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freundliche Richtung: die triegerischen Tugenden des deutschen  Offiziersforps behielten iroz Deutschlands   militärischer Niederlage die Borhand. Boliniens Kriegsminister entsandte also einen hohen Offizier nach Europa  , um die Vereinbarungen über eine deutsche  Militärmission abzuschließen. Nun entdeckte man aber, daß Deutsch­ land   durch den Bersailler Vertrag untersagt war, Militärmissionen amtlich ins Ausland zu senden. Es fam also nur die Anwerbung ron ehemaligen deutschen   Militärs als Privatpersonen in Frage. Aber auch das wußte die französische   Partei zu hintertreiben. Benn schon deutsche, dann sollten es wenigstens feine Reichsbeut­fchen fein. Bolivien   fragte also beim Bölferbunde an, ob Danziger Staatsbürger nach Bolivien   gehen dürften; Genf  stellte daraufhin fest, daß die bestehenden Verträge bem nicht ent­gegenstünden. Darauf fuhr der bolivianische Oberstleutnant nadh Danzig  , erließ in den Zeitungen Anzeigen, und warb auf diesem Bege. ehemalige deutsche Offiziere und Unteroffiziere als Drill meister für das bolivianische Heer.

Das ist die Geschichte von dem Berrate Boliviens   an der gemeinsamen Sache der Aliierten. Wir begreifen den Schmerz der Parifer Hezblätter.

Es steht noch dahin, ob etma Reichsdeutsche fich haben in Danzig  einbürgern lassen, um nach Bolivien   zu gehen. Sollte das der Fall sein, dann läge eine Schiebung vor, die die Grenze des Erlaubten überschreitet. In diesem Falle wäre es bie Pflicht bes Auswärtigen Amtes und bes Reichswehrministeriums gewesen, hier non abzuraten. Aber die bolivianische deutsche   Partei wird wohl genügend geriffen gewesen sein, um deutsche Dienststellen über haupt zu umgehen. Die Pariser nationale Hege jedenfalls fällt ins Wasser. Lieber wäre es uns aber gemejen, wenn Bolivien  an Stelle non Drillmeistern für sein Heer Arbeiter, Bauern und Technifer zur Hebung seiner Bodenschätze aus Deutschland   ange worben hätte.

Deutschnationales Geständnis.

Sie wollen Gesetze gegen den Volkswillen machen. Die deutschnationale Bresse steht mit täglich machfender Furcht den kommenden Wahlen und der deutschnationalen Niederlage entgegen. Die Deutsche Tageszeitung" beschwört deshalb den Bürgerblod, sich mit seiner Gesez

gebungsarbeit zu beeilen: N

Eine gewiffe Gefahr, daß auch die Koalitionsparteien im Reich sich mehr und mehr auf baldige Neuwahlen einstellen, und daß die fachliche Behandlung der großen parlamentarischen Auf­gaben darunter Schaden leidet, ist somit gegeben. Tatsächlich hat der 3pang zum Schaffen faum jemals stärker als jetzt por bem Reichstage gestanden. Das Schulgeles, auf das die chriftliche Elternschaft in Deutschland   num schon länger als acht Jahre wartet, muß endlich geschaffen werden und muß in diesem Reichstag feine Erledigung finden, wenn die Sicherung der christlichen Schul­erziehung nicht mieber in ungewiffe Fernen hinausgeschoben werden soll."

Das heißt: dieser Reichstag wird vielleicht das reaftionäre Reudellsche Schulgefeß beschließen- ber kom- mende Reichstag wird es verwerfen. Darin liegt das Zugeständnis, daß

1. dieser Reichstag nicht mehr das Mandat des Boltes befizt;

2. das Reudellsche Schulgesetz dem Willen des Volkes widerspricht; 3. der Bürgerblod das reaffionäre Schulgesetz gegen den tlar ertannten Willen des Boltes perabschieden mill.

Es ist das Geständnis undemokratischer, reaktionärer und voltsfeindlicher Politik.

Krankenversicherung der Seeleute. Wie amtlich mitgeteilt mird, erteilte das Reichstabinett in feiner geftrigen Sigung dem Geleg entwurf über die Krantenversicherung der Seeleute feine Zustimmung. Der Entwurf wird nunmehr dem Reichsrat zu geleitet werden.

Die Aufgaben der Chemie.

Schaffung von Nahrungsmitteln. Berlängerung der menschlichen

Lebensdauer. Dos Atom els planetensystem.

Auf der Stuttgarter   Hauptserfamantung der Ratgemein schaft der Deutschen   Wissenschaft iprach Brofeffor Dr. R. Willstätter über bie Aufgaben der Chemie und führte nach einem geschichtlichen Rückblick u a. aus: Die Chemie der Stohlenstoffverbindungen hat ihre ersten großen Aufgaben in der Klaffe von Naturprodutten gefunden, aus denen sich die pflanzliche und tierische Welt hauptsächlich aufbaut. In der Natur herrscht die Fettreihe vor, für die aromatische Reihe ist der Steinfohlenteer die ergiebigfte Quelle Rachdem ein halbes Jahrhundert die chemische Berfeinerung hauptsächlich die Benzolverbindungen behandelt hat, erzeugt feit turzem bie Synthese wertvolle Stoffe der Fettreihe aus Azetylen, aus Betroleum, aus Kohlenornd.

Freispruch des Carol- Freundes.

Diftaturgesetz von der Mehrheit mißbilligt.

Bukarest  , 15. November.( Eigenbericht.) Die rumänische Stammer hat das von Bratianu cin gebrachte Staatsschuhgesek mit 107 gegen 1 Stimme angenommen. Der größte Teil der Abgeordneten enthielt sich der Stimme oder fehlte.

Das Kriegsgericht hat nach viertelstündiger Beratung den Freund Carols, den früheren Unterstaatssekretär Manvilescu freigesprochen. Alle auf Landes. verrat gestellten Schuldfragen wurden verneint.

Sparsamkeit in den Ministerien! Der Haushaltsausschuß verlangt einstimmig neue Regierungsvorschläge.

In der Dienstagsligung des Reichshaushaltsausschusses wurde tie Debatte über das System der Ministerialzulagen fortgeführt. Genoffe Steintopf erflärte, das System in seiner jeßigen Form für gänzlich unhaltbar und verlangte, bevor er sich im einzel. nen äußere, von der Regierung genauere Angaben, wie die Mini­sterialzulagen zurzeit geregelt feien.

fleineren Fragen auseinanderfallen. Abgg.

fich niemand herausfinden. Auch er sehe den neren Borfchlägen ber Regierung enigegen, bemerte aber, daß diefe Borschläge fich unter allen Umständen in den Grenzen der bisherigen Bezüge halter möchten.

Nachdem noch für die Demokraten der Abg. Dietrich ben rabi­talen Abbau ber viel zu pielen Ministerioiräte verlangt hatte, wurde ein Beschluß einstimmig angenommen, der von der Regierung die Borlage ganz neuer Vorschläge bezüglich der Heraushebung der Ministerialbeamten vor der zweifen Lesung fordert.

Was dabei herausfam.

Ergebnisse der Wiener   Reise: Kinderspielzeug für Männer Das Wolff- Bureau meldet aus Wien  :

,, Bundespräsident Dr. Hainisch hat dem Reichstanzier Dr. Marg und dem deutschen   Gesandten in Wien  , Grafen Berchenfeld, bas große goldene Ehrenzeichen am Bande, dem Staatssekretär Puender das große Ehrenzeichen am Bande, dem Minifterialdireftor Di. 8echlin das große Ehrenzeichen mit dem Stern, dem Regierungsrat Walter, dem Legationsrat Redihammer und dem Konsul Bernhard das große silberne Ehrenzeichen für Ber dienste um die Republif Desterreich verliehen."

3mingende Bestimmung der Berfassung des Deutschen Reiches in Artitel 109:

werden. Orden und Ehrenzeichen   dürfen vom Staate nicht verliehen

Rein Deutscher   darf von einer ausländischen Regierung Titel und Orden ammehmen."

Die Herren Marg und Lerchenfelb, Buender und Zechlin, Walter, Redihammer und Bernhard haben nicht die nötige Zivilfourage besessen, den öfter­reichischen Bundestanzler höflich dankend auf die deutsche  Verfassung zu verweifen. Sie trauen sich eher die Sipil­tourage zu, ihr verfassungswidriges Berhalten gegen öffentlichen Protest in Deutschland   zu verteidigen. Ein Name fehlt bei diesem Ordensunfug: Strefe mann. Aber feine Furcht: er ist schon dekoriert!

Ministerialdirektor Dr. Cotholz antwortete, daß die Ministerial zulagen nur an Beamte in obersten Reichsbehörden hof, der Rechnungshof und das Reichsgericht. Die Ministerial­gezahlt werden. Dies feien alle Reichsministerien, der Reichsfinanz zulagen betragen in der bisherigen Gruppe 1-4 20 m., in Gruppe 5-6 30 M., in Gruppe 7 40 m., in Gruppe 8-9 60 M., in Gruppe 10-11( mit Ausschluß der Referenten) 70 M., der Gruppen 11-12 85 M., der Gruppe 13 mit einschließlich Staats fefretär 100 m. Seit dem 1. April habe Preußen diefe Säge für feine Beamte um 50 Broz. erhöht gezahlt. Breußen zahle die Säße vom 25. Lebensjahr an, das Reich erft vom 28. Lebens­jahre ab. Die Angestellten in den genannten obersten Behörden erhalten die gleichen Säße. Außerdem habe das Reich bisher eine fogenannte Essenszulage gewährt. Diese Effenszulage betrage bei einer Arbeitszeit von 10 Stunden und mehr für Berheiratete 80 Bf., für Unverheiratete 60 Bf. pro Tag. Diese Effenszulage foll nach 3nfraftreten der neuen Besoldungsordnung aufgehoben werden. bas bie Regierungsparteien wie in großen wichtigen, jo In der darauf einsehenden ausführlichen Debatte trat autage, so Guérard für das Bentrum und Quaaß für die Deutſchnationalen Landfriedensbruchprozeß in München  . stimmten dem Genossen Steinkopf bezüglich der Unhaltbarkeit der Nationalsozialisten provozieren.- Die Provozierten auf der bisherigen Uebung vollkommen zu. Dr. Quaah erweiterte die Frage der Ministerialzulage zu einer Frage der Organisation der Verwaltung. Der Aufbau der Ministerien müsse ein facher und flarer als bisher gestaltet werden. Mit dem Zulage system sei dies nicht zu erreichen. Die Zulagen müßten abge= Bor dem Amisgericht München   began am Dienstag der Band chafft werden, und die Beamtengruppen, bie fie bisher friedensbruchprozeß gegen 15 Arbeiter im ter von erhielten, wären anders einzustufen. Au die Dirigenten 17 bis 26 Jahren, die am 25. Mai in München   angeblich einen it ellen müßten in Fortfall tommen. Die ministerialräte Satentreuglertrupp überfallen hatten. Dabei wurde müßten in die frühere Stellung der Vortragenden Räte zurüd der Nationalsozialist Hirschmann getötet, mas dann ter äußere An­geführt und ihre Stellungen entsprechend ausgestaltet werden. Das laß zum Berbot des füdbayerischen republitanischen Tages in Mün­fei natürlich ausgeschlossen, wenn Ministerialräte so in Maffen vor­handen seien wie jebt. 3um Beiſpiel bei der Bost 80, bei berchen wurde. Die Polizei hat für den Prozeß umfassende Sicherheits. Finanzverwaltung 63. Er würde sich freuen, wenn das Barlament den stärksten 3wang auf entsprechende Berminderung ausführe. Das gleiche müßte gemacht werden bei den Ministerialamt mannsstellen. Ein solcher Abbau von Stellen fönne natürlich nicht vorgenommen werden, wenn nicht gleichzeitig ein entsprechender ministerialinstanz sollten nur die eigentlichen Regierungsaufgaben Abbau der Aufgaben nach unten hin erfolge. In der perbleiben. In Uebereinstimming mit Dr. v. Guérard beantrage er, daß die Regierung vor der zweiten Befung neue, ganz andere Borschläge mache, die auch gesunde Verhältnisse im Verhältnis zu den Brovinzialbehörden schaffe.

Im Gegenfag zu den Ausführungen von Guérard und Quaak fehte sich Dr. Cremer für die Volkspartei dafür ein, daß das System der Ministerialzulagen beibehalten werde. Die Zeit fei für weit tragende endgültige Aenderungen noch nicht reif.

Für die Sozialdemokratie erklärte Genoffe Steinkopf, daß er nichts dawider habe, baß Beamte an besonders wichtigen Stellen auch dementsprechend bezahlt werden. Aber es müffe ein flares durchfichtiges System dafür vorhanden sein. Jetzt tönne

fieht greifbar das Ziel, die Dauer des menschlichen Lebens, fogar die Jugendperiode des Menschen, zu perlängern Die chemischen Methoden hatten bis por furzem grobe Bertzeuge. Um Stoffe zu erzeugen, bewegte man große Maffen Bon Hilfsstoffen. Der moderne Schwefelsäureprozeß hat darin zuerft Wandel geschaffen. Die Industrie verwendet immer mehr Rontatt stoffe oder katalysatoren", die, ohne selbst verändert zu werden, unbegrenzte Mengen von Stoffen zu verbinden imftande find. Ihre Anwendung ahnt den Berlauf der Umfegungen in den Lebewesen nach. Alle Vorgänge in pflanzlichen und tierischen Zellen verlaufen unter dem Einfluß organischer Katalysatoren, der Fermente oder Enzyme, die im lebenden Organisnius in geregelter Abhängigkeit zu­fammenwirken. Die Aufgabe der physiologischen Chemie ist es, das Wesen der Fermente zu erforschen, Aufgabe der prattischen Chemie, fermentartige Kontaktftoffe von hochgesteigertem Leistungsvermögen aufzusuchen.

Die praftische Chemie wird regiert von der chemischen Theorie, geradezu von der chemischen Formel. Die Atom und Moletular Ein Hauptziel der vor 100 Jahren von Wöhler begründeten theorie von Dalton und Avogadro  , die Formeln des Grubengafes chemischen Synthese ist die Schaffung von Nahrungs- und des Benzols von Ketulé, die van't Hofffche Theorie vom tetrae mitteln. Von den dafür möglichen Wegen ist allein erfolgreich drifchen Bau ber Kohlenstoffverbindungen waren für die Enimic. die Förderung der Landwirtschaft durch künstlichen Dünger, die lung der organischen Chemie bestimmend. Jezt lehrt die ein Liebig angeregt, Haber durch seine Ammoniaffyntheſe ermöglichtbauforschung mit Hilfe der Röntgenstrahlen die Anordnung und Bosch durch die Konstruktion großer Fabriten verwirklicht hat. Der Atome im trystall tennen und erlaubt, aus realen raum­Eine beachtenswerte fünftige Möglichkeit ist die Fabrikation von Futtereiweiß durch Pilzzucht mit Hilfe von Ammoniat und billigen Kohlehydraten. Außer durch die Steigerung der Bodenerträgniffe greift die synthetische Chemie in die Weltwirtschaft ein durch die ber Roble in Rohlenwasserstoffe ( Benzine), modurch fich Deutschland von der Einfuhr des Bee troleums unabhängig machen wird. Die Benzine fönnen das Ma­terial bilben, aus dem fünftlicher Kautschut im Maßstab der Groß industrie hervorgehen wird.

Seit der Erfindung des Schießpulvers hat die Chemie die Mittel für die Kriegsführung geliefert. Im Weltkrieg find neben die älteren Arten ron Munition die neueren chemischen Waffen Gafe und Reisstoffe getreten. Die Sachverständigen des Auslands halten die chemischen Kriegsmittel für die schonendsten, die humanften.(???) Sie sind allerdings von gewaltiger Wirksamkeit. Darum ist die Hoffnung berechtigt, daß die Chemie durch die Schaffung solcher Kampfmittel dem Frieben der Bölker die größte Unterſtügung geliehen hat.

Die organische Chemie arbeitet heute an den Berbindungen von tompliziertesiem Bau. Die Aufgaben unserer Belt find die lebens wichtigen, wenn auch nur in einfien Mengen vorkommenden Siffstoffe des hörpers: Fermente, Hormone, Vitamine. Durch Auffindung der Drüsenprodukte Adrenalin, Thyrorin und Insulin und ber antirhachiiischen und antineuritischen Bitamine liefert die physiologische Chemie der Medizin die Mittel, Krankheiten zu heilen. Die neuen synthetischen Arzneistoffe sind nicht mehr zu fallsentdeckungen. Die Chemotheraple von Ehrlich hat gelehrt, infte matisch Heilmittel aufzusuchen, die gegen parafitäre Mikroorganis den spezifisch wirken. Gaivarsan war Borbild für die neuen Chemo­therapeutita die Plasmochin, das Malariamittel, und Germanin, das Mittel gegen Tropenfeuchen, bas bisher unbewohnbare Bänder zu fofonifieren ermöglichen soll. Die medizinisch- chemische Forschung

chemischen Formeln auf die Anordnung der Atome im Molekül zu schließen. Das Atom ist aber nicht mehr eine hypothetische legte Einheit. Die Atome sind zählbar und sichtbar geworden und sie gelten nicht mehr als unteilbar. Die Untersuchung des Radiums hat bie egperimentellen Grundlagen für die neuen Theorien nom Bau der Materie geliefert. Die Atome aller Elemente merden als Gebilde von der Art der Planetensysteme betrachtet, alle aus denselben Wasserstofffernen und Elektronen zusammengefeßt. Die anorganische Chemie im Verein mit der theoretilen Physik fonstruiert ein ato mistisches Weltbild, das alle älteren Borstellungen an Tiefe und Wunderbarkeit übertrifft.

Das Rätjel vou konnersreuth", ein nicht mehr neues, aber ge schäftstüchtig modernisiertes Boltsstud von F. Wilhelmy, bas vom Residenz Theater einem staunenden Großftabtpublikum präsentiert wird. Sm Meineidbauer Stil geht die Sache los; ein degenerierter Bäuerling, ber fogar einmal Matrofe gewesen ist, holcht seinen Stiefbruder und Rivalen an und läßt ihn über einen Fels abhang purzeln, was nicht immer gesundheitsförderud fein soll. Die Stiefmutter des Totwunden wird, meil sie mitwifferin ift und oben brein bei einem Einbruch von ihrem Stiefsohne niedergeschlagen wird, irre. Alle zusammen gehorchen der Weifung eines Einfältig lugen, nach dem nahegelegenen Konnersreuth   gur munbertätigen Refel zu gehen. Hier stumme Szene; grau liegt die Safristei, Bisionen zeichnet der Projektionsapparat auf die tahle Wand. Kirchenstimmung mit jawohl! echtem Weihrauchgeruch. Da wird jeder gefund, auch unfer Totwunder und seine Stiefmutter. Nur der Missetäter stirbt, weil er ein so schlechter Kert ist. Alles staunt über das Wunder. Der Einfältig- Kluge jedoch erklärt das Rätsel. Wunder machen fann fein Mensch, aber der Glaube an Chrifti, bie, wo man nicht versteht, der wirkt Wunder", Nach dieser echt Couéschen Deutung nerfichert

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Anklagebant.

München  , 15. November.( Eigenbericht.)

maßnahmen getroffen. Die Anflage lautet gegen den Hauptbeschul­digten, den 18 Jahre alten Hilfsarbeiter Karl Schott, auf Land­friedensbruch, Raushandel und Körperverlegung mit Ladesfolge; gegen die übrigen Angeflagten auf Landfriedensbruch und Kauf­handel. Zur Berhandlung find 19 Beugen und zwei Sachverständige geladen. Man rechnet mit einer dreitägigen Prozeßdauer.

Der Hauptbeschuldigte, der den tödlichen Schlag gegen Hirsch­mann führte, erzählte, baß der Angriff pon den Natio= nalfozialisten ausging. Dabei habe sein Begleiter Unger von einem Hafenkreuzter einen Schlag ins Geficht erhalten, so daß er zu Boden fiel. Er felbft, Schott, erhielt vom nationalsozialistischen Fahnenträger mit der Fahne einen Hieb über den Kopf. daß er blutete. Erst darauf feien er unb feine Freunde zum Angriff übergegangen. Er habe eine Latte ergriffen und auf seine fliehen den Gegner eingehauen. Dabei habe auch Hirschmann den tödlichen Schlag erhalten. Er, der Angeklagte, sei fo erregt gewesen, daß er fich der folgen des wuchtigen Hiebes gegen H. nicht bewußt war.

der Dorfmeise, daß bazu auch eine Portion Glaube an Gott und die Menschen gehört. So tommen Jude, Christ und Freidenfer auf ihre Rechnung. Rätselhaft blieb, has has zahlreich erschienene Bublikum die Bunder feiner Moritas ohne 3ischen aufnahm. Immerhin: por Coués Ronnersreuth im refibenzlichen Dorftheater jei gewarnt! afo.

Jadlopter in Frasquita", Bar ein paar Jahren freierte Her mann 3a diopter die Rolle des Armand Mirbeau im Thalia­

theater, heute fingt er sie im Theater des Westens  . Schmerz beft, den unvergeßlichen Radames bei der Operette zu sehen, audy wenn die Mufit von Léhar   ist. Wie flingt jezt die Stimme? Die fieghafte Höhe, der filberne Glanz find verschwunden, das Forte ist

gequält, die Stimme wird dabei leicht heiser, aber noch immer fajzi­niert Jablomfer im Biano, bei ben Uebergängen ins Follett, noch Lehar   und nicht von Berbi oder Donizetti  . Er ist der große Künstler immer spinnt er wundervolle Rantilenen. Beider sind diese nur von geblieben troß der ftimmlichen Mängel und wirft in diefer Operetten melt wie ein nicht genug zu feiernder Star. Jadiowker macht aus feinen Tangos und Chansons Opernarien, und nach der Spieloper hin neigt auch Léhar  . Und dann dies: Jadlomfer ist frei von aller Operettenroutine. Sein Armand ist wirklich der vornehme, fulti­cierte Weltmann ohne jebe Talmieleganz für den Kurfürstendamm  . Was Jablowker in der Oper nicht gelang, Menschen zu gestalten, gelingt ihm in der Operette. Die Titelrolle singt Martha Serát. Die schöne und große Stimme flingt noch nicht genügend ausge lichen, in der Höhe fiören mandymal schrille, ungedeckte Löne. Sonst ist die Aufführung guter Durchschnitt. Barum aber muß der be süterie Armand in einem Zimmer mit abgestoßenen Möbeln wohnen?

J. S.

Verwaltungs- und Bölferrecht an der Universität Bonn  , hat einen Prof. Dr. Carl Smitt, ordentlicher Professor für Staatsrecht, Ruf als ordentlicher Profeffor für öffentliches Recht

anbelshochschule Berlin   angenommen. Er wird seine Lehrtätigkelt mit Beginn des Sommersemesters 1928 aufnehmen. Prof. Schmitt, geboren am 11. Juli 1888 zu Plettenberg  , habilitierte fich 1916 in Straßburg  , wurde 1921 als ordentlicher Professor nach Greifswald   berufen und wirkt seit 1922 in gleicher Eigenschaft in Bonn  . Seine neueren Hauptschriften find: Die Dittatur. Boli tische Theologie". Die geiftesgeschichtliche Lage des heutigen Bar lamentarismus. Balitische Romantis".

Die Ehrengabe der Gerhart- Hauptmann- Stiffung in Betrage Gerhart Hauptmas, verliehen wird, ist von Sturatorium der Stif von 3360 m, bie alljährlich am 15. Rovember, bem Geburtstag tung dem Dichter Mar Herrmann( Steige) zugesprochen worden. Max Herrmann, 1886 in Reiße geboren, hat sich namentlich als Enriter, daneben aber auch als Verfasser von Romanen, Novelles und Dramen einen Namen gemacht.

Schadenerfahtlage gegen Reinhardt. Bei feiner Landung in New Dort erhielt Mar Reinhardt durch ein New- Yorfer Anwaltse bureau eine Vorladung in Berbindung mit einem von dem Theater­unternehmer Philip Miner aus Cleveland   eingeleiteten Schaden­erfapprozeß über eine Million Dollar. Es handelt sich um einen angeblich 1924 abgefchloffenen Bertrag, ben aber Reinhardt in brede stellt.