frfanb sich auch der bekannte Führer der Rechten in der zaristischen Jirrno, Schulgin. Fjedorow berichtete über die Tätigkeit der inanarchistischen Lerschrnörungsorganisotian des„Trusts"«.!» Rust - tond.„Sie versügt über Geldmittel," sogt« er.„Sie Hai ihre Leute unter den Spitzen der Sowjetinstitutinne« und in der Tommuni- stischen Partei. Es ist ein Kinderspiel siir sie. Ein- und Ausreise- nisen zu erhalten oder heimlich Leute über die Grcn.'.e zu sühren, Briese zu befördern, illegal« Wohnringen in verschiedenen Stödten zu unterhalten." Der Trüstmann beschuldigte die russischen Wonor- chisten, insbesondere das Oberst« Eonseil beim Obersten Führer, den Großfürsten a. D. Nikolai Nikolajcwitsch der Passivität. Er lud Schu.lgin ein, nach Rußland zu kommen, dieser erklärte sich bereit dazu. Cr bereiste totsächlich den Sowjetstaat, führte dort des langen und breiten Beratungen mit den Mitgliedern des„Trusts", in Wirklchkett Agenten der GPU. , bestaunte die straffe Organisation der Monarchisten, kehrte ins Ausland zurück und teilt« hier seine Erlebnisse den Gesinnungsfreunden mit. Die Ehanren des„Trusts " wuchsen bei den monarchistischen Emigranten aus IM Proz. Ilnd nun der chöhepunkt dieses Satir- smels: Opperput und Fjedorow hatten Schulgin gebeten, sein« SemMrcisc schriftlich nieder, zulegen. Cr willigte ein unter der Bc- dingung, daß sie die Zensoren spielen würden. So entstand da» Schulgin-Buch„Die drei Haup.städte", das von der GPU. zen- s u r i e r i, im Ausland erschien. Nach den Enthüllungen Oppcrputs erzahlte Schulgin selbst nicht ohne chumor von diesen einzig da- stehenden Totsachen. Großfürst Nikolai Nikolajewitsch küßt einen Sowjetspitzel. Die monarchistische Organisation„Trust" konnte es sich nickst nehmen lassen, ihren Vertreter zum„Obersten Führer", zum chaupt« der russischen Moimrchisten. Nikolai Nikolojewitsch, zu entsenden. Der Abgesandte koin nach Paris , legte die untertänigsten Grüße der russischen Monarchisten des„Trusts" ihrem beliebten Führer zu Füßen Nikolai Nikolajewitfch segnete den Abge- sandten, küßte ihn zum Abschied und— erlitt einen Schlaganfall, als er erfuhr, daß er einen Judas geküßt hatte. Es mar ein Gshciinagent der GPUll Wrangel geht nicht in die Kalle. Fsedorow gab sich auch die erdenklichste Mühe, den weißen General W ran gel, den berüchtigten Kommunrstenwürger der Krim , in die Netze des„Trusts" zu locken. Wrangei wollt« ober vom»Trust" nichts hören. Man lud ihn nach Rußland «in, er schlug ab. Als Schulgin heil und gesund von seiner Sowjetieise zurückgekehrt war, übernahm er es, zwischen dem„Trust" und General Wrangel zu vermitteln. Schulgins Misston mißlang. Wrang el blieb hart. Welches Schicksal ihn sonst In Rußland erwartet Hütt«, bedors keines weiteren Kommentars. Sawinksw wird zur Strebe gebracht. Das Schicksal ereilte ihn in einer der Oppzrputschen Geheim« Wohnungen. Er machte seinem Lel'en ein End«, indem er sich nach seinem Pro.zch aus dem Eefängnisfensier stürzte. Auch der Engländer Reyli verfing sich in den Netzen des„Trusts", auch er kam noch Rußland— und wurde verhaftet. Die GPU. verstände?, ihm Geständ- niste zu entlocken und erschoß ihn schließlich. Das waren aber immer noch ernste Gegner der Sowjetvegicrung. Melleicht befanden sich'' auch nicht wenig dieser Art unter den 20 erschossenen„englischem Spionen", von denen die Sowjctregierung nach dem Bruch mit.s England offiziell meldete. Di« wahr« Tragik- beginnt ober da," wo unwissende und fanotisierte junge Menschen von den Lockspitzeln des„Trusts" eingefangen und der GPU. ausgeliefert wurden. Hinter all diesem, sowohl Grotesken als Tragischen, stand Upelins»Op;»erput-von Slaunitzf unter dem letzten Namen war er in der letzten Züt im„Trust" bekannt. Er war unter den Leuten seiner Art«in Großer, in dieser Beziehung vielleicht nur Asew, dem be- rühmten Lochspitzel des Zaren vergleichbar. Die Verwirrung, die feine Enthüllungen in den Reihen der Monarchisten verursachten, war unbeschreiblich. Man traut« einander nicht mehr. Ueberall und in jedem wittert« man Agenten der GPU. Nicht zu Unrecht. Der „Trust" als solcher ist nun nach den Enthüllungen Opperput? liquidiert', das Lockspitzelsystem der GPU. hat aber nicht aufgehört. Jecht arbeitet man nitd) OstperPutS Methoden gegen die Qpposltion der Trvhki und Sinowjew . Von Opperput ist ober noch so vi«! bekannt geworden: Er war «US Sowjetrußland geflüchtet, we.l die GPU. ihn des Verrats ver. dächtigte. Em Teil der ,Tirust"<Miiglied«r bestand daraus, zum Terror zu greisen. Die GPU, mußte daraus eingehen, Fjodor vw sollt« dafür sorgen, daß der Terror keine anarchischen Formen annähme. Opperput schien aber der GPU. allzu aktiv. Sie beschloß, ihn zu erledigen. Cz gibt jedoch Leu», die behaupten, er befinde sich noch am Letten. Sollte das der Fall sein, so dürste man noch von ihm hören. Allerdings unter anderem Nomen...
Das Aufgeboi für die Kirchen schule. Wie die Gemeinden„aufgeklärt" werden sollen. Zn Westfalen hat die protestantische Kirche den Kampf für die Konfessionsschule organisiert. W i e er geführt werden soll, darüber hat das Konsistorium in Münster Richtlinien ausgearbeitet. Die hier aufgestellten Grundsätze kennzeichnen den Geist, mit dem die evangelische Geistlichkeit den Schul- kämpf im Sinne der Kirche beeinflussen soll Da heißt es u. a.: „Die Kirche muß dl« Mobilisierung der Eltern intensiv unter- stützen. Di« Zurückhaltung und Gleichgültigkeit vieler Pfarrer ist un- entschuldbar. Die Veranstaltung von EUernversammlungen und Vor, trögen ist jedem Pfarrer zur Pflicht zu machen. Widerspruch au, simultanen Lehrerkreisen darf nicht länger beobachtet werden. In jeder Gemeinde ist sofort ein« desonderc Kartothek der Erziehungsberechtigten an den einzelnen Schulen anzulegen, die fortlaufend zu sühren ist. Di« zuverlässigen«vong. Eltern und die nicht zuverlässigen sind an zu- merken. Letztere müssen durch Vertrauensmänner aufgeklärt weede». Der Werbeabend ist als Gemeindeabend und durch Deklama- Uonen, Lieder und Chöre möglichst auszugestalten. Aller Kitsch und all«? Minderwertig» ist au? Rücksicht aufge- bildet« Gemelndegkleder zu vermeiden. Dis- k u ss i o n findet je nach der Lage der Dinge statt oder nicht. ?m VedaZefall ist Gelegenheit zur Aussprache nach Schluß der Versammlung im kleinen Kreise zu geben. Achtung, daß nicht mehr Gegner als Freunde da sind. Sonst u. U. Versammlung schließen. Di» Pfarrer sind anzuweisen, über Ihr« Werbetätigkeit wiederholt zu berichten,
Alle Vorbereitungen sind mit möglichst wenig Ge- räufch z u? r e s f« n. Oeisentliche und ollgemeine Einladungen und Bekanntmochun- gen über das Werbevorhaben sind aus taktischen Gründen erst kurz vor der Versammlung zu erlassen. Diese Richtlinien sind nur für die Hand der Pfarrer bestimmt." In einer besonderen dienstlichen Konserenz wurden die westfälischen Pfarrer verpflichtet, die Propaganda in der gekennzeichneten Weise durchzuführen. Auf die sogenannten '.gebildeten" Stände hat man es besonders abgesehen. We oraanisatorische Arbeit soll geheim und geräuschlos geleistet, eine Diskussion mit sachlichen Gegnern verhindert, der Einspruch der Lehrervereine ignoriert werden. Mit Necht bemerkte der Westfälische Lehreroerein zu diesem Dokument: .Es muh mit dem Zustandekommen des Keudellschen Schulgesetzes wahrhastig schlecht bestellt sein, wenn die Kirche glaubt, durch diese hinterhältige Maulwurfsarbeit helfen zu müssen." Jedenfalls wird man auch außerhalb Westfalens auf die Bersuche, die Geistlichkeit gegen die Freiheit der Schule aus- zuspielen und mit ihrer Hilfe die Eltern zu beeinflussen, acht- haben müssen.__ Liiwinow schon. unierwegs. Vorzeitige Abreise der Nußlanddelegation aus Moskau . Einer TU.'Meldung zufolge soll Lolkskommisiar Litwinow bereits gestern Moskau verlassen haben. Er begibt sich zunächst nach Berlin und sodann noch Gens.(Ob auch die übrigen Delegations- Mitglieder zusammen mit ihm abgereist sind, geht aus der Meldung nicht klar hervor.) Ursprünglich war die Abreise der russischen Delegation zur Abrüstungskommission erst für Donnerswg geplant. Es hat demnach den Anschein, als ob die Russen zunächst einen mehrtägigen Aufenthalt in Berlin zur Besprechung der Abrüstungs- sroge mit der Reichsrcgierung verwenden wollen. An sich wäre ein solcher Ausweg»erständlich, denn ein« gewisse Analogie zwischen dem deuischen und dem russischen Interesse in der Abrüstungsfrage
Laspar bildet i Ein rechisgerichieies Ministenum. Brüssel . 22. November.(Eigenbericht.) Die Regierungskrise nimmt den erwarteten schnellen verlauf. Am Vicnslog morgen wurde b o s p o r vom König mit der Bildung der neuen Negierung beauftragt. Zaspor erbat sich ein« Frist bis Rliliwoch. Inzwischen versammelten sich nacheinander olle Pur lamentsfraklionen. Di« konservativen Kaiholikev und tilterolen er. klärten sich ohne weiteres bereit, an einem neuen Kabinett Zospar teilzunehmen. Bei den Ehriftltch-Demokraten ging es etwas lebhafter zu. vsrschiedrue Redner forderten, daß nicht Iaspar, sondern ein anderer Katholik die Regierung bilde. Andere wollten Bedingungen stellen und sordelren Garantien, aber schließlich erklärte sich o u ch dl« christlich-demokratische Fraktion«in st im m i g für die Teilnahme an der Regierung. Die neu« Min l-sterlist« dürste bereits am Mittwoch im Amtsblatt erscheinen. Noch zuverlässigen Angaben werden die vier sozialistischen Minister durch zwei Liberale, den früheren Kriegs- minister llanfon und den früheren Gouverneur des Kongo Lippens—«ine ziemlich weit rechtsstehend« Finanzgröß«— und durch zwei Ehristlich-Demokraien, den Senator van Overbergh und den christlichen Geutertschostsführer Heyman ersetzt. Daneben wird auch der Name des früheren Ministerpräsidenten P o u l l« t ge- nannt. Gleichzeitig ist ein« Aenderung in der Dskteilung der Portefeuille? geplant. So soll der bisherige Fuftizminister, der Liberal« Hymans, das Auswärtige Amt übernehmen. Der liberale Innenminister Vauthier dürfte den sozialistisch«! Kultus- ministe? Huysmans ersetzen und an die Stelle des zurückgetretenen sozialistischen Arbeitsministers Wauters wird wahrscheinlich der christliche Gcwerkschoitsführer Heyman treten. Kriegsminister bleibt de Brocqueoille. Allgemein betrachtet handelt es sich bei dem neuen Kabinett im Vergleich zu seinem Vorgänger um ein« stark rachls gerichtete Regierung. Das dürste insbesondere auch in Zukunft hinsichtlich der Außenpolitik zum Ausdruck kommen. An der Richtung dürfte sich unter dem Druck der außenpolitischen Verhältnisse zweifellos nicht viel ändern, ober die Methode wird kaum die gleiche bleiben. Troszdem ist bemerkenswert, daß jetzt auch die christlichen Gswerkschoftsver- treter noch außen«ine politische Rolle zu spielen beginnen. Sie waren bisher nichts anderes als die„armen Verwandten" der Katholiken. Die soziallfllsche kammerfroktlon. die am Dienstag nachmittag chensalls zu einer längeren Sitzung zu- sommenirat,-sprach den zurückgetretenen sozialistischen Mirnstern einstimmig i h r Vertrauen ans und stellt« fest, daß an- gcsichts der Haltung der bürgerllche» Minister keine andere Hand- lungsweis« als der Rücktritt übrig blieb. Die Stimmung ist im sozialistischen Lager außerordentlich gut und siegesgewiß. Man hatte dort zwar nicht erwartet, daß die bürgerlichen Parteien«in Jahr vor den Neuwahlen einen Block gegen die Sozialisten bilden würden, aber man ist jetzt um so mehr überzeugt, daß die kommen- den Wahlen den Sozialisten einen vollen Sieg bringen werden. Krankreich und die belgische Krise. pari». 22. November.(Eigenbericht.) Die Pariser Presse beschastigt sich sehr einaehend mit der Demission des belgischen Kabinclls, betrachtet aber die Wsung der belgischen Krise ausschließlich unter dem Gesichtswinkel der sran- zäsischen Innenpolitik Diese Stellungnahme erklärt sich u. a. daraus, daß man hier von einem Regierungswechsel keine Aenderung in der belgische» Außenpolitik(?) er- wartet. Was hier besonders interessiert, ist die Tatsache, daß in Belgien das Experiment eine» Kabinett» der natlonolen Einheit sein natürliches Ende gesunden hat, ohne daß dadurch die Wöh- rung tm geringsten in Mitleidenschaft gebogen worden ist. Die zahlreichen Gegner, die heute die Politik der nationalen Einheit auch im Lager dor bürgerlichen Linken zähst, ziehen daraus mit Recht den Schluß daß die von Poincarä in seinen süngsttn Redei« erhobene Forderung, im Interesse der bedrohten Währung den„Durgsrieden" noch aus Jahre hinaus aufrechtzuerhalten, a b I o- lut unhaltbar ist und eine Rcgterung. die unter Zurückstellung der innerpolitischen Gegensätze gebildet worden ist, um die Sanle- rung des Franken durchzustihren, nicht das Recht hat, durch ein«
ist oijenkundig und liegt in der Natur der Sache. Em« andere Frag« ist es, ob e? der Rsichsregiming sehr angenehm ist, wenn dieja Solidarität durch einen mehrtägigen Ausenthait Litwinow ? m Berlin nach außen hin so demonstrativ unterstrichen wird. Ab«? vielleicht ist es gerade die Absicht der Sowjetregierung, durch d>a ostentativ« Bekundung dieser Jnteressengemeinschost Deutschland - gegenüber den Westmnchten zu„kompromittieren". Das wäre nidw des erstemal, daß die Sowjetdiplomati« diese Taktik angewandt Hot. ohne sich viel um die Verlegenheit der Dilhelmstroßc zu kümmern. Anirog Macdonalds über die Abrüstungsprobleme. London , 22. November. Lei der am nächsten Donnerstag stattfindenden Unterhaus- debatte über Abrüstung wird Mac Donald die Debatte durch die Einbringung eines Antrages einleiten, der folgenden Wort- laut Hot: „Dos Haus bedauert die ungenügende vorbereiknng der britischen Delegation sür Gens durch die Regierung und den militärischen Charakter der Delegation, der ernstlich zum Fehlschlag der tehte« Flokkenkansereu z in Gens bei- trug, d'e langsamen Forlschritte der vorlänflgen Völker» bundrtomwission für die Abrüstuagskonsereuz und dle Weigerung. den Grundsah der Abrüstung anzunehmen, und schlägt einen vom Völkerbund verbürgten Plan internationaler Sicher- heit vor."
Regierungssturz in Estland . Durch einen sozialdemokratischen Antrag. Reval , 22. November. Das Sablucti Teemaat ist zurückgekreleu. nachdem das Parlament elnem sozialistischen Antrag in der Frage der Sahungen der neuen Hypothekenbank zugestimmt halte, den die Regierung bekämpf» holte.
Der Abbau de» visumzwoags. Auch zwischen Deutschland und Südslawicn ist d«r Sichtoermerkzwang aufgehoben.
)ie Regierung. - Sozialistische Giegeszuverfichi. künstlich« Hinausschiebung der Stabilisierung die Politik auszu- schallen und das Parlament zur Machllosigkell zu oerurteilen. Diese Entwicklung der Auffassungen dürfte auf die Hallung der Radikalen Partei, wo die Opposition gegen die Fortführung des „Experiments der nationalen Einheit" immer stärker hervortritt, wahrscheinlich nicht ohne Rückwirkungen bleiben. Die außenpolitischen Folgen der belgischen Krise. In einer Betrachtung über die belgisch« Regierungskrise schreibt die dem Auswärtigen Amt sehr nahestehende„Deutsche diplomatisch- poliiische Korrespondenz":........ -„Die Konsequenz wird der Ausfall des um die europäisch« Verständigung und um die Bölkerbundsorbeit besonders verdienten sozialistischen Außenministers Bandervelde- und vermutlich auch des Zwesten Vnlkerbundsdcllsgierten Belgiens , des gleichfalls sozialistiseljen Senators de Brouckäre sein. Denn es ist wenig wahrscheinlich, daß«ine Lösung der Krise zur Wieder» Herstellung der gegenwärtigen Koalition sühren kann. Wir haben (est Locarno bei vielen Gelegenhesten den versöhnlichen Einfluß und die ausgleichende Tätigkeit der icks- herigen außenpolitischen Vertretung Belgien » wahrnehmen tonnen: und die Kundgebungen, die während der Sepiembertagung des Völkerbundes bei Ablehnung der beantragten Wiederwählbarkeit und damit beim Ausscheiden Vanderveldes und de Brouckeres au? dem Rat spontan von alten Mitgliedern der Versammlung voranstaltet wurden, um die lediglich prinzipielle und keineswegs gegen Belgien oder seine Vertreter gerichtete Tendenz dieses Votums zu unterstreichen, waren Beweis für die Allgemeinhest einer solwen Anerkennung. Man wird jedoch hoffen dürfen, doß auch bei einer veränderten Zusammensetzung der belgischen Regie- rung die außenpolitische Vertretung dieses Landes in Zukunft»wo bisher der schönen und dankbaren Roll« bewußt bleibt, die seine Sachwalter bisher �in der Arbeit an dem«uro- päischen Auggleich erfüllen konnten." Zweifellos hinterlassen Vonderveld« und d« Broucksre in der europäischen Diplomati« eine schmerzlich« Lücke. Schon die Nicht- Wiederwahl Belgiens in den Dölkerbundsrat war ein empfindlicher Schlag für die internationate Verständigungspolltik, da Genosse Vanderoelde als einziger sozialistischer Außenminister unter den Locarno -Mächten den Friedens- und Dersöhnungswiilen der europäischen Arbesterschaft am energischsten bei den Genser Be- sprechungen vertreten tonnte. Für die Arbeit, die er— ebenso wie Genosse de Brouckär« bei den bisherigen Abrüstungsverhand- lungen— im Sinne des internationalen Sozialismus geleistet Hot. schulden ihm die Sozialisten aller Länder Lob und Dank. Auch wir hosten, daß Belgiens Vermittlerrolle, die gerade von den beiden ge- nannten Genrssen so vorzüglich ausgefüllt wurde, bald wieder in Erscheinung treten wird. Aber im Gegensatz zum diplomatischen Optimismus der offiziösen deutschen Korrespondenz befürchten wir, daß dies« Rolle eine unangenehm« Unterbrechung er- fohren wird: besonders dann, wenn sich die Nachricht bestätigt, daß der„liberale" H y m a n s als Nachfolger Vanderveldes dos Außen- Ministerium übernimmt. Hymans außenpolitische Vergangenheit lässt nicht auf versöhnliche Absichten, sondern umgekehrt auf eine für Deutschland recht unfreundlich« Gesinnung schließen. Der Mann, der in der Zest der Ruhrbesetzung als belgischer Außenminister jede Scharsmacherei des damaligen Polnearc unterstützte, müßt« sich seitdem sehr geändert haben, wenn er setzt«in aufrichtiger Befürworter der deustch-belgisch-französtschen Versöhnung sein sollte. Aber schließlich ist«ine solche Wandlung bei de» belgischen Nationalisten, die sich Liberale nennen, nicht undenk- bar, da deutliche Anzeichen einer solchen Tntwicklung sich sogar hei Posncare bemerkbar machen... Daraus könne» wir allerdings unser« Hoffnung einer Fort- setzung des bkherigen außenpolitischen Kurse» in Belgien kaum bauen. Dagegen sind wir überzeugt, daß die n ä ch st e n Wahlen tu Belgien , die schon im kommenden Frühjahr stattfinden dürften, einen solch;,, Sieg der Arbeiterpartei ergeben werden, daß man ahn« die Sozialisten nicht wird regieren können. Dann wird der Kurs der europäischen Dökkeroersöhnung von Brüssel au» wieder«nischieden gesteuert werden. Zu wirklich greisbaren Erfolgen wird allerdings diese Dersöhnimgepolstit erst tonn sühren, wenn gleichzeitig auch in Deutschland und Frankreich . der sozialistische Sieg so imbestreitbar ist, daß man die Partei der Arbeiterklasse von der Regierungsmacht wird nicht mehr aus- schollen können.