Einzelbild herunterladen
 

well biefer mehrere Fragestellungen der Angeklagten und der Ben teidigung als bedeutungslos und nebensächlich abzutun beliebte. Die Zeugen ausjage der sieben Nationalsozia lift en zeigte eine eigenartige, fast mörtliche Uebereins stimmung. Zeuge Architett 3öberlein, der Führer des Hakenkreuzlertrupps, gab zu, bereits bei dem ersten Zusammenstoß vor dem Primus- Palast zu gehauen und seine Kameraden zum Dreinschlagen aufgefordert zu haben; er mill aber den ersten Schlag von dem Angeklagten Schott erhalten haben. Der zweite Zeuge Rosenwint, der Fahnenträger des nationalsozialistischen Trupps, befundete, daß Schott den ersten Schlag gegen 3öberlein führen wollte und ihm dieser dann durch einen heftigen hieb ins Gesicht zuvargetommen fei. Auf die Frage eines Berteidigers erklärte er, daß er die Fahne nicht

Bir sind von jeder Sympathie für die Opposition der, endete mit der einstimmigen Annahme der folgenden Ent. Trogli und Sinomjem meilenfern. Beil wir diesen Streit ichließung: brechern" nicht folgten, werden wir ja als Streitbrecher" ,, Die wachsenden politischen und wirtschaftlichen Gegenfäße auf beschimpft. Aber das moralische Getue, mit dem die Offi- allen Gebieten des öffentlichen Lebens und die Zunahme der Bahi ziellen jezt über die Oppositionellen vom eigenen Fleisch und der erwerbstätigen Frauen machen es gegenwärtig notwendiger als Blut herfallen, ist nicht nur grotest lächerlich, es ist auch ie, die großen Massen der Frauen und Mädchen für die Teilnahme am öffentlichen und politischen Leben zu interessieren. fymptomatisch für die innere Erregung und Unsicherheit der Die Reichsfrauenkonferenz der Sozialdemokratischen Partei hält scheinbar so selbstsicheren Machthaber. Noch niemals hat die es deshalb für dringend erforderlich, daß sich alle Zweige der Ar. Somjetmacht einen gleichstarten und gefährlichen Stoß er beiterbewegung mehr als bisher dieser Aufgabe widmen und burch halten, wie am zehnten Jahrestag ihres Bestehens. Alles die Gewinnung von Frauen und Mädchen eine Stär­Frühere waren Schläge von außen; hier aber tritt zum ersten fung ihrer Organisation zu erreichen suchen. Sie hält deshalb das Male ein stärkerer Prozeß in uerer Zersehung zutage. Es denkbar weitestgehende Zusammenarbeiten der Organisationen der ist natürlich nicht ausgeschloffen, daß die äußeren Machtmittel Arbeiterbewegung im Interesse der gegenseitigen Stärkung und der Disziplin der Sowjetregierung auch diesmal über die Unterstüßung für erforderlich. Strife hinweghelfen. Aber diese Lösung eröffnet nur die Ber­fpeftive auf eine noch stärkere geistige Berengung, als sie bisher schon bestand. Weit entfernt, die eijernen Klammern der Diftatur wie Optimisten das verhießen mit der Zeit zu lockern, ist die Sowjetregierung vielmehr ge­nötigt, fie im merenger zusammenzuziehen. Zehn Jahre Dittatur, zehn Jahre angebliche Herrschaft der Arbeiterklasse und außerstande, in der breiten Bevölkerung eine freie Meinung ohne Gefahr des sofortigen Sturzes dulden zu können, muß der Bolschewismus sogar einer durchaus boliches den großen politischen Kämpfe alle diesen 3med fördernden organi. Aussagen, daß Reichsbannerleute in Uniform an der mistisch

rung verfagen. Die Feffeln der Dittatur beginnen dem Bolschewismus ins eigene Fleisch zu schneiden.

Parteiausschluß bedeutet Aemterverlust. Rameneto muß Rom verlassen Trotti, Gmiraof, Ratowfti scheiden aus dem Staatsdienst aus.

Mostau, 15. November.

Der Ausschluß aus der Kommunistischen Partei ist für Trogfi mit dem Verlust des von ihm bisher befleideten Postens eines Borsitzenden des Hauptfonzeffionsausfausses Der bunden. Dieses Amt hatte jedoch bereits seit längerer Zeit für Trotzki nur formelle Bedeutung, da die Leitung in den Händen ksandroms lag, des stellvertretenden Borsitzenden, der alle maß. gebenden Berhandlungen geführt hat. Da die von den neuen Strafmaßnahmen betroffenen Oppofitionellen ausdrücklich als un geeignet für hohe Staatsämter erflärt morden sind, so wird nun auch kamenem den Botschafterposten in Rom ver. lieren und Ratomiti aus dem Kollegium des Außentommissariats ausscheiden müssen. Es wird mitgeteilt, daß Smirnof, der Bolkskommissar für Post- und Telegraphenwesen, sein Amt nieder­legen müsse, da er der Preisgabe von Staatsgeheim. niffen angeflagt sei. Die Berfehlungen bestehen hauptsächlich in Angaben gegenüber der Opposition, mit der er feit Monaten sympathisiert haben soll.

Denft an die Frauen! Reichsfrauenfonferenz der Gozialdemokratie.

Der Borstand der Sozialdemokratischen Partei hatte zum Buß­tage eine Reichsfrauentonferenz nach Berlin berufen. Die Tagung wurde von dem Barteivorfigenden Otto Wele eröffnet. Im Bordergrund der Beratungen stand der rege Gedankenaustausch der Funktionärinnen, die im Anschluß an ein Referat der Reichs­tagsabgeordneten Frau Ju cha ez aus der Fülle ihrer Erfahrungen Borschläge für die Neubelebung und Neuorientierung der Agitation zur Geminnung ber noch im Schlepptau ber bürger lichen Parteien befindlichen Proletarierinnen machten. Es wurden bestimmte Borschläge gemacht zur Zusammenarbeit mit anderen Organisationen der Arbeiterbewegung, Borschläge über die Neu geftaltung von Betriebsversammlungen, über eine stärfere Politi fierung der Tätigkeit der organisierten Frauen, zur Schulung von Gruppenleiterinnen, zur stärkeren Heranziehung von Rednerinnen fir allgemeine politische Versammlungen statt nur für Frauenver­Jammlungen, jomie für die Ausgestaltung der sonstigen mündlichen und schriftlichen Agitation. Diese Anregungen jollen zur Syste matisierung von der Zentrale benutzt werden. Die Aussprache

Das Schicksal des Einzelnen und der Gesamtheit der Arbeiter bewegung wird entscheidend beſtimmt durch die politischen machtverhältnije. Löhne, Preise, Arbeitsbedingungen, miets- und Wohnverhältnisse and alle tulturellen Bedingungen des Miets- und Wohnverhältnisse und alle kulturellen Bedingungen des Lebens der Nichtbesitzenden fönnen vom politischen Willen der Massen gestaltet werden. Massen gestaltet werden. Ihre zufriedenstellende Regelung setzt starte Organisationen der Sozialdemokratie vor­aus. Daher muß mehr als bisher getan werden, um die Frauen und Mädchen, die größere Hälfte der Wähler, für die Sozial. demokratie zu gewinnen,

Die Konferenz ersucht den Parteivorstand, für die bevorstehen. fatorischen und politischen Maßnahmen zu treffen."

zum Schlagen, sondern zum Stechen bereitgehalten habe.

Ein weiterer Zeuge betundete, daß die Stimmung der Menge erst in dem Augenblick zuungunsten der Nationalsozialisten umge schlagen sei, als Schott mit der Fahnenspige verwundet worden war. Er meinte aber, Schott sei selbst in die Fahnenspize hineingerannt. Von den übrigen Zeugen wurde ein großer Teil under eidigt vernommen. Sie fagten über die Borgänge beim Primus. Balast fast übereinstimmend aus, daß die Nationalsozia Im übrigen ergaben diese lift en die Angreifer waren. Rauferei nicht beteiligt waren.

Landtagsbeginn in Hessen .

Die Konferenz befaßte sich weiter mit der vor mehr als drei Jahren geschaffenen Frauenwelt", die einer weitgehen. den Umgestaltung unterzogen werden soll. Die Kritit foll mun Berücksichtigung finden durch eine weitgehende Umge. Am 8. Dezember. ftaltung des Blattes.

Gürtner: Justiz.

Der Münchener Landfriedensbruchprozeß.- Eigenartige Prozeßführung. C

Münden, 15. November.( Eigenbericht.)

In dem Prozeß gegen den taum 18jährigen Arbeitsburschen Karl Schott und Gen., die beschuldigt sind, am Vorabend des Himmelfahrtstages bei einer Schlägerei mit Nationalsozialisten den Schuhmacher Georg Hirschmann getötet zu haben, belunden im Berlauf der Bernehmung jämtliche 15 Angeklagten übereinstimmend, daß der erste Angriff von den Nationalsozialisten ausgegangen war. Dabei hätten sich die Hitlerleute Gummifnüppeln und ähnlicher Werf­zeuge bedient. Von den drei Reichsbannerieuten Wünscht, Remethmüller und Bindlbauer steht fest, daß sie erst im Laufe der Auseinandersetzungen in die Raufereien verwidelt wurden. Die übrigen zwölf Angeklagten gehören dem Reichsbanner nicht an. Damit ist die verlogene Behauptung, daß der Ueberfall vom Reichsbanner planmäßig vorbereitet worden sei, wie übrigens früher schon durch den Innenminister Dr. Stügel feft gestellt wurde, glatt widerlegt.

Bei Lindlbauer war die Erregung, die er gegen die Nationalsozialisten hegte, begreiflich. Er wurde bereits zwei mal von Nationalfozialisten überfallen und schwer mißhandelt. Das erstemal wurde er in der Nacht vom 1. zum 2. Ja nuar dieses Jahres von vier Hafentreuzlern überfallen und mit Stahlruten bearbeitet. Das zweitemal, etwa vier Wochen vor dem großen Susammenstoß, riffen ihn Hitlerbanditen vom Fahrrad und mißhandelten ihn mit Schlagringen und Stahlruten. Auch am 25. Mai waren nach Aussage der Angeklagten fämtliche National­sozialisten mit ähnlichen Waffen ausgerüstet.

Am zweiten Berhandlungstag wurden insgesamt 24 3eugen vernommen. Zunächst tamen die 7 Nationalsozialisten an die Reihe, die am 25. Mai den provozierenden Umzug durch den Ar­beiterstadtteil Giesing veranstaltet hatten. Die Zeugen trugen ein fehr überhebliches, herausforderndes, zum Teil freches Benehmen zur Schau. Sie erfreuten fich dabei meitestgehender Loga fität des Richters, der 3. B. einem, der die Angetlagten fortwährend als Lumpen bezeichnete, erst auf deren Protest hin fanft zurechtwies. Rechtsanwalt Nußbaum mußte schließlich ganz entschieden gegen die Prozeßführung des Borsitzenden protestieren,

Ein Einspruch der Wirtschaftspartei. Darmstadt , 16. November.( Eigenbericht.)

In der hefftschen Breffe wirb feit einigen Tagen die Frage erörtert, ob die Landtagsneuwahlen vom letzten Sonntag durch den Einspruch der Reichspartei des deutschen Mittelstandes ( Wirtschaftspartei) gegen das beffische Bandtagswahlgesels angefochten werden tönnen. Der Einspruch der Reichsleitung der Wirtschaftspartei, die in Heffen teine Organisation hat, wurde bei dem hessischen Staatsministerium eingereicht und von hier art ben hessischen Staatsgerichtshof weitergegeben. Dieser erklärte sich für unzuständig. Der Einspruch liegt mun dem Reichsgericht zur Entscheidung vor. Aber selbst für den Fall, daß das Reichsgericht zugunsten der Wirtschaftspartei entscheiden sollte, was faum zu erwarten ist, behalten die hessischen Wahlen ihre Gültigkeit. Der neugewählte Landtag tritt am& Dezember traft eigenen Rechtes zu feiner ersten Sizung zusammen.

Der Borkampf um das Grundbuch.

Eine Justizschiebung in Polnisch - Oberschlesien . Kaltowik, 15. November.

Der Haager Gerichtshof hatte im vorigen Jahr entschieden, daß das Stickstoffwert Chorzow , als Oberschlesien an Bolen fiel, nicht mehr Staatseigentum war; deshalb habe der polnische Staat tein Recht zur Beschlagnahme gehabt und müsse eine Ents schädigung für weggenommenes Privateigentum leisten. Der Haager Gerichtshof stützte sich bei seiner Entscheidung auf die handelsgerichtliche Eintragung in Rattowig. Der polnische Staat beantragte nun aber, diese Eintragung für ungültig 81 erklären, da der Bertauf des Stidstoffwertes am 24. Dezember 1919 und die handelsgerichtliche Eintragung 19 Tage nach der Ratifizierung des Versailler Bertrages erfolgte, das Bert somit bei Infrafttreten des Friedensvertrages noch Staatseigentum gewesen Bei der Verhandlung beantragte der Vertreter der Ober sei. schlesischen Stickstoffwerke die Aussehung des Verfahrens. Der An­trag wurde jedoch vom Gericht abgelehnt und ein Berfäumnis urteil erlassen, demzufolge die gerichtliche Eintragung vom 29. Januar 1920 für ungültig erklärt wird. Damit versucht der Gerichtshof also, dem Haager Urteil seine Grundlage zu entziehen, um den Prozeß um die Entschädigungspflicht von neuem aufzu rollen.

den Bevölkerung veranfert zu sein. Unsere Macht steht auf festen| sein und muß das Maul aufreißen, um mit der Heldenleiche zu spefu

Der Diktator gibt ein Interview Füßen, wir haben es nicht nötig, unfere Gegner einzuferfern. Wenn fieren. Man zwingt ihn, für die Kammer zu fandidieren. Er fträubt

Beim Eintritt des Gewaltigen ducten sechzig Journalisten ihre Köpfe unter die gefrümmten Schultern, nur die Ohren und Bleistifte standen fpig in die Luft wie Antennen einer Empfangsstation. Mit einem triumphalen Lächeln überschaute der Diktator den Halbkreis menschlicher Maulwurfshügel, er schnitt eine eistalte höhnische Grimasse, deren Sinn alle fühlten, wenn er auch noch fein Wort fprach. Das etwa schien die Grimaise zu sagen:

ch, der Diktator, erteile jegt Auskünfte. Ich gestatte sogar, Fragen an mich zu richten. Selbstverständlich nur die Fragen, die eudy mein Sekretär im Borzimmer zwischen die Finger geſtedt hat. Die brauche ich nämlich als Stichwort meiner ausgearbeiteten Rede, damit nach außen hin der Eindruck der Improvisation entsteht. Sonstige Fragen verbitte ich mir. Oder glaubt ihr, ich hätte Luft, mich von etweichen najemeisen Burschen in Berlegenhelt jeßen zu laffen? Uebrigens wäre es auch zmedlos. In diesem Augenblid geht bereits das Manuskript meines Interviews in die Drucpresse. Bas nicht gebrudt ist, ist nicht gesprochen.

Benn ich also auf bestellte Fragen, man fönnte auch sagen: auf selbstgestellte Fragen, zu antworten geruhe, bleibe ich mir der hohen Vorrechte meiner Stellung voll bewußt. Diftator sein heißt: unbe. grenztes Recht auf Lüge haben. Denn es gibt gottlob teine öffentliche Meinung, die mich berichtigen tönnte. Ich kann

versichern: Allein dieses Bewußtsein ist Anreiz genug, nach Leibes

träften zu lügen."

Die Grimasse straffte sich zu feierlichem Ernst. Aus dem Kreis der sechzig Maulwurfshaufen war zitternd und stammelnd die erste der bestellten Fragen erflungen. Sofort fnarrte eine Rommando­stimme die auswendig gelernte Lektion:

,, Mein Land ist das freieste und glücklichste der Welt. Allen Gutgesinnten geht es gut. Die Schlechtgesinnten leiden verdienter meßen, weil sie dem Bolte schaden wollen. Wenn die Einwohner das Recht hätten zu reden, sie würden unbedingt fagen, daß sie glücklich find."

Eine zweite Frage erstotterte. Wiederum fnarrte die Kom­mandoftimme:

,, Bei uns herrscht die vollkommenste und grenzenloseste mei nungsfreiheit. Selbstverständlich nur für diejenigen, die rückhaltlos auf dem Boden der Regierung stehen. Den Gegnern sie zu geben, wäre töricht und schädlich. Doch wer der Ansicht der Regierung ist, darf dies ohne jebe Gefahr öffentlich betennen. Bo herrscht in der Welt eine ähnliche Freiheit?"

Die dritte Frage fiel und wurde fogleich beantwortet: ,, Da unsere Regierung das Wohl des Boltes verwirklicht, er übrigt es sich, das Bolt zu befragen, ob es mit ihr zufrieden ist Uns genügt bas Bewußtfein, im Herzen einer Schweigend gehorchen

es trozdem geschieht, so nur im eigenen Interesse dieser Schmach­töpfe, um sie vor der Wut des Volkes zu beschützen."

In dieser Weise. wurde das Interview noch mehrere Stunden fortgesetzt. Jeder der sechzig Maulwurfshausen durfte eine Frage stellen, auf jede erfolgte unverzüglich die Antwort. Als aber der Draht den Wortlaut des Interviews nach Deutschland übermittelte, geschah es durch ein bedauerliches Bersehen, daß der Ort und der Name des Sprechers fehlten. Und so ist es zu erklären, daß das Interviem in der Deutschen Zeitung" als Unterredung mit Musso lini erschien, dagegen in der Roten Fahne" als Interview mit Jonathan. Genoffen Stalin ".

,, Schieber des Ruhms."

Theater am Schiffbauerdamm.

Zwei ausgepichte Bariser Theaterfompagnons, die Herren Bag. nol und Nivoig, entlarven den Heldenvater Bachelet. Die Kom­pagnons haben die Gesinnung, und, was beim Theater nicht von Uebel ist, auch die Routine und den Schmiß. Wie wäre es, wenn in Deutschland die Jungdichter mit dem Gesinnungsoulfan zusammen mit den Altdichtern mit der schmissigen Routine bald einmal ein brauchbares Theaterstück verfaßten? Der Pfalmist Toller mit dein Trompetenbläser und Jubelgreis Sudermann, Bronnen mit dem Verfasser der Spanischen Fliege", Brecht, der feinste von den Dreien, der mit großem Talent seine Einfälle bis furz vor die Pointe bringt, mit dem gerissenen Pointenschleifer Ludwig Fulda . Die Herren würden sich famos tontrollieren und ergänzen, in den Ueber­schwang die nötige Trivialität träufein, in die Trivialität frisches Salz schütten. Und wir hätten endlich einige deutsche und por allem brauchbare Theaterstücke mehr. So aber war auch wiederum dieser Import nicht überflüssig.

Das Stück heißt im Französischen Krämer des Ruhms". Indem man aus dem kleinen Mann einen Großschieber machte, donnerte man die Importe etwas mehr auf, als sie es verträgt. Man war eben sehr zufrieden, ein ordentliches Theaterſtüd in Händen zu haben, und dazu noch eine Tendenz, die sich hören lassen kann. Denn der Kanzlist Bachelet, der schließlich Miniſteregzellenz wird, st im Grunde ein anständiger Kerl. Er weigert sich 1915 als Patriot, dem Granaten und Getreideschieber Balureau einen Gefallen zu tun und dadurch seinen Jungen vom Schüßengraben auf einen Drüde bergerpoften zu lancieren. Als der Junge nun gefallen ist und der Alte an die Spitze des Bereins all der Bäter tritt, die den Erinne rungstult für ihre toten Söhne zelebrieren, tann man ihm gar nicht vorwerfen, daß er sich schweinisch benimmt. Er wirb hinaufgeschoben, er schiebt sich nicht selber. Er möchte eigentlich ein stiller Heldenvater

fich fogar, allerdings nicht lange. Er ist ja nur der Vater eines toten Helden, nicht selber ein lebendiger Held. Da geschieht die folossale, foftbare Berrücktheit, daß Bachelets befter Maneger, die Heldenleiche nämlich, gar nicht tot ist. Sie steht auf. Ein anderer wurde begraben, ein anderer empfing die Patriotenpalme auf seinem Ehrenhügel. Der Wiederkehrende hat sieben Jahre im Irrenhaus verbracht. Kopfschuß, Gedächtnisschwund, Erwachen der Erinnerung. Tableau. Denn lebt der Held, dann geht die Wahl zum Teufel Also muß der Held bürgerlich wieder tot sein. Keine andere Mahl­parole fann es geben. Und man fingert alles, und der Junge, der einen Augenblick die Sache tragisch nehmen will, wird auch von diesem Irrsinn furiert. Endlich begreift er, worauf es antɔmunt. Der Papa Minifter, ein paar Legitimationspapiere gefälscht, der Junge wird mitmachen.

Das Stück ist bald Charakterfomödie, bald Boffe, bald nieders trächtige, faustbid aufgetragene Karifatur, gelegentlich sogar ins Tragische abgebogene Satire. Das Stud haut ins Parkett hinunter, und es fracht Pointen, die ein besserer Künstler sich gern erspart. Doch es hat feinen Sinn, zaghaft zu sein, wenn der Unsinn und Ueberfinn des geschwollenen Hurrapatriotismus demaskiert werden soll.

Der Regiffeur Heinz Hilpert und die Schauspieler maren heidenfroh, etwas Kompattes aufführen zu dürfen. Herr Gro= nau hütete sich, das Interesse des Zuschauers auf die besseren Charakterzüge des patriotischen Strebers hinzulenken. Er wollte anfänglich helldunkel spielen und spielte schließlich ganz unmodern einen amüsanten Schuft. Wenn Herr Reuß als Granaten- und Wahlschieber einen Franzosen mit einer Kutister- Inpe verwechselte, und wenn Herr Mainzer einen journalistischen Schmot eher galizianisch als gallisch pariserisch reden ließ, jo paßte all diese ge pfefferte llebertreibung durchaus zu dem Stil des Stüdes. Mar Hochdorf.

Micht einmal den Druckfehlerteufel bermag das Konnersreuther Wunder zu bannen, deswegen müssen wir in unserem Referat über das Natiel von Konnersieutb" richtigstellen: nicht der Glaube an Chrifti", sondern an Kräfte, die wo man nicht versteht... Und am Schluß ,, die wundersame Moritat" nicht wie es fälschlich hieß feiner Moritas.

Der Männergesangverein Namenlos"( MdASB) veranstaltet am 20., 19 Uhr, im Saalbau Friedrichshain( am Sönigstor) ein Stonzert Chormeister: G. D. Schumann; Mitwirkende: Dora Busch( Sopran)..

Olaf Gulbranson , der bekannte Eimpliziffimus- Zeichner, eröffnet in den Ausstellungsräumen des Verlages Bruno Cafürer, Berlin , am Sonn abend, mittags 12 Uhr, eine Ausstellung seiner Simpliziffimus- und Porträ zeichnungen.

Das Schadenerfagverfahren gegen Mag Reinhardt, bas ber amerikanilde Theater Unternehmer Weiner eingeleitet hat, berührt die geblanten Auf führungen in feiner Weile, da die erwirkte einstweilige Verfügung durch Gerichtsbeschluß bereits aufgehoben wurde.