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Rampf um die weltliche Schule.|

Die Gozialdemokratie begründet im Ausschuß ihre

Stellungnahme.

Der Bildungsausschuß des Reichstages segte gestern die Beratung des§ 4 fort. Eine längere Aussprache erfolgte bei Abs. 7 des Entwurfs, der die Anstellung und Beschäftigung der technischen Lehrer zu regeln vorsieht. Es war bezeichnend, daß der Abg. Ruutel ( D. Bp.) eine schärfere bekenntnismäßige Festlegung beantragte, als fie im Entwurf der Regierung vorgesehen ist. Libe ralen Traditionen entsprechend, sagt Herr Runtel, werde die Deutsche Boltspartei nicht dulden, daß die Betenntnisschule irgendwie unter­höhlt perde. Deshalb dürfen technische Lehrkräfte, wenn sie nicht ausschließlich technischen Unterricht geben, nur dann an der Be­fenminisschule verwendet werden, menn sie die entsprechende hefenntnismäßige Vorbildung haben.

Die Genoffen Löwenstein und Bieffer fennzeichneten scharf diese im Namen des Liberalismus von Herrn Runkel und Frau Mazz beantragte Verschlechterung der Regierungsvorlage.

Ein Antrag des Zentrums, daß die Borbildung der Lehreräfte den Erfordernissen der Bekenntnisschule ent­sprechen müffe, wird vom Abg. Rheinländer( 3.) dahingehend er< läutert, daß

die Vorbildung an einer fimulfanen Akademie nicht ausreichend für Anstellung an der Bekenntnisschule

fei. Eine Befragung der Regierung durch die Abg. Bäumer( Dem.), ob die Länderregierungen über die im Gefeß hinausgehen den Bindungen Verschärfungen einführen fönnten, wird von Ministerialdirektor Pelengahr dahingehend beantwortet, daß die Länder solange frei feien, bis durch Reichsgesez die Lehrerbildung geregelt jei.

Dagegen wendet sich Abg. Löwenstein( Soz.): Bis jetzt sei nur vorgeschrieben, daß der Lehrer dem bestimmten Bekenntnis ange­hören müsse. Dabei machte der Abg. Spuler( Dnatl.) den Zwischen­ruf: Und der Kirche genehm sei." Auf den Hinweis, das stehe nicht im Gesez, jagt Spuler: Das wirft fich aber so aus."

Ministerialdirektor Pelengahr erklärt dann, der Antrag des Zentrums gehöre nicht zu diesem Gesez, sondern zu einem Lehrer­bildungsgesetz. Für die Reichsregierung jagt er dann noch,

auf die Wahlen!

Zentrum und Boffspartei erklärten durch ihre Führer, sich imm tommenden Wahlkampf nicht an die Deutschnationalen zu binden.

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ZENTRUM

Den fennen wir gar nicht!- Haben nie etwas mit ihm zu tun gehabt!"

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Berständigung durch Lintsregierungen.

Eine Unterhaltung mit dem radikalen Politiker 3. L. Bonnet.

daß das Reichsschulgesetz ein Grundgesetz sei und daß die Länder über den Rahmen des Gesetzes nicht hinausgehen dürfen. Der Antrag des Zentrums wird mit 9 Stimmen a b= gelehnt. Der Antrag der Sozialdemokraten: Auch den Lehrern an den Bekenntnisschulen sind die verfassungsmäßigen Der französische Abg. J. L. Bonnet, Mitglied der radifalen Rechte der Art. 136 und 149 2bf. 2 der Reichsverfaffnug gewähr- Fraktion und ehemaliger Finanzminister im Kabinett leistet, wird mit den Stimmen der Kommunisten, Demokraten und Painlevé- Briand, weilt gegenwärtig in Berlin . der Abg. Runkel und Mag mit 14 gegen 13 Stimmen ange­Painlevé- Briand, weilt gegenwärtig in Berlin . Bonnet ift ein Der Abg. Heinze( D. Bp.) enthielt sich der Stimme. noch verhältnismäßig junger Politiker. Er gehört dem linfen Flügel Der Antrag Runfel über die Verwendung der technischen seiner Partei an. Als Finanzminister hat er seinerzeit Sanierungs­maßnahmen vorgeschlagen, die im wesentlichen die Zustimmung der Sozialistischen Partei fanden. Gerade über diese Pläne ihres Finanzministers stürzte jedoch die Regierung Painlevé im Novem ber 1925 und seitdem ist der politische Kurs in Frankreich immer stärter von den Elementen des Nationalen Blods beeinflußt morden, mit Ausnahme der Eintagsregierung Herriot im Juli 1926, der Bonnet übrigens ebenfalls angehörte.

Lehrkräfte wird mit einer kleinen Aenderung angenommen. Der§ 4 wird dann angenommen mit 16 gegen 12 Stimmen.

Um die weltliche Schule.

Der Abg. Runkel( D. Bp.) will von der Reichsregierung missen, an welcher Stelle der Berfaffung das Antragsrecht für die weltliche Schule festgelegt fei.

Ministerialdirektor Belengahr versucht die Antwort in der Ber­bindung der Art. 146 und 149 ber Nationalversammlung zu geben. Ausführlich gibt dann noch einmal Abg. Heinrich Schulz ( Soz.) eine Darstellung des Werdens der fraglichen Verfassungsartitel. Danach stehe einwandfrei fest, daß die weltliche Schule feine Weltanschauungsschule fei.

Abg. Fleißner( Soz.) begründet die Stellung der Sozialdemo Pratie zur weltlichen Schule. Die Bezeichnung in dem Entwurf, als nb fie die Schule gewiffer Leute jei, meist Fleißner scharf zurück Die damit beabsichtigte Mißtreditierung ber meltlichen Schule liege flar zutage Man fönne fich eben eine Schule ohne dogmatische Bindung nicht vorstellen. Für die meltliche Schule tomme nur die iffenfchaft und ihre Erfahrungen als 2ehrmethode in

Frage

Die Sozialdemokratie lehnt es ab, so wie es die Regierung vor hat, aus der weltlichen Schule eine Weltanschauungsschule machen zu laffen.

Sie soll feine untergeordnete Sonderschule fem. Nach den bereits gefaßten Beschlüssen für die Bekenntnisschule erhalte die weltliche Schule noch eine besondere Bedeutung. Sie werde nunmehr die Gemeinschaftsschule im pollten Sinne des Wortes. Der Entwurf müsse aber gerade an dieser Stelle start geändert merden, denn sonst trete auch durch den§ 5 eine außerordentliche 3ersplitterung ein.

Dr. Schreiber( 3): Nach der Verfassung haben wir es mit einer Weltanschauungsschule zu tun. Wir haben nicht die Absicht, der weltlichen Schule eine Aschenbrödelstellung zuzu meisen. Wir find bereit, ihr volle Gerechtigkeit guteil werden zu laffen.

Philipp( Dnail) schlägt vor, die bestehenden juristischen Schwierigkeiten, die die Verfassung biete, und die entgegen dem Willen der Verfassunggeber entstanden seien, durch eine Ber fassungsänderung zu beheben.

Abg. Löwenstein( Soz.) weist darauf hin, daß, wenn die Belt anschauungsschule als selbständige Schule in der Verfassung stände, dann aus Art. 149 folge, daß in ihr Religionsunterricht ordent­liches Lehrfach wäre, also z. B. in einer atheistischen Schule Religions­unterricht ordentliches Lehrfach wäre. Die Sozialdemokratie sieht in der weltlichen Schule die allge­meine Schule, die ihren Unterricht aus den gemeinsamen welt­lichen Bedürfnissen aufbaut. Sie will die Kinder vom Standpunkt der Gegenwart für die Zukunft ihrer Aufgaben erziehen. Jeder Lehrer, der davon überzeugt ist, daß es unabhängig von religiöser oder weltanschaulicher Bindung eine aufbauende Er­ziehungsarbeit gibt und der gewillt ist, entsprechend zu unterrichten, fann Lehrer an der weltlichen Schule fein.

Der Kriegsminister möchte schießen.

Eine Forderung auf estnische Pistolen.

Ein Mitglied der Vorwärts"-Redaktion richtete im Laufe eines Gesprächs mit dem Abg. Bonnet an ihn die Frage, wie er die gegenwärtige politische Lage Frankreichs

beurteile:

Sie wissen," so antwortete der französische Polititer, unter welchen Umständen die jetzige Regierung der nationalen Einigkeit" gebildet murbe. Man hatte nach den Wahlen vom Mai 1924 nach einander verfucht, eine Rechtsregierung unter Francois. Marjal, sodann Regierungen des Lintsfattells unter Herriot und Bainlevé, schließlich eine sogenannte Stonzentrations. regierung unter Briand zu bilden. Alle diese Ministerien wurden nacheinander gestürzt, meil sie über feine parlamentarische Mehrheit perfügten. Angesichts der Gefahr, die dem französischen Franten im Zusammenhang mit diesen fortwährenden Regierungs frijen drohte, wurde die Regierung Poincaré gebildet. Niemand be. streitet die hinsichtlich der Stabilisierung der Währung erzielten Ergebnisse. Es sind dabei von der Bank von Frankreich die Mittel angewendet worden, die ich selbst in meiner Eigenschaft als Finanz­minister im November 1925 leiter vergeblich schlagen hatte."

vorge

Bie steht es nun mit der auswärtigen Politit Frankreichs ?"

Reinhardt und Kiep.

Unter Schwarzweißrot in New York .

Die Nachtausgabe" des Herrn Hugenberg hat eine große Freude: wie ihr aus New Vort gemeldet wird, ist dort Way Reinhardt durch einen großen Empfang" begrüßt worden. An dieser Veranstaltung hat neben einer großen Reihe bekannter Ber­sönlichkeiten New Yorks auch der deutsche Geschäftsträger Botschaftsrat Dr. Riep teilgenommen und ind immer nach dem Bericht des Hugenbergmannes im Namen des deutschen Vol­den Ehrenabend und für die freundliche Aufnahme Reinhardts ge­fes und der deutschen Reichshauptstadt Berlin " für dankt. Hugenberg läßt die Meldung natürlich nicht hinausgehen, ohne besonders zu betonen, daß die Bühne des Theaters, in dem der Empfang stattfand, mit der alten ichwarzweißroten Flagge ohne Gösch, der österreichischen und der amrei­fanischen Flagge geschmüdt" mar.

Wir dürfen annehmen, daß als österreichische Flagge nicht etwa das alte Schwarzgelb der Habsburger , sondern das Rotweiß der Republit Deutschösterreich gezeigt wurde. Wenig stens wird das Gegenteil nicht berichtet. Wenn aber die Deutschen in New York sich gefallen lassen, daß an Stelle der republita nischen Flagge die alte Flagge des Kaiserreichs gezeigt wird, so ist das eine Geschmadlosigteit aller an bem Empfang beteiligten Deutschen . Zumindest hätte der deutsche Ge­schäftsträger als amtlicher Vertreter des Reiches rechtzeitig Reval, 23. November.( Eigenbericht.) auf den Widerspruch aufmerksam machen müssen, der darin liegt, daß Der estnische Kriegsminister General Reets hat den sozia man einen Deutschen ehren will und seine Reichsflagge abficht­Aftischen Abgeordneten und Chefredakteur Rei des sozialdemofra- lich ignoriert. Ein solcher Hinweis hätte die Amerikaner, die tischen Parteiorgans Rachna Sona auf Pistolen gefehr stolz auf ihr Sternenbanner find, zweifellos veranlaßt, die fordert. Die Ursache dieser hysterischen Aufforderung bildet ein Zusammenstoß im Parlamentsausschuß für Auswärtiges. Rei erhob hier im Zusammenhang mit der Birt- Affäre schwere Auflagen gegen den est ländischen Generalstab. Er ist über die Intrigen dieses Generalstabs gegen den ehemaligen russischen Ge­fandten in Bolen, Birt, als dessen Verteidiger in bem kürzlich abge­fchloffenen Prozeß besonders gut informiert

Der Reichsparteivorstand des Zentrums tritt am Montag in Berlin zusammen, um sich mit den in Regensburg getroffenen Verein barungen über die Arbeitsgemeinschaft zwischen der Zen: trumsfraktion und der Fraktion der Bayerischen Volkspartei des Reichstages zu befassen. Der Vorstand der Bayerischen Volkspartei hat den vorläufigen Bereinbarungen seine Zustimmungs bereits

ertelit

richtige Fahne zu ziehen.

Wir wissen auch nicht, mer Herrn Dr. Riep beauftragt hat. im Namen der Reichshauptstadt Berlin zu sprechen. Sollte ein solcher Auftrag überhaupt erteilt worden sein, so würde er nach den belannten Borgängen in Berlin ficher zurüdgenommen morden sein, falls man vorausgesehen hätte, daß sich der Bertreter der deutschen Botschaft die Brüstierung der Republit durch die Raiferflagge würde gefallen laffen

Benn man nicht annehmen will, baß der Hugenbergmann eine abfichtlich falsche Meldung in die Welt fegt, so muß man den Reichsaußenminifter fragen, ob er die Teilnahme von deutschen Diplomaten an Beranstaltungen gut heißt, bei denen die deutsche Republik durch Mißachtung ihrer Reichsfarben offenfundig ver­höhnt wird. Der Berliner Magistrat wird sicher feinen 3weifel darüber laffen, wie er über den Fall Riep- Reinhardt denkt.

" Die auswärtige Politik Frankreichs wird von Briand mit der ungeheuren Autorität geleitet, die er weit über Frankreichs Grenzen hinaus befigt. Es sei eine Politit der deutsch - französischen Verständigung und des europäischen Friedens. Ich betone übrigens, daß dieses Programm die eigentliche Wahl parole bildete, mit der unsere Linksparteien bei den Wahlen vom Mai 1924 gefiegt hatten. Wie beurteilen Sie nun die Aussichten der kommenden Wahlen in Frankreich ?"

Es steht ganz außer 3 weifel, daß die nachten franzöfifchen Wahlen vom Mai 1928 für die

auswärtige Politif Briands eine Billigung

und Bestätigung bedeuten werden. Sowohl die Sozialistische Bartel mie auch meine Partei, die Radikale Partei, werden, besonders infolge des neuen Wahimodus, fehr gestärft aus dem nächſten Rampf hervorgehen. Daran läßt fich feinen Augenblid zweifeln.

E?

Wie beurteilen Sie dann die Aussichten für eine deutsch . französische Berständigung?"

Wir Männer der französischen Linien, wir haben nur den dringenden Wunsch, daß auch in Deutschland die aufrichtigen und entschloffenen Anhänger eines guten Einvernehmens zwischen Deutschland und Frankreich nach den nächsten deutschen Reichstags­wahlen gleichfalls in die Lage verfekt werden, gemeinsam mit uns eine energische und feste Aktion für den Frieden und für die Böllerverständigung zu führen."

Unser Mitarbeiter machte barauf aufmertfam, daß es bann das erstemal seit Kriegsende wäre, daß die

Cinte in beiden Ländern zur felben Zelf regieren würde. Ab. Bonnet bestätigte, daß es auch nach seiner Meinung im höchsten Grade wünschenswert wäre, wenn man endlich zu einer gleichzeitigen Machtausübung durch die demokra tischen Sträfte in Frankreich und in Deutschland gelangen tönnte.

Reparationsgläubiger gegen Schacht.

Frankreich und die Aufnahme deutscher Amerita- Anleihen. New York , 23. November.( MTB.) Wie New York Times " aus Baris meldet, steht die französische Regierung der Aufnahme weiterer deutschen Anleihen in Amerika zu produktiven Zweden durchaus nicht ablehnenb gegenüber, sondern hälf im Gegenteil folche Anleihen, falls Barker Gilbert keine Bedenten erhebt, im Interesse der wirtschaftlichen Er­holung Deutschlands für erwünscht und für durchaus sichere An­habe eingesehen, daß die unbedingte Boranstellung der Dawes­lagen. Der Berichterstatter fügt hinzu, die franzöfifche Regierung Bahlungen und die Abschnürung Deutschlands vom Auslandskredit die Wirtschaft Deutschlands schädigen und seine Währung er schüttern würde. Die Transferierung der Reparationszahlungen würde also dadurch eher verhindert als erleichtert werden.

Das Thüringische Oberlandesgericht hat die von der Berteidi. gung des Oberstaatsanwalts Dr. Frieders gegen die Ablehnung des Gefuches auf Wiederaufnahme des Verfahrens eingelegte Be­fchwerde zurückgewiesen.

Der Tod des Satanisten". Stanislaw Przybyszewski gestorben.

Bojen, 23, November. Heute ist auf dem Gute Jaronti in der Nähe von Hohensalzo, wo er zu Besuch meilte, der befannte puinische Dichter Stanislaw Przybyszewsli im Alter von 58 Jahren plötzlich geftorben.

Przybyszewski hat seine ersten Werte in deutscher Sprache ge­schrieben. Er lebte in den 1890er Jahren in Berlin und gehörte zu der genialischen Tafelrunde, die fich damals um Auguft Strindberg, Richard Dehmel und Kart Ludwig Schleich im Schwarzen Ferkel" in der Neuen Wilhelmstraße zu perfammeln pflegte. Man nannte ihn nach seiner Dichtung Gatanstinder" den Gataniften". Schleich erzählt in seinen Erinne rungen viel von seinem Berkehr mit dem wilden Bolen und berichtet u. a., daß er die erste Idee seiner epochemachenden Entdeckung, der

lokalen Anästhesie, einem Gespräch mit Przybyszewski verdantie. Später siedelte Przybyszewsti, der am 6. Mai 1868 in Lojemo in Bofen geboren war, nach Polen über, fchrieb in polnischer Sprache und wurde polnischer Beamter.