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Nr. 529 B 262
44. Jahrgang
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Dienstag
8. November 1927
10 Pfennig
Die einipaltige Ronpareillezelle 80 Pfennig. Reflamezele 5- Reichsmart kleine Anzeigen" das fettge druckte Wort 25 Brennig( zu'äffig zme fettgebrudte Borte) jedes weitere Bort 12 Pfennig. Stellengesuche das erste Bort 15 Pfennig, jedes weitere Wort 10 Pfennig. Borte über 15 Buchstaben zählen tür zwei Borte. Arbeitsmarkt Retle 60 Pfennig. Familienanzeigen für Abonnentenze: le 40 Biennig Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochentägt von 8 bis 17 Uhr
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Angst vor der Werbewoche. Deutschnationale Betlemmungen.
Die Werbewoche ist im Gange, und die Deutschnationalen merden nervös. Sie wissen: diese Werbewoche ist die Vorbereitung der Niederlage des Bürgerblocks bei den kommenden Wahlen.
Der Deutschnationale Pressedienst unternimmt den ver geblichen Versuch, die sozialdemokratischen Anklagen gegen den Bürgerblock zu entkräften:
,, Wovon fabelt der Borwärts"? Bon Schweine einfuhr und Kartoffelgoll, von Rot, Teuerung und unter drudung der Arbeiterschaft. Was ist daran Wahres? Nichts!" Es ist also nicht wahr, daß die Lebensmittelpreise durch die Zollpolitik der Deutschnationalen gestiegen find? Es ist nicht wahr, daß sich die Großagrarier auf Kosten des Volkes bereichern? Es ist nicht wahr, daß die Arbeiterschaft Not leidet?
Schahzsekretär Mellon erklärt der Presse über das Memorandum des Reparationsagenten: Das Memorandum spricht für sich felbft. Die Kritik Parfer Gilberts ist in erster Linie gegen staatliche und kommunale Anleihen zu unproduffiven Zweden gerichtet. Es liegt in Deutschlands eigenstem Intereffe, so fpar. fam wie möglich zu wirtschaffen, damit es sich gegen den Vorwurf schützen tann, nicht alle erforderlichen und möglichen Anstrengungen zur Erfüllung seiner Berpflichtungen gemacht zu haben.
Umfangreiche und fachliche Presfeerörterungen.
Berpflichtung auch durchaus anerkenne, wie das fachliche Eingehen der deutschen Antwort auf Gilberts Ermahnungen zeige. Es sei erfreulich, daß die deutsche Regierung Gilberts Hinweise nicht schroff oder empört zurückweise, sondern thre Bereitwilligfeit zur Ermöglichung des Transfers erneut betone. Dies sei ein Erfolg, mit dem alle zufrieden sein könnten.
Köhler und Parker Gilbert.
Das Reichsfinanzministerium erflärt, daß ihm noch nichts von der Unzufriedenheit Parker Gilberts über die Antwort Köhlers befannt geworden sei. Im übrigen sei längst bekanntgegeben, daß der Schriftwechsel als Unterlage für die Fortführung meiterer Berhandlungen zwischen dem Reparationsagenten und dem Reichsfinanz
daß eben erst der mitteldeutsche Braunkohlenstreit gezeigt hat, gierung beschäftigen die Presse in ausgedehntem Maße. Sämtliche minister dienen soll. Darum sei auch die Ankündigung, daß der wie
den. Was wissen sie von Teuerung und Not der Arbeiterschaft! So wenig, daß fie der Anklage gegen den Zoll wucher des Bürgerblods folgende Notiz eines kleinen Sensationsblattes entgegenstellen:
"
Aeußerungen billigen den Schritt Gilberts und erklären feine Warnung an Deutschland für berechtigt und zeitgemä B. Das Journal of Commerce" führt aus: In hiesigen Finanzfreisen erblide man in der ständigen Erörterung der deutschen Schwierigkeiten die Gefahr einer Krise, die entweder zur Wiederaufrollung des Damesplanes oder zur Unterbindung weiterer deutscher Anleihen in Amerika führen könne. Gilbert beweise, daß er auf der Einhaltung des gegenwärtigen Dawesplanes bestehe; dadurch set die Hoffnung mancher fremden Länder auf eine Revision threr amerikanischen Schulden im 3u
,, Nach den amtlichen Zahlen sind in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres vom Ausland für rund 54 Millionen Mart Weine eingeführt worden, während Deutschland nur für rund 7 Millionen Mart Weine ausgeführt hat. Da die Einfuhr französischer Weine durch das laufenbe Handelsprovisorium nicht zu umgehen ist, so fit vom Großhandel zusammenhang mit einer Dawes Revision enttäuscht
verlangen, daß menigstens die spanischen unb italieni
fchen Weine nicht so start wie bisher eingeführt werden und daß im Einzelhandel mehr deutsche Weine geführt werden."
Zur Verteidigung des Buchers mit Schweine. fleisch zoll und Kartoffelzoll verfriechen sich die Deutschnationalen hinter französische, italienische und spanische Weine und hinter die Weinpreise! Das sind ihre Sorgen und ihre Argumente! Der deutsche Arbeiter soll seine Lebenshaltung einfchränken, folf höhere Lebensmittelpreije zahlen meil sonst französische, italienische und spanische Beine eingeführt werden.
Ratastrophale Verständnislosigkeit für die Nöte des Ar. beiterdafeins? Nein, in dieser Berteidigung" tritt die arrogante Leichtfertigkeit der Deutschnationalen zutage, mit der fie über das Schicksal der Arbeiter hinweggehen.
Die Folgen dieser Haltung aber fürchten die Deutschnationalen. Sie fürchten die Abrechnung, sie sehen mit Besorgnis auf unsere Werbewoche. Deshalb erst recht:
Werbt für die Sozialdemokratie!
Gemeindewahlen in Mecklenburg . Auch hier Bormarsch der Sozialdemokraten.
Rosfod, 8. November.( Eigenbericht.)
Am Sonntag haben, wie schon furz erwähnt, in MecklenburgSchwerin und Strelitz die diesjährigen Wahlen zur Neubildung der Stadtparlamente begonnen. Gewählt wurde zunächst unter anderem in Waren, Criviß, Neubrandenburg und Friedland . Auch hier zeigen die Ergebnisse, mit Ausnahme von Criviz, überall eine Steigerung der für bie Sozialdemokratie abgegebenen
Stimmen.
New Yort Times" stellt fest, daß Deutschland Reparationen zahlen müsse, weil es den Strieg verloren habe, und daß es diefe
mündlich zur Kenntnis bringen wolle, weder neu noch überraschend. Das Reichsfinanzministerium scheint zu meinen, daß der Reparationsagent deshalb mit dem Memorandum schon zufrieden sein müsse, weil ihm die Meinung Barker Gilberts noch nicht notifiziert worden ist. Aber man kann die offizielle Antwort des Agenten ja wirklich abwarten.
Die Börse wieder ruhiger.
Den gestrigen starten Kursrückgängen ist eine Erhöhung gefalgt. Aus der Provinz wird gekauft. Die Banken haben deshalb teine Intervention beschlossen. Auch der Börsenvorstand hält felne besonderen Maßnahmen für erforderlich.
Der Kampfum die Handelsverbote.
Der Vertrag gegen die Ein- und Ausfuhrverbote von 15 Staaten unterzeichnet. Eine große Zahl von Vorbehalten.
Genf , 8. November. ( Eigenbericht.)
Die Staatenkonferenz für die Abschaffung der Ein- und Ausfuhrverbote und beschränkungen nahm gestern die drille Lesung Ihres Werkes vor. Sie nahm an der Konvention und dem Schlußprotokoll nur fleinere redaktionelle Alenderungen vor.
Zu einer längeren Debatte führten zwei amerikanische Streichungsanträge, die sich richteten gegen die Empfehlung an den Bölferbundsrat, die Aufstellung von Richtlinien für gesundheitspolizeiliche Einfuhrverbote für Tiere und Pflanzen prüfen zu lassen, und gegen die Schlußbestimmung, daß die Aufhebung der Ein- und Ausfuhrverbote und beschränkungen teine übertriebenen 3ölle zur Folge haben dürfe. In der Abstimmung wurden beide Anträge mit 12 und 11 gegen je 2 Stimmen bei 13 und 14 Enthaltungen abgelehnt. Neben England und Japan hat sich beide Male auch Deutschland enthalten.
Auf die Frage des Borsigenden, welche Staaten zur fofortigen unterzeichnung der Ronvention bereit selen, antworteten 15 Dele gationen mit Ja": Aegypten , Deutschland , Desterreich, Belgien Bulgarien , Dänemark , Finnland , Frankreich , Ungarn . Noch im Laufe des heutigen Tages hoffen die Nachricht zur Luxemburg , Siam , die Schweiz , Tschechoslowakei und Unterzeichnung der Konvention zu erhalten: Südslawien , Rumänien
zu Beginn der Konferenz ihre Absicht gewesen wäre, unmöglich. Die Schlußfihung der Konferenz findet heute nachmittag statt.
Borbehalte haben angemeldet für vorübergehende Berbote: Deutschland Kohleneinfuhr und Schrott ausfuhr; Tschechoslowakei Kohleneinfuhr und Schrottausfuhr; Desterreich, Rumänien , Belgien , Frankreich , Ungarn , Italien und Luxemburg Schrottausfuhr England und Japan Farbeneinfuhr; Rumänien gebrauchte Maschinen.
Unbegrenzte, aber für die anderen Staaten angeblich unbedeutende Borbehalte melden an: Italien Eisenerz und Getreibe; Rumänien Eisenerz, Kupfererz, Mangan und rohes Petroleum; Amerita Heliumgas; Aegypten Dünger, Eier und Bich. Frankreich benützte die Gelegenheit, um auf das Kohleneinfuhrverbot zu verzichten.
Die Widerstände der Praxis.
Bei den Stadtverordnetenwahlen in Neubrandenburg haben die Großbritannien ( für sich und Nordirland ), Italien , zeigt. Die Weltwirtschaftsfonferenz hatte ihre Be=
Sozialdemokraten 2006 Stimmen erhalten( 1430), BD. 401( 530), Bürgerlichen zusammen 3939( 4122).
Friedland : Sozialdemokratie 1427( 1314), D. 302( 401), Hausbefizer 214, Kaufleute und Acerbürger 577, Beamten usw 385. Es erhielten Size: Sozialdemokraten 8( 6), KPD . 1( 2), Kaufleute, Handwerker, Landwirte 7( 6), Rentner, Kriegsbeschädigte 2( 3), Hausbefizer 1( 1).
Waren: Sozialdemokraten 844( 800), RBD. 522( 18), Unpolitische Lifte 196( 287), Mieterlifte 443(-), Beamte 356( 540), Wirtschaftsliste 1338( 983).
Gebührenfreiheit bei Feuerbestattung.
Beschluß des Rechtsausschusses des Landtags
einander zu vereinigen sind, hat wieder einmal die heute zu Ende Wie schwer Theorie und Praris im Leben der Bölfer mitgehende Staatenkonferenz gegen die Aus- und Einfuhrverbote geber begonnene Konferenz hat nur ein mageres Ergebnis feitigung nachdrücklich empfohlen. Die daraufhin am 17. Oliogehabt. Ihr einziger Ertrag ist der Entwurf und die tellweise Unterund Japan . Bon einigen anderen Staaten steht eine baldige Unterzeichnung eines Vertrages, in dem der Bille festgelegt ist, die Aus=" zeichnung in sichere Aussicht, so von Holland und Schweden . Einige und Einfuhrverbote in Zukunft einmal aufzuheben. Delegationen, darunter die polnische, erklärten, die weitere Aufrechterhaltung der deutschen Kohlen Aus- und Einfuhrverbote machten ihnen die sofortige Unterzeichnung der Konvention, wie es
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das Glück
Der Rechtsausschuß des Landtags beschäftigte sich in deiner Familie- die Zukunft deiner Kinder werden feiner heutigen Sigung mit der Berwaltungsgebühren heute nur zum Kleinen Teil im persönlichen Lebensordnung. Die Mitglieder der sozialdemokratischen Fraktion bekampfe entschieden. mußten die Gelegenheit, um eine Ungerechtigkeit der Feuer. bestattung gegenüber zu beseitigen. Sie stellten den Antrag, das Im Zeitalter gewaltiger Organisationen kannst Staatsministerium zu ersuchen, die jetzt regelmäßig zu zahlenden du sie uur in Gemeinschaft mit deines staatlichen Gebühren für Feuerbestattung aufzuheben. gleichen erkämpfen. Der Ausschuß folgte der eingehenden Begründung des Antrags durch die Genossen Brüdner und Gehrmann- Harburg und nahm ihn mit großer Mehrheit an. Auffallend war es, daß die Ber treter der RP D. fich an der Debatte, mie so oft, auch hier nicht beteiligten
Deshalb reiche dem Nachbar die Hände! Deshalb gliedere dich ein ins gemeinsame Heer! Deshalb wirb für deine Partei!
Staatssekretär Dr. Trendelenburg darf das Berdienst in Anspruch nehmen, daß wenigstens das erreicht worden ist. Er hat sich nachdrücklich darum bemüht, daß die Konvention besonders von England und Italien nicht ganz verwässert wurde, daß die Bestimmungen über die zugelassenen Ausnahmen fachlich und zeitlich so eng als möglich gefaßt werden und daß jedes Land, das Ausnahmen für sich wünscht, seine Borbehalte im einzelnen schon jezt anmelden muß. Daß Borbehalte in großem Umfang angemeldet wurden, hatte allerdings die weitere Folge, daß auch alle Länder, die die Aufhebung ohne Vorbehalt vorgeschlagen hätten, jetzt noch Borbehalte anmelden müssen und bis zum 1. Februar 1928 Beit verlangt haben. Damit wird eine neue Konferenz notwendig, und die Stellungnahme des Wirtschaftsausschusses des Bölkerbundes wird. um ein halbes Jahr verschoben.
Die Konvention legt den Grundsaß fest, daß die unter
zeichnenden Staaten die Ein- und Aussuhrverbote aufheben
wollen. Das Hauptstud babel sind aber die Ausnahmen, von benen es mehrere Kategorien gibt. 3ugelassene Ausfuhr. verbote werden für Waffen, sanitäre und hienische Maßnahmen, den Schutz des nationalen Erbgutes", den Berkehr mit Gold, Silber und Wertpapieren sowie für Monopole festgelegt. Außerordentliche Verhältnisse, die nach deutscher Auffaffung nur
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