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Wenn im Monatsdurchschnitt des Kalenderjahres 1928| 125 Millionen Mark an Lohnsteuer aufkommen, so beträgt der Jahresertrag 1500 Millionen. Senft man den Steuersatz um 1 Proz.= 150 Millionen, so verbleibt ein Jahresertrag von 1350 Millionen statt der gesetzlich zulässigen 1200 Mil­

lionen.

Die Pläne der Rechtsparteien bedeuten also, daß die am schlechtesten bezahlten Lohn- und Gehaltsempfänger die geringste Ermäßigung der Lohnsteuerbelastung erhalten, und daß aus der Gesamtheit der Lohn- und Gehaltsempfänger mindestens 150 Millionen Mart jährlich herausgepreßt werden sollen als das Gefeß vorschreibt. Es scheint aber nicht einmal die Absicht zu sein, diese unerwartete Mehreinnahme für soziale 3mede zu verwenden eder dem Fiskus zu erhalten. Nein, mit ihrer Hilfe soll eine

Ermäßigung der Steuerlasten der besigen den ung leistungsfähigen Schichten durchgeführt werden. Man plant die Senkung des Einkommen steuertarifs für mittlere und hohe Einkommen, wodurch 3. B. einem Steuerpflichtigen mit einem Einkommen von 100.000 Marf wahrscheinlich ebenso viel Steuern erlassen werden, wie ein schlecht bezahlter Arbeiter im ganzen Jahre verdient. Und diese Ermäßigung der Einkommensteuer foll allen Beranlagungspflichtigen gewährt werden mit Ausnahme der ganz wenigen Großfapitalisten, die den Höchftsteuersatz erreichen! Außerdem ist geplant, die 41 Millionen Mark Vermögenssteuer, die im Jahre 1926 nicht gezahlt worden sind und zu deren Nach erhebung man gesetzlich verpflichtet ist, einfach zu streichen!

bab bie Regier

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Bir können uns nicht vorstellen, daß die Regierungs­parteien glauben sollten, daß eine solche Steuerpolitik ohne heftige politische Kämpfe verwirklicht werden fann. beharri man auf den bisherigen Absichten, dann wird auch der legte Staatsbürger einsehen, daß Rechts blod gleich: bedeutend ist mit Besiz bürgerblod, daß man die

Lammsgeduld der Massen, auf denen in erster Linie die Steuerlasten ruhen, auf das Gröblichste mißbraucht Die Sozialdemokratie warnt vor dem Versuch, diese Pläne zu verwirklichen. Der sozialdemokratische Antrag auf Erhöhung des lohnsteuerfreien Betrages um 40 Mart knüpft an das geltende Recht an, er steht in Uebereinstimmung mit der finanziellen Lage des Reiches und ist erforderlich, um die feit Anfang 1926 dauernd gestiegene Steuerbelastung der Lohn- und Gehaltsempfänger, auf das alte Maß herabzudrücken. Die Sozialdemokratie wird deshalb in Gewißheit der Unter­ftübung durch die große Masse der Lohn- und Gehalts­empfänger ihre fachlich berechtigte und finanziell erfüllbare Forderung mit allen Kräften zu verwirklichen suchen.

Hoffnungsloser Fall.

Kommunistische Moral.

Bor Gerichi hat der verantwortliche Redakteur ber ,, Roten Fahne" folgende Erklärung mit abgegeben:

Soften für ihre Anwälte und Zeugen zu übernehmen. Der Prozeß| ffellt also durchaus teine Ehrenerklärung für die Schlichting und Klebe dar.

Die Burschen, die beauftragt sind, die kommunistischen  Spalten zu füllen, wiederholen also den verleum derischen Bormurf, den sie vor Gericht soeben zurüd genommen hatten!

Bon der einfachen Anstandspflicht, nach solchem Aus­gang des Gerichtsverfahrens wenigstens zu schweigen, ist bei den Kommunisten nichts zu spüren. Die Gutmütigkeit, sich mit ihnen auf einen Bergleich einzulassen und die Kosten für die eigenen Rechtsberater zu übernehmen, war, wie der Fall zeigt, durchaus verfehlt.

Genoise Steintopf bradjie bei der Gruppe II nochmals die Frage der Ministerialzulage zur Sprache, ob sie beibehalten oder in des Gehalt eingebaut werden solle. Er und andere Abgeordnete miesſent darauf hin, daß diefe Frage für die beabsichtigte Berwaltungs­reform von höchster Bedeutung sei. Es herrsche darüber Einig tett, daß die große Zahl der jetzt den Ministerien obliegenden Auf gaben erheblich verirngert werden und ein großer Teil dieser Auf­gaben den Provinzialbehörden zugewiesen werden müsse. Das bedinge natürlich die Möglichkeit, bisherige Beamte des Mi­nifteriums in die Provinzbehörden herauszuverlegen. Wird nun die Zulage eingebaut, dann würde es unmöglich werden, eine solche herausversehung von Beamten vorzunehmen und die Miniſterien abzubauen. Die Verwaltungsreform würde dann bezüglich der Mi­nifterien auf einen toten Punkt ankommen. Der Ausschuß beschloß, die Frage erst in der zweiten Lesung gründlich zu erörtern und einer

Auch Wirtschaftskreise gegen Schulgesetz gösung entgegenzuführen. Eine Kundgebung der Niederrheinischen   Handelskammer.

Duisburg  , 26. November.

Im Laufe der Beratung machte die Reichsregierung dann noch genauer Angaben über den Gesamtbesoldungsbedarf und die Mehrkosten anläßlich der in Aussicht stehenden Besoldungsneu­Bezeichnend für die wachsende Mißstimmung über das Schul regelung. Danach mendet 3. B. Breußen bisher für seine Beamten, gesetz ist die Tatsache, daß sich jetzt auch in führenden Wirtschafts- Angestellten und Ruhegehaltsempfänger fowie Hinterbliebenen einen freisen der Widerstand gegen die Vorlage des Rechtsblods zu Betrag von 1290 400 000 Mart auf. Ohne Berücksichtigung des in regen beginnt. Die Niederrheinische Industrie und Aussicht genommenen Abbaues der örtlichen Sonderzuschläge be­handelstammer faẞie in ihrer Bollversammlung am 25. No- ziffern die Mehrkosten der Besoldungsneuregelung auf Grund der vember zur Frage Reichsschulgesetz und Wirtschaft" folgende Ent- Regierungsvorschläge sich auf 210 Millionen. Für Bayern  schießung: find die entsprechenden Ziffern 345,3 Millionen und 54,4 millionen Mart, für Sachfen 192,4 Millionen und 34 Millionen Mart, für Bürttemberg 105 Millionen und 20 Millionen Mork, für Baden 108 Millionen und 16,5 Millionen Marf, für Hamburg   132,5 Mil­fionen und 34 Millionen Marf usw. Insgesamt beziffert sich ber bisherige Besoldungsbedarf der Länder auf 2 477 595 369 Mark, die Mehrkosten der Besoldungsneuregelung insgesamt auf 406 833 800 Mart.

Die Niederrheinische Industrie- und Handelskammer Duisburg Best ist der Ueberzeugung, daß eine der wichtigsten Boraussetzungen für die im vaterländischen Interesse notwendige Hilfeleistungen der deutschen   Wirtschaft die höchstmögliche Leistungsfähig teit der deutschen   Bottsschule ist. Diese wird durch den gegenwärtigen Reichsschulgefezentwurf in der von der Re gierung eingebrachten Faffung ernstlich bedroht. Die Haupt­gefahr liegt in der vorgesehenen Neuschaffung einer Fülle von fleinen und feinſten Schuleinheiten der verschiedenen urten durch- G und nebeneinander, bei denen vorab meiter ausreichende Sicherheiten Industriellenkonferenz im Leunawerf.

dafür fehlen, daß der im Entwurf von ihnen verlangte ge­ordnete Schulbetrieb nicht tatsächlich einen beträchtlichen Rückschritt in der Schufleistung bringen wird.

Die Kommer teilt die immer mehr um sich greifenden Be­fürchtungen, daß die Durchführung des Reichsschulgesetzes im Rahmen des Entwurfes einen oftenaufwand mit sich bringen wird, dessen Gesamthöhe ein bislang von Amts wegen auch noch nicht annähernd zu bezifferndes Ausmaß hat, das aber ohne 3weifel so erheblich ist, daß statt einer Ermäßigung der Steuer­laft eine weitere große und zwar dauernde Merbelastung ver­ursacht wird.

Die Kammer weiß sich mit den meitesten Kreisen der deutschen  Wirtschaft in der Forderung einig, daß der Entwurf nur Gesetz werden darf, wenn 1. die Aufrechterhaltung der heu tigen Boltsfulleistungen in ihrer weiteren Steigerungs­möglichkeit unter allen Unständen gewahrt und 2. das Ausmaß der einmaligen somie dauernden Kosten vorher ermittelt und in einer

der Notlage Deutschlands   entsprechenden engsten, nicht überschreit baren Grenze, festgesetzt wird.

Die Angeklagten ertiären: Durch die heutige Beweisaufnahme Verwaltungsreform in Frage gestellt.

haben wir uns davon überzeugt, daß wir die gegen Herrn Stadt­rat Schlichting und den Berbandsvorsitzenden, Herrn Klebe, er­hobenen Borwürfe nicht aufrechterhalten können. Wir nehmen fie deshalb zurück."

Das war am Freitag 13% Uhr. Am Sonn­abend morgen aber steht in der gleichen Roten Fahne", deren Redakteur diese Erklärung abgab, zu lesen:

Daß Schlichtung und Klebe perfönliche Vorteile aus der Preis­differenz gezogen haben, fonnte nicht bewiesen werden, des­halb hat sich der Genosse Gentsch zu einem Vergleich bereit­gefunden. Den Nebenklägern war die Erledigung durch einen Vergleich am meisten willkommen. Das beweist schon der Umstand, daß sie fich fo bereit willig verpflichteten, die

Tollers  , Hinkemann."

( Boltsbühne.)

Ernst Toller   hat die Komödie inlemann" vor fechs Jahren als Gefangener in der Festung Niederschönenfeld   geschrieben. Die unmenschliche Behandlung, die eine brutale Reaktion dem gefangenen Dichter zuteil werden ließ, hat offenbar in dem quälenden Vorwurf der Tragödie ihren Niederschlag gefunden. Nachdem eine sinnlose Kugel dem Arbeiter Hinkemann das Geschlecht entrissen hat, glaubt er sich der Lächerlichkeit preisgegeben. Er sehnt sich nach der Achtung feiner Kameraden, er sehnt sich vor allem nach der Liebe seiner Frau. Als ihn ein Schuft von Freund mit ihr betrügt, wird er an der Weltordnung irre. Hinkemann zerbricht an seinem traurigen Geschid. Toller hat den Glauben an die Menschheit nicht verloren. Der im Festungsgefängnis unwürdig gequälte Dichter hat den inte mann" mit feinem Herzblut geschrieben. Ein heißer Aufschrei zittert durch die Szenen: Seid gut zueinander, liebt euch!" An bem tragischen Einzelschicksal will er das Berbrechen und die Sinnlosigkeit des Krieges, die Zerrissenheit des Proletariats zeigen. Solange die Arbeiter unter sich nicht einig sind, solange sie die Liebe von Mensch zu Mensch nicht fennen, tann tein Parteiprogramm dem von der Not des Lebens bedrängten Arbeiter helfen.

Um dieses Drama der Liebe, das seine Uraufführung vor vier Jahren in Leipzig   erlebt hat, ist mancher Theaterstandal entbrannt. Man wirft dem Dichter Mangel an Schamgefühl vor und fämpft in Wahrheit gegen seine Gesinnung. Und die ist nicht einmal sozialistisch im engeren parteipolitischen Gefichtstreis. Toller zeichnet die Tragit eines Einzelschicksals. Sein infemann" quält sich mit unfrucht­baren Grübeleien. Trotz der tiefen und innigen Empfindung fehlt feinem Schicksal die Allgemeingültigkeit. Manche Gedanken, die von elementarer Bucht sein sollten, wirken ausgeflügelt. Hintemann" quält nicht nur sich selbst, er quält auch uns. Das Problem ist mit zu viel Sentimentalitäten belastet, um zu einem sozialistischen  Problem zu werden. Der getretene Proletarier mill fein Mitleid. Die Bollsbühne am Bülowplay" hat sich für die Inszenierung Ernst Toller   selbst und den jungen Biscatorfchüler Lönner ver­fchrieben. Rüdfichtslos haben sie am Buch gestrichen, fehr zum Bor teil des Ganzen. Manche Szenen, die das förperliche Mißgeschick Hinfemanns über Gebühr in den Bordergrund rüden und den Blid ins Beite, die Ausdehnung ins Allgemeingültige verhindern würden, Find glücklicherweise weggefallen. Hintemanns Traumbild, in dem ihm die Kälte, Oberflächlichkeit und Fraßenhaftigfelt der Umwelt zur graufigen Erkenntnis wird, findet in der Aufführung erlebnisstarfen gespenstisch geisternden Ausdruck. Hier merkt man Biscators Einfluß, Das Eintromm.In bildhafter Eindrüde. Edward Suhrs Bühnen­bilder malen die ganze Troftlosigkeit der großstädtischen Steinwüste, in der der heutige Proletarier begraben ist.

Fußangeln der Besoldungsreform des Rechtsblocks.

In der heutigen Sigung des Ausschulfes für den Reichshaushalt über die Besoldungsreform wurden zunächst unter Zurüd ftellung aller Abstimmungen die Gruppen III und II beraten. Gruppe III enthält Gehaltssäge von 4500 bis 7800 Mart und umfaßt in der Hauptsache die Kategorie der Regierungsräte, der Re­gierungschemiker, der Marineoberstabszahlmeister, der Bostamt männer uso. Besoldungsgruppe II beginnt mit dem Gehaltssak von 4800 Mart, ansteigend bis auf 9600 Mart. In diese Gruppe sind eingestuft u. a. die Ministerialamtmänner, Zollräte, Steuer­räte, Bosträte, Ministerialbureaudirettoren, Bibliothefare, Pfarrer beim Heer und der Marine, Oberregierungsräte uso.

Heinrich Georges Hinfemann ist eine außerordentliche Leistung. Er spricht die Sprache des großen hilflosen Kindes. In feinem flehentlichen Blid liegt das Beh des armen gepeinigten Geschöpfs. Seine ausfahrenden, edigen Geften find verzweifelter Ausdruck der Hoffnungslosigkeit. Am ergreifendsten ist er in dar Wirtshausfzene, in der er feine eigene Tragödie erzählt, die er aus Echam als das Schidfal feines Freundes ausgibt. Er ftodi babei, er fucht nach Worten, wird dann wärmer und wärmer und offenbart eine Innerlichkeit und Innigkeit, die bis ins Marf trifft. Helene Weigel   als Frau Hinkemann   gibt eine harte, vom Leben zer­mürbte Arbeiterfrau und Friz Staudte einen geschäftigen Partei­funktionär. Der Beifall war eindringlich, und George, Toller und Lönner wurden lebhaft gerufen. Ernst Degner.

Komödie: Die Ehe von Welt. Der Titel diefer englischen Che. fomödie flingt an Hogarth an. Aber die Satire ist im modernen Gesellschaftsftüd, das die Obertiaffe unterhalten, aber nicht standali. fieren will, nicht mehr angebracht, und Noel Comard, betrieb famer Schauspieler und Stückeschreiber, mill uns amifieren. Beider gelingt ihm das nicht nach Erwartung( fein Weekend" kam dem Biel   näher). Es versteht sich am Rande, daß ein bourgeoiser Komödienschreiber der hochfapitalistischen Phase den zum Gesell­schaftssport gewordenen Ghebruch nicht mehr pathetisch nehmen, daß er ihn nicht, wie einst die Franzosen  , als Menschenrecht der Frau perherrlichen kann. Aber daß er jo wenig Wig und Geist aufbringt, wird ihm nicht derziehen. Die traditionelle Langeweile der guten Gesellschaft erträgt man nicht, mag der Alltagstratsch noch so echt nachgemacht sein. Das Beste am Stüd ist nicht der Dialog, der nur ganz felten aufblikt, sondern das fast stumme Vor- und Nachspiel. Dort ist der Ehemann, hier die Ehefrau Zeuge einer Untreue des andern. Der Mann ist dazwischen Philosoph, der den Seitensprüngen feiner Frau ruhig zuschaut, da er nichts daran zu ändern vermag und feinen Scheidungsstandal will. Immerhin nimmt er schließlich dieselben Freiheiten für sich in Anspruch, die er ihr gewähren muß. Eine fast tomische Rolle spielt sein Jugendfreund, der der leicht finnigen Frau ins Gewissen reden will und dabei ihr selber unter­liegt. Sein Befennermut findet überall nur ironische Ablehnung. Grete Mosheim   rettete halbwegs den Abend durch die natur hafte Sicherheit und naive Selbstverständlichkeit, mit der sie das vagabondierende Weibchen hinstellte. Um fie die beiden Männer: Baul Otto, der Mann von Welt und Johannes Riemann  , der etmas täppische Moralprediger, eine perſpätete abfenfigur. Den hysterischen Typ der Frau gibt die Ebinger, den fameradschaft lichen Ludmilla Hell beide höchft charakteristisch. R. H. D. lichen Ludmilla Hell

Bortrag des Graphologen Schermann. Ein ausverfaufter Saal. Eine vor Erregung unruhige Menge Das Geheimnis zu füften, was jeden Charakter umschließt, übt einen starten Reiz aus. Aber an einer Schriftprobe die verräterische Fußangel des Schickjals. Der Schermann fagt nicht, wie es gemacht wird, nur hie und da zeigt er da wollte sich erhängen. Angeblicher Bemeis: der Buchstabe B, der wie eine Fliege gebildet ist. Oder dieser energische Strich verrät, daß der Schreiber etwas anderes anstrebt, als er sich und anderen

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Ein merkwürdiges Dementi der Reichsbant.

Am letzten Donnerstag hat der Borwärts" von einer Zu­fammenkunft des Reichsbankpräsidenten mit Führern der babe der Reichsbankpräsident Dr. Schacht ein Referat gehalten und Schwerindustrie in Leuna   berichtet. Auf dieser Besprechung bei der nachfolgenden Diskuffion hätten die Vertreter der Schwer­

industrie darüber geklagt, daß die bevorzugte Stellung der Geo meinden und öffentlichen Werke auf den ausländischen Kapitalmärkten die Finanzierung der Schmerindustrie unporteilhaft beeinfluffe. Dr. Schacht habe sich in unmißverständlicher Weise gegen die Betätigung der öffentlichen Hand aus­gesprochen. Diese Besprechung fei der Deffentlichkeit verborgen ge­

blieben.

Ueberraschend schnell, unmittelbar nach unserer Mitteilung, hat die Reichsbank diese Borgänge bementiert. Die Reichsbant teilte mit: Der Präsident sowie der Vizepräsident des Reichsbanf­birektoriums haben auf Einladung der IG.- Farben unlängst an einer Besichtigung der Leunaer Werte teilgenommen. Alle an diese Besichtigung gefnüpften Bermutungen des Borwärts" find leere Kombinationen."

Wir haben das Dementi des Reichsbankpräsidenten loyalermeise fofort bekannt gegeben, obwohl mir uns lebhaft munderten, daß unfere forgfältig überlegten und formulierten Feststellungen so auf­fallend schnell der Dementiermaschine gegenübergestellt wurden. Wir stellen heute fest, daß die von uns geschilderten Bor­gänge richtig sind und daß wir von unseren Dartegungen nichts zurüdzunehmen haben.

Es müßte ein merkwürdiger Zufall sein, daß die Besichtigung der Leuna  - Werke zugleich auch eine Besichtigung der kompetentesten Führer der deutschen   Elektro, Montan und Chemieindustrie bedeutet. Das müßte nämlich der Fall fein, wenn es sich bei unseren Feststellungen nur um leere Kom­binationen handeln soll, wie es das Dementi des Reichsbankpräſi­denten will.

einredet. Schön, das können auch andere Graphoiogen heraustriegen. Bas Schermanns eigene Domäne zu sein scheint und was er in end­loser Wiederholung an projizierten Zeitungsausschnitten und An­erkennungsschreiben darzutun fucht, ist die Berbindung von Telepathie und Graphologie. Hier endet die fritische Nachprüfung, hier beginnt der Glaube. So behauptet er, einen ihn vorgelegien Brief mit der haben. Der Betreffende mar eine turze Zeit zuvor im Auto ver ihm eigenen Gemütsruhe als ben eines Toten zurüdgemiesen zu unglückt, während die Familie ihn noch am Leben wähnte. Oder er rät einem jungen Mann davon ab, ein Flugzeug zu besteigen, da er in seiner Schrift ein brennendes Flugzeug refehen habe. Der junge Mann fährt mit dem Schiff, und das Flugzeug verbrennt ohne ihn tatsächlich. So behauptet Schermann, so erzählen es seine erregten Anhänger nach. Da wir in einer Zeit leben, wo die einen den mystischen Schauer ebenfo braudjen, mie andere etma Rofain und Morphium, fo ist der Erfolg berartiger Bumberangaben groß. Dennoch mischten sich in den Beifall, bar für den gemis hervors ragenden Schriftbenter seine Berechtigung hatte, vielfach Rund­B. G. gebungen des entschiedenen Misfallens.

Das Karwendelgebiet als Naturschuhpart. Dem Tiroler Bandiag liegt gegenwärtig ein Gefeßentwurf vor, durch den das Karmendel gebiet zu einem Naturschußpart der Alpenländer erklärt werden soll. Die Grenze sollen im Westen die Hochebene von Seefeld- Scharniß, im Norden die bayerische   Grenze, im Often das Achfeegebiet, im Süden der Gebirgskamm der Inntaler Nordkette sein. Dies wäre der größte Naturschutzpart, der bisher in Europa   besteht.

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Erstaufführengen der Woche. Sonntag Strolloper: Der Stuẞ". Donnerstag Berliner   Theater: Knock- out". Kammerspiele: Brong- Expreß. Ballnertheater: Knappe". Sonnabend Theater am Surfürstendamm: Chëri.

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Die Bolfsbühne bereitet als nächste Neuinszenierung Brechts Mann ift Mann im Theater am Bülowplay vor. Die Regie übernahm mit Erlaubnis der Intendang des Staatstheaters Erich Engel  .

Borträge. Heber die Forschungsfahrt des Meteor und über ihre Bedeutung für das Deutschtum spricht der Expeditionsleiter Spieß Dienstag, 8 Uhr, im Institut für Meeresfunde.

Die Theateraufführungen am Totenfonntag in Berlin   baben bei den Dentichnationalen des Landtags Unstoß erregt. Sie reagieren mit einer fieinen Anfrage von wegen 2oderung ber alien griftlichen Sitte.

beater ein vierteiliges Zangwerf Spiralen"( Mujit von Adda Ruth Allerhand bringt am 27., 12 16r, im Renaissance. einflen) aur dufführung­

Juftigeat Difior Fraenfi ibricht am 27., 11 br, im Ihambra dino, derftrage 136, über Duund das ier"; nach ibm   ibiicht Ster Soriststeller Unth an über Biniseftion im Hörsaal. November in Defferrel, ein Drama des Berliner   Schauspielers Richard Duiginity, wird zu Anfang des fomment en Jahres im Renaissance- Theater aufgeführt.

Jn aller Stille. Das Bronzebenkmal Friedrich II, das vor dem Kriege Ginfluß der Kriegsftimmung entfernt worden war, tft gestern an der alten vor der Kriegsafademic in Baibington errichtet, dann aber unter dem Stelle wieder in aller Stille aufgerichtet worden.