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Rr. 562 44. Jahrgang

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Beilage des Vorwärts

Gemeingefährliche Wegelagerer.

Die nächtlichen Leberfälle im Friedrichshain .

Bor einigen Wochen berichteten wir über die Kolonnen jugend­licher Strolche, die nachts den Friedrichshain unsicher machten und Bassanten überfielen und mishandelten. Zu diesen Rombies gehörten der Kutscher Dörbrand und der Koch Biotromifi, Burschen im Alter von 21 und 24 Jahren, die megen Arbeitsscheu und Bettelns vorbestraft find. In der Nacht des 4. September haben sie zwei Männer nacheinander im Friedrichshain angerempelt und mißhandelt. Der eine, ein Bügler, hat einen foreren Oberschenkelbruch erlitten, so daß er sich gestern vor dem Schöffengericht noch in fchwerleidendem Zustande an Stöden in den Gerichtssaal schleppen mußte. Land­gerigtsdirefter Steinhaus stellte fest, daß nach dem Polizei bericht in jener Nacht fieben Berfonen im Friedrichshain überfallen und in das Krantenhaus Friedrichshain eingeliefert wurden. An dem ersten Fall, dem Angriff auf den Bügler L., war Dörbrand mit feinem Freunde Biotraschti beteiligt. Die Verhandlung ergab, daß Piotraschte infolge Bermechfelung mit dem ähnlich flingenden Namen des zweiten Angeklagten Biotrowiti nicht mitangeflagt, fondern als 3euge geladen war.

mot satisaistot bis 0 Montag, 28. November 1927

fonengruppen( z. B. Kindern, Rranfen, Berarmten) zur Berteidigung verlegter Rechte einen Anwalt bestellt, so hat das auch mit dem Tier zu geschehen.

Mit dieser Feststellung beendete Justizrot Fraent! feinen Bor trag, für den ihm mit starkem Beifall gedankt wurde. Nach ihm Sprach der 80jährige armloje Unthan über Bivisettion im Hörsaal". Leider gestattete ihm die vorgerückte Zeit nur ein sehr furzes Referat, in dem er unter Heranziehung erschütternder Bei­spiele die Grausamfeit der Binisektion, deren Rugen ein sehr frag­würdiger ist, schilderte.

Deutschnationaler Schulrat verhaftet.

Wegen Rechnungsfälschung.

Der zweite Fall passierte in derselben Nacht einem älteren, auf einem Fuß gelähmten Manne. Dieser tam vom Bahnhof und wollte den Friedrichshain durchqueren Aus einem Gebüsch trat ihm plöz­lich der Angeklagte Biotrowiti entgegen und fagte mit drohen­der Stimme: Hast Du eine Zigarette da?" Als der so angeredete Mann das verneinte und noch betonte, er sei selbst arbeitslos und habe nichts, zog sich dieser Bursche, flugs ebenfalls seine Jade aus und schlug auf den harmlofen Mann ein. Zuerst flog dessen Hut meg, dann fiel er felbft auf den Rafen, und der Angreifer fragte Der Regierungspräsident Dr. Hausmann in Stralsund hat ben mit geballten Fäuften: Willst Du noch mehr haben?" deutschnationalen Schultat Lissau aus Greifswald , der den Kreis Der Ueberfallene erwiderte fein Wort, sondern entfernte fich still Grimmen als Schulrat zu verwalten hatte, mit fofortiger Wirkung schweigend. Am Eingang des Bartes stieß er auf Beamte, mit feines Amtes enthoben. Ciffau tonnte überführt werden, denen er zurückkehrte. Der Bursche stand noch an der gleichen Stelle gefälschte Rechnungen( ärztliche Liquidationen) der Regierung ein­und rühmte laut, daß er foeben wieder einen niedergehauen gereicht zu haben, um auf diese Weise von der republikanischen habe. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Seidenfpinner hielt im In- Regierung Preußens besondere Notbeihilfen herauszuholen. Liffen tereffe der öffentlichen Sicherheit für diese Rohlinge eine ganz hatte sich besonders burch seine deutsch nationale Agita energische Strafe für notwendig, damit diesem gemeingestion in Vorpommern hervorgetan und war bereits mehrfach von fährlichen Treiben mirtungsvoll entgegengearbeitet werde. Er be- dem Regierungspräsidenten vermarnt morden. Er ist geflohen, 2. hatte mit seiner Freundin auf einer Bant gefeffen, als die antragte Gefängnisstrafen von und 1 Jahr. Das Schöffen aber heute bereits von der Greifswalder Kriminalpolizei in beiden Burschen herantraten. Biotraschti rempelte den Bügler an gericht verurteilte die beiden Angeflagten megen gefährlicher Körper Berlin verhaftet und nach Greifswald zurüdtransportiert und behauptete, er hätte einmal einen und auf ihn geberlegung zu je 7 Monaten Gefängnis. worden. hept. 2. erwiderte, das müsse ein Irrtum sein, und er verbitte fich die Belästigung. Raum hatte er das gefagt, als Dörbrand auffprang, feine Jacke herunterriß und in Borerstellung zu feinem Spießgefellen Gestern abend um 17 Uhr wurde eine 57 Jahre alte Frau fagte: Wenn ich Du wäre, hätte ich dem schon längst ein Baar Auguste Ruhlmann aus der Ropernifusstraße überfallen und be runtergehauen." Sofort schlug er 2. fünf- bis sechsmal mit der ge- raubt, als sie ihre Tochter in dem Hause Schillingstraße 28 besuchen ballten Faust ins Gesicht und auf den Kopf. 2. wollte weglaufen, wollte. Auf dem dunklen Flur versette ihr ein etwa 20 Jahre alter mpbel er von Biotraschti verfolgt wurde. Dabei stolperte 2. unbekannter Bursche einen so heftigen Stoß, daß fie belfeite über ein Rasengitter und stürzte so unglücklich, daß er einen Oberflog. Er raubte ihr die Handtasche, die 170 M., eine goldene fchentelbruch erlitt. Durch Passanten wurde der Verlegte ins Damenuhr mit Rette, eine Brosche und ein Armband Krantenhaus gefchafft, in dem er acht Wochen gelegen hat. enthielt. Auf ihre Hilferufe ergriff der Räuber die Flucht und ent­Dörbrand wurde, während er sich seine Jade wieder anzog, der fam. Bermutlich hat der Bursche die Frau schon auf der Straßen­Bolizei übergeben. bahn beobachtet und ist ihr dann heimlich nachgegangen.

Gegen das Wohnungselend. 776000 deutsche Familien ohne eigene Wohnung.

Das Attionstomitee für Boden, Siedlungs. und Wohnungspolitif peranstaltete am Sonntag im Lehrer­vereinshaus eine Proteftfundgebung Gegen Entrechtung der Mieter, Bernichtung der Kleingärten und Bodenwucher". Der Obmann des Komitees eröffnete die Tagung. Die Versammlung sei einberufen woorden, um gegen die Unzulänglichkeit der Maßnahmen der öffent­lichen Hand zur Linderung des Wohnungs- und Mieterelends zu protestierent,

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Meine Autodroschte in langsamem Tempo an ihm vorüber. Gleich zeitig ertönte ein Knall Der im Wagen sigende Fahrgast beugte fich zu dem Chauffeur, rief ihm etwas zu und das Auto entfernte fich in beschleunigter Fahrt nach der Schwarzen Brücke zu. Zur Klärung der Frage, ob der Knall auf einen in mörderischer Absicht abge­gebenen Revolverschuß oder auf eine Fehlzündung des Berjagers zurückzuführen ist, ist es dringend erwünscht, daß der Führer des Kraftwagens sich bei Kriminalfommissar Liffigkeit, Dienststelle A. 5 im Bolizeipräsidium meldet. Für den Fall, daß es durch die Be­tundungen des Chauffeurs gelingt, die Persönlichkeit des Fahrgastes einwandfrei festzustellen, hat der angeblich Bedrohte eine Be­lohnung von 1000 m. ausgefeßt. Weitere 10 000 m. find für wohltätige 3wede zur Verfügung gestellt, wenn es gelingt, die Mord absicht des ermittelten Fahrgastes nachzuweisen.

Nächtlicher Juwelenraub.

Schaufenstereinbruch in der Tauenhienstraße.

Dem Andenken Berliner Komponisten.

na bit und der Gemischte Chor Norden unter Mit­In der Hochschule für Musik tonzertierten der Männergr wirtung des Sprechchores Niederschönhausen . Das gut und abe mechslungsreich gewählte Programm trug flaffifchen Charakter und mar in der Hauptsache dem Andenken verstorbener Berliner Kompo nisten gewidmet. Nach einem feierlichen Orgelspiel von Thiel, ge­pielt vom Chormeister Gütte, fangen die Chöre als Auftakt Beethovens Ehre Gottes in der Natur". Sehr schön und innig brachten die Sänger Schumanns Nachtbesuch", bearbeitet nady einem Volkslied aus dem sechzehnten Jahrhundert, Wanderers Nachtlied" von Thiel, nach Goethes Worten, und Mutterauge", ebenfalls von Thiel, Worte von Lewalter, zu Gehör. Es folgten Sprechchöre von Avenarius Der goldene Tod" und" Die Fabrit stadt", der Motschrei all der Gehezten, die da in dumpfen Arbeits­fälen, in harter Fron nach Licht und Freiheit lechzen; und der Behruf ward zum fürchterlichen Schwur, der Arbeit Rampf ist neu entbrannt, die Erde bebt von seinen Flammen. Wird sie nicht allen Vaterland, stürzt sie mit unserem Fall zusammen. So sang der Chor mit schöner Begeisterung diese tiefempfundenen Borte Bruno Schönlants aus feinem Chorwert Die Erbe bebt". Der zweite Teil des Programms brachte launige Bolts- und Kinderlieder, deren Wiedergabe stürmischen Beifall ermeckte. Ein Sprechchor von Karl Hahn Tatfeuer entfacht", der Schlacht und Werberuf sieg hafter Jugend an die verzagten Großen, leitete dann zum Schluß­gefang Benn wir schreiten" über. Der dicht befeßte Saal spendete Sängern und Sprechern sowie den verdienten Chorleitern herzlichen ehrlichen Beifall.

Vorführungen der Hochschule für Leibesübungen.

Die Deutsche hochschule für Leibesübungen hatte am Sonntag zum städtischen Opernhaus eingeladen, um die Bor­Ein Schaufenstereinbruch, der den Tätern reiche Beute brachte, führungen auch in Berlin zu zeigen, die der Inhalt einer Berbereise wurde in der Nacht zum Sonntag in dem Juwelengeschäft non burch Süd- und Westdeutschland maren. Was man in einem ent­Siegele in der Tauengienstr. 4 verübt. Die wertvolle Aus: iprechenden Rahmen zu sehen befam, waren turnerische und gym­lage diefes alten Berliner Geschäftes, das sich früher in der Friedrich- schen Hochschule dienen. Die Ausführung bei den Freiübungen nastische Uebungen, die der Körperertüchtigung im Sinne der Deute straße befand, hatte die Verbrecher angelodt. der Männer und Frauen, beim Schullauf, beim Geräte Gymnast it wurde neuzeitliches Körpertraining gezeigt. Nur fiel turnen war eraft, die Leitung zeigte sich gewissenhaft. In der es auf, daß alle Programmnummern von den gleichen Mitwirkenden vorgeführt wurden. Man hatte es also mit gut gebrillten Leuten zu tun, die als Musterergebnis turnerischer und gymnastischer Aus bildung anzusprechen find. Unter Ausschluß aller älteren Sportler und Sportlerinnen sah man auf der Bühne nur glänzend trainierte, jugendliche Körper, die natürlich leichte wie schmere Uebungen spielend bewältigten. Die Tendenz unserer Arbeiter vereine, bar bei der Deutschen Hochschule für Leibesübungen nicht vorhanden. jedem aus dem Bolle Körperbeweglichkeit zu verschaffen, ist offen­Darüber fönnen auch die in den Schulturnhallen veranstalteten

Der erste Borsitzende des Bundes deutscher Mietervereine, Herr mani- Dresden, sprach als erster. Die Mieterschaft verlange Ausbau des Mieterschuggejeges als Dauerrecht, das in einem Reichswohnwirt­schaftsgesez veranfert liegen müsse. Bei der Mietpreisbildung ver­lange die Mieterschaft die durch die jetzige allgemeine schlechte Wirt­fchafistage gebotene Rücksichtnahme. Stadtrat Treffert Dom Deutschen Gewerkschaftsbund stellte an der Hand des Ergebnisses der Retchswohnungszahlung fest, daß in Deutschland rund 776000 Familien ohne eigene Wohnung seien. Die Wohnungsnot fönne nur durch stärkere Neubautätigkeit behoben merden. Es sei zu erwarten, daß endlich Regierung und Barlament die Forderung verwirklichen. Der erste Borfizende des Provinzial. verbondes Groß- Berlin im Reichsverband der Kleingartenvereine Deutschlands , Genosse Reinhold. Berlin , mandte fich dagegen, daß die moderne Weltstadt feinen Raum mehr für Gärten habe. Hinter der Glasscheibe befindet sich zum Schuße der Juwelen ein Er richtete an die Behörden die Mahnung, ihre Aufgabe auf diesem besonders startes eng maschiges Stahlgitter. Die Auslage­Gebiete ernster als bisher aufzufassen und auch von sich aus nichts fästen sind nach rückwärts gegen den Verkaufsraum hin abgeschlossen, unversucht zu lassen, um das Problem einer Lösung entgegenzufo daß sie nicht ohne weiteres beijeitegeschoben werden können. Ein führen. Der Borsigende des Verbandes des Groß- Berliner Bundes Deutscher Bodenreformer, Dr. Kastner, erklärte, auch für den wirt­Wächter hält fich während der Nachtzeit im Laden auf. Am Sonn­tag morgen turz vor 4 Uhr, als die Stadt in dichten Rebel gehüllt war, hörte der Wächter das Klirren der Schaufensterscheibe und gleich darauf ein Geräusch, das ihm jagte, daß das Schuhgitter durch Schnitten werde. Bergeblich versuchte der Mann, an biebischen Händen zu bewahren. Es gelang ihm aber die Auslagen heranzutommen, um sie vor den nicht, den Verschluß des Auslagefaftens aufzubrechen. Er rief nun telephonisch das Ueberfall? ommando herbei, das auch alsbald eintraf. Die Einbrecher müssen mit hervorragenden Werkzeugen, mahr scheinlich langen Rohrzangen, ausgerüstet gewesen sein, denn mühe­los tniffen sie die starken Stahlstabe des Gitters durch und langten die Juwelen aus der Auslage. Sie arbeiteten" bis furz por dem Eintreffen des Ueberfallfommandos. Das fonnten sie wagen, da bei dem Nebel menige Schritte genügten, um sie außer Sicht zu bringen. Was sie alles gestohlen haben, fonnte noch nicht genau fest­gestellt werden, es handelt sich aber ohne Zweifel um erhebliche

schaftlich Schwächsten müsse die Möglichkeit bestehen, fest auf eigenem haben. Im Berlauf seiner Ausführungen wies der Redner auf die Bauernde Vertröstung der Kriegsbeschädigten bei ihrer Forderung nach Kriegerheimstätten hin. Der Redner forderte ein Bodenreformgefeß, ein soziales Enteignungsgefeß und bei der Steuergesetzgebung Trennung von Grund- und Gebäudesteuer. In einer Demokratie müsse auch der Wille der Minderheit beachtet merden Im Anschluß an die Kundgebung wurde eine Entschließung angenommen, in der die Forderung der Redner skizziert waren.

Mordgerücht in Berlin N.

Die Meldung von einem mutmaßlichen Morde rief gestern abend die Sonderfommission der Kriminalpolizei nach dem Hause Neue Hochstr. 5. Hier wohnte seit vielen Jahren ein 63 Jahre alter Renten­empfänger Karl Krebs. Er hatte seine Wohnung im Erdgeschoß eovermietet und für sich in einen Pferdestall am Hofe einen Berschlag zu einer dürftigen Behausung hergerichtet. Gestern mittag fiel es Hausgenossen, von denen er Sonntags gewöhnlich mit Kaffee ver­forgt wurde, auf, daß er sich von 10 Uhr vormittags ab nicht mehr jehen ließ. Sie warteten noch bis gegen Abend und benachrichtigten dann einen Neffen des Mannes in der Dunckerstraße. Dieser fand in der Tür des Verschlages den Schlüssel von außen stecken, ebenso ben außen angebrachten Holzriegel heruntergefallen. Er schloß auf und jah den Onkel in feiner Kleidung mit dem Geficht nach unten tot vor dem Bette liegen. Insbesondere der Fund der Tür gab Beranlassung, daß das 42. Revier die Mordkommiffion benachrichtigte. Kriminalfommissar Dr. Wächter erschien alsbald mit dem Gerichtsarzt Prof. Fraentel und mehreren Beamten, um die Feststellungen zu treffen. Der Gerichtsarzt stellte feine Ber­legungen fest, die den Tod hätten herbeiführen fönnen. Haut obschürfungen an den Hüften erwiesen fich als alt, fie rühren ohne Rweifel doher, daß Krebs in einem Schlaganfall früher einmal zu Boden gestürzt ist. Auch der sonderbare Befund an der Tür wurde bald aufgeklärt. Das Schloß ist verfehrt eingesetzt. Der Neffe halte nun in Unfenntnis dieses Umstandes den Schlüssel fo herumgedreht, ais wenn es richtig angebracht gewesen wäre. Dadurch war der Irrtum entstanden, daß die Tür von außen verschlossen gewesen märe. Der hölzerne Riegel föllt von selbst herunter, wenn die Lür zugeftoßen oder zugeschlagen wird. Von innen konnte Krebs ihn stellungen fann man wohl jezt schon jagen, daß ein Berbrechen burch einen Spalt leicht wieder hochheben. Auf Grund dieser Fest­vorliegt. Die Leiche wurde aber trohdem beschlagnahmt und zur Obduktion nach dem Schauhause gebracht.

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Merte.

Schügt das Tier!

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Kurse für jebermann" nicht hinwegtäuschen, die der Hochschule nur den Rahmen schaffen, in dem sie die Dutübungen durchführen fann, die ein Bolt braucht, wenn es ohne Boltsheer(!) vor sich und der Welt bestehen soll" wie es im Programmheft hieß. Die Kindesleiche im Eisenbahnzug.

Eine überraschende Entdeckung machten gestern abend Beamte des Fundbureaus auf dem Görliger Bahnhof. In einem Abteil 4. Klaffe des Personenzuges 726, der von Glah her um 21,20 Uhr in Berlin einlief, fand ein Schaffner bei der Revision einen braunen oppfarton, der gut verschnürt war. Er nahm an, daß ein Reisender ihn vergessen habe und gab ihn auf dem Fund bureau ab. Hier fand man in dem Karton die Leiche eines neugeborenen Knaben, der in zwei Flanelltücher, eins mit meißer und eins mit roter gehäkelter Kante, eingewickelt war. Das Fundbureau übergab den Karton mit Inhalt der Revierpolizei, die ihn beschlagnahmte und dem Schauhause zuführte. Die Kriminal­polizei leitete die Ermittlungen nach der Herkunft ein. Jugendbuch- Ausstellung in Pankow.

in der 3. Boltsschule in der Kaiser- Friedrich- Straße Jugendbuch Das Bezirksamt Pantow hat am Sonntag im Rathaus und Ausstellungen eröffnet. Stadtrat Genoffe Gütig bzw. Stadt- und den Wert des guten Buches für das geistige und seelische Leben der Jugend hingewiesen wurde. Die Ausstellungen sind von den Buchhandlungen I. 5. W. Dieß und Thieme aus Berlin und von der Vorortbuchhandlung in Bankow beschickt worden. Jedes Lebensalter und alle Stoffgebiete find vertreten, vom Bilderbuch bis

Im Alhambrafino in der Müllerstraße sprach am Sonn­tagvormittag Justizrat Bittor Fraenti, Begründer und Borsigen der der Deutschen Gesellschaft für Tierrecht, über das Thema:" Du und das Tier ". Juftigrat Fraenkt, der im Gegensatz zu nicht wenigen Tierschühlern bei seinem Rampf um einen ausreichenden Tierschuh jede Sentimentalität ausschließt, ent wickelte in fesselnder Weise das Bild einer Ethit, die den Menschen entgegen der anthropozentrischen Anschauung) nicht in den Mittel­punkt der Welt stellt, sondern ihn verbunden sein läßt mit allen Rebemesen in Natur und Kosmos. Der Tierschuh hat seine Wurzel in der Erfenntis von der Leidens- und Denffähigkeit des Tieres, das durch diese Eigenschaften über den Begriff der toten Sache" weit hinausgehoben wird. Leider behandelt das geltende Strafrecht das Tier lediglich als eine Gache".§ 360, 2bf. 13, in dem die Strafbestimmungen für die Tierquälerei enthalten sind, ist liche Tierquälerei mur mit einer Haftstrafe bis zu 6 Wochen oder non geradezu barbarischer Rückständigkeit. Nach ihm wird die schand­einer Geldstrafe bis zu 150 m. geahnbet. Dabei schließen feine Be ftimmungen eine Bestrafung aus, wenn die Tierquälerei fein öffent­fiches ergernis erregt hat. Ein unerträgliches Gefek! Der Ent­murf des neuen Strafgeleges, der augenblicklich den Reichstag be­schäftigt, verzichte zwar auf den Moment des öffentlichen Berger­fängnis an, macht aber diesen Fortschritt illusorisch durch die Klausel, nisses" und droht Tierquälern eine Höchftstrafe von 6 Monaten Ge­daß nur abfichtliche Quälerei oder Mißhandlung bestraft wer ben foll. Dadurch wird die Rechtsfindung im Brafprozeß fehr er­schwert und es besteht die Gefahr, daß viele Tierquälereien unge fühnt bleiben. Juftigrat Fraenti fordert ein Tierschuhgefeß, das 1. bas bie Strafe für die Mißhandlung eines Tieres nicht wesentlich von der unterscheidet, die für die Mikhandlung eines Menschen verhängt wird. Darüber hinaus ist eine Bestimmung zu fordern, daß rud fälligen Zierouälern das Recht zur Tierhaltung entzogen wird und daß jede Tierhaltung einer Anmeldepflicht unterliegt. So wird der Tierschuß zum Tierrecht. Wie der Staat bestimmten Per- tung des Strafverfahrens.

Ein Revolverattentat ist allem Anschein nach am Sonntagvor­mittag ggen 10% Uhr auf den Geheimrat Bernhard Sander aus Der Körnerstraße 24 zu Stegliz verübt worden. Sander, eine im öffentlichen Leben ziemlich bekannte Bersönlichkeit, hat sich durch feine Tätigkeit, die Bekämpfung des Borschuß- und Darlehnsschwin hels, eine Reihe von Feinden zugezogen. Als Sander gestern vor­mittag zu einem Spaziergang seine Wohnung verließ, fuhr eine

ur Jugendschrift für das reifere After. Die Ausstellungen, beren Besuch unentgeltlich ist, bleiben bis zum 4. Dezember 1927 geöffnet, mochentags 10 bis 13 und 15 bis 20 Uhr, Sonn­tags von 14 bis 20 hr. Heute, Montag, 17 Uhr, findet im großen Bortrag des Genoffen Loesche über Das gute Buch" statt. Sizungsfaal des Rathauses eine Schattentheatervorfüh Furchtbare Tragödie in der Gefängniszelle.

rung und am Mittwoch, dem 30. November, um 18 Uhr ein

Ein entfeklicher Selbstmord hat sich im Bezirksgericht zu Graslih in Böhmen abgespielt. Ein Dienstmädchen stand megen morbverbachi in Untersuchung. Sie verfchafite fich ein Messer und stieß es fich, mührend die Belfengenoffin die Seifung las, in den Hais und schnitt sich die Gurgel durch. Jede Reitung fam zu spät. Am Tage nach dem Selbstmord fam der Befehl zur Einstel­