2. Beilage zum ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Ur. 251.
Sonnabend, den 26. Oktober 1895.
12. Jahrg.
Aus der Domäne des Bentrums. den Hauptpunkte in den Klageliedern der oberschlesischen Berg - es regnet, schneit oder ob die Sonne brennt, diese Glenden
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Die Reise zum Parteitag in Breslau hat einem Mitarbeiter der Rh. Wefts. Arbeiter- Zeitung " Gelegenheit gegeben, sich mit eigenen Augen von dem oberschlesischen Proletarierelend zu überzeugen er faßt sein Urtheil in die Worte zusammen: vor Oberschlesien verblaßt alles."
aus
unterdrückend.
und Hüttenleute. Grauenvoll flangen oft die Schilderungen, müssen schuften, der Witterung preisgegeben. Das Essen dieser deren Wahrheit von dem hageren, verhungerten Gesicht des Er- Aermsten besteht in trockenem Brot und vielfach wird Schnaps. zählers bestätigt wird. dazu genossen.
Wer das sozialpolitische Wirken des Zentrums in seiner ganzen Sphäre" begreifen will, der komme hier zur ultramontanen Domäne Oberschleften.
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Soziale Rechtspflege.
zur
Die Beobachtung der Staatsgefeße seitens der Unternehmer Und wem gehören die Schächte der Wolfganggrube? Einem ist in Oberschlesien einfach lässig wir müßten eigentlich einen der berufensten Vertreter des Zentrums, dem Grafen Ballestrem !! viel schärferen Ausdruck gebrauchen. Gruben- und Hüttenpascha Der anerkannte Führer jener Partei, die uns Sozialisten immer Das erfte, was uns in Zabrze ( sprich: Sabfche) auffiel, so schalten zum theil unbeschränkt, folgen selbst gegebenen Verordnungen. die Vernichtung der Familie" vorwirft, sorgt in anerkennens fagt er, war die ungemein ärmliche, fast lumvige Kleidung der Die völlige Unwissenheit des armen Volkes wird auf das schmäh- werther Weise dafür, daß die oberschlesischen Familienverhältniffe Bevölkerung. Fast alle Personen trugen längst aus der Mode lichste gemißbraucht. Mit Verwunderung lauschen die armen immer mehr zerrüttet werden. gekommene, fchmußige und schlecht fißende Röcke, Hosen 2c. Die Leibeigenen, wenn wir ihnen die Bestimmungen der SozialgesezWeiber waren in unförmige Tücher gehüllt, aus denen Inochige gebung Deutschlands erklären. So dürftig diese auch sind, in und fahle Gesichter hervorlugten. Was den Westdeutschen aber Oberschlesien stehen sie größtentheils nur auf dem Papier. Was besonders anmuthete", war das fast durchgängige Barfuß- der Herr Ortsvorsteher, der Gendarm und der Industriebeamte Taufen der Weiber und Kinder. Der Tag unserer An- dekretirt, ist hier Gesetz. funft war ein Sonntag(!), aber nur wenige Frauen Ganz besonders aber war es ein Faktor, auf deffen Haupt sahen wir, deren Füße mit Schuhe oder gar mit sich die grimmigsten Vorwürfe häuften: Die Geistlichkeit, oder Strümpfen bekleidet waren. Da zugleich regnerisches Wetter wie die Leute hier sagen: Die Heiligkeit. Gewerbegericht. Speziell für Schlächter, aber herrschte und in Oberschlesien gepflasterte Straßen etwas Un- Man muß den tiefreligiösen Charakter des oberschlesischen auch für Angehörige anderer Berufe, welche auf Stellenvermittler, bekanntes find, so mag sich der Leser das Bild selbst ausmalen, Volkes kennen, um diesen Haß gegen die Geistlichen voll Arbeitsnachweise 2c. angewiesen sind, ist eine Rechtsanschauung daß diese barfüßigen Weiber, unter deren Tritten der Koth hoch würdigen zu können. In von großer Bedeutung, welche der Vorsitzende der Kammer 6, den polnischen Ländern spielt regte, war, daß alle uns Entgegenkommenden, ob Mann, Weib gelium. In allen Wohnungen, die wir besuchten, und es lang. Die Arbeitsvermittelungs- Juftitute bewirken meistens, ausflog, boten. Ein weiterer Umstand, der uns zum Denken an der Klerus die erste Geige. Was er sagt, ist ein Evan: Magistratsaffeffor eo, nach der Erledigung eiv.es Lohnentschädigungsprozesses vortrug, der in einen Vergleich ausoder Kind einen erschreckend stupiden Gesichtsausdruck waren nicht wenige, trifft man Heiligenbilder, Kruzefire, Weih- lang. zeigten. Kein Anzeichen geistiger Regfamkeit leuchtete uns waffertöpfe u. f. w. Die Predigten sind besucht wie nirgendswo.( bie sogenannten Kommiffionäre ausschließlich) die Erledi gung der bei ihnen den graugelben, hageren Zügen entgegen. Alles Der übliche Gruß lautet:" Gelobt sei Jesus Christus!" eingegangenen Bestellungen derart, daß fie die Wo sich Lebhaftigkeit zeigte, Und doch dieser tiefe Haß gegen die Vertreter der christVerfügung todt, gleichgiltig, erfterbend. ftehenden 2rbeitskräfte mit einer da erkannten wir bald die Merkmale des Alkoholikers. Der lichen Liebe! Wer schärfer sieht, erkennt auch bald die Ursache. Engagementstarte" welche gewiffe grunds legende Arbeitsbedingungen enthält, zu ihren Auftraggebern Fusel wirkt hier als belebendes Element. Offen nennt man die Geistlichkeit die Verbündeten des Kapitals. Menschen, so die Wohnungen. Wenige Steinbauten, meistens fontrolliren können. Daß aber solche den Klerus diskreditirende 6. am 29. September, einem Sonntage, zu dem Schlächtermeister Unser Weg führte uns nach Zaborza( Dorf). Wie die Es werden Erzählungen folportirt, deren Richtigkeit wir nicht senden. Mit einer solchen Karte versehen, auf welcher die Lohns Fabritswohnungen, fast nur elende, einstöckige, mit Schindeln Sachen hier verbreitet und allgemein geglaubt werden, läßt tief Cosbach, der sein„ Arbeitgeber" werden sollte. Cosbach war bedeckte Hütten. Aus den niedrigen Löchern, euphemistisch blicken. Es ist nicht der Haß gegen die Religion, sondern nicht anwesend und so wurde der etwas angetrunkene S. in den Thüren genannt, gähnte uns Schmuß und Elend in scheußlichster nur gegen die Verkünder derselben, die Priester, was so sehr zu ihm zugedachten Schlafraum untergebracht, ohne daß der„ neue Bollkommenheit entgegen. Gebückt traten wir ein, den Efel denken giebt. Der Oberschlesier geht immer noch zur Kirche, Meister" ihn zu Gesicht bekommen hatte. Als dieser dann um wenn er auch den amtirenden Pfarrer haßt. Nur gegen die 11 Uhr nach Hause kam, war es ihm angeblich nicht Ein enger, kaum einen Meter breiter Gang. Der Boden Person desselben richtet sich sein Grimm. möglich, Don dem Schlimm, sehr schlimm müssen es manche Geistlichen hier ge- tommen. Dies ärgerte ihn und da ihm am anderen Morgen verschlafenen S. die Karte unbelegt, verfaultes Stroh, Abfälle von Speisen liegen in den zu be. Ecken. Ein anderes Thürloch führte zur" Stube". Die Wand trieben haben. Arg müssen sie mit der Vertrauensseligkeit ihrer beuchte, G. habe Katzenjammer, ließ er denselben erst garnicht entlang liegt Stroh. Auf Befragen erklärte man uns, daß dort Gläubigen umgesprungen sein, sonst wäre eine solche tiefgehende die Arbeit antreten und wies die ihm nun angebotene Karte die Familie schläft.() Mann, Frau und vier Kinder legen fich Abneigung nicht denkbar. Soll der Strom der Empörung dort in ihren Kleidern zum Schlafen nieder. sich ein elender Ofen, auf dem das„ Mahl" bereitet wird. treten, dann ist bei dem leidenschaftlichen Charakter der Slaven urtheilen, weil derfelbe ihn wohl zum 29. September engagirt, In einer Ecke befindet in Oberschlesien einmal die heute noch bestehenden Ufer über zurück. S. beantragte darauf beim Gewerbegericht, Cosbach zu einer fiebentägigen Lohn, Kost- und Logisentschädigung zu verWelcher Art dieses Mahl" ist, brauchen wir wohl nicht zu er- das schlimmste zu befürchten. zählen. Es war uns nicht möglich, es länger in dieser stinkenden Angesichts solcher elenden Zustände, wie sie hier im öftlichen aber nicht in Arbeit gestellt ta'e. Kläger berief sich auf die Angesichts solcher elenden Zustände, wie sie hier im öftlichen Engagementskarte, nach welcher er nur Sonntags und zwar bis Höhle auszuhalten, schnell eilten wir ins Freie. Wer in eine Theile Deutschlands herrschen, muß man sich doch fragen: Wo 2 Ein Ver solche Wohnung" tritt, der lasse alles Gefühl für Reinlichkeit ist denn das Zentrum, dessen jahrzehntelange unumschränkte Uhr nachmittags hätte entlassen werden tönnen. Vorsitzenden Leo wurde von den Herrschaft in Oberschlesien auch jetzt noch besteht? Wo ist die gleichsvorschlag des Und doch find solche Räume noch nicht die schlimmsten. Partei, die so oft sich als die erste Arbeiterpartei gerirt? Hier in OberParteien angenommen, worauf der Vorsitzende folgendes Unsere Genossen erzählen uns von Zimmern, bewohnt von sechs schlesien giebt es wenig Sozialdemokraten, von Gott hergesandt, um worden mit der Abgabe der Karte und ihrer Annahme durch den ausführte: Das Arbeitsverhältniß wäre erst perfekt ge bis acht ledigen Arbeitern, deren ganzes Möbelment aus die fürsorgende Thätigkeit der Ultramontanen zu verhindern. einem Strohlager, sum" Bett" für alle Wohnungstheilhaber So wenigstens lesen wir oft, sollen sich die Sozialisten in den Arbeitsverhältniß zwischen den Parteien bestanden und der BeBeklagten. Wie die Dinge lagen, habe also noch gar kein bestimmt, bestehe. Schaudernd wendet sich der Kulturmensch von Gegenden, in denen sie herrschen, dem Zentrum gegenüber Arbeitsverhältniß zwischen den Parteien bestanden und der Be diesem Bild menschlichen Elends ab. Das empörendste bei solchen verhalten. tlagte wäre an und für sich nicht verpflichtet Szenen ist aber, daß das Oberhaupt dieser so verkommenen Wir gestehen nochmals: Nie sahen wir größeres Glend gewesen, die Karte zu nehmen. Es hätte ihm freigestanden, Familie täglich 10-12 Stunden im Dienst des Kapitalismus einer Arbeiterklasse, wie hier in Oberschlesien ; niemals trafen ihm aus irgend einem Grunde der Meister, zu dem er kam, nicht den Kläger einzustellen oder nicht. Auch hätte der Kläger , wenn frohudet. Daß er unter Lebensgefahr der Erde die schwarzen wir größere bürgerliche und meralische Degeneration als gerade gefiel, die Abgabe der Karte verweigern und unbehelligt seiner Diamanten entreißen muß. Morgens früh um 4 Uhr wandert hier und doch steht hier der Zentrumsthurm, noch un- Wege gehen können. Schon weil die Karte nicht abgegeben war, der Arme zur Grube oder Hütte, um dort in strenger Frohnde erschüttert. Unbeschränkt beherrscht hier der Klerus die Geiſter, hätte der Kläger keinerlei Rechtsansprüche an den Beklagten, das Und doch verdient ein solcher Proletarier nicht einmal so viel, Was hat nun das Zentrum für die elenden niederschlesischen habe der Gerichtshof einen Vergleich für die beste Erledigung bis zum Nachmittag 3/2 Ubr, oft noch weit länger, zu schuften jede Auflehnung gegen seine Autorität erfolgreich niederschlagend. hätte der Kläger feinerlei Rechtsansprüche an den Beklagten, das juristische Recht sei also auf seiten des Beklagten. Immerhin um einigermaßen menschenartig leben zu können. 2 bis 2,60 m. Proletarier gethan? ist sein Zagelohn. Nur wenige verdienen mehr; über 3,50 M. pro Noch eins! Es wurde uns erzählt, die fiskalischen Gruben dieses Prozesses gehalten und denselben deshalb befürwortet. Tag verdient sehr selten der oberschlesische Bergmann. Wallt nicht feien gegenüber den sogenannten herrschaftlichen" Gruben Reichs Versicherungsamt. Unfälle bei frei. das Blut, wenn man daran denkt, wie ein Mensch trotz harter( Privatgruben) noch Gold". Auf den königlichen Gruben und willigen Hilfeleistungen in Betrieben, in welchen die Arbeit in solch unmenschlicher Weise sein Dasein fristet? Hütten herrsche ein viel größeres Maß von persönlicher betreffenden Arbeiter nicht ständig arbeiten, werden unter UmArm, schrecklich arm ist das oberschlesische Volt. Wir geben Freiheit für die Arbeiter, als in den Privatetablissements. Wir ständen als entschädigungspflichtige Betriebsunfälle angesehen. gern zu, daß der Fusel einen guten Theil des Lohnes frißt. begaben uns auch zu den bei Zaborze- Dorf liegenden Schächten Der Arbeiter Zöllner verdiente sich seinen Lebensunterhalt damit, Aber ist das nicht erklärlich? Wo jede geistige Beschäftigung der Wolfganggrube. Draußen auf den Abladestellen waren fast daß er beim Verladen von Rüben, Zucker u. s. w. in berzitfehlt, wo strenge, lang anhaltende Arbeit den Körper vernichtet, nur Frauen und Mädchen beschäftigt, die geförderten Kohlen zu stehende Elbfähne half. Er war nicht fest angestellt, fand sich wo durch Gewohnheit seit Alters her Schmutz und Elend den verladen. Im fürchterlichen Schmuß barfuß(!) oder nur mit aber regelmäßig an Ort und Stelle ein, da er wußte, Proletarier verfolgen, will man da fittliche Maßstäbe an die Pantinen bekleidet, quälte sich hier der schwächere Theil des daß er Beschäftigung finden würde. Im Oktober 1893 Berworfenheit legen? Nur Pharisäer und Heuchler können dies, Menschengeschlechts an schweren Karren und Wagen. Wir hatte er an zwei Tagen für einen Schiffer Zuckersäcke der ehrliche Mensch hat hier nur Mitleid, kein Verdammen. brauchen das Bild nicht weiter auszumalen. Man bedenfe nur: verladen, welche Arbeit er am folgenden Tage fortzu Abends saßen wir im Hause eines Genossen, inmitten einer barfuß, schlecht bekleidet und dabei der Kohlenschmutz. Das waren feßen hoffte. Obwohl am nächsten Vormittage nichts zu thun guten Anzahl von Berg- und Hüttenmännern. Die polnische nun die Mütter der oberschlesischen Bevölkerung. Was für Kinder war, blieb er auf der Betriebsstätte, da für den Nachmittag Sprache, die hier durchweg gesprochen wird, erschwerte das Ver- ein Wesen gebären wird, das tagaus tagein den dichten Roblen- wieder Beschäftigung in Aussicht stand. Während 3. wartete, fländniß und wir mußten oft zu einem Dolmetscher greifen. Staub einathmet, ist leicht zu denken. Die blaffen, strophulösen geschah es, daß ein Schiffer sich vergeblich bemühte, seinen Kahn Aber was wir hörten, genügte uns vollkommen. Wir fahen Kindergesichter, denen man hier auf Schritt und Tritt begegnet, loszustaken, den er an einen Dampfer hängen wollte. Es hauste hinein in einen solchen Abgrund von Jammer, Noth und sagen genug. zur Zeit ein furchtbarer Sturm, der den Kahn immer wieder Kummer, daß wir oft sprachlos da saßen. Schlechter Lohn, schlechte, brutale Behandlung, unglaublich niedrige Lebensweise, völlig unzureichende Wohnung, das sind die immer wiederkehren
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draußen!
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Diese weiblichen Arbeiter erhalten nun für ihre harte zehn- an das Nachbarschiff herantrieb. Hilfebereit sprang der stündige Arbeit pro Tag 80 Pf. bis 1 M. Von der Arbeit Besitzer desselben, der Arbeitgeber des Zöllner vom Tage dürfen sie sich auch beim schlechtesten Wetter nicht bewegen. Ob vorher, dem sich vergeblich abmühenden Berufsgenossen zur
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Geheimniß
Aufdringlich thaten sie im Stil der Romödie alle; die Guten im anschauung sich im Widerspruch mit der modernen Welte Kunft und Wissenschaft. Stücke unterstrichen ihre naive Gemüthlichkeit und die Bösen anschauung befinde, welche zum großen Theil auf Den Im Berliner Theater hat" Die Grille" der seligen Birch. trugen ihren rohen Unverstand gar grausam zur Schau. Errungenschaften der modernen Wissenschaft beruhe. Obwohl Pfeiffer ihre fröhliche Auferstehung gefeiert und so darf man sich In Eckstein's Verlagsanstalt ist soeben ein Kunstblatt in dies eine Binsenwahrheit ist, ist die Wiederholung, Betonung and nicht verwundern, daß auch die sogenannten Novitäten des Kupferäßung erschienen: Gedentblatt zur Vollendung Darlegung derselben der bürgerlichen Gesellschaft gegenüber, Berliner Theaters altväterlichen Anstrich bewahren. Am Donnerstag des neuen Reichstagsgebäude 3. Dasselbe ist eine welche sich in den tonangebenden Kreisen heute so fromm an gab man eine neue Komödie„ Nachruhm" von Robert Misch vorzügliche Reproduktion des Franz Würbel'schen Kolossal ſtellt, nicht überflüssig, sondern nüßlich zu nennen, und hätte und errang mit wohlfeilen Mitteln einen wohlfeilen Erfolg. Wie gemäldes, das die Mitglieder der Reichstags Baukommission daher dieser erste Theil der kleinen Broschüre eine etwas eins in der„ Grille" die mißachtete Bauerntugend triumphirt, so sowie die übrigen Mitarbeiter am Reichstagsgebäude : Künstler, gehendere Darstellung vertragen.- triumphirt im„ Nachruhm" das schnöde verkannte Künstlergenie, Kunsthandwerker und Handwerker um das Reichstagsgebäude Der Verfasser zieht dann den selbstverständlichen Schluß, und wen freut derlei mehr, als den braven Mann im Parkett gruppirt zeigt. Von den letteren beiden daß der konfessionelle Religionsunterricht überflüssig und seits Kategorien des Theaters? Zu dem hungernden, verzagten Komponisten mag so mancher nur in seiner Eigenschaft als Firmen- raubend, ja durch seinen Gegensatz zu der Weltanschauung, die der Liedertafel. Der mißhandelt mit seiner robusten, in greller fehlenden Arbeiter auf dem Bilde figuriren sollten. Bielleicht Religionsunterricht in fittlicher Beziehung; es ist ja ganz Roland kommt der reiche progige Seifensteder Klemm, Präsident träger aufgenommen sein, während eigentlich die hier natürlich durch die übrigen Unterrichtszweige und das Leben herangebildet werde, geradezu schädlich sei. Besonders schädlich ist der Karrikatur vorgetragenen Philisterhaftigkeit den verwöhnten drängt sich auch dem einen oder anderen die Frage auf, wie Musiker, bis dieser die Geduld verliert, lieber auf das nahrhafte so denn der Herr Direktor Knaak in diese Gesellschaft komme. Klar, daß eine Sittlichkeit, welche sich auf der Religion Ant eines Dirigenten der Liedertafel verzichtet und dem Seifen- Die Gruppirung der 270 Porträts ist sehr geschmackvoll und ge Religion aber wird im Bewußtsein jedes modernen Menschen, mit dieser selbst ins Wanken tommt. Die im Publifum. Denn so viele Seifensieder auch da unten im des Künstlers bleibt es, warum der Schöpfer des Baues selbst bei den aufrichtig Frommen, mindestens eine zeitlang start Zuschauerraum figen mochten, jeder einzelne ist höchlich- Wallot so in den Hintergrund gedrängt erschüttert. Daß sehr viele dann mit der Religion zugleich froh, daß er nicht sei, wie sein Vorbild auf der Bühne, und die ist, daß man ihn förmlich suchen muß, während jeden fittlichen Halt verlieren, ist eine traurige Thatsache, für selben Leute, die im Leben den Komponisten einen heillosen ningekehrt die Porträtbüste des jetzigen Kaisers so welche die bodenlose Gefühlsroheit speziell der sogenannten besser Narren nennen würden, klatschen im Theater seiner Bravour sagen wir byperloyal in den Vordergrund gestellt ist. gebildeten Jugend lautes Zeugniß ablegt. Gerade aus diesem Beifall. Man glaubt es taum, welchen Seelenadel ein tief- Nach den Urtheilen, die er über den Bau als den" Gipfel der Grunde müßten selbst die Frommen im Lande der Begründung gerührtes Publikum an einem einzigen Theaterabend aufzubringen Geschmacklofigkeit" gefällt haben soll, ist es fraglich, ob er selber einer vom religiösen Bekenntniß unabhängigen Ethik das Wort im stande ist. Dem armen Komponisten geht es täglich schlechter. sich dadurch so geschmeichelt fühlt, wie es vielleicht die Absicht reden. Nachdem Verfasser den genannten Punkt gestreift, jedoch Seine Lieder werden nicht gedruckt, seine Oper wird nicht des Künstlers gewesen. Der Preis des Künstlerblattes 70 m. nicht genügend beleuchtet hat, wendet sich an die Dem Genie grinst überall die Dummheit ohne, 100 M. mit Rahmen ist, so hoch er flingt, ver- deutschen Lehrer mit der Aufforderung, sich zu dem offenen angenommen. entgegen. Verzweifelt verläßt der Komponist Heimath und Weib hältnißmäßig nicht theuer. Das Originalgemälde ist 3. 3. im Bekenntniß zu ermannen, daß der Religionsunterricht aus und geht nach Südamerika . Inzwischen aber ereignet sich das Saal 23 des Reichstagsgebäudes ausgestellt. der Schule zu beseitigen und durch einen allgemeinen Wunderbare, das Theatermärchen. Ein Gerücht taucht auf: der Moralunterricht zu ersetzen sei. Unser Genosse und Mitarbeiter, der italienische AhMusiker, der vermißt werde, habe sich im Vierwaldstädtersee ertränkt. Das Gerücht wird geglaubt und ihm hat der Künstler geordnete Prosessor Enrico Ferri befindet sich augenblicklich zu verdanken, bei Lebzeiten seinen Nachrühm in Brüssel , wo er an der Freien Universität" einen Zyklus tosten zu dürfen. Der unglückliche Selbstmörder wird von Vorträgen hält. über Nacht berühmt. Die Verleger reißen sich um seine Kompofitionen, die Direktoren um seine Oper. Die banaufijchen Tabler von ehedem schreiben die glänzendsten Nekrologe; die Seifensieder werden Enthusiasten. Ein längst und oft be- Menschenopfer unerhört!" währter theatralischer Spaß! So hat den Komponisten, der natürlich aus Amerika heimkehrt, der glückliche Zufall ans Ziel gefördert. Das Gemenge aus Sentimentalität und Possen- Der Verfasser der kleinen 21 Seiten langen Broschüre Ult wurde von den Darstellern mit breitem Behagen gespielt. betont, daß der christliche Glaube und die christliche Weit
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Liferavisches.
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Eine solche Aufforderung ist in heutiger Zeit ganz übers flüssig; der Verfasser sagt selbst einige Zeilen vorher, daß die deutschen Lehrer noch unter dem Einfluß der Kirche stehen und garnicht im ftande sind, einmüthig die Beseitigung des Religionsunterrichtes zu verlangen. Sie würden auch schön anlaufen. Die absterbende bürgerliche Gesellschaft bält die Kirche für ein Institut, das sie zu ihrer Aufrechterhaltung braucht; deswegen muß sie gehegt und gepflegt werden, selbst auf die Gefahr hin, daß ab und zu ein Tiener Gottes fich erkühnt, auch einmal den herrschenden Klassen ins Gewissen zu reden. Bt.