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Abendausgabe

Nr. 556

B 275

44. Jahrgang

Böchentlich 70 Pfennig, monatlich 3. Reichsmart, voraus zahlbar. Unter Streifband im In- und Ausland 5.50 Reichsmart pro Monat. Der

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Borwärts" mit der illuftrier. ten Sonntagsbeilage, Bolt und Zeit fomie den Beilagen Unterhaltung und Wissen"," Aus der Filmwelt Stadtbeilage".. Frauenst.mme", " Der Kinderfreund"," Jugend- Bor märts". Blid in die Bücherwelt", Kulturarbeit und erscheint wochentäglich Gonntags und Montags einmal.

Technil ameimal,

unsill m Donnerstag

Vorwärts

from Bentralorgan

Berliner   Bolksblatt

24. November 1927

10 Pfennig

Die einipaltige Nonpareillezette 80 Pfennig. Retlamezeile 5- Reichs mart. Aleine Anzeigen" das fetige­druckte Bort 25 Biennig( zulässig zwet fettgebrudte Borte) jedes weitere Bort 13 Pfennig. Stellengefuche das erste Wort 15 Pfennig, jebes meitere Bort 10 Pfennig. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmarkt Betle 60 Pfennig. Familienanzeigen" irr Abonnentenzeile 40ẞfennig. Anzeigen­annahme im Hauptgeschäft Linden­is sommiftraße 3. wochentägl. von 8 bis 17 Uhr.

der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

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Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

Diftator Bratianu gestorben.

Die Dynastie Bratianu  : Sein Bruder Nachfolger.

Butarest, 24. november. Ministerpräsident Bratianu   ist heute morgen gegen 7 Uhr gestorben. Das kabinett ift fofort zurüdgetreten. Der Regentschaftsrat hat den Finanzminister Vintila Bratianu  beauftragt, ein neues Kabinett zu bilden, das die gleiche Zusammensehung wie das bisherige hat. Die Minister sind bereits bereidigt worden.

Der amtliche Krankheitsbericht.

Butarest, 24 November.

C

mit 33 Jahren zum erstenmal Minister, 1908 zum erstenmal Ministerpräsident. Seit 1910 ist er unbestrittener Führer der Liberalen Großgrundbesigerpartei. Unter feiner Herrschaft fiel Rumänien   im Balkankrieg den von Serben und Griechen angegriffenen Bulgaren   in den Rüden und zwang fie fast fampflos, die Dobrudscha abzutreten. Er zwang bei Ausbruch des Weltfrieges den König Carol  , den Bündnisvertrag mit Defterreich- Ungarn und Deutschland   zu brechen und neutral zu bleiben. Nach dem Tode Carols führte er Rumänien   in den Krieg an die Seite der Alliierten. Seine Politik brach zunächst im Frieden von Bukarest  , den er Der Tod des Ministerpräsidenten Brattanu ist sehr über unterzeichnen mußte, zusammen. Als Anteil an der Sieges raschend gekommen. Nach einer Halsentzündung, der norerit beute der Alliierten erhielt Rumänien   dann später Beff nicht allzu große Bedeutung beigemessen murde, mußte fich Minister arabien  , Siebenbürgen   und einen Teil des Banat  .. Als es präsident Bratianu   gestern vormittag einem fleinen operativen Ein ihm auf der Bersailler Friedensfonferenz nicht gelang, die griff unterziehen. Nach vorübergehender Befferung traten nady Ansprüche Rumäniens   auf den ganzen Banat durchzusetzen, mittags Ersti dungsanfälle auf, nach denen eine neuerliche fondern Südslamien einen Teil dieser früher ungarischen Bro Operation norgenommen und eine Kanüle eingeführt wurde. Als ping erhielt, weigerte er sich, den Friedensvertrag zu unter: Die anschließende Blutanalyse bas Borhandensein von Streptozeichnen und trat zurüd. Die Agrarreform, die den foffen ergab, wurden sämtliche herporragende Chirurgen der Ausbruch der Agrarrevolution verhinderte und der Groß Stadt an das Krantenlager berufen, bie nach einer Beratung den 3u grundbesigerflaffe einen Teil der Herrschaft bemahrte, wurde stand Bratianus als hoffnungslos bezeichneten. Das legte gegen Bratianu  . durchgeführt. Seit 1922 ist Bratianu   dann mitternachts, abgehaltene Aerztetonfilium gelangte zu der Anficht. wieder fast ohne Unterbrechung ungetrönter Herrscher von baz Bratianu taum bis zum Morgen am Leben bleiben werbe. Rumänien   gemefen. Sämtliche Miniffer hatten sich im Haufe des Patienten, der bereits das Bewußtsein verloren hatte, eingefunden. Ein im Hause des Batienten abgehaltener Ministerrat hat Beschlüsse für die rest­lose Aufrechterhaltung der bestehenden Ordnung gefaßt.

Bratianus Herrschaft schien auf die Dauer gesichert, als der sterbende König ihn im vergangenen Juni wieder zum Ministerpräsidenten berief, und für den 5½jährigen Sohn des abgedankten Kronprinzen Carol ein Regentschafts­rat aus dem Brinzen Nikolaus, dem Patriarchen und dem Borsigenden des Kaisationshofes eingesetzt wurde. Aber die Joan J. C. Bratianu ist 63 Jahre alt geworden. heftige, nur mühsam unterdrückte Bewegung, die bei den Er ist der älteste Sohn Bratianus I., der von 1876 fast ohne neuesten Versuchen Carols entstand, wieder nach Rumänien  Unterbrechung bis 1888 rumänischer Ministerpräsident gezurückzukehren, fonnte nur mit Gewaltmaßnahmen unter­wesen war. Errang Rumänien   unter der Herrschaft des drückt werden. Die Bauernpartei verzichtete nur unter Baters Unabhängigkeit von der türkischen Herrschaft, so fällt äußerstem 3wang darauf, ihren Parteitag schon im November in die Regierungszeit des Sohnes die Entstehung des Groß- abzuhalten. Der Schnelligkeitsreford, der in der Ernennung Rumänien   pon heute. des jüngeren Bruders zum Ministerpräsidenten gezeigt wurde, bemeift, daß die Dynastie Bratianu   ihre Herrschaft für äußerst gefährdet hält.

Joan Bratianu war von Beruf Ingenieur. Er trat je doch schon in jungen Jahren ins politische Leben und wurde

der

Rechtsblock gegen Kleinrentner.

Die Kleinrentnerversorgung vertagt.- Enttäuschte Hoffnungen.

fortdauernd Hoffnungen erwedt, ohne an deren Erfüllung

zu denken.

Nach wiederholter Verschiebung der Gizung nahm heute endlich| Treiben der Deutschnationalen im einzelnen dar. Genau wie bei Sozialpolitische Ausschuß des Reichstags der Aufmertung, so hätten die Deutschnationalen auch in der Frage Stellung zu dem demokratischen Gefeßentwurf über die Bersorgung der Kleinrentnerfürsorge der Kleinrentner. Bei Beginn der Beratung gab Reichs= arbeitsminister Dr. Brauns namens der gesamten Reichsregierung eine Erklärung ab, die sich gegen den demokratischen Gesetz entwurf richtet und weiter besagt: Die Frage, ob den Meinrentnern ein rechtlicher Anspruch auf Rente gegeben werden fann, ift, abge sehen von ihrer grundsäglichen Bedeutung, von jo großer Irag meite für den Reichshaushalt und den Finanzausgleich zwischen Reich und Ländern, daß sie nur im engsten Zusammenhang mit dem Haushaltsplan und dem Finanzausgleich gelöst werden kann." Die Regierung verlangt daher, den demokratischen Antrag zu

verlagen.

Für die Antragsteller übt der Abg. Dr. Külz an der Regie­rungserklärung fachliche Kritik. Er betonte, daß die sofortige Beratung des Entwurfes auch notwendig sei, wenn man die Entscheidung erst in Verbindung mit dem Haushaltsplan und dem Finanzausgleich treffen wolle. Es müsse mit dieser Beratung die fachliche Grundlage für die fünftigen Entscheidungen gef haffen werden. Die Dringlichkeit ergebe fich aus der Tatsache, daß 75 Broz der Rentner sich zwischen dem 60. und 65. Lebensjahr befinden.

Der Bolksparteiler Dr. Pfeffer erklärte, feine Partei set von der Regierungserklärung aufs schwerste enttäuscht Die Denfschrift, die im Frühjahr gefordert worden sei, liege noch nicht por, obgleich Zeit dafür gewefen wäre. Aber man folle jetzt die Angelegenheit nicht übereilen. Darum stimme seine Partei der Bertagung zu. Der deutschnationale Abg. Dr. Schneider führte einen würde. lofen Eiertanz auf zur Berschleierung des Mißbrauchs, den feine Bartei zu Agitationszweden mit den Kleinrentnern bisher betrieben hat. Grundsäßlich ſtimme sie dem demokratischen Antrag zu, der ein soziales Korrettiv der unzureichenden Aufwertung sei. Aber es handle fich um ein sehr schwieriges Problem. Darum stimme auch feine Bartei der Bertagung zu, und sie erblide in der Erklärung ber Regierung einen wesentlichen Fortschritt. Abg. Seil( Soz.) stellte hierauf das bisherige agitatorische

In Zeitungsauffäßen und in Bersammlungsreden wiesen sie auf ihren eigenen Initiativgesegentwurf zur Rentnerversorgung hin, der nach den Feststellungen des Vorsitzenden vom Reichstag, und zwar mit Zustimmung der Deutschnationalen, bereits für erledigt erklärt worden fei. Die Abg. Frau Müller- Ottfried habe in der Kreuz­ Zeitung  " erklärt, daß die Schuld für die Verzögerung der Angelegen. beit nicht bei den Deutschnationalen oder der Deutschen Bolkspartei, sondern bei den anderen Koalitionsparteien" und beim Reichsarbeitsministerium liege. Da sei es nun wichtig zu wissen, ob die heutige Regierungserflärung auf einstimmigen Beschluß be­ruhe, oder ob die Bertreter der enttäuschten" Barteien wider sprochen hätten. Wenn aber die deutschnationalen und volkspartei lichen Minister wirklich widersprochen hätten, fo fet es wiederum ein Rätsel, wie die Erklärung zustandegekommen sei.

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Hilfe für die Zigarrenarbeiter.

Beschluß des Bundesausschusses des DGB.

Der Bundesausschuß des DGB. hat in seiner heufigen Sitzung einstimmig beschlossen, die Bundeshilfe für die ausgesperrten Ia batarbeiter einzusehen.

Wunsche des deutschnationalen Redners bis zur Etatsberatung eine eigene Borlage einzubringen.

Diefes Ergebnis stehe in schärfftem Widerspruch zu den Ber­fprechungen, die erst vor kurzem in einer Rentnerversammlung in Berlin   von Vertretern der Regierungsparteien gemacht worden seien.

Die Rentner feien in der Ermartung nach Hause gegangen, daß die Frage schon gelöst sei.

Mit scharf zugespizten Bendungen wandte sich die Zentrums­abgeordnete Teusch gegen die einseitige Stellungnahme der Deutsch­nationalen in der Deffentlichkeit und mies pie Bormürfe zurüd, die von den deutschnationalen Koalitionsfreunden gegen das Zentrum gerichtet werden. Als die deutschnationale Abg. Müller- Ottfried be hauptete, zwischen ihr und Frau. Teusch bestünde tein Gegen fa8, erwiderte Frau Teusch: Sie habe aus Gründen des Laftes über den Artikel der deutschnationalen Kollegin in der Kreuz 3eitung von Frau zu Frau nicht fprechen wollen. Genosse Steil nagelte noch einmal mit aller Schärfe die de utfánationale Demagogie fest, die Anträge im Reichstag einbringe, die nur als Schaugericht dienen und falsche Hoffnungen ermeden. Gegen­über der Mitteilung des Ministerialdirektors Ritter, daß von den 25 Millionen noch 11 Millionen aur Berfügung stünden, die nun­mehr als zweite Ausschüttung den Kleinrentnern zufließen sollten, ftellten unsere Bertreter fest, daß damit

den Kleinrentnern fein Pfennig mehr zufomme, als im April beschloffen worden sei. Auf die Frage des Genossen Keil, ob die Regierung gemäß den Erwartungen" des Abg. Dr. Schneider bis zur Gtats­berating eine eigene Borlage einbringen werde, erklärte der Minifte­rialdirektor, er sei nicht ermächtigt, eine folche Zusage zu geben.

Darauf beschloß der Ausschuß mit allen Stimmen der Regie­rungsparteien gegen die der Sozialdemokratie, der Demokraten und der Kommunisten, die Beratung auszusehen bis zur Be­ratung des Reichshaushalts.

Xylander prophezeit Revolution! Unverschämte Ausfälle gegen Bolt und Reich.

München  , 24. November.( Eigenbericht.) Unter der Vormundschaft der Deutschnationalen hatten die Baterländischen Berbände Münchens am Mittwoch abend, um wieder einmal von sich reden zu machen, eine Kundgebung ver anstaltet, zu der sie sich den österreichischen Faschistengeneral Kraus als Redner verschrieben hatten. Zum Entfeßen der zahlreich an­mesenden führenden Mitglieder der Bayerischen Bolkspartei legte Dieser General aber nicht nur gegen das internationale Judentum und die Sozialdemokratie, sondern nicht weniger scharf auch gegen den internationalen Klerifalismus und den von ihm hervorgerufenen Bartikularismus los und bezeichnete beide als gleichgroße Schädlinge des deutschen   Boltes. In drohenden Zwischen­rufen machten die verblüfften Bolksparteiler ihrem Unmut Luft. Auf ihr stürmisches Verlangen hin dankte der deutschnationale Berfamlunmgsleiter zwar dem österreichischen Gaste, mußte ihm aber gleichzeitig mit füßsaurer Miene zu verstehen geben, daß seine Aus­führungen in wesentlichen Teilen nicht von allen Teilnehmern ge­billigt würden. Die Sache hatte dann noch ein kleines Nachspiel. Die Bayerische   Boltspartei läßt offiziell erklären, daß ihre Anhänger es sich überlegen werden, weiterhin Bersammlungen der Baterländischen Berbände beizuwohnen, in denen sie der Gefahr ausgesetzt seien, beleidigt zu werden.

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete aber ein Referat des bekannten Obersten von Xylander, der ehemals in der Deutschnationalen Partei Bayerns eine führende Rolle spielte. Er griff u. a. den Reichskanzler scharf an und erklärte darauf: Einen Krieg können wir nicht führen. Wir können es nicht mit dem deut­moralisch verkommen und sittlich verlaust. Der Krieg ist welt, nahe aber die Revolution! wenn es not tut, schlagt drein, daß die Feßen fliegen. Bayern   hat noch immer eine große Aufgabe. Unser Schlachtruf heißt: Gegen das Reich!

Genosse Keil erkannte die Schwierigkeiten des Problemes an und vermies darauf, daß die Sozialdemokratie einen Antrag zurichen Wolfe, so wie es sich mir als Gesamtheit darstellt: Beschaffung der notwendigen Mittel gestellt habe, der aber auch bei den Regierungsparteien feine Gnade gefunden habe. Er be dauerte ferner, daß von dem 25 millionen- Beiraa, der im legten Etat für die Kleinrentner eingestellt wurde, ein Teil noch nicht verwendet sei, und erflärte zum Schluß, daß die Sozial. bem o fratie der Bertagung nicht zustimme, sondern zur Borbereitung der bei der Etatsberatung zu treffenden Ent­scheidung die sofortige fachliche Erörterung des Gesez­entwurfes verlange. In demfelben Sinne prach die Abg. Frau Arendsee

Die polemische Auseinandersetzung zwischen den Regierungs­parteien und der Opposition dauerte noch längere Zeit fort. Genoffe Hoch erinnerte daran, daß die Regierung bereits erflärt habe, im Damit stehe feft, daß bei der Bertagung nichts heraus. Dorliegenden Etat feien weitere Ausgaben nicht unterzubringen. tomme. Die Regierung deute auch nicht daran, entsprechend dem

Schacht dementiert. Auf unsere Mittellungen über eine Be Ipredung des Reichsbanfpräsidenten Dr. Edhacht mit führenden Berfönlichkeiten der Industrie, die fich auf die Kreditpolitik der Gemeinden und öffentlichen Werte bezogen haben sollen, teilt te Reichsbanf mit: Der Präsident fomie der Bizepräsident des Reichs­Alle an diese Besichtigung getnüpften Bermutungen feien leere banfdireftorium hätten auf Einladung der 3. G- Farben unlängst an einer Besichtigung der Leunaer Werte teilgenommen. Kombinationen.