pauduse
Sonntag
27. November 1927
Unterhaltung und Wissen
Während der honette Bürger" der Weltstadt Berlin angesichts ber bevorstehenden Weihnachtstage mit zufriedener Miene und fattem Bauch seinen Kohlenfeller, feinen Obstboden und feine Wursttammer pifitiert und Pläne für fommende Weihnachtsfreuden schmiedet, erschauert unter den Brücken der Stadtbahn, qui den Bänken der Barts und in den Baraden der Berthöfe, Gleisanlagen und Schrebergärten das unterirdische Berlin ". Berirrte Menschen, qus dem jogenannien Abschaum der Weltstadt", aus der Provinz oder aus der Nord- unb Oftfeehäfen geschleudert. Ungeschickte Gesellen, die sich schämen, in die Obdachlosenasyle zu geben oder nichts davon wissen und num frierend um die Bahnhöfe und um die Spelunken schleichen.
Es werden ja nicht gerade 430 Personen sein, die hie Berliner Razzia auf das Elend" laut Bericht des Statistischen Amtes der Stadt Berlin in der Nacht vom 15. zum 16. Juni 1925„ ermittelt" hat.
Die Erhebung, deren Ergebnisse in dem Bericht verwertet merden, ist zur Ergänzung der Bevölkerungszählung erfolgt. Gine Stunde nach Schluß der Polizeistunde, die damals nody auf 12 Uhr festgelegt war, gingen 180 Polizist: n in Gruppen von 3 bis 5 Mann los und durchsuchten bis zum Beginn des Frühverkehrs gegen 6 Uh: morgens die Bahnhöfe, äffentlichen Anlagen, Straßen und Pläge nach solchen Bersonen, die in dieser Nacht tein Riffen unterm Kopi hatten. Dabei wurden alle gestellt, die nach gewissen äußeren Mertmalen obdachlos zu sein schienen.
Die Siftierung ging nicht immer ganz glatt vor sich; manche fträubten fich gegen die Gestellung: der von den Beamten genannte 3wed, eine allgemeine Boltszählung, mochte ihnen höchft gleichgültig sein, und viele befürchteten, wegen ständiger Obdachlosigkeit in Haft zu kommen. Im ganzen wurden 430 Personen aufgegriffen. Ein Teil von ihnen mag bom Quartiergeber, vielleicht aud) cs find 11 verheiratete Männer barunter! von der Ehefrau an die Luft gefeßt worden sein.( So vermutet der amitliche Bericht selbst.) Unter Dieser Personengruppe waren vier felbftänbig( ein Opernsänger, ein Kaufmann, ein Händler, ein Schloffermeister). 15 Angestelle, bar. unter ein Versicherungsinspektor, unb 75 Arbeiter. Dazu tamen yon Berufslojen ein Student und fieben Sittenmädchen im Alter von 22 bis 34 Jahren, Daß diesen auch ohne Wohnung und sonstiges Unterkommen in Berlin möglich ist, ihrem Gewerbe nachzugehen, geht daraus hervor, daß eine dieser Frauen in der Haushaltungsliste in der Spalte Wohnung" eintragen ließ:„ bei einzelnen Herrn". 199 Personen waren arbeitslos.
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Die 400 Obdachlojen" haben sich nach den Erfahrungen der Berliner Polizei im Winter hödstens um 20 bis 30 Broz. perringert. Aljo 300 arme Leujef irren auch in diesen Winternächten noch umher. Zuzeiten greift nach ihnen der Bater Stast."
Barum?
Gibt er ihnen Arbeit?
Gibt er ihnen eine Stube?
Gibt er ihnen ein Bett?
Nee! Eine Statistit will er machen!
Ein Formblatt soll der arme Teufel füllen.
Dann wieder raus an die frische Luft!
Bordell und Gesundheitsamt.
Für gute Unterkunft sorgt der Bater Staat erft, benn der Bummelant der Großstadt gefchlechtstrant it! Dafür forgt neuerdings das Hauptgejundheitsamt Berlin . Es ftreckt seine Fangarme über die mächtige Stadt und holt sich seine Patienten mehr oder minder zwangsläufig" heran. Das tann nicht Schaden. Die Gesellschaft fämpft eben gegen die von der Straße her drohende Maffeninfettion. Leider liegen aber die räumlichen Berhältnisse besonders ungünstig im Ambulatorium in der Dirdjenstraße, wo sich der Heilungsprozeß in einem abstoßenden Massenbetrieb vollzieht. Neue Räume werden bringend benötigt. Bezeichnenderweise haben es aber alle privaten Unternehmer abgelehnt, dem Hauptgesundheitsamt für die Untersuchung gefährdetez Frauen geeignete Räume zu vermieten. Bermutlich befürchtet der privatfapitalistische Hausbesig eine Bertverminderung seiner Grundftüde. Das moralische Feingefühl der Hausagrarier ist um so bemerfenswerter, als diese befanntlich bei der Auswertung ihrer Bay lichkeiten zu Bordellzwecken in den meisten deutschen Städten sonst gar nicht besonders zaghaft waren. Die Unterhaltung von Barbellen oder ähnlichen Betrieben wird jetzt als Ruppelei mit erheblichen Strafen verfolgt. Es ist jedoch eine befannte Tatsache, daß es in Berlin eine sehr große Anzahl von Schönheitsinstituten oder Massage falons gibt, die in einem Teil der Zeitungen es find meist auch fehr nationale Blätter darunter zu inserieren pflegen. „ Rauschgifhandel."
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Bom Markt der Liebe" zur reinen Berbrecherwelt ist meist nur ein Schritt. Der Obdachloje, bie Brostituierte und ber- offer ftehen sowieso am Anhalter Bahnhof und am 300" am selben E und der Schups ist hinter allen dreien her. Cine besondere Abtei Lung beim Bolizeipräfidium perfolgt die verdächtigen Spuren des Raufhgifthandels"; desgleichen liegt bei der Staatsanwaltschaft biz Ermittelung und Anflageerhebung in den Händen eines sondet. bearbeiters. Das Spezialistentum zeigt hier, wie ein Fachmann türzlich mitteilte, besonders gute Erfolge; denn ber Kreis, in dem die Gifte heimlich gehandelt werden, ist ein ziemilch einer. So tennen die Kriminalisten nicht nur bald die Rotsteller" und" Rots. pertaufsstellen", an denen abends den Baffanten durch Zuraunen
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bas Gift angeboten wird. Sie willen auch die Bernamen und Spin namen der Händler. Wenn der Kotainschnupfer diese angeben kann, genügt dies zur Ermittlung der fraglichen Berfonen. Auch die Be wohnheiten der Händler find bekannt. Sie tragen bas Kolain in gefaltetem Bapier bei sich, etwa fünf bis zehn Briefchen, die fie in eine Zigarettenschachtel legen. Bei plöglicher Kontrolle im Lotal laffen sie die verräterische Ware unter den Stuhl fallen. Oft haben sie zur Vorsicht die Marfotifa anderwärts abgelegt, unter die Tastatur bes Klaviers, unter ein Stuhltiffen oder beim Anreißen auf der Straße hinter ein Reflameschild. Die Händler halten unter fich eng zufammen und verfügen über eine Anzahl von Dirren und Zubaltern als treue Verbündete. Natürlich ist die Bekämpfung der Kotain feuche tein polizeiliches, sondern in erster Linie ein medizinisches Broblem. Wohlhabende" Krante werden dem Sanatorium, unbe mittelte der Fürsorge" überwiesen; nur den Händler fast ber Urin Der Gerechtigkeit.
So und so oft endet der Kotainist jedoch in der Morgue ", dem Zeichenschauhaus am Lehrter Bahnhof . Er bricht zu fammen auf der Straße oder endet in einer Spelunte aber im Spreemaffer und dann schwemmt ihn der Räumungsdienst" der
Weltstadt nach dem Totenteller.
Sechzehnhundert Menschen landen bort jährlich; mal etwas weniger, mal etwas mehr. In großen und ganzen aber bleibt Die Siffer etta gleich. Staatliches Leichenschauhaus steht an dem nüchternen, wie eine Lazarettbarade anmutenden Haus.
Buerst tommst du in den Aufnahmeraum. Das ist eine große, tahle Selle. In einem Raften fiegen Nummern bereit, man
Der weiße Hirsch.
TIGTI TAQ
Der eine der Bildparte der Grafschaft beburfte der Bluterneuerung; die Hindinnen fepten zu fleine Kälber, und die Kälber starben in quffallender Bahl. Da tam der weiße Hirsch.
Er war noch Kalo, als er tam, und mit seiner Wiltheit par es nicht meit her; der Bildhüter Jörgen fonnte ihn ruhig streicheln. Er gab ihm den Ramen: Kool
Erschred' ihn
Jag ihn doch meg!" sagte der Jagdinspektor. und schlag ihn ordentlich. Er muß sich beizeiten dran gewöhnen, die Menschen zu refpeftieren."
Aber Jörgen war anderer Ansicht.
Eines Tages tommt der Jagdinspektor und will Kovl sehen. Er betritt den Hof, und fofort fährt das Hirschkalb vor und versetzt ihm einen Stoß auf den Boder.
Jörgen weidet sich an dein Anblick.
Das fann man eine Refpeftverlegung nennen, Herr Jagdinspektor!"
Sörgen hatte hauptsächlich mit dem Kranwild zu tun, Wie ale Veniter auf einem Gut hatte er dies von seinem Bater geerbt. lind er war alt genug, um zu wiffen, was er tat.
Eines Abends läßt der Wildhüter sein Mündel frei, und es folgt ihm in die Stube hinein. Nie pergißt Jörgen die Verwunderung des Tieres über das Lampenlicht und den Schrecken, der es befällt, als es die eigenen Suftritte hohl auf dem Fußboden dröhnen hört. Lange bauerte es par nicht, bis Stool ganz frei umberlief. Er begleitete Görgen mit auf die Bürsd, oder er fiand am Gartentürchen und nahm den Heimtehrenden in Empfang.
Ein ausgezeichneter Jagbgenolle mar er; denn das Bild machte nichi Flucht, wenn es ihn fah. Böhrend das erlegte Stüd abge fangen und aufgebrochen wurde, legte er sich daneben nieder. ,, Wolf'n wir nun meitergehn, Kool?"
,, Aew," erwiderte er und war sofort bereit.
..Kop!!"
Beilage des Borwärts
Und Sörgen stürzt zur Einfriedigung. Er bleibt stehn..
Sind Sie verrückt, Mann!" In ber Stimme des Jagdinspektors muß etwas von der Wildheit der Berzweiflung gemesen sein; ders nun ergreift auch Jörgen das Hajenpanier. Er wirst die Büchse hin und tann sich gerade noch über die Einfriedigung hinweg retten, während er des Gehörn de Hirsches gegen die Stäbe flatschen höri Wie er aussch! Der Schaum stand ihm um den Mund, und die Augen waren blutunterlaufen. Er brüllte gorftig und hieb auf die Latten los, um hinauszugefangen.
Nun werd ich dich Refpett lehren!" fagte der Vorgesehte. lind damit schoß er ihm die Augeniprojje ab, ohne daß es anscheinend Die geringfte Wirkung hatte
Nein, laffen Sie," bat Jörgen. Er ist bloß heute so närrisch." ,, Ja. Sie werden schon nech mal andre Erfahrungen machen, mein guter Wildhüter!"
Ety pierzehn Tage danach, els Jörgen mit seiner jungen Brant. von der Kirche gefahren fommt, läuft ein Junge dem Hochzeitsmagen entgegen. Er meldet, Koul sci ausgebrochen und renne im Dueland umher, der an den Bildpark stößt.
Jorgen benit, er werde seinen alten Freund gewiß schnell zurid treiben, und um das Fest nicht meh: als unbedingt notwendig auf zupalten, wirft er nur den lleberzieher ab, nimmt einen Sted in die hand, geht aber im übrigen im Hochzeitsstaat hinüber.
Sei nur je vorfiaftig ruit feine junge Frau ihm nach. Die anderen jassen' s mehr als Redensart auf.
Und die Hochzeitsgäste tommen, und ihrer find so piele, daß das kleine Schüterhaus fie taum aufnehmen fann. In ren wartet und wartet. Kommt denn der Bräutigam nicht balb zurüd? Ais nan aber alle Geduld aufgebraucht hat und meint, es jei das besie, einmal nachzusehen, ab der Menn, nicht das hellige
Dann wurde der Bursche groß. Burbe Spießer, Gabler- und Eheversprechen bereut und dem ganzen den Rücken gelehrt habe,
befam ,, bie vier Enden".
In diesem Jahr freite Jörgen um ein Mädel. Das Mädel jagte zum Herbst sollte die Hochzeit fein.
ja Kont fommt jegt in den Mund der Leute, Ein starker Hirsch, heißt es und nur ein Horn an der Stirn. Es ragt gerade auf und ift lang und Spig wie ein Dolch. Der Burjdje ist gefährlich und boshaft, fällt die Kühe des Forstläufers an Als eines Tages ein Hegemann mit einer Fuhre heu durch den Wald tam, brach Stop! Kov! plöglich hervor, warf die Fuhre um und freute das Hen umher. Der Mann mußte sich auf einen Baum retten, und der Hirsch blieb eine Stunde darunter stehn, in einem fort gegen den Baum stoßend. Aber Jörgen hielt das alles für Ammenstubenmärchen... Es war nichts als Bärtlichkeit.
An einem Septemberabend geht der Jagdinspektor mit dem Milchüter durch den Wald: er ist gerade auf den kleinen Hügel gefliegen, der 100 Meter von der Einfriedigung liegt. Da hört er hinter sich gewaltiges Gebrüll und rajche Sprünge von Großmild er dreht sich um und sieht ein weißes Gespenst in pollem Galopp auf fie zukommen.
binbet dir, wenn du entfleidet bist und deine Sachen an der großen Stange hängen, eine solche Nummer um den Arms, und im Fahrstuhl fährst du bann langsam hinunter in den falten Keller der Totenzellen.
In jeder dieser verschlossenen, schmalen 3ellen, die auf einem langen, mit einfachen Holzfärgen bestandenen Gange liegen, fönnen mehrere Tote auf herausschiebbaren, eisernen Bahren übereinander ruhen. Sie ruhen bort, bis sie einer abholt, einer erfannt, ciner fie begraben fäßt, fie ruben oft sier Wochen lang in gefühlter Luft, begraben fäßt, fie ruben oft sier Wochen lang in gefühlter Suft, bamit sie frisch bleiben, bei 7 Grad Räfte so fchon oder so häßlich mie fie maren, als sie ftarben, ohne Bermejungsslede und ohne Geruch. Sie ruhen alle mit dem Kopie nach der Tür zu, nadt, nur mit einem dünnen grauen Tuche bebedt, aus dem unten die steifen Füße herausstehen.
Der Hüter dieses Hauses, dem das Gesicht des Todes nichts Schreckliches und nichts Grauenhaftes mehr ist, der in anderthalb Sahrzehnten viele, viele taufen mal die verzerrte Grimasse tes gemaltsamen Endes, das unzeiftörbare, gefrorene Lächeln der Ber föhnten, bas verfallene Geficht, die ganz tief eingeffürsten ugen der alt und einjam Gestorbenen, die blaue Aufgebläbtheit der Gr truntenen fab. öffnet eine Zelle und sicht die Bahre heraus. Nummer 178: Ein junges Mädden. Schlant und fein ge baut. Der Mund voll Sinnlichkeit und liebermut. Gastote" fagt der Führer.
Rummer 217: Ein bider Mann, den Mund aufgerissen wie ein Fiich. Die Kopfhaut did aufgeschwollen. Der Körper blau anger laufen. Ein Riefenmensch.
Gefunden im Spreetanal."
Rummer 366: Ein dreijähriges Kind. Steif gefroren mie eine Buppe. Das leine Köpfchen wie eine Ziehharmonika u fammengebrüdt.
Gefunden im Tiergarten. Mordverdacht."
Reiner hält es länger als eine halbe Stunde im Schauhaus" aus. Dann hebt ihn lein Magen einfach zur Tür hinaus.
Eine traurige Barade poll Elend und Tobesnot, eine stille un flage an die Weltstadt, die mit ihrem Riefenleib bie Toten ber Morgue " zerbrüt, ohne daß irgendein Mensch von ihrem fepten Stündlein weiß! Eine düsters Fermate aus der„ Sinfonie der Großfladt", von der der Schmod so gern phantafiert wenn es gegen Weihnachten geht und die Bunschterrine in der Ferne glüht.
Im Borco civico binter bem Staftell der Sforzas fallen bie Blätter, und die äume jeben gegen den Abendhimmel mie braune und rofiche Sonnenschirme aus. hin und wieder tommt ein fühler Bind und bie Kinder, die auf dem eroberten beutschen Mörser igen, pertrichen fich fröftelnd hinter ihre Mamas.
Auf einer Bar neben mir schauen turzberedte Mütter ibren Kleinen ou, ale ta jepreteno und fich balgenb zwischen den Bostetis herumtoben. Am Horisont tauchen zwei Radfahrer auf, die anfangs gang gewöhnliche Rabfahrer zu fein scheinen, bald aver durch ihre Uniform fich als Mitglieder einer gehobenen Maffe legitimieren.
findet man draußen im Walde ein trauriges Bild.
Rings auf Büschen und fleineren Bäumen hängen Geßen und Stüde eines fchwarzen Rad's. Durch tas ganze Didicht hin weisen die wehenden Lappen den Weg. Man untersucht die Spuren und Beichen und stellt fest, daß Sürgen, als der Hirss auf ihn fosgegangen ist, refolut den Stecken hingeworfen und des Tier und die Stangen gepadt hat, um ihn niederzuzwingen. Der Hirsch ist aber der Startere gemejen. Mit seinem Gehörn hat er ihn emporgehoben und auf seine Gabel gelegt... Und dann hat er ihn fo getummelt, bis es fließlich aus mit dem armen Jörgen wer.
Er liegt am Fuße einer alten Eiche; die melfen Blätter find hervorgerissen und das Moos ist zertrampelt. Man zählt dreizehn Wunden und Stiche an seinem Körper.
Was sollte man tun? Sollte man das Tier niederschießen? Nein, der Jagdinspettor war nicht dieser Ansicht. Ein Hirsch mar nicht umgänglicher als der andere, oder ridtiger: bas mußte mon ja upp Jörgen mohl auch, daß ein Rrenhirsch in der Brunstacit nicht zu leiten war wie ein Lämmiein.
Während diese Kinder sich damit vergnügen, unter ben fallenden Blättern zu spielen und die Mütter und Bennen, ihren herbstlichen Sorgen nachhängend, quf steifen Bänien fiten und aufpassen, wie sich das gehört, wacht das Auge der Bolizei. Während hier s Leben ein Ausdrud teiner harmicser Gebanten zu sein scheint, ift man dort darauf bedacht, die Sache zu einem Ende zu bringen und den Fall zu flären, frste es mas es wolle.
Um einen Fall zu flären, muß aber im Allgemeinen erst ein Fall da sein und der findet sich zum Beispiel. menn eins diefer ahnungslosen Rinder den Rasen betritt, den früher das ganze Beſt betreten tonnte, der aber seit der Herrschaft Muffelinis der Fürsorge der Bürgerschaft anvertraut ift.
Daß nun gerade diese beiden Mütter, bie jo gleichmütig und etwas dumm dreinschauen, 20 Lire bezahlen müfen, ift traurie. Aber ein Schuhmann, der acht gibt, macht sich bei felnen Borre feßẞter beliebt und wird niemals bulden, daß ein Kind den Rasen betritt, menn es der Duce verboten hat. Da diese Mütter nich nicht wissen, da der Rasen von der allgemeinen Benutzung in die allgemeine Fürsorge übergegangen ist, müffen Sie bezah'en. Benn fie fich etwas mehr mit den Prinzipien des Faich smus vertraut ae macht hätten, wäre ihnen dieser schlimme, nemmer geklärte eripart geblieben. Sie hätten fich von den 20 Liren, die in e Staatstaffe fließen, d'elleicht einen Sal oder ein Pace Strümpfe oder eine Näscherei getauft oder mären fenit ihren verfönlichen Neigungen nachgegangen, während sie nun begreifen müssen, mas eine neue 2lgemeinheit von ihnen verlangt.
Sie müssen sich damit träften, daß es mit 20 ren vorbeiliber ble unnezmutete und nach ihrer geheimen Anficht unnötige Aus gegangen ist. Wäre es ihnen zum Beispiel pajficrt, baß fic, ärgerlich gabe in einen Fluch ausgebrochen wären, so bitten sie noch pel
mehr bezahlen müssen. Das öffentliche Fluchen ist seit bez fajdi fchen Herrschaft verboten und festet Geld. Schilder mit der Inschrift: Qui non si bestemmia" erinnern den harmicfen Wanderer, baß er fich in einem Lande der guten Sitte befindet.
In der Baffage Bittorio Emanuele am Domplat, die, mie der Führer faat, die größte Baffage der Welt fein foll( wie frob fiab Die Mailänder, daß fie mit einer Sache aufwarten fönnen, die die größte der eit ist), sieht man den neuen italienischen Menschen in großen Ruden beieinander stehen und über Geld, Geschäfte und Liebe debattienn
Der neue italienische Mensch unterscheibet fich von dem alten vor der Herrschaft des Duce, durch seine forsche Haltung. Mon sieht Ihm an, baß er etwas mill, er hat ten Hut etwas schief auf bein Stopf und moderne weite Helen Schlendern ihm um die modischen Beine. Der neue italienische Mensch fann alles vertragen, nur möchte er unter feiren Umständen mehr an den alten demokratischen italienifchen Meniden erinnert fein, der fid) von Spaghetti nährte, roten Bein trant und eine gewisse Lässigkeit zu ben Rationaltugenben zählte. Die neres italienischen Menschen, die man in der größten Baffage der Welt sieht, Lönnten alle teine Generale fein, aber leider find fie fost alie hondlungsgehilfen, deren Degen ein Füllfederhalter ift, den fie in der linken äußeren Brufttafche tragen.
Man soll nichts gegen Handlungsgehilfen( agen, es gibt beren eine Menge auf dieser Belt, aber wenn ich einfache Handlungs. gebiffen wie Generale benehmen, io lönnte man über bas Ballen in 3eifel geraten, das fie so oftentativ zur Schan tragen.
Da ist zm Beispiel der Dom. Bas will bas neue Mailand noch von diesem Dom? Bor einigen Monaten hat sich ein Restaurant