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Britische Arbeiter- Außenpolitik.

Die Schiedsgerichtsbarkeit im Mittelpunkt.

London , 1. November. ( Eigenbericht.)

Der Führer der englischen Arbeiterpartei, Ramsay Mac donald, schließt im Daily Herald" vom Montag seine Artikel­ferie über außenpolitische Probleme und internationale Politik mit einem grundsäglichen Artikel über die auswärtige Politik der britischen Arbeiterpartei ab. Der Zweck der fozialistischen Außenpolitit," so vermerkt Macdonald eingangs, ist die Herbeiführung des Friedens. Wir haben hierbei nicht an die Wünschbarkeit des Friedens zu denten. Das ist Propaganda, amar notwendig, aber lediglich das Vorspiel. Wir müssen uns selbst an den Verhandlungstischen in Genf denten, vor uns nicht moralische Traktate, sondern die Bertreter der verschiedenen Natio. nen, die in erster Linie ihre eigenen Chancen und Bedürfnisse im Auge haben. Auf einer solchen Konferenz muß natürlich die

Schiedsgerichtsbarkeit im Mittelpunkt

der Erwägungen stehen, sowie die mit der Errichtung eines Schiedsgerichts verknüpften inneren und äußeren Schwierigkeiten und ihre Leberwindung. Hierbei befindet sich die Arbeiterpartei in einer besonderen Lage. Ihr Interesse an der Entwaffnung erstrect fich nicht nur auf Verminderung der Militärausgaben zum Zwecke der Erleichterung des Steuerzahlers, sondern sie sieht ihre Auf gabe darin, im Bewußtsein der Nationen die alte Mythe zu töten, daß der Militarismus jemals Sicherheit zu bieten vermöchte. Wie fönne z. B. England von anderen Nationen das Aufgeben des Glaubens an bewaffnete Sicherheit erwarten, folange es fſelbſt auf dem Recht der Erbeutung privaten Besizes zur See und dem Blodaberecht während eines Krieges bestehe. Das bringe England von Anbeginn an in einen Gegensatz zu Amerika - und erkläre das Scheitern der jüngst in Genf abgehaltenen See abrüstungskonferenz. Deshalb müßten vor der Inangriffnahme der Entwaffnung alle Fragen über den Charakter der Seeblocabe gelöst werden. Aber das sei nicht genug. Reinerlei Argumente oder moralische Appelle würden im gegenwärtigen Augenblick die euro­ päischen Nationen davon überzeugen, daß die Annahme der Schieds­gerichtsbarkeit auch ihre Durchführung sichere. Bergangene Erfahrungen hätten die gegenwärtige Einstellung viel zu nachdrück­lich ins Bewußtfein der Nationen eingegraben. Wir müssen daher mit dieser Furcht rechnen und zu einem gemeinsamen Abkommen dahin kommen, daß im Falle der Nichtannahme oder Nichtdurch führung der Schiedsgerichtsbarkeit, der

angreifende Staat von den anderen Staaten als Feind betrachtet wird. Niemand könne leugnen, daß dies ein gewiffes Rifito mit sich bringe. Daher müsse man den nächsten Schritt tun und fich gegen dieses Risito schützen. In dieser Hinsicht sei Cham­berlains jüngste Rede völlig unbrauchbar. Sie ist die Meinungs­äußerung eines Mannes, der entweder unfähig ist oder sich weigert, den Völkerbund als eine Realität zu betrachten und lediglich in juristischen Formeln denkt. Die Arbeiterpartei habe mit prattischem Sinne Abkommen zur Wirksamkeit zu verhelfen. Sie müsse jeden Versuch in der Richtung auf Frieden in oben gefenn. zeichnetem Sinne unterstützen, sei der Versuch nun schon in fich felbft befriedigend oder nicht. In ihrer auswärtigen Politit muß fich die Partei fonsequent von ihrer Mission, ber

Stärkung der Demokratie,

leiten lassen. Sie darf sich jedoch nicht irreführen lassen und nicht Abkommen abschließen, die nur für den Augenblick brauchbares Flickwer? darstellen, das die Löcher in den zerrissenen Anzügen ver deckt. Es gibt zwei Wege, durch welche sich eine Nation in ihren internationalen Beziehungen Einfluß und Macht verschaffen tann. Der eine besteht in dem Abschluß von Allianzen und, was wirt lich auf das gleiche hinaustommt, darin, daß sie sich einmal auf die eine und dann wieder auf die andere Seite schlägt. Diese Me­thoden haben die grundlegenden Züge gemein, daß sie mechanisch und nur vorübergehend wirksam sind und in Sadgassen führen. Der andere Weg besteht darin, einen Standpunkt einzu­nehmen, welcher notwendigerweise respektiert und schließlich von allen Nationen geteilt werden muß, die sich an freundna.h barliche Beziehungen und an den Geist des Friedens ge­wöhnen. Der letztere Weg muß die Methode der Arbeiterbewegung sein. In diesem Kampf für die Demokratie müssen wir uns bereit finden, offen das Wachstum des Nationalismus einzugestehen und uns der neuen Welt anzupassen, die aus dem Kriege ge­boren worden ist. Das wird uns tausend und einer Schwierig eit gegenüberstellen, welche alle in einem demokratischen Geiste behan­delt werden müssen. Gleichzeitig darf eine sozialistische Außen. politik nicht davor zurückschrecken,

schwächeren Nationen zu helfen.

Das gilt insbesondere für die Beziehungen zu den Nationen, für deren Regierung London verantwortlich ist. Eine sozin listische Regierung darf sich da nicht einfach zurückziehen und ihre Hände von aller Verantwortlichkeit freiwaschen, sondern auß, in der Uebergangszeit von dem gegenwärtigen Zustand der Unterdrückung diefer abhängigen Nationen zum Zustand der Selbstbestimmung, ihren Einfluß dahin einsehen, im gegen. seitigen Einverständnis Abkommen zu treffen, und Verträge, die auf Gewalt aufgebaut find, durch gegenseitige Hilfsver. träge zu erfeßen. Eine britische Reglerung, in deren Ehrlichkeit allgemeines Vertrauen gesezt werde, fann auf dieser Erde bei dem gegenwärtigen Haß und Hader der Rassen ein unermeßliches Maß guter Arbeit leisten."

Ein König besucht einen Gelmagnaten. Aegypten verhandelt über den Völkerbund.

London , 1. November. König Faisal von Aegypten und Ministerpräsident Baldwin waren gestern Gäste des stellvertretenden Vorsitzenden der Anglo Persian Oil Co., Cadman.

Es wird angenommen, daß die angebahnten Verhandlungen Aegyptens über sein Verhältnis zu England zu dem Eintritt Aegyp.

tens in den Völkerbund führen werden.

Ein geffürzter Souverän des Ostens. Das Oberhaupt ber früheren regierenden Fürstenfamilie von Korea , Bring Ri Gin, ist in Begleitung feiner Gemahlin und mit Gefolge vom Haag fom­mend auf dem Bahnhof Friedrichstraße eingetroffen". Bum Empfang hatten sich der hiesige japanische Botschafter Nagaofa fowie Herren des Auswärtigen Amtes eingefunden.

Zum deutschen Botschaffer in Washington ist der 1. Botschafts­rat in Rom, Dr. von Prittwig, in Aussicht genommen. Rechts­blätter polemifieren dagegen, weil er 1918 den Anschluß an die Re­volution allzu schnell gefunden habe, Er ist 43 Jahre alt,

Schwere Explosion in Borsigwalde .

Ein Arbeiter getötet, zwei verletzt.

Bei Berladearbeiten von Sauerstoff- Flaschen| war erst vor einem Jahr untersucht worden, ohne daß dabei auf dem Grundstück der Sauerstoffwerte Berlin - Borjig- irgendwelche Beanstandungen laut wurden. Man steht in den alde in der Behrendstraße 7 ereignete fich gestern nacht eine Wert vor einem Rätsel, wie die Explosion erfolgen fonnte. folgenschwere Explosion. Ein Arbeiter wurde auf der Stelle getötet, zwei weitere wurden erheblich verlegt.

Großfeuer auf Gut Heinersdorf.

Auf dem städtischen Gut Heinersdorf bei Teltow zwischen den Ortschaften Osdorf und Großbeeren , wütete heute vormittag ein Großfeuer, das einen etwa 100 meter langen Shafftall in Afe legte. 263 Schafe tamen in den Flammen um. Zwei Löschzüge der Berliner Feuerwehr waren auf den Alarm zur Hilfeleistung nach Heinersdorf ausgerückt. In dem Gebäudekomplex des Gutes befindet sich nach der Oftseite zu ein etwa 100 Meter langer und 20 Meter breiter Fachwertbau mit einer Strohbedachung, der als Schafftall diente. Gegen 9 Uhr vormittags wurde bemerkt, wie aus dem Strohdach Rauchschwaden hervor­brangen. Gutsangestellte eilten hinzu und sahen, daß ein Teil des Gebäudes lichterloh brannte. Obgleich die Gutsfeuerwehr schon nach wenigen Minuten an der Brandstelle die Löscharbeiten aufnahm, hatten die Flammen, die rafend um sich griffen, bereits den größten Teil des Stalles erfaßt. Die freiwilligen Behren von Großbeeren , Glasow, Blankenfelde , Ruhlsdorf und zwei Berliner Motorsprigen unter Leitung des Branddirektors Flöter eilten auf den Feuer­alarm zur Hilfe herbet. Aus mehreren Schlauchleitungen wurde ohnehin nichts mehr zu retten war, mußten die Wehren fich darauf beschränken, die Häuser der Gutsarbeiter und Angestellten, die eine Zeitlang sehr gefährdet waren, zu schützen. Leider sind in den Flammen 263 Schafe umgekommen. 53 wurden schwer verletzt, fo baß fie notgefchlachtet werden müssen. Die Ursache des Großfeuers ist noch ungeklärt, doch fann, wie uns von dem Gutspächter in Die Polizei hat noch in den Vormittagsstunden die notwendigen Er­Heinersdorf mitgeteilt wird, nur Brandstiftung in Frage tommen. mittiungen aufgenommen. Der sehr beträchtliche Schaden ist voll durch Versicherung gedeckt.

Auf dem umfangreichen Gelände in der Behrendstraße sind die Fabrikations- und Lagerräume der Sauerstoffwerke Berlin - Borsig. walde. Mehrere Gleise führen direkt an die Laderampe des Ver­sandhauses heran. Gegen 21.30 Uhr war hier eine Arbeiter. tolonne mit dem Berladen von Sauerstoff Flaschen in dort stehende Güterwaggons beschäftigt. Plötzlich erfolgte unter ohrenbetäubendem Krach eine heftige Explosion. Durch den Luftdrud wurden sämtliche Fensterscheiben in der näheren Umgebung zertrümmert. Der 29jährige Mon­teur Otto Kellermann aus der Behrendstraße 23 lag mit furcht baren Verlegungen tot am Boden. Zwei weitere Ar­beiter, der 38jährige Wilhelm Kauz aus der Räuschstraße 70 und der 23jährige Baul Bogt aus der Räuschstraße 79, bie in der Nähe des Explosionsherdes beschäftigt waren, tamen wie burch ein Wunder mit leichten Beinverlegungen davon. Die Leiche des tödlich Berunglückten wurde polizeilich belange Zeit Wasser gegeben. Da von dem brennenden Gebäude schlagnahmt und nach der Reinickendorfer Halle gebracht. Die Ursache der Explosion ist noch völlig ungeflärt. Die von anderer Seite verbreitete Nachricht, daß der Getötete beim Berladen die Sauerstoff- Flasche haben fallen lassen und daß dadurch die Explosion erfolgt sei, trifft nach Mitteilung der Betriebsleitung nicht zu. Die Flasche stand unberührt in dem Arbeitsraum, als plößlich die Detonation eintrat. Diese Sauerstoffbehälter werden von den amtlichen leberwachungsstellen alle fünf Jahre auf ihre Beschaffenheit geprüft, und gerade diese Flasche

Raubüberfall bei Rahnsdorf . Bustand ist augenblicklich nicht lebensgefährlich, aber in

Der Täter entkommen. bind

Ein Raubüberfall wurde in der vergangenen Nacht gegen 1 Uhr auf dem Waldwege zwischen dem Bahnhof Rahnsdorf und Schöneiche verübt. Es ist das die Strecke, auf der schon zwei­mal Bierfutscher auf der Heimfahrt überfallen wurden.

Seifert und ihre 24 Jahre alte Tochter, eine Frau Frieda Gefiern nachmittag hatten eine 50 Jahre alte Frau Augufte Simon, die in der Waldstraße in Schöneiche wohnen, in Berlin Besuche gemacht. Sie fuhren mit einem der letzten Borortzüge nach Rahnsdorf zurück und gingen den Waldweg entlang nach Hause. Plötzlich fam im Jagen 246 ein etwa 30 Jahre alter Mann aus dem Gehölz heraus auf sie zugesprungen und forderte unter Drohungen mit einem vorgehaltenen Revolver die Heraus gabe der Handtaschen. Als die beiden Damen trog der Drohung, daß er schießen werde, wenn sie nicht ruhig jeien, fofort Boden, raubte beiden die Handtaschen, eine braune Tasche mit um Hilfe riefen, ft ieb er eine nach der anderen zu 20 m. und eine schwarze mit 60 M. und einer Monatstarte Rahns­dorf Berlin auf den Namen der Frau Frieda Simon, ergriff mit der Beute die Flucht und entfam in den Wald hinein. Die Be raubten benachrichtigten von ihrer Wohnung aus durch den Fern precher die Polizei, und der Landposten und Kriminal- und Schupo­die Umgebung des Tatortes ab. beamte des 242. Reviers in Köpenick suchten mit einem Spürhund Der Räuber hatte jedoch einen großen Vorsprung und in dem Waldgelände war von ihm teine Spur mehr zu finden. Der Räuber ist etwa 1,70 Meter groß und mittelstart und trug einen dunklen Mantel und eine dunkle Sport­müte.

Liebe geht durch den Magen.

Eine Verhandlung vor dem Arbeitsgericht.

Es gibt das berühmte Ei des Kolumbus, es gibt Hühnereier, es gibt Straußeneier und es gibt auch faule Gier. Um ein solches faules Ei drehte sich ein schwieriger Prozeß vor dem Amtsgericht. Ein faules Ei beschäftigte einige Stunden lang einen Vorsitzenden, zwei Beisiger, einen Protokollführer, die Parteien und noch Zeugen. Glücklicherweise lag das faule Ei, diefes corpus delicti, nicht auf dem Richtertisch.

Die Vorgeschichte des Prozesses spielte in der Berliner Zentral­markthalle. An einem Geflügel- und Eierstand war eine sehr niedliche Berfäuferin angestellt. An dem benachbarten Fleischver taufsstand arbeitete ein fräftiger Fleischergeselle, der sich in feine hübsche Nachbarin verliebte. Nun geht bekanntlich Liebe durch den Magen. Wenn eine solche junge Dame einen verliebten Herren an fich feffeln will, so muß sie ihn gut füttern. Wenn sie ihn los fein will, muß fie ihn schlecht füttern, fagte unsere hübsche Eier verkäuferin, die fich aus dem verliebten Fleischergesellen absolut nichts machte. Sie war nämlich Vegetarierin und hielt es mit einem Gemüsehändler. Um den Fleischergesellen los zu werden, fchentte fie ihm eines Tages ein Ei und dieses Ei war, wie sie vorher festgestellt hatte, faul. Jetzt war der Fleischergefelle wütend und suchte für seine Liebe ein anderes Betätigungsfeld. Berschmähte Liebe schlägt aber meist in Haß um und löst Gefühle der Rache aus. So war es auch hier. Der mit dem faulen Ei beglückte Liebhaber verbreitete das Gerücht, daß ihm das Objekt seiner Liebe täglich Eier zugefteckt habe. Als der Chef der Eierverkäuferin von diesem Gerücht erfuhr, entließ er seine Kraft fristlos, worauf diese ihn vor den Radi zitierte. So tam denn dieser Fall vor das Arbeits­gericht. In der fehr langwierigen und bewegten Verhandlung wurde festgestellt, daß die Geschichte mit der regelmäßigen Eierliefe rung an den verliebten Fleischergesellen nicht stimmte. Immerhin blieb an der Klägerin das eine, das faule Ei, haften. Das ließ fich nicht wegleugnen. Trogdem tam das Gericht zu der Auffaffung, daß diefes faule Ei noch fein Grund zur fristlosen Entlassung sei. Der beklagte Eierhändler wurde verurteilt, der Klägerin noch zwei volle Monatsgehälter zu bezahlen. Kopfschüttelnd hörte sich der Beklagte das Urteil an und fragte nur: Sagen Sie mal, Herr Rat, was würden Sie denn machen, wenn man Sie in der Weise beklaut?" Worauf der Borfigende lafonisch erwiderte: Ich habe teine faulen Gier" und die nächste Sache aufrief. 12-9-192

Schwerer Unfall ha de Puttis. ndoi 23 Die Filmschauspielerin ya de Butti, die aus Amerita su sorübergehendem Aufenthalt in Berlin eingetroffen war und hier in einem deutschen Film mitwirfte, ist am geftrigen Montagabend in ihrer Wohnung in der Rauchstraße 8 von einem schweren Unfall betroffen worden, der ebenso mysteriös zu fein scheint, wie ihr aufsehenerregender Fenstersturz vor einigen Jahren. Die Künstlerin hat sich an den Trümmern einer Glasscheibe ich were Berlegungen an den Unterschenfeln zugezogen, beide Schlagadern an den Beinen find zerriffen und die Mus teln zerschnitten. Der Arzt, der ihr die erste Hilfe leistete, mußte einen 8 Zentimeter langen Glassplitter aus dem einen Bein entfernen. Da der Blutverluft außerordentlich stark war, mußte die Berunglückte noch in der Nacht in die Privatklinit von Geheim.

rat Borchardt geschafft werden, der sie sofort operierte. Ihr Anbetracht der Schwere der Berlegungen ernst. Auf jeden Fall dürfte sie für längere Zeit ihrer beruflichen Tätigkeit fernbleiben müssen. Ueber das Zustandekommen der Verlegungen und den Her­gang des Unfalls will die Filmschauspielerin teine Angaben machen.

Schimpfe leise!

Dann darfst du die Reichsfarben beschimpfen. Eine Entscheidung, die wieder einmal zeigt, wie unsere Gerichte den Schuh der Republik und der Reichsfarben auffassen, fällte das Erweitere Schöffengericht Neutölln, indem es den zwanzigjährigen Arbeiter Hans Meyer aus Neukölln von der er­hobenen Anklage der Beschimpfung der Reichsfarben freisprach. folgender Tatbestand lag der Anklage zugrunde:

"

Am 31. Juli waren einige Mitglieder des Reichsbanners in einem schwarzrotgoldene Fahne mit sich führte, die er sich für die am nächsten Lokal in Neukölln zusammengekommen, von denen einer eine große Tag angefagte Dampferfahrt des Reichsbanners geborgt hatte. Alls der Angeklagte Meŋer, der in angeheitertem Zustande war, die Fahne fah, ging er mit den Worten darauf zu: Mit der Schwarz- Rot­Moffrich" fann ich nichts anfangen, diese Schwarz- Rot- Sch werft ruhig in die Spree." Da Meŋer trog Aufforderung der Reichs­bannerleute die beschimpfenden Worte nicht zurücknahm, ließen diese ihn durch einen Polizeibeamten feststellen. Die Beweisaufnahme ergab, daß der Angeklagte die beschimpfenden Borte tat fächlich gefprochen hat. Von den Reichsbannerleuten waren fte auch gehört worden. Da aber einige 3eugen, die ebenfalls in dem Lokal anwesend waren, aussagten, daß sie nichts gehört hätten, ftellte sich das Gericht auf den Standpunkt, daß der Tatbestand der Deffentlichkeit nicht gegeben sei. Es berief sich dabei auf eine Reichsgerichtsentscheidung, die als Merkmal der Deffentlich­feit verlangt, daß die Aeußerung von einem größeren Personenfreis gehört werde. Da nun die anderen Gäste nichts gehört haben wollten, verneinte das Gericht Deffentlichkeit der Beschimpfung im Sinne der Reichsgerichtsentscheidung und sprach den Angeklagten frei, rügte allerdings sein Betragen in der Begründung aufs schärffte.

Todessturz in Dessau .

Der Junkersflieger Plaut verunglückt. ma

Deffau, 1. November. Auf dem Flugplatz der Junkers- Werte in Deffau hat sich heute vormittag um 9% Uhr ein schwerer Unglüdsfall ereignet, dem der bekannte Junters- Pilot Blaut zum Opfer gefallen ist. Der Flieger war mit einem dreisigigen Uebungsflugzeug vom Typ A 32 aufgestiegen, um neue Kunstflugfiguren ein., zuüben. Dabei wollte er wohl auch nach dem Vorbilde Fieselers den besonders schwierigen Looping nach vorn ausführen, ver­lor aber dabei, als er in einer Höhe von etwa 250 Metern zu dieser Figur ansette, so start an Höhe, daß er die Maschine nicht mehr rechtzeitig abfangen fonnte. Mit voller Bucht stürzte das Flugzeug sentrecht mit dem Propeller nach unten ab und bohrte fich tief in den Erdboden. Die herbeieilenden Monteure der Junkers­Werte fanden Plaut als Leiche unter den Trümmern des Borderteils der Maschine, während der Rumpf mit den

Steuerflächen fast unbeschädigt war. Die Steuer waren vollkommen intaft.

Mit Plaut verlieren die Junkers- Berfe einen ihrer hervor ragendsten Flieger und Mitarbeiter. Der Berunglückte, der Diplom ingenieur war, im 30. Lebensjahre stand und der eine Witwe und drei Kinder hinterläßt, war nicht nur Pilot, sondern auch Konstrut teur und technischer Mitarbeiter im Hauptbureau von Professor Junters. Er leitete alle Versuche mit Spezialtypen. und nach seinen Angaben wurden dann etwa notwendige Berbesserungen an den von ihm eingeflogenen Maschinen vorgenommen. Seine tollkühnen Kunstflüge hatten ihm den Beinahmen eines Fliegers, ber nicht geradeaus fliegen fann", verfchafft.

Werkstoffschau bis zum 13. November. Entgegen umlaufenden Gerüchten über eine Berlängerung der Werkstoffschau stellt die Aus. ftellungsleitung fest, daß trop des von Tag zu Tag zunehmenden Intereffes eine Verlängerung ber Schau über den 13. novem. ber hinaus aus technischen Gründen leider nicht in Frage fommen fann.

Der Berliner Bolts- Chor veranstaltet am Sonnabend, dem 5. November, abends 7, Uhr, in der Aula Roppenftr. 76 einen Bropaganda- Abend unter Mitwirtung feines Kindercho 8( Dirigent Balter anel) und des Regitators Emil se u bne. Bäfte( auch Kinder) für diesen Abend sehr widtommen. Eintritt 30 Pf., Kinder 10 Pf.

Gesellschaft für Segualreform. Bortrag Dienstag, 1. November, 20 116r, im Cecilienhaus, Charlottenburg , Berliner Str. 137. Prof. Dr. Liepmann Die Frau in ihrer psychophysischen Eigenart."