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Morgenausgabe

Nr. 553

A 281

44. Jahrgang

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Vorwärts

Berliner Boltsblatt

Mittwoch 23. November 1927

Groß- Berlin 10 Pt.. Auswärts 15 Pf.

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Wahlen schon im Frühjahr!

Termin: frühestens Februar, spätestens Mai 1928.- Zusammenlegung mit den preußischen, bayerischen und württembergischen Landtagswahlen?

der Augenblick eintreten, in dem er verschwindet.

Von der großen Entscheidung trennen uns nur noch einige Monate, wenn es lange dauert, sechs, wenn es schneller kommt, nur drei. Das ist nicht viel, aber noch immer Zeit genug, um dem Bürgerblod eine gründliche Nieder­lage zu bereiten, eine noch gründlichere als die, mit der er heute ohnehin schon rechnet.

Der Reichstag ist gestern nachmittag wieder zu-| England, Belgien und Bolen gewählt werden wird.| zur praktischen Arbeit werden, und so fann ganz plöglich der sammengetreten. Er trägt die Züge eines Sterbenden. Für Frankreich ist als Bahltermin ein Tag im April vor 3mar möchten die Deutschnationalen in ihrer Angst vor der gesehen, so daß der deutsche und der französische Wahltermin Entscheidung des Bolles Neuwahlen solange wie möglich ziemlich dicht aneinanderrüden werden. Db wir den hinausschieben und den alten Reichstag bis zum nächsten Franzosen vorauskommen oder in ganz furzem Abstand Winter am Leben erhalten, es fann aber heute schon mit aller folgen, wird von der weiteren Entwicklung der innerpoliti Bestimmtheit gefagt werden, daß ihnen das nicht gelingen schen Verhältnisse hierzulande abhängen. Je höher das wird. Vielmehr wird dieser Reichstag gleichgültig, ob es Wahlfieber steigt, desto weniger brauchbar wird der Reichstag zu schweren parlamentarischen Konflikten kommt oder nicht bevor er sein natürliches Ende erreicht hat, der Auf­lösung verfallen. Mit Neuwahlen ist frühestens im Februar, spätestens im Mai zu rechnen.

Der früheste Termin, d. h. der Februar, ist für den Fall vorgesehen, daß es zu einem Krach des Bürgerblocks tommt. Dieser Fall würde zunächst eintreten, wenn das Reichs. Schulgefet nicht zustande tommen sollte. Dann hat das Zentrum an der Aufrechterhaltung der gegenwärtigegn Regierungsfoalition und an dem alten Reichstag kein Interesse mehr. Auch die Volkspartei würde sich dann beeilen, unter der ihr verhältnismäßig günstig erscheinenden Parole die Wahlschlacht zu schlagen. In diesem Zusammenhang verdient die Braunschweiger Rede Stresemanns be­fondere Beachtung. Kommt es zu einer Weihnachtskrise, so bedeutet das Februarmahlen.

Gegen Februarwahlen spricht das Bedenken, daß dann der Etat nicht mehr rechtzeitig verabschiedet werden könnte. Außerdem besteht das starke Bestreben, das Reichsschulgefeß trogalledem noch fertigzustellen, um diesen Streitgegenstand endlich aus dem Wege zu räumen.

Unter diesen Umständen muß man die Vornahme der Wahlen im April oder Mai als den Normalfall betrachten. Am 1. September 1928 beginnt das erste Reparationsjahr, in dem der volle Betrag von 2,5 Milliarden bezahlt werden muß. Man will in dieses Jahr nicht eintreten, ohne zuvor die Wahlen hinter sich gebracht und, ihrem Ergebnis entsprechend, eine neue attionsfähige Regierung gebildet zu haben. Zu diesen sachlichen Erwägungen, denen sich so leicht niemand entziehen kann, gefellt sich die Sorge der bürgerlichen Barteien, daß ein allzuweites Hinausziehen des Termins das Wahlergebnis noch verschlechtern, d. h. den Erfolg der Sozialdemokratie, mit dem alle rechnen, vergrößern

tönnte.

Nun sollen im nächsten Jahr auch die Landtags wahlen in Preußen, Bayern und Württemberg vollzogen

Großfürsten und Sowjetspitzel.

Die Methoden der GPU.

Bei der kommunistischen Opposition in Moskau herrscht helle| erst furz vorher heimlich über die russische Grenze nach Finnland Entrüftung: Die Staatspolizei, die GB., hat, wie Stalin in gefommen. Opperput hatte den Bertretern der englischen Geheim. unter der Maste agentur, dem General Rutjepom und einigen anderen Leuten die öffentlicher Rede ohne weiteres zugab, eines antibolschemistischen Verschwörers einen ihrer Agenten sensationelle Erklärung abgegeben, daß er bis zum Augenblic, wenn in die Opposition geschicht, um sie mit einer wirklichen oder auch wider Willen, Agent der GPU. gewesen und daß er Rußland angeblichen militärischen Verschwörung in Verbindung zu bringen. Derlaffen habe, weil er seines Lebens nicht mehr sicher gewesen sei. Die Aufdeckung dieser Berschwörung fiel mit der Aushebung einer Er erflärte sich bereit, die Ehrlichkeit seiner Absichten zu beweisen illegalen Druckerei der Opposition und mit dem Hauptschlag gegen und ein terroristisches Attentat in Rußland auszuführen. So fand er im Pstowschen Gouvernement durch Kugeln der GPU. seinen Trogti und Sino wjem zusammen. Daß dies am Vorabend der Jubiläumsfeier gegen die eigenen Parteimitglieder betrieben Tod. Die Bekanntmachung, die die Sowjetregierung darüber erließ, wurde, während es bis dahin nur gegen Monarchisten, Sozialrevo- hatte Opperputs Tätigkeit als Agent der GPU. selbstverständlich lutionäre und Menschewiken geschehen durfte, entbehrte nicht einer verschwiegen. Hier sei einiges, das Interessanteste, das manchmal gewissen Ironie. beinahe wie ein Märchen flingt, über sie erzählt.

Man durfte staunen über die erfolgreiche Tätigkeit der GPU. bei der Aufklärung von fonterrevolutionären und Spionageorgani­bei der Aufklärung von fonterrevolutionären und Spionageorgani­fationen.. Man merkte wohl, daß da etwas nicht stimmte.

Ein Spionageprozeß folgte dem anderen: gegen Letten, Esten, Polen , Rumänen; im Mittelpunkt der Gerichts: verhandlung standen stets Russen, geständnisreuige Angeklagte­und während ihre Leidensgefährten ihr Leben lassen mußten, durften diese es in der Regel behalten. Dann die Prozesse gegen Konterrevolutionäre ; im Jahre 1925 die Todesurteile gegen die Taganzew- Gruppe; im Jahre 1927 schnell hintereinander Todes: urteile gegen Monarchisten; in einem Falle gegen sechs, im anderen gegen drei junge Leute; der Prozeß Sawintows, dieses früheren Sozialrevolutionären und Terroristen, dessen bewaffnete Kampftruppen im westlichen Sowjetgebiete unaufhörlich die Bolsche wisten beunruhigten; die Hinrichtung des Engländers Reyli und schließlich das Bombenattentat in Leningrad gegen den Kommu­mistenklub und die Ergreifung und Vernichtung zweier Terroristen fotonnen, deren eine das Hauptquartier des GPU. in die Luft sprengen follte. Die Sowjetpreffe meldete u. a.: die Erfchießung der Terroristen Schulz- Sachartschenko und Opperput.

werden, und so entsteht die Frage, ob man diese Wahlen mit den Reichstagswahlen zusammenlegen oder sie gesondert vor nehmen soll. Für die gesonderte Bornahme der Landtags­wahlen spricht von unserem Standpunkt aus der Umstand, In ihrem Besize sollten sich Sprengstoffe und Mauserpiftolen en g daß die Sozialdemokratie in Preußen, Baŋern und Württem fifchen Ursprungs befunden haben. Schulz- Sachartschenko war die Nichte des weißen Generals Kutjepom, Opperput ein ehe. berg eine besondere Auseinanderseßung über die Landes­politit nicht nur nicht zu fürchten hat, sondern sie vielmehrmaliger Offler der Roten Armee; beide waren dringend wünscht. Gegen die Absonderung wird aber ein­gewendet, daß bei dem frühen Reichstagswahltermin, mit dem jetzt bestimmt gerechnet werden muß, alsbald nachfolgende Landtagswahlen vielleicht im Zeichen einer allgemeinen Wahlmüdigkeit, wie sie sich ja schon in Hessen gezeigt hat, vollzogen werden müßten. Können die Wahlen aber viel­leicht in dem einen oder dem anderen Lande noch vor den Wahlen im Reich erledigt werden? Die Frage der Landtags­wahltermine wird jest in preußischen Regierungsfreisen, in München und in Stuttgart lebhaft erörtert.

Gleichviel wie diese Frage gelöst wird, auf alle Fälle wird Das Jahr 1928 ein Großwahljahr werden, zumal ja nicht nur in Deutschland , sondern auch in Frankreich ,

Deutscher Amerikaflug.

D 1230 über dem Atlantif. Horta ( Azoren ), 22. November. 1230 ist zum Fluge nach Amerika gestartet. Der Abflug geschah um 9 Uhr abends.

Nach zahlreichen vergeblichen Bersuchen ist es nun endlich dem Juntersflugzeug gelungen, von den Azoren zu starten. Das Heindel Flugzeug ist bekanntlich bei einem dieser Versuche so start

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Opperput, gebürtig aus Lettland Jein richtiger Name war Upelins, ehemaliger Leutnant im russischen Heere während des Upelins Weltkrieges, bekleidete nach der Oktoberrevolution verschiedene Kom­mandostellen in der Roten Armee. Seine Sympathien gehörten jedoch nie den Bolschewisten. Im Jahre 1923 hatte er es zum Posten eines militärischen Leiters ber bewaffne en Macht der Tscheta im Bestgebiete Sowjetrußlands gebracht. Bald darauf schloß er sich der militärischen fonterrevolutionären Organi fation Sawinkows an. Er suchte diesen auch persönlich in Barschau auf. Als die Organisation aufgehoben wurde, fiel auch Opperput­Upelins in die Hände der Tscheka . Hier sollen ihm gegenüber die üblichen Foltermethoden angewandt worden sein. Man zwang ihn, Erschießungen beizuwohnen und brachte ihn schließlich so weit, daß er einwilligte, Mitarbeiter der Tscheka zu werden. Es hieß schon damals, er sei zum Tode verurteilt, in Wirklichkeit begann er seine neue Tätigkeit unter anderem Namen. Opperput wird nun hervor­ragendes Mitglied des sogenannten Trust". Die Arbeit teilt er mit einem anderen, nicht minder bedeutenden Mitglied dieser Dr ganisation, dem Ingenieur Fiedorow- Jatuschew, einem

aus der Zarenzeit bekannten Fachmann auf dem Gebiete des Wasser­transports. Die Tscheka hatte es verstanden, auch ihn für ihre

Bwecke gefügig zu machen.

Der Trust, auch ,, Legende" genannt, war eine Organi­sation, die teils aus Spikeln der GPU. , etwa 40 bis 50 an der Zahl, teils aus wirklichen Monarchisten bestand.

Die Aufgabe dieses Trusts" war, die attiven monarchistischen Konterrevolutionäre aufzufangen, damit die GPU. sie stets unter ihrer Kontrolle habe; durch Vermittlung des sogenanten Desinfor­mationsbureaus" gefälschte oder auch echte, jedoch wertlose Schrift­stücke für die Rote Armee bei den ausländischen Geheimagenturen anzubringen, mit den russischen Emigrantenkreisen in engste Füh lung zu kommen. Dieser Aufgabe ist der Trust" in hervorragender Weise gerecht geworden. Alles, mas innerhalb Sowjetrußlands nur einigermaßen aktiv im monarchistischen Sinne war, wurde im Turst" zusammengefaßt. In Jugoslawien , in Paris , in Berlin hatte er seine Vertreter. Die Monarchisten glaubten in Sowjetrußland eine hervorragende Organisation zu befizen und wurden in Wirklich­feit von der GPU. gegängelt. Hier beginnt die Groteste.

beschädigt worden, daß ein Weiterflug unmöglich wurde. Die mit der Monarchistenführer Schulgin bereift Sowjetrußland. Schwimmern ausgerüsteten und weit überlasteten Maschinen sind auch nur als Behelfsflugzeuge für das große Unternehmen des Ost- Meft- Fluges über den Nordatlantik zu merten.

In Berlin erschienen eines Tages jeborom- Jatuschen. Gr pflegte Beratungen mit prominenten Monarchisten. Unter biefen