Buchhändler als„ Hochverräter".
Ein Jahr Jeffung für eine Gesinnung!
Leipzig . 25. November.( Eigenbericht.) Am Freitag ging nor dem Niedner- Senat des Reichsgerichts nach fünftägiger Berhandlung der Hochverratsprozeß gegen den Buchhändler und Geschäftsführer Paul 3obel aus Berlin- Pankow zu Ende. 3obel war wegen Borbereitung zum Hochperrat und Republifschutzvergehen angeflagt. Er soll als Angestellter der Vereinigung der Internationalen Berlagsanstalten in Berlin kommunistische Literatur, die vom Oberreichs: anwalt wegen hochperräterischen Inhalts verboten war, weiter vertrieben haben. Der Angeklagte entschuldigte sich damit, daß er von dem Inhalt der meisten Schriften gar feine Kenntnis genommen habe und deshalb auch nicht wissen fonnte, daß fie republiffeindliche Tendenzen verfolgen.
Das Gericht schenkte 3obel aber feinen Glauben. Es verurteilte ihn wegen Bergehens nach§§ 7 und 8 des Republik schutzgesetzes und„ Beihilfe zum Hochverrat" entsprechend dem Antrag des Reichsanwalts zu einem Jahr Festungshaft und 300 Mark Geldstrafe
Bei der Verkündung nahm der Senatsvorsitzende Anlaß, die Kritik der Deffentlichkeit an den Literaturpro 3effen zurüdzuweisen, da es sich, wie die Fälle bisher gelegen hätten, nicht um hohe künstlerische Werte, sondern um Schriften handele, die lediglich den Hochverrat vorbereiten jollten.
sault ad
Wir haben wiederholt über die religiöse Sette des Herrn Beißenberg berichtet, der vorgibt, Bunder vollführen, Kranke heilen und Tote zu neuem Leben erwecken zu können, und wir haben folcher Unfug haben kann, zeigen sich besonders schroff an einem das Treiben dieses Mannes scharf gegeißelt. Die Folgen, die ein Fall, der sich seit einigen Tagen in Potsdam abspielt.
In dem Hause Jägerstr. 10 verstarb am Donnerstag, morgens gegen 8 Uhr, der 56jährige Grünfram- und Lebensmittelhändler Louis Rode nach zehnwöchigem schweren Krantenlager an Magenkrebs . Der Arzt stellte den Totenschein aus und vermerkte, mit Rücksicht darauf, daß das Sterbezimmer unmittel= bar neben dem Verkaufstaden liegt, folle der Tote aus ber engen Behausung noch am Donnerstag fortgefchafft merden. Statt dessen läßt aber die Witwe die Leiche durch einen Bruder der Weißenbergfekte durch Auflegung von heißen Badungen erwärmen, da der Weißenbergbruder und die Witwe des Verstorbenen nicht an den eingetretenen Tod glauben wollen. Heute früh ist die mitme mit einem Weißenbergbruder nach Berlin gefahren, um das Oberhaupt der Sette, das in Berlin , Gleimſtr. 42, wohnt, an das Totenbett zu rufen. Inzwischen haben die empörten Hausbewohner die Polizei benachrichtigt, und diese ist inzwischen in der Wohnung eingetroffen und wartet nun noch pietätvoller Weise bis 12 Uhr mittags auf die Rückkehr der Witme, um dann den Toten unter Beistand der Polizei auf dem Hause entfernen zu lassen.
Bewegte Szenen im Nordexpreß. Wendung im Fall Bleichröder- Herschel.- Die Jagd nach dem entführten Rinde.
Diese Begründung und diese Ablehnung einer Kritik an den reichsgerichtlichen Weisheiten muten um so unwahrscheinlicher an, als erft nor wenigen Tagen die Einstellungsbegründung in Sachen Claß befannt gemorden ist. In dieser wurde die Butschiften gafinnung, wenn sie von rechts stammt, ausdrüdlich als erlaubt erflärt, wenn fie nur auf den Artikel 48 ber Berfassung sich beruft. Die kommunistische Gesinnung macht aber jeben Buchhändler verdächtig, eventuell" möglicherweise unter Umständen irgendwann einmal Hochperrat vorbereiten zu wollen. Der Fall Bleichröder Herschel hat eine neue Benbung Kommunistische Gefinnung fostet ein Jahr genommen. Noch bevor sein Schwager Edgar v. Bleichröder in Festung und 300 Mart Geldstrafe. Claß Gesinnung Tresden aus der Haft entlassen war, hatte sich der Bater des enthingegen ift gänglich fostenlos. führten Kindes, der Kaufmann Herschel, in Begleitung eines Detektivs nach Paris begeben. Herschel brachte in Erfahrung, daß feine Gattin mit dem Kind in einem Billenvorort von Paris wohnte. Bevor er aber den Versuch machen fonnte, sich seines Sohnes zu bemächtigen, tam ihm ein Zufall zu Hilfe. Frau Herschel hatte inzwischen die Nachricht von der Verhaftung ihres Bruders erhalten. In ihrer Angst um den Bruder beschloß sie nun, thr Kind mit der Erzieherin nach Deutschland zurüdzusenden.
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Der Reichsstädtebund protestiert.
Berwahrung gegen den Vorwurf der Berschwendung.
Der Gesamtvorstand des Reichsstädtebundes hot am heutigen Tage folgende einstimmige Entfchließung gefaßt:
Es ist unverantwortlich, daß in der Deffentlichkeit, auch von amtlichen Stellen, miederholt Borwürfe gegen die Ausgaben- und Anleihewirtschaft der Gemeinden im allgemeinen erhoben werden, die geeignet sind, die Finanzwirtschaft aller Gemeinden im Inlande und Auslande m Mißtrebit zu bringen. Der Gesamtim Namen tretenen mittleren with fleinen Deutschen Stable berartige, perall:
gemeinernde Borwürfe als völlig unberechtigt zurüd. Diese Städic, denen die Mittel zu vielen notwendigen Ausgaben fehlen, haben bereits seit längerer Zeit ihre Ausgaben auf das äußerste eingeschränkt und find an den Auslandsanleihen nur bei den Sammelanleihen der Girozentrale mit geringen Anteilen beteiligt. Daß diese Anleihemittel ausschließlich für produktive 3 we de bestimmt waren, ist durch die Genehmigung der Beratungsstelle, welcher auch der Herr Reichsbanfpräsident angehört, ausbrüdlich anerkannt. Glauben amtliche oder sonstige Stellen etwaige Einzelvorkommnisse öffentlich beanstanden zu müssen, so erwartet Der Reichsstädtebund, daß fünftig loyalerweise diese Einzel fälle genannt und nicht unzulässig verallgemeinert werden, was für die Gesamtheit der Gemeinden unerträglich ist.
Gegen wirtschaftliche Nebenregierung. Der Deutsche Landgemeindetag hat in mehrfachen eingehenden Beratungen zu dem Steuervereinheitlichungsgesetzentwurf Stellung genommen. Er stimmt der Regierungsvorlage grundfäßlich zu, weil auch er die Notwendigkeit der Bereinfachung des Steuermejens und der Vergleichbarkeit der Steuerbelastung in den einzelnen Ländern und ihren Gemeinden ohne weiteres anerkannt,
Trog der Bejahung dieser Grundtendenz muß aber eine 31 meiigehende Beschränkung der Gemeinden bei der Beanfpruchung und Berwaltung der Realsteuern vermieden werden. Der Deutsche Landgemeindetag fordert eine baldige Abänderung des Reichsfinanzausgleichs, durch welche den Gemeinden ein erhöhter Anteil an den Reichssteuern gewährt werden muß. Aus den weiteren Forderungen des Deutschen Landgemeindetages ist noch die Heranziehung der freien Berufe zur Gewerbesteuer
hervorzuheben.
Dit befonberem Nachdrud spricht fich der Deutsche Land gemeindetag gegen die reisgefegliche Berauferung bes Anhörungsrechtes der amtlichen Wirtschafts Dertretungen aus. Es erscheint nicht angängig und steht auch im Widerspruch zu der Berfoffung, daß den Ge meindepartamenten eine wirtschaftliche Neben. regierung zur Seite gestellt wird, die nach außen hin feine Berantwortung zu tragen hat.
Die Studienkommission genehmigt.
Einstimmiger Unterhaus Beschluß. us Condon, 26. November. Der Unterstaatssekretär für Indien beantragte im Unterhaus Sie Ernennung eines Untersuchungsausschusses für die Aenderung der indischen Berfassung zu genehmigen. Macdonald äußerte, die Arbeiterpartei sei für die betreffenden Borschläge nicht verant mortlich. Baldwin erklärte, die Regierung betrachte den Plan els wirksam für die Lösung der Berfaffungsfrage Indiens . Die Regierung münsche die Meinung aller Leute zu hören, ble guten Willens felen, ob Briten , ob Inder. Das Haus nahm den Antrag einstimmig an.
Sigarrenarbeiterftreif und gegenseitige Hilfe. Der Gebante, bab fich, im Augenblid größter Rat das Braletariat nicht nur auf gefe geberische und materielle Hilfe verläßt, fondern auch ben Berfud zu unmittelbarer gegenfeitiger attiver Hilfe magt, ist zwar nicht neu, aber praktisch noch viel zu wenig in Uebung. Unser Genoffe B. Gödden. Berlin N, Brunnenstr. 157, macht den Anfang. Er erklärt fich bereit, einen 9 bis 12 Jahre alten Sohn eines ausgesperrten Bigarrenarbeiters für die Dauer des Streits unent gelilidh in Pflege zu nehmen. Wenn dem Beispiel Nachfolge erwächst, wird manchem armen Zigarrenarbeitertind doch noch ein fröhliches Beihnachtsfeft bereitet werden,
Am Freitag mittag brachte Frau Herschel ihr Kind und die Er zieherin zum Norderpreß. Sie hatte teine Anhnung, daß ihr Gatte ihr in einem zmeilen Kraftwagen gefolgt mar. Auf dem Bahnhof selbst hielten sich Herschel und der Detektiv bis turz vor der Abfahrt zurück. Die Mutter hatte sich gerade von ihrem Kinde verabschiedet, als sie zu ihrem Schreden foh, daß ihr Mann im Augenblid, als das Signal der Abfahrt gegeben wurde, mit feinem Begleiter in den 3ug( prang,
Im Zuge felbft beschränfte sich Herschel zunächst darauf, das Abteil, in dem sich sein Kind befand, zu überwachen. Aus recht lichen Gründen machte Herschel auf franzöfifchem und belgischem Boden feinen Versuch, sich seines Sohnes zu bemächtigen. Erft als bei Herbesthaf die deutsche Grenze erreicht war, eröffnete er der Erzieherin, daß fie nunmehr mit dem Kleinen ihm zu folgen habe. Die Erzieherin lieferte dem Bater das Kind aus.
Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft Dresden Frau Herschel freies Geleit zugesichert, so daß sie wahrscheinlich in den nächsten Tagen nach Deutschland zurückkehren wird. Bielleicht wird bis zu ihrem Eintreffen auch bereits eine Entscheidung des Vormundschaftsoerichts über den Antrag, das Kind vorläufig der Ob hutber Mutter zu überfaffen, ergangen sein. Im Augenblick ist jedenfalls der kleine Alfred wieder bei seinem Vater.
Auto gegen Straßenbahu.
In der vergangenen Nacht stießen an der Kreuzung der Blüger und Bärwaldstraße ein Brivatouto und ein Straßenbahnwagen der Linie 41 zufammen. Der Kraftwagen wurde nan feinem Befiger, dem 35jährigen Fabrikanten Georg Schulz aus der Weserstraße 91 in Neuföün geführt. Infolge des Sufammenstoßes erlitten fünf Bersonen mehr oder weniger erhebliche Verlegungen, die ihre lleberführung in das UrbanKrankenhaus notwendig machten. Es find verlegt: der Fabritant Georg Schulz, der 24jährige Angestellte Ermin Gabbert aus der Bergstraße 27 in Neukölln, Frau Martha Pren aus der Culmstraße 26, der 25jährige Kaufmann August Raddatz aus der Bergstraße 30 in Neukölln und die 44jährige Elise Liedel aus der Möckernstraße 71 Schulz und Raddah mußten im UrbanKrankenhaus verbleiben. Die Art der Verlegungen konnte noch nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Gabbert, Frau Bren und Fräulein Liedel fonnten nach Anlegung von Notverbänden in ihre Wohnungen gebracht werden. Fräulein Liedef und Frau Bren baben Glas folitterberlegungen, Gabbert hat Arniquetionngen dapongetragen. Fräulein Liebel und Frau Prey waren Fahraäfte der Straßen bahn, die übrigen Infaffen des Autos, das vollständig zertrümmert Nach den bisherigen polizeilichen Feststellungen soll die Schuld den Kraftwagenführer treffen. Auch der Straßenbahnwagen ist schwer beschädigt und mußte aus dem Betrieb gezogen werden. Auf dem Wege zum Einheitsftaat.
Man schreibt uns: Daß nicht nur die großen politischen und wirtschaftlichen Gefichtspunkte, sondern auch die Bedürfnisse einzelner Berufe uns zwangsläufig auf den Weg zum Einheitsstaate bzw. zur Bereinheitlichung unserer in Reichs- und Landesrecht zersplitterten Gesetzgebung führen, zeigte ein Vortrag, den Ernst Urban kürzlich in der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft in Beriin gehalten hat. In dem Vortrage, in dem die bedenkliche Zerrissenheit unserer Arzneimittelgefebgebung und die Notwendigkeit einer einheitlichen Gestaltung im Deutschen Reiche nachgewiesen wurde, machte der Redner u. a. folgende Feststellung: Geit Anfang 1920, also in acht Jahren, find im Deutschen Reiche auf dem Gebiete des Arzneimittelwesens nicht weniger als 67 Serien gleichlautender, auf einem einheitlichen Muster beruhender I andes: rechtlicher Verordnungen zu verzeichnen. Die Ziffer bleibt an sich hinter der Wirklichkeit noch zurück, da dabei einzelne Materien nicht berücksichtigt find. 67 Serien bedeuten, da jede Serie zu ihrer Romplettierung 18 Einzelverordnungen erfordert, im ganzen 1206 folcher Einzelverordnungen in acht Jahren auf einem eng begrenzten Gebiete. Auch ein Beweis, welch eine Fülle non Leerlauf bei uns infolge der Schwerfälligkeit der Gefeßgebung geleiftet mird Denn bestünbe eine reichsgesehliche Ermächtigung zur Infraftsetzung folcher Maßnahmen durch Reichsverordnung, wie sie jetzt durch ein Reichsarzneimittelgajes geschaffen werden foll, dann wären ftail ber 1206 nur 67 Berordnungen nötig gewesen. Vorsicht vor Auswertungsverbänden.
Seit Ende September dieses Jahres sind in sehr vielen Zeis tungen des In- und Auslandes, besonders auch in fleineren Broving blättern Injerate perschiedener Berbände erschienen, die für ihre Mitglieder die zehnprozentige Aufwertung und Auszahlung der alten Reichsbantnoten in Aussicht stellten,
Unser Berichterstatter nahm Gelegenheit, bie Angehörigen des Rode zu sprechen Auf die Frage, weshalb die Leiche nicht fortgeschafft wurde, erklärte die Lochter des Verstorbenen, daß ihre Mutter vollständig unter dem Bann des Kaufmanns und Heilmagnetiseurs Helmuth Holz, Moltkestr 46 zu Botsdam, stände, der ein Weißenbergbruder sei. Er hat die Mutter dahin belehrt, daß der Tote durch die magnetischen Kräfte und durch starken Glauben mieder erwedt würde. Seit der Todesstunde meilt Holz am Totenbett und bestreicht die Leiche von oben bis unten. Noch jetzt liegt der Verstorbene in seinem Krankenbett bis zum Halse mit einem Federbett zugedeckt, trotzdem die 3erlegung bereits begonnen hat. Aus einem Türfenster des Lebensmittelgeschäftes fieht man in das Totenzimmer hinein. Weißenberg hat hier in Botsbam eine große Anhängerschaft, und jeden Dienstag läßt er Andachten durch seine Brüder im Alten Frig veranstalten. Bücher, die von Weißenberger ausgegeben werden, zeigen eine Hand von ihm, die angeblich Stigma mertmale aufweist.
Die Schuld an diesem unglaublichen Borfall trifft weniger Frau Rode als den Settierer Beißenberg, der mit unsinnigen Reden Menschen, die schon von Ratur trant oder überreist find, fanatisiert und verwirrt hat. Hoffentlich werden die Behörden gegen das wüste Treiben des Mannes mit allen Mitteln energisch ein. schreiten!
Begreiflicherweise haben die Inserate den von den Inserenten gewünschten Erfolg erzielt, da sehr zahlreiche Befizer von Borkriegsgeld die für die in Aussicht gestellte Auswertung unerläßliche Mit gliebichaft ermorben haben. Die Berbände denten fich das Berfahren fo, daß aus den Zinsgewinnen ber Mitgliederbeiträge und den zu zahlenben Gebühren Mittel für die Auszahlung genommen werden. Zahlreiche Interessenten haben inzwischen megen der Tätigtett biefer Berbände Strafanzeige erstattet, die von der Staatsanwaltsschaft II Berlin beim Bolizeipräsidium von der Dienststelle D 1 bearbeitet werden. Auch bei reeller Handhabung des beabsichtigten Aufmertungssystems fönnen nur sehr wenige Besitzer pon angemeldetem Borkriegsgeld darauf rechnen, in absehbarer Zeit bei der Auszahlung berücksichtigt zu werdens.
Der Kampf um den Mieterschuh.
Um alle Barteigenoffen, die am Mieterius intereffiert find, über die Borgänge im Bohmngsausfuß des Reichstags uitd die Haltung der sozialdemokratischen Fraktion zu unterrichten, sprach gestern in den Sophienjälen Genosse Reichstage. abgeordneter Lipinski über das Thema:„ Der Kampf um den Mieterichuz im Bohnungsausschuß des Reichstags." Die Stellung der Sozialdemokratie, so führte er aus, ist fler und eindeutig: Wir fämpfen mit allen Mitteln für die Aufrechterhaltung, ja für den Ausbau des Mietersduzes. Der Mieter als mirtschaftlich Schwächerer müsse gegen die Willkür und die Anmaßung des Hausbefizes geschützt werden. Dies sei besonders notwendig, solange bie noch immer bestehende Wohnungsnot wette Streise der Bevölkerung zwingt, sich mit Wohnungen zu begnügen, die deur hygienischen Anforderungen nicht entsprichen. Deshalb unterscheide fich die Haltung der sozialdemokratischen Vertreter im Wohnungsausschuß des Reichstages fchroff von der Einstellung der Schüßer des Haus befizes, der Deutschnationalen und vor allem der Wirtschaftsparteiler. Die Fortdauer ber gegenwärtigen Bindung der Raumwirtschaft fei unbedingt 3 vertagen, jedem weiteren Abbrödeln der Mieterschußbestimmungen werde die Bartei zu wehren suchen. Diesen Standpunkt hatten die Bertreter der Fraktion im Laufe der Verhandlungen immer fest perireten. Es sei flar, daß hierbei die wirtschaftlich Schwächsten, die Kriegs- und Sozialrentner, die Arbeitslosen usw., besonders berüdsichtigt werden müßten. In diesem Sinne habe sich die Sozialdemokratie bisher betätigt, und so werde sie es auch weiter halten!
Benesch, Masaryk und die Tschechoslowakei .
In den Räumen des Bundes Bereinigung freiheitlicher Blademifer, Albrechtstr. 11, sprach unter Borsitz von Professor Karl Stählin der Berliner Slavift Dr. Leopold Silberstein über das foeben in tschechischer Sprache erschienene Wert des Ministers Benesch über„ Der Weltfrieg und die tschechische Revolution"." Der Redner mog zunächst die Bersönlichtetien Don Majarnt, Beneich und ihrem verstorbenen Mitkämpfer Stefanit auf Grund des Bertes pinchologisch gegeneinander ab und verfolgte dann Beneschs Rolle bei der Schaffung des tschechoslamischen Etaates, indem er nachwies, daß dieser Staatsmann es stets ver standen hat, unbeirrt von allen Tagesströmungen ein weites, fast phantastisches Ziel im Auge zu behalten und daß die ungewöhnlich günstige Stellung der Tschechoslowakei vor allen anderen Nachfolgeftacten darauf beruhe, daß Majaryf und Benesch noch vor Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen die offizielle Anarienung eines Staates und einer Regierung, die auf ein Heer deftüst war, in schrittmeiser Arbeit hatten burchlesen fönnen. Den Schluß der Ausführungen bildeten Mitteilungen über Beneichs Standpunti zur Kriegsschulbfrage und zur Frage der Erfolgs- und Friebensousfichten während des Weltkrieges, die manches neue Moment brachten.
Ueber die Wahlrechtsreform wird Dberregierungsrat Dr, Riöder im Deutschen Republikanischen Reichsbund am Dienstag, den 29. p- Dember, abends 8 Uhr, im Saat des Demokratischen Klubhauses, Biftoriastraße 24, spredjen.
Wintersportreise des Desterreichisch- Deutschen Bolts bandes Der Defter reichisch- Deutsche Volksbund veranstaltet in der geit vom 7. bis 15. Samuge 1928 eine interiorireise nach Deutschösterreid. Die Stelle führt über München nach Rufftein, Sigbühel und Bell am See nach Salzburg. Bon bier erfolgt die Rüdreife über München nach Berlin. Ser Gesamtpreis beträgt 160.9. von Berlin bis Berlin, von München bis München 110.9 Brolpette fostenlos. Anmeldungen an den Dester
reichlich- Deutschen Bollsbund, Berlin 28 40, Kronprinzenufer 19.
Bolt und Zeit", unsere illustrierte Wochenschrift, und Der Kinderfreund" liegen der heutigen Postauflage bei.
Die Zuchthausrevolte niedergeschlagen.
Im Laufe des Freitags fonnte die große Mauberei im Zuchthaus von Folsom in Kalifornien nach Einfah starfer Truppenteile niedergeflagen merden. Die Auffiändischen ergaben fich bedingungslos nach einer adhyizehnstindigen Belagerung, nach dem der Gefängnisdirektor ihnen mitgeteilt hatte, baß er bas Go bände unter Waffer fezen laffen merde Sie Tieferten bie Baffen freiwillig ab und auch bie Barter, die sie als Geifeln behalten hatten, find unverlegt geblieben. Die Zahl der Toten beträgt insfamt neun, zwei weitere Berletzte liegen im Sterben.
Die große Eisenbahnlinie Lion- Marseille ist am Freitag burch einen Bergrutich in der Gegend von Serves auf einige hundert Meter Länge vollkommen verschüttet worden, so daß der gesamte 3ugverfehr unterbrochen wurde.