Teure Briketts. Lage der Kleinhändler.— Nationalisierung des Kohlenhandels.
Der mitteldeutsche Sergarbeiterstreik Hot mit einem Erfolg der Bergarbeiter geendet. Wer e« geht noch ein Kampf darum, wer die Lohnerhöhung tragen soll. Die Frage der Brikettpreiserhohung:st noch nicht endgültig geregelt. Ein Preiserhöhungsantrag liegt zwar nicht vor. er ist ober ofsenbar von der mitteldeutschen Braunkohlen- industrie imr mit Rücksicht auf jene Untersuchungen zurückgestellt, die das Reichswirtschaftsministerium veranlagt hat und in denen fest- gestelst werden soll, wie die Lohnerhöhung ohne«ine Erhöhung der Preise zweckmäßig verteilt werden könnte. Ueber die Möglich- leiten weitgreifender Rationalisierung und damit Selbstkostensenkung im Bergbau ist kein Zweifel. Ebenso Ist aber auch eine Ratio- nalisierung und Selbstkostensenkung bei den Syndikaten, Syndikats- gesellschosten, dem Groß- und Kleinhandel denkbar und möglich. Unsere Feststellung vom 22. Ottober, daß bei einem Kleinhandels- preis von 1,80 M. in Berlin und einem Wertpreis von 77 Pf. für einen Zentner Briketts die Kosten für die Verteilung bis zum letzten Konsumenten ein Skandal und unerträglich seien, hat in chändlerkreisen stark verärgert. Mit einem gewissen Anschein von Recht in dem Falle, daß wir die Spanne von IM M. als B e r- d i e n st der Händler bezeichnet hätten. Das ist uns natürlich nicht eingefallen, denn wir haben nur von der volkswirtschaftlich unsinnigen Brikettoerteuervng gesprochen, soweit die tatsäch- lichen Kosten der heutigen Kohlcnverteilung eine solche Riesenspaune erzeugen. Die Kostenrechnung des Kohlenhandels. Von den Berliner Kohlenhändlern ist eine Rechnung über die Kosten aufgemacht worden, die bei dem Preis von l,80 W. für den Zentner Brikett» in Anrechnung gebracht werden müssen. Es handelt sich dabei um eine Rechnung, bei der offenbar ein Monats- verkauf von 1200 Zentner zugrunde«gelegt ist. Dieser Rechnung fügen wir noch eine zweite hinzu, wie sie uns von einem Klein- Händler übersandt wurde. Die Berechnung versteht sich ab Platz frei Keller sür l Zentner Briketts.
Offizielle Angab«:
Grubenpreis.... 77 Fracht und Packgc bühr' 28 Manko..... 3 Transport u. Gespann 26 Lagermiete.... 7 Arbeitslohn.... 18 Umsatzsteuer... 1,23
Ps.
160,23 Pf.
Privater Einzelhändler:
Grubenpreis Fracht Manko.. f.« Abfuhrkosten.,.» Arbeitslohn.■•. Umsatzsteuer.... Nutzen, Miete, Uniost.
77 Pf. 28,75.. 3,17.. 19 18,33„ 1,35„ 32,40„
180,00 Pfg.
Bei der zweiten Tabelle ist zu beachten, daß die etwas andere Berechnung im letzten Posten Nutzen. Miete und Unkosten zusammenfaßt, während die erste Berechnung den Nutzen und die engeren Gefchästsunkosten des Händlers ausläßt. Sowohl die Verbände der Kohlenhändler als auch jeder einzelne Händler be- liaupten nun, unmöglich billiger arbeiten zu können, weiterhin daß die Gewinne niedrig seien. Allerdings muh hier sofort beinerkt wenden, daß die Vordienste des Kohlendaudels sich nicht aus die tat- sächliche Spanne beim Brikett preis beschränken, sondern daß bei fast allen Kohlenhändlern Verdienste im Koks-, Holz- und Stein- kohlenhändel außerdem hereinkommen. was beweist die Rechnung? Selbst wenn die von den Interessenten hier angegebenen Ziffern stimmen, so wäre tatsächlich nicht das geringste darüber gesagt, ob die Organisation der Kohlenocrtcilung so rationell ist. wie sie sein könnte, mit anderen Worten, ob der Brikettpreis bei einer rationelleren Organisation des Kohlenhandels nicht erheblich niedriger sein könnte. Sieht man die Erfahrungen rationell organisierter Großbetrieb« des Äohleneinzechandcls an, so ergeben sich Möglichkeiten für sehr viel niedrigere Äohlenoer- teilungskoften. Nimmt man an, daß von 1200 Zentnern zwei Drittel direkt vom Bahnhof zur Kundschaft gebracht werden, was für einen Großbetrieb natürlich ist, und ein Drittel vom Lager zur Kundschaft, so ist«ine Selbstkostenhäh« von 146 bzw. 159 Pf. im Durchschnitt also pro Zentner lZl Pf. statt der in der ersten Rech- nung vorliegenden 160 Pf. möglich. Es ermäßigen sich die Bruch- und Abriebverluste, es verringert sich der anteilige Arbeitslohn, weil die Leistung pro Arbeiter im rationelleren Großbetrieb höher istjjüe Fahr-, Lager» und Ladeeinrichtungen können besser ausgenutzt werden. Sicher ermöglicht also eine rationellere Organisation der
Kohlenverteilung sehr erhebliche Ersparnisse, besonders wenn man berücksichtigt, daß die tartellmäßige Organisation und auch die lleberwachung der Durchführung der Kartellbedingungen durch nicht unerhebliche Beiträge die Verteilungskosten noch erhöhen. Die soziale Lage der Kleinhändler. Run soll keineswegs behauptet werden, der Klein- und Klein st Händler, deren es ja mehrere tausend in Berlin gibt, verdiene zuviel. Es ist kein Zweifel, daß ein Teil der Berliner Kohlenhändler eine armselige Existenz führt. Aber damit ist keinerlei Argument gegen eine vernünftigere Organisation des Kohlenhandels und gegen die überhöhten Kosten der Kohlenver- teilung gegeben. Es ist uns sehr willkommen, daß uns ein Berliner Kleinfohlenhändler nach seinen privaten Berechnungen. deren Richtigkeit wir natürlich dahingeftdtt sein lassen müssen, einig« Einkommensberechnungen für Kleinhändler gibt. Die Verdienste von drei Händlern, die 1200, 800 und 400 Zentner Briketts im Monat umsetzen, werden dabei dem Lohn eines Berliner Kohlenorbeiters gegenübergestellt. Danach ergibt sich
Bei monatlich 1200 Ztr. Briketts ein Verdienst von(ohne Arbeiter) (wenn 1 Arbeiter beschäftigt wird) Bei 800 Ztr. Briketts(ohne Arbeiter) Bei 400 Ztr. Briketts söhne Arbeiter) Dogegen verdient der Sohlevorbelter
Mit Steuern und Beiträgen 483.64 M. 243,64„ 292,52„ 156,86. 240,-..
Nach Abzug derselben 417,95 M. 177.95. 222.87. 212,40 I
In diesen privaten Angaben, die wir ohne Kritik wiedergeben, wäre natürlich manches zu berichtigen. So scheint bei den Aus- gaben auch ein Mietaitteil für die P r i o a t wohnung, für privaten Licht-, Reinigungs- und Heizungsbedarf m i t eingerechnet, und nicht eingerechnet sind, wie gesagt, Verdienste am Steinkohlen -, Holz- und Koksverkauf(auch Fuhren usw.). Weiter wäre zu sagen, daß die Kohlen mengen, die von diesen Geschäften bewegt werden, sehr viel niedriger liegen, als die eines Bollarbeiters in einem rationellen Betrieb. Jedenfalls hätte schon, der Kohlenhändler mit 1200 Zentnern Monatsumsatz nur dann ein sorgenfreies Leben, wenn er keinen Arbeiter beschäftigt, der mit 800 Zentnern dürft« keinen Arbeiter bejchäftigen, wenn er etwa ebensoviel verdienen will, wie der Kohlen- arbeiter selbst, und der mit monatlich 400 Zentnern müßte in der Tat ein Elcndsleben führen, wenn die aufgemachte Ein- kommenörechnung richtig ist, was wir ja nicht untersuchen wollen. Sozial und wirtschaftlich unhaltbar. Wenn mau nnrr aber nach einem mtrklich schlagenden Beweis suchen würde, weshalb die Kohlenvertalung in der Tat so teuer ist und weshalb eine rationelle Organftatian des Kohlenhandels eine unbedingte Notwendigkett ist, so würde er gerade mit dieser Gegen- Übersiellung der Lage des Kohlenarbetters und Kleinhändlers gc- liefert. Im Kohlenhandel entscheidet sür den Preis und die Kosten nicht die Konkurrenz, sondern der Preis Nrqt fest und linterschrei- tungen werden mit Konoenttönolstrafcn gecchitdct. Nur der Zugang zur Kohlenhändlertätigkeit ist frei, und so werden Elends- existenzen geradezu gezüchtet. Die Großen verdienen reichlich, die Kleinsten werden auch dann über Wasser gehallem wenn sie eine Elendsexistenz führen. Well aber diese Elendsexistenzen möglich sind„ wird auch der Zustand gefördert, daß die kleinen Selbständigen im Kohlenhandel sehr viel weniger pro Arbettsstunde und Arbeitstag leisten und umsetzen als wie«in Kohlenarbetter in einem rattonell geleiteten größeren Betriebe vermag. Es besteht also die Tatsache, daß das Vorhandensein von Notexistenzen zum Ausgangspunkt genommen wird, um den Brikettpreis hoch- zuhallsn. Eine an sich traurige soziale Wirklichkeit wird von den Interessenten zu einer wirtschaftlichen Notwendigkeit umgestempelt. Kein Beweis ist dafür geliefert, daß die Kohlenoerteilungskostcn bei vernünftiger Organisation nicht erheblich gesenkt werden könnten und dafür, daß die bisherige volkswirtschafllich ungeheuer teure Kohlenverteilung eine unabänderliche Notwendigkett ist. Das Gegen- teil ist höchst wahrscheinlich, und wenn die Angaben über die Ber- hienste der kleinen Händler wirklich richtig sind, so wäre es«in« soziale Wohltat, wenn man sie von der Clendsexistenz. die sie nach eigenen Angaben führen, befreien und zu besser oerdienenden Äohlenarbeitern machen würde.
Wichtige Entscheidungen im RWE. Zur kommenden Generalversammlung. Die zunehmende Spannung zwischen der privaten und. der öffentlichen Wirtschaft, die bisher nur sorgfälchg verhüllten, aber nicht mehr zu leugnenden Absichten des Privatkapitols, seinen Sin» sluß auf die öffentlichen Werte stark auszudehnen, hat die g e- mischtwirtschastlichen Unternehmungen stark in den Mittelpunkt des öffenllichen Interesses gerückt. Das gilt ins- besondere für das Rheinisch-Westsälische Elektrizitätswerk, das wir kürzlich zur Darstellung der kritischen Lage in den gemischtwirtjchaft- lichcn Betrieben, soweit die öffentliche Kontrolle in Frage kommt, beispielsmäßig kritisiert haben. In den am Mittwoch stattfindenden Sitzungen des Aufsichtsrats und der Aktionäre stehen nun wichtige Dinge zur Verhandlung, bei denen sich zeigen muß. ob die d« in o- k ra t i s che Kontrolle im gesamtwirtschafllichen Jnteresse auf dem Posten ist oder nicht. Im A u f s i ch t s r a t soll u. a. über die Bertroge zwischen dem RWE. und der A.-G. für Kohleverwertung beschlossen weihen, die bekanntlich die Abtretung der Fernleitungen des RWE. an die A.-G. für Kohleverwertung zum Gegenstand haben. Die Dinge liegen so, daß hier ein wertvoller Besitz aus einem gemischt» wirtschaftlichen, von der vffentlichen Hand aber stimmenmäßig be- herrschten Unternehmen in ein rein privates Unternehmen über- geführt werden soll. Dieser Ueberantwortung von überwiegend öffentlichem Besitz an die Privatwirtschaft ist um so wichtiger, als nach den neueren Nachrichten die A.-G. für Kohleoerwertung nicht mehr, wie es ihre letzte Denkschrift behauptet hat, gemischt- wirtschaftlich aufgezogen lverden soll. Ausbaufähiger, öffenllich kontrollierter Besitz, dessen Wert viel mehr in der Zukunft als in der Gegenwart liegt, soll also privatisiert werden. Dazu kommt, daß der Vertrag des RWE. den Ferngasplänen der Ruhr, die sich be- kannllich gegen die Kommunen richten, unmittelbar Vor- s ch u b leistet. Ohne daß die A.-G. für Kohleoenvertung nötig hotte, neu« Kosten zum Leitungsbau aufzuwenden, und well sie Zins- differenzen dabei erspart, wird die A.-G. für Kohleverwertung zum Schaden des RWE. in die Lage versetzt, etwa Ruhrgas beziehenden Städten und Werken billiger anbieten zu können, als das bei der Errichtung eigene* Leitungen zu heutigen Preisen und Zinsen möglich
wäre. Es ist keineswegs so, daß der Ferngasbetrieb des RWE., von dem Unrentabilität behauptet wird, unrentabel sein muß. Es ist vielmehr anzunehmen, daß bei den Gaslieferuugsverträgen für die Industrie mit den Preisen so nahe an den Selbstkosten ge- blieben wird, daß nicht viel verdient wird. Die Hauptunterstützung der A.-G. für Kohleoerwertung liegt aber darin, daß das RWE. von ihm selbst erworbene Wegerechte, auch solche, die noch nicht für Leitungen ausgenutzt sind, mit der bestehenden Fernleitung an die A.-G. für Kohleverweriung übertragen könnte. Auf dies« Weise würde auf kaltem Wege der Haupttrumpf, den die öffentlich« Wirt- schosr gegenüber der Privatwirtschaft in der Hand hat, nämlich die Verfügung über das Wegerecht, der Privatwirtschaft in die Hand gespielt. Aehnlich ernste Dinge werden in der Generalversammlung be- handett, wobei viel weniger die Höhe der Dividende in Frage steht. als u. a. die Konsequenzen, die sich in der Jiikunst aus der Beseitigung der Vorzugsdividende für die Nainensaktion ergeben können. Kapitalmäßige Lorteile im Augenblick brauchen durch- au« nicht ein Merkmol dafür zu sein, daß das Geschäft auch in seinen zukünftigen Auswirkungen vorteilhaft ist. Auch sonst bestehen Konfliktmöglichketten, bei denen für die Vertreter der öffent- lichen Hand Wachsamkeit erforderlich ist. Die Kommunen und Kreis« tragen also bei den Verhandlungen im Aussichtsrat eine große Verantwortung. Auch für die Vertreter des Reiches und Preußens im Aufsichtsrat des RWE. besteht die Pflicht, im öffenllichen Interesse auf das Wer- sorgfältigste ihre Stellungnahme zu überlegen, wenn sie sich nicht dem Vorwurf aussetzen wollen, daß sie private Interessen den öffent- lichen Interessen voranstellen. Die Zukunft der Kohleverflüssigung. Gesteigerte Kohlenausbeute.- Vald sinkende Oeleinfuhr? Die Versuche des deutschen Gelehrten Dr. Berg ins seit 1912 und seit 1925 das Zufammenarbetten der Bergwsgruppe mit der I. G. Farbenindustrie haben heute dazu geführt, daß Kunst- öl aus Kohl« fabrikmäßig, d. h. m beliebigen Mengen herzustellen ist. Jetzt erfährt man, daß die Ausbeute auf 650 Kilogramm
(gsgen Ksh« 490) KohlenSl pm 1006 Kilogramm Sohle gesteigert worden ist. Dieser Fortschritt auf dem Gebiete der Kohleuchemie ist groß. Jedes Automobil, das in Deutschland in Gebrauch genommen wird» erfordert ein« Oeleinfuhr pro Jahr in Höhe von einem Viertel bis einem Drittel seines Preises. Während für das Jahr 1927 mtt einer Oeleinfuhr von rund 1,4 Millionen Tonnen gerechnet wird, dürste sich der Import bis zum Jahr« 1929 auf 1,7 bis 13 Millionen Tonnen und bis 1932 auf etwas über 2 Millionen Tonnen steigern. Kürzlich macht« Generaldirektor Brückmanu von der I. G. Farben in einem Vortrog der Weltwirtschaftlichen Gesellschatt nähere Angaben über den Stand der Kohlehydrierung. Obwohl z. B. die Antoge in Leuna betriebsfertig ist, hat es bisher die I. G. Farbenindustrie vermieden, Daten zu nennen. Auf Leuna . wo Braunkohle, und auf Duisburg-Meiderich , wo Steinkohle verarbeitet wird, rechnet man in 2 Jahren mit einer Pro- duttion von mindestens 250 000 Tonnen Kunstöl. Brückmann rechnet damit, daß die Steigerung der deutschen Oeleinfuhr- kurven ungefähr im Jahr« 1932 aufhört, dem ein Beharrungszufiand und dann ein schnelles Fallen der Einfuhr folgen soll. Hinsichtlich der Rentabilität der Kohlehydrierung legt« Dr. Brückmann dar, daß die Aufwendung bei der Herstellung einer Tonn« Kunstöl rund 71 Mark betragen dürfte. Den Erlös für diese Tonne Kunstöl nahm er mit 141 Mark an. Danach r.?- bleWt ein Gewinn von rund 70 Mark. Wenn man davon 20 Mark für die Bildung von Reserven usw. abzicht, wie das Brück- mann in seinem Vortrag empfahl, ergibt sich immer noch ein Gewinn von 60 Mark pro Tonne Kunstöl. Das fft eine 25prozentige Verzinfung.da die Anlagekost«! für eine 60 000-Toimeii-Anlage (Duisburg-Meiderich) 10 Millionen und die Anlagekosten sür eine 200 OOO-Tonnen-Anlage(Leuna ) 40 Millionen Mark betragen. Der Gewinn bei Verarbeitung der Braunkohle stellt sich natürlich höher. weil die Gewinnung der Braunkohle mehr mechanisiert ist als die Gewinnung der Steinkohie und weniger Arbeitslohn verschlingt. Brückmann nimmt ihn, nach Abzug der Reserven, mit 70 Mark pro Tonne an. Ohne Zweifel werden, wir mit Hilfe der Kohlshydrierung in absehbarer Zett eineneueGroßindustrie entwickeln. Bedenklich ist nur, daß einem kleinen privatkapitalistischen Kreise dadurch neu« Machtmittel in die Hand gegeben werden. Ob einer weiteren Berschärfung der imperialistischen Tendenzen durch das synthetische Qel und die Unabhängigkeit von der Oeleinfuhr vor- gebaut wird, ist abzuwarten. Wahrscheinlich ist es nicht. Denn was weniger eingeführt wird und mehr oerdient wird, wird zu- nächst den deutschen Wirtschaftsimperialismus stärken. Dessen Kontrolle ist die Frage einer aktiven Demokratie, die nur durch die Macht der Arbeiterklasse möglich ist. plntsch soll die Bamag übernehmen. Wir haben kürzlich die Bilanz der Bamog.Meguiii-A.-G. besprochen, der großen Berliner 'Maschuienbaufirma, die sich durch falsche Ausdehnung in große Verlust« gebracht hat und nach der Zusammcnschrcibung des Ka-. pitals auf etwa die Hälfte durch Kapttalerhöhung neue Gelder sucht. Jetzt wird vvn der„Frankfurter Zeitung " berichtet, daß die neuen Aktien von der Berliner Pintfch A.-G. erworben werden sollen, die damtt zur Beherrscherin der Bamag-Meguin A.-G. würde. Die Pintfch A.-G. arbeitet bekanntlich stark im Gas- und Easarma- tureniach und ihre Produktion würde in der Tat durch die vielfach gleichumfend« der Bamag-Megum A.-G. ergänzt werden. Inter- essant ist aber, daß die Pintfch A.-G. den großen Aktienkauf von erheblich über S Millionen ohne Kapitalerhöhung und mit wenig Krediten durchführen soll. Damit würde ein« alte Klage der wenigen außenstehenden Aktionäre der Pmtsch A.-G.(sie ist Haupt- sächlich Familienbesitz) destäiigt, daß die Firma Pintsch vielmehr verdient als sie in den Bilanzen ausweist und in den Dividen. den ausschüttet. Das werden nicht nur die Aktionär«, sondern auch die Belegschaften mit großem Interesse hören. Thyssen mochi in Kunstseide? Sktmml das? Es wird gemeldet. daß du: Acetat , Deutsche Kunstfeidefabrik 2L.®., von der Stadt Freidurg ein großes Gelände erworben hat, um dort eine Kunst- seidefabrik zu errichten, die im nächsten Herbst mit 1000 Zlrbeitcnr und Arbeiterinnen ihre Tätigkeit ausnehmen soll. Merkwürdig muß die Meldung berühren, daß im Aufsichtsrat der neuen Gesellschaft Dr. Fritz Thyssen(Mülheim ) vertreten sein soll. Es wäre neu, daß sich die Familie Thyssen und damtt die Bereinigten Stahlwerke und die Ruhrmontanindustrie in der Kunstseidenindustrie betätigen würden. Es wäre auch sehr pikant, wenn dos geschöbe, denn in der Kunstseide hat die JG.- Farben die allerarößten Interessen. Man dars aus die Antwort etwa, gespannt sein, die diese MridlMg bei der Schwerindustrie hervorrufen wird. Wie deutsch -österreichische Zusammenarbeit fabolierl wird. In Oesterreich hat man bekanntlich energisch daran gearbeitet, für die Sparkassen wie auch tu Deutschland eine Girozentrale zu schassen. Das geschah unter nachdrücklicher Förderung durch die Deutsche Girozentrale , die sich bereituklärt hat, von dem Fünf- Millionen-Schilling-Kapital 20 Prozent zu übernehmen, allerdings sollte der Einfluß der Deutschen Gtrozentrole, um die Zusammen- arbeit zu fördern, 26 Prozent der Sttmmrechie mnfassen. Diese in jeder Hinsicht begrüßenswerte Entwicklung wird nun vom öfter- reichischen Prioattapttal und scheinbar auch von bürgerlichen öfter- reichischen Mlnistern sabotiert. Finanzminister Dr." Kienböck und die Leitung der österreichischen Nationalbank wollen die entscheidende Kontrolle ausschließlich in österreichischen Händen wissen, und dahinter steht ofsenbar da- Interesse der Bodenkreditbank in Wien , die seit Jahr und. Tag bereits die österreichi- schen Sparkassen in die Hand zu bekommen versucht. Diese Sa- botage erfolgt, obwohl die große Mehrhett der österreichischen Spar- kcssen entschieden gegen die Beteiligung einer privaten Großbank ist. Der Fall ist charakteristisch dafür, wie private Herrschofts- und Sonderinteressen volkswirtschaftliche und nationale Gesamt intcr- essen in Oesterreich mit Füßen treten, obwohl gerade dos Privat- kapital die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Deutsclstand und den rationellen Wiederaufbau der österreichischen Wirtschaft in Erbpacht- zu haben behaupten. vie Einlagen bei den preußisch» Sparkassen. Wie wir der ..Deutschen Sparkassenzeitung" über den Einlagenstand bei den Mit- gliedsoerbänden sämtlicher preußischer Sparkassen entnehmen, betrugen die Spareinlagen Ende Oktober zusammen 2840,7 Millionen Mark. Der Zuwachs belief sich auf 58,6 Millionen Mark, die Einzahlungen betrugen 292.2. die Rückzahlungen 233,6 Millionen Mark. Lellungsverschmel;unq der Pachlerorganisationcn. Die diesjährige Hauptversammlung des Rcichsbundes landwirtschaftlicher Pächter fand im„Rheingold" statt. Geheimrat Dr. Ebeling. der sett vielen Iahren als Hauptgeschäftsführer tätig ist, tritt wegen seines Alters von dieser Tätigkeit zurück. Regierungsrat Wenzel wird die Hauptgeschäftsführung des Reichsbundes zusammen mit der des Domänenpächterverbandes übernehmen. Erhöhung des Fonds zur Förderung der inneren Kolonisation. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst der Antwort des prcußi- sehe» Landwirtschoflsministers auf eine Kleine Anfrage mehrerer Landtagsabgeordncter entnimmt, ist geplant, den Fonds zur Förde- rung der inneren Kolonisation für das Rechnungsjahr 1928 von bisher IX Millionen auf drei Millionen Mark zu erhöhen. Hier- aus sollen auch— in ähnlicher Weise wie das schon jetzt aus den Siedlungskrediten des Reiches geschieht— Einrichtungskredite für anzusiedelnde Landarbeiter gewährt werden.