T
Eine dunkle Episode aus der Sprengtolonnen tätig teit während des Ruhreinbruchs der Franzosen soll vor dem Einzelrichter Berlin- Mitte aufgedeckt werden Dort begann heute morgen der vor einiger Zeit vertagte Beleidigungsprozeß gegen den Führer der bekannten„ Sabotageorganisation", den Freiforpsführer Heinz Ostar hanenstein. Bertlagt hat ihn der ehemalige Roßbach Mann Otto Schneider, weil Hauenstein in zwei Bersammlungen in Leipzig dem Schneider und seinem Freund Goetz den Vorwurf machte, sie hätten Schlageter verraten, der von den Franzosen zum Tode verurteilt und erschossen wurde, ebenso wie Becker und Sadowski, die hohe Buchthausstrafen erhielten, später jedoch begnadigt wurden. Als Nebentläger figuriert nur Schneider. Goeh, der nicht imitande war, den erforderlichen Borschuß zu leisten, ist als Beuge erschienen.
Hauenstein erklärt, er wolle den Wahrheitsbeweis an treten. Er behauptet, Schneider und Goeß seinen im Jahre 1923, aus Schlesien tommend, bei ihm in Berlin erschienen und hätten ihn gebeten, fie ins Ruhrgebiet abzufommandieren. Er brachte sie in Essen auf der Zeche Graf Feuft unter. Sehr bald wurde das Berhalten der beiden dort verdächtig. Sie veranstalteten große Bechgelage, obgleich sie früher gar fein Geld gehabt hatten. An dem Tage, als Schlageter verhaftet wurde, waren sie nicht anwesend. Dagegen erschien Goes furz nach der Verhaftung Schlageters und bat, daß man ihm die Liften der Sabotageabteilung ausliefere, da
er zum Nachfolger Schlageters bestimmt sei, was in Wirklichkeit nicht der Fall war. Als Schneider, zusammen mit Sadowski und Becker von den Franzosen verhaftet wurde, entließ man ihn am nächsten Morgen. Zwei Tage später erschien aber Schneider in Elberfeld bei Hauenstein und teilte diesem mit, der Bechendirektor Höfermann ließe Hauenstein auffordern, zu einer Rücksprache mit ihm nach Effen zu kommen. Hauenstein schöpfte angeblich Berdacht, erflärte sich aber zum Schein bereit, nach Essen zu gehen. Es wurde darauf festgestellt, daß das Lokal, in dem das Zufammentreffen stattfinden sollte, von französischen Kriminal. beamten umstellt gewesen sei. Höfermann erklärte, er hatte nie einen derartigen Auftrag an Schneider erteilt. Hauenstein beruft fich ferner auf den Bericht des Agenten des französischen Spionage dienstes, des Freiherrn Kennel. Ein gewiffer Hadmann habe in diesen Bericht Einsicht erhalten und sich bereit erklärt, vor Gericht unter Eid auszusagen, daß sowohl Schneider als auch Goes sich in französischen Diensten befunden haben.
Der Kläger Schneiber bestreitet, an Schlageter, Beder und Sadowski Verrat geübt und je in französischen Diensten gestanden
thollet mit Schneider und Goes angesprochen. Sie wurden gefragt, I meshalb es ihnen nicht gelungen sei, den Heinz nach Elfen zu bringen; sie erhielten einen Paden deutscher Geldicheine im Berte von ungefähr 500 Franken eingehändigt, damit sie aufs neue nach Elberfeld fuhren und dort den Auftrag, Hauenstein nach Effen zu bringen, erledigten. Der Zeuge behauptet, ihm seien in Köln vor und er habe in ihnen die beiden jungen Leute wiedererkannt, die etwa drei Monaten die Photographien der beiden vorgelegt worden, seinerzeit mit Goetz und Schneider im Bereinshaus angesprochen wurden.
Der Zeuge ist jedoch nicht in der Lage, im Augenblick zu sagen, ob die anwesenden Goetz und Schneider mit den beiden jungen Leuten identisch sind. Auf die Frage des Verteidigers erklärt der Zeuge, daß er sowohl aus den Polizeiaften als auch aus den Berichten des Spionagedienstes wisse, daß Schneider und Goez auch Schlageter verraten haben. Das sei auch öffentliches Gespräch unter den Beamten gewesen.
Goeg erklärt auf den Borhalt des Borsigenden, daß er zu der Aussage nichts sagen könne. Jedenfalls fei sie unwahr. Die Berteidigung hält ihm vor, daß er selbst zugegeben habe, im Café Welter mit Schneider gewesen zu sein.
Damit ist die Beweisaufnahme geschlossen. Der Vertreter des Klägers hält die Klage aufrecht.
Die Verteidiger waren dagegen der Ansicht, daß der Wahrheitsbeweis vom Beklagten erbracht sei. Sie baten um Freispruch. Der Richter verkündete nach wenigen Minuten das Urteil, lauf dem der Beklagte freizusprechen sei und die Kosten des Verfahrens der Privatkläger zu tragen habe. Gleichzeitig verfügt das Gericht die Verhaftung des Zeugen Göh wegen dringenden Verdachtes des Meineids.
In der Urteilsbegründung führte Amtsgerichtsrat Dr. Büchert aus, daß das Gericht den Aussagen des Zeugen Müllers gefolgt sei, aus denen hervorging, daß Schneider sowohl den Berrat an Schlageter wie auch den an Hauenstein selbst verübt habe. Schneider und Beder gesagt wurde, es sind dieselben, die Schlageter verraten und Göz feien es gewesen, über die bei der Berhaftung von Sadowski haben. Der Zeuge Müller hatte keinen Grund, gegen Schneider und Göz auszusagen. Wenn das Gericht die geringsten Zweifel über feine Glaubwürdigkeit gehabt hätte, so hätte er die Berhandlung vertagi.
Der Zeuge Goetz wird von zwei Justizwachtmeistern in die Mitte genommen und aus dem Saal geführt. Vorher verabschiedet er sich noch von Schneider.
19
Keine Arbeiterbemonftrationen.
Bürgermeister Genosse Karl Seiß hat alsbald nach dem mißgestellt; als er Schüsse gehört, hatte er zum Fenster in der Lagenglückten Attentat, den Preisevertretern im Rathaus den Vorfall darrückwand nach der Ursache gesehen und erst, als außer Zweifel fiand, daß auf den Wagen, ja auf feinen Insassen gefeuert wurde, sich geduct, so daß die Geschosse über ihn hinwegflogen und nur die Fenster zertrümmerten. Dabei ist Seiz von ziemlich großer Statur, hätte also leicht getroffen werden können. Den Abend des Tages, der fast so unheilvoll geendet hätte, verbrachte der Bürgermeister in dem staatlichen Burgtheater, das gegenüber dem Rathaus liegt. Am Sonntag war Genosse Seit überall, wo er sich zeigte, das Ziel herzlicher Ovationen; in sozialdemokratischen Versammlungen wird er sowieso immer mit Jubel begrüßt.
Die sozialdemokratische Parteileitung hatte durch ihren Aufruf, der in der Arbeiter- Zeitung ", im Kleinen Blatt", auszugsweise auch in bürgerlichen linksstehenden Zeitungen, erschienen, auch durch Radio Wien verbreitet worden ist, zur Ruhe gemahnt. Der Aufruf wie auch die Leitartikel der Parteiblätter betonen, daß der Attentäter ein geistig recht minderwertiger Mensch ist, daß hinter seinem Attentatsversuch irgendwelche Parteien oder Organisationen nicht stehen, und daß gründliche Bekämpfung der Arbeitslosigkeit sowie raftloſe Aufklärung am besten den geistverwirrenden Folgen lang= andauernden Nichtstuns( und schon gar nichtverdienens!) vorbeugen müffen. de
Der Parole der Partei entsprechend und den Beisungen des fofort aufgebotenen Republikanischen Schutzbundes folgend, hat das Wiener Proletariat am Sonntag alle Straßendemonstrationen unterlaffen, zumal die grandiose Rundgebung am Republikfeiertag, dem 12. November, noch unvergessen ist.
Der Attentäter Richard Strebinger hat bei seiner Ber nehmung angegeben, daß er gegenwärtig teiner politischen Partei angehöre, bis vor kurzem aber sozialdemokratisch organisiert gewesen sei. Zurzeit sei er Mitglied der Fronttämpferver= einigung. Für die Tat habe er die Feier der Eröffnung des Schnecpalaftes gewählt, weil diese tein politisches Ereignis darstellte. Berbot einer Monarchistenfeier.
Die Kaiser treue Voltspartei" hatte für heute vor
zu haben. Richtig fei mur, daß Goek fich bereit erklärt habe, den Die Gehälter der leitenden Beamten. mittag anläßlich des 147. Todestages(!) der Kaiferin Maria
Franzosen Berichte über die fommunistische Bewegung in Essen zu liefern. Schneider sei von den Franzosen auf die Fürsprache des Goeg hin in Freiheit gesetzt worden. Goetz und er hätten Schlageters Tätigkeit unter Ausschaltung Hauensteins weiterführen wollen.
Sonntagsberatung des Haushaltsausschusses.
In der vollzählig besuchten Sonntagsberatung des Ausschusses Goeg erklärt als Zeuge, er habe Schlageter überhaupt nicht foldungsordnung B, feste Gehälter, im einzelnen durchgefür den Reichshaushalt über die Besoldungsreform wurde die Begetannt. Als er von den Franzosen verhaftet worden sei, habe er, um freizukommen, sich bereiterflärt, die fommunistische sprochen und eine große Zahl von Anregungen gegeben, die bis zur Bewegung Effens zu bespikeln. Er habe gleichzeitig ge- zweiten Lesung zu Anträgen verdichtet werden sollen. Die Höher hofft, auf diese Weise auch in die Spizeltätigkeit der Franzosen Einstellung der Mitglieder des Reichsgerichts wurde im Interblide zu erhalten. Das sei ihm auch gelungen; auf diese Weise habe effe des Ansehens des höchsten Gerichts von vielen Seiten befürer den wahren Berräter, einen gewissen Wilhelm Schneider, wortet. Bom Genossen Stüdlen wurde beantragt, die Dirigentenentlarpt. Auch jei gegen diesen Schneider ein Haftbefehl erlassen stellen in den Ministerien ausscheiden zu laffen, wenn man die Stelreorden. Er jei jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt worden. lung der Ministerialräte heben und an einen Abbau der Ministerien gehen wolle, dürfe man nicht immerfort neue Instanzen schaffen. Solche neuen Instanzen vergrößern die Arbeit und vermindern die Verantwortung des einzelnen..
Der ehemalige Privatsekretär des Chefs des fran zöfifchen Spionagedienstes in München befundet, daß er das Material über den Verrat Schlageters durch Schneider und Goch von dem früheren französischen Polizeiagenten Freiherrn v. Kennet erhalten habe. Auf Grund dieses Materials have er das Flugblatt über den Berrat Schlageters durch die beiden
veröffentlicht.
|
#
Bezüglich der Einstaffelung der Reichstagsbeamten hatte der Reichstagsvorstand, in dem alle Fraktionen vertreten sind, sich einftinintig auf bestimmte Borschläge geeinigt, die den Ausschuß Der franzöfife Kriminalbeamie Müller erzählt, als Antrag vorgelegt werden sollten und sich verpflichten, sich in den mie er mit einer großen Anzahl Kriminalbeamter beordert wurde, Fraktionen für die Annahme dieser Borschläge einzusetzen. Wie Gedas Café Melter in Effen zu beobachten, in das zwei junge Leute noffin Bohm Schuch in einer warmherzigen Rebe darlegte, den Beiter der Gabbiageafte im Ruhrgebiet , einen gewissen Heinz haben indessen alle Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokratie aus Elberfeld , herübergelodi haben sollten. Die Beamten hatten die Interzeichnung eines solchen Antrages abge den Auftrag, sobald alle drei auf der Straße erschienen, mit gelehnt. Diese Feststellungen waren dem Zentrum so unangenehm, ficherten Revolvern den in der Mitte Gehenden zu verhaften. Die anderen beiben sollten auch zum Schein mitverhaftet werden. Das Café verließen jedoch nur die beiden jungen Beute ohne Heinz. Im Vereinshaus, wohin fie fich begeben hatten, wurden sie von Ber
und erreicht werden. Und noch etwas. Der Tanzgruppe unserer Staatsoper wird leider so selten Gelegenheit gegeben, mit selbständigen, voin Opernbetrieb unabhängigen Schöpfungen hervorzutreten. Wenn solche Gelegenheit sich bietet, follte man sich nicht damit begnügen, fchon Bekanntes zu wiederholen. Die Totentänze" find ner fast zwei Jahren in einer Matinee der Boltsbühne ,,, Die Bogel , scheuche" ist vor anderthalb Jahren an einem Ballettabend der Staatsoper gegeben worden. Wir hoffen, daß Tanzmatineen der Terpis- Schar in Zukunft regelmäßig und häufiger stattfinden werden. Und wir hoffen dann von fleißigem und zielklarem Aufwärtsstreben uns freudig überzeugen zu dürfen.
*
In unserer tanzfreudigen Gegenwart gibt es faft in jedem größeren Familienkreise einen talentvollen Sohn, der nette tänzerische Begabung und, wenn er einen Surjus" durchgemacht hat, auch eine Art tänzerischer Technik befigt. Entflammte Tanten und unvorsichtige Ontel geben ihm dann wohl den Rat, Künstler zu werden. Aber der Bürgerjohn ist zu flug. Er tritt ins väterliche Bankgeschäft. Und reserviert seine Talente für festliche Veranstal tungen im Familienkreis. Wo solche Klugheit nicht obwaltet, begibt fich leicht ein Malheur. Das erlebten wir in der Nacht von Sonn ahend zu Sonntag auf der eilig hergerichteten, geschmadlos und power ausgestatteren Bühne des Renaissance Theaters , me ein Herr Fris Wolf Ferrrari Tänze, Barodien und Grotesken zu produzieren unternahm. Ein mittlerer Amüsiertänzer mit fleiner Ballett- Technik. Passable Handaktion. Ein paar gute Sprünge. Einige dünne pantomimifche, gar feine tänzerischen Einfälle. Als Kunsttänzer nicht diskutabel. Fürs Varieté zu wenig akrobatisch und zu arm an effettvollen Ideen. Die Bantfarriere foll jetzt nicht empfehlenswert sein. Aber es gibt doch viele andere Branchen, in denen ein junger Mann von leiblich angenehmem Aeußeren und körperlicher Gewandtheit seinen Weg machen kann.
John Schifowsti.
daß der Zentrumsführer Dr. v. Guérard beantragte, den sozial: demokratischen Antrag einem kleinen Unterausschuß zur Borberatung zu überweisen, der nur aus den Fraktionsführern gebildet würde.
volles Freies Orgelspiel", enttäuschte etwas in der Abendfeier", einem geschlossenen Drgelwert, in etwas naiver, Kuhnauscher Manier und ist als Drgelfolift bedeutend besser, denn als Begleiter( nament lich auf dem Klavier). Der geschmackvolle, im empfindungsvollen Vortrag treffliche Cellist Ernst v. Gizy i forgie für solistische Abwechslung. H. M.
Auch der„ Geenij" will tein Held der Dichtung werden. Eine einstweilige Berfügung hat der vormalige König Friedrich Auguſt die in Chemniß auch unter der Ueberschrift Die Fadel" ervon Sachsen gegen die Wochenschrift Das Dresdener Echo", scheint, wegen des darin abgedruckten Romans Das Schloß gespenst" beim Amtsgericht Dresden ermirft. Unter Androhung der gefeßlichen Strafen wird es dem Herausgaber Willi Lanich durch einstweilige Verfügung untersagt, Fortsetzungen des vorge nannten Romans erscheinen zu laffen, in denen der Antragsteller unter namentlicher Bezeichnung oder einer solchen, die seine Person nicht verfennen läßt, auftritt.
Ein Droste- Hülshoff- Museum. Das Fürstenhäusle, das alte Rebhäuschen der Annette von Droste- Hülshoff in Meersburg am Bodensee , ist seit einiger Zeit zur Besichtigung freigegeben wors ben. Dort hat Annette als Gast ihres Schwagers Julius von Laß berg, des romantischen Philologen, der mittelalterliche Burgherrlich feit zu erneuern dachte, gelebt und gedichtet. Und die Witwe ihres Neffen hat jekt an dieser Stelle ein fleines Museum geschaffen, sie hat Andenken an die Dichterin, ihre Familie und ihre Freunde zufammengefügt. Man sieht die Briefe, die Stammbuchblätter, die Seichnungen, die Bildnisse der Droste, sieht ihre Freunde, die Brüder Grimm , Laßberg . Und von der Beranda fann man die Reben und das alte Meersburg sehen, über den Bodensee und hinüber zu den Bergen.
Borführung der Elizabeth Duncan- Soule. Glizabeth Duncan schidt nad mehrjähriger Arbeit eine Gruppe von Schülerinnen nach Berlin , um dort ihre Methode törperlicher Erziehung und fünstlerischer Bewegungsichulung ait zeigen. Die Beranstaltung findet heute, 20 116r, im Großen Saal bes 3entralinstituts für Erziehung und Unterricht. Bots Damer Straße 120, ftatt Starten zu M. 1.- sind in der Geschäftsstelle des Sentralinstituts erhältlich.
Konzert des Männerchors Cerche- Einigkeit". Es ist Zeit, daß auch in der Sängermelt die Bielstaaterei aufhört. Der Segen der Zusammenarbeit wird sich bald einstellen. So haben sich vor nicht langer Zeit die Männerchöre erde" und Einigteit" unter dem bekannten Chormeister I. G. Rohrbach vereinigt und stellten fich nun in der Singakademie einem größeren Bublitum vor. Der Erfolg ist feineswegs entmufigend, noch weniger aber, trotz der lauten Anerkennung der Zuhörer, zum gemütlichen Ausruhen ge eignet. Zunächst huldigte die Vortragsjolge zu sehr der Liedertrag findet im Blüthner ( Bag) Saal, 2ügomstraße 76, statt. tafelei. Außer etwa dem Curtischen och empor", dem„ lleber allen Gipfeln" des alten, braven Stuhlau und dem Frühwerk Hegars, Morgen im Walde", lief faft alles etwa 20 Takte vor dem Schluß auf den bekannten lang vorbereiteten und lang erwarteten QuartSert Afford hinaus. Was die Ausführung der Chöre anlangt, fo mare, arker dem bebentlichen Fistulieren der, Tenöre in der Höhe, ein gewiffer Mangel an Straffheit und Konzentriertheit, und ein allzu fröhliches, um tiefere Probleme unbefümmertes Draufgängerhim zu monieren., Sonit hat der stattfiche Chor ſchon feine Qualität, die fich aber mohl erst nach strengem Studium in voller Entfaltung zeigen wird. Rohrbach entzückte durch ein gehalt und phantasie
findet in der Universität, Auditorium 150, am 30. um 20 Uhr, ein Bortrag In der Ortsgruppe Berlin der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft bon Dr. Wolfgang Leng statt über„ Mani und Zarathustra .
Guffav Hartung, der Direktor bes Renaissance- Theaters, spricht am 1. Dezember, 20 Uhr, über das Thema Der Regisseur". Der Bor
19, Ubr, in der Bbilharmonie unter Leitung von Alegandee Die Bereinigten Synagogendhöre Berlins veranstalten am 4. Dezember ein baum ein Konzert, in dem bebräische liturgifche, foole beutfchr geiftliche Gesänge. zum Bortrag gebracht werden. Mitwirkende: Brofessor Roseph Bollethal, die Oberlanteren Asch und Bollanin und der Organist Arthur Reple. Karten bei Bote. Bod, A. Bertheim, Sick und an der Abendtaffe.
Eine Höhlenwohnung der Eiszeifmeniden wurde bet der Gemeinde Sajot( Ungarn ) entbedt. Die neue Söble befindet sich ist Dachsteintalt. Sügelland van Bajot, ms auch bie Santosihöhle liegt, in ber bereits seit Jahren reiche Kulturherrefte des jüngeren Gisgeitalters zutage famen,
Theresia eine Gedächtnisfeier und Kranzniederung beim MariaTheresia Denkmal beabsichtigt. Infolge des gestrigent Attentats auf Bürgermeister Seiz wurde die Feier polizeilich verboten.
790777
Belgisch- liberaler Mißmut. Bewegte Parteiberatung.
13
Brüssel , 28. November.( Eigenbericht.) Am Sonntag tagte der Nationalrat der Liberalen Partei in Brüssel . Außenminister Hymans referierte über die politische Rage und griff die ausgeschiedenen sozialistischen Minister wegen ihrer Haltung in der Militärfrage an. Die Debatte ließ die große Un= zufriedenheit erkennen, die in der Liberalen Partei herrscht. Faft alle Redner protestierten dagegen, daß die liberalen Führer einmütly beflossen haben, in die neue Regierung einzutreten, ohne erst den Nationalrat der Partei zu befragen. Berschiedene Redner klagten bitter darüber, daß die Liberale Partei ihre freidenke rifchen Ueberzeugungen geopfert und vor dem kleri falismus fapituliert habe. Wenn das so weiter gehe, werde der Liberalismus in Belgien bald nur noch eine Erinnerung der Bergangenheit sein. Auf diesen Angriff wußte der frühere Kriegsminister Devèze nichts anderes zu erwidern, als daß der Eintritt in die neue Regierung notwendig gewesen sei, weil sonst Neuwahlen gekommen wären, bei denen die Sozialisten wegen ihrer Forderung der sechsmonatigen Militärdienstzeit eine sehr zugträftige Parole gehabt hätten. Die Haltung der liberalen Minister wurde schließlich gegen eine Minderheit gutgeheißen, aber die Konferenz war dennoch ein deutliches Symptom der Zerrissenheit der neuen Regierungsmehrheit.
Auch ein Nachfolger für de Broudère.
Brüffel, 27. November.( Eigenbericht.)
Der Ministerrat bestimmte Baron Moncheur , den früheren velgischen Botschafter in London , an Stelle unseres Genossen mission in Genf . Moncheur ist ein Diplomat alter Schule, der sich de Broudère zum Bertreter Belgiens an der Abrüstungsfom niemals durch besondere Fähigkeiten oder persönliche Initiative ausgezeichnet hat. Er hat vor kurzem die Altersgrenze erreicht und den Londoner Botschafterposten verlassen. Moncheur an Stelle von de Broudère- wenn das ein Merkmal der neuen belgischen Außenpolitik sein soll, dann kann man sich ja auf schöne Dinge gefaßt machen!
Vor dem Thermidor. Stafins Plan für den Parteifongres.
Riga , 28. November.( Eigenbericht.) Partei in Mostau soll den großen theatralischen Schlußatt in Der bevorstehende Kongreß der Kommunistischen bem Kampf der Stalinisten gegen die Opposition bilden. Zunächt wird vor den Parteiforum die formelle Anklage gegen die Opposition erhoben werden. Dann dürfte fich Stalin völlige Handlungsfreiheit in der Bernichtung der Opposition zusichern laffen. Ihre Anhänger sollen nicht nur rüdsichtslos. ausgeschlossen werden, man denkt auch daran, sie als Kriminalverbrecher behandeln zu lassen und zu verbannen. Auch die Reinigung der Auslandsvertretungen der Sowjets gehört in das Bernichtungsprogramm Stalins . Aus einzelnen Gesandtschaften werden bereits Bersetzungen bzw. Entlassungen gemeltet.
Sacco Banzetti- Zigaretten. Und eine Bombe in die Fabrif.
Buenos Anres, 29. November. ( Pariser New York Herald ".) Anarchisten sollen aus Entrüftung darüber, daß eine Zigarettenfabrit eine 3igarettenmarte Sacco und Banzetti genannt babe, oine Bombe in die betreffende Sigarettenfabrit geworfen haben. Die Bombe explodierte und beschädigte die Fabrit sowie mehrere umliegende Gebände. Menschen sind bei der Explosion nicht zu Schaden gekommen.