allen Kräften loyal auch unter Opfern zu erfüllen". Es ist erfreulich, das zu hören, da es die deutschnationale Agitation gegen den Dawes-Plan als demagogisch enthüllt. Aber es muß auch in der praktischen Politik nach diesem Grundsatz gehandelt werden. Der Optimismus von Dr. Köhler wird durch den des Reichswirtschaftsministers Dr. C u r t i u s noch übertroffen. Er glaubt, daß die innere K a u f t r a f t sich auch in der nächsten Zeit noch steigern wiird und er trat nachdrücklchst dafür ein, daß wir die ausländische Kapitalzufuhr erleichtern. Im Gegensatz zu maßgebenden Führern der deutschen In- dustrie hält er die Auslandsverschuldung der Privat- Wirtschaft weder für groß noch bedenklich. Sie betrage etwa zwei Milliarden und sei gegenüber dem Eigen- vermögen der deutschen Industrie in chöhc von 34.2 Mil- lfarden verhältnismäßig sehr gering. Auch die öffentliche Verschuldung sei nicht übermäßig groß und vollkommen durch die Steuerkraft der deutschen Bevölkerung gedeckt. Curtius sprach sich deshalb für die Aufnahme weiterer Auslandsanleihen für produktive Zwecke aus und beseitigte damit ein Bedenken gegenüber der Wirtschafts- Politik der Reichsregierung. Weniger befriedigend waren die Darlegungen von Dr. Curtius über die Preisentwicklung, die er nicht für übersteigert hält. Ueber die Zoll- und Kartellpolitik sowie über die Lohnpolitik schwieg er sich vollkommen aus. Das aber ist bedenklich. So wichtig es auch ist, daß durch eine gute Konjunktur die Masse des deutschen Volkes Arbeit und Einkommen hat, so wenig darf man die Sorge um ein ausreichendes Einkommen hintanstellen. Trotz aller Lohnerhöhungen der letzten Zeit aber bleibt die Tatsache bestehen, daß die reale Kaufkraft nur wenig g e st i e g e n ist und die Masse des Volkes nach wie vor unter unzulänglichen Extstenzverhältnissen lebt. Die dauernde Blüte der deutschen Wirtschaft setzt eine wirksame Steigerung der Lebenshaltung des gesamten Volkes voraus. Die Darlegungen des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht suchten mit großer Geschicklichkeit den Gegensatz zu vertuschen, der zwischen ihm und dem Reichswirtschafts- minister bisher bestanden hgt, insbesondere bezüglich der Frage der Auslandsanleihen. Herr Dr. Schacht beherrscht die Kunst, Worte immer mehr zum Verbergen als zur Kkar- legung sener Gedanken zu benutzen. Daher sehen wir trotz alledem keine Sicherheit, daß die einseitige Benachteiligung von produktiven Anleihen der öffentlichen Körperschaften, insbesondere der Gemeinden, aufgegeben wird. Vor allem ober ist in der ganzen Debatte kein Wort über die F i n a n- zierung des WohnungsbausdurchAuslands- a n l e i h e n gesagt worden. Von der Förderung des Woh- nungsbaus aber hängt die Aufrechterhaltung der gegen- wärtigen Konjunktur in hohem Matze ab. Ohne Auslands- geld muß der Wohnungsbau aber eingeschränkt werden und zu den Gefahren für die Konjunktur treten dann die sozialen Gefahren, die mit der Aufrechterhaltung des heutigen Woh- nungselends verbunden sind. Es wäre unverantwortlich, wenn man solche Gefahren nur aus einer gemeindefetndlichen Auffassung heraus be- schwören würde. Daß diese Feindlichkeit vorhanden ist, daran kann man nicht zweifeln. Herr Dr. Schacht hat nach dem Finanzkontrolleur gegenüber den Selbstoerwal- tungskürperschaften gerufen. Und wenn gleichzeitig vom Hanfabund derselbe Ruf ausgestoßen wird, so darf man darin mehr als ein Symptom erblicken. Es drohen ernste Gefahren. Daher begrüßen wir es, daß Herr Dr. K ö h- l e r sich gegen„faschistische" Finanzmethoden gewandt hat, da auch mit demokratischen Methoden eine gesunde Finanz- poltik zu erreichen sein. Wir sind der gleichen Meinung und werden alles bekämpfen, was das Budgetrecht der parlamen- tarischen Körperschaften einzuschränken versucht. Dieser unterirdische Kampf gegen die Auswirkungen des
Napoleon an seine lieben Serliner Von Hermann Hieber. Diesmal war Er nicht wie Anno 1806 zu Pferde gekommen und an der Spitze wilder Krieger, sondern aus der Luft. Nur die Berliner scheinen sich gleich geblieben zu sein. Hatten sie Ihn damals unterwürfig empfangen, so kannte ihre Begeisterung diesmal bei der Wiederkunft— es gibt doch wohl so etwas wie Seelen- Wanderung?— überhaupt keine Grenzen mehr. Und— o schöner Tag!— seinen bewunderten Fridericus konnte er diesmal nicht nur in» Sarge besuchen, sondern lebendig und höchst„gebührlich". Diese Monarchenbegegnung soll geradezu erschütternd gewesen sein. Ein kleiner Lichtblick für alle, die die herrlichen alten Zeiten nicht ver- schmerzen können, in denen die Domelas noch legitim waren. Die Worte, mit denen der Erhabene sich von seinen Berlinern verabschiedet hat, dürfen der Nachwell nicht verloren gehen. Die „Ufa", an deren Vertreter sie gerichtet waren, hat sie in ihrem „Pressedienst" sestgehallen. „Die Premiere eines Films, eines französischen Films," so begann Er,„ist ein grußes Ereignis." Zweifellos— ansonsten hätte sich Gustav Stresemann , dessen Zeit so ungeheuer kostbor ist, nicht dazu eingefunden. „Kurz hinter Hannooer war ich eingeschlasen." Das soll selbst Göttern zuweilen passieren.„Ein Lärm weckte Mich. War es ein Traum, ein ganz wunderbarer Traum, der begann?" Ms wennste träumst!„1000 Meter unter uns breitete sich eine Riesenstadt aus. Ich erkannte die Spree, die ich aus den Liedern unserer Dichter kannte." Es gibt bekanntlich keinen französischen Lyriker, der nicht begeisterte Lobgesänge auf diese Spree angestimmt hätte.„Berlin . ungeheuer groß, herrlich und großartig!" Da habt ihrs nu;„Berlin sehen und sterben! Ich kam, sah und siegte:„Trog der hereinbrechenden Nacht... begriff Ich, daß die Sympathie einer ganzen Stadt mir entgegenkam. Nicht zu mir. Albert Dieudonn«. sondern zu dem Franzosen, der ich bin, und der in Ihren Kinos unseren größten Nationalhelden verkörpern sollte: Napoleon ." Die„Deutsche Zeitung" wird sich freuen, wenn sie das mll der„Sympathie für den französischen Nationalhelden" liest. Das eröffnet Perspektiven: jedes Bolk wird uns im Film seinen„Nationalhelden" vorreiten, von den Eskimos bis zu den Botokudcn! Und für jeden werden wir dieselbe„Sym- pathie" aufbringen wie für den französischen, ja für unseren könig - lich preußischen, den Alten Fritzen— nämlich gar keine! Welche Folgerungen zieht denn nun unser Filmnapoleon aus der angeblichen deutschen„Sympathie" für Nationalhelden?„Ich will es den Skeptikern sagen, und Ungläubigen, die es als ihre Profession betrachten oder Interesse daran haben, uns zu t r e n n e n, Ich sage Ihnen, daß"— jetzt wird er's ihnen aber geben, den All- deutschen, den Boches—„daß während 2 Stunden 20 Minuten 2000 Deutsche ihre» Beifall einem Film, her Rappleons Schicksal
allgemeinen und gleichen Wahlrechts findet in der Sozialdemo- kratie den entschlossensten Widerstand. Von den Kommuni st en wird die Haltung der Sozialdemokraten im Haushaltsausschuß des Reichstages als eine..Solidarisierung mit der Wirtschaftspolitik des Bürger- blocks" bezeichnet. Oh, diese kleinen Geister! In Wirklichkeit hat die Sozialdemokratie mit ihrer ganzen Kraft eine künst- liche Erschütterung der Konjunktur bekämpft. Und das ist an dieser Stelle das Entscheidende. Eine günstige Konjunktur verschafft nicht nur Millionen Menschen Beschäftigung, sie stärkt gleichzeitig ihre Kraft in dem sozialen Kampf der Klassen. Dieser Kampf aber, daß sollten doch auch jetzt end- lich Kommunisten begriffen haben, wird nicht allein im Parla- ment ausgefochten. Bei den Kämpfen draußen aber ist eine günstige Konjunktur nicht nur ein guter Bundesgenosse, sondern die Voraussetzung für erfolgreiche Kämpfe um Erhöhung des Lohnes und Ber- kürzung der Arbeitszeit.
Preußen und die ffohenzollern. Sic wollen nur schlucken, nicht zahlen.— Ein neuer Konflikt. Wie der„Demokratische Zeitungsdienst" erfährt, haben sich zwischen dem preußischen Staat und dem ehemaligen Königshaus bei der Abwicklung des Auseinandersetzungs- Vertrages Differenzen ergeben, die wahrscheinlich nur schiebzgericht- lich gelöst werden können, nachdem schriftliche Verhandlungen nicht zu einem Ergebnis geführt haben. Im Jahre 1918 wurde das zum preußischen Kronfideikommiß gehörige Vermögen mit Beschlag belegt und die Verwaltung dem preußischen Finanzmini st erium übertragen. Zu den Kosten der Berwaltung gehörten einmal die Steuern, die an das Reich abgeführt wurden. Ferner wurden bekanntlich laufende Zuschüsse für den Unterhalt des Königshauses ob- geführt, die sich auf 1 650 000 M. belaufen haben. Dazu kamen noch einmalig« Zuschüsse aus besonder« Aufforderung von rund 43 000 M. Mehrfach sah sich die Hoskammer, um«in Defizit in ihrem Haushalt zu decken, genötigt, Kredit« auszunehmen, die das Hofkammergut mit 750 000 M. belasteten. Bon dem der Generalstabsoerwaltung Überwieseiren Gesamtbetrage von 1 650 000 Mark wurden mithin nur 900 000 M. durch reale Einkünfte der Hofoerwaltung gedeckt. Dem Rest von 750 000 M. standen Passiva derselben Höhe gegenüber. Nach dem Auseinandersetzungsvertrag von 1925/26 verblieb dem Staat etwa die Hälfte des Hofkammergutes, dem vormaligen Königshaus ebenfalls die Hälfte. Infolgedessen konnte der preußische Staat geltend machen, daß die Steuern von den Liegenschaften, welche nach dem Auseinandersetzungsvertrag von jeher als dem Staate gehörig erklärt worden sind, ohne recht- lichen Grund gezahlt worden seien und daher zurück- gefordert werden könnten. Ferner: die zum Unteihalt der Mit- glieder der ehemals königlichen Familie gezahlten Zuschüsse seien, wenn davon ausgegangen werde, daß ungefähr die Hälft« des Hofkammerbesitzes von jeher dem Staat gehört habe, zur Hälfte gleichfalls ohne rechtlichen Grund gewährt worden und daher zur Hälfte vom ehemaligen Königshaus« dem Staat zu erstatten. Dabei blieb denn die Frag« offen, ob der Staat — ohne Anerkennung einer rechtlichen Verpflichtung— auch an den Schulden der Hofkammer zur Halste beteiligt wovden wäre. Der Staat hat im Laufe der Verhandlungen dem ehemaligen Königshaus die Möglichkeit eröffnet, daß 1. von der Rückzahlung der Zuschüsse ganz abzusehen sei, 2. die Schulden in voller Höhe vom vormastgeu Sönigshause allein zu tragen seien. Z. eine Rückforderung van Steuern vom Reiche nicht in Frage komme. Di« Generalverwallung des ehemaligen Königshauses hat trotz- dem auf die Rückforderung von Steuern bei dem zuständigen
und Leben verkündet, gespendet haben.. Weiter'"rst Du, großer Held, den„Skeptikern" nichts zu verkünden?! O doch:„Dieser Film, den Sie die Kühnheit hatten, jetzt vor- zuführen, wird den Handelsinteressen unserer beiden Län- der dienen." Das durfte nicht kommen, das nicht! Ein National- Held spricht nicht von„Handelsinteressen", für den gibt es nur „Heiligste Güter der Nation". Es ist ja schließlich dasselbe, nur— man sagt es nicht! Weiter:„Die Geschichte, deren winzige In- strumente wir sind(warum denn so bescheiden?), fordert, daß in jedem Jahrhundert unsere Rassen sich gegenübertreten und dem er- staunten Universum einen Anblick von Schrecken und Ruhm bieten. denn unser unsterbliches Schicksal will es, daß wir im Kriege Feinde sind. Beweisen wir ihm, daß wir im Frieden Alliierte sein können." Sprachs und verschwand in den Wolken wie der Prophet Elias. Im Frieden machen wir ganz gern Geschäste miteinander. Das schließt aber gar nicht aus, daß wir bei der nächsten Gelegenheit getreu den„Forderungen der Geschichte" wieder übereinander her- fallen und„dem erstaunten Universum einen Anblick von Schrecken und Ruhm bieten". Sie, Herr Dieudonne, dessen Name schon eine Fälschung ist— Gott hat sie uns bestimmt nicht gegeben—, bieten uns mit Ihren abgedroschenen Kapitalistenphrasen höchstens„einen Anblick des Ekels". Der Deutsche Hugo Sttnnes, der Ihren französischen Nationalfilm finanziert hat— so erzfranzösisch ist dieser Film—. hätte wortwörtlich dasselbe sagen können. Gleiche Brüder, gleiche Kappen...
Professor Leonard Relson. Der Professor der Philosophie an der Universität Göttingeu Leonard Nelson , ist fünfundoierzig- jährig gestorben. Er gehörte zur Friesschen Schule der Käntischen Philosophie Mit dem Versuch, die lebendige politische Demokratie und das Führerproblem mit philosophischen Kategorien zu erfassen, geriet er auf absonderliche Irrwege. Als er seinen„Internationalen Iugendbund" gründete, der auf diesen Anschauungen fußte, nöttgte er die Sozialdemokratische Partei , ihre Stellung ihm und seiner Gründung gegenüber scharf zu präzisieren. Nelson war abstrakter Philosoph, wesentlich ethssch und psychologisch orientiert. Es ist verständlich, daß er gerade als Cthikcr den Weg zur Politik suchte. Aber sein wie immer gearteter Sozialismus hotte kein Verständnis für Marx, so wen'g wie sein Vorbild Fries für Hegel, und das Unterfangen, quasi mit einem philosophischen Seminar praktische Uebungen in der Politik zu veranstalten, mußte notgedrungen fehl- schlagen. Nelsons philosophische Bedeutung bestand darin, daß er die mehr psychologische Richtung Fries innerhalb des Kantianis- mus wieder betonte und entwickelte. Seine eigenen Beitröge zum Erkenntnispreblem und zur Kritik der praktischen Vernunft sichern ihm fortwirkende Bedeutung. Das große Schauspielhaus gibt jetzt auch Nachmittagsvorstel- lungen. Die erste bot„N e i d t h a r d t' o o n G n e i s e n a u" von Wolsgang Götz. Der große Ersolg, den das Stück im„Deutschen Theater" erzielte, blieb ihm auch an der neuen Ställe, die für
Finanzamt nicht verzichtet, obwohl die Steuern höchstens an den preußischen Staat zurückgestellt werden können, nie aber an das vor- malige Königshaus. Infolgedessen wird der Staat jetzt an seiner. grundsätzlichen Forderung festhalten müssen, Vermögenssteuer in höhe von etwa Z40 000 VI. und Zuschüsse in Höhe von 471 500 M. zurückzufordern._ Mißtrauen im Zentrum. Die Wähler dürfe» nichts erfahre«. Köln . 31. Oktober.(Eigenbericht.) Di«.Rheinische Zeitung " vom Montag meldet:„Die Tatsache, daß der„Soz. Pressedienst" einen Bericht aus der Reichstagsfraktion des Zentrums veröffenttichen tonnte, hat in der Zentrumsfraktion große Bestürzung hervorgerufen. Man hat die Reichstagsabgeordneten, soweit sie erreichbar waren, durch Unterschrift stchehrenwörtlichverpslichtenlasscn, daß keiner von ihnen den„Soz. Pressedienst" informiert habe. Es waren jedoch nur etwa 40 Abgeordnete für die Unterschrift verfügbar. Ob man auch die restlichen 30 Abgeordneten zwingen wird, ein solches Schriftstück zu unterzeichnen, steht noch dahin. Gilt dieses Ehrenwort übrigens— so fragt die„Rheinische Zeitung "— nur für die vergangenen Sitzungen oder auch für alle kommenden? Wie tief muß das Mißtraum gegeneinander in der Zentrumsfroktton schon eingerissm sein, wmn man zu solchen Mitteln greift."
Sewersdorff. In einer Kleinen Anfrage im Landtag wurde auf schwere Bor- würfe Bezug genommen, die in der Zettschrist„Die Justiz", Heft 2. vom Dezember 1925 unter der Ueberschrift„Der Rothard- Prozeß"(Prozeß wegen Beleidigung des Reichspräsidenten E b e r t) gegen den Landgerichtsdirektor Bewersdorff er- hoben warm. Es wurde gefragt, mit welchem Ergebnis diese Bor- würfe in dem Disziplinarverfahren gegen ihn nachgeprüft worden sind, und ob noch Belechigungsprozesse aus dem Rothard-Prozeß schweben. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst der Antwort des Iustizministers entnimmt, sind die in der genannten Zeitschrift er- hobenen Vorwürfe in dem Disziplinarverfahren gegen Bewersdorff nachgeprüft worden. Das rechtskräftige Urtell des Diszipiinargerichts kommt nach Erörterung der einzelnen, Bswer«- dorff zur Last gelegtm Punkte zu dem Ergebnis,„es lieg« auch nicht der geringste Anlaß dafür vor", daß Bewersdorjj als Richter in dem Rothard-Zrozeß durch politische Voreingenommenheit gegen den Reichspräsidenten E b e r t auch nur irgendwie beeinflußt gewesen wäre". Nach den Urteilssestftellungen sind ine dem Landgerichts- direktor Bewersdorff zum Beweise serner Voreingenommenheit gegen den Reichspräsidenten Ebert gemachten Einzeloorwürfe tatsächlich unbegründet. Bewersdorff ist lediglich wegen einer Aeußerung aus dem Jahre 1921, von der das Disziplinarurteil fest- stellt, daß sie mit dem erst 1924 verhandellen Rothard-Prozeß„in keinem Zusammenhang" stehe, zu einer Warnung ver- urteilt. Im übrigen ist er freigesprochen. Die aus dem Rothard-Prozeß erwachsenden Deleidigungs- Prozesse haben durch gütliche Verständigung zwischen den Be- teiligten ohne Hauptverfahren ihre Erledigung gefunden.
3m Westen Deutschlands werden in allernächster Zeit ein« Reihe von Eingemeindungen vollzogen werden. Die sich mit dieser Frage beschäftigenden und insbesondere Dortmund und Gel s e n k i r ch e n betreffenden Gesetzentwürfe stehen kurz vor ihrer Fertiggstellung. Sie werden berests in kürzester Frist vom preu ßischen Innenminister dem Staatsrat und dem Preußischen Land tag zugelettet werden. f Die Ernennung de» neuen finnischen Gesandten, unseres Ge- nossen W u o l i j o k i(für Berlin und Wien ) ist erfolgt.
manche Szenen noch den geeigneteren größeren Rahmen hat. Vor ollem prägte sich wieder Werner K r a u ß als Gneisenau mächtig ein. Er weiß diesen zwiespältigen Charakter mit Rembrandtschem Helldunkel zu umgeben. Aber auch neue Mitwirkende, vor allem Heinrich Marlow als fcharfumrifsener Scharnhorst(Todesszene!) Hermann peelwars als Blücher, Paul Günther als Friedrick rhelm IV. gaben gut« Charakterisierungen. Enthüllung des List-Denkmals. In Leipzig ist ein F r i e d r i ch- L i st- Denkmal feierlich enthüllt worden. Das Denk- mal ist kombiniert mit dem für Friedrich Hartort, dem Begründer der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt und ersten Direktor der von List propagierten und nach seinen Ülnregungen erbauten ersten großen deutschen Eisenbahnlinie Leipzig — Dresden � Seine künstlerische Gestaltung erhielt das Denkmal durch den Bildhauer Prof. Lehnert in Leipzig . Es zeigt links auf hohem Sockel die Büste Friedrich Lifts, rechts die Büste Harkorts und in einem gegen den Boden erhöht angelegten Bogengang in Bronzerelief ein Bild, wie Friedrich List im Kreise der Leipziger Kaufleute seine sächsischen und deutschen Eisenbahnpläne vorträgt, und auf der anderen Seite den Empfang der sächsischen Königssamilie bei der Eröffnung der Eisenbahn Leipzig— Dresden am 8. April 1839 in Leipzig . Das Denkmal steht in den Promenadenanlagen mit der Front nach der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt. Dschingis Ehans Grab. Nachrichten aus London bringen die sensationelle Nachricht, daß der russische Archäologe Professor Kos- low mit Hilfe eines mongolischen Häuptlings die Grabstätte des sagenhaften großen mongolischen Eroberers Dschingis Chan auf- gefunden habe. Das Grab soll in der Nähe der Ruinen der Stadt Karahoto, der„Toten Stadt", gefunden worden sein, die in den letzten Iahren schon mehrfach von sich reden machte. E» soll sich im Inneren eines Berges befinden, in de»«in mousoleumartiqer Raum von 12 Kubikmeter Größe eingehauen ist. der den von einer großen gelben seidenen Fahne umhüllten silbernen Sarg enthält. Weiter soll der Mausoleumsraum eine Büste Dschingis Ehans ent- halten, ferner seinen vom Eroberungszug aus Indien mitgebrach- ten Thronsessel und in einem Vorraum sollen ein Tiger, ein Löwe und ein Pserd in natürlicher Größe, aus Jade geschnitten, als Wächter aufgestellt sein. So phantastisch diese Darstellung an sich klingt, so hätte man doch nicht ohne weiteres dos Recht, sie als un- glaubwürdig abzulebnen, wenn man etwa bedenkt, welch fabelbalte Schätze aus dem Grabe Tutenkammons ans Licht befördert iind. Was diese Nachrichten aber ohne weiteres Lügen straft, ist die Tat- fache, daß der Bericht außerdem noch davon spricht, daß sieben Priester das Grab bewachen, daß alle sieben Stunden eine über dem Sarkophag aufgehängte Totenglocke geläutet wird, an dem alle diejenigen Mongolenbäuptlinge teilzunehmen pfleaen, die Nach- kommen der Vasallen des Eroberers find. Dies« Ausschmückung de» Berichtes verrät, daß sein Urheber ein mit den in Frage kam- menden Verhältnissen auch nicht im geringsten oertrauter Sen- sationsmacher ist, und daß man ernsthaft zweifeln muß. ob hinter der ganzen Angelegenheit auch nur eine Spur von Tatsachen steht.