt, und folgerichtig wird in einem ähnlichen Machwert mit faum verhohlener Ge­nugtuung vermerkt, daß der aus Galizien stammende(!!) Eisner" durch die Kugel eines Leutnants seinen Tod gefunden habe.

Die Jugend, der solche Auffassungen in den Schädel getrichtert werden, braucht gar nicht erst zu vernehmen, daß das Beamtentum in der fonftitutionellen Monarchie am zuverlässigsten, in den großen Demokratien am forruptesten gewesen sei, oder daß die Sozialdemokratie, die auch die Attentäter gegen Wilhelm I. an die Rockschöße gehängt werden, auf einer rein materialistischen, höhere geistige Einflüsse ausschließenden Geschichtsauffassung" fuße, es genügt schon, was sie über den Weltkrieg zu hören bekommt, um fie in jene Stimmung namenloser Gehässig feit gegenüber der neuen Ordnung der Dinge" hinein­zutreiben, die nach Kawerau namentlich in der Provinz auf den höheren Schulen anzutreffen ist.

folgung der Sozialdemokratie zum Syftem gemacht hatte., Aber freilich Hugenbergs Leute haben eine neue Ent­dedung gemacht. Der Tag" schreibt nämlich über die Be­ziehungen zwischen Claß und dem ehemaligen Kaiser:

Der Alldeutsche Verband hat vor dem Kriege dem Raiser gegen­über sich scharf fritisch verhalten, aber jetzt anscheinend erkannt, wie über sich scharf fritisch verhalten, aber jetzt anscheinend erkannt, wie piel mehr nationalen Fortschritt mir dessen tieinem Finger verdanken als allen regierenden Köpfen" nach dem November.

Geleffchaft. Er weit auf bfe Forberungen bes Dexter Lehrervereins bin und lebnt nachbrüdlichst die Einführung der Befenntnisschule als Regelschule ab.

Das Schulgesetz entspricht der Verfaffung

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fagt Kender

Reichsminister des Innern v. Keudell erklärt: Der Reichsjustiz­minister billigt die Vorlage in jedem einzelnen Puntte. Er glaubt, daß sie vollständig der Verfassung entspreche. Allerdings laffen die Berfaffungsbestimmungen die Möglichkeit der Bieldeufig­feit zu. Infolgedessen habe auch die preußische Regierung wiederholt ihren Standpunft gewechselt. Auf jeden Fall find Auslegungen mög Das hat der nationale Schmod so schön gesagt, daß es lich. Wir wollen ein Gesez zustande bringen, das von keinem einem schwer fällt, vor Lachen noch antworten zu können. Lande und keinem Teil des Boltes als Bergewaltigung empfunden Der Hugenberg- Tag ist freilich nur dem Prinzip der byzanti- wird. Der Entwurf läßt mit Absicht die Frage offen, ob der nischen Verhimmelung treu geblieben, die im alten Staate Gemeinschaftsschule eine Vorzugsstellung einzu­Hauptberuf der Lokal- Anzeiger"-Presse war. Wir anderen räumen ist. Der Minister betont, für die Reichsregierung bestehe an der In der heutigen Sigung beanstandete der Vertreter Olden­freilich, wir denken an das, was die Männer der nächsten Berfaffungsmäßigteit des Entwurfs tein 3weifel. Umgebung des Kaisers über diesen peröffentlicht haben: Bismard im dritten Bande seiner Gedanken und Er- burgs einige Teile des Schulgefegentwurfes, stimmte diesem aber innerungen", der Feldmarschall Graf" Balderfee, der im ganzen zu. Nachdem die Abg. Bäumer( Dem.) den Aus­führungen des Ministers entgegengetreten ist, gab der Vertreter der Graf Hofmarschall von 3edlig- Trütschler, sein von Hoensbroech und all die anderen. Und bei dem Preußens eine längere Erklärung ab, die u. a. sagt, daß der Diese tägliche Unterminierung der Republik " gefassungsbestimmungen sei. Preußens Vorschläge trügen durch das Schulbuch ist schon zahlenmäßig eine weit bedent- fleinen Finger", da ist wohl eine Verwechslung mit der ge- vorliegende Schulgeseßentwurf eine Umgebung der Ber­durch das Schulbuch ist schon zahlenmäßig eine weit bedent- panzerten Faust" unterlaufen, die sich außenpolitisch so außer der Verfassung besser Rechnung, die Kosten würden bei ihrer Durch­lichere Erscheinung, als sich mancher träumen läßt, denn von ordentlich fegensreich ausgewirkt hat.- Am Schluß seines der Verfassung besser Rechnung, die Kosten würden bei ihrer Durch führung die denkbar niedrigsten sein. Genosse Löwenstein be­zehn Millionen Schülern in Deutschland entfallen nicht Artikels phantasiert dann der Verfasser: tonte dann nochmals mit Nachdruck: Die Auffassung der Sozialdemo weniger als 1 112 869 auf Mittelschulen und höhere Lehr fratie über den Inhalt der Gemeinschaftsschulen gehe dahin, daß der anstalten. Und es sind die Richter und Verwalter der Republik von übermorgen, die in dieser republikfeindlichen und antipazifistischen Gesinnung heranwachsen! Hier liegt mirklich eins der ernstesten Probleme für das Dasein unserer Staatsform. Auch die französische Republik stand nach 1870 auf schwachen Füßen. Erst Jules Ferrys Unterrichts­gefeßgebung, die, die Schulstuben rüdsichtslos auslüftend, Sorge trug, daß fortan republikanische Lehrer die Kinder zu Republikanern erzogen, gründete die Republik so fest, daß fie später allen Stürmen standhielt. Wollen wir nicht die

Folgerungen ziehen?

Tortur".

Was man bei Hugenberg darunter versteht.

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Im alten Deutschland hat man unter dem Sozialisten­gesetz Hunderte von Familienvätern ausgewiesen, von Frau und Kind geriffen, von Ort zu Ort gehegt. Das betrachtete der alte Staat als sein gutes Recht. Daß aber beim Vor­liegen höchst dunkler Diktaturpläne und daß solche Pläne von Claß und den Seinen im Jahre 1926 ausgeheckt wurden, steht außer 3meifel die Polizei Haussuchungen veranstaltet, das schreien die Anhänger jenes alten Staates als den Gipfel von Terror und Bedrückung aus! Man lese folgenden giftigen Ausfall des Hugenbergschen ,, Tag" gegen das repu blikanische Preußen:

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Und je mehr diese Leute, weil sie als Erbschleicher des gemeuchelten alten Staates sich noch ganz unsicher fühlen, zu rohen Gewaltmitteln greifen, um entweder verfaffungs. widrig auch allen Andersdenkenden ihre Formeln und Embleme aufzuzwingen oder die Andersdenkenden durch Polizei schitanen und gerichtliche Tortur unterzufriegen, desto mehr muß sich in der Welt die Ueberzeugung festsetzen, daß der neue Staat auf schwachen Füßen steht. Tortur

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Und wenn wir dant dieser gloriofen Führung unserer inneren Politit eines schönen Morgens wirklich wieder mit der Monarchie als Gottesgeschenk auf der Bettdecke aufwachten, dann würde fich niemand wundern.

Warum auch? Die Lataien für den Empfang Seiner Majestät sind zum mindesten schon zahlreich da. Und die find doch für den Bestand der Monarchie das wichtigste.

Die Verfassungswidrigkeit des Schulgesetes Sozialdemokratische Feststellungen.- Keudella Ausflüchte.

D

In der fortgesetzten Beratung des Reichsschulgesetes im Bildungsausschuß des Reichstags am Freitag führte Abg. Löwen­ftein( Soz.) aus:

Nicht nur mit dem Entwurf, sondern auch mit seiner Begrün­dung hat sich Herr v. Keudell außerhalb der Berfaffung gestellt. Er will eine driftliche Volksschule schaffen, also eine Schule, für die in der Verfassung teine Bestimmungen vorhanden sind. Die Befenntnisschule tann niemals die allgemeine Schule werden. Sie muß die Ueberzeugung anderer immer verlegen. Sie kann nicht tolerant sein.

Wir sind deshalb für die weltliche Schule, weil sie allein in der Lage ist, allen Ansprüchen der Toleranz gerecht zu werden. Die Weltlichkeit des öffentlichen Lebens, des Staates verlangt auch Die Weltlichkeit des öffentlichen Lebens, des Staates verlangt auch eine dementsprechende Schule. Eingehend setzt sich Löwenstein dann mit dem statistischen Material des Ministerialdirektors Kästner auseinander. Die Schulen in Breußen sind wohl formal bis zu 95 Broz Bekenntnisschulen, aber Bekenntnisschulen im Sinne der Berfassung und des Entwurfs sind heute kaum noch an das Bekenntnis gebunden. Wir sind gegen eine Gemeinschaftsschule, die chriftlich gebunden ist. Da der Religionsunterricht durch die Reli­gionsgesellschaften erteilt bzw. in seinem Charakter bestimmt wer­den soll, ist es unmöglich, ihn gefeßlich festzulegen

Ministerialdirektor Kästner verlangt die Lösung der Grund­

Unterricht alles enthalten soll, was alle Kinder wissen und können. müssen: das gemeinschaftliche Gut aller. Jede Bindung an

irgendeine Ronfession sei daher abzulehnen. Die welt­fiche Schule wolle eine objektive, allumfassende Betrachtung des ge sellschaftlichen Werdens und Lebens. Eine vollkommene Befreiung der Schule von allen im Gefehentwurf enthaltenen Bindungen sei deshalb das Streben der Partei.

Reichspolitik und Städte.

Material zur Frage der Vereinheitlichung des Reiches. Der deutsche Städtetag hat soeben ein Sonderheft seiner Ber­bandszeitschrift mit dem Titel Reichspolitik und Städte" der Deffentlichkeit übergeben. Wie erinnerlich, waren die Beratun gen des Städtetages auf seiner letzten Hauptversammlung in Magde burg beherrscht von der Frage, wie angesichts der wachsenden Finanz­not und der Einengung der kommunalen Selbstverwaltung durch die Gesezgebung des Reiches das Verhältnis zwischen Reich und Städten besser gestaltet werden kann. Dadurch wurde ganz von selbst das Problem des Einheitsstaates aufgeworfen, zu dem die meisten Ber­treter der deutschen Kommunalpolitik in z ustimmender Weise Stellung genommen haben. Auch in der Resolution, die vom Städte­tag mit großer Mehrheit angenommen wurde, kommt die Forderung nach einem engeren Verhältnis zwischen Gemeinden und Reich deutlich zum Ausdruck. In dem Sonderheft wurde nun das Protokoll der Magdeburger Tagung zusammengefaßt mit gutachtlichen Stimmen deutscher Hochschullehrer, die durchweg den vom Städtetag erhobenen Forderungen beipflichten und sie staatsrechtlich begründen. Eine Uebersicht über die wichtigsten in Zeitschriften und Zeitungen er schienenen Artikel über die in Magdeburg aufgeworfenen Fragen schließt das Heft und zeigt zugleich, welchen lebhaften Wider­hall die Stellungnahme der großen Kommunen in der ganzen Deffentlichkeit gefunden haben.

Anläßlich eines Empfanges, der am Freitag abend im Städte daß Kommunalpolitit, Wissenschaft und Presse für eine organische Berwaltungsreform zufammenwirten müßten. Oberbürgermeister Sharnagl- München legte an Hand eines Bergleichs zwischen den deutschen und amerikanischen Gemeinden dar, wie heute die deutschen Gemeinden weit mehr als die amerikanischne und weit mehr als vor dem Kriege darauf angewiesen sind, Aufgaben zu übernehmen, die in glücklicheren und reicheren Ländern von der Privatwirt schaft erfüllt werden. Insbesondere betonte er dabei, daß die deutschen Städte infolgedessen auf ausländische Anleihen angewiesen find, deren Aufnahme ihnen heute durch die Beratungsstelle bekannt lich sehr erschwert wird.

mie fein besaitet doch die Leute sind! Sie frage der Schulform des Artikels 146. Er warnt davor, die Lösung haus stattfand, betonte der Präsident des Städtetages, Dr. Mulert, selbst tragen zwar die Notverordnung des Oberlandes­gerichtsrats von der Pfordten in der Tasche, die in 25 Artikeln für den Fall des Staatsstreichs jedem Gegner den Tod durch Erschießung androht, wenn er auch nur sein staatliches| oder parlamentarisches Amt weiter für die rechtmäßige Re­gierung ausübt, aber eine Haussuchung in höflichsten Formen gegen sie selber, das ist Tortur! Wenn sie weiter dem neuen Staat Schwäche" vorwerfen, wie schwach mußte sich dann wohl der alte Staat vorkommen, der zwölf Jahre lang nicht ohne Sozialistengeset austommen fonnte und noch bis in seine letzte Zeit dauernde Polizeiver­

Gantillons Dirnentragödie.

Der Kritiker steht hier vor der traurigen Aufgabe, von einem literarischen Unglüdsfall zu berichten, dessen Entstehungsurfachen vorläufig in Dunkel gehüllt find. Die Kammerspiele holen fich eigens den berühmten Regisseur Gaston Baty aus Paris , um Simon Gantillons may a" einzustudieren, ein Schauspiel, das in der Seinestadt mehrere hundert Aufführungen erlebt hat. Maya" besteht aus einem Prolog, neun Bildern und einem Epilog und ge­bärdet sich überhaupt literarisch höchst anspruchsvoll. Die Bilder spielen im Bordellviertel einer Hafenstadt, wo natürlich allerhand Schauriges passiert. Den bürgerlichen Zeitgenossen überläuft schon ein falter Schauer, wenn man ihnen die für ein Bordellmädchen natürlich alltäglichen Ereignisse einer beruflichen Betätigung vor Augen führt. Bella, die für ein paar Franken Liebe verkauft, ist für den einen ein Stück Fleisch, für den anderen Geliebte, für einen Dritten das Laster schlechtweg, für andere Bertraute geheimster Ge­danken. Die Hure als Beichtvater. Der französische Autor verfucht, uns Berständnis für die Dirnentragit beizubringen. Schade nur, daß wir mit dem Problem besser fertig werden als er. Ausgerech­net jetzt paden die Kammerspiele diesen abgetafelten Stoff aus, wo wir von Reglementierung der Prostituierten nichts mehr wissen wollen. Für uns ist die Dirne faum noch ein soziales, sie ist ein hygienisches Problem. Schlimm ist auch die Rührseligkeit des Ganzen. Indem der Autor dem Stüd verworrene Symbole aufpfropft, glaubt er den Einzelfall ins allgemein Menschliche zu erheben. Die zeitlich gebundene Bella soll die zeitlose mythische Maya sein. Das ist noch schlimmer. Theatralit von vorgestern. Im übrigen lebt in den Bildern eine gruselige Romantit. Ein Schiffsheizer, der sich mit feinem schweren Beruf nicht abfinden kann, schenkt, der Dirne einen Diamanten, bevor er ins Wasser springt. Ein von den Furien der Hirnkrankheit besessener Inder explodiert in ekstatischem Aufschrei unter Harmonitabegleitung. Ludenpfiffe schrillen, Revolver fnallen, Polizeikommissare lauern. Eine Freudenstunde bei der Dirne als letzte Gnade für den zum Tode Verurteilten fehlt auch nicht. Sturz und gut, die Bilder sind die Phantasien eines Spießers über das Dirnenlos. Daran ändern auch nichts zwei dichterisch empfundene Szeren. In die legt Hans Rehmann wundervolle kindliche Menschlichkeit.

Für dieses Stück haben die Kammerspiele nicht nur die promi­nentesten Spieler verpflichtet. Sie haben auch das Ensemble der " Dorothea Angermann" geplündert. Ida Wüst , Blandine Ebin ger, Frieda Richard , Toni van End, Oskar Karlweiß, Theodor Loos , Friz Kampers, Jakob Tiedtke , Karl Ball­haus verleihen den papiernen Rollen pulfierendes Leben. Die

Hure spielt Else Edersberg mit müden Gesten und müder Stimme. Für ihre Rolle hat sie sich einen gezogenen Tonfall zu­gelegt, der ihre graziose Eigenart fast gana verdedt, Ermin Faber

von den Ländern vornehmen zu lassen. Man kann der Auf­fassung sein, daß man auf den Artikel 146 überhaupt nicht bauen tann, bann jolle man warten. Die Lehrer sind nicht wie Beamte, die Geseze auszuführen haben, sondern sie sind Lehrer persön lichteiten. Bei aller Notwendigkeit, den Elternwillen zu berüd­fichtigen, müsse er feststellen, daß die Fortschritte und Verbesserungen durchweg gegen den Elternwillen durchgefeßt werden. In den Sammelllaffen, also den weltlichen Schulen, sehe es darin die Eltern unter den schwierigsten Verhältnissen für und mit der der Schule und dem Lehrkörper arbeiten. Das verdiene alle An­erfennung. Abg. Bieffer( Soz.) behandelt die Bedeutung des Kindes in der

hat die aussichtslose Aufgabe, die in die Wolfen weisende Symbolit zu verförpern. Seine Leistung ist virtuos, streift aber hart am Lächerlichen vorbei. Das Publikum bewahrt diesem Schmarren gegenüber eine bewunderungswürdige ruhige Haltung. Ernst Degner.

, Für Gemüt und Geist."

Um es gleich zu sagen, es handelt sich um den von Friedrich Monatsschrift für Ge­Lienhard herausgegebenen Türmer", Monatsschrift für Ge müt und Geift". Die legte Nummer beginnt mit einem Auffaz ,, Die Stillen im Lande" vom Herausgeber selbst. Also die Stillen find eine Edelraffe großer Seelen", wandelnden Flammen ver­gleichbar", ein Sternhimmel, der durch Strahlung miteinander ver­bunden ist. Sie sind die echten Christen, gute und große Herzen, die mit ihrer weniger sichtbaren und doch spürbaren Flamme an der Wärmeverbreitung auf diesem Erdball mitwirken. Sie ver­treten das Gottesreich im Gegensatz zum Reiche des Satans; deren Mitglieder erhalten die entscheidenden Antriebe tiermenschlich von der Schlauheit( Eigennut), jene dagegen geistmenschlich von der lieben den Weisheit. Sie haben eine fosmische Aufgabe. Welche, werden wir gleich sehen.

Blättern wir nämlich weiter in dem Heft, so finden wir eine Zuschrift zu einer Rundfrage Wie steht's um unsere Jugend?" im Februarheft der Zeitschrift. Dazu schreibt ein junger Elfäffer u. a.: Das Blut bleibt mir vor Erregung in den Adern stehen, wenn ich lese, daß man so etwas( den Krieg) hat miterleben dürfen". Dürfen? Ein merkwürdiges Bild tritt mir dabei vor die Augen, wie ich's habe sehen dürfen auf den Craonner Höhen im Januar 1915, als Eingeweide und Gehirne unserer Kameraden, mit denen wir zuerst gescherzt und gelacht hatten, vor uns im Drahtverhau bau melten!" Sie nehmen nun wohl an, lieber Leser, daß der Edelmensch Frih, dieser echte" Christ, geistmenschlich seine Flamme spüren läßt und die Entrüftung des jungen Einsenders über das Reich des Satans teilt. Onein, diese Art von verzwickten Christen sind der Ansicht, daß die rein menschlichen Beziehungen eine Sache für sich Ansicht, daß die rein menschlichen Beziehungen eine Sache für sich find, die nationalen Ueberzeugungen nicht zu stören brauchen", und so bekommt der Einsender zu der obigen Erinnerung die Antwort: " Das ist ein Einzeleindrud, der in Ihrem Sehbild haftet, hat aber doch mit dem Ganzen dieses Heldenkampfes nichts zu tun." Und weiter: Man predige den Bazifismus den anderen! Wir haben diese

Predigt wahrlich nicht nötig."

Es ist wirklich schwer, sich in die Geistesverfassung derartiger Menschen hineinzudenken. Auf der einen Seite dieses geschwollene Bhrafenchristentum, und andererseits diese Brutalität und Stumpf­heit, die die große Schlächterei zu einem optischen Eindruck verkleinern will, der mit dem Ganzen nichts zu tun haben soll. Bestand denn nicht faft der ganze Heldenkampf" aus solchen Scheußlichkeiten, oder meint Herr Lienhard mit dem Ganzen, das damit nichts zu tun hat, die Welt der Kriegsgewinnler, Schieber oder Tintenfulis, die ihre Landsleute belogen und verdummten? Wie stellt er sich zu dem Bort von Grillparzer : Bon der Humanität durch die Nationalität zur Brutalität? Rein menschliche Beziehungen brauchen, die natio­nalen Ueberzeugungen nicht zu stören, sagt er den Einsender, der der Ansicht ist, daß die menschlichen Ziele eines jeden den nationalen vorangehen müssen, Leute mie Lienhard scheinen in der Tat nur

am Schreibtisch in Humanität zu machen, und es ist in Hinsicht auf die obige Antwort eine beabsichtigte Ironie, wenn er dem Einsender herablassend und- väterlich auf die Schulter flopft: Sehen Sie in ähnlicher Richtung Beseelung Deutschlands wirkt der Türmer seit langem!" Das merkt man! Sch.

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Schön fehn wir aus. Sie fönnte ebenso gut 35 andere Titel haben die neue Revue, mit der Henry Bender in das Theater in der Kommandantenstraße einzieht. Sie gehrt von seinen und unseren Erinnerungen an die klassische Zeit des Metropoltheaters. Victor Holländer erneuert seine alten Melodien( wozu Offenbach und Strauß fräftig beisteuern müssen), und S. Ehrlich gibt modernen Schmiß dazu. Henry Bender tommt als abgesetzter Jupiter( die olympische Revolte, frei nach Offenbach , gibt sehr gelungene Seitenhiebe an Wilhelm von Doorn) nach Berlin und erlebt nun, bald als Drofchtenkutscher a. D., bald als Schupomann, das neue Berlin mit feinem Modehausbetrieb, Fremdenbesuch und bringt dabei seine Reminiscenzen an das alte Berlin an. Ergöglich ist besonders die Szene, in der er mit seinem Apfelschimmel auftritt. Daneben gibt es natürlich ein tolles Durch­einander von Tänzen, Couplets, Girls. Samt und Seide wird auch( mit deutlicher Reklame für ein Seidenhaus) ausgebreitet. Aber statt Ausstattungsrevue dominiert sonst die Einzelleistung. Man notiert: Ernst Berebes als fabelhaften Tanzmenschen, Louis Kaliger als wirklichen Komifer, die entzückende kleine Chansonette Clairy, Annemarie Hase als echtberlinische Kino­jöhre, Werner Gille, Else Reval und die schöne Antje van Laer. man war guter Laune und konnte, noch nicht zu Tode ermüdet, rechtzeitig nach Hause gehen. Also eine kurzweilige Revue.

r.

Eine Expedition in 500 Fuß Meerestiefe. Der New Yorker G. M. Williamson, der bereits den Film ,, 20 000 Meilen unter der See" hergestellt hat, beabsichtigt mit zwei anderen Gelehrten eine Expedition zu unternehmen, um das Leben der Tiefsee 500 Fuß unter der Oberfläche des Stillen Ozeans zu studieren. Er will seine Beobachtungen in einem stählernen, kugelförmigen Raum anstellen, der mit Fenstern aus schwerem Glas ausgerüstet ist. Zahlreiche Ab­stiege in die Tiefe sollen an den verschiedensten Stellen vorgenommen werden. Ein besonders gebauter Schoner wird mit den Gelehrten bemnächst von San Francisco nach der Westküste von Mexiko ab­fahren, wo die ersten Beobachtungen gemacht werden sollen.

Erffaufführungen der Woche. Dienstag: 26. am Kurfürstendamm : Die Hofe". Th. i. d. Klosterstraße: Was Ihr wollt"!- Wallner- Th: Die Kinder".

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Der Berliner Sängerchor Mitgl. d. D. A. S. B. veranstaltet am Montag, dem 81. Dft., abends 8 Uhr, im Saalbau Friedrichsbain ein Stonzert, be titelt: Fremdländische Bolksweisen", italienische und russische Volkslieder für Soli Chor und Orchester. Mitwirkende: Das gesamte Berliner Sinfonies Orchester( 60 Künstler), Carl Söfen Staatsoper( Tenor), Bruno E. Mitglied des Vereins( Bariton), Walter( Rezitationen), Erhard Meinert Freie Mandolinisten- Bereinigung Neukölln 1908. Leitung: Kapellm. Philipp Heid. Eintrittskarten M. 1.50 inkl. Tertbuch an der Abendkasse.

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Das Kommando der Schuhpolizei veranstaltet mit seinem Sinfonie Orchester, unter Zeitung von Camillo Hildebrandt am 2 Nov., 20 Ubr im großen Saal der Staatlichen Hochschule für Musil, Charlottenburg . Fasanenstr. 1, fein zweites diesjähriges Sinjonie Ronzert Karten sind bei Bote n. Bod und. Bertheim erhältlich.

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