e. 520 44. Jahrgang
Ausgabe A nr. 264 gruo
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Donnerstag, den 3. November 1927
Labours großer Wahlfieg.
Zusammenbruch der Kommunisten.
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,, Todesurteil für Baldwin.
gebüßt, auch ihre übrigen Kandidaten haben jeweils nur wenige Stimmen erzielt.
Die am Mittwochabend vorliegenden, noch immer unvollftändigen Ergebnisse der Kommunalwahlen in GroßDie genauen Berluste der Liberalen und Konser britannien, bei denen jeweils ein Drittel der jeweiligen tom- pativen find zahlenmäßig für die beiden einzelnen Parteien munalen Parlamente gewählt wurde, lassen den Sieg der Arschiedener Art sowie die gemeinsame Aufstellung von sogenannten schwer festzustellen, da die Wahlpatte und Wahlabkommen verbeiterpartei noch gewaltiger erscheinen als aus den ersten unabhängigen Kandidaten eine genaue Trennung zwischen Meldungen hervorging. Nach den letzten Ergebnissen hat die Ar- liberalen und konservativen Verlusten unmöglich macht. Soweit beiterpartei 162 Sige neu gewonnen und 38 verloren. Der dies jedoch möglich ist, ergibt sich das folgende Bild: Die Liberalen abfolute Gervinn der Arbeiterpartei beträgt somit 124 Site. büßten ein 38 Siße, meistens an die Kandidaten der Arbeiterpartei, Diefer Erfolg verteilt sich ziemlich gleichmäßig über das gesamte fie gewannen andererseits 25 Size neu auf Kosten der Ron Gebiet von Wales, England und Schottland , ist jedoch im in- fervativen. Der Gesamtverlust der Liberalen beträgt also dustriellen Norden und in Mittel england besonders 13 Sige. Die stärksten zahlenmäßigen Verluste aber haben die auffallend. Die Arbeiterpartei hat mit Ausnahme einer einzigen mie 10: 1 verhalten. Ihre Gesamtverluste belaufen sich auf 68 Size. Konservativen erlitten, bei denen sich die Verluste zu dem Gewinn Gemeinde die bisherigen Majoritäten aufrechterhalten und überdies in Birkenhead , Barnsley , Leigh, Nelson, Swansea , Mansfield und der Kommunalwahlen abschließend fest, daß die Resultate der Der Daily Herald" stellt in einem Leitartikel anläßlich Trefton eine neue Mehrheit erzielt. In zwei weiteren Stadtparla- Dienstagwahlen die konservative Regierung unter den Schatten menten herrscht nunmehr als Ergebnis der Wahl Stimmen- eines politischen Todesurteils gestellt hätten. Die gleichheit Kommunalwahlen seien ein Vorspiel für den noch größeren Sieg bei den nächsten Neuwahlen. Die bürgerliche Presse schreibt, soweit Wahlkommentare bisher überhaupt vorliegen, die Erfolge der Arbeiterpartei der traditionellen Apathie der bürgerlichen Bähler bei den tommunalen Wahlen in Großbritannien zu.
Die Kommunisten haben überall tatastrophal schlecht abgeschnitten. Sie haben den einzigen Stadtrat, den fie bisher im Gesamtgebiet von Großbritannien besaßen, ein
Die Todesstrafe bleibt! Ablehnung des sozialdemokratischen Antrags im Ausschuß
Der Strafrechtsausschuß des Reichstages führte gestern die Ausfprache über die Todesstrafe zu Ende. Der Ausschuß beschloß mif 17 bürgerlichen Stimmen, einschließlich des Demokraten Brodauf gegen 11 Stimmen der Sozialdemokraten, kommuniffen und des Demokraten Heuß den sozialdemokratischen Untrag auf Abschaffung der Todesstrafe abzulehnen. ( Siehe auch 3. Seite.)
Der Reparationsbrief wird veröffentlicht.
Ein Kabinettsbeschluß.
Das Reichsfabinett beschäftigte sich gestern mit Reparations Das Reichskabinett beschäftigte sich gestern mit Reparationsfragen und dabei auch mit der Beantwortung des Memorandums des Reparationsagenten. Nachdem im In- und Auslande die verschiedensten irreführenden Mitteilungen über seinen Inhalt veröffentlicht worden sind, hält es die Reichsregierung im Einvernehmen mit dem Reparationsagenten für richtig, den vollen Wortlaut des Memorandums zusammen mit der Antwort der Reichsregierung bekanntzugeben. Die Veröffentlichung wird voraussichtlich am tommenden Sonntag erfolgen.
Hamburger Bürgerschaft.
Wahl des Präsidiums: ein Sozialdemokrat, ein Kommunist, ein Deutschnationaler.
Vorwärts- Verlag G.m.b.H., Berlin SW. 68, Lindenstr.3
Boftichedtonto: Berlin 37 536- Banffonts: Bant bez atbeiter, Angeftelten unb Beamien, Balttr. 65: Diskonto- Gefellimalt. Devoktentafe Sindenftr. 3.
Neuwahl der Bürgerschaft am 13. November.
Bremen , zur Wahlurne. Die dreijährige ParlamentsNach Hamburg schreitet nun die zweite Hansestadt, periode der bremischen Bürgerschaft ist normalerweise abgelaufen. Die letzte Wahl fand am 7. Dezember 1924 statt, die Neuwahlen werden am 13. November vor sich gehen. und siegesbewußt eröffnet worden. Sie allein war in der Der Wahitampf ist von der Sozialdemokratie energisch Lage, vor Wochen schon ihre Kandidatenliste zu veröffent= lichen, während alle übrigen Parteien, darunter auch die Kommunisten, erst am Tage vor Ablauf der Einreichungsfrist ihre Listen veröffentlichen fonnten, die vereinige Gruppe der Boltsparteiler, Deutschnationalen, Bölkischen und Wirtschaftsschaftsparteiler sogar erst am Tage nach der Einreichung. Das öffentliche Raufen um die aussichtsreichen Bläge auf follte dadurch verhindert werden. dieser schwarzweißroten, hafenkreuzbegöschten Mischmaschliste
demokraten, Kommunisten, Demokraten, Zentrum, BodenEs treten a cht Listen in den Wahlkampf: Sozialreformer, Aufwertler und die rechtsbürgerliche Einheitsliste"( Volkspartei, Deutschnationale, Bölkische und Wirtschaftspartei).
fchwarzweißroten Rranz niederlegte. Die anderen Bernationalen. Wegen Tadesfalls find gegenwärtig zwei treter ber Rechtspresse hatten die Aufforderung, fich an dieser De monftration zu beteiligen, mit der Begründung abgelehnt, daß ein deutscher Soldatenfriedhof auf französischem Boden nicht die Stätte sei, um den Flaggenstreit auszutragen.
Kattowih, 2. November.
geordnete, und zwar 102 für die Stadt Bremen , 7 für das Das Bremer Parlament zählt verfassungsmäßig 120 AbLandgebiet, 2 für die Stadt Begefa d, 9 für die Stadt Bremerhaven . Die Regierung( Senat) zählt 14 Minifter( Senatoren). Der zurzeit regierende Senat ift ein Bürgerblodsenat in Reinfultur, zusammengesett aus 6 Demofraten, 5 Boltsparteiler, 3 Deutsch Stellen unbesetzt. Regierungspartei find alle bürgerlichen Parteien: 17 Demofraten( einschließlich 2 3entrum und 1 Bodenreformer), 25 Bolksparteiler, 11 Deutschnationale, 8 Hausbefizer, 4 Bölkische. Die Opposition wird gebildet von 46 Sozialdemokraten und 9 Kommunisten. Die KPD. , die früher im Verhältnis von 1: 2 zur SPD . stand, ist durch ein ausdauerndes und rücksichtsloses Ringen durch die Partei und die Bremer Boltszeitung" auf 1: 5 zurüdgedrängt worden. Dies Verhältnis wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch nach diesem Wahlkampfe das gleiche bleiben. Der Deutsche Boltsbund hat wegen der Auflösung des KattoEs fällt auf, daß in diesem Freistaat des vollständigen wizer Stadtparlaments beim Minderheitenamt in Kattowitz Protest Bürgerblock's eigentlich eine republikanische Mehreingelegt. Die Beschwerde richtet sich gegen den Wojewoden Gra- heit eristert, und eine Weimarer Koalition parla zinski und gegen den Wojewodschaftsrat. Die deutsche Min mentarisch möglich wäre, wenn die Bremer Demokraten sich derheit hat in freier Wahl im Rattowizer Stadtparlament von bemühen wollten, Demotraten zu sein! Sie sind aber 60 Sigen 34 erhalten. Dieses Verhältnis ist bei der Zusammen nur eine von der Bolkspartei wirtschaftlich abhän fichtigt worden, und dadurch, daß man den Deutschen von 15 Sitzen Schutzes des volksparteilichen Finanz-. Reederei und Exportfegung der kommissarischen Berwaltung nicht berüc gige Gruppe, die feinen selbständigen Schritt außerhalb des nur 5 eingeräumt hat, sind sie gewaltsam in die Minderheit gedrückt fapitals wagt. Als die Demokraten noch selbständige Politik tommiffarischen Berwaltung in der Weise gefordert, daß die Deutischen Fraktionsführer zum Direktor der Sparkasse, die einen werden. In der Eingabe wird die sofortige Neubejegung der hätten machen können, ernannte man den begabten demokra schen im Verhältnis der früheren Stimmen im Stadtparla- volksparteilichen Aufsichtsrat hat! Kein Wunder also, daß ment eine angemessene Bertretung finden. die Demokraten sich einer Weimarer Koalition versagten! Die Große Koalition, zu der die SPD. - Fraktion einstimmig bereit war, scheiterte an der Volkspartei. Sie lehnte sie ab, weil damals zur gleichen Zeit im Reiche die Bürgerblockregierung Luther gebildet worden war; ferner, weil sie die Deutschnationalen in der Regierung haben mollte, erklärte, daß die Unterschiede zwischen Deutscher von denen der Fraktionsführer der Volkspartei öffentlich Bolkspartei und Deutsch nationalen bestenfalls unter der Lupe erkennbar feien; und
Amerika liefert wertlose Munition. Ein schönes Geschäft am chinesischen Bürgerkrieg. London , 1. November.
Ein amerikanischer Kaufmann wurde vom amerikanischen Gericht in Schanghai zu 15 Monaten Gefängnis und Rüd richt in Schanghai zu 15 Monaten Gefängnis und Rüd: erstattung von 15 000 Dollar verurteilt, weil er dem chinesischen General Yangtsen Munition geliefert hatte, die
feinen
Bei der Wahl des Präsidiums in der heutigen fonti Spreng ft off enthielt. Er hatte bei diesem Geschäft 35 000 Dollar schließlich, weil die Sozialdemokraten bar jedes Hanseaten
tuirenden Sigung der Bürgerschaft wurden gewählt: gegebenen Stimmen;
verdient. zum Bräsidenten Rudolf Roß ( S03.) mit 154 von 156 ab
zum ersten Bizepräsid nten Gundelach( Komm.) mit 86 gegen 40 Stimmen für den voltsparteilichen Gegenkandidaten; zum zweiten Bizepräsidenten O. Dapel( Dnat.) mit 86 Stimmen gegen 38 Stimmen für den demokratischen GegenLandidaten.
Nach diesem Ergebnis verzichteten Bolksparteiler und Demotraten auf Schriftführersize. Daraufhin wurden vier Sozialbemotraten als Schriftführer gemählt.
Nationale Taktlosigkeit. Schwarzweißrote Demonstration in Paris .
Paris , 2. November. ( Eigenbericht.) Die Deutsche Kolonie in Paris hielt am Mittwoch wie alljährlich auf einem deutschen Soldatenfriedhof in der nächsten Umgebung der franzöfifchen Hauptstadt eine Gedächtnisfeter für die im Rriege gefallenen deutschen Soldaten ab. Botschafter v. Hoesch hielt dabei sine furze Ansprache und ließ zahlreiche Kränze nieder legen. Der Rorrespondent der Deutschen Tageszeitung" hatte den fonderbaren Geschmad, die Trauerfundgebung zu parteipolitifden Sweden auszunugen, indem er demonstrativ einen
Zurück zu Manitu!
Kanadische Indianer verlassen das Christentum.. London , 2. November.
Aus Montreal wird gemeldet, daß die Vertreter mehrerer indianischen Stämme, darunter die der Irotesen, der Mohats. auf einer Konferenz beschlossen haben, das Christentum wieder auf der Oneidas, Onandegas, Konjugas und Senatas zugeben. Der Gott der Weißen, erklärten sie, habe ihnen mur Unglüd gebracht. Man habe ihnen Leben, Freiheit und Rechte genommen nud ihnen nichts gelassen. Die Indianer werden jetzt wieder zu ihrem alten Manitu Kult zurückkehren.
Der ehemalige Senator Charles Humbert ist gestorben. Sumbert ist vor allem dadurch bekannt geworden, daß er als Chefredakteur des Journal" während des Krieges von Clemenceau vor ein Striegsgericht geftellt worden war und beschuldigt wurde, vom deutschen Propagandadienst Geld angenommen und damit das schuld reftios zu beweisen und seinen Freispruch durch zu " Journal" gekauft zu haben. Sumbert oelang es aber seine Unegen. Er trat später noch einmal in der Deffentlichkeit hervor fegen. Er trat später noch einmal in der Deffentlichkeit hervor mit einem Buch, in dem er Poincaré als einen der Hauptschuldigen am Krieg hinstellt.
geistes feien, ohne den Bremen verpreußen" und seine Weltgeltung" verlieren würde!! Hanseatengeist- das ist ein vertrocknetes Destillat aus mittelalterlichen Piratenerfolgte und neuzeitlicher Unfähigkeit!
Ansonsten aber hat der Mann recht. Das Bremer Großbürgertum bildet eine einzige Kameradschaft, eine im Staatsfäckel, die andere im privaten Kassenschrank! MitRepublik der Bettern und Freunde! Die eine Hand unter weiß man nicht, ob der Schütting oder das Rathaus das Parlament tagt beim Kaufmannstonvent zur Miete regiert. Macht man Llyodpolitik oder Staatspolitik? Selbst eigenes Landtagsgebäude hat! ein wohl einzig dastehender Fall, daß ein Landtag fein
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Bremen hat auch noch die Einrichtung der aufmännischen Senatoren", d. h. Senatoren haben das Recht, für Verzicht auf das halbe Gehalt, ihre Privatgeschäfte nebenbei zu betreiben. Diese Erlaubnis nehmen gerade die einflußreichsten Minister im Finanzreffort für sich in Anspruch. Schließen sie irgendwo eine Staatsanleihe ab, dann hindert sie nichts, auch die Verfassung nicht. gleich hinterher oder vorher, zu gleichen oder zu noch günstigerem Diskont eine Privatanleihe für ihre eigenen Betriebe, abzuschließen. Nebenbei sind fie Auffichtsräte in den bedeutendsten Handels-, Berkehrs- und Industrieunternehmen.