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Abendausgabe

Nr. 529 B 262

44. Jahrgang

Böchentlich 70 Bfennig, monatlich 3 Reichsmart, voraus zahlbar. Unter Streifband im In- und Ausland 5,50 Reichsmart pro Monat. *

Der Borwärts" mit der illustrier­ten Sonntagsbeilage, Bolt und Reit" sowie den Beilagen Unterhaltung und Biffen". Aus der Filmwelt". Frauenstimme", Der Rinder freund". Jugend- Borwärts", Blid in die Bücherwelt" und Rulture arbeit" erscheint momentäglich zwei mal, Gonntags und Montags einmal

Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Dienstag

8. November 1927

10 Pfennig

Die einipaltige Ronpareillezelle 80 Pfennig. Reflamezele 5- Reichs­mart kleine Anzeigen" das fettge druckte Wort 25 Brennig( zu'äffig zme fettgebrudte Borte) jedes weitere Bort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Bort 15 Pfennig, jedes weitere Wort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen tür zwei Borte. Arbeitsmarkt Retle 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnentenze: le 40 Biennig Anzeigen­annahme im Hauptgeschäft Linden­straße 3, wochentägt von 8 bis 17 Uhr

Hentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands

Redaktion und Berlag: Berlin SW 68, Lindenstraße 3 Fr sprecher: Donhoff 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin

Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

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Angst vor der Werbewoche. Deutschnationale Betlemmungen.

Die Werbewoche ist im Gange, und die Deutschnationalen merden nervös. Sie wissen: diese Werbewoche ist die Vor­bereitung der Niederlage des Bürgerblocks bei den kommen­den Wahlen.

Der Deutschnationale Pressedienst unternimmt den ver geblichen Versuch, die sozialdemokratischen Anklagen gegen den Bürgerblock zu entkräften:

,, Wovon fabelt der Borwärts"? Bon Schweine einfuhr und Kartoffelgoll, von Rot, Teuerung und unter drudung der Arbeiterschaft. Was ist daran Wahres? Nichts!" Es ist also nicht wahr, daß die Lebensmittelpreise durch die Zollpolitik der Deutschnationalen gestiegen find? Es ist nicht wahr, daß sich die Großagrarier auf Kosten des Volkes bereichern? Es ist nicht wahr, daß die Arbeiterschaft Not leidet?

Amerika empfiehlt Sparsamkeit.

Der Finanzminister in Washington gegen kommunale Auslandsanleihen.

Washington , 8. November.

Schahzsekretär Mellon erklärt der Presse über das Memo­randum des Reparationsagenten: Das Memorandum spricht für sich felbft. Die Kritik Parfer Gilberts ist in erster Linie gegen staat­liche und kommunale Anleihen zu unproduffiven Zweden gerichtet. Es liegt in Deutschlands eigenstem Intereffe, so fpar. fam wie möglich zu wirtschaffen, damit es sich gegen den Vorwurf schützen tann, nicht alle erforderlichen und möglichen Anstrengungen zur Erfüllung seiner Berpflichtungen gemacht zu haben.

Umfangreiche und fachliche Presfeerörterungen.

Washington , 8. November.

Das Memorandum Gilberts und die Antwort der deutschen Re­

Berpflichtung auch durchaus anerkenne, wie das fachliche Ein­gehen der deutschen Antwort auf Gilberts Ermahnungen zeige. Es sei erfreulich, daß die deutsche Regierung Gilberts Hinweise nicht schroff oder empört zurückweise, sondern thre Bereitwillig­feit zur Ermöglichung des Transfers erneut betone. Dies sei ein Erfolg, mit dem alle zufrieden sein könnten.

Köhler und Parker Gilbert.

Das Reichsfinanzministerium erflärt, daß ihm noch nichts von der Unzufriedenheit Parker Gilberts über die Antwort Köhlers be­fannt geworden sei. Im übrigen sei längst bekanntgegeben, daß der Schriftwechsel als Unterlage für die Fortführung meiterer Ber­handlungen zwischen dem Reparationsagenten und dem Reichsfinanz­

daß eben erst der mitteldeutsche Braunkohlenstreit gezeigt hat, gierung beschäftigen die Presse in ausgedehntem Maße. Sämtliche minister dienen soll. Darum sei auch die Ankündigung, daß der wie

den. Was wissen sie von Teuerung und Not der Arbeiter­schaft! So wenig, daß fie der Anklage gegen den Zoll wucher des Bürgerblods folgende Notiz eines kleinen Sensationsblattes entgegenstellen:

"

Aeußerungen billigen den Schritt Gilberts und erklären feine Warnung an Deutschland für berechtigt und zeitgemä B. Das Journal of Commerce" führt aus: In hiesigen Finanz­freisen erblide man in der ständigen Erörterung der deutschen Schwierigkeiten die Gefahr einer Krise, die entweder zur Wiederaufrollung des Damesplanes oder zur Unterbindung weiterer deutscher Anleihen in Amerika führen könne. Gilbert beweise, daß er auf der Einhaltung des gegenwärtigen Dawesplanes bestehe; dadurch set die Hoffnung mancher fremden Länder auf eine Revision threr amerikanischen Schulden im 3u

,, Nach den amtlichen Zahlen sind in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres vom Ausland für rund 54 Millionen Mart Weine eingeführt worden, während Deutschland nur für rund 7 Millionen Mart Weine ausgeführt hat. Da die Einfuhr französischer Weine durch das laufenbe Handelsprovisorium nicht zu umgehen ist, so fit vom Großhandel zusammenhang mit einer Dawes Revision enttäuscht

verlangen, daß menigstens die spanischen unb italieni

fchen Weine nicht so start wie bisher eingeführt werden und daß im Einzelhandel mehr deutsche Weine geführt werden."

Zur Verteidigung des Buchers mit Schweine. fleisch zoll und Kartoffelzoll verfriechen sich die Deutschnationalen hinter französische, italienische und spanische Weine und hinter die Weinpreise! Das sind ihre Sorgen und ihre Argumente! Der deutsche Arbeiter soll seine Lebenshaltung einfchränken, folf höhere Lebensmittelpreije zahlen meil sonst französische, italienische und spanische Beine eingeführt werden.

Ratastrophale Verständnislosigkeit für die Nöte des Ar. beiterdafeins? Nein, in dieser Berteidigung" tritt die arro­gante Leichtfertigkeit der Deutschnationalen zutage, mit der fie über das Schicksal der Arbeiter hinweggehen.

Die Folgen dieser Haltung aber fürchten die Deutsch­nationalen. Sie fürchten die Abrechnung, sie sehen mit Be­sorgnis auf unsere Werbewoche. Deshalb erst recht:

Werbt für die Sozialdemokratie!

Gemeindewahlen in Mecklenburg . Auch hier Bormarsch der Sozialdemokraten.

Rosfod, 8. November.( Eigenbericht.)

Am Sonntag haben, wie schon furz erwähnt, in Mecklenburg­Schwerin und Strelitz die diesjährigen Wahlen zur Neu­bildung der Stadtparlamente begonnen. Gewählt wurde zunächst unter anderem in Waren, Criviß, Neubrandenburg und Friedland . Auch hier zeigen die Ergebnisse, mit Ausnahme von Criviz, überall eine Steigerung der für bie Sozialdemokratie abgegebenen

Stimmen.

New Yort Times" stellt fest, daß Deutschland Reparationen zahlen müsse, weil es den Strieg verloren habe, und daß es diefe

mündlich zur Kenntnis bringen wolle, weder neu noch überraschend. Das Reichsfinanzministerium scheint zu meinen, daß der Repa­rationsagent deshalb mit dem Memorandum schon zufrieden sein müsse, weil ihm die Meinung Barker Gilberts noch nicht noti­fiziert worden ist. Aber man kann die offizielle Antwort des Agenten ja wirklich abwarten.

Die Börse wieder ruhiger.

Den gestrigen starten Kursrückgängen ist eine Erhöhung gefalgt. Aus der Provinz wird gekauft. Die Banken haben des­halb teine Intervention beschlossen. Auch der Börsenvorstand hält felne besonderen Maßnahmen für erforderlich.

Der Kampfum die Handelsverbote.

Der Vertrag gegen die Ein- und Ausfuhrverbote von 15 Staaten unterzeichnet. Eine große Zahl von Vorbehalten.

Genf , 8. November. ( Eigenbericht.)

Die Staatenkonferenz für die Abschaffung der Ein- und Aus­fuhrverbote und beschränkungen nahm gestern die drille Lesung Ihres Werkes vor. Sie nahm an der Konvention und dem Schluß­protokoll nur fleinere redaktionelle Alenderungen vor.

Zu einer längeren Debatte führten zwei amerikanische Streichungsanträge, die sich richteten gegen die Empfehlung an den Bölferbundsrat, die Aufstellung von Richtlinien für gesundheits­polizeiliche Einfuhrverbote für Tiere und Pflanzen prüfen zu lassen, und gegen die Schlußbestimmung, daß die Aufhebung der Ein- und Ausfuhrverbote und beschränkungen teine übertriebenen 3ölle zur Folge haben dürfe. In der Abstimmung wurden beide Anträge mit 12 und 11 gegen je 2 Stimmen bei 13 und 14 Ent­haltungen abgelehnt. Neben England und Japan hat sich beide Male auch Deutschland enthalten.

Auf die Frage des Borsigenden, welche Staaten zur fofortigen unterzeichnung der Ronvention bereit selen, antworteten 15 Dele gationen mit Ja": Aegypten , Deutschland , Desterreich, Belgien Bulgarien , Dänemark , Finnland , Frankreich , Ungarn . Noch im Laufe des heutigen Tages hoffen die Nachricht zur Luxemburg , Siam , die Schweiz , Tschechoslowakei und Unterzeichnung der Konvention zu erhalten: Südslawien , Rumänien

zu Beginn der Konferenz ihre Absicht gewesen wäre, unmöglich. Die Schlußfihung der Konferenz findet heute nachmittag statt.

Borbehalte haben angemeldet für vorübergehende Ber­bote: Deutschland Kohleneinfuhr und Schrott ausfuhr; Tschechoslowakei Kohleneinfuhr und Schrottausfuhr; Desterreich, Rumänien , Belgien , Frankreich , Ungarn , Italien und Luxemburg Schrottausfuhr England und Japan Farbeneinfuhr; Rumänien gebrauchte Maschinen.

Unbegrenzte, aber für die anderen Staaten angeblich un­bedeutende Borbehalte melden an: Italien Eisenerz und Ge­treibe; Rumänien Eisenerz, Kupfererz, Mangan und rohes Petro­leum; Amerita Heliumgas; Aegypten Dünger, Eier und Bich. Frankreich benützte die Gelegenheit, um auf das Kohleneinfuhr­verbot zu verzichten.

Die Widerstände der Praxis.

Bei den Stadtverordnetenwahlen in Neubrandenburg haben die Großbritannien ( für sich und Nordirland ), Italien , zeigt. Die Weltwirtschaftsfonferenz hatte ihre Be=

Sozialdemokraten 2006 Stimmen erhalten( 1430), BD. 401( 530), Bürgerlichen zusammen 3939( 4122).

Friedland : Sozialdemokratie 1427( 1314), D. 302( 401), Hausbefizer 214, Kaufleute und Acerbürger 577, Beamten usw 385. Es erhielten Size: Sozialdemokraten 8( 6), KPD . 1( 2), Kaufleute, Handwerker, Landwirte 7( 6), Rentner, Kriegsbeschädigte 2( 3), Hausbefizer 1( 1).

Waren: Sozialdemokraten 844( 800), RBD. 522( 18), Un­politische Lifte 196( 287), Mieterlifte 443(-), Beamte 356( 540), Wirtschaftsliste 1338( 983).

Gebührenfreiheit bei Feuerbestattung.

Beschluß des Rechtsausschusses des Landtags

einander zu vereinigen sind, hat wieder einmal die heute zu Ende Wie schwer Theorie und Praris im Leben der Bölfer mit­gehende Staatenkonferenz gegen die Aus- und Einfuhrverbote ge­ber begonnene Konferenz hat nur ein mageres Ergebnis feitigung nachdrücklich empfohlen. Die daraufhin am 17. Olio­gehabt. Ihr einziger Ertrag ist der Entwurf und die tellweise Unter­und Japan . Bon einigen anderen Staaten steht eine baldige Unterzeichnung eines Vertrages, in dem der Bille festgelegt ist, die Aus=" zeichnung in sichere Aussicht, so von Holland und Schweden . Einige und Einfuhrverbote in Zukunft einmal aufzuheben. Delegationen, darunter die polnische, erklärten, die weitere Auf­rechterhaltung der deutschen Kohlen Aus- und Einfuhrverbote machten ihnen die sofortige Unterzeichnung der Konvention, wie es

Warum werben wir?

Der Aufstieg der Arbeiterklasse

-

das Glück

Der Rechtsausschuß des Landtags beschäftigte sich in deiner Familie- die Zukunft deiner Kinder werden feiner heutigen Sigung mit der Berwaltungsgebühren heute nur zum Kleinen Teil im persönlichen Lebens­ordnung. Die Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion bekampfe entschieden. mußten die Gelegenheit, um eine Ungerechtigkeit der Feuer. bestattung gegenüber zu beseitigen. Sie stellten den Antrag, das Im Zeitalter gewaltiger Organisationen kannst Staatsministerium zu ersuchen, die jetzt regelmäßig zu zahlenden du sie uur in Gemeinschaft mit deines staatlichen Gebühren für Feuerbestattung aufzuheben. gleichen erkämpfen. Der Ausschuß folgte der eingehenden Begründung des Antrags durch die Genossen Brüdner und Gehrmann- Harburg und nahm ihn mit großer Mehrheit an. Auffallend war es, daß die Ber treter der RP D. fich an der Debatte, mie so oft, auch hier nicht beteiligten

Deshalb reiche dem Nachbar die Hände! Deshalb gliedere dich ein ins gemeinsame Heer! Deshalb wirb für deine Partei!

Paul Löbe .

Staatssekretär Dr. Trendelenburg darf das Berdienst in Anspruch nehmen, daß wenigstens das erreicht worden ist. Er hat sich nachdrücklich darum bemüht, daß die Konvention be­sonders von England und Italien nicht ganz verwässert wurde, daß die Bestimmungen über die zugelassenen Ausnahmen fachlich und zeitlich so eng als möglich gefaßt werden und daß jedes Land, das Ausnahmen für sich wünscht, seine Borbehalte im einzelnen schon jezt anmelden muß. Daß Borbehalte in großem Umfang angemeldet wurden, hatte allerdings die weitere Folge, daß auch alle Länder, die die Aufhebung ohne Vorbehalt vorgeschlagen hätten, jetzt noch Borbehalte anmelden müssen und bis zum 1. Februar 1928 Beit verlangt haben. Damit wird eine neue Konferenz notwendig, und die Stellungnahme des Wirtschaftsausschusses des Bölkerbundes wird. um ein halbes Jahr verschoben.

Die Konvention legt den Grundsaß fest, daß die unter­

zeichnenden Staaten die Ein- und Aussuhrverbote aufheben

wollen. Das Hauptstud babel sind aber die Ausnahmen, von benen es mehrere Kategorien gibt. 3ugelassene Ausfuhr. verbote werden für Waffen, sanitäre und hienische Maß­nahmen, den Schutz des nationalen Erbgutes", den Berkehr mit Gold, Silber und Wertpapieren sowie für Monopole festgelegt. Außerordentliche Verhältnisse, die nach deutscher Auffaffung nur