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Nr. 535 44. Jahrgang

19 Beilage des Vorwärts

Um die ungarischen Wertpapiere.

Berlin   von dem Schwindelmanöwer nicht berührt.

Zu den Schiebungen mit ungarischen Goldrentenbriefen er fahren wir, daß nach den bisherigen Ermittlungen igendwelche strafbaren Handlungen im Zusammenhang mit diesen Schwindelmanövern in Berlin   selbst nicht vorgenommen worden sind, und daß auch hier von etwaigen Helfershelfern der Blumenstein, Tovbini und Konsorten nichts befannt ist. Die Ber: liner Polizei kann deshalb auch vorläufig in dieser Angelegenheit nichts veranlassen, da die betreffenden strafbaren Handlungen im Ausland begangen worden sind und die Täter Aus länder und nicht in Deutschland   wohnhaft sind. Von bevor stehenden Verhaftungen in Berlin   ist an den zuständigen Stellen nichts bekannt, ebenso wenig davon, daß in Berlin   eine Zentrale" ter Schwindler bestanden habe. Natürlich ist es durchaus möglich, daß Blumenstein einen Teil der in Deutschland   aufgetauchten ungarischen Goldrentenbriefe in den Tresors von Goldbanken auf bewahrt hat, bis er die Wertpapiere im günftigen Augenblid nach Baris weiterleiten konnte. Etwaige Manipulationen mit diesen Papieren in Berlin   tönnten aber auch nur als straffreie Bor­bereitungshandlungen angesehen werden, während strafbare Hand lungen, also die versuchte oder durchgeführte Abstempelung der Wert­papiere in Deutschland   bisher nicht nachzuweisen ist.

Wie wir hören, hat sich auch der Berliner   Börien Dorstand mit den Veröffentlichungen über diese Schwindeleien befaßt, hat aber nach Einholung von Erfundigungen an den zu­ständigen Stellen von einer Streichung der Notiz für ungarische Goldrentenbriefe Abstand genommen, ein Beweis dafür, daß man hier mit einem Auftreten der gefälschten Stüde   überhaupt nicht rechnet.

Die vergeffenen Wärmflaschen.

Nette Zustände in einer Privatflinit.

Ein bedauerliches Vorkommnis, das sich in einer Char lottenburger Privatflinit zutrug und der davon ber troffenen Patientin monatelanges Schmerzenslager bereitete, hatten für die Oberin und Schwestern dieser Klinik die Anflage wegen fahrläffiger Körperverlegung gezeitigt, die jetzt gegen sie beide vor dem Erweiterten Charlottenburger Schöffengericht zur Berhandlung gelangte. Abgesehen von dem tatsächlichen Borgang, war diese Berhandlung insofern von besonderem Interesse, als in ihr die Frage zu prüfen war, wie weit die Verantwortung einer Oberin und diejenige einer Schwester in einer Privatflinit geht. In der erwähnten, am Tage zuvor von der angetlagten Oberin Br. übernommenen Privatklinik war ein junges Mädchen einer schweren Blinddarmoperation unterzogen und dann noch in nartotifiertem Zustande in das Bett gelegt worden. Als die mitbeschuldigte Schwester B. kurz darauf im Zimmer nach der Patientin sah, bemertte fie, daß diese sehr unruhig war und insbesondere mit den Beinen stieß. Trogdem sah die Schwester nicht näher nach, was sie in diesem Falle nach dem Gut achten des ärztlichen Sachverständigen Dr. Strauch zweifellos hätte tun müssen. Erst die Oberin, der gegenüber die Patientin viel später über starte Schmerzen an den Füßen flagte, forschte nach der Ursache und entdeckte nun, daß die Fußjohlen der Pa. tientin( chwere Brandwunden aufwiesen. Die Ursachen dieser Wunden waren zwei Wärmflaschen, die der richtigen und gewöhnlichen Anwendung zuwider, zum Anwärmen des Bettes ganz unten an das Fußende gelegt und deshalb beim Hineinlegen der noch bewußtlosen Patientin von der Schwester übersehen wor­den waren. Angesichts der schweren Berbrennung mußten die Bärmflaschen sie dend heiß gewesen sein. Merkwürdigerweise sagte die Oberin, als der Arzt feine Bisite machte, diesem zunächst davon nichts, sondern behandelte die Brandblasen durch Aufschneiden felbft. Für die Patientin hatte dieses Vorkommnis die schwer. ften Folgen, denn über sechs Monate hatte sie unter starten Schmerzen daran zu leiden, und auch heute hat sie den Schaden noch nicht ganz überwunden. Als dann ein Schadenersahprozeß angeftrengt wurde, gab das Zivilgericht von Amts wegen die Sache an das Strafgericht. ab, und so tamen Oberin und Schwester unter Antlage.

Die Dberin behauptete zu ihrer Entlastung, sie hätte nicht die Verpflichtung gehabt, den Transport der Operierten vom Opera­tionsfaal bis zum Zimmer und in das Bett zu begleiten und dort nach dem Rechten zu sehen. Sie wäre vielmehr berechtigt gewesen, fich auf ihre Schwester zu verlassen, die staatlich geprüft und schon 14 Jahre in der Krantenpflege tätig gewesen sei. Die angetlagte Schwester wiederum ertlärte, fie hätte die Wärmflaschen wahrscheinlich wäre es das jeht nicht mehr auffindbare Haus­mädchen gewesen nicht in das Bett gelegt und infolgedessen nichts davon gewußt, daß sie noch darin lagen. Der Staatsanwalt hielt aber beide Angeklagten für gleich verantwortlich und beantragte je 3 Monate Gefängnis.

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Der gleichen Ansicht war das Gericht, indem es den Ausfüh rungen des Sachverständigen Dr. Strauch, die Verantwortung für das Krankenzimmer selbst trage nicht die Oberin, sondern die Schwefter, nur insoweit folgte, als es bies lediglich für große Krankenhäuser gelten ließ, in denen ein völlig eingearbeitetes, ge Schultes Personal und ein großer Apparat zur Verfügung ftände. Das Urteil lautete auf je 500 m. Geldstrafe eventuell 50 Tage Gefängnis.

Pankower   Verkehrsnöte.

Es wird uns geschrieben: Wir Berliner   find in punkto Ber tehr sicherlich nicht verwöhnt und oft zufrieden, wenn wir noch einen Stehplay in der Straßenbahn erwischen. Was man aber den Bantomer Einwohnern zumutet, geht über die Hutschnur. Die Straßenbahn scheint nicht zu wissen, daß in Bantom im legten Jahr über 1000 Wohnungen neu erstanden sind und die Bewohner mit ihren Familienmitgliedern fast ausschließlich auf die Straßenbahn angewiefen sind. In den Morgenstunden zwischen 7 und 8 Uhr ist es ausgefchloffen, auf den Straßenbahn­linien 47, 48, 49 an der Mühlenstraße- Lindenpromenade mitzu­tommen. Der Vorsteher des zuständigen Pantower Polizeireviers fann Auskunft geben. Er hat nämlich an der Haltestelle einen Bosten aufgestellt, dem die Aufgabe zufällt, die Bassagiere von den Trittbrettern herunterzuholen und die Wagen nummern der vollkommen überfüllten Straßenbahnen aufzuschrei. ben. Barum läßt man in dieser verfehrsreichen Beit die 47 E, 48 E, 49 E ohne Anhänger fahren? Für die Straßenbahn wäre es doch sicherlich vorteilhaft, wenn sie mit Anhängern führe, denn eine große Anzahl von Baffagieren bezahlt einfach nicht, weil buchstäb. lich niemand sein Bortemonnaie aus der Tasche bekommt und die Schaffner beim besten Willen nicht faffieren tönnen. Barum läßt man von Nordend nicht Wagen fahren, die nur in den verkehrs­reichen Stunden den Verkehr Nordend- Hochbahnstation Norbring vermitteln? In den Sommermonaten war die Sache noch erträg fich; jetzt aber, bei dem Herbstwetter, tit es zu toll geworden, und es muß diesem Zustand ein Ende gemacht werden. Man tann doch feinem Menschen zumuten, in diefer Jahreszeit auf dem Berded eines alten Bagens zu hocken, der schon längst ausrangiert sein müßte und unten höchstens 25 Berfonen aufnehmen tann. Die Autobusse der Linie halten meistens on der Wühlenstraße nicht, meil sie schon porher überfüllt find, Abhilfe tut bringend not!

Freitag, 11. November 1927

Briefe, die man nie erhielt.

In der Rückbriefstelle der Oberpoftdirektion.

inhalt werden in ein Verzeichnis eingetragen und auch im Schalter­raum des Absenderpostamis vier Wochen ausgehängt. Unbestellbare Massensendungen, also Drucksachen, Geschäftspapiere u. a., werden 34 mehreren aufgejammelt und dem Absender zurückgegeben.

Die Totenkammer der Briefe.

Bon einer wenig bekannten Bosteinrichtung soll hier gesprochen| unanbringlich. Unermittelte Einschreibebriefe oder Briefe mit Wert. werden, an die sich noch aller Zauber der Romantik hängt und in deren Kammern Romane zu Ende laufen, meist ohne Schlußkapitel, die das Leben draußen zu schreiben begann. Es ist die Rüd briefftelle im Hintergebäude des Bostamts in der Röntg straße. Rückbriefstelle? Ja, hat denn noch niemand von verloren gegangenen Briefen gehört, Briefe, die die Post empfangen hat und die ihren Abressaten nicht fanden? Wer hätte nicht schon einmal einen solchen buntbetrißelten Brief in den Händen gehalten, mit mysteriösen Vermerken, Neuaufschriften, Randnotizen, Marken und Stempeln dicht bebedt, was nur befagen will, daß der Brief wegen ungenauer Adresse durch viele Bostanstalten und viele Briefträger hände ging, bis er in die Rückbriefftelle gelangte? Sie öffnete ihn, entnahm aus dem Inhalt entweder die genaue Adresse des Empfän­gers oder des Absenders und war nun imftande, den Brief einem von ben beiden zuzustellen. Oft genügen auch Anhaltspunkte aus dem Inhalt, um dem Brief die vom Schreiber erfehnte Richtung zu geben.

Das Postgeheimnis.

Zu diesem Zwed muß natürlich der Brief gelesen werden, was von einer Anzahl für diesen Zweck besonders verpflichteter Beamten geschieht, denn über den Inhalt maltet wie über allen Boft­fendungen strengstes Postgeheimnis. Welche Arbeit aber durch die Fahrlässigkeit der Briefschreiber hervorgerufen wird, erfahren wir aus der Zahl der bei dieser Rückbriefftelle täglich einlaufenden Briefe 1200 bis 1500, die geöffnet werden müssen. In den häufigsten Fällen gelangen Briefe in den Kasten, die wohl frantiert find, aber gar keine Adreffe tragen. Selbstverständlich hat der ver­geßliche Briefschreiber dann auch den Absendervermert vergessen. Tätigkeit. Nicht alle Fälle find hoffnungslos, meist gelingt es, aus Das bezahlte Porto verpflichtet, also tritt die Rückbriefstelle in dem Inhalt einen Anhaltspunkt zu finden, so daß man mit einem entsprechenden Hinweis dem zuständigen Postamt den Brief zurück­geben kann, wo dann die Briefträger vor ihrem Frühgang noch ein­mal befragt werden. Die Briefträger, die ja durch den täglichen Bestellgang in ihrem Revier so einigermaßen mit den Verhältnissen der Anwohner vertraut werden, wiffen in den meisten Fällen, wohin der Brief gehört. So geschieht es, daß vielleicht ein Brief an den Bater eines franten Kindes gerichtet war, der sich auf Reisen be findet; der Briefträger ist nunmehr inftande, den Brief zurückzu geben. Es paffieren da bie eigenartigsten Fälle. deren Befriedigung der Berliner   Briefpost den Ruf der Findigkeit" eingebracht hat. Wo die eigene Kenntnis nicht zureicht, werden auch polizeiliche Meldelisten zur Feststellung veränderter Adressen zu Hilfe genommen. Aber eine große Zahl der Fälle ist hoffnungslos, vom täglichen Ein­gang auf der Rüdbriefstelle. bleiben 300 Briefe und mehr endgültig

Wie man mit Angestellten umspringt!

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Der Vorsteher der Rückbriefstelle schließt die Schränke auf, damit der Besucher einmal einen Blid in die Särge der Briefe, die ihre Bestimmung nie erreichten, tun fann. Der Inhalt mancher Briefe soll so sein, daß er auch die verschlossenen und an die Dinge gewöhnten Beamten durchrüttelt. Briefe voller Berzweiflung, folche von Todestandidaten geschriebene, die in ihrer Not und Lebensangst die Adresse zu schreiben vergaßen oder die richtige Adresse ihres Retters nicht mehr fannten, befinden sich hier. Die Boſt könnte vielleicht noch Hilfe schaffen, wenn sie nur die Adresse der Schreiber tennen würde. Hoffnungsbriefe, Liebesbriefe, Briefe triminellen Inhalts, über allen waltet das verschwiegene Geheimnis der post. Die ganze Stala des Leidens und der Luft sammelt sich in diesen Schränken. Da ist jemand, der dichtet kühne Hymnen an hochgestellte Personen, viele davon sind schon längst verstorben, aber man fann ihm den Unfug nicht wehren, weil er schamhaft seinen Namen ver fchweigt. Eine alte Jungfer, die nie einen Mann besessen hat, fchreibt in männertollem Jrrfinn an allerlei erdichtete männliche Personen und bedient sich sogar der Rohrpost zur schnelleren Beförde rung. Ein Idiot schreibt Jahre hindurch unflätige pornographische Dinge an ebenfalls erdichtete Personen, er schreibt die Sache mit einer zierlichen, falligraphisch schönen Handschrift auf irgendein Papier, das er erwischt, und vertraut es dem Briefkasten an. Diese Sachen sammeln sich in den nach Nummern und Buchstaben geord­neten Brieffächern, so kommt es, daß sich ganze Reihen von derselben Berson aufsammeln, die nun wie ein Roman ohne Schlußtapitel lagern. Das Schlußkapitel ist wohl meist dasselbe, wie auch sonst im Leben. Wenn einmal die Briefe ausbleiben, fann man schließen, daß der Absender verstorben ist.

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Die meisten Butragungen erfährt die Rückbriefstelle von den postlagernden" Briefen. Manche von ihnen sind durch ganz Europa  gereift, von einer Hauptstadt zur anderen, so, wie der Adressat seinen Wohnort wechselte, und am Ende haben sie ihn aus irgendeiner Ur­sache doch nicht erreicht. Schicksal! Ja, man kann sich denken, daß fich hinter diesen Zufällen des Lebens manches tragische Schicksal verbirgt. Aber auch von heiteren Episoden wissen diese Schränke zu erzählen. Da hat ein gewissenhafter Finder seidene Damenwäsche einer vergeßlichen Geliebten zurückgesandt, aber anscheinend hat die Dame ihm einen falschen Namen genannt, und nun lagern sie zwischen Briefen der Bergweiflung....

haufen nach Berlin  . Hier fand er bald wieder Arbeit, ließ sich aber nicht melden, um sich vor der Polizei verborgen zu halten. Boraussichtlich wird Arndt in den nächsten Tagen unter sicherer Bedeckung in die Gegend von Glienicke   und des Scharmügelsees gebracht werden, um zu zeigen, wo er den Karabiner ins Wasser geworfen hat.

Zu dem verhängnisvollen Konkurrenzftreit in der neuen Schön­hauser Straße, über den wir berichteten, wird noch mitgeteilt, daß der Erschossene ein 37 Jahre alter, aus Pankow   gebürtiger Maler Otto Nord ist, der in der Dantelmannstr. 14 wohnte. Die beiden Konkurrenten Nord und der 34 Jahre alte Schlosser Fritz Müller, Am Friedrichshain 25 wohnhaft, hatten sich schon eine Stunde vor der Schießerei heftig geschlagen. Müller trug dabei u. a. eine Berlegung am linken Auge davon Müller wird wahr. fcheinlich noch heute unter dem dringenden Berdacht des Mordes dem Untersuchungsrichter vorgeführt werden.

Ein junger Mensch war von einem hiesigen Geschäft als fauf männischer Lehrling angenommen worden. Als er seine Lehrzeit Anfangsgründe der Buchhaltung eingeführt hatte. Eine Anfrage beendet hatte, stellte es sich heraus, daß man ihn nicht in die bei der Handelskammer wurde dahin beantwortet, daß es zwar üblich sei, daß die Lehrlinge in der Buchführung unterrichtet werden, daß aber, wenn teine besonderen Abmachungen bestehen, für die Firma fein Zwang bestehe, den Lehrling in der Buchführung aus­zubilden. So schwankend ist in der angeblich so hoch entwickelten deutschen   Kaufmannschaft das Recht des Lehrlings. Dafür hatte man es aber fertigbekommen, denselben Lehrling fünf Wochen lang mit weiter nichts als mit Adressenschreiben für Propa gandaprospette zu beschäftigen. Welche kaufmännischen Kenntniffe er sich bei diefer Tätigkeit erwerben fonnte, tonn man sich vor. ſtellen. Derfelbe junge Mensch nahm, da er nach der Ausbildung stellungslos war, auf eine Beitungsanzeige, die in einem Waren in dem Warenhaus eine Stelle an. Der Vertrag wurde nur ihm, dem noch Minderjährigen, nicht aber den Eltern vorgelegt. Mit­nehmen durfte er den Vertrag nicht. Entweder unterschreiben oder feine Stellung. Er unterschrieb. Das Warenhaus hatte gerade einen Saisonausverkauf angefeßt. Die Preise waren bedeutend ermäßigt. Ein Ansturm der Käufer sette ein. Er dauerte genau fünf Tage. Am sechsten Tage hatte der weitaus größte Teil der angenommenen Verkäufer seine Entlassung. Die jungen Menschen hatten in den fünf Tagen bis zur Erschöpfung tätig fein müssen. Dann, nachdem man sie ausgenugt hatte, setzte man sie glatt auf die Straße. Sie hatten ja die tägliche Kündigung unterschrieben. Troß­dem hatte man ihnen für die wenigen Tage nur das tarifmäßige Monatsgehalt, prozentual berechnet mit unbedeutendem Zuschlag bezahlt. Das find nur ein paar fleine Ausschnitte aus dem Elendsbild des Angestellten proletariates. Wer nicht will, daß diefe entwürdigenden Zustände melter bauern sollen, ber verfäume nicht. am Sonntag zur Angestelltenverficherungswahl zu gehen und die Liste D des Zentralverbandes der Angestellten zu wählen. Nur die Hare, eindeutige Angestelltenpolitik der AfA- Bünde wird einmal imftande sein, grundlegende Besserung zu schaffen.

haus zur Aushilfe junge Leute mit der Aussicht auf Anstellung fuchte, Die Prozesse Heydebrand und Ratibor

Fabrikfener in Berlin   SO.

Die Feuerwehr war gestern nacht mehrere Stunden lang mit der Bekämpfung eines größeren Fabritbrandes im Hause Reichen berger Straße 96 beschäftigt. Ueber die ganze erste Etage des zweiten Quergebäudes erstrecken sich die Lager- und Fabrikations räume der Siegellad- und Tintenfabrit von Barde­leben. Gegen 1 Uhr wurde von dem Wächter in den Räumen ein starker Feuerschein wahrgenommen. Die Feuerwehr wurde alar­miert und rückte mit drei Löschzügen unter Leitung des Baurates No ad an. Die Flammen, die an Siegellad, Schellad usw. reiche Nahrung fanden, hatten sich in kurzer Zeit auf einen großen Teil des Betriebes ausgedehnt. Ueber die Treppenhäuser wurde das Feuer mit vier Schlauchleitungen angegriffen. Es fonnte nicht ver­bindert werden, daß die Flammen auch noch auf das zweite Siodmert übergriffen. Zum Glüd fonnte das Feuer hier abgeriegelt werben. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Die Aussagen des Mörders.

Zu dem Verbrechen an dem Müller in Glienice wird meiter. mitgeteilt, baß der verhaftete Transportarbeiter Reinhold Arndt in der vergangenen Nacht noch eingebender verhört worden ist. Er bleibt bei seiner Darstellung, die allem Anscheine nach wahr ist, und ist vollständig zusammengebrochen. Den Rarabiner nahm er nach der Tat zunädyt noch mit. Nad dem ihn auf der Straße ein Mann angelprochen hatte, fürchtete er, baß er erfanni fei, verließ bie Chauffee und lief querfeldein nach bem Walde zu. Auf diesem Wege tam er an einem fleinen See vorbei, und jest beschloß er, fich der Waffe zu entledigen. Er warf Karabiner und Munition in den See binein Beil er fein Geld besaß, ging er nach dem Scharnugelfee zu und über Königswuster­

Die Staatsanwälte legen Revision ein.

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Der Staatsanwalt hat gegen das freisprechende Ur­teil im heydebrand Prozeß Berufung eingelegt. handelt sich hierbei jedoch um einen Aft, dem zunächst ausschließlich formelle Bedeutung zutommt. Er ist zurückzuführen auf den Vor­wurf, daß das Verfahren der ersten Instanz gewisse Mangel aufweise. Und zwar ist bemängelt worden, daß fein 2otaltermin veranstaltet worden ist, daß der Schädel der Ermordeten zur Feststellung des Einschusses nicht an Gerichtsstelle war und daß sich die Schießfachverständigen nicht rechtzeitig orientie ren fonnten.

Auch gegen das frelsprechende Urteil im Prozeß gegen den Herzog von Ratibor wegen fahrlässiger Tötung seines Leib­futschers bei einer Wildschweinjagd hat der Staatsanwalt Berufung eingelegt.

Unterirdische Geheimbranerei.

New York  , 11. November.

In Detroit   entbedien Prohibitionsbeamte unter den Räumen eines Nachtlokals eine unterirdische Bierbrauerei, die sich über die ganzen Kellerräume des Hauses erstreckte. Die Lager­räume enthielten über 300 000 Gallonen, die in die Ab­mäffertanäle abgelassen wurden. Die maschinelle Ausrüstung der Brauerei stellt einen Wert von 200 000 Dollar dar.

Als der zweite Elektriker des in New Yort eingelaufenen Dampfers Lappland  " sich an Land begeben wollte, wurde er ver­haftet, da einem Zollbeamten die außerordentliche Größe feiner Schuhe aufgefallen war. Bei der Untersuchung stellte sich dann auch heraus, daß im Absah ein Diamantring im Werte pon 100 000 Dollar verborgen war, der auf diese Weise eingeschmuggelt werden sollte. Der Verhaftete gab fünf Es scheint Helfershelfer an, die gleichfalls festgenommen wurden. sich um Mitglieder einer Diamantenschmugglerbande zu handeln, die Beziehungen zu Antwerpen   haben soll.

Volt und Zeit", uniere illustrierte Wochenschrift, unt Der Kinderfreund" liegen der heutigen Bostauflage bei ( Schluß des redaktionellen Teile)

Eine Senfation ift augenblicklich Cafe Tanner, Reicher berger Str. 16, dire an Rottbuffer Tor. Das Haus ist im vollständig neueften. Alt Birkenstil umgebaut. Die Breife find io gehalten. baß ein jeder bas Cafe besuchen fann. Erstklasfiges Rünstler- Ronzert. Siehe heutiges Jnferat.

Der alte Gastronom Baul Kuorn, fellher Inhaber der ältesten Stförfabrik Radide, Röpenider Str. 76, hat das Restaurant 8am Löwen", Staliger Ste, 13. Ede Admiralitr, am Hochbahnhof Roitbuffer Tor, übernommen, welches zu ben beft befuchteten Botalen gehört. Anertannt erfitt gute falte und marius Ruche zu den billigsten Breisen. Rinfiler- Rongert. Giehe Inferat.