muß auf dem Dachboden sein. Die Tür ist angelehnt." Alle auf und hinaus. Nur der Polizist reißt das Weib zurück in die Küche. Sie heult auf.

Die Dachbodentür ist aus Eisen. Man umgeht sie von links. Schwarzer Spalt flajft. Man blendet das Licht ab. Revolver.

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Das„ Radio".

Humoreste von Karl Ettlinger  , München  .

Großmama hatte Geburtstag und ich mußte ihr etwas schenfen. Drunten, halb auf der Treppe, gedrängte Gesichter, aus dem Schlaf Sonst schente ich Damen immer ein Fläschchen Barfüm, aber Groß­gezerrt, blaß. Gezischel. Ruf ins Dunkel: ,, Sie drinnen: heraus! mama parfümiert sich schon lange nicht mehr, ja, ich glaube, fie hat Hände hoch!" Horchen. Stille. Noch einmal: ,, Heraus!" fich nie parfümiert. In ihrer Jugend galt gut riechen noch als unmoralisch.

Dann die Tür aufgerissen und Licht. Dachboden. Kein Mensch. Ein Kinderbett, umgekehrt. Füße nach oben, auf einem Koffer. Bildrahmen. Ein Trog. Zwei Eimer aus Blech. Ein Kasten mit zerbrochener Tür. Ein großer Blumentopf mit dem Stumpf einer Balme. Drei Kiften. Waschtisch aus Eisen. Darauf eine offene Echachtel mit Dominosteinen, einem Blechleuchter und dem Kopf einer Puppe. Spinngewebe, grau, dichte Feßen. Quer durch, schräg durch Schwärze und über dem Boden kriechend das Gesparre des Daches. Erschreckter Staub flirrt in Lichtkegeln. Hoch, hart, rot­ziegelig zwei Schächte: Kamin. Dunkel lauert dahinter. Ruf noch einmal: Heraus!" Und Schweigen. Jetzt langsam vor, geduct ins Gerümpel. Sprung. Kazentritt, Revolver, Laterne.

Das Ende des Raumes: Gesparr. Also wieder genarrt? Rechts ein fleiner Berschlag, leichte Holztür, angelehnt. Auf und Licht.

In der Ede links hinten hängt vom Balten ein Strid. Am Strid in der Ede links hinten hängt ein Ungewisses, schwarz Lastendes. Schwankt leise im Zugwind. Die Luft zerrt an Kleidern. Da beginnt sich's langsam zu drehen mit der Windung des Etrics. Braunes Haar läßt ein Ohr frei. Es leuchtet im Licht der Blend= laterne, abgelöst, weiß aus der Schwärze.

Das Ungewisse dreht sich weiter im Zugwind. Ein Gesicht taucht sehr langsam ins Licht, wird groß wie aufgehender Mond. Gesicht eines stillen Menschen mit geschlossenen Lidern. Ein leiner Schnurrbart, gewichst und aufgezwirbelt, fist tofett auf der gelb­lichen Lippe.

Man hat einen Tag lang einen Toten belauert.

Irdenwo drunten im Haus, in der finsteren Küche, heuft eine Belberstimme langgezogene Klagetöne durch die zerriffene Dunkel heit.

,, Das Blatt fenne ich ja gar nicht!"

Von Wilhelin Bod.

Unfere jüngeren Genossen haben sicher feine Ahnung, wie un­geheuer schwer früher die Agitation für Partei und Presse war. Anfang der sechziger Jahre war die große Masse der Arbeiter nicht nur politisch stumpfsinnig, sondern obendrein unserer Sache noch völlig abgezeigt. Das war tein Wunder, weil die gesamte Presse aber die Sozialdemokratie das Blaue vom Himmel zusammenlog und wir außer dem„ Sozialdemokrat" teine einzige Zeitung befaßen, die die Berleumdungen und Entstellungen zurückweisen fonnte. Wir agitierten deshalb um so mehr für den Sozialdemokrat". Da hatte ich und mein Nebenarbeider in Hamburg   uns folgenden Plan aus geflügelt: Wir gingen mit unseren gelesenen Nummern des„ Sozial bemotrat in fleine Restaurationen, wo nur Arbeiter verkehrten, schoben die beiden Exemplare unseres„ Sozialdemokrat" unbeobachtet unter, die auf den Tisch liegenden Zeitungen. Dann nahmen wir fie, daß der Wirt es merfte, in die Hand und lasen darin. Sobald der Birt an unseren Tisch fam, sagten wir, daß das ein gutes Blatt Jei. Er sah dann ganz verwundert das Blatt an und meinte, das tenne er ja gar nicht, die Zeitung hätte ein Gaft liegen laffen. Wir antworteten darauf, daß es aber ein gutes Blatt fei, wenn wir es immer bei ihm lesen tönnten, würden wir regelmäßige Gäste werden. Und er abonnierte. So hatten ich und mein Nebengeselle im Herbst 1867 elf Gaftmirte als Bezieher des Sozialdemokrat" ge wonnen. Zu seiner 3eit mar das ein großer Erfolg.

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Bas schenkt man einer Oma? Einen Lehnstuhl hat sie schon und auf mein Lichtbild legt sie feinen Bert. Ich bin nämlich feines­

wegs ihr Lieblingsenkel; ihr Lieblingsenkel ist Better Gustav, unfer Familientrottel.

Halt, ich schenfe ihr ein Radio!

Mittags, während Großmema ihr Nicerchen hielt, legte ich in der guten Stube die Leitung und abends erschien ich mit Empfangs

gerät und Lautsprecher.

,, Grüß Gott, liebste Oma, ich wünsche dir zum Geburtstag alles Gute, und hier habe ich dir auch etwas Schönes mitgebracht."

-

Ja danke dir, lieber Karl!- O, wie hübsch! So ein schwarz­ladiertes Nähkästchen habe ich mir schon immer gewünscht!" ,, Das ist kein Nähkästchen, liebe Oma, das ist ein Radio. Etwas

Berbissen hantierte ich an dem Rabis  , um das Stinitier aus der Leitung zu kriegen. Und jetzt meldete sich eine andere Stimme: zu den schwierigsten Buchstaben des englischen Alphabets, dem th. Ich mache es Ihnen einmal vor: ßßßßß! Noch einmal: BBBBB! Begen Sie die Zunge vorne an die Zähne und dann mit leichtgeöffnetem Mund: BBBB! Bitte, verehrte Hörerinnen und hörer, nochmals: BBBB! Noch einmal ßßßß!

,, Mein Gott, jetzt soll ich auch noch ßßßß machen!" wimmerte Oma. Bitte, lieber Starl, tue das Radio hinaus, ehe es explodiert! Damals die Petroleumlampe, die machte auch BBBB, und dann auf einmal, bums, explodierte sie. Du warst damals noch nicht geboren.

funt belehren! Jetzt gerade! Und wenn tausend Betroleumlampen

Meine Ehre stand auf dem Spiel, ich mußte Oma zum Rund­vor meiner Geburt explodiert sind! Mich mühsam beherrschend, schraubte ich an sämtlichen Knöpfen des Empfangsgeräts- Musik fam näher, ah, jest hab ich was eingefangen!" Eine scheußliche Frauenstimme quäfte:

,, Was machst du mit dem Knie, lieber Hans, mit dem Knü lüber Hans, beum Tanz

B

,, Es ist aus ,, Traviata  "!" log ich. Caruso fingt!"

Wenn es aber doch explodiert?" beharrt Großmutter weiner­lich. Mit einem Rud stellte ich das Radio ab. Ich hatte eine Hochfeines! Damit kannst du Berlin  , London  , Basel  , Prag  , Paris  , tier, auf mich, auf den Hans, auf das Knü, auf die„ Traviata  ", auf But in mir, eine Wut auf Dia, auf das englische   th, auf das Stint­Moskau, Mailand   hören!"

"

,, Wie entfehlich!" stöhnte Großmama. Weshalb tuft du mir Greisin das an!"

,, Wieso entsetzlich," staunte ich. Du hörst damit die wunder schönste Mufit, Vorträge, Opern! Hier, durch diesen Lautsprecher! Ach so," meinte Großmama nachfichtig, während ich die Leitung anfchioß, früher nannte man das ein Grammophon!" ,, Nein, liebste Oma, dies hier ist etwas ganz anderes, eine ganz neue Erfindung!"

..D Gott  ! Es ist sehr, sehr lieb von dir!- Aber weikt du, Karl, ich will mit neuen Erfindungen nichts zu tun haben. Meistens explodieren sie! Da hatten wir einmal eine medyanische Be. explodieren fie! troleumlampe, dein verstorbener Ontel Osfar hatte sie mir geschenkt, du warst damals nod) nicht geboren, und auf einmal bums egplo­dierte sie!"

Das ist hier vollkommen ausgeschloffen, Oma! Diese Erfindung beruht auf elettrischer Grundlage und

"

Und auf einmal friegt man einen elektrischen Schlag, oder es gibt Kurzschluß!"

Ich biß mir auf die Lippen und versuchte, das Radio auf eine Sendestation einzustellen. Aus dem Lautsprecher drangen einige abscheuliche Töne: tfff

iiiiiiii

-

tütutütutütutütü

rchchchch

- gägägä ,, Es ist wunderschön," bestätigte Oma mit ergebener Leidens miene. ,, Wirklich hübsch! Aber nun tue mir den einzigen Gefallen und lasse Anna das Radio hinaustragen!"

Mir kam die Galle hoch. Aber du hast ja noch gar nicht richtig gehört!" bockte ich und drehte an dem Kondensator herum. ,, Und auf einmal explodiert es!" mehklagte Oma. Jetzt habe ich eine Station! Nun hör mal!" Und das Radio verkündete: Zoologie dieses Landes zu. Das bekannteste Tier dieser Gegend ist das Stinktier. Obwohl flein   und unscheinbar, spritzt es aus einer Drüse eine Flüssigkeit aus, welche den Menschen bis auf vier Wochen unerträglich verpeftet!"

48°

Wenden wir uns nun der

„ Schöne Sachen machst du!" fagte Großmama. In einem Tone, als ob ich der Erfinder des Stinftieres wäre.

a

die ganze Schöpfung! Ich beneidete die Petroleumlampe um ihr Vorrecht, zu explodieren. Dina schien Mitleid mit mir zu haben. Komm, fez dich ein bißchen zu mir, Karl!" fagte sie fanft

Birke

rich, es ist wunderschön, das Radrio! Es macht mir sehr viel Freude! Aber du sclltest nicht so viel Geld für mich ausgeben! Wirklich allerliebst, das Radrio! Weißt du, wenn ich jetzt abends so allein hin, dann setze ich mich vor das Radrio und höre ein bißchen BRRR, oder Caruso, wirklich, Ich bin dir sehr dankbar! Ich bin sehr froh, daß ich Radrio habe!"

Und dann, nach einer Baufe:

In welchem Geschäft hast du das Radrio eigentlich getauft? Ich möchte es nämlich gegen eine Wärmeflasche umtauschen!"

Wieviel eine Spinne frißt. Jemand fing eine Spinne, wog sie ganz genau, fchloß fie dann in einen fleinen Räfig ein, um einmal ihre Freßluft festzustellen. Er fand, daß sie morgens das Biersache ihres Gem'chtes, mittags das Neunfache und abends das Dreizehne fache ihres eigenen Gewichtes verzehrte. Wenn die Eßluft eines Mannes, der 160 Pfund schwer ist, sich im gleichen Verhältnis äußern würde, dann hätte er zum Frühstück einen ansehnlichen Ochsen, zum Mittagsmah! abermals einen solchen sowie ein halbes Dutzend fettgemästeter Schafe nöt g, und zum Abendessen würden ihn zwei Ochsen, acht Schafe und vier Schweine erst sättigen.

Dünnfies Gold!= ein Hunderttausendftel Millimeter! Durch ein neues Verfahren gelang es Dr. Karl Müller in der deutschen Physikalisch- Technischen Reichsanstalt Goldmembranen von etwa ein hunderttausendstel Millimeter Feinheit zu gewinnen. Das bedeutet gegen bisher eine Berfeinerung um das Behnfache! Ueber bie tedy nischen Ausnutzungsmöglichkeiten berichtet ter Entdecker selbst in der „ Umschau". Aus beigegebenen Bildern läßt sich erkennen, daß so dünne Goldmembranen völlig durchsichtig sind.

Urteilszustellung durch Funkspruch. Wohl zum erstenmal in der Geschichte des Rechtswesens ist jetzt von einem auftralischen Gerichts of beschlossen worden, ein Urteil durch Funkspruch zuzustellen. Der Prozeß betraf die Eigentumsrechte an einer Sofosnußpflanzung in der Südsee, und in Anbetracht der Dringlichkeit und der wirtschaft­lichen Auswirkungen des Urteils wurde beschlossen, beiden Parteien das Resultat umgehend durch Funffpruch mitzuteilen.

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