Dienstag
29. November 1927
Unterhaltung und Wissen
Beilage des Vorwärts
Stigmatisierte in der Weltgeschichte
Nun liegt wieder in den Schaufenstern der Stadt das Spiel zeug aller Art, das zum Kaufen einlädt und auf den weihnachtlichen Geschenktischen Kinderherzen erfreuen soll. Da gibt es Puppen in allen Größen, alle erdenklichen Tierfiguren, Leddybären, Brettspiele; da liegt auch unter Weihnachtsmännern und Engeln der flimmernde Glasschmuck des Tannenbaumes. Nicht wenig sind die aus Holz geschnitzten Sachen vertreten, die Männchen und Püppchen, die Wägelchen und Pferdchen, die Häuschen und Bäumchen. Manches davon ist außerordentlich zierlich und gebrechlich und so klein, daß 3. B. eine Lokomotive mit Tender und Güterwagen bequem aufheben in der Geschichte der Menschheit mit Franz von Assisi einer Kinderhand fahren kann.
will.
Die Kinderhand ist nicht chne Absicht hier genannt; sie hat mit all den Sächelchen mehr zu tun, als es im ersten Augenblic scheinen Denn diese Spielzeuge find während ihrer Herstellung fast ausnahmslos durch Kinderhände gegangen, durch sie mitgefchaffen und vollendet worden. Da fizen sie in den Dörfern der deutschent Waldgebirge, im Thüringer Wald , in der Rhön , im Erzgebirge , die Kinder der Heimarbeiter, gebüdt über Werftische, im Staub der Fräsen, vor heißen Stichflammen, hustend in Spiritusdunst oder Quedfilberdämpfen, bleich, hohlwangig, ausgemergelt, alle miteinander eingespannt in den fieberhaften Brozeß der Heimindustrie: diese willigsten und billigsten aller Arbeitsträfte. So zerreißen und zersplissen durch die Arbeitsteilung ist dieser Industriezweig, daß alle Glieder der Familie gleichzeitig mit beiden Händen dabei zu tun haben, ohne vom Essenstisch aufzustehen, ohne das Haus zu ver lassen: Der Bater an der Drehbant oder Stanzmaschine, die Mutter beim Schnitzeln, die größeren Geschwister bei Löfflamme und Blafebalg; selbst für die ungeschicktesten Finger bleibt noch irgendeiner ber vielen, vielen Handgriffe übrig, die nötig find, ehe nur ein einziges Spielzeug oder Schmuckstück die häusliche Werkstatt verlassen kann.
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Es ist die traurige Kehrseite des glanzvollen Weihnachtsfestes, diese eigentliche ,, Werkstatt des Weihnachtsmannes". Wohl sagen die Kleinen und sie dünken sich wunder wie weise, daß sie damit dem Kindermärchen hinter die Schliche gekommen find ,, Es gibt gar keinen Weihnachtsmann". Aber die Größeren, selber in der Beristatt Tätigen, haben es inzwischen erfahren: Es gibt doch einen! Und dieser Weihnachtsmann, muß ein harter, gieriger, immerfort antreibender, unersättlicher Ausbeuter sein! Ganze Dörfer, ja, ganze Provinzen stehen in seiner Fron, und Kindermark und-tränen sind ihm zu seinem Gedeihen gerade recht.
Kinder einer Bremer Versuchsschule( Helgoländer Straße) haben türzlich den Versuch gemacht, einmal einen Einblick in die Werkstätten des Weihnachtsmannes zu gewinnen. Sie haben an die Kinder verschiedener Schulen, die im Mittelpunkt solcher Heimindustrieorte liegen, die Bitte gerichtet: Erzählt uns doch einmal, moher all der bunte Weihnachtsschmud fommt, wie er entsteht und was eure Arbeit dabei ist.
Der Widerhall, den diese Anfrage gefunden hat, mar unerwartet lebhaft. Etwa 60 Berichte sind bis heute eingelaufen, geschrieben Don Kindern und begleitet von Bildern und Spielzeugen eigener Herstellung. Die eine Sendung zeigte den Werdegang der Puppe, von der gedrückten, gestanzten oder gegossenen Form bis zum fertig verpädten Exportartikel, die andere bescherte eine reiche Auswahl von holzgeschnigten Spielwaren aus dem Erzgebirge . Die Kinderberichte beziehen sich auf die Orte Niederneuschönberg und Seiffen im Erz gebirge , Neustadt bei Koburg und Unterweid ( Rhön ).
Diese kindlichen Berichte, von denen einige hier einen Platz finden sollen, find in ihrer Art geradezu erschütternd. Nicht, daß sie das Elend der Heimarbeiter nun grau in grau malten. Das märe unfindlich und unverständlich. Sondern die schlichten Tat fachen, die sie arglos berichten, hin und wieder allerdings von einem flugen Wissen begleitet, rufen diefe Wirkung hervor und laffen die bittersten Gefühle im Herzen aufgären: Das sind unsere Kinder, das ist ihr Jugendparadies, so ist es um unsere ethische Kultur, um die zum lleberdruß gepriesenen Ideale der Menschlichkeit und Menschen würde bestellt!
„ Unser Städtchen( Neustadt bei Koburg) ist eine sehr schöne, aber leider sehr arme Industriestadt", so schreibt Franz 2. Dentt nur nicht, daß in der Industrie viel verdient wird. Es hatte zeitmeise 1000 Erwerbslose. Bedenkt nur, eine Stadt mit 9000 Einmohnern 1000 Erwerbslose! Da kann man sich schon die Berhält nisse vorstellen. Bei dieser Industriearbeit muß nun alles, was zur Familie gehört, mithelfen, damit ein paar Pfennige verdient werden. Da hilft die Großmutter und der Großvater, die Mutter und der Vater und alle Kinder. Eines zieht die Buppe an, das andere packt sie usw., und so hat jedes seine Arbeit."
Karl B. ergänzt die Angaben:
In unserer Industrie ist fast jede Familie tätig. Nur ein klei= ner Beweis: Wir sind in der Klasse mit 27 Mann, darunter find 21 Mann in der Industrie tätig!"
Und nun erzählen die Kinder in einem schönen Beweis von Gemeinschaftsarbeit den Werdegang der Puppe: Die Arbeit des Drückers, der ein Gemisch von Sandmasse, Bappe und Brotmehl in die Arm- und Beinformen drückt und hernach im Grudeofen trodnet. Bei uns muß alles gut gearbeitet werden," fügt der kleine Schreiber Edmin S. Hinzu.„ Aber gute, Ware schlechter Lohn.
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Das Konnersreuther Miratel hat ein Phänomen wieder erstehen lassen, das seit Anfang des 13. Jahrhunderts die Welt pon Zeit zu Zeit erschüttert und vor ein scheinbar aus dem Jenseits übergreifendes Wunder gestellt hat. Die Stigmatisationen*)- Bil Bil dungen von Bundmalen nach Art der Wunden, wie sie von Jesus bei der Dornenfrönung, der Geißelung und der Kreuzigung am Haupt, an der Seite und an Händen und Füßen berichtet werden
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an, der seine Malzeichen 1924 in efstatisch- visionärem Zustande auf mönch, dessen geängstigte Seele sich in die Weltabgeschiedenheit des dem Monte Alverno empfangen haben soll. Dieser asketische Betteltostanischen Apennin flüchtete, um dort in inbrünstiger Berzückung der Passion Christi zu leben, trug zum ersten Male die blutenden Stellen. So erzählen die Chroniken. Damit war der Anstoß zu seiner Selig und Heiligsprechung zwei Päpste des 13. Jahr hunderts nahmen diese vor und in der Folge zur Wiederholung dieses Borgangs gegeben. Bei dem Charakterbilde eines Franz aber sichere Belege der Male fehlen; den schon frühzeitig einfegen von Affifi ist von vornherein jeder Täuschungsversuch auszuschalten, den Zweifeln an der Echtheit der Wunden suchten verschiedene Bullen der Bäpste zu begegnen. In Zeitaltern, in denen die Einfühlung der Masse erfüllt war mit Borstellungen überirdischer Gnadenafte, mußte diese Form höchster Infarnation bald epidemisch, Epidemisch tritt sie in der Ekstase der Selbst peinigung pon bald in Einzelfällen ihre Nachahmung und Wiederholung finden. Saint Médard im Anfang des 18. Jahrhunderts auf, wo die Saint- Médard im Anfang des 18. Jahrhunderts auf, wo die Darstellerinnen der Passion Chrifti unter den Augen der Zuschauer an den Stellen, die den Nägelmalen Christi entsprechen, merkbare Zeichen blutiger Veränderungen aufwiesen. Eigentliches Blut schwitzen wies aber erst eine Reihe von periodenweise auftretenden Fällen auf. Zu ihnen zählen als die bekanntesten die drei Tirolerinnen Maria Mörl, Kreszentia Nicklutsch und Maria Lazzari, ferner Anna Katharina Emmerich aus Dülmen bei Münster , Juliana Weiskircher aus Ulrichskirchen , Maria Beatrice Schumann aus Pfarrkirchen und schließlich Luise Lateau aus Charleroi in Belgien . Sie gehören sämtlich dem 19. Jahrhundert an, und zwar vornehmlich dem Anfang und der Mitte dieses Jahrhunderts. Betrugsabsichten oder Durchführung einer Selbsterzeugung der Male- derartige Fälle hat es natürlich allenthalben immer gegeben sind bei den abengenannten Trägerinnen ausgeschloffen. Deffentlichkeit und Beobachtungsmöglichkeiten des Jahrhunderts, dem sie entstammen, maren bereits gegebene Schranken.
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derartige
Der Berlauf der Blutflüsse unterscheidet sich von den in Konners: reuth beobachteten Borgängen in nichts; er beginnt mehr oder minder an dem bestimmten Leidenstage der Passion Chrifti, jetzt mit einer etstatischen Berzückung ein, ist non visionären Borstellungen begleitet und erreicht seinen Höhepunkt in der Steigerungstiefe, der Berzückung. In sämtlichen Fällen wird von einer völligen na h- rungsenthaltung, mindestens aber von einer äußerst ge ringwertigen Nahrungsaufnahme berichtet. Bei den meisten mar damit auch eine totale Enthaltung vom Schlaf verknüpft: auch darin bietet also Therese Neumann von Konnersreuth nichts Neues. Alle Genannten staminten aus ärmlichsten bäuerlichen Berhältnissen, waren von frühester Kindheit an gemäß den Einflüssen ihrer Umgebung in strengster fatholischer Observanz erzogen und
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nun tritt dazu als entscheidendes Moment ihrer späteren Geistesrichtung- sie waren sämtlich schmer leidende Nervenfrante mit den ausgesprochensten Merkmalen der Hysterie. Maria Mörl, die schon vom fünften Lebensjahre ab immer leidend war, verfic mit 19 Jahren in dauernde Starrfrämpfe, verlor Sprache und Augenlicht, bei Maria Lazzari stellte der behandelnde Arzt bereits Galgani, die 1899 Blut ausströmen ließ, litt an Lähmung aller 1833 die Diagnose hysterismus", die oben nicht aufgeführte Gemma Glieder. Verlust des Gehörs u. a. m. Der von allen diesen weiblichen Erscheinungen am einwandfreiesten. beobachtete Fall ist der der Juliana Weiskircher, die im Juli 1850 ins Allgemeine Krankenhaus, Wien, übergeführt wurde und bei der im Laufe des dortigen Aufenthalts die periodischen Freitagsblutungen völlig verschwanden. Sie wurde später als geheilt entlassen und blieb in Wien.
Dieje
Die katholische Kirche hat mit der Heiligsprechung von Franz von Assisi die Tätsächlichkeit der Stigmatisation als göttliches Bunder feierlich anerkannt und etwa weitere 62 Heiligsprechungen darReligiosität sich nicht mit dieser Transformation des gesamten Menaufhin vollzogen. Aber da, wo Lauterkeit des Charakters und hohe schen vereinigen, läßt sie auch den Weg für eine natürliche Entftehung und Erklärungsweise gewisser Stigmatisationsfälle offen. Er mußte gegenüber der Tatsache, daß auch Frauenspersonen von unreinem Lebenswandel die Stigmata empfangen haben, beschritten werden. Dent frommen Glauben gegenüber hat die Wissenschaft von jeher einen schweren Stand gehabt; abgesehen davon, daß man ihr jede Berechtigung absprach, in die„ Genialität des Glaubens" einzubringen, verschloß man ihr jede Möglichkeit egatter Beobachtung und verwies sie mit ihrer rationellen Methodit aus den Sphären der Verklärung und Selbstentäußerung. Troß Ablehnung und sich auftürmender Schwierigkeiten allerseits geben einwandfrei heobachtete Fälle Analogieschlüsse zu den als Wunder deklarierten Stigmatisationen und damit zu der eindeutigen Schlußfolgerung, daß auf der Grundlage schwerster frankhafter Veränderungen des Seelenlebens bei besonders disponierten Individuen ein organisch fichtbares Miterleben von Leiden Dritter eintreten kann. frankhafte Veränderung des Seelenlebens ist gefennzeichnet in der Hysterie, die die gewaltigste visionäre Macht ist, die wir fennen. Die Hysterie erlebt, was sie ersehnt, fie sieht, was sie glaubt! In den hysterischen Epidemien und an den Hysterischen selbst geschehen die Zeichen und Wunder, werden Blinde sehend, Lahme gehend, Stumme redend aber auch umgekehrt infolge seelischer Ansteckung Sehende blind, Gesunde gelähmt, Redende sprachlos, wie dies in der Geschichte der Wunder und ihrer vermeintlichen Medien dauernd zutage getreten ist. Das legthin auslösende Moment dieser rätselhaften Erscheinungen ist der suggestive Borstellungsund Beeinflussungsstreis. Von ihm qus find auch die fchon oben angedeutefen wissenschaftlichen Beobachtungen ausge gangen. Bereits 1885 hat eine Reihe französischer Forscher bei Hysterischen durch Suggestion Nasenbluten und auch Blutschwizen hervorzurufen vermocht, ja fie fonnten sogar Stigmatisationen an ganz bestimmten vorgezeichneten Stellen in Buchstabenform erzeugen. Diese Versuche wurden im Laufe der Zeiten häufig wiederholt und führten zu den gleichen Ergebnissen. Der naheliegende Schluß, MAB auch autosuggestive, von dem Träger selbst ausgehende Borstellun gen zum gleichen Resultat führen fönnen, wurde ebenfalls erperimentell bestätigt. Ebenso wie Brandblasen lassen sich auch blutende
*) Bergleiche auch W. Jacobi, Die Stigmatisierten Stigmata bei geeigneter selischer Beränderung, sei es auf suggestivem, ( München 1923). fei es auf autosuggestivem Wege, hervorrufen.
Ernst W. gibt darüber fachmännische Auskunft: Solch' ein einfaches Kleidchen geht faft fünfzehninal durch die Hand, ehe es fertig wird, und da ist das Abschneiden und Umwenden noch gar nicht berechnet. In einer Stunde macht man ein halbes Dutzend solcher Kleidchen, und ein Dußend wird mit 25 Pf. bezahlt. Da tönnt ihr euch vielleicht einen Begriff machen, was die guten Eltern alles tun müssen, ehe sie etwas verdienen."
Ebenso leer gehen die kunstreichen Schöpfer aus, die der Puppe die Mamastimme und die Schlafaugen einsetzen, die den Weihnachtsengeln und Weihnachtsmännern zum Dasein verhelfen. Aller Glanz, alle Bracht geht in das Wert über, dem Werkmann bleibt nichts als die Mühe:
Triumphe der Saatzuchtung.
Eine gewaltige Ummälzung der Landwirtschaft, die die für uns so notwendige Eigenversorgung sicherstellen fönnte, wird von dem Direktor des Berliner Instituts für Vererbungsforschung, Prof. Erwin Baur, vorausgefagt, wenn die neuesten Ergebnisse der Bererbungsforschung in umfassender Weise ausgenutzt werden. Die Forschung hat sich, wie Dr. Beter Graf in der Leipziger... IlluFrage beschäftigt: Wie erben sich die verschiedenen Eigenschaften von strierten Zeitung" ausführt, seit einiger Zeit besonders mit der Bflanzen und Tieren bei der Kreuzung der einzelnen Rassen fort? Es haben sich dabei ganz bestimmte Gejeße ergeben, nach denen sich die mannigfachen Eigenschaften auf die Nachkommen verteilen. Wenn wir heute von einer Rußpflanze verschiedene Rassen befigen, fo fann nach unserer Kenntnis der Vererbungsgeseze die Züchtung Kreuzungen erzielen, die alle wertvollen Eigenschaften der gefreuten Rassen in sich vereinen, die wertlofen aber ausscheiten. Für die ungeheure Bedeutung folch planmäßiger Rüchtungsarbeit sprechen einige Beispiele deutlich genug. Dem Weizen 3. B. ist die Rostkrankheit besonders gefährlich. Mun gibt es aber drei verschiedene Weizenrassen, die dieser Krankheit schwerer zugänglich sind, wenn sie auch freilich nicht ganz gegen sie geschüßt find. Man kann eine neue Rasse erzielen, Sie alle drei TeilschatzEigenschaften in sich vereinigt und auf diese Weise einen vollkom menen Schuß gegen die Rostkrankheit bietet. Dadurch würde natürder Weizenertrag bedeutend gesteigert werden. Die Lösung dieser Aufgaben fordert allerdings viele Versuche und bedeutende Mittel. Je mehr verschiedene Eigenschaften in einer neuen Russe ner förpert werden sollen, um so größer ist auch die Zahl der über. haupt möglichen Kreuzungsbastarde, unter denen die gesuchte Stri mur eine darstellt. Handelt es sich um zwei Raffen, die i zehn Dingen verschieden sind, so fönnen durch Kreuzung 1022 neue Reifen erzielt werden, aus denen die beste ausgesucht werden muß Will man Weinreben züchten, die gegen Rebschädlinge und Krantheiten gefeit sind, so handelt es sich um etwa 40 verfchiedene Erbfattoren, und man muß nicht nur Tausende, sondern Millionen von
,, Ja, davon kann ich euch ein Liedchen fingen," bekennt Her mann E., wenn er die Bemalung der eben gegossenen Glaskugeln beschreibt. Zuerst male ich die Rosen. Ist ein Brett Kugeln fertig, so füge ich die Blätter hinzu und zeichne sie aus. Ihr wißt ja alle, mie das Malen geht, und ich will es nicht näher beschreiben. Hundert Dugend find fertiggemalt und sollen noch schnell fort. Da herrscht ein Aufruhr. Groß und Klein ist fieberhaft tätig. Sind die Spieße abgeschnitten, so tommen Verschlüsse darouf. Nun werden sie in Kartons gelegt, die Lieferung ist fig und fertig und wird fortgeschafft. Soll am Sonnabend geliefert werden, so muß am Freitag bis spät in die Nacht hinein gearbeitet werden. Da fallen uns Kindern manchmal die Augen zu, denn Groß und Klein mußlich mithelfen, um die Ware fertig zu machen."
3. B. für ein Dutzend Arme werden 7 Bf. bezahlt.( Ein Dugend sind in diesem Falle 24 Stück!) Es bleiben nur 2 Pf. für's Duzendarbeiterelend wohl noch nicht recht aufgegangen. Sie schreiben von übrig, das macht die Stunde 20 Pf. Die anderen 4 Bf. tostet das Material. Wenn man alles genau berechnet, muß man beinahe noch drauflegen, denn es ist eine ungesunde Arbeit."
Num folgen die zum Teil äußerst mühseligen Arbeiten des Gießers, des Stanzers, des Anstreichers, des Malers und des Augen einfegers, die alle Borarbeiten ausführen, bis der Täuflingsmacher die einzelnen Teile der Puppe zusammenhängt. Eine eigene Kunst, die strengen Schritt hält mit der Mode, ist das Frisuren machen. Hermann F . weiß darüber besser Bescheid, als manches bubiköpfige Mädel hier herum:
„ Es gibt da Pagen, Buschel, Eingerollte, Titus, Steppscheitel, Bubi, Rofofo, Schrägscheitel, Krepp usw. Man fann das alles mohl leicht beschreiben, aber mas für Arbeit das macht, daran denft ihr gar nicht. Es geht siebenmal und bei größeren Frisuren acht mal durch die Hand. Ein Dußend schlechte Puppenfrisuren foftet im Handel 1,50 M.; bei besseren Frisuren steigt der Preis bis 8,50 m." Die Wonne der kleinen Puppenmütter, das An- und Ausfleiden der Puppen, für die Heimarbeiterinnen ist es eine faure und schlecht gelohnte Mühe. Oberteil, Unterteil, Hals- und Aermelspizen, Gür tel und Schmud alles will einzeln genäht und gesteckt sein.
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Den Kindern des Erzgebirges sind die Augen über ihrem Heimihrem„ Spielwarenzauberdörschen"( Seiffen) mit all seinen wunderbaren Fliegerkarussells, Badelenten, Damebrettern, Schachfiguren, Sparkästchen und dem Tierreichtum der gesamten Schöpfungstage. Einer wagt jogar den Satz:„ In dor erzgebergschen Orbeitsstume is halt schic." Vielleicht besitzen sie aber mehr Humor als ihre Leidensgenossen weiter westwärts, und wissen mit einem Scherzwort über das unangenehme und Schwere hinwegzukommen.„ Euje! Ize stinkts widder mol nach Leim, ich möcht glei ausreißen, so stintts," ruft der kleine„ Pappfrige" aus, aber er läßt sich seine Arbeit beim Kartonherstellen doch nicht verdrießen.
Bohl ihnen, daß fie die mageren Blüten des Humor's noch zu pflücken wissen; die meisten Heimarbeiterfinder verlernen das nur allzu bald. Das Wort der Beihnachtsverfündigung: llen Menschen ein Wohlgefallen! gilt nicht für fie. Sie geben zwar; das durch Heim- und Kinderarbeit spottbillig geratene Spielzeug er scheint unzähligen Broletariereltern als willkommene Beihnachtsgabe für ihre Kleinen, aber sie empfangen nicht. Und so stehen hinter dem Glanz des geschmückten Lichterbaumes ihre ernsten, früh alten Gesichter, eine eindringliche Mahnung für alle diejenigen, denen das Fest der Liebe fein leerer Schall sein will. Karl Dang.
Barstarden erzielen, um die gesuchte Art herauszubekommen. Bedenkt man aber, daß jährlich zur Bekämpfung der Rebschädlince 80 Millionen Mart ausgegeben werden müssen, so mürde uns auch die Berwendung von einigen Millionen Marf quf diese Rüchtung noch gemaltige Ersparnisse bringen. Noch größer wäre der Geminn für unsere Boltswirtschaft, wenn es gelänge, eine Lupine zu züchten, die nicht giftig ist und nicht bitter schmeckt; dann mürbe der größte Teil der Kraftfuttereinfuhr überflüssig werden. Aehnlich verhält es sich bei den pflanzlichen Rohstoffen für die Kunstseite und vielen anderen Nußpflanzen.
Die Vererbungswissenschaft ist nach der Behauptung Bours. heute imstonde, Kulturpflanzen mit ganz heftimmten Cieenicheiten genau fo ficher herzustellen, wie der Chemifer bestimmte Stoffe e- zielt. Es bedarf mur der missenschaftlichen Verfuche, für die die nötigen Mittel bereitgestellt werden müßten, um riesige Ersparnis zu machen.