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Letzter Gang.

Berbigung der Beter der Stormider Trostbe. Defraudanten aus Geelennot.

Opfer Köpenicker Tragödie.

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Die Opfer der Köpenicker Tragödie vom vorigen Sonntag find gestern zur legien Ruhe geleitet worden, zuerst der 21jährige Zeichner Richard Miethling, dann der 23jährige Hafenarbeiter Willn Wuthe. Graue Novemberstimmung lag über dem Köpenider Friedhof. Die Angehörigen des Miethling hatten sich die Teilnahme der Kommunisten an der Bestattung verbeten. Trozdem hatten fich 100 Rote Frontkämpfer dazu eingefunden. Als die Angehörigen an ihren Reihen vorbeigingen, rief ihnen die eine Schwester des Toten erbittert zu: Sehen Sie doch nicht die Mutter an!" Bevor Der Sarg geschloffen wird, dürfen die Leidtragenden noch einen letzten Blid auf den Toten werfen. Erschütternde Schreie der Berzweiflung über ben fo plöglichen, fo gar nicht faßbaren Berlust des einzigen Sohnes, des einzigen Bruders. In der falten Friedhofshalle. Ein fatholischer Geistlicher fucht den Angehörigen Trost zuzusprechen. Im ganzen eine taftvolle Rede, die sich jedes Angriffs auf Anders denkende enthält. Der Vertreter der Kirche rühmt die treue Pflicht­erfüllung des Gestorbenen gegen Eltern und Geschwister, gegen die Idee, für die er gearbeitet hat. Wir wollen nicht flagen und nicht Antlage erheben, wir wissen nichts über die tieferen Beweggründe, die zu der Katastrophe geführt haben." Der Sarg wird hinausge­tragen, wird in das Grab gejenit. Die Mutter schreit auf: Mein Richard, mer hat dich zu der Tat verleitet!" Der fatholische" Geist­liche und die Angehörigen von Richard Miethling hatten es ver mieden, die Gefühle derer zu verfchen, die nicht so denten wie fie selbst. Ilm so mehr tat das der Wortführer der Kommunistischen Pars tei bei der Bestattung von Willy Ruthe, eine Stunde später. Erst ein Aufzug der Roten Fronttämpfer mit Schalmeienmufit poran, els menn es zu einer farnevalistischen Barade gehe. Der Bezirks verordnete Kaßler aus Köpenick gab dem Friedhofsinspektor die be­ruhigende Erflärung ab, daß nichts passieren werde, da er die Be­ftimmungen fenne. Am Grabe rühmte ein Vertreter der kommu­niftifchen Jugend die Arbeit, die die beiden Gestorbenen geleistet hatten. Dann spricht Staßler zum Teil einen Leitartikel der Roten Fahne", zum Teil eine Antlage... gegen die anderen. Es sei nicht mahr, fo erflärte er, daß die brei jungen Rommunisten den Glauben an ihre Sache verloren hätten. Im Gegenteil, es sei ihnen zu lang, fam gegangen, sie wollten schneller vorwärts und darum hätten sie ihr Leben fortgeworfen. Schuld an ihrem Tode sei nicht der Kom­munismus, fondern die Bourgeoisie. Und unerhört fei es, daß man den Roten Frontfämpfern die Teilnahme an der Beerdigung Mieth­lings verboten habe. Es jei sogar mit der Polizei gedroht worden. ( Das ist nicht wahr, die Polizei hat sich um diese Dinge überhaupt nicht gefümmert. D. Red.) Wenn die Angehörigen des Miethling unter sich bleiben wollen, ohne den Lärm der Roten Frontkämpfer, so hätte der fommunistische Grabredner in dieser Stunde wenigstens ebenso viel Zaft aufbringen fönnen wie der Bertreter der Kirche. An offenen Gräbern mag man flagen und schwören, aber man foll nicht schimpfen. Wenig erhebend wirkte es zum Schlusse der Feter, cls her Anführer der Roten Frontfämpfer von der Höhe des Grab­gerites aus. über die Köpfe der Trauerversammlung hinweg, laute militärische Befche an feine Truppe ausgab.

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Wie mir erfahren, hat sich das Befinden des dritten Dpfers ber Ronenider Tragödie, Albert Saat, verschlechtert. Sein Zustand ist sehr ernst, es besteht nur noch geringe Aussicht, ihn felbft unter Berlust des Augenlichts am Leben zu erhalten.

Verfuche mit Fahrscheindruckern.

Luterschlagungen im biochemischen Berein.

Mit der Wirtschaft im biochemischen Berein, in dem die bei der Kasse beschäftigt gewesene Buchhalterin H. innerhalb eines Jahres 15000 Mart unterschlagen hatte, mußte sich das Große Schöffengericht beschäftigen. Die 30jährige Angeflagte hatte mit dem unterschlagenen Gelde recht wüst gewirtschaftet und nicht nur in den Bureauräumen felbft mit den Angestellten und dem Kassierer, der sie eigentlich kontrollieren sollte, 3echgelage veranstaltet, fondern auch Einladungen an ihre Borgesetzten und Kollegen in vornehme Weiniokale ergehen lassen.

Als Motiv für ihre Unterschlagungen brachte die geftändige An­geklagte eine sonderbare Begründung vor Gericht vor. Sie be hauptete nämlich, daß sie die Beruntreuungen begangen habe, um ihre Entlassung zu erzwingen, da sie in einem hörig teitsverhältnis zu dem in der Berwaltung des bio. chemischen Vereins eine maßgebende Rolle spie, lenden Berater Sch. geraten sei und diefer fie gezwungen habe, weiter in der Stellung zu bleiben. Dieser habe sie an einer Krankheit behandelt und als sie dann erwerbslos wurde, im Verein untergebracht. Aus Dankbarkeitsgefühl habe sie sich bestimmen laffen, mit dem verheirateten Mann ein Berhältnis einzugehen. Durch Briefe, die auf, die Beziehungen anfpielten, habe Sch. sie derartig seelisch heruntergebracht, daß sie ganz willenlos geworben sei und schließlich nur eine Rettung in einem Aus­scheiden aus der Stellung gefunden habe. Sch. habe sie aber durch Drohungen zum Bleiben genötigt. Als der Borstand durch anonyme Anzeigen von den sträflichen Beziehungen des Beraters zu ihr Kenntnis erhielt, habe Sch. hoch und heilig beschworen, daß alles Berleumdung jei. Aus der Bernehmung des Beraters Sch. ging hervor, daß an den Behauptungen der Angeklagten etwas min

Bezirksverband Berlin GPD. Sozialistische Arbeiterjugend Groß- Berlin Heute, Sonntag, den 13. November 1922, vorm. 11 Uhr, im ,, Mercedes - Palast in Neukölln , Hermannstraße:

Revolutionsfeier

verbunden mit Parteiweihe Gefang Film Sprechchor Eintritt 50 Pfennig.- Einlaß 10 Uhr. Untergrundbahn Station Bodoinstraße.

der Kaffe erhältlich.

4x

Rezitation Fahrverbindung: Karten find an

Neuföln aus, daß nach der Stellungnahme des Kieler Parteitages zur Religionsfrage die religiösen Sozialisten der Sozialdemokratie eine Barität mit den Freidenfern beanspruchen zu dürfen glauben. Der bie Redner legte eine Entschließung vor, die für die kommenden Wahlen Unterstügung der Sozialdemokratischen Partei zur Parole der religiöfen Sozialisten macht. Eine andere Entschließung, von Göring - Berlin und Pfarrer Edert Mannheim vorgelegt, betont ben Klassenkampf. Die Besprechung wird heute fortgefeßt.

Auf ber Linie 177, die zwischen 300 und Lichterfelder Süd verkehrt, sind in den legten Monaten versuchsweise drei Fahr. fcheinbruder verschiedener Modelle in Betrieb genommen Gie telephoniert mit dem Chef". morden, mit denen bekanntlich sämtliche Straßenbahn. fchaffner zur Vereinfachung und Beschleunigung der Fahrschein Eine Patetschwindlerin und zwei Helfer verhaftet. ausgabe ausgerüstet werden sollen. Diese automatischen Fahrschein bruder verabfolgen durch Kurbeldrehung Fahrscheine mit all den Eine raffinierte Schwindlerin, der unzählige Baten, Kennzeichen, die auf den bisherigen fertiggedruckten Fahrscheinen Botinnen und Kinder von Heimarbeiterinnen in die Hände fielen, burch mehrmalige Lochung hervorgerufen werden mußten. Die trieb feit März d. 3. in allen Teilen der Stadt ihr Unwesen. Ein Fahrscheine erhalten durch den Apparat auch selbsttätig den Aufdruck junger Laufbursche brachte sie gestern endlich zur Strecke. der Liniennummer, der Fahrtrichtung, des Streckenabschnitts und Jungen und Mädchen, die für Geschäfte Batete zu besorgen der Stundenzahl. Die hierzu erforderlichen Drucktypen find auf hatten, auch Kinder von Heimarbeiterinnen, die für die elf verschiedenen Stellrädchen angeordnet, und der Apparat gibt je Mütter fertige Waren austrugen, wurden von einem Fräulein auf nach der Einstellung Fahrscheine für Erwachsene und Schülerfahr der Straße angesprochen und aufgefordert, ihr die Bakete fcheine aus. Die Fahrscheindrucker, die sich bis jetzt im Verfuchs- abzugeben und für den Chef einen anderen Gang zu erledigen. Die betriebe bewährt haben, werden von der Firma Krüger, Stöln, der Dome selbst wollte, mie sie sagte, auf Weisung des Chefs das Baket Firma Hänel und Schwarz, Neukölln , und der AEG. hergestellt und besorgen. Gingen die jungen Boten darauf nicht ein, so drohte sie wiegen 3, 4 baw. Bfund. Mit dem ersten Modell fönnen nach mit dem Chef. Sie führte die Austräger in irgendein Lofal, ließ einander 250 Fahrscheine, mit den beiden anderen je fich einen Fernsprechanschluß geben, angeblich mit dem Geschäftsin­450 Fahrscheine gebruckt werden, und das Auswechseln der neuen haber und ließ dann den Austräger selbst den Hörer nehmen. Der Bapierrollen fann in wenigen Minuten vollzogen werben. Welchem vernahm dann immer am anderen Ende eine Männerstimme, die der drei Modelle der Borzug gegeben werden wird, läßt sich gegen ihn gehörig den Kopf wusch und verlangte, daß er sofort den märtig noch nicht überfehen, weil die Versuche noch nicht abweisungen des Fräulein Schulz" folgen jolle. Das geschloffen sind und noch weitere Erfahrungen gesammelt werden half stets. Die zurechtgewiesenen machten fich mit dem erdichteten müssen. Die Fahrscheinausgabe geht jedoch schneller vonstatten als beim Lochen, und die Abrechnung wird vereinfacht und gesichert, Auftrag auf den Weg und das Fräulein verschwand mit den da die Apparate mit einer Zählnummer versehen sind, so daß sich Pateten. Gestern tam die Schwindlerin endlich an den Un­ohne weiteres die Zahl der verausgabten Scheine übersehen läßt. rechten. In der Demminer Straße sprach fie einen Lehrling an, der sich nicht einschüchtern ließ. Er verstand es, die angebliche Hundert Jahre Strafentlassenen- Fürsorge. Beauftragte des Chefs unter Rede und Gegenrede an einen Schupo­beamten heranzubringen und ließ sie festnehmen. Auf der Bache Der Berliner Verein zur Befferung der Straf - protestierte die Dame" lebhaft dagegen, daß man sie allein auf die gefangenen feierte am Sonnabend die hundertste Wiederkehr Aussage eines Jungen hin derartig behandle. Sie weigerte sich, feines Gründungstages. Vor hundert Jahren, im November 1827, irgendwelche Auskunft über ihre Person zu geben. Die Kriminal­entstand er als ein befcheidener Versuch, die vom Staat vernach­fäffigte Bflicht der Fürsorge für Strafentlassene notdürftig zu er polizet, der fie vorgeführt wurde, erkannte sie aber bald als die viel füllen. In der Festsizung, die der Verein unter Beteiligung gesuchte Schwindlerin und stellte sie als eine 29 Jahre alte vieler Bertreter von Behörden, Anstalten und Bereinen abhielt, frühere Näherin Margarete Boigt feft. Scharf ins Gebet ge= nommen, gab fie endlich 90 Fälle zu, die ihr ohnehin nachgewiesen rwähnte der Feftredner, Geheimer Admiralitätsrat a. D. Dr. Fewerben fonnten. Berübt hat sie wahrscheinlich doppelt soviel. Eine lisch auch das, was vor Entstehung des Vereins der Staat auf dem Gebiet der Entlassenenfürsorge getan hatte, Biel war das Wohnung will die Berhaftete nicht gehabt haben. Wie sie behauptet, hat sie sich immer in Herbergen und fleinen Hotels aufgehalten. mirtlich nicht, was er da aus der Geschichte der Strafentlassenen- Bon den erbeuteten Sachen ist nichts mehr da. Das ist kein Wun­Fürsorge mitteilen konnte. Der Redner mußte feststellen, daß selbst der, denn sie hatte 3 wei helfershelfer und Hehler, die mit heute uns noch manches Problem beschäftigt, bas bereits den Grün­bern des Vereins vorschwebte. In dem Entwurf des fommenden Erfolg die Chefs am Telephon" spielten. Sie mußten vom Ertrag Etrafvollzugsgeleges ist die Entlaffenenfürsorge gefeßlich mitleben. Nach längeren Beobachtungen und Ermittlungen gelang feftgelegt. Die Reihe der Gratulanten, die dem Verein ihre Wünsche es den Beamten der Dienststelle C. 6, auch diese beiden ausfindig überbrachten, wurde eröffnet vom Justizminister Dr. Schmidt. zu machen und festzunehmen, in der Linienstr. 71 einen Schlächter Er erklärte, daß er die ganze Schwere der Pflicht, einen zwed Ernst Scheuzo w und in einem Quartier in der Ruppiner Str. 42 mäßigen Strafvollzug zu erreichen, empfinde. Für die Stadt Berlin einen Händler Johannes Krüger . Beide hielten sich unangemeldet sprach Stadträtin Genoffin Weyl. An die geschichtlichen Betrach dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Weitere Geschädigte, die noch in Berlin auf. Beide sind geständig und das saubere Trio wurde fungen des Feftrebners anknüpfend, wies fie darauf hin, wie lang­fam in den hundert Jahren seit Entstehung des Bereins die Ents feine Anzeige gemacht haben, werden gebeten, sich bei Kriminal. midlung der Entlassenenfürsorge bisher gewesen ist. Stadtverordnete melden. bezirtssetretär Stiller im Zimmer 320 des Polizeipräsidiums zu Genoffin Zobenhagen, die den Verwaltungsausschuß der Ge 13.tbils fangenenfürforge vertrat, heb hervor, wie sehr die sozialität der Der Koffer im Neuen See. decons bi signol d Gefellschaft für Gesegesverlegungen verantwortlich zu machen ist. Gine ganz harmlofe Aufklärung fand ein Vorgang im Tier. Tagung religiöser Sozialisten. dopo garten, ber zunächst Berdacht erregt hatte. Arbeiter faben, wie eine Frau in Schwesterntracht einen Sandtoffer in den Reuen See warf und dann davonlief. Sie halten den schwimmenden Roffer heraus, fanden ihn mit aiche gefüllt und entdeckten darunter ein Schwesternfieid und Ausweispapiere. Die Inhaberin dieser Bapiere wurde ermittelt und es ergab sich, daß fie felbst sich des Roffers entledigt hatte. Sie hatte eines Tages verreisen wollen und den Koffer auf dem Stettiner Bahnhof in Verwahrung gegeben. Dann wurde ihr der Gepädichein gestohlen und der Stoffer hinter ihrem Rücken abgeholt. Bald darauf erhielt die Schwester von dem Wirt eines Logis in der Novalisstraße die Aufforderung, die bei ihm entstandene Logisrechnung zu bezahlen und dagegen ihr Gepäd wieder in Empfang zu nehmen. Als sie bintam, wunderte fich der Wirt nicht wenig, eine andere Dame vor sich zu fehen als bie, die bei ihm gewohnt und die Rechnung nicht bezahlt

Der Bandesverband Breußen vom Bund relis giäfer Sozialisten Deutschlands hat in Berlin am 12. unb 13. November feine auptversammlung. Die Sonn­abendfizung brachte den Geschäftsbericht des Borfizenden Göring. Berlin . Der Landesverband Breußen hat jest 660 Mitglieder. Boring betonte, daß der Bund nach seinen Grundsägen in innigfter Beziehung zu den freien Gewertschaften und den sozia. listischen Parteien stehen wolle, um der proletarischen Bewegung zu dienen. Bei der Sozialdemokratie werde die Be­begung der religiöfen Sozialisten mehr und mehr verstanden, die RBD. aber habe in Brandenburg ihre Mitglieder bet Zugehörigkeit zum Bund der religiösen Sozialisten mit Barteiausschluß bedroht. In der Besprechung des Berichtes führte Pfarrer Biechowiti

destens Berechtigung habe. Der eigentümliche Herr hatte sich übrigens in den letzten Jahren selbst schon zweimal wegen fahrläffiger Tötung infolge feiner Heilbehandlung vor Gericht zu verantworten. Als Beuge behauptete er, daß er von dem ausschweifenden Leben der Angeklagten feine Ahnung gehabt habe. Bors. Haben Sie nicht auf Kosten der Angeklagten und mit ihr zusammen eine Ver= gnügungsreise nach Dresden gemacht?" 3euge( verlegen):" Sie hatte Appetit, mal nach Dresden zu fahren, und da habe ich sie be­gleitet." Borf.: Die Angeklagte behauptet, daß sie derartig unter Ihren Einfluß geraten sei, daß sie in feelische Not geriet und die Beziehungen lösen wollte, von Ihnen aber zum Bleiben gezwungen wurde. Beuge: Das ist absolut unwahr." Borf.: Sind Sie nicht vom Vorstand über die Beziehungen zur Verantwortung ge­zogen worden?" 3euge: Das ist eine glatte Lüge." Borf.: Ste stehen unter Eid." 3euge:" Ich fann mich nicht entsinnen, daß so etwas vorgekommen ist.

Auf die Frage des Berteidigers, ob dem Zeugen nicht selbst vor­geworfen worden sei, daß er von der veruntreuten Summe 3000 pr. hinter fich gebracht habe, da die Angeklagte die entwendeten Beträge mur auf 8000 bis 9000 m. beziffert, erklärte Sch., daß das abfolut unwahr sei. Während seiner Raffenführung hätte nie etwas gefehlt. Das Gericht rechnete der Angeklagten als Milderungsgrund an, daß ihr die Unterschlagungen durch die Mißwirtschaft im bio­chemischen Verein sehr leicht gemacht worden seien und daß sie bei den Verschwendungen von den Angestellten und Sch. unterstützt worden sei, da diese Bedenken haben mußten, woher das Geld stamme. Deshalb fiel tie Strafe sehr milde aus und lautete auf echs Monate Gefängnis. Eine Bewährungsfrist der Ange­tlagten zu bewilligen, hatte das Schöffengericht Bedenken.

hatte. Das war die Diebin gewesen, die den Gepäd. fchein gestohlen hatte. Das Schicksal des Koffers veran laßte die Eigentümerin, sich feiner und des Inhalts zu entledigen.

Die großen Verkehrsprobleme.

Die Friedrich- Lift- Gesellschaft e. B. veranstaltete eine Dis fuffion über das Thema Bertehrsprobleme der Gegenwart". Nach Dem mehr theoretisch gehaltenen Referat des Professors Friedrich Lenz , Gießen , sprach der Direftor der Deutschen Reichsbahngefell. fchaft, Stactssekretär a. D. Bagt, Berlin , über die Verkehrspro bleme der Deutschen Reichsbahngesellschaft.

vom

Die Deutsche Reichsbahn verschließe sich feineswegs den großen Aufgaben, die sie in Anbetracht der gegenwärtigen schwierigen Lage der deutschen Wirtschaft zu erfüllen habe. Die Reichsbahn müsse ihr Tarifsystem der neuen Struttur der deutschen Bolts mirtichait anpaffen. Durch immer weitergehende Individualisierung der Tarife müsse ein Ausgleich herbeigeführt merben. Die neue Struktur der deutschen Volkswirtschaft charakteri. fiert sich durch eine erhebliche Auseinanderziehung des gesamten Breisniveaus gegenüber der Borkriegszeit. Die Reichsbahn habe daher auch in Anbetracht dieses sehr verschiedenen Breisniveaus eine Auseinanderziehung der Gütertarife von vier auf fünf Frachtpreisflaffen vornehmen müssen. Ferner habe fid die Notwendigkeit ergeben, neben der einheitlichen Wagenladeklasse von fünfzehn Tonnen auch Wagen zu fünf und zehn Tonnen noch weiter zu besonderen Tarifsätzen laufen zu laffen. Auch habe man Kilometertarif zum Staffeltarif übergehen müssen, womit die deutsche Wirtschaft im allgemeinen einverstanden fei. Nach einer eingehenden Begründung der Staffeltariforgani sation und der örtlichen Sondertarifmaßnahmen erörterte der Reb ner die Beziehungen zwischen den verschiedenen Transportunter­nehmungen. Er ging auf das Zusammenarbeiten zwischen denn Luftverkehr und Eisenbahn und zwischen Kraftwagenverkehr und Eisenbahn ein. Er bedauerte, daß heute noch vielfach ein unregel­mäßiges Nebeneinander der verschiedensten Transportunternehmun gen vorhanden fei. 3wischen Wasserstraßen und Reichs­ bahn sei eine vereinbarungsgemäße Verkehrsteilung nicht angängig, da die Wasserfrachten nicht gebunden werden könnten. Eisenbahn und Schiffahrt sollten aber durch Konkurrenzmaßnahmen thren alten Befihstand gegenseitig nicht willkürlich schätigen. Die Grenzen der Wirtschaftlichkeit, die sich für Luft- und Kraftwagenverkehr heraus­bilden werden, find zurzeit noch nicht mit Sicherheit erkennbar. Da­her sei auch bei der Investierung neuer Kapitalien in derartigen Verkehrsunternehmungen größte Berficht geboten. Es sei nicht zweckmäßig, eine Vergrößerung des Eisenbahnneges vorzunehmen, wenn eine Aufschließung anderer Wirtschaftsgebiete durch andere Berkehrsmittel wirtschaftlicher sei.

Die Werbearbeit unserer Genoffen.

Unsere Werbearbeit ist rüstig vorwärts geschritten! Das zeigte auch die stark besuchte Versammlung der Arbeiter, Angestellten und Beamten der behördlichen Betriebe Neuköllns, die vorgestern in den Passagefestsälen in der Bergstraße stattfand. Genosse Künstler gab eine Darstellung der Sünden des Bürgerblocs und schloß mit den Appell, sich der Sozialdemokratie an­zuschließen, die bei den Wahlen den Besitbürgerblod hinweg. fegen werde. Wie recht unser Redner hatte, zeigte die ein­stimmige Annahme einer Resolution, die sich scharf gegen die Bolitik des Bürgerblocks wandte.blomm

In der Großen Frankfurter Straße 30 sprach Bürgermeister Genoffe Mielig vom Bezirksamt Friedrichshain . Treffend beleuchtete der Redner die Bersprechungen der Rechts­parteien, die nicht gehalten würden, und die Richtigkeit seiner Annahme, daß er mit Recht glaube, an diesem Abend der Sozial­demokratie neue Anhänger geworben zu haben, zeigte der starte Beifall am Schluß feiner Rede. Auch mit diesen Versamm­lungen fönnen wir zufrieden sein! Die Forderung der Kriegsopfer.

Der Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Kriegsteilnehmer und Kriegerhinterbliebenen hat in der Zeit vom 1. bis 9. November in 21 öffentlichen Versammlungen regierung dem Reichstag vorgelegten 5. Novelle zum Reichsver­in allen Teilen Berlins zu der durch die von der Reichs­forgungsgefeß geschaffenen Situation Stellung genommen. Die Re­ferenten Gauleiter Mende, Gauvorsitzender Ebert und die Gau­fetretäre Schubert und Schwarz tritifierten in eingehender Weise Die Mängel der Regierungsvorlage und erläuterten die Gegenforde rung ber großen Kriegsbeschädigtenorganisation. Die star? besuchten, teilweise überfüllten Versammlungen haben eine Entschließung an­genommen, in der von der Haltung der Regierungsparteien des Reiches Kenntnis genommen wurde, die den Kriegsopfern nicht etwa eine Erhöhung ihrer Bezüge, sondern sogar eine Ber flechterung in Aussicht stellt. Die Kriegsopfer erwarten, daß endlich ihre bekannten und berechtigten Forderungen gesetzlich anerkannt werden. dm maligiit

Novemberfeier der Kreuzberger Kinderfreunde. Im Tivoli im Bezirt Kreuzberg fand eine Novemberfeier der Rinderfreunde statt, die besonders gut verlief. Mannigfaltige Darbietungen unseres Nachwuchses zeugten von dem Gemeinschaftsgeift, der unsere Jungen und Mädel beherrscht, und die bunte Folge der Darbietungen brachte eine zukunftsfrohe und hoffnunasvolle Stimmung hervor. Genoffe Büdtte forderte in seiner Ansprache zum Helfen und Mitwirken auf. Das gemeinsame Lied Brüder zur Sonne, zur Freiheit!" ichloß die schöne Feier.

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