Spiel mit der Verfassung.
Der Wahrheit die Ehre!
Ein sauberer Vorschlag zur Flaggenfrage. Die Rechtspresse diskutiert über die Flaggenfrage. Das Broblem, das sie erörtert, lautet: Wie ändert man die Versoziales Blatt, das sich Christlicher Boltsdienst" nennt. In fassung, ohne daß die Voraussetzungen einer verfassungsändernden Mehrheit im Barlament gegeben sind? Mit anderen Worten, man sucht nach der Möglichkeit, die Berfaffung zu brechen.
In der Täglichen Rundschau" veröffentlicht „ ein attiver hoher Diplomat im Ausland" folgenden sauberen Plan:
Anerkennung sozialdemokratischer Arbeit bei den Christen. In Kornthal in Württemberg erscheint ein christlichdiesem Blatte schreibt sein HerausgeberSimpfendörfer über den Materialismus des Unternehmertums und über die Lage der Arbeiter. Dabei entringt sich ihm dieses Geständnis:
•
geistigen Größen des Bürgertums das brutale Recht der Denn anstatt den Unterdrückten Recht zu verschaffen, haben die Herrenmenschen verkündet. Den Forderungen der christlichen Nächstenliebe hat man die Eigengesetzlichkeit der Wirtschaft entgegengesetzt. Die Profitrate des Kapitals wurde der Maßstab für den Wohlstand der Nation, mochten dabei Millionen arbeitslos werden und Hunderttausende in elenden Löchern hausen. Daß man diese Haltung auch noch mit einem christ lichen Mäntelchen verbrämte, ja jogar diese unfittliche und gen Himmel schreiende Ordnung der Dinge mit dem Christentum zu stützen fuchte, machte das lebel noch schlimmer. Der Schrei der Massen nach Gerechtigkeit und Menschenwürde verhallte immer wieder ungehört an den Mauern der Paläste der bürgerlichen Gesellschaft. Uns trennt weltanschaulich eine tiefe Kluft von der Sozialdemokratie. Wir geben aber nur der Wahrheit die ,, Auf Grund des Artikels 3 der Reichsverfassung werden folgende Ehre, wenn wir sagen, daß sie sich immer wieder der Armen und Reichsflaggen festgesetzt:.:
„ Der Artikel 3 der Verfassung lautet:„ Die Reichsfarben find schwarzrotgold. Die Handelsflagge ist schwarzweißrot mit den Reichsfarben in der oberen inneren Ede." Dieser Wortlaut fut dem Gebrauch der Handelsflagge als allgemeiner Nationalflagge teinen Eintrag. Man bedenke, daß die frühere schwarzweißrote Flagge überhaupt nur als Handelsflagge in der Verfassung festgesetzt war und daß nach internationalem Brauch und die Flagge ist vor allem das internationale Unterscheidungszeichen die von den Schiffen geführte Flagge allgemein als Nationalflagge des Landes gilt, wie es ja auch nicht anders sein fann.... Es fäme also darauf hinaus, die Flaggenordnung durch eine neue zu ersetzen. Sie könne etwa folgendermaßen lauten:
-
1. Als allgemeine Nationalflagge die in Arf. 3 Abs. 2 bezeichnete fchwarzweißgrote Flagge mit den Reichsfarben SchwarzRot- Gold in der oberen inneren Ede. Das Schwarz- Rot- Gold als Gösch hat sich über die Breite des schwarzen Feldes der Flagge und auf eine. Länge von 2: 3, entsprechend den Ausmaßen der ganzen Flagge, zu erstrecken.
2. Als Reichsdienstflagge die in 3iff. 1 genannte Flagge mit dem schwarzrotgoldenen Adlerschild in der Mitte. Sie ist von sämt: lichen Reichsdienststellen zu führen.
3. Die von einzelnen Persönlichkeiten zu führenden besonderen Repräsentationsflaggen werden durch Verordnung des Herrn Reichs präsidenten bestimmt. Sie dürfen nur die Reichsfarben enthalten oder müssen sie innerhalb der anderen Farben der Nationalflagge in fichtbarer Weise zur Geltung bringen."
Eine solche Flaggenordnung enthält keine Aenderung der Verfassung. Da sie aber eine authentische Interpretation zu dieser bringt, wäre es zweckmäßig, sie durch ein Gesetz festzulegen."
Es ist kein Zweifel, daß die Durchführung dieses Planes einen glatten schwersten Verfassungsbruch be deuten würde. Schließlich werden die verfassungsfeindlichen Herrschaften von rechts noch authentisch interpretieren, daß der Verfassungsgrundsay Das Deutsche Reich ist eine Re publik " nicht ausschließe, daß in der Republik ein König regiere.
Dies Spiel mit der Verfassung ist nicht nur unehrlich und unwürdig, sondern feig. Man will die Verfassung brechen und hat nicht den Mut, es offen zu fagen.
Man schweigt.
Unterdrückten angenommen hat. Und das ist legten Endes das Geheimnis ihres Erfolges. Anstatt das Uebel an der Wurzel zu faffen, fucht man Wahlparolen zusammenzuschustern, mit denen man die Massen in der Wahl födern will."
Der„ Chriftliche Volksdienst", der so offen das Lob der Sozialdemokratie ausspricht, ist ein Blatt evangelischer Prägung. Aber die Westdeutsche Arbeiterzeitung", das Verbandsorgan der fatholischen Arbeitervereine Westdeutschlands, druckt die Aeußerung zustimmend nach.
Das Zeugnis dieser beiden Gruppen für die Tätigkeit der Sozialdemokratie ist wert, festgehalten zu werden. Man darf es in der Wer bewoche der Sozialdemokratie besonders sich einprägen und es immer wieder denen sagen, die noch nicht den Weg zur Partei der Arbeit gefunden haben: Wer als Arbeitnehmer seine Interessen wahrnehmen will, muß Sozialdemokrat werden!
Victor Naumannn.
Ein Zeuge aus der Zeit des Niedergangs gestorben.
Am 10. November ist der Gesandte a. D. Dr. Victor Naumann in einer Berliner Bension einem Schlaganfall erlegen. Sein sehr beweglicher Geist hat sich auf vielen Gebieten der Kunst und Politik betätigt. Die Laufbahn als Dramatiker und Intendant verließ e jedoch sehr bald, um sich hauptsächlich der Politik zu widmen. Unter dem alten Regime hielt er enge Fühlung mit dem König Ludwig III. , mit dem Kronprinzen Rupprecht , mit dem er auch noch in seinen leizten Lebensjahren auf sehr vertraulichem Fuße stand. Naumann war überzeugter, demokratischer deutscher Monarchist mit start föderalistischem Einschlag. Seine Begeisterung für den Föderalismus brachte ihn vielfach auch in Berührung mit Sprüngen er jedoch nicht folgen fonnte.
Die falsche Auskunft des Reichsfinanzministeriums über die dem Bauernführer Dr. Heim, dessen extravaganten politischen
Das Reichsfinanzministerium hat es bis zur Stunde noch nicht jür nötig gehalten, zu den geftrigen Feststellungen des Berliner Oberbürgermeisters Stellung zu nehmen.
Oberbürgermeister Böß hat den Pressereferenten des Reichs. finanzministeriums beschuldigt, der Presse fasche Ausfünfte gegeben zu haben, die den Kredit Berlins schwer schädigen können. Das Reichsfinanzministerium schweigt.
,, Rasputin."
( 3m Theater am Nollendorfplatz.)
Man stellte sich vor, daß die Russen Alerei Tolstoi und Schischegolem die politische Revue, die dem gefühlvollen Deutschen Ernst Toller nicht gelungen war, mit robusterer Technik und froherem Temperament zimmern würden. Der Alerei Tolstoi , der sich heute mit der Kampfpolitie der Sowjets auseinandersetzt, ist ein kleiner Berwantter des großen Heiligen von Jasnaja Poljana . Wir haben Don ihm Geschichten gelesen, in denen es romantisch sputte. Es
Vor dem Weltkrieg zeigte Dr. Naumann ein sehr reges Interesse für die bayerische Sozialdemokratie, mit deren Führern er häufig verkehrte. Tiefe und gründliche historische und politische Studien hatten in ihm das Berständnis für die geschichtsbildende Kraft des Sozialismus gewedt. Zahlreiche informierende Artikel und Notizen hat er in der Münchener Post" veröffentlicht, an deren leitenden Redakteur Adolf Müller ihn eine langjährige Freundschaft fnüpfte. Im Münchener Parteiverlage Birk find einige Broschüren
der fümmerlichsten Chronit ein fünstlerisch großartiges Stüd machten, dessen geistige Erleuchtung uns über Jahre hinaus fesselte. Nun muß man abwarten, ob die Meister der Mode oder die Genies Recht behalten.
Sobald die große Pause der Revue vorbei ist und sobald nach der Berknäuelung die Auflösung, also die Beseitigung Rasputins , folgt, werden die theatralischen Mittel noch primitiver. Es wird ein Kriminaltino aufgeführt. Der Halunke Rasputin fäuft mit seinen Weibern und telephoniert dazwischen mit der Zarin, die in ihn vernarrt ist. Wieder interessieren die rohen Ereignisse außerordentlich. Die trockene Chronit der Zeit ist aufregender als alles, was ein Phantast erfinden könnte. Man begreift nicht, warum die Revue
fehlte die seelische Originalität des genialen Oheims, doch es war auch macher plöglich mit den Psychologen konkurrieren und aus dem Mist
don dem Rätsel des russischen Gemüts und seiner stets anbetungswürdigen lleberschwenglichkeit manches in diesem Tolstoi von der minderen Linie. Nun ist das Stück vom Mönch Rasputin und dem Kampf des Volkes gegen die Romanows aus dem unverblümten Willen zur Propaganda entstanden.
Das Stück ist deswegen in seinen ersten Partien sehr aufregend und lim Einklang mit den Absichten der agitierenden Theaterleute. Bas da geschah, war unsere Sache, es beschäftigt uns noch heute wild. Wenn Nikolaus mit seiner Hofgesellschaft unter den Einfluß des viehischen Mönches gerät und wenn dieses Monstrum nun in jeinem Aberglauben entlarnt wird, dann reißen wir immer wieder Maul und Ohren auf. Die Hofgesellschaft um Nikolaus empört. Der Birbel, der Halunken und durch Halluzinationen verblödete Kronenträger und ihren Anhang zur Anbetung eines tierischen Menschen fortriß, umkreist mit tobender Primitivität die Zuschauer im Theater. Die furzen Bilder find famos gezeichnet. Was man redet, hat eine trockene, durchaus realistische und mögliche Grundlage. Wir werden beim richtigen Nerv der Empörung gefigelt. Hopla, dieses Bühnenleben lebt! 3u ertragen ist es auch, daß die Revuemacher sich vorläufig gar nicht um das vielleicht vorhandene Seelengeheimnis des Rasputin bekümmern. Sie schildern ihn einfach als ein nichts. würdiges und schlaues Luder, das mit seinen Bauernstiefeln und feinem starken Willen die ganze Zarengesellschaft zertrampelt.
Doch langsam rührt sich der Einspruch. Der gesunde Menschenverstand rebelliert. Selbst angenommen, Nikolaus und seine Sippschaft wären die dümmsten Tölpel gewesen, so waren sie doch irgend wie in eine unauflösliche Mystik verstrickt. Ihre Hilflosigkeit vor diesem verlumpten Menschen mußte irgendwie auf Schicksalsmächte zurückzuführen sein, deren Rätselhaftigkeit mun durchbrungen werden muß. Aber von diesen Dingen ist nicht die Rede. Wir werden nicht flüger, wir werden im Gegenteil immer blöder. Das geschieht, weil die russischen Revuemacher sich feine Mühe geben, hinter den Sinn der Dinge zu kommen, fie suchen nur die finnliche und primitive Substanz der Ereignisse. Das ist ihre Aesthetit, ein Kunstwille, der allein auf die Propaganda und auf nichts anderes zielt. Aus der großen Beitchronik machen sie ein fünstlerisch fümmerliches Stück. Bir schähren bisher die Genies so ein, daß wir uns freuten, wenn fie aus
vieh Rasputin cinen mystischen Menschen machen wollen. In solchen Künsten sind die Revuemacher Stümper.
Er
Piscator peitscht alles auf die Wirkung vorwärts. arbeitet mit den gleichen Mitteln, die eigentlich schon zu einem schematischen Rezept geworden sind. Der Film gibt wiederum die vorbereitende Weltgeschichte zum Rasputin - Spuf. Man beachte das Man beachte das Wiederum, das Schematische, das Schulmäßige! Der originale Regiffeur fängt schon an, sich zu fopieren. Er hatte diesmal das Mißgeschick, daß ihm bei der Premiere die Elektriker im Stich ließen. Die Filmbilder waren verwaschen. Der Film ist auch nicht nur zur Erhöhung der Bühnenwirksamkeit geeignet. In einer Szene sollen die Leibgardisten der Zarin zur Roten Armee desertieren. Wir sehen auf der Leinewand, wie die Soldaten abtrotten. Der akustische Regiffeur hätte durch dieses Gestampf der Menschenschritte eine mächtige Wirkung erzielen können. Das Ohr hätte viel größere Aufregung gebracht als der Anblick der paar Soldaten, die schattenhaft über die Leinewand huschen. Originell war diesmal allein der Aufbau des Bühnenraums, der von einer Weltkugel ausgefüllt war. Es öffneten sich auf dem Globus Spalten und Türen. Es wurde unter dem Dache der Weltkugel. oder in den Deffnungen gespielt.
Schauspielerisch wurde Borzügliches geleistet. Die schwachen und fleinen Leute sind aus der Piscator- Bühne verschwunden. Paul Wegener als Rasputin ist bildgetreu, ein tierischer Riese, eine falbungsvolle Bestie. Er ist nur Halunke und Rowdi, der die Weiber umschmeißt und das Lirumlarum des Priesterlichen allein zum Spitzbubentum gebraucht. Frau Durieug ist eine 3arin, die durch Gehässigkeit im Kriege und Narrentum imponiert. Sie ist die richtige faiserliche Here aus dem Bolschewifenmärchenbuch. Propaganda, das ist das Programm dieses Theaterstücs. Das Programm erfüllt fich mit einem Ritus, den wir schon kennen. Schlußgefang des Ritus ift die Internationale dritter Version, durch die Bühne und Zuschauer raum ineinander verschmolzen werden sollen. Der Lenin, der auf der Bühne steht( Alexander Granadh ahmt ihn mit glänzender Maste nach) schmettert das Stichwort für die Parteigenossen auf der Galerie. In den nobleren Rängen und im Barfett trägt man Smoking und Juwelen und ist sehr amüsiert über solchen Spettafel May Hochdorf.
Raumanns erschienen, under anderem eine Stubie über den Fürftens morb. Selbstverständlich hat Raumann, der für unser Münchener Parteiblatt nur als gut unterrichteter Informator in Betracht tam, niemals einen Einfluß auf die Haltung dieses Blattes gewonnen,
Im Weltkrieg unternahm Victor Naumann zahlreiche Reifen in das neutrale Ausland, um im Interesse eines baldigen Friedensschlusses zu wirken. Er zog sich deshalb vielfach den ungezügelten Haß der Ludendorfffchen Militärkafte zu.
1917 besuchte er das kronprinzliche Hauptquartier und redete tapfer auf den Hohenzollernsproß ein, dem er schließlich eine Dentschrift an Wilhelm II. in die Feder diffierte, um Deutschland vor der damals schon drohenden Katastrophe zu bewahren. Der wankelmütige Kronprinz verfiel aber bald wieder dem Einfluß der Januschauer- Clique.
Nach dem Zusammenbruch leitete Naumann furze Zeit die
Breffeabteilung des Auswärtigen Amts. Seine Stellung im Dienste des Reichs war aber unhaltbar, da er dem alten Deutschland noch mit starken Sympathien ergeben war.
Dr. Naumann hat sehr viele Aufzeichnungen hinterlassen, die für die diplomatische Geschichte des Weltkrieges nicht ohne Bedeutung sind, obwohl er in ihnen seinen Hang zum Fabulieren oft gefrönt hat. Zahlreiche Denkschriften Naumanns befinden sich in den Händen der leitenden Männer der Weltkriegszeit.
Wilhelm für Wilson.
Er macht Kriegsschulddiskussion auf seine Weise. Eine amerikanische Nachrichtenagentur hat mit Wilhelm von Doorn folgenden Telegrammnwechsel geführt:
Telegramm an Wilhelm:
Die Kontinentalpreß- Agentur in Paris bietet meinem Nach richtendienst eine Unterredung mit Ihnen an, worin Sie aus Anlaß der Wiederkehr des Waffenstillstandstages erklären, Eure Majestät bedauerten Ihre Kriegshandlungen und erbeten die Verzeihung der Alliierten für die Mobilmachung der deutschen Heere.
Ist diese Unterredung authentisch und ertennen Sie sie an? Erbitte sofortige Antwort, George Mathew Adams, Service 250 Park Ave New York .
Telegramm von Wilhelm:
Die Unterredung ist ein schmutziger Gaunertrid. Wie Generalfeldmarschall von Hindenburg es schon bei Tannen berg ausgesprochen hat, ist die Behauptung von Deutschlands Schuld am Kriege eine gemeine, niederträchtige Lüge.
Bersailles ist auf Lüge aufgebaut und muß getilgt werden, Wilsons 14 Punkte müssen wieder hergestellt
werden.
Wilhelm hätte sich etwas früher für Wilsons 14 Punkte begeistern sollen! Seine Berufung auf Hindenburg , dem er die Borte gemeine niederträchtige Lüge" in den Mund legt, ist ebenso bezeich nend wie der tötliche Ernst, mit dem er auf einen offenbaren schlechten Wih hineingefallen ist. Nur feine Gelegenheit zum Telegraphieren verpassen!
Ein Schritt zur Reinigung.
Das Gehalt des Weimarer Staatsawalts Floel geffrichen. Der Haushaltsausschuß des Thüringer Landtags hat einen fozialdemokratischen Antrag angenommen, nach dem die Zahl der Staatsanwaltsräte von 11 auf 10 herabgesetzt und das Gehalt für Staatsanwaltschaftsrat Floel gestrichen wird, Staatsanwaltschaftsrat Flo el ist bekannt aus dem Loeb Prozeß, wo er 1½ Jahre Zuchthaus beantragte, und aus dem Frieders- Prozeß, in dem er offen zugestand, eine wichtige Ur. unde, nämlich den Außerverfolgungssetzungsantrag in Sachen Loeb, der von seinem Vorgesetzten unterzeichnet war, vernitet zu haben. Er war ein Arm der„ Ordnungsregierung" in der Juſtiz
Ungarisches Schlafzimmerspiel.
Im ustspielhaus" hat Benno von Arent für den ungarischen Schwant 3immer Nr. 13" von Armand Czànto und Johann Baszary ein lichtes Schlafzimmer gebaut, in dem das Bett an nicht zu übersehender Stelle steht. Die Stoften für die Herstellung dieses wunderhübschen Bühnenbildes hätte die Direktion erheblich verringern tönnen. Es hätte genügt, nur das Bett auf die Szene zu stellen. Denn die Vorgänge spielen sich im wesentlichen in oder unter dem Bett ab. Den Wiz bezieht das Stück aus der Tatsache, daß Paul, der Hotelgast von Zimmer 13, mehrmals an feiner Abreise gehindert wird, weil im legten Moment jemand in oder unter dem Bett liegt. Meistens ist es die hübsche Germaine, die im Zimmer 13 vor Berfolgern Schuß ſucht. Zunächst mill Paul fie auf dem schnellsten Wege wieder los werden, um seinen Zug nicht zu versäumen. Als ihn endlich Germaines freigebig gezeigte Reize überrumpelt haben, findet er in oder unter dem Bett verschiedene junge Herren, die mit ihr in irgendwelchen Beziehungen stehen müssen. Der letzte der jungen Leute, die er unter dem Bett her Dorzieht, stellt sich als Autor eines Luftspiels vor, dem der Theaterdirektor die Wahrscheinlichkeit feines Stüdes bestreitet.
Da dieser nicht sonderlich originelle Einfall höchst umständlich, unbeholfen und bemerkenswert albern abgewandelt wird, erhebt sich Die Frage, was das Lustspielhaus veranlaßt, den im Grunde altmodisch auf Situationsfomit aufgebauten Schwant aufzuführen. Es erhofft den Erfolg des Stückes offenbar aus der Reizwäsche, die Germaine drei Afte hindurch liebenswürdig zur Schau stellt. Das Lustspielhaus scheint also die Traditionen des fürzlich verstorbenen Intimen Theaters" aufnehmen zu wollen. Leider hat es mit seiner Berechnung fein Glüd. Denn das Intime Theater war so flug, jeine Bettszenen nur einen Aft dauern zu laffen. Und auch der pirandelloartige Schluß des Zimmers Nr. 13" träftet nicht darüber hinweg, daß der geschäftsübliche Bettschwant über drei Afte ausgewalzt wird. Charlotte Ander zeigt ihre wohlgedrechselten Beine und graziöses und findlich schüchterndes Spiel. Kurt Vespermann versucht luftig und frisch flottes Tempo in das Spiel zu bringen, das der Regiffeur Martin 3idel träge dahinfließen läßt.
Dgr.
Konzert Kulenkampff- Dobrowen.
-
Der neue Generalmusikdirektor des Staatstheaters in Sofia , fai Dobrowen, ist in Berlin feit mehreren Jahren ein gern gesehener Gastdirigent. Er fam diesmal, den Geiger Kulenampff mit den Philharmonikern zu begleiten, und leitete den Abend mit einer Darbietung von Mozarts G- Moll- Sinfonie ein. Ich bin fein Freund von Vergleichen hier aber drängt sich ein Bergleich auf, da Bruno Walter , wie berichtet, erst wenige Tage zuvor die gleiche Sinfonie aufgeführt hatte. Nun, der innerlich zarte, feinnervige Slame Dobrowen gab diesen Mozart im allgemeinen männlicher; er gab der innigen Melancholie des ersten Sazes nicht nach, behandelte sie vielmehr aufmunternd und erreichte eine perjönlich geartete Biedergabe, ohne Mozart im geringsten zu nehmen, was ihm gebührt. Im Gegenteil: immer ist bei Dobromen in der Auslegung flaffischer Werte größte Natürlichkeit, Sachlichkeit, Ein