„bie Boulange" rumort, und im Südosten die Ereignisse in Bulgarien den Gegensatz zwischen Oesterreich-Ungarn und Rußland aufreißen. Die um.Waldersee kennen die furcht- bare Belastung, die die Annexion E l s a h- L o t h r i n- g e n s für Deutschland bedeutet: Los formuliert ganz richtig, daß die Erwerbung beider Provinzen„den permanenten Kriegszustand zwischen Deutschland und Frankreich " herauf- beschworen habe, und folgert: Die einfache Wahrheit ist, daß wir, um Elsaß zu ver- bauen, uoch einen glücklichen Krieg führen müssen. Bis da- hin wird die Bevölkerung französisch sein und bleiben. Da dieser Waffengang nach Ansicht der Halbgötter un- vermeidlich ist, brennen sie darauf, den anderen durch einen Präventivkrieg zuvorzukommen. Loszuschlagen wie Friedrich II. anno 1756,„die große Partie zu spielen", es so weit zu bringen,„daß die Kanonen donnern", auf nichts anderes richten sich bei Tag und bei Nacht ihre Wünsche. Erinnerung an 1914 steigt auf, wenn Los dartut: Ist der leitende Staatsmann der Ansicht, daß der Augenblick, die Waffenentscheidung zu suchen, für Deutschland gekommen ist, so muß der Doppelkrieg mit Frankreich und Rußland nicht bloß ins Auge gefaßt, sondern kühn gesucht werden. Dazu muß der Tanz am Balkan beginnen. Zlbermals erinnert es an 1914, wenn man in Wien , wo Waldersees Vertrauensmann Deines zum Kriege stachelt und der Kronprinz vor Kriegslust bebt, eine Erweiterung des Bündnisses anstrebt, die Oesterreich-Ungarn auch zu einem Angriff, wann es ihm beliebt, freie Hand ließe. Sicher wird ein solcher Krieg Opfer sonder Zahl kosten, doch was kümmert Halbgötter das Kanonenfutter! Fröhlichen Herzens meint Walderfee: Es werden viel Menschen hingeschlachtet werden: ! so lange man mir aber nicht nachweist, daß man mehr als einmal sterben kann, bin ich nicht in der Lage, den Tod für den einzelnen 1 als ein Unglück anzusehen— wenn es sich nämlich um andere handelt! Aber zum größten ' Bedauern aller Halbgötter bleibt der Krieg aus, denn Bis- marck verabscheut das„frivole Beginnen", durch einen Prä- ventivkrieg„der göttlichen Vorsehung vorzugreisen", und Bismarck hält immerhin die Zügel der auswärtigen Politik fest in der Hand. Später war das anders: es kam der Augen- blick, da Berchtold ausrufen durfte:„Wer regiert in Berlin , M v l t k e oder B e t h m a n n?" Doch wie sauer es selbst ein Bismarck hatte, die Zügel in der Hand zu behalten, erweist klärlich Waldersees Briefwechsel. Die Berliner Hofkreise waren schon damals ein Nest von Klatsch und Intrigen: Waldersee entrüstet sich, „wie hochgestellte Leute sich nicht schämen, mit den schmutzigsten Karten zu spielen", und an die schlimmsten Fäulniserscheinungen des zaristischen Rußland gemahnt die allgemeine Furcht der Halbgötter , daß ihre Briefe heimlich geöffnet, ihre Schreibtische hinterrücks durchstöbert werden könnten. Das ist noch unter Wilhelm I. und Bis- marck: unter Wilhelm II. wachsen sich Cliquenwesen und Strebertum und tückischer Kampf aller gegen alle zum vollendeten Chaos aus, dem die Katastrophe 1914/1918 logisch entspringt. Solche Zustände mit der Herrschast solcher Halbgötter wieder heraufzuführen, ist das heimliche und unheimliche Streben derer, die unter verlogenen Lobgesängen auf hie gute, alte Zeit kecklich den schwarzweißroten Wimpel schwenken!
Dauerskandal. Der Fall Frieders und die Thüringer Justiz. Das Wiederaufnahmegesuch des wegen fahrlässigen Falscheids zu Gefängnis verurteilten Oberstaatsanwalts Frieders ist von der zuständigen Strafkammer in Weimar abgelehnt worden. Beschwerde gegen die Ablehnung ist beim Oberverwaltungsgericht eingereicht. Ueber Gnadengesuche zugunsten von Frieders wird zu- nächst nicht entschieden. Das Thüringer Justizministerium hat folgenden vorläufigen Bescheid erteilt: »Eine Amnestie ist in Thüringen aus Anlaß des 80. Geburtstages des Herrn Reichspräsidenten nicht erlassen worden Es werden nur Einzelbegnadigung« n in größerer Zahl vorgenommen. Ueber die zugunsten des Oberstaatsanwalts i. W. Dr. Frieders und von ihm selbst eingegangenen Gnadengesuche ist noch nicht entschieden worden, weil sein Gesuch um Wiederauf- nähme des Verfahrens noch nichtrechtskröftig erledigt ist. Wir möchten zunächst dessen Ausgang abwarten, da immer wieder betont wird, daß Dr. Frieders in erster Reihe sein Recht und nicht Gnade will. gez. Or. b.c. L e u t h e u ß e r." Aber wird Frieders sein Recht erhalten? Die Begrün- dung der Ablehnung seines Wiederaufnahmeantrags trägt wiederum die Züge der politischen Justiz, sie fügt zu �den juristischen Unmöglichkeiten des Urteils neue Unmög- l i ch k e i t e n hinzu. Das Wiederaufnahmegesuch hatte ge- nügt, daß Frieders auf Grund einer über seine Aussage gemachte Kombination des Gerichts, nicht auf Grund seiner Aussage verurteilt worden sei. Es handelte sich darum, daß der Antrag, das Meineidsverfahren gegen Genoffen Loeb einzustellen, hinter seinem Rücken von Staatsanwalt F l o e l nach Verständigung mit dem völkischen Finanzminister v. Kluechtzner abgeändert worden war, ohne daß F l o e l ihm berichtet hätte. Frieders hatte in einem andern Prozeß ausgesagt:„Floel hat mir den Antrag nicht vorgelegt." Das war stenographisch niedergelegt. Der erste Staatsanwalt Wurmstich von der Generalstaatsanwaltschaft Jena veranlaßte eine Meineids- Verfolgung gegen Frieders auf Grund einer konstruier- ten Ausfagefaffung, die lautete:„Der Antrag ist mir nicht vorgelegt worden." Oberstaatsanwalt Luge stellte auf Grund dieser Fassung Antrag auf Voruntersuchung wegen Meineid. Diese Fassung, von der niemand weiß, woher sie stammt, schleppte sich durch den Strafprozeß. Sie stand in fundamentalem Widerspruch zu der tatsächlich niedergeschriebenen Fassung der Friederschen Aussage. Das Gericht hatte ihn verurteilt, ohne zu prüfen, wie die Aussage in Wahrheit gelautet hatte, es h a t t e ein- fach beide Fassungen gleichgesetzt und daraus kombiniert, was Frieders hätte sagen wollen. Die Strafkammer, die über den Wiederaufnahme- antrag zu entscheiden hatte, behauptet dagegen, es bestehe zwischen beiden Fassungen ein fundamentaler Unterschied. Daraus zieht sie aber nicht den Schluß: Frieders hätte den fundamentalen Unterschied bemerken müssen, könne sich also über die Bedeutung der ihm entgegen- gehaltenen konstruierten Fassung nicht geirrt haben, also kein Irrtum, keine Wiederaufnahme. Wobei sie nur übersieht, daß das Spiel mit den Fassungen nachweislich erst aus der Urteilsbegründung dem Angeklagten wie seinem Verteidiger klar wurde. Der Jude wird verbrannt— trotz der fundamentalen logischen Widersprüche zwischen Urteil und Begründung der Ablehnung der Wiederaufnahme. Günstigstenfalls handelt es sich um juristische Silben- stecherei zum Zweck der Rechthaberei. Es ist eine bekannte Tatsache, daß Wiederaufnahmeanträge fast niemals durch- gehen, weil die Gerichte an ihre Gottähnlichkeit glauben. In diesem Falle jedoch handelt es sich nicht nur um reine
Granatwerfer. Minenwerfer. Ausbläser. Mützen. Helme. Gas- n rasten. Grabenspiegel. Laternen. Schanzzeug. Bild. Wegweiser- tafeln. Plötzlich sieht man die 60096 Toten, die sie von diesem Berg heruntergeschleppt hoben— die Franzosen nach oben, zum„Grsnä cimetier militaire" am„Silberloch", die Deutschen nach unten, nach Sennheim und Bitschweiler, wieder lachen und tanzen und sich necken, sich rasieren und photographieren! Man spürt in dieser heroischen Wüste plötzlich den Alltag des Krieges. Man hört die harmlosen Witze der.Landser" am„Tanzplatz", ihre Katzbalgereien am„Affenweg", man sieht ordenbehangene, stolz geschwellt« Brüste beim Feldphotogrophen, man riecht die Alltogsdüfte an der Feld- küche, an der Latrine, am Pionierdepot.... Und dann schlägt plötzlich der Tod wie ein Donnerwetter in die Gardeschützen, Gardejäger und Landwehrleute hinein... immer wieder... immer wieder... immer wieder... bis der Haufe voll ist: 69 999 Mann! Bis der Kelch auf die Neige geht. Oben am Denkmal des 1SZ. französischen Lintenregiments, das genau so blöde ist wie sein Konterfei in Kötzschenbroda oder in Potsdam , steht ein Haufe von Frauen, Kindern und Zivilisten. Sie haben nach französischer Sitte künstlich« Kränze mit Perlmutterketten und mit versilberten Namensinschriften niedergelegt und starren schweigend auf den Fels. Ein spitzbärtiger Kriegervereinler in Gehrock und Zylinder jagt sie weg:„Platz mache för die Deputation des 152 cke li�ne! Vir«! Vitel Monsieur le general ifch sehr präsent! Er kummt glei um de Eck!" Murrend ziehen sich die Frauen und Zivilisten auf den Berg- gipfel mit dem Kreuz zurück und betrachten scheu die Zeremonie, die da unten an der erzenen Plakette wie alle Jahre vor sich geht. „Respect anx morts— Achtung vor den Toten" steht unten an der Tafel. Die Toten sind in guten Händen. Die träumen da unten und da drüben in der Fern« vom„Tanzplatz" und vom „Affenweg"! Dazwischen aber liegt der mit 69999 Todesflüchen beladen« Steinklotz von Hartmannswciler— tot und gramzerfressen, ohne Frühliugsahnen und Auferstehungsehnen und wartet auf den Allerseelentag im nächsten Jahr.
Ein Casanova-Film. Die Premiere des Casanova-Films im „G l o r i a- P a l a st" war ein rechter Filmerfolg, ein glanzvolles Schaustück russischer Schneelandschoften und venezianischen Karneval- prunkes. Aber Tasonova selbst gab nur den Namen dazu her. Iwan M o s j u k i n machte eine Douglae-Fairbanks-Rolle aus ihm: der zielsichere Frauenversllhrer. der auch Männer bezauberte, ist bei ihm ein Mann der kühnen Abenteuer, der mit Degen und Faust arbeitet. Manchmal wird er zudem zur Episode, wie in der breiten Schilderung des russischen Hofes unter Katharina, die dem Regisseur W o l k o f f Anlaß zur Entfaltung höfischen Glanzes gibt. Das venezianische Gondessest(in farbiger Durchführung) mit dem Spiel
Richterpsychotogie, sondern um politische Psycho- l o g i e. Der Frieders-Prozeß ist entstanden aus der Tatsache, daß� im Falle Loeb der Untergebene von Frieders, Staats- anmalt Floel, gemeinsam mit dem Thüringer Finanz- min st er v. Kluech.ßner an dem Versuch der morali- schen, vielleicht auch juristischen Vernichtung des Genossen Loeb arbeitete— hinter dem Rücken von Frieders, und daß Frieders das Spiel aufdeckte. Das Zusammenspiel von Verwaltung und Iustizpolitik unter rechtsradikalem Gesichts- punkt und mit politischer Zielsetzung war demnach nicht mehr zu bestreiten. Inzwischen hat die Regierung in Thü- ringen gewechselt— es sitzt sogar ein Demokrat in der neuen Regierung—, also die politische Mentalität der Justiz in Thü- ringen hat sich nicht geändert. Wer die Begründung der Ablehnung des Wiederaufnahmeantrages genau prüft, dem fällt in manchen Punkten eine fatale Aehnlichkeit in der Argumentation auf mit den Argumenten, die eine regierungsoffiziöse Auslassung unmittelbar nach der Einreichung des Wiederaufnahmeantrags dem An- trag entgegensetzte. Das wirkt weder beruhigend, noch ver- trauenerweckend. Es wäre an der Zeit, daß endlich Ordnung in die Thüringer Iustizverhältnisse kommt, die durch die„Ord- nungs"regierung böse in Unordnung gekommen sind!
Hute ZamUie, Gelü,- aber öennoch... Wie ein deutscher Botschafter aussehen muß. Ja, aus dem„Lokal-Anzeiger" kann man lernen, wie hohe Politik gemacht wird. Er kennt die Rezepte von Wil- Helms Zeiten her und hat seitdem nichts gelernt und nichts vergessen. Deswegen läßt er sich über Herrn v. P r i t t w i tz und G a f f r o n, der in letzter Zeit als Nachfolger für den verstorbenen Maltzahn in New Jork genannt worden ist, folgendermaßen vernehmen: Zugunsten dieser überraschenden Auswahl wird geltend gemacht, daß der verhältnismäßig junge Diplomat— er steht erst im Ansang der vierziger Jahre— einer sehr guten alten Familie entstammt(er ist Neffe zweiten Grades des Generalobersten v. P r i 1 1 w i tz, des unglücklichen Verteidigers Ostpreußens zu Be- ginn des Krieges), daß er oder vielmehr seine Frau sehr ver- mögend sei. Wilhelm der Ehemalige, der bekanntlich um die Freund- schaft jedes Millionärs buhlte, hat einmal gegen einen a m e- r i k a n i f ch e n Botschafter für Verlin Vorstellungen er- hoben, weil dieser Herr nach Wilhelms Ansicht nicht das ge- nügende eigene Vermögen hatte. Das„gewissenlose Krämer- volk" hat sich aber an diesen Einspruch nicht gekehrt und wissen lassen, daß die Amerikaner ihre Botschafter nach der Tüchtigkeit und nicht nach dem Geldbeutel aussuchen. Um so interessanter wird es den Amerikanern sein, daß das „verarmte Deutschland " auf den privaten Geldbeutel seiner Botschafter entsckeidend Wert legt. Aber trotz dieser emp- fehlenswerten Eigenschaften kann Herr v. Prittwitz und Gaffron nicht die Huld des„Lokal-Anzeigers" gewinnen, der gegen ihn ausführt: „Man kann nicht vergessen, daß er(v. Prittwitz und Gaffron) im November 1918 den Anschluß andie„ne u e Z e i t" ü b e r aus sch n ell und unter Verletzung dienstlicherFormen gefunden hat." Also: Weil er sich auf den Boden der Republik ge- stellt hat, ist er nach Ansicht der deutschnationalen Verfassungsbeschwörer ungeeignet, die Republik im Ausland zu vertreten. Es leben die Richtlinien!
Zm Codzer Untersuchungsgefängnis sind 399 politische Ge- fangen« in den Hungerstreik getreten, weil man ihre Wünsche auf Verlängerung des täglichen Spazierganges und Zusatz von frischem Stroh zu den Strohsäcken nicht berücksichtigen wollte
der Lichter und dem Sprühregen'des Feuerwerks wird lange im Gedächtnis bleiben. d. vor Gründung einer Volksbühne in Leipzig . In Leipzig war bisher die Gründung einer Volksbühne infolg« der traditionellen Beziehungen einer Anzahl anderer Organisationen zu den städtischen Theatern erschwert. Nunmehr haben sich jedoch diese Organisationen mit anderen zusammengefunden, und Mar das Arbeiterbildungs- institut, der Gemeinnützig« Volksbildungsoerein, der Derein Freie Voltsbühne, ferner Gewerkschaftskartell, AfA., Allgemeiner Deutscher Beamtenbund, Gewertschastsbund der Angestellten und Lehrer- verein. Ein vorbereitender Ausschuß dieser Organisationen wird die Gründung einer Volksbühne in die Hand nehmen.— Auch in München-Gladbach soll die Volksbühne, die im letzten Jahr daniederlag, neu aufgebaut werden. Ein Vlarschen-Vluseum in Lehe a. d. Weser . Um ein beredtes Beispiel alter niedersächstscher Kultur der Nachwelt zu erhalten, kaufte der Leher Bauernhausverein auf eine Anregung von Dr. Ioh. Bols hin ein 1731 in der Osterstader Marsch errichietes Bauernhaus, um es im Speckenbütteler Park zu Lehe wieder aufzubauen. Innen- einrichtung und Hausrat sind durchweg echt und aus allen Teilen der Wesermarsch gesammelt worden, sogar eine bäuerliche Staats- kuische aus der Zeit Friedrich II. ist erworben worden. In der „DLntz" soll ein Hermann-Allmcrs-Zimmer mit Erinnerungen an den Marschendichter eingerichtet werden. Der Bau einer Scheune und eines Backofens sind geplant, auch soll eine alte Bockmühle angekauft und hier neu errichtet werden, so daß der ganze Bauernhof ein eigenartiges, aus der Marschenlandschaft heraus entstandenes Museum darstellen wird. Der Schwindel von Tschingi».khan, Grab. Der in Leningrad weilende Fvrschungsreisende. Professor Kos low, teilt auf eine Anfrage der Telegraphen-Azentur der Sowjetunion mit. daß die Nachrichten über eine Entdeckung der Grabställe Tschingis-Khans bei der Totenstadt Harahoto ungenau seien. In Wirklichkeit habe er im vorigen Jahre auf dem Hauptgipsel des mongolischen Altai - Gebirges Jchebogdo«in altes Mausoleum eines mongolischen Khans entdeckt, dessen Name bisher nicht festgestellt werden konnte. Koslow erklärt weiter, er habe an der Fundstell« keinerlei Ausgrabungen vorneltznen können, da er noch der anstrengenden Arbeit in Harahoto ohne die nötigen Auerüstingen unterwegs war. Die Akademie der kiitnie eröffnet tfive diesjährige Herbstausstellung Sonnabend. Sie umsajzl Aquarelle. Zeichnmraen, Pallclle, Krapbiken und Werke der BUdbauertimst. Im Mittelpunkt der Ausstellung ftebl eine groß» Kollektion von Arbeiten von Käthe Kollwitz . Kollektiv find ferner der Bildhauer Fritz K o e II e in München und der geichncr Assred K U b i n in Wernstein o. Inn vertreten. Die Gesellschaft zur Förderung der wisienschalten veranstaltet folgende Vortragsabende: Mittwoch, den 23. November, Prof. v. Harnack über: „Die Sntstebiing der StaatSkirche'. Miilwoch, den 14. Dezember. Prof. Bogt, über:„Tie analvmitche vertiesung der HirnlotatitalionSledr«'. Mittwoch, den 18. Januar, Prot. Dr. Bergmann, über:„Einige Probteine au! der Chemie der EIweiWofie'. Mittwoch, den 22. Februar, Prot. C. W a r b u r g:.Ueber die katalytischcn Wirkungen der lebendigen Substanz". An den Vorträgen können auch in beschränkter Zahl Gäste tellnehmen, die in den Räumen der Geiellschast im Schloß stattflndea and m» 90 tltzr beginne». Der Eintritt ist frei gegen Karten.
Die Erweiterung des Stadkkreise» Breslau sieht eine Vorlage des preußischen Stoatsministeriums vor, die dem Staatsrat zu- gegangen ist.� Der Entwurf soll der Stadt Breslau , deren Eni- wfcklung bereits die Weichbildgrenzen überschritten hat, eine groß- zügige Sicdlungspolitik ermöglichen.
Der tote Serg. Bon Hermann Schützinger. Einmal im Jahr fallen die Sperrbalken bei Breisach umsonst— ohne Visum und Paß. Am Allerseelentag. Und so rinnt alljährlich, still und versonnen, ein Häuslein Men- schen, das den Krieg nicht so leicht wie die anderen zu vergessen ver- >nag, über Colmar und Sulz zu dem toten Berg, der wie ein zer- fressener Zahnstumpf zwischen seinen bewaldeten Kameraden steht, zum Hartmannsweilerkopf. Von der anderen Seite kommen ebenso lautlos die Bäche der elsässischen Besucher von Münster und Schnierlach heruntergeronnen — zum„Vieil Armand ", wie der Franzose sagt. Die französische Regierung hat den„Hattmannsweilerkopf" zur „Zone reservee* erklärt, und am Fuß des Berges verkündet ein Dutzend Tafeln: „CKnmp de bataille de rHartmannsweilerkopf. Respectes le repos des 60900 soldats, tombös dans ce champs d'honneur." Donnerwetter, jagt sich der Allerseelenpilger, 69 999 Menslhen hat dieser grau-gelbe Bergklotz in seinein Bauch! Der„Respekt" vor den Toten wächst übrigens ohne behördliche Warnungstafel mit jedem Schritt, den man in die Wüstenei dieses Borges tut. Es ist, wie wenn dieser Berg immef mehr erstarrt, je näher man an den Gipfel kommt. Unten die mäßig zerrupften herbstgelben Wälder an den Hängen und in den Mulden, in denen einst die Batterien standen und die Munitionsdcpots sich in den Boden fraßen. In der Mitte, rings um die„Enntine", das ehemalige Pionierdepot, das man mit wenig Handgriffen zu einem allerdings rocht primitiven„Schlachtfelderhotel" umgewandelt hat, der rogel- recht zerhackte Wald, dessen Stümpfe jetzt, nach zehn Iahren, an- klagend zum Himmel starren. Undoben— rings um das Holzkreuz am breiten Gipfel eine einzige Wüstenei. Die Erde zerstampft und zerhackt von einer vier- jährigen Kanonade. Zerwühlt von Unterständen und betonierten Gräben, die in dem Felsboden dem Unwetter von zehn Friedens- jähren standgehalten haben. Zerfressen von den Minen und Granat- cxplosionen, die zwischen lebendigen Menschen die Eingeweide des Berges aus dem Boden rissen. Die 69 999 Toten haben sich selbst ihr Denkmal auf diesem Berg gebrannt! Oben am Berg dos Monument des Grausens, in der„Contine" aber ein kleines„Ssilleben aus der großen Zeit". Dort habe» sie im Oberstock de- plumpen Hütte, die als Friedhofshotel benützt wird, ein„Äriegsmuseum" etabliert. Ich berappe einen Frank und steige die Treppe hinauf und be» sichtige mit der Andacht de« alten Muschkoten, der die Dinge kennt, den Müllhauj«, vom Hartmannsweilerkopf: Gewehre. Pistolen.