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Staatswesen von 350 000 Einwohnern, leistet sich den Luxus, eine Regierung von 22 Köpfen und einen Volkstag von 120 Abgeordneten(!) zu unterhalten. Allgemein ist der Wunsch in der Bevölkerung, daß bei diesen Einrichtungen abgebaut wird. Aber die Deutschnationalen wollen ebenso wenig von einer demokratischen Verfassungsreform wie von einer groß- zügigen Verwaltungsreform etwas wissen. Ihre ganze Auf- bauarbeit in dem jungen Staat war vor allem von dem Ziel geleitet, möglichst viele fchwar.zweißrote Portelanhänger in gut bezahlten Staatssteven unterzubringen. Als höhere Beamte bei der Schupo und beim Zoll wurde ein« große Anzahl ehemaliger deutscher Offiziere, Kapp-Putschisten und baltischer Barone angestellt, die zwar auch heute noch keine Ahnung von der Verwaltungspraxis haben, aber um so strammer in schwarzweißroter Gesinnung beim Stahlhelm machen. Es ist ein geradezu grotesker Zustand, daß die kleine Freie Stadt Danzig weitmehrhöbereDeamte hat, als die frühere Propinüalregierung Westnreußens zu­sammen mit dem Danziger Magistrat. Kein Wunder, daß 50 Prozent der Staatseinnahmen für die Unter- Haltung dieies aufgeblähten Beamtenapparatcs ausgegeben werden müssen. Die Folge dieser deutschnationalen Beamtenvolitik ist ein ungeheurer Steuerdruck, der auf allen Bevölke- rungsfchichten lastet. Das hat eine Rebellion selbst in den Schichten wachgerufen, die bisber zu den treuesten Stützen der Deutschnationalen gebörien. In den Kreisen des Mittel- st a n d e s ist die Empörung über diese deutfchnationale Regiererei allgemein. Leider sucht man aber einen völlig falschen Weg, um mit der deutschnationalen Mißwirtschaft aufzuräumen. Es hat in Danzig ein Gründun gsfteber »onneuenParteien eingesetzt, wie es wohl bisher kein Staat erlebt haben dürfte. Einundzwanzig verschie- dene Parteien zogen in den Wahlkampf. Die meisten dieser neuen Parteien sind Absplitterunqen von den Deutichnatio- nalen und den Liberalen, die in ihrer Enttäuschung über die bisherige deutschnationale Mißwirtschaft nun die konfusesten Rettungsprogramme für Danzig aufstellen. Außer den großen politischen Parteien gibt es drei verschiedene völkische Liften, zwei Fischerltsten, eine /»ypothekenscbuldnerpartei, diverse Aufwertungsparteien und sogar den Wahlvorschlag eines christlichen Arbeitnehmers und religiösen Lieilsapostels nach Art des kürzlich verstorbenen Propheten chäußer. Einig und geschlossen steht nur die Soztaldemo- k r a t i e da. Ihr Aufbauvrogramm für Danzig findet um so mehr den Beifall der Wählermassen, als sie in dem einen Jahr der Mitregierung 1925/26 beweisen konnte, daß ssch die sozialdemokratische Verständigungsvolitik viel wirtfchafts- fördernder auswirkt als die deutlchnationale Katastrophen- Politik. Danzig siebt am 13. November tatsächlich am Scheidewege. Soll die Freie Stadt Danzig weiterhin von einer alldeutschen Beamtenclique und deutlchnationalen Großagrariern regiert werden, oder soll diese Stadt in Zu- kunft gemäß ihrer Bedeutung als Kandels- und aufstrebende Industriestadt eine Regierung erhalten, die sich der Mission bewußt ist. daß Danzig ein f r i e d l i ch e r M i t t l e r zwischen Deutschland und Polen werden muß? Rur diese Mittler- und Verständigungspolitik ist in der Lage, auch Danztgs Deutschtum zu erhalten, weil dann die einheimische Danziger Arbeiterschaft in Danzig selbst Beschäftigung finden kann und nicht wie bisher zur Auswanderung gezwungen ist.

Berichtigung. In dem Bericht über die letzte Sitzung des Straf» gesetzausschusses des Reichstags ist von einem sozialdemokratischen Antrag die Rede, der dieBerechtigung der Anwendung des bedingten Straferlasses" fordert. Es mutz selbstverständlichEr- Weiterung" heißen. Die angebliche Beseitigung deutscher Grabinschriften in Südtirol wird von dem Präfekten in Bozen dementiert. rnB-Bmmmmmmmmmimammmmmmmmmmmmmmmmmmmmammm Weh dem, der lügt. " (Schillertheater.) D»» melancholische Grazie und de? Hang des Einsiedlers, trotz aller persönlichen Trübsal und Verlassenheit nicht die Freude an dem Glauben an die Menschheit aufzugeben, da» war jahrzehnelang das Wesen Grillparzers. Nirgends in der Geschichte des deutschen Theaters hatte sich wiederum ereignet, daß ein Dramatiker ein ganzes Mcnfchenalter hindurch seine Werte schafst, ohne an das Theater ge- langen zu wollen. Drama auf Drama hat Grillparzer in die Schatulle gelegt, da er gegen dos Modetheater seiner Zeit nicht auskommt. Das tun sonst nur noch Dilettanten, die da» Ringen um die Form und den seelischen Stoff nicht kennen und sich ohne Verantwortung am Basteln der Won« und Szenen vergnügen. Doch Grillparzer war das Genie, und er war ein visionäres Genie, da er fern von der Bühnenpraxis die originellsten und sichersten Theaterstücke baut, die noch erhöht und veredelt werden durch eine kostbare, tief bewegend« Lebensweisheit. Als Heinrich Laube die Grillparzerschen Dramen neu entdeckt und am Wiener Burgthecrter aufführt, wird dem zurück- gesetzten und«nttäuschten Dichter eine späte Gerechtigkeit zuteil. Diese Gerechtigkeit müssen wir ihm auch hnite noch gönnen. Die Schönheit seines Werkes ist nicht gealtert. Das LustspielWeh dem, der lügt " birgt den schönsten, sym­bolischsten Inhalt. Jugend und Alter sind nicht verfeindet, sondern oerbriidert. Jugend lehnt sich an das Alter, Alter stützt sich auf die Jugend. Das ist die Zivilisation, das bedeutet die Zusommenarbell aller Lcbensgenerationen. Es dokumentiert sich das Gesetz von der Erhaltung der Menschenkraft, das ebenso wichtig ist wie dag all- gemeinere Gesetz von der Vergänglichkeit aller Substanzen überhaupt. Do dem so ist, kann der fröhlichste und gesundeste Abenteurer die un- gelenken Barbaren überlisten, ohne daß er sich wie ein Spitzbube aufführt. Grillparzer hat diese Wilden und närrischen Halbwilden feines Lustspiels als ein heiterer Schöpfer auegcstallet. Es fehlt nicht die Traurigkeit der schmelzenden Melodie des Oesterreichers, doch er will alle Geschöpfe aussöhnen, die über die Erde gestreut sind. Soll dieses Lustspiel vorzüglich aufgeführt werden, so braucht es die heiterste Phantastik des Regisseurs und entzückende Sprecher, deren Zunge niemals stolpert. Wir sollen wundervoll und geheimms- voll überredet und berauscht werden, wenn wir diese Worte ver. nehmen, die niemals verzuckert, sondern stets inbrünstig sind. Der Regisseur Erich Engel setzte die Stofflichkeit des Lustspiel» zu inafsiv und realistisch. Der Wigwam der Barbaren, von P i r ch a n gebaut, glich einem dürftigen Kafferntraal, er hätte ein Urwald- l ngrtüm st.'N müssen, und die lustigen Ungeheuer, die dieses Haus oiisspeit, sollten noch viel märchenhafter in ihrer ungezähmten AloUgkeit skl.i. Herr von Ledebur ist zwar ein lüsterner, feine .'.'lcdheit grunzend bcsthleckersbJc Urwaldhäuptling, doch er Ist kein

Ehrhardt lobt die ,�ote Krönt". Oer Ziechtsputschist begeistert sich für den bolschewistischen Nationalismus. Vor der Kreisgruppe Unterweser de» Stahlhelm sprach dieser Tage der bekannte Rechtsputschist Kapitän Ehrhardt. Nach denBremer Nachrichten " führte er u. a. aus: Der Rote Fronttämpserbund ist in vielen Orten aus- gezeichnet diszipliniert und ein bewußter Kämpfer für seine Sachs. Mir ist dieser Kämpfer allemal noch lieber als der Pazi- fist aus dem Reichsbanner. Es kann auch der Tag kom- men, wo Stahlhelm und Roter Frontkämpferbund Schulter an Schulter stehen. Der schlimmste Feind der nationalen Bewegung ist das Reichsbanner. Das Reichsbanner ist der Stoßtrupp für die Internationale, ihm gilt in erster Linie unser Kampf. Das Ziel des Stahlhelms aber ist. daß er einst die große Mutter aller übrige» nationalen Verbände wird.... Wir wollen durchaus nicht mit dem Bollchewismus zusammen- gehen, aber ich wollte, wir hätten in Deutschland einen solchen» Ilationalismns, wie Rußland den Bolschewismus. Rußland ist das einzige Land, das einen deutschen starken Nationalstaat wünscht. Daher führen uns unsere Wege außenpolitisch nach Osten. Heute find wir in der Außenpolitik auf dem Punkt angekommen, wo wir zur Offensive übergehen können. Mir ist es ganz egal, was für eine Flagge ich habe, wenn sich nur das Volk unter dieser einen Flagge einigt und gemeinsam unter ihr den Befreiungs- kämpf kämpft. Ich bin ein entschiedener Gegner des Anschlusses Deutfchö st erreich s. Deutschland Ist so krank, daß es so einen kranken Körper wie Deutschösterrcich wirklich nicht gebrauchen kann. Die erste Folg« würbe sein, daß wir im Reichstag eine inter - nationale Mehrheit hätten. Jeder hat die Freunde, die er oerdient. Den Kommu- nisten kann man zu ihrem neuen Freund nur alles Glück wünschen. Haussuchung bei der KpO . In der Zentrale der Kommunistischen Partei wurde heute mittag auf Anordnung des Oberreichsanwalts durch die Berliner Kriminalpolizei«ine Haussuchung veranstallet. Die Haussuchung steht offenbar im Zusammerthäng mit dem immer noch nicht erledigten Hochverratsprozeß gegen die Zentrale.

Oer-12. Rovember in Wien . Nossenaufmarsch der Wiener Sozialdemokratie. w i e n. 1Z. November.(Eigenberichts Die Massendcmou st ratio» der wiener Sozloldemo. kroken zum Jahrestag der Revolution Ist uuler ungeheurer Beteiligung reibunslos verlaufeu. Die Spitz« des Demonstrationszvaes bog um%10 Uhr am Schwarzenbergplatz iu die Ringstraße ein und marfihterte über den Ring au der Oper, dem Parlament und dem Rathaus vorbei bis zum Schottenlor. wo die Auflösung des Zuges programmäßig erfolgte. Das Ende des Zuges verließ deu Schwarzenbergplah kurz vor 12 Uhr mittags. Der Zug der vemouftranten ging in die Hundert- taufende: Trotz Zwanzlgerreihen dauerte der Vorbei­marsch mehr al» zwei Stunden. Es wurden keinerlei Zwischenfälle gemeldet. Die Polizei verhielt sich sehr zurückhaltend uud es war nur weaig daooa zu sehen. Da der Revolutionstag Staalsfelertag ist. waren alle Betriebe uud Geschäfte geschlossen. Straßenbahn und Ringbahn verkehrten jedoch im Elaverständais mit deu städtischen Behörden und den Gewerkschaften, um die Rückbeförderung der Demonstranten in die Außenbezirke zu erleichtern. wie«. 1Z. November. Der Tag der Republik", so heißt es in einem Aufruf des Parteioor- standes.sieht die Republik beherrscht von einer Regierung, die

Märchmkaloß. Schlicht, munter, zuversichtlich spielt Veit Harlan den Küchenjungen, der ohne hundsföttische Schliche das gebräunte Häuptlingssräulein entführt. Doch es ist der Moment zu bewälligen. da dieser Naturbursche plötzlich in die Nähe der unbegreiflichen Schicksalsmächte g«ät. Man hat noch im Ohr die Zauberstimme des unsterblichen Josef Kainz. der dieses Seelenstück zu einem groß. artigen schauspielerischen Wunder machte. In diesem Augenblick ver- sagt Harlan. So starke Melodie besitzt er nicht, obwohl er immer mehr zu einem vollkommenen Techniker des Gemütes wird. Lribert Wäscher bereichert seine Tölpelrolle mit angenehmen Clownerien, die anerkannt und belacht werden. Kraußneck rödet die Philosophie des Stückes mit väterlicher Heide vhafiigksit, nur manchmal ein wenig zu laut im Akzente der Salbung. Da? Mädchen, das wild und zart, gefügig und entschlossen zugleich ist, wird von Renöe Stobra wo gespielt, gut, lustig, taktvoll, täppisch, sie weicht den komödiantischen Extremen aus. Diese» Mädchen soll bald ein schlaues Hexlein, bald ein träumerisches Jungfräulein darstellen. Es ist schwer, hier den richtigen Ton zu finden und die Uebertretdiing zu vermeiden. Max Hochdorf .

Gretchen" im Trianontheaker. Diese Groteske der Herren Gustav Davis und Leopold L i p s ch ü tz, ein« Parodie auf die Moral der kleinen Prooinzstadt und auf die Moral im allgemeinen, ist mit mehr Behagen als mit Witz gesegnet, hat aber den Borzug. mit einer außerordentlich dankbaren Rollo aufzuwarten. Das kleine Gretchen vom horizontalen Gewerbe rettet zuerst die Existenz des Magdalenen-Heims für gefallene Mädchen und bringt es dank ihrer Beziehungen zum Landessürsten fertig, daß ein vergessener Markt­slecken zum Range einer Stadt erhöht wird. Dafür wird sie auch Ehrenmitglied des Sittlichkeitsvereins. Aus der Such« nach einer Rolle für Erika G l ä ß n e r hat das Trianontheater diese Groteske wiederentdeckt. Zwar wird die Glößner diesmal nicht im Bett vor- geführt, überhaupt in keiner intimen Sitnaiion, es geht diskreter zu, beinahe anständig. Unentwegt redet dieses kleine Gretchen. und es ist wundervoll, wie die Gläßner vor sich hinschnattert, kieckst, gluckst. halbe Wort« verschluckt und Eindeutigkeiten zweideutig macht und dazu mit verschmimmenden Augen lächelt. Neben ihr Kurt von M ö l l e n d o r f als Landessürst, der sich mst schöner Konsequenz ständig abwechselt. Etwa» blaß und vielleicht zu wenig charmant. Martin K e t t n e r ist ein Bürgermeister vou Äadrlburgscher Prä- gung. Die Regie Robert Pirks bleibt streng unpersönlich. F. S. Die Glo<el-.?roge. Die Kommission, die Im Auftrag des inter . nationalen Anthropologenkongresses die umstrittenen Funde in Glozel nachprüft, hat ihre eigenen Kcntrollgrabungen abgeschlossen und dann die rund 3500 Fundstücke geprüft die bis� setzt gefunden worden waren. Nach Abschluß dieser Prüfung wiib di« Kam- Mission ibren Bericht dem französischen Unterrichtsministerium vor- legen. Gegenwärtig scheint nur noch ein unentwegter Gegner übrig zu bleiben, der Archäologe Ditssaud vom Institut, der die französische Wtssenichafl zu der'Anwesercheit von fünf ausländischen Gelehrten i» der Kommission beglückwünschte, da aus diese Weise der sranzössschen Wissenschaft die Blamage erspart bleibe.

alles tut, um die arbeitenden Klaff e« Heravezsfo?« der». Di« W'eiser Arbeiterichaft demonstriert heut« auf der Ring- strotze gegen den Faschismus und für die Republik des arbeitenden Lölkes. Mehr als je gilt heute das Wort Victor Adlers: Wir lasse« uns nicht einschüchtern und nicht provozieren."

Zuzug zur Schulreattion. DolkSportei und Demokraten opfern die Grundschule. Der Eharatter der Gemeinschaftsschule ist trotz Ab- lehnung des Antrages Runkel in der gestrigen Abstimmung als rück- schrittlich und verfassungswidrig festgelegt. Dies« Schuwrt ist durch die beschlossenen starken religiösen Bindungen ein« zweite Bekenntnisschule geworden. Daran ist durch die Heutigen Berhandlungen nichts, zu ändern. Heut« geht der Kampf um die Sicherung der Freiheit der Kinder und Lehrer und des pädagogischen Fortschritts. Die Regierim�Kparteien, deren Absichten durch Abg. Rheinländer(Z.) unzweideutig Ausdruck erhalten, wollen den Religionsunterricht, die religiösen Uebungen und dos Einführen in das Leben des Kirchenjahres in allen Klassen. Dos bedeutet di« Zerschlagung eine, der größten pädagogischen Fortschritte, der G e m e i n s cha s t.s- arbeit in den ersten Schuljahren. Ministertaldirektor Kästner gibt deshalb auch den Befürchtungen der preutzischen Unterrichteverwaltung in diesem Sinne durch eine Anfrage an die Regierung Ausdruck. Die Erklärung des Ministcriol- direklors pellengahr, daß die Bestimmungen des Artikels läü Gtt- tung haben und lehrplonmäßig der Religionsunterricht gesichert sein müsse, fft. wie alle ErNZr-.mgen dieser Regierung, nichts wert. Mit aller Entschiedenheit wandten sich die sozialdemokratischen Redner Löwen, lein. Fleißner und Biester gegen diesen pädagogischen Rückschritt sowohl als. auch gegen die klar ersichtliche Absicht, aus dem Staat aller mit seiner Schnl« für all« den Staat christlicher Bürger mit seinen ch r i st l i ch e n Schulen unter auf. gezwungener und unwilliger Duldung der weltlichen Schul« zu machen. Um Kinder und Lehrer vor geistigem Zwang und Druck zu schützen, stellte die Sozialdemokratie den Antrag: Kinder können ohne Zustimmung der Eltern ntchl gezwungen werden, diese Schule zu besuchen, und die Lehrkräfte brauchen gegen ihren willen nicht an ihr tätig zu sei»»." In der Abstimmung wurden jedoch alle Schutzbestimmung?- antrage der Opposition abgelehnt und die Regierungsvorlage mit den Stimmen des Rechtsblocks einschließlich der Volks» partei und der Demokraten angenommen! Der Ausschuß setzt seine Beratungen fort.

Handelssreiheii der Mandaisgebieie. Oer Kampf«m die Selbständigkeit. Genf , 12. November. Di« Mandotskommisslon des Völkerbundes hat ihre 12. Session abgeschlossen. Es wurden in dieser Session di« Bericht« der Mandats- mächte über den Irak , Togo und Kamerun tbrttische Man- date), die Inseln unter sopautfch«m Mond «, farner West- S a m o a(unter dem Mandat von Neuseelands und über Ruanda- Urundi(Ostaftiko), das unter belgischem Mandat steht, geprüft. Die Komimssion behandelte u. a. die allgemein« wirtschaftliche Gleichberechtigung der Mandatsgebiete. Di« Kommission protestierte gegen die Erklärung de» britische« Staaissekretärs für die Kolonien, daß die Einkäufe für Installationen, Werkzeuge usw. aus dem Erlöse der von Großbritannien an Ostasrika und Tangansita gewährten Anleihe nur in Großbritannien gemacht werden dürsten. Die Kommission war der Meinung, daß nach den Mandatsbestim- mungen der Handel in den unter Mandat gestellten Gebieten frei sein solle._ Gegen Professar Förster, Herausgeber derMenschheit", soll vom Oberreichsanwatt Haftbefehl«rlassen worden sein. Förster ist augenblicklich in der Schweiz .

Fürstenau kontra Knobelsdorss- Auch das Innere des Opernhauses in Gefahr. Geheimrat Fürstenau heißt der Mann, der mächtiger ist als Kullusrnimster, Landeskonfervotor, Akademie, Bund deutscher Archi- tekten und alle Instanzen und Privatleute in Deutschland mitein- ander, d»e noch G«schmack und Gewissen in künstlerischen Dingen haben. Geheimret Fürstenau ist der Mann, der es wogen darf, ein Dutzend Millionen(vor längerer Zeu»veren es noch 8,3) für Zer­störung eines der wertvollsten Bauwerke Berlins durchUmbau" zu verlangen und vom Landtag zu erhalten. Nicht immer kann man den elttfesselten Bureaukrotismus auf «ine Persönlichkett destillieren: es deckt sich imn«er einer hinter dem anderen, niemand trögt irgendeine Schuld, und bloß dl« Kss.en trägt dos dumme Volk, das nicht gefragt wird. Die Geheimräte wissen alles und sorgen jür alles und nein,.zahlen tun sie nicht. Gut. daß man diesmal wenigstens weiß, wie derVandalen- restaurator" heißt: Fürstenau. Und dazu kommt dann noch der Herr Fiimnzmtnister, der ihn deckt und seine Sache siegreich gegen das bessere Gewtssen des Kuttusmtmsters Becker durchgesochten hat. Da» Banausentum siegte aus der ganzen Linie, das Anjehen Berlins , die Musik, da» Publikum, der Staatssäckel sind dl« " lnetngelegten. Uns kann keiner, wiehert der Amtsschimmel vom inanzbauam� Ob der Landtag die notwendigen Nachforderungen zum Posten Opernhaus »nieder bewilligen wird? Diesmal kann er näm- lich die Herren bei einem gebrochenen Versprechen fassen. E r i C! düpiert worden: die Gelder wurden schließlich bewilligt, weil hoch und heilig geschworen nnird«, daß nur da» Bühnenhaus zur besseren Ausnutzung der Technik umgebaut, dos Inner«, der Zuschauerraum, aber nicht im geringsten angetastet werden sollte. Und nun stellt es sich heraus, daß er in aller Stille und Ge­mütsruhe doch wider alle Erwartungen von Treu und Glauben in heftigem Umbau begriffen ist. Nach den ungeheuren Erdbewegungen und Massenbauten am Bühnenhaus kam es so, daß stch die Pfeiler des Proszenium» senkten.(Kunststück: da die weit entfernte Bibliothek in Trümmer zu flehen drohte.) Das war aber mal ein Freudentog im Bau- bureau des Finanzministeriums! Da hatte man nun die schönst« Gelegenheit, als Notwendigkeit drapiert, seine Hände auch an den herrlichen Rangbau Knobelsdorsss zu legen. Es war nicht genug, die Stützen de» Proszeniums zu verstärken oder zu erneuern: gleich das ganze Theater wurde umgeschachilt. Mit ein klein wenig Beiseiterücken von Wänden, Verbreiterung des Prosz«. niums. Zurückschieben der Parkettruckwand ist es gelungen, 138 neue Zuschauerplätze zu schaffen. Das war di« erlösende Tat! 138 neu« Abonnementsplätze, da mußte jede Krttit schweigen. Jetzt braucht es nur noch einer fixen kleinen Berechnung, und mit Hilfe der Loga- rithmentofeln wird uns bewiesen werden, daß die gesamten Umbau- kosten in X Iahren amortisiert und abbezohtt sein werden. lZ8 neue Sitzplätze! Was will da die Berschandelung jenes herrlichsten aller Opernräume besagen, die freilich schon bei 40 oder