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Umgruppierung in der GPU. Sie monarchistische Seheimorganisation in Zstuh- land bestand zum größten Teil aus Spitzeln der SM. unter£eittmg de« Oberspitzels Opperput.

-Also herhöre«: Dir müsse« uuS umstellen. Lwan macht linksoppositionelle Geheimdruckerei, die Heiden Monarchisten da find von heute ab Trotzkisten, und du Kolja du mit deinen Küß«« kannst mal plattformist spielen!"'

Unsere Werbewoche. Vorläufiges Ergebnis aus einem Teil der Bezirke. Die ziffernmäßigen Erfolge der von der Sozialdemokratische« Partei veranstaltete« Werbe» woche sind noch nichtendgnltigzn übersehen. Bor - läufig liegt nur ein Deilresnltat vor. Danach sind 42 4m; neugewonnene Mitglieder, darunter 8S4V Frauen, und 44 123 neue Leser der Parteipresse zu verzeichne«. Die endgültige« Ziffer» dürfte» wesentlich höher sei«, da au» den weitverbreiteten Be- zirke« erst die Hälfte der OrtSvereine über de« Ausgang der Werbewoche Bericht erstattet habe«. Bon zwei Bezirken und von über SV Zeitungen lagen bis zu» 24. November Meldungen überhaupt»och nicht vor. Immerhin zeugt aber auch das obige Deilresultat schon davon, daß die Partei ans der ganze» Linie marschiert.

Kilippo Turaii 20 Jahre ali. Iubiläumsseier im Exil. Heute feiert in Paris als politischer Flüchtling der Führer der italienischen Sozialistischen Partei, Genosse Filippo Turati , seinen 70. Geburtstag. Bor Jahresfrist entkam er. trotz schärfster Ueberwachung durch Polizisten und Spitzel, die seine Mailänder Wohnung Tag und Nacht belagerten, den Schergen Mussolinis. Mit Hilfe treuer Freunde, die, obwohl sie zum Teil nicht einmal der Partei angehörten, ihr Leben für seine- Freiheit ein» sehten, entkam er nach Korsika. Seitdem lebt Turati teils in Slldfrankreich, teils in Paris , und entfaltet, soweit es ihm sein Gesundheitszustand gestattet, eine für einen Siebzig- jährigen erstaunliche Aktivität für die schwer geprüfte Sache der italienischen sozialen Demokratie. Kein höheres Lob konnte ihm zuteil werden als die Wut, die Mussolini zeigte, als er von der geglückten Flucht seines gefürchteten Gegners erfuhr. Die Freunde und Helfer wurden nach ihrer Rückkehr oerhaftet und an- geklagt, aber ihre tapfer« Beantwortung machte sogar auf das faschistische Gericht Eindruck, das sie zu r e l a t i v niedri- gen Strafen verurteilte. Turati ist nicht nur einer der klügsten Köpfe, einer der besten Redner und Schriftsteller der italienischen Demokratie, er ist auch ein Mann von solcher moralischer Größe, daß sein Ansehen weit über die Kreise der Partei und der Arbeiter- bewegung außerordentlich stark ist. Die Arbeiter ebenso wie die bürgerlichen Intellektuellen verehren in ihm den Mann aus adliger Abstammung und reicher Familie, der vor Jahr- zehnten feine Kraft und sein Vermögen ganz in den Dienst des Sozialismus gestellt hat. Stets, wenn es gast, Opfer zu bringen, Mut zu zeigen so auch im Weltkrieg, wo er für die Neutralität eintrat stand Turati in den vordersten Reihen. Leider wurden nach dem Kriege seine Ratschläge und Warnungen überhört: die radikalen Demagogen ge> mannen in der Arbeiterschaft die Oberhand mit dem Resultat, daß die Gelegenheit zur wirksamen Verteidigung des demo- kratischen Staates versäumt wurde und daß schließlich der Faschismus siegte. Wie groß das Ansehen ist, daß Turati über die eigene Partei hinaus genießt, zeigte sich vor zwei Jahren, als seine langjährige Lebensgefährtin Anna Kulitfchoff in Mailand zu Grobe getragen wurde. Trotz der schon damals drückenden Fafchistenherrfchast folgten Taufende von Menschen aus allen Bevölkerungsschtchten dem Sarge: neben den Arbeitern sah man bürgerliche Politiker von Ruf. wie den Senator Albertini, den damaligen Besitzer desCorriere della Sera ", und zahlreichen Universitätsprofessoren, die gerade bei dieser Gelegenheit ihre moralische Solidarität mit den verfolgten italienischen Sozialisten bekunden wollten. So ist F i l i p p o Turati für die italienische, ja für die europäische Demokratie zu einer Art Symbol geworden. Der Siebzigjährige, zu dessen Ehren die zahlreichen in Paris versammelten itlöienischen Flüchtlinge am Sonntag abend eine schlichte Feier veranstalteten, verkörpert den unbeug­samen Willen der italenischen Bolksmasssn, für die Wieder- gewinnung ihrer Freiheit auch unter den schwersten Um- stünden, z u kämpfen. So>ntbietet auch die deutsche Sozialdemokratie dem Ge- nossen Turati ihren herzlichen Gruß und Glückwunsch. Sie hegt mit der gesamten sozialistischen Arbeiterinternationale die feste Hoffnung, daß der Tag nicht fern sein möge, an dem der anerkannte Führer des italienischen Sozialismus wieder auf freiem italienischen Boden im Interesse jener italieni - schen Arbeiterklasse wird wirken können, die ihm so vieles verdankt.

Baldwin-Oämmemng. Selbst in konservativen Hochburgen. Bei einer Nachwahl für de» ,«» Lord ernannte« Sir Ronald Mac Neill im Wahlkreis Eanterbnrv, einer alte« konservativen Sochburg, hat zwar der«an- d'-dat der Regierungspartei gesiegt, aber die konser- v a t t v e Mehrheit ging«» über«000 St im- m e n zurück. Der liberale Kandidat gewann 4000 Stimmen, die der konservative verlor. Ei« Arbeiterparteikandidat war in diesem Wahlkreis weder vor drei Iahren noch jetzt aufgestellt worden. polnisches Mmderheiienrecht. Ealonber schafft Abhilfe. S-ttowItz, 25. November. Auf Anordnung der Wojewodschaft haben Aufschristen und vor. drucke für Lücher und Akten der deutschen Minderheit«. schulen ausschließlich in polnischer Sprach« zu sein' und die Minderheitsschullehrer ihre Eintragungen in polnischer Sprache zu machen. Dagegen Hot der Deutsche Dolksbund die Ge­mischt<- Kommission angerufen. Ihr Präsident Eolamder hat nun entschieden, daß diesen Aufschriften und Lordrucken In polni- scher Sprache eine deutsche Uebersetzung beizufügen ist. Auch ist den Lehrern der deutsch «! Schulen zu gestatten, die Ein- tragunge» und Mitteilungen w deutscher Sprach« oorzuuehmeu.

Reichsregierung und Einheitsstaat. Das Programm der Ländertoufereaz. Das Reichstabinett beschäftigte sich in der Sitzung am Freitag mit dem Problem des Verhältnisse» zwischen Reich und Ländern, insbesondere mit Beziehung aus Sparattion und Verwaltungsreform. Es beschloß, der in der zweiten Januar- woche stattfindende» Konser «nz mit den Ministerpräsidenten und Vertretern der Länder folgende Fragen zu unterbreiten: l. Veränderung des BerMtnisses zwischen Reich und Ländern. 2. Maßnahmen zur Gewährleistung sparsamster Finanzwirtschast. Z. Verwaltungsresorwen im Reich und in den Ländern. lieber bie Bestellung von Berichterstattern zu diefen Fragen finden noch Verhandlungen mit den Ländern statt Köhlers neuer Haushaltsplan. lReichsbedorf für das nächste Lahr 9502 Millionen Mark. Sein« Anleihen. Reichsfinanzwinister Dr. Köhler gibt den Inhalt pe» soeben fertiggestellten Haushaltsplans für IPtS durch ein Interview der Oeffentlichkeit bekannt. Der Etat ist danach mit größerer Klarheit und Durchsichtigkeit aufgestellt worden als bisher. In?- besondere wurde zuin erstenmal eine Liste der Ausgabenreste aufgestellt, bie noch aus übertragbaren Posten des Jahres l!l2k> ge- blieben sind. Es ist nicht beabsichtigt, im Jahre 1328 eine Reich»- onleihe auszunehmen, obwohl noch 300 Millionen Mark für Ar- beiten gebraucht werden, die in den beiden abgelaufenen Iahren vor- genommen und deren Deckung bereits beschlossen ist. Der Gesamt housball für 1328 schließt jetzt gegenüber dem Haushalt für 1327 von 3135 Millionen mst 3502 Millionen ab, also mit einem Mehr von 367 Millionen, während allein die Mehrbelastung aus dem Dawesabkommen für den Reichsetat 1828 im ganzen rund 100 Millionen beträgt. Der außerordent- l i ch e Haushalt ist in dem eben genannten Gesamtbetrag mit 1A5 Millionen enthalten, die völlig ohne neu« Inonspruch- nähme des Anleihemarktes gedeckt werden. Der v r d« n t- l i ch e Haushalt schließt in seinem Bruttoergebnis mit 3356 Millio- nen gegenüber einein Soll für' 1327 von 8653 Millionen, also mit einem Mehr von 637 Millionen ab. Der Netto Haushalt also nach Abzug der Ueberweisungen an die Lander in Höhe von 3218 Millionen stellt sich für 1328 auf 6138 Millionen, für 1327 auf 5766 Millionen, so daß sich trotz der mehrfach genannten zwangsläufigen Mehrausgabe nur ein Mehr von 372 Millionen ergibt. Die Ueberweisungen an die Länder haben sich gegenüber 1327 um 325 Millionen dadurch vermehrt, daß die Einnahmen aus den Ueberweisungssteuern und den anderen den Ländern nach Abzug der Verwastungskosten zukommenden Steuern einschließlich der Biersteuer entsprechend höher ein- gestellt sind. Vel diesen Zahlen ist noch zu berücksichtigen, daß bei dem Ver- gleich mit 1327 nur das jetzige Haiishallssoll zugrunde gelegt ist, wahrend sich die totsächlichen für 1327 durch die jn einem Nach- tragshoushalt noch nachzufordernden Mehrausgaben, ins- besondere für Beamtenbesoldung und Liquidatiovsentschlidigungen. noch erhöhen werden.

Berufung gegen da» Münchener Kchoudurteil. Die Verteidigung im Münchener Landfriedensbruchprozeß hat gegen dos Urteil gegen die IS linksstehenden Arbeiter wegen der vorfäll« in der Humboldt- straße Berufung eingelegt. Der neue Sladtpräfidenk von todz ist unser polnsscher Genosse Abgeordneter Szieitzienski.

/pHinkemann. ErstaoffShnmg in der VollstShne. Ernst T osker» anklagend« Tragödie gggen Krieg und Lieib- losigkeitH i n k e m o n n", von Toller selbst und Ernst Lönn er inszeniert, erweckte in der Volksbühne lebhaften Wiederhall Im eindrucksvollen ersten Teil ertönt« mehrfach Beifall auf offener Szene. Am Schluß wurden der Darsteller de» Hinkemann, Heinrich G e seg«, und ver Antor gerufen.,<i»r.

Wilhelm macht Reklame für piscator. Gerichtsverfügung gegen die?iasputin"-AufführvnA. In Lause des gestrigen Nachmittags wurde der Piscator- bühnc«ine einstweilige Verfügung des Landgerichts I zugestellt, die auf Antrag des Exkaisers Piscator verbietet, den früheren Kaiser auf die Bühne zu bringen. Als Gründe gibt der Beschluß an: Der Antrag auf einstweilige Verfügung wendet sich gegen ein« Szene des Stückes, in der der Antragsteller gleichzeitig Mit dem früheren Kaiser Franz Josef und dem Zaren Nikolaus II. handelnd austritt. Die Mitglieder des Gerichts hoben am 23. November 1327 der Aufführung beigewohnt und dabei folgenden Eindruck gewonnen: Die Maske, unter der der Antragsteller vorgeführt wird, ist un- verkennbar, der Antragsteller wird mit den beiden genannten Kaisern in Verbindung gebracht. Die Wort«, die der Autor sie sprecheu läßt, bewegen sich in entsprechenden Gedankengängen, in denen der srühexe Kaiser Franz Joses als völliger Trottel und der- Zar Nikolaus als bigotter und charakterloser Dummkopf hingestellt werden, und drängen die Aufossung aus, daß auch d-r Antra aste ll-r ebenso charakterisiert werden soll." Dieser Beschluß, der also eigentlich nicht an der Charakterisie­rung und dem Auftreten Wilhelms II. selbst Anstoß nimmt, sondern nur daran, daß Wilhelm mit den anderen beiden Monarchen in Beziehung gebracht wird, bat die Piscatorbühne veranlaßt, bis zur Erledigung ihres Einspruchs gegen diese einstweilig« Verfügung den Monolog Wilbelms ausfallen zu lassen, wäh­rend die Monologe von Franz Josef und?tikolaus in dieser Szene weiter gehalten werden. An Stelle Wilhelms trat Leo L a n i a auf. verlas die wesenllichsteii Punkte der einstweiligen Verfügung, erklärte, daß der beanstandete Monolog Wilhelms ebenso aychentisch und aus Grundlagen historischer Roden zusamwengestellt sei, wie die Redön der beiden anderen Kaiser und überließ es dem Publikum. zu entscheiden, ob diese Szene als Karikatur oder als Wiedergabe historischer Geschehnisse betrachtet werden könne. Dos Publikum, das das Theater bis auf den letzten Platz füllte, quittierte die 'Lösung der Piscatorbühne mit stürmischen, Beifall»nd die Sätze der einstweiligen Verfügung, die aus die Beziehung Wilhelms zu den anderen Monarchen hinweisen, mit starkem Gelächter.

Kommunisten unieremander. Die linken Ä o m m u n i st c n hallen Freitag abend im Ledigenheim, Pappelallee,«ine Kundgebung einberufen, in der Ruth Fischer sprach. Die Versammlung sollte um 8 Uhr be­ginnen, schon um 5 Uhr war der Saal bis zum letzten Platz bcselst. Von 5 bis 8 Uhr tobte ein unerbittlicher Kampf um den Zu- tritt zu dem Saal. Die linken Kommunisten Netzen durch Polizei den Saal sperreu. Die Versammlung selbst verlief etwas stür- misch. Es kmn verschiedene Male zu Schlägereien, bei denen Parteikommunisten an die Lust gesetzt wurden. Die Versammlung ergab das eine: die Diskussion zwischen beiden Gruppen wird nicht mehr sachlich geführt, beschränkt sich auf persön- liche Gehässigkeit. Bei der sehr lebhaften Diskussion, die sich ungefähr vier Stunden hinzog, kam es zu Tumullszenen in der Versammlung. Mehrmol» schlugen sich beide Gruppen. Aufsallend war, daß die Hälfte der Ver- sammlungsteilnehmer rote Binden trugen und nach Aussoge von Schalem zu den Slotzlruvp» der linken Kommunisten gehören, die jede Sprengung der Vcrsammliing verhindern würde. Daß sie gut zuschlagen konnten, bewiesen diese Ordner recht oft. Im ganzen war die Versammlung ein jämmerliches Bild der.einzigen Arbeit-r- Partei". Die Abstimmung aus Versehen! Auf unsere gestrige Feststellung hin gab Herr Abg. T o r g l e r in der Reichstagesitzung vom Freitag die Erklärung ob. daß die toin- nmnisttsch« Fraktion au» Versehen nicht gegen den deutsch - französischen Handelsvertrog gestimmt hat. Merkwürdig: Sechzehn von den übriggebliebenen 30 Moskauer Kommunisten saßen auf ihren Plätzen keiner hat etwas ge­merkt. als mau sich her Abstimmung euthiett. Merkwürdig: die völ­kischen Abgeordneten und die Winschoslsparin stimmten, wie sie es ongeküudigt, gegen das Gesetz, die Kommunisten aber haben nichts gemerkt. Wie tief muß ihr Schlaf gewesen sein!